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Der Staatsanwalt Feisenberger beantragte, die Schuldfragen zu nern einen. Die beiden Zeugen bättcn offensichtlich die Unwahrheit gesagt. Man dürfe dem Angeklagten glauben, daß er sein Leben gefährdet glaubte, da er aus seinen früheren Erfahrungen heraus allen Grund hatte, die Streikenden zu fürchten. Wenn er sich vielleicht auch nicht wirklich in Notwehr befunden hätte, so doch in Putativnotwehr(vermeintliche Notwehr). Und wenn er die Grenzen der Notwehr überschritten habe, so habe er das in Bestürzung und Schrecken getan. Gewiß sei es bedauerlich, daß durch den Schuß ein junger Mensch zu Tode gekommen sei, aber nicht den Angeklagten treffe die Schuld, sondern diejenigen, die die Verhältnisse so zugespitzt hätten, daß man wenig waffenkundigen Leuten, wie dem Auge- klagten, das Waffentragen zu ihrem Schutze habe erlauben müssen. Die Geschworenen verneinten nach kurzer Beratung die Schuldfragen, worauf der Gerichtshof aus Freisprechung erkannte.___ Auch eine Affenkomödie. Es ist auch eine schöne Gegend, der Reichstags Wahl- kreis Memel-Heydekrug. Schon tSOb mutzte dort der nationalliberale Kommerzienrat Schwabach- Berlin sein Man- dat niederlegen, er war dazu toohl moralisch gezwungen. Von konservativer Seite kam ein Wahlprotest, da nach ihrer Feststellung ein großer Teil der Wähler durch Geld, und Bierspenden zugunsten des Herrn Schwabach bestochen worden und gestimmt hätte. Wenn das junkerlicher Schnaps und der Kandidat ein Konservativer gewesen wäre. ja. Bauer, das ist etwa? anderes, aber so wir protestieren! Wie wenig übrigens bei der Schwabachschen Agitation der politische Anstand zu tun hatte, zeigten auch rote Plakat«, die man damals am Tage vor der Stichwahl in Memel und seinen Vor- orten unter den Hunderten von Arbeitern verbreitete. Die Ge- nossen wurden darin aufgefordert, nach dem angeblichen Beschluß einer ebenso angeblichen Parteiversammlung für Schwabach zu stimmen. Wer dieses Plakat verbreitet hat, ließ sich leider nicht feststellen! Wie es bei der Wahl von 1912 im Wahlkreise Memel - Heydekrug ausgesehen hat und wie es jetzt dort zugeht, zeigen folgende schöne Bemerkungen, die wir der jüngsten Nummer des ..Bund der Landwirte für Ostpreußen", amtliches Blatt der Provinzialabteilung, entnehmen. Es wird da festge- stellt, daß der Herr Geheimrat Schwabach kürzlich wieder einmal eine Tournee durch seinen Wahlkreis absolviert habe, angeblich, um von feister parlamentarischen Wirksamkeit Rechenschaft zu geben. Getreulich sekundiert wurde Schwabach von dem neuen nationalliberalen Parteisekretär Pa- w e l z i g. Die von diesem gehaltenen Reden überschritten in so vielen Fällen das Maß des Gewöhnlichen, daß derBund der Landwirte für Ostpreußen" eS sich nicht versagen kann, ein Beispiel herauszugreifen: Das Freibier.In einigen Kreisen, wo Landräte Abge­ordnete sind, stehen die Wähler unter deren Kommando. Bier- fässer werden angerollt, die Leute gehen wie Vieh zur Tränke und lassen sich für Bier und Schnaps die Freiheit nehmen. Doch jetzt steigt die Morgenröte auf. der hoffentlich bald der helle Sonnen- schein folgen wird." Alfo schloß Herr P. in Deutsch -Crottingen und baldigst folgten zwar kein Sonnenschein, wohlaberdrei A ch t e l F r e i b i e r! In Dargussen gab es ein AchtelBier. einen Liter Schnaps, in Starrischken wurden zwei Achtel Bier und drei Liter Schnaps gespendet. Ja, so drei Literchen, die können schon eine ganz anständige Morgen- rote' geben! So geht es weiter! Und die Leute, die sich so bekämpfen. gegenseitig mit Schmutz bewerfen und die Wähler mit Bier und Schnaps abjagen, die finden sich brüderlich zusammen. wenn es gilt, den.Vorwärts" wegen Beleidigung des Dreiklassen- Hauses zu belangen. Auch das ist eine A f f en komödie. Oefttmtcfo-CIiigarne Südslawische Obstruktion. Wie«, 12. November. Abgeordnetenhaus. Bei Fort- setzung der Debatte über die die Erlasse des Justizministers be- treffenden Interpellationen ergriff heute 11 Uhr vormittags als erster Redner der slowenische Abgeordnete Verstovsek das Wort. Im Verlauf semer Ausführungen verwahrte er sich dagegen, daß seiner heutigen Rede etwa eine Obstruktionstendenz untergeschoben würde. Die Gründe für die schärfere Tonart lägen vielmehr in den Zu- ständen in Kroatien und in den Verhältnissen'in denWilajets" L-teiermark und Kärnten . Der Abgeordnete Verstovsek beendete um 3% Uhr seine Rede, nachdem er vier und eine halbe Stunde gesprochen hatte. Nach ihm ergriff de- deutsch -nationale Abge- ordnete Roller daS Wort. Belgien * Miuisterkrise. Brüssel , IL November. Die belgische Regierung plant eine Umgestaltung des Rekrutierungsgesetzes und damit eine Erhöhung des Effektivbestandes der Armee. lieber die Ausgestaltung der Reformen find offenbar im Ministerium Differenzen entstanden. Der Kriegsminister General Michel hat nämlich heute seine Demission gegeben, die der König angenommen haben soll. Brüssel , 12. November. Der Ministerpräsident de Broqueville ist zum Kriegsminister ernannt worden. Das Portefeuille des Verkehrs- Ministeriums, das er bis jetzt verwaltet hat. wird geteilt in ein Eisenbahnministerium, das der frühere Minister für Ackerbau und öffentliche Arbeiten van de Vyvere verwaltet, und in ein Marine-, Post- und Telegraphenministerium, an deffen Spitze der Antwerpener Deputierte SegherS tritt. Der ehemalig« Deputierte Helleputte tritt wieder in das Ministerium ein und wird wie früher Minister für Ackerbau und öffentliche Arbeiten. Eine Regierungserklärung. Brüssel , 12. November. Ministerpräsident deBroque- ville leitete die Arbeiten der Kammer mit der Verlesung der programmatischen Erklärung ein, die unter anderem ein Gesetz über die Versicherung gegen Alter, Krank- heit und Invalidität, ferner ein Gesetz zur Schaffung billiger Wohnungen und außerdem eine Militärreform vor- sieht, die geboten erscheine durch die Rolle, die Belgien b e i einem etwaigen Kampfe der West mächte Europas unter Umständen spielen könne. Obwohl Belgien das größte Zutrauen zu den Mächten habe, die seine Neu- tralität garantiert hätten, könne doch die Möglichkeit nicht von der HanA gewiesen werden, daß alle Garanten der belgischen Neutralität unter Umständen Kriegführende werden könnten. Deshalb dürfe nicht geleugnet werden, daß die strategische Lage des Landes Sicherheiten erfordere, damit man sich aus- schließlich auf die nationalen Streitkräfte stützen könne. Der Ministerpräsident erklärte weiter, daß im Laufe der Session der Kammer ein Schulgesetz zugehen werde. Von einer Partei sei die V e r f a s s u n g s ä n d e r u n g ge- fordert worden unter gleichzeitiger Drohung. die nationale Tätigkeit zu suspendieren, wenn ihren Wünschen nicht Folge geleistet werde. Die Rc- oierung erkenne an, daß die Formeln des Wahlrechts ab- änderungsfähig seien, man müsse es aber ablehnen, unter einem Druck zu verhandeln, jedenfalls müsse erst die Basis einer Nerstänstiaung, die zwei Drittel der Kammermitglieder ' Verantw. Redakt.: Llfred�Wieleptz/ Neukölln. Inseratenteil verantw auf sich vereinige, gefunden werden, ehe diese Frage in An- griff genommen werden könne. Hierauf st eilte der Deputierte Vander- Velde im Namen der sozialistischen Partei den Antrag auf Abänderung der Ver- f a s s u n g. Die Verhandlung über die ministerielle Erklärung wird kommende Woche beginnen.__ Demonstration des Brüsseler Proletariats. Brüssel , 12. November. (Privattelegramm desVor- wärts".) Zur heutigen Parlamentseröffnung hatten die Brüsseler Parteiorganisation und das Gewerkschaftskartell große Demonstrationen organisiert. Alle organisierten Ar- beitcr feierten. Der Zug, welcher die sozialistischen Abge- ordneten und die Träger einer Petition zugunsten des gleichen Wahlrechts bis zum Parlament begleitete, war gewaltig. Das Parlamentsviertel war zwar abgesperrt, aber die Polizei- kordons waren zu schwach, um die Massen zurückzuhalten, die ohne Ausschreitungen bis zum Parlament vor- drangen. Dort wurden die Abgeordneten mit Hochrufen auf das gleiche Wahlrecht empfangen. Erst nach Ansang der Sitzung gelang es der Polizei, die Manifestanten in die untere Stadt zurückzudrängen. England. Eine Schlappe der Regierung. London , 11. November. Unterhaus. Die Regierung erlitt heute bei Beratung der Homerulebill eine u n e r- wartete Niederlage, indem ein Abänderungsantrag der Opposition in bezug auf den finanziellen Teil des Gesetzes mit 228 gegen 206 Stimmen angenommen wurde. Das Amendement war von dem Unionisten Sir Frederik Banbury beantragt worden. Es setzte fest, daß die unter den Verordnungen der Homerulebill von dem englischen Schatzamt an das irische Schatzamt jährlich zu zahlende Summe 2 500<XX) Pfund Sterling nicht über- steigen sollte. Die Regierung hatte-dem Amendement wenig Gewicht beigemessen. Der Generalpostmeister Samuel sprach gegen den Antrag und bezeichnete ihn als unzweckmäßig. Die Liberalen hatten nicht vermutet, daß die Opposition einen plötzlichen Angriff geplant hatte. Das Haus ist bei Eröffnung der Montagssitzung gewöhnlich nicht stark besetzt, doch war die Opposition heute nachmittag in ihrer ganzen Stärke zur Stelle. Nach kurzer Debatte schritt mau zur Abstiinmung und gleichzeitig, noch ehe die Stimmenzahl bekannt gegeben war. wußte man, daß die Regierung eine Niederlage erlitten hatte. Laute Jubelrufe tönten aus dem Abstimmungssaal, in dem die Unionisten ihre Stimmen abgaben. Als Banbury wieder den Saal betrat und aus den Händen des Clerks die Liste mit der Stimmenzahl empfing, was bedeutete, daß sein Amendement durchgegangen war, brachen die Mitglieder der Opposition in eine Demonstration des wildesten Enthusiasmus aus. Sie sprangen auf, ergingen sich in tosenden Beifall und warfen ihre Hüte in die Lust. Es verging einige Zeit, bis das ziffernmäßige Resultat der Abstimmung bc- kannt gegeben werden konnte. Es ließ den Enthusiasmus der Opposition noch einmal zum Ausbruch kommen. Bonar Law erhob sich und gab dem Siegesgcschrei der Opposition die Direktive. Asquith , der nicht zu- gegen gewesen war, wurde sofort herbeigerufen. Nach einer Konferenz mit dem Haupteinpeitscher beantragte er die Ver- tagung der Debatte. Dies Anzeichen des Dilemmas, in dem sich die Regierung befand, verursachte einen neuen Ausbruch tosender Jubelrufe von feiten der Oppositionsmit- glieder. Sie schrien, als Asquith das Haus verließ, ihm zu: Leben Sie wohl l Das Land wartet auf Sie. Sie werden niemals zurückkehren." Der Antrag auf Vertagung wurde angenommen, worauf das Haus auseinanderging. Sofort nach Vertagung des Hauses wurde eine Kabinettssitzung einberufen, um die neu geschaffene Situation in Erwägung zu ziehen. Die Niederlage der Regierung hat große Schwierigkeiten technischer Natur iin Gefolge, da das Amendement die Wirkung haben kann, daß die finanziellen Bestimmungen der Homerulebill ernstlich gestört werden, und da mancherlei Hindernisse einem Widerruf des Beschlusses durch das Haus im Wege stehen. Loudou» 11. November. In einer heute abend veröffent- lichten offiziellen Kundgebung erklärt die Re- gierung, daß sie die heutige Abstimmung nicht als eine solche ansehe, welche eine Aenderung ihres Programms herbeizuführen geeignet fei. Insoweit als die heutige Abstimmung den am letzten Donnerstag in der Kommission mit einer Majorität von 121 Stimmen angenommenen Beschluß umstoße, werde die Re- gierung Schritte tun, um die wirkliche Meinung des Hauses zu erfahren. Die Kundgebung erinnert daran, daß Asquith in einer am 5. Oktober in Ladybank gehaltenen Rede erklärte, er würde seinen Weg nicht durch derartige unerwartete Unter- Hausabstimmungen beeinflussen lassen. London , 12. November. (Privattelegramm des P o r w ä r t s".) Die Niederlage, die die liberale Regierung gestern abend bei der Abstimmung über eine Finanzklausel zur Homerulevorlage erlitt, dürste für die politischen Ver- Hältnisse Englands keine ernsthasten Folgen haben. Es handelte sich um eine sogenannte Snapdivision, bei der die konservative Opposition die sich in Sicherheit wiegenden liberalen Einpeitscher überraschte, indem sie plötzlich einen in einem benachbarten Klub im Hinterhalt liegenden Haufen Konservativer telephonisch nach dem Parlament rief, mm ein absurdes, von dem Clown der konservativen Partei gestelltes Amendement durchzudrücken. Anfangs glaubte man, daß die Regierung verloren sei. Man berief sich auf einen Präzedenz- fall im Jahre 1905. als Balfour ein ähnlich unerwartetes Abstimmungsresultat benutzte, um zu demissionieren. Aber der heutige Fall liegt etwas anders. Damals war die kon- servative Partei durch die Chamberlainschen Propaganden und Intrigen gäirzlich zerrüttet und Balfour konnte sich nicht mehr halten. Die jetzige liberale Regierung verfügt aber unter normalen Verhältnissen über eine Mehrheit von über 100 Stimmen. Die Regierung hat daher beschlossen, zu bleiben. Es ist interessant, zu erfahren, daß sich von den 41 Arbeiterparteilern nur 11 an der Abstimmung, und zwar zugunsten der Regierung, beteiligten. London , 12. November. Unterhaus. Vor voll­besetztem Hause und unter allseitiger großer Erregung, gab Ministerpräsident Asquith die Erklärung ab, er werde morgen einen Vorschlag einbringen dahingehend, daß die gestrige Entscheidung des Hauses über das Amendement Banburys für ungültig erklärt werde.(Lachen auf xh.Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.u Verlagsanstait Seiten der Opposition, Bestall bei den Ministeriellen. Die Debatte über diesen Borschlag wird allgemeinen Charakter tragen und die Abstimmung darüber wird auf ein Ver- trauensvotnm hinauslaufen. Die finanziellen Vorschläge der Homerulebill werden Gegenstand neuer Erwägung sein, wenn der Vorschlag angenommen wird und es besteht kein Zweifel, daß sich die Regierung ihre gewöhnliche Majorität sichern wird._ Hus der parte!* Unser französisches Zcntralorgan, dieHumanite". wird vom Dienstag, den 2b. Januar, an sechsseitig erscheinen. Außerdem soll das Blatt, wie in der Montagnummer mitgeteilt wird, in Zukunft in einer der Partei gebörigen Druckerei hergestellt werden. Der Nationalrat (Parteiausschuß) beschloß, eine neue A«- leihe von 300 000 Frank zu diesem Zweck aufzunehmen. Die r* Frage kommenden.Korporationen erwarten, daß durch die Errich- tung einer eigenen Druckerei für dieHumanite" die erzielte» jährlichen Ersparnisse sich aus nicht weniger als 10 000 Frank wo- laufen werden.___ Protokoll vom Clicrnnihct Parteitage. Die erste Auflage ist vollständig vergriffen. Organisationen, die ihre Bestellungen noch nicht aufgegeben haben, bittet der Ver- lag Buchhandlung Vorwärts, Paul' Singer E. m. b. H., Berlin , dies sofort zu tun, da die zweite Auflage der Höhe der eingegangenen Bestellungen angepaßt wird und ein weiterer Nach- druck nicht stattfindet.___ polizeiliches, Gerichtliches uftp. 1000 M. Geldstrafe erhielt der frühere Redakteur derFreien Volkszeitung" in Göppingen (Württemberg ), Genosse Dr. Thalheim er, vom Schwurgericht Ulm zudiktiert für zwei Artikel, in denen eine Aufreizung zum Klasscnhaß und zwei Aufforderungen zum Un- gehorsam gegen Gesetze erblickt wurden. Von den beiden letzteren Vergehen wurde eines von den Geschworenen verneint, das andere bejaht, ebenso die Austeizung zum Klassenhaß. Der eine Artikel richtete sich unter der Aufschrift:Reserve hat Ruh" ap die cnt- laffencn Reservisten, die ausgefordert wurden, sich der Sozial- demokratie anzuschließen. Um das Maß der Empörung zu illustrieren, das der Militarismus auslöse, wurde das Beispiel des albanischen Soldaten angeführt, der seinen Offizier erschoß. weil ihm dieser eine Beleidigung zugefügt hatte. Unter dem Wider- spruch des Angeklagten nahm der �Staatsanwalt an, daß zur Nach- ahmung dieses Beispiels aufgefordert wurde. Ter andere Artikel bildete einen Bericht über eine Rckrutcnabschicdsfeicr, in dem gesagt wurde, gegebenenfalls sollten sich die Soldaten des 1. und 5. Gebots erinnern und sich nie gegen das eigene Volk mißbrauchen lassen. Dieser Satz wurde als Äeußerung des Genossen Kinkel, der eine Ansprache gehalten hatte, wiedergegeben. Kinkel, gegen den gleichfalls seinerzeit Anklage erhoben worden war, bestritt, so gesprochen zu haben und wurde deshalb außer Verfolgung gesetzt. Sei'!ZaIIisn!ineg. Bürgerliche Abgeordnete gegen den Krieg. Wien , 12. November. (W. T. B.) Abgeordnetenhaus. Nach einer IVistündigen Rede des slawischen Abgeordnete» Ver st ob sei sprachen die Abgeordneten Roller, Renner und Stransky. Letzterer wurde wegen der Ausfälle gegen den Justiz mini st er tviederholt zur Ord- n u n g gexufen, was von den Sozialdemokraten und Tschechen mit lärmenden Protestrufen erwidert wurde. Die gestern ein- gebrachte Vorlage betr. Abänderung des Wechselrechts Wurde im dringlichen Wege ohne Debatte n: allen Lesungen angenommen. Am Schlüsse der Si tz.u ng protestierte der all» deutsche Abgeordnete Jro auf das nachdrück» lichste gegen die etwa bestehende Absicht, deut» sches Blut für die Rettung der verfehlten öfter- reichischen Politik hinzugeben, während die öfter» reichischen Slawen offen mit den Balkanslawen staternisicrcn. Der Präsident möge die maßgebenden Faktoren zu einer baldigen Erklärung der unbedingten Friedensabsichten der Monarchie ver» anlassen. Der tschechisch-radikale Abgeordnete Klofac erklärte, die Bevölkerung ohne Unterschied der Nationalität wolle keinenKrieg. Der christlich- soziale Abgeordnete I e r. zabek rief dazwischen: Dann mutz aber erst Serbien seine Frech- heiten beiseite lassen!(Anhaltende Zwischen- und Pfuirufe bei den Tschechisch-Radikalcn und andauernder großer Lärm.) Abgeordneter Klofac erklärte fortfahrend: Die Tschechen wollen eine aufrichtige Freundschaft mit den vereinigten Balkanstaaten. Das Balkan - Problem mutz definitiv gelöst werden. Wer eine Autonomie Albaniens verlangt, gefährdet die weitere Ruhe Europas . Die Slawen verlangen, daß ihre Gefühle ebenso re­spektiert werden, wie die deutschen. Kein Krieg mit Deut- scheu und auch nicht mit Slawen!(Beifall bei den Tschechisch-Radikalen.) Ständiges Vorrücken der Bulgaren . Sofia , 12. November. (W. T. B.) DieAgence Bulgare" meldet: Die in Mazedonien operierenden bulgarischen Truppen haben am 6. November die Städte Strumiza und Demir- hissar eingenommen. Die bulgarischen Truppen dran- gen vorgestern bis zu den T sch a ta l d s cha. S t e llu n- gen vor, ohne auf irgendwelchen Widerstand zu stoßen. Die Städte Rodosto. Eregli, Siliwri und Midi« sind besetzt. Die zweite bulgarische Armee, die Adrianopel belagert, zieht den Belagerungsring um die Stadt immer enger. Die Forts Papaztepe und Kartaltcpe stich eingenommen worden. Die Ge­rüchte, daß die Bulgaren bei Einnahme dieser Forts große Vcr- luste erlitten hätten, entbehren jeder Begründung. LritzU jyacbricbtcn. Protestaktion gegen das russische Bluturteil. Petersburg. 12. November.(W. T. B.) In einem großen Teile der hiesigen Fabriken wurde heut- als Protest gegen daS in Sebastopol gegen 17 Matrosen gefällte Todesurteil gestreikt. Auch in Riga traten die Arbeiter viel- fach in den Ausstand. Chinesischer Protest gegen das russische Intrigenspiel in Ostasien . Mulden, 12. November.(W. T. B.) Das russisch -mongolische Nebereinkommen hat in der gesamten Presse große Er­regung hervorgerufen. Die Blätter erblicken in dem- selben den Wiederbeginn de rrus fischen Tätigkeit im fernen Osten und sehen eine baldige Annexion der Man- d s ch u r e i voraus. Angesichts der erwiesenen Feindschaft Ruß- lands gegen China klagen sie Rußland an. daß es die Zerstucke- lung Chinas einleite und fordern die Regierung auf, mit einer militärischen Expedition nach Ähalka darauf zu antworten. Sie sind überzeugt, daß die Nation die Würde und Integrität Chinas zu schützen wissen wird._______ GäulSingera Co�Berlin SW. Hierzüö'Beilägen u.Nnterhaltungsbb