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Nr. 268.

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Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

29. Jahrg.

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Zelegramm Adresse:

Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1983.

Auf zur Friedensdemonstration!

Freitag, den 15. November 1912.

Schluß des eriten Aktes

im württembergischen

Wahlkampf.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1984.

Mit diesen nationalliberalen Mannesseelen führt nun die Volkspartei gemeinsam den Stampf gegen die Herrschaft Gröbers   in Württemberg  ! Daß Gott erbarm! Und welche Vehemenz die Führer der Volkspartei entfalten, um ihre Wähler zur Durchführung des Abkommens zu zwingen!

Landtags- allebem aber will es ihnen nicht gelingen, den Wider

eine

stand, der in einzelnen Bezirken noch geleistet wird, zu brechen. In dem alten volksparteilichen Bezirk Besigheint, der den Nationalliberalen als Dreingabe zum Wahlabkommen

2

diese an der alten bolts.

Zum nächsten Sonntag ergeht abermals der Ruf an das Proletariat, durch machtvolle Kund­gebungen seinen durch nichts zu erschüttern­den Friedenswillen zu bezeugen. Erneut Am morgigen Sonnabend findet in Württemberg   der erste geschenkt wurde, machte sich gleich nach Bekanntwerden des Wahlgang statt. Es handelt sich dabei um die Wahl der Wahlvertrags der Protest am stärksten geltend. Alles gu wird die internationale sozialistische Arbeiterklasse 69 Bertreter der 69 Ginerwahlbezirke und der 6 Proporzabgeord reden der volkparteilichen Führer fruchtete nichts. Im Gegen durch Massendemonstrationen erklären, daß sie neten für die Stadt Stuttgart  . Die weiteren 17 Abgeordneten teil, der Widerstand verstärkte sich. Eine zuerst aufgetauchte teinerlei Einmischung in die Balkanhändel werden erst 5 Wochen später durch die gesamte Wählerschaft wildliberale Standidatur verschwand wieder und eine Gruppe des Landes im Wege der Verhältniswahl gewählt. Nur in von Mitgliedern der Volkspartei trat aus der Organisation will, daß ihr weder Albanien   noch sonst irgend der starten Hälfte der 69 Bezirke wird die Entscheidung im aus, um in dem Mühlenbefizer Fackler einen ausgesprochen ein Kompensationsobjekt die Knochen auch ersten Wahlgang fallen, in den übrigen findet im zweiten demokratischen Protestkandidaten aufzustellen. Jm Bezirk nur eines einzigen Bürgers wert ist. Wahlgang das französische   Verfahren Anwendung. Maulbronn   ist es zwar so weit nicht gekommen, aber die Obgleich der volksparteiliche Führer v. Payer zu Beginn liberale Presse muß zugeben, daß auch hier die Ver Die Friedensschalmeien, die von Zeit zu Zeit des Wahlkampfes dem Lande verkündete, alle großen Reformen ftimmungen" über das Wahlabkommen bis zum Wahltag ertönen, dürfen die Wachsamkeit der inter  - feien vollendet, in der Zukunft gebe es wenig mehr zu tun nicht mehr zu beseitigen seien. Volksparteiliche Provinzblätter nationalen Arbeiterklasse nicht einlullen. Hat es und er blicke deshalb mitt einer gewissen Wehmut zurück auf stellen ein Fiasko des Wahlabkommens in Aussicht und die Zeiten, in denen man so dankbare Wahlthemata gehabt bedauern, daß die Volkspartei nicht selbständig aufgetreten die Weltgeschichte doch nur zu oft bewiesen, daß habe, obgleich ferner Konrad Haußmann noch kürzlich be- ist. In diesem Falle wäre, meinen fie, im zweiten Wahlgang sich die herrschenden Mächte durch eigene und hauptete, der Sozialdemokratic fehle es an einer Wahlparole, eine Verständigung mit der Sozialdemokratie leicht möglich fremde diplomatische Ränke in die blutigsten und hat sich der Kampf in den letzten Wochen aufs äußerste ver- gewesen, während nunmehr die Bewegungsfreiheit der Bolts­schärft. Das voltsparteiliche Zentralorgan spricht von einem partei gehemmt sei durch ihre den Nationalliberalen gegen. verhängnisvollsten Kriegsabenteuer hineintreiben Ringkampf um die Herrschaft des Zentrumsführers Gröber über eingegangenen Verpflichtungen. ließen, die sie vordem selbst gar nicht ernstlich wahres Gröber ist von maglosem Haß gegen die Führer der parteilichen Tradition festhaltenden guten Sterle recht, aber in Württemberg  , der jetzt ausgefochten werde. Daran ist etwas Gefühlsmäßig haben wollten. Es gilt, die Lawine gar nicht Boltspartei erfüllt und gibt diesem Haz bei jeder Gelegenheit sie sind schlechte Musikanten, denn sie übersehen, wie sehr erst ins Rollen tommen zu lassen! schärfsten Ausdrud. Schon aus persönlichem Ehrgeiz würde sich die wirtschaftliche Basis des Parteilebens im Laufe Doppelt auf der Wacht hat das Proletariat Gröber die Herren Bayer und Haußmann aus ihrer einfluß der Jahre verschoben hat. Grzellenz v. Payer, der frühere zu sein, da die bürgerlichen Klassen und ihre reichen Stellung gegenüber der Regierung recht gern ver- radikale Advokat, macht heute Agitationsreisen für die Wahl drängen. Aber auch die allgemein politische Wandlung, die nationalliberaler Kommerzienräte, die er früher der politischen Presse wieder einmal total versagen. Statt mit einer Vorherrschaft des Zentrums in Württemberg   ver- Berachtung preisgab. Die Kommerzienräte sind ja auch inner. daß auch nur das liberale Bürgertum erklärte, nüpft wäre, reizt natürlich die schwarzen Wahlmacher zur halb der Volkspartei keine Seltenheiten mehr. Die Volfs. wir wollen feinen Krieg, wir werden uns unter äußersten Straftanstrengung an. Aus eigener Straft vermag partei hat einen starken und immer mehr wachsenden groß. teinen Umständen zum Krieg drängen lassen, Bürttemberg allerdings nie die Herrschaft zu erlangen. Demokraten   alten Kalibers zurückdrängt. Das äußert sich tannegießert es weitschweifig über die diploma- Aber Herr Gröber hätte schon viel gewonnen, wenn auch in ihrer hohen Befriedigung über die Errungenschaften tischen Winkelzüge, über die mutmaßliche Stellung- heit im Landtag bilden könnte. In all den Fragen, in denen Wir haben gar keinen Grund, das Erreichte irgendwie er gemeinsam mit den Konservativen Mehr während ihrer achtzehnjährigen Führung im Landtage. nahme der Balkanmächte, des Dreibunds und der sich firchliche Machtansprüche herbordrängen, ebenso in den zu verkleinern, denn am stärksten hat die antreibende Straft Tripleentente, spekuliert es gleich der Börse ab- Fragen der demokratischen und der allgemeinen Kultur der Sozialdemokratie zu den bisherigen Erfolgen beigetragen. wechselnd in Hausse und Baisse, ohne den gerecht, waren schon bisher die mit Führertalenten wenig ge- daß erst schwache Anfäße einer fortschrittlichen Entwidelung entwickelung. und in den wirtschaftspolitischen Stämpfen erft Aber wir lassen die Bevölkerung auch nicht darüber täuschen, ringsten Versuch, mit tatkräftigem Entschluß fegneten tonservativen Vertreter im Landtag die getreuen in Württemberg   zu verzeichnen find. Die Reformen, die der selbst in die Geschicke einzugreifen, von denen Vasallen des Zentrums. Ist nun das Zentrum in Württem- Landtag zustande brachte, gleichen zum Teil der Echternacher  das Wohl und Wehe ganz Europas  , das berg auf seine stockatholischen Gebiete beschränkt und kann es Springprozession. Die zwei Schritte rückwärts, die mit aus diesen eine stärkere Landtagsvertretung nicht mehr heraus- den drei Schritten borwärts bei der Verfassungs­Schicksal der ganzen europäischen   Kultur ab- holen, so sollen die Konservativen, denen das demagogische reform verbunden tvaren, wollen wir rückgängig hängen kann! Bündlertum die Bauern zutreibt, die Hilfstruppen liefern, die machen. Darum fordern wir mit allem Nachdruck dem Zentrum die Macht sichern. Die draufgängerische bünd- die Beseitigung der Ersten Kammer und Solch stumpfsinniger Fatalismus, lerische Agitation hatte sich schon bisher auf Kosten der hältniswahl für die Berufung der gesamten Zweiten solch blinde Unterwerfung unter das, was liberalen Parteien 15 Landtagsfige erobert, die im Verein Stammer. Aus der Tatsache, daß gerade diese Forderungen die unerforschliche Weisheit der Regierung und mit den 25 Zentrumsstimmen nicht mehr sehr weit von der im Wahlprogramm der Volkspartei fehlen, ja daß diefe der hohen Diplomatie beschließen absoluten Mehrheit des 92 Mitglieder zählenden Landtags Partei die allgemeine Verhältniswahl aufs schärfste bekämpft, mag, fenn­Mit gesteigerter Rücksichtslosigkeit aber ergibt sich, wie weit sie sich von den alten demokratischen zeichnet geradezu vernichtend eine Klasse, die warfen sich die Bündler in den letzten Wochen auf etwa ein Grundsägen entfernt hat. Diese Punkte zeigen aber auch nichts mehr kennt, als die nächste Sorge um das halbes Dugend nationalliberal vertretener Landbezirke, so daß schon, daß es für eine wirklich demokratische Partei in Gelderraffen, die aber selbst dabei nicht einmal selbst der der äußersten Rechten sonst sehr gewogene Schwäb. Württemberg   an einer geeigneten Wahlparole nicht fehlt. Merkur  ". wegen der beispiellosen Hete", die von rechts be- Dazu kommt die prinzipiell wichtige Forderung der Trennung über ihre Nasenspize hinauszusehen vermag. trieben werbe, in einen Aufschrei ausbrach. Was das Zentrum von Stirche und Staat, die im nächsten Landtag auf die Tages­Freilich, die besigende Klasse mag sich auch für in diesen Bezirken zu vergeben hat, führt es restlos den ordnung kommt, die aber im voltsparteilichen Wahlprogramm den schlimmsten Fall damit trösten, daß die fort im ersten Wahlgange für den viel schwächeren Bund ein, Staats und der Kirche". Die Volksschulreform, die der letzte Bündlern zu; in Blaubeuren   tritt es als stärkste Partei so zusammenschrumpft auf die Scheidung der Finanzen des furchtbarsten Opfer an Gut und Blut ja stets in Stünzelsau und Mergentheim   werden im zweiten Wahl- Landtag brachte, war eine Halbheit, der Volkspartei gilt aber von nicht besigenden Klassen getragen werden gange die zahlreicheren Truppen des Zentrums zu den viel die Volksschulgesetzgebung borläufig als abgeschlossen". Ihre müssen, während für Kriegslieferanten und Börsen- weniger zahlreichen der Bündler stoßen, und auch die Führer begründen sogar in ihren Wahlreden die Notwendigkeit fleinen Minderheiten des Zentrums in Crailsheim  , Hall und des llebergewichts des Religionsunterrichts in der Volksschule! spekulanten noch fette Profite abfallen. Brackenheim   kommen den Kandidaten der Konservativen zugute. In der Sozialpolitik wird das bißchen soziales Verständnis, Das Proletariat dagegen weiß, was In diesen sechs Bezirken, von denen fünf bisher national das bei einem Bruchteil der Volkspartei anzutreffen iſt, reich­ein Krieg für es bedeutet. Es weiß auch, daß liberal, einer bolts parteilich vertreten war, besteht die Möglich kompensiert. Durch die Arbeiterfeindlichkeit der Groß­lichkeit der Eroberung durch die Konservativen. industriellen, die sich in dieser Partei immer mehr behaglich es außer ihm selbst, seiner Geschlossen- Ganz oder teilweise könnte der Gewinn, den die Kon- fühlen. heit, seiner Tatkraft teine wirkliche fervativen wahrscheinlich erzielen, paralysiert werden, wenn die Es mag sein, daß sich die Voltspartei mit Hilfe ihres Friedensbürgschaft gibt. Wenn selbst die aufzunehmen gegen die schwarzblaue Gefahr. Mehrere kon- gegen die Sozialdemokratie schlachtet sie in raffinierter Weise nationalliberalen den Mut aufbrächten, ernstlich den Stampf halblahmen Bundesgenossen und einer gerissenen Wahlmache­Regierungen vor dem Sprung ins Dunkle bangen, fervative Positionen sind start ins Banten geraten, so insbesondere alle Differenzen aus, die bedauerlicherweise das württem­so ist es vor allem die Furcht vor dem, was Leonberg  , Herrenberg  , Nagold  , Weinsberg  , Dehringen. Aber in bergische Parteileben beunruhigen noch einmal notdürftig kommen könnte, die sie vorsichtig macht. Leonberg   sehen wir die Nationalliberalen an der Seite der konser  - über Wasser hält, aber daß es auch in Württemberg   mit dem vativen Bündler marschieren. Beim Abschluß des liberalen Wahl- Liberalismus beider Schattierungen bergab geht, das wird der Am Sonntag demonstriert das arbeitende abkommens hat die Volkspartei den Nationalliberalen aus- Wahlausfall bestätigen. Volk in allen Ländern. In London  , Paris   drücklich gestattet, ihr bei den Reichstagswahlen hinter dem und Wien   proklamiert das Volk der Arbeit Rücken der Volkspartei in einem schmutzigen Wahlhandel den Bündlern gegebenes Versprechen auf Unterstützung ihres Land­Krieg dem Kriege! Da wird die Arbeiter- tagskandidaten einzulösen. In Nagold  , Herrenberg   und Weins­schaft Berlins   zeigen, daß sie wie stets noch die berg, wo die Nationalliberalen nach dem Wahlabkommen mit Es bestätigt sich, daß die Türkei   einen Unterhändler ins Unterstützung der Volkspartei gegen die Bündler vorgehen bulgarische Hauptquartier gesandt hat, um einen Waffenstill­Avantgarde des deutschen   und inter  - sollen, führen sie einen Scheinkampf. Und wenn, wie es nationalen Proletariats wahrscheinlich ist, der zweite Bahlgang die Sozialdemokratie stand zu erlangen. Besprechungen über die Friedensbedingungen in Heidenheim  , Nürtingen  , Backnang  , Waiblingen   und find bereits im Gange und Pariser   Blätter behaupten sogar, anderen Bezirken in den Entscheidungskampf gegen die daß die Einstellung der Feindseligkeiten an der Tschataldscha­Bündler führt, so werden die Nationalliberalen bis Linie unmittelbar bevorstehe. Die türkische Regierung ist zum letzten Mann ins Lager der Schuttruppen Gröbers zu ihrem Beschlusse durch einen Bericht des Generalstabes übergehen. beranlaßt worden, der die Verfassung der Armee als troft.

bildet!

Auf zur großen Friedenskundgebung!

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Friedensverhandlungen.

die Ver