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Nr. 268. 29. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Freitag, 15 November 1912.

Hbgeordnetenbaus.

95. Sizung. Donnerstag, den 14. November 1912 bormittags 10 Uhr. Am Ministertische: v. Breitenbach, v. Schorlemer. Die

zweite Beratung des Waffergesetzes

wird fortgesetzt.

§ 36 bestimmt, daß der Eigentümer des Wasserlaufes den Gemeingebrauch nicht unnüz erschweren oder ohne erheblichen Grund unmöglich machen darf. Im übrigen darf den Gemeingebrauch der

Wafferläufe niemand hindern.

Die Abg. Borchardt( Soz.) und Genoffen beantragen, den Tezten Saz zu streichen und den ersten Saz so zu fassen: Der Eigentümer... darf den Gemeingebrauch nicht erschweren. Abg. Eder- Winsen( natt.) befürwortet einen Antrag, wonach der Eigentümer, wenn er im Anschluß an die Ufergrundstücke künstlich Neuland schafft, den früheren Anliegern den Zutritt zum Wasser zu gestatten hat, soweit dies zur Ausübung des Gemeingebrauchs in dem bisher geübten Umfange erforderlich ist.

Ein Regierungskommiffar wendet sich gegen diesen Antrag. Abg. v. Kries( f.) erklärt, daß seine Freunde den Antrag Ecker ablehnen würden; eine solche Bestimmung sei nicht notwendig, sie fönne auch zu bedenklichen Konfequenzen führen. Auch den sozial demokratischen Antrag lehnen wir ab, denn der Gemeina gebrauch muß nach unserer Ansicht zurücktreten hinter dem gebrauch muß nach unserer Ansicht zurücktreten hinter dem Rechte des Eigentümers.

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

Die Begriffe unnüg" und ohne erheblichen Grund" in diesem Paragraphen find ganz unbestimmt. Wir wollen nicht den Gemein gebrauch als Aschenbrödel behandeln lassen, sondern wollen ihn gerade in den Vordergrund stellen.

Der Antrag Eder- Winsen wird angenommen, der Antrag Borchardt abgelehnt. Nach§ 39 tann die Wasserpolizeibehörde den Gemeingebrauch regeln, beschränken oder verbieten. Solche Verfügungen sind mit Gründen zu versehen.

weitern.

Als§ 39a beantragen die Sozialdemokraten folgende Einfügung: Gegen eine Beeinträchtigung des Gemeingebrauchs fann jeder Betroffene die Entscheidung der Wasserpolizeibehörde anrufen, gegen die dann binnen einem Monat nach Zustellung die Beschwerde zusteht.

oder Verbieten des Gemeinverbrauchs. Diese Gefahr soll durch Abg. Dr. v. Woyna( ft.): Wir halten das Oberverwaltungss Lunseren Antrag beseitigt werden. Sollte unser Antrag abgelehnt gericht für die Entscheidung der hier in Betracht kommenden Tate werden, so werden wir für die Wiederherstellung der Re- fragen für ganz ungeeignet. Herr von Kries meinte, polizeiliche gierungsvorlage stimmen. ißgriffe werden unter der öffentlichen Stritit und der par Abg. Eder- Winsen( natl.) schließt sich dem Vorredner an. Abg. Herold( 8.): Die lezte Instanz muß ganz unabhängig lamentarischen Kontrolle verschwinden. Daß das leider nicht fein gegenüber der Staatsverwaltung. Diese Borbedingung ist bei der Fall ist, hat die Erfahrung feit sechzig Jahren bewiefen. dem Landeswasseramt gegeben. Das Oberverwaltungsgericht lehnen ( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Daher ist ein geordneter auch wir als oberste Instanz ab.

Rechtsweg, wie ihn der von uns beantragte§ 39a verlangt, durch- Abg. Frbr. v. Malgan(). bestreitet, daß eine Ueberlastung des aus notwendig. Eine Anmerkung darüber, daß das Verwaltungs- Oberverwaltungsgerichts die Folge des fonservativen Antrags wäre. Abg. Dr. Nöchling( natl.) wendet sich gegen die konservativen streitverfahren zugelassen werden soll, ist im Gesez sonst nicht vor­banden. Wir berlangen einen wirklich durchgreifenden Schutz des Anträge. Gemeingebrauchs. Wollen Sie den Gemeingebrauch wirklich schützen, so müssen Sie unserem Antrag zustimmen.( Bravo ! bei den Sozial­

demokraten.)

Abg. v. Eynatten( 3.) spricht für den Kommissionsbeschluß.

Abg. v. Woyna( ft.): Das Rechtsmittel der Beschwerde gegen Uebergriffe der Polizei ist gegeben und wo wirklich Schikane vor­kommt, wird in Preußen auch stets Remedur eintreten.( Lachen bei den Sozialdemokraten.)

Abg. Lippmann( Bp.) betont ebenfalls, daß gegen jede polizei liche Verfügung das Recht der Beschwerde und schließlich die An­rufung des Oberverwaltungsgerichts zulässig ist.

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

bativen, die sonst über die öffentliche Meinung nur mit Spott Es mutet eigentümlich an, daß sich gerade die Konser Wenn die öffentliche Meinung in Breußen ausschlaggebend wäre, und hohn herabsehen, sich auf die öffentliche Kritik berufen. müßte es bei uns schon seit Jahrzehnten ganz anders aussehen. ( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Redner verteidigt noch mals die Einfügung des§ 39a.( Im Hause herrscht andauernd große Unruhe. Abg. Hoffmann ruft: Die reine Börse!) Unter Ablehnung aller Anträge wird§ 39 in der Kommissions­faffung angenommen. Auch§ 39a wird abgelehnt. Nach§ 46 tönnen durch Verleihung von Wasserläufen be­stimmte Rechte erworben werden.

§ 49 sieht vor, daß die Rücksichten des öffentlichen Wohls dabei gewahrt werden müssen. Widerspricht bei natürlichen Wafferläufen erster Ordnung die Wafferpolizeibehörde der Berleibung, weil sonst Die Sozialdemokraten beantragen, daß dies nur aus das Interesse der Schiffahrt oder andere öffentliche Intereffen ver­Gründen des öffentlichen Wohls geschehen darf und daß die Wasser- lezt würden, so darf die Verleihung nur mit Zustimmung dieser polizeibehörde auch das Recht erhält, den Gemeingebrauch zu er- Behörde und unter den von ihr gestellten Bedingungen erfolgen. Ihre Erklärungen sind mit Gründen zu versehen und nur durch Be­schwerde an die zuständigen Minister anfechtbar. § 60 beſtimmt: Ueber den Antrag auf Verleihung beschließt der Bezirksausschuß. Nach§ 71 steht gegen den Beschluß über den Verleihungsantrag den Batteien die Beschwerde bei dem andeswasseramte zu. ( Nach der Regierungsvorlage hatten in diesem Falle bei Unter nehmungen an Wafferläufen erster Ordnung die Minister für Handel und Gewerbe und der öffentlichen Arbeiten die Entscheidung.) Ein Antrag v. Brandenstein( t.) will im§ 71 an Stelle Stromausschuß und dann beim Oberverwaltungsgericht einführen. Ein Antrag v. Kries( t.) berlangt eine Aenderung des§ 49 bahin, daß, wenn die Wafferpolizeibehörde der Verleihung aus Rüd­fichten des öffentlichen Wohles widerspricht, die Verleihung nur mit Zustimmung des Minifters für Handel und Gewerbe und der öffent­lichen Arbeiten erfolgen darf.

Gegen die Entscheidung der Beschwerdeinstanz steht ihm binnen einem Monat nach Zustellung die lage beim Landeswafferamt zu. Das gleiche Recht der Beschwerde und der Klage steht ihm auch au gegen Maßnahmen und Verfügungen der Wafferpolizeibehörde, des Bezirksausschusses und Landeswasseramtes die Beschwerde beim die eine Beeinträchtigung des Gemeingebrauchs herbeiführen oder herbeizuführen geeignet sind.

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Abg. Eder- Winsen( natl.) beantragt, die Regierungsvorlage wiederherzustellen, wonach die Wasserpolizeibehörde den Gemein gebrauch, soweit es zur Durchführung der in den vorhergehenden Baragraphen beschlossenen Beschränkungen oder aus Gründen des öffentlichen Wohles erforderlich ist, regeln, beschränken oder verbieten, aber aus der Kommissionsfaffung den Satz zu übernehmen: Ver­fügungen dieser Art find mit Gründen zu versehen". Die Kom, missionsfaffung mache den Gemeingebrauch schutzlos. Abg. v. Kries( L.): Wir lehnen alle vorliegenden Abänderungs­anträge ab; ebenso den§ 89a, der von der falichen Annahme aus­geht, daß ein geordneter Beschwerdeweg nicht egiftiert. Abg. Lippmann( VWp.) wendet sich ebenfalls gegen die Abände­rungsanträge. Nach dem Wortlaut des Antrags der Sozialdemo­fraten soll die Wasserpolizeibehörde auch das Recht haben, den Ge­meingebrauch über das Gesez hinaus zu erweitern. Das geht uns zu weit, ebenso wie der§ 39a.

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

In seiner jetzigen Fassung schafft der§ 39 vollkommene Bolizeiwillfür gegenüber dem Gemeingebrauch; er wird das mit zum Spielball der jeweiligen Interessenten gemacht. Was den § 39 so gefährlich macht, ist seine Beziehung auf das Beschränken

Kleines feuilleton.

Treitschte im Kampfe gegen die Reaktion. Der freiwillige Borusse Heinrich v. Treitschte hat in seiner Jugend einige Liebe lichkeiten des borussischen Systems mit grimmem Haß bedacht. In seinen Briefen, deren erster Band demnächst bei S. Hirzel in Leipzig erscheint, zeigt sich seine Kampfnatur, der Heuchelei die hassenswerteste der Sünden war", von der besten Seite.

gegangen. m§ 71 einzufügen: Inzwischen ist folgender Antrag Borchardt( Soz.) eins

Die Entscheidung auf die Beschwerde ergeht auf Grund einer öffentlichen, mündlichen Verhandlung.

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

im Namen

Die Beschlüsse der Kommission befizen gegenüber der Regierungs­vorlage erhebliche Vorzüge. Die Hinzuziehung des Laienelements zum Landeswasseramt ist zu begrüßen. Damit will ich nicht fagen, daß ich das Oberverwaltungsgericht nicht für qualifiziert halte, in dieser Materie zu urteilen. Mein Vertrauen zum Oberverwaltungsgericht ist ein recht großes. Aber wir haben doch allen Grund, den Anträgen der Rechten entgegenzutreten. Die Bein stellen, um den geordneten Rechtsweg überhaupt auszuschließen. Herren wollen offenbar nur dem§ 71 der Kommiffionsfaffung ein werde die Ausschließung des Oberverwaltungsgerichts nicht ver Gegenüber der plöglichen großen Besorgnis der Rechten, das Bolt stehen, ist größtes Mißtrauen am Blaze. Das Voll versteht sehr vieles in Preußen nicht( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten), aber das kümmert die Konservativen gar nichts. Sie haben ja tein Recht, gar des Volkes zu sprechen; von dem, was das Volk will, haben Sie ja teine Ahnung.( Sehr bei richtig! ben Sozialdemokraten.) Mit dem Veto der Minister lediglich aus Gründen des öffentlichen Wohles oder im Interesse der Schiffahrt könnte man an sich ein­verstanden sein, aber es fehlt jede Kontrolle dieser Verwaltungs tätigkeit. Wir verlangen vor allem, daß die Entscheidungen des Landeswafferamts auf Grund einer öffentlichen, mündlichen Ver handlung ergehen. Die Deffentlichkeit hat ein Interesse daran, zu erfahren, was dort beschlossen wird. Unser Antrag entspricht unserer Tendenz, das gesamte Wafferrecht dem öffentlichen Wohle dienstbar zu machen.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Abg. Lippmann( Vp.): Der Antrag Borchardt ist uns ganz sym­pathisch, aber er gehört zum§ 344a, der auch vom Verfahren bor dem Landeswafferamt handelt. Redner polentisiert des weiteren gegen den Abg. v. Malgan.

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Abg. Dr. Liebknecht( Soz.) bestreitet, daß der Antrag Borchardt nicht zum§ 71 gehört. Damit schließt die Debatte.

Bum§ 49 wird der Antrag v. Kries angenommen. Zum § 71 wird der Antrag v. Brandenstein betreffend Einführung von drei Instanzen mit dem Oberverwaltungsgericht an der Spige abgelehnt, ebenso der Antrag Borchardt.

§ 54 bestimmt:

Ein Entgelt für die Benutzung des Wasserlaufs darf dem Unter nehmer nicht auferlegt werden.

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.);

Minister v. Breitenbach betont, daß die Ministerialinstanz unter allen Umständen als legte entscheidende Instanz beibehalten werden Die Regierungsvorlage enthielt einen Wafferzins, von dem aber müsse. landwirtschaftliche Unternehmer frei sein sollten. In der Kommission Abg. Lippmann( Bp.) tritt für die Kommissionsbeschlüsse ein. ist nun jedes Entgelt für die Benutzung der Wasserläufe beseitigt. Abg. v. Kries( t.): Die Mitwirkung des Laienelements in der Uns ist die Stellung zu diesem Paragraphen nicht leicht geworden. Selbstverwaltung begrüßen auch wir. Es ist gut, wenn nicht allein wir find prinzipielle Gegner aller indiretten Be. vom grünen Tisch aus entschieden wird, der bekanntlich immer lastungen, und soweit eine solche hierin zu erblicken ist, sind wir grüner wird, je böher die Stelle ist.( Heiterkeit.) Wir halten auch dagegen. Tatsache ist aber andererseits, daß durch diesen Para­aber unter allen Umständen drei Instanzen für notwendig und sehen graphen sehr potenten Berfonen ein Geschenk von unschäzbarem in dem Oberverwaltungsgericht die geeignete höchste Justanz. Wert gemacht wird. Zweifellos wird hier großen industriellen Minister Dallwis: Im Interesse der Vereinfachung und Bes Unternehmungen und auch allerhand anderen privaten Intereffenten schleunigung des Verfahrens bei Verleihungsanträgen liegt die Be- das Vorrecht gegeben, Gemeingut für ihre privaten 8wede auszu­schränkung auf zwei Instanzen. Die Neubelastung des Ober- nußen, ohne daß sie dafür irgend etwas zahlen. Aus diesem Grunde verwaltungsgerichts mit dieser umfangreichen, ihm bisher fern haben wir lebhafte Bedenken gegen diesen Paragraphen, zumal im liegenden Materie läge auch nicht im Interesse des Oberverwaltungs-§ 83 eine Flößereiabgabe vorgesehen ist. gerichts selbst und würde im Widerspruch stehen mit dem wiederholt§ 54 wird angenommen, ebenso debattelos eine Reihe weiterer von diesem Hause geäußerten Wuniche, die Regierung möge für Ent- Paragraphen. lastung des Oberverwaltungsgerichts forgen.

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Berneur es ist eine

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Nach§ 79 fann wegen Gefahren für das öffentliche Wohl die ein guter", d. h. die Maffen packender Operntert ohne Störung fchlechte Musit vertragen fann. Man hat felten weniger Erfindung, weniger Melodie gehört wie in dieser nur mit Strauß- Buccinischer Motivtüpfelei, mit Auflösung jeder Linie, jeder Form arbeitender, die Singstimmen brutal und unfünstlerisch vergewaltigender Nur­Orchester- Oper. Aber die schaubegierige Maffe im Theater empfindet diese Gewaltsamkeiten und Unzulänglichkeiten gar nicht. Sie fommt voll auf ihre Kosten, denn durch die plumpe Bergröberung des alten Enoch Arden Motivs werden ihre Zehnpfennigheftchen- Instinkte bestens befriedigt.

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Auch das Publikum, das Frau Albertine 8ehme aus ihren Offenbarungen des musikalischen Futurismus lauschte, tam auf seine Koften. Auf dem Programm stand: Dreimal sieben Gedichte aus Albert Giraud - Hartlebens Liedern des Pierrot Lunaire, Melodramen von Arnold Schönberg ". Schönberg gilt für ganz Vorurteilslose ia als das Nonplusultra der musikalischen Modernität. Er kommt von Debussy und den Klangfoloristen her, fennt feine Tonarten, feine Sta denzen, tein Dur und Moll, keine Form mehr, geschweige denn Melodie. Seine franke( oder bewußt manierierte?) Phantasie bewegt sich andauernd in formlosen Tonfeßen und mißfarbenen Dissonanzen. Billtür, Zuchtlofigkeit, Häßlichkeit scheint ihm oberstes Gefeß an sein. Meine Kage, die über die Tasten läuft, übertrifft Arnold Schönberg . Frau Behme aus Leipzig übernahm freiwillig die Rolle einer Mär tyrerin für den Wiener Futuristen und wurde für ihr mondsüchtiges Gewimmer nach Vorschrift des Komponisten mit einem fanften ausschlüsseltonzert belohnt.

itür, Buchtloftgreit, Qabfideft ideint imi

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m.

netenwahlen beeinträchtigende Einwirkung geübt worden sei", mit großer Majorität zur Tagesordnung übergegangen war: " Ich möchte mit dem Schicksal hadern, daß ich nicht reich bin, daß es mir voraussichtlich nicht möglich sein wird, mein Brot zu berdienen, ohne in diesen Tummelplaß der Lüge, den man Staats­bienst nennt, einzutreten. Was an mir liegt zu vermeiden, foll geschehen... Die Regierung hat nicht einmal die sittliche Scham, fie gesteht offen ein, daß Bestechungen, Drohungen, Absetzungen, Unrecht aller Art geschehen sei, sie gesteht und verteidigt es. Unfittliche Mittel sind oft genug von gekrönten Sündern, fon­stitutionellen und absoluten, gebraucht worden, das ist nichts Wir drucken mit Erlaubnis des Verlages einige Stellen vor Neues. Aber stets hat man sie verleugnet; daß sie eingestanden Erscheinen dieser Publikation hier ab. und unter dem Jubel einer Volfsvertretung verteidigt werden Als der preußische Kriegsminister v. Bonin bei dem Hoch das ist ein Bynismus, für den sich weder in der Geschichte der verratsprozeß Ladendorf, einem der trübsten Kapitel der preußi- Stuarts noch unter den Bourbonen Analogien finden.... Ein schen Reaktion in den fünfziger Jahren, den Leutnant a. D. paar Gedanken drängen sich mir immer wieder auf: der englische Henze zum Spißeldienst aufgefordert hatte mit den Worten, daß Grundsak, fofortige Abhilfe bei jedem Unrecht von oben", ist nicht seine militärische Ehre dabei nicht verlegt werden könne, es viel- nur, wie Macaulay sagt, der Grundpfeiler der englischen Frei­mehr feine Pflicht sei, der er genügen müsse", schreibt Treitschte heit und der Stolz jedes Briten , sondern das notwendige Ergebnis in flammendem Born 1854 an seinen Freund Bachmann: jeder hohen Volksbildung. Ferner: es ist eine unbezweifelte Eine Stelle Deines vorlegten Briefes veranlaßt mich, mit historische Tatsache, daß jede Bewegung in einem Wolfe gewalt­einigen Worten auf meine politischen Ansichten einzugehen. Ich famer ist als die Richtung, welche sie bekämpft und lange geduldet habe in Bonn Dir gegenüber, um Dich mit Deinem Radikalismus hat, Wenn ich nun denke, daß die gegenwärtigen deutschen Ver­zu neden, vielleicht zu sehr den Gothaer gespielt. In Wahrheit ist hältnisse nicht dauern können, weil sie im lächerlichen Kontraste es nicht so schlimm damit. Vor allen Dingen bin ich ganz radikaler zu unseren Voltsbedürfnissen stehen; wenn ich ferner dente, daß Unitarier. Ich halte die Freiheit usw. für reine Phrasen, so lange das Maß der Rechtsverlegungen jest ziemlich erschöpft ist und nur kein Bolk vorhanden ist, die einzige Grundlage jeder staatlichen durch blutige Mittel überboten werden kann wer mag da noch Entwidelung. Der Weg, der am raschesten zu dieser nationalen so blind sein, an eine friedliche Lösung zu glauben?" Ginigung führt, ist mir der liebste, und sollte es der Despotismus Wie hätte der junge Treitschte erst die gänzliche Haltlosigkeit fein; ich glaube, daß jede unnatürliche Verfassungsreform, wenn der preußischen Zustände von heute gegeißelt, die wahrlich im - Vortragsabende. Robert Rothe bringt sein neues eine wahrhaft nationale Einigung unseres Boltes erreicht ist, nur lächerlichsten Kontraste zu den Volksbedürfnissen stehen wenn Programm zum erstenmal am Sonntag, den 17. Nov., im Beethoven­von kurzer Dauer sein könnte. Ich halte mich also an die Partet, er sie gleich borurteilslos erlebt hätte. saal.( Darunter die Tannhäufer- Legende in der alten Volksfassung, bei der ich den meisten nationalen Eifer finde; das sind in meinen ein altes humoristisches Ständchen und gemütvolle Volkslieder neben Qlugen trotz alledem die Gothaer. Du mußt nicht glauben, daß ich humoristischen alten Soldatenliedern.) Käte han veranstaltet ihre monarchistischen Ideen teile.. Die Verehrung der ange Musikalischer Futurismus? Aus München wird am 21. Nov. im Gewertschaftshause einen Lieder und stammten Fürstenhäuser ist mir stets lächerlich gewesen. Ebenso- uns gefchrieben: Die Wagneriche Idee vom Zukunftskunstwert hat Vortragsabend unter Mitwirkung von Emil Cziffer von der Buda­venig fann ich die Bewunderung des herrlichen Kriegsheeres eine Notte malender, musizierender, versemachender Mailänder Kunst- pester Boltsoper. teilen. Nachdem eines ihrer edelsten Glieder, Bonin, die hündische anarchisten gründlich travestiert. Man kennt ja in Berlin bereits Allerlei von Hauptmann. In den nächsten Tagen Gemeinheit eines Hente gebilligt, und nachdem der Brinz von die Futuristenausstellung. Zene jungen romanischen Leute, die vor erscheint eine Boltsausgabe von Hauptmanns gesammelten Werken. Preußen, das Idol dieses Heeres, die denkwürdigen Worte ge- erst in Anti- Strauß- Demonstrationen in der Mailänder Stala und Auch sein jüngster Roman Atlantis" fommt jetzt als Buch heraus. sprochen: Ich werde mit Ihnen Front machen, nach welcher Seite in bombastischen Reklameprospekten( wir aber stehen auf dem Am 22. November liest der Dichter in der Philharmonie Teile hin es unser Herr gebietet!" da kann ich über dieses, der Gipfel der Welt und greifen nach den Sternen") Tüchtiges leisten, aus den unveröffentlichten Dramen Der Bogen des Ddyffeus" und Theorie nach sicher auf einer herrlichen demokratischen Idee haben nun auch in der Kunststadt München Gelegenheit gehabt, Herrn Arnes Schatz" bor. Bon neuen Arbeiten Hauptmanns ruhende Heer nicht anders urteilen als: es ist der würdige Nach- mit ihren farbigen Impreffionen" ohne Sinn, ohne Zeichnung, verlautet, daß er sich mit einer Trilogie aus den Bauern folger jener heimatlosen Landsknechte, die mit der gleichen ge- ohne Bucht, ohne malerische Stompofition das Gelächter der in kriegen beschäftige, als deren Abschluß Florian Geher zu bantenlosen Tapferkeit für die Lilien wie für den Doppeladler Dingen der bildenden Kunst ja einigermaßen geschulten Isar - gelten habe. fochten.-" athener zu erregen. -Eine Aktion für Seeling. 200 Künstler und Kunst­Sein politisches Reinlichkeitsgefühl und seinen unbeugsam Neben den malerischen Futurismus gab es auch eine doppelte freunde haben dem Erbauer des Deutschen Opernhauses aufrechten Sinn beweist ein anderer Brief Treitschtes an seinen Invasion von musikalischem Futurismus. Auf der Opernbühne mit Stadtbaumeister Seeling in einer Adresse an den Charlottenburger Freund Rudolf Martin aus dem Jahre 1856, ale im preußischen der zugkräftigen( wegen des wirkungsvollen Kolportagetertes nach Oberbürgermeister ihr Vertrauen ausgesprochen und gegen die un bgeordnetenhause über den Antrag des Grafen Schiverin, der Balzacs berichlimmbejferter Novelle) Öper: Oberst Chabert" fachliche Stritit, wie sie vereinzelt vorgelommen" protestiert. Troy eine Untersuchung verlangte, inivieweit durch Organe der Re- boy Waltershausen, im Konzertsaal mit Arnold Schönberg diefer Rundgebung wird die unabhängige Kritik nicht umbin können, gierungsgewalt eine die Freiheit der lekten Abgeord- scher Mufit". Dieser Oberst Chabert" ist ein Beweis dafür, daß den Innenbau der Oper teilweise recht unerfreulich zu finden.

Mufit.

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Notizen.