Wenn ich meinen Blick über die tausende schweifen lasse, kann ich zu meiner Freude konstatieren, datz die in letzter Zeit so viel befürchtete, aber nicht in die Erscheinung getretene Unterernährung im westfälischen Bauern st an de nicht zu spüren ist. Sollte sie aber die Schwelle des Münsterlandes überschreiten und die Dämme des Bauern st an des überfluten, dann kann ich Ihnen die Ver- ficherung geben.— sollte ich dann noch an der Spitze der land- wirtschaftlichen Verwaltung stehen— so werden meine Vorschläge auch wiederum nicht dahin gehen, der Unterernährung und Fleischteuerung mit der Einfuhr russischen und argentinischen Fleisches zu begegnen, sondern lediglich durch eine Hebung und Stärkung der einheimischen Produktion. Von Herrn v. Schorlemer ist man ja allerlei gewöhnt. War er eS doch, der bei der Teuerungsinterpellation das Worte prägte: Fleisch, Fleisch und immer wieder Fleisch! So ungeniert hat wohl selten aber ein Minister seine vollständige Gleichgültigkeit gegenüber der Volksnot ausgesprochen. Es stimmt schon, was die„Jugend" einmal schrieb: Die Haupsache, daß wir Minister jesunde— det andre is schnuppe._ Schwerer Unfall auf einer fiskalischen Grube. Wie ein Telegramm aus Saarbrücken meldet, sind am Sonnabendmorgen auf der fiskalischen Grube von der Hey dt, Abteilung Steinbachschacht, kurz nach Schichtbeginn fünf Bergleute, die mit Schießarbeiten beschäftigt waren, durch das Losgehen eines aus unbekannter Ursache stehengebliebenen Sprengschusses verunglückt. Ein Mann isttot.einerwurdeschwerverwundet, drei sind leicht verletzt. * Ein weiterer Unfall ereignete sich auf der Zeche„Viktoria". Dort wurden zwei verheiratete Bergleute durch Steinfall auf dem Hangenden verschüttet. Beide konnten nur noch als Leichen geborgen werden. Der diensteifrige Gendarm. Um bei seinen Vorgesetzten als besonders pflichttreu zu gelten — er war wegen mangelnden Diensteifers öfters getadelt worden— war ein Gendarm in Ostpreußen auf den Einfall gekommen. An- zeigen wegen Uebertretungen ins Dienstbuch einzutragen, die gar nicht vorgekommen waren. Es wurden ihm acht Falsch- Meldungen nachgewiesen, und er hatte sich deshalb vor dem Kriegs- oericht in Königsberg zu verantworten. Der Anklagevertreter beantragte drei Wochen gelinden Arrest. Das Kriegsgericht er- klärte im Urteil, e s habe hier noch einen minder schweren Fall konstruiert, um dem Gendarm nicht das Fortkommen unmöglich zu machen, aber die Tat müsse empfindlich bestraft werden, und deshalb habe das Gericht eine Strafe von sechs Wochen gelinden Arrest festgesetzt. Ein sonderbarer Irrtum. Der am Freitag in Göttingen tagende öS. Kreistag des Landkreises Göttingen hatte sich laut Tagesordnung auch mit der Wahl eines bürgerlichen Mitgliedes der Ersatzkommission an Stelle deS verstorbenen Mitgliedes, Gutsbesitzers Hermann Zimmer- mann in Geismar bei Göttingen , zu befassen. Als man sich schon anschickte, einen anderen Herrn in diese Kommission zu wählen, erhob sich plötzlich ein in einem Geismar benachbarten Orte wohnhafter Abgeordneter und meinte, er habe doch den angeblich Verstorbenen erst vorgestern noch gesprochen, ob er denn inzwischen schon gestorben sei. Unter allgemeinem Hallo wurde denn nun auch festgestellt, daß der amtlich Totgesagte leb>t. sich sogar b e st e r Gesundheit erfreut und vorläufig gar nicht ans Sterben denkt. Die Wahl eines Ersatzmannes wurde daher unter größter Heiterkeit von der Tagesordnung wieder abgesetzt. Kleine Notizen. Familiendrama in Dresden . In der vorvergangenen Nacht hat in seiner Wohnung am Kronprinzenplatz der P o st s e k r e t ä r Robert R 2 m m l e r seine 36 Jahre alte Ehefrau, seinen 11 jährigen Sohn, seine g jährige Tochter und darauf sich selbst er- schössen. Rümmler hat sich nach Angabe der Postbehörde dienst- liche Verfehlungen nicht zu Schulden kommen lassen. Ein Mord. In Heyde-Maulen ermordete am Freitag- abend der Arbeiter Friedrich Hecke den Arbeiter Adolf Schirr- macher aus Königsberg in einer Grube. Der Mörder wurde verhaftet und m das Königsberger Gerichtsgefängnis ein- geliefert. Sturm au der mexikanischen Küste. Reisende, die aus.dem Süden in San Franziska angekommen sind, erzählen, daß an der pazifischen Küste Mexikos am 29. Ottober ein furchtbarer Sturm gebaust hat, der ungeheueren Schaden angerichtet hat. Wie eS heißt, sollen über 1000 Menschen dabei den Tod gefunden haben._ Hus der Frauenbewegung. Leseabende. Nieder- Schönhausen- Nordend. Dienstag, den 19., abends 8'/z Uhr, bei Rettig, Blankenburger Straße 1. Vortrag des Genossen Zimmermann. Reinickendorf . Montag, den 18., abends 8 Uhr, im Restaurant S a d a u, Residenzstr. 124. Vortrag des Genossen Kurt Hein ig: Die Stellung der Frau in der Gegenwart. Steglitz . Montag, den 18. November, abends 81/, Uhr, bei Heizmann, Florastr. 2. 1. Vortrag. 2. Weihnachtsfest-Angelegenheit. Arbeiter-Samariterbund, Kreis Brandenburg. Lchrabend haben in dieser Woche: Lichtenberg . Am Donnerstag bei Pickenhagen, Scharnweber- straße 60, abends 8'/, Uhr. N o w a w e s. Am Dienstag in der Fortbildungsschule, abends S'L Uhr. Schöneweide. Am Montag bei Schulz, SicmenSstr. 12, abends 8«/, Uhr. Spandau . Am Mittwoch bei Pecziles, PichelSdorler Straße 5 abends B'L Uhr. Berlin . Am Montag, den 26. November, in den Rittersälen, Rttter- straße 76, abends 8'/, Uhr: Vortrag über Kurpfuschcrtum, wozu die Ko- lonnen eingeladen find._ Deutscher Arbeiter-Steuographenbunt»< System Arcuds). In- folge der Demonstratioversammlungen sollen die Unterrichtskurse heute auZ. Jugendveranstaltungeu. Berlin . Die heute nach den Hohenstausensälen, Kottbuser Damm, einberusene öffentliche Jugendversammlung findet nicht um ll!2 Uhr, sondern um'/jS Uhr statt. Reukö" cukölln. Bußtag, 2',. Uhr. den 29. November, findet im Lokal von Petri, Knesebeckste. 113, ein Lichtbildervortrag statt. Der Direttor des Neuköllner Elektrizitätswerkes, Herr Boß, wird über: „Das neue Elektrizitätswerk der Stadt Neukölln" sprechen. Die arbeitende Jugend sollte nicht versäumen, nch diesen Vortrag anzuhören; auch wird die erwachsene Arbeiterschaft um ihre Beteiligung ersucht. Der Eintritt ist srei. Die sür dielen Sonntag bei Puhl u. Wagner geplante Besichtigung muß umständehalber aussallen._______ Brlefkaftcn der Redaktion. C. P. 26. Sie haben Anspruch auf Weiterzahlung des Lohnes sür die Dauer von 14 Tagen, sosern Sie nicht etwa anderweit beschästigt gewesen find.— D. St. 78. Ja, nach H 19 der Wehrordnung.— R. H. 100. Ein besonderer Gewerbeschein ist nicht erforderlich. Sle müffett sich aber— wir nehmen an, daß der Verlaus in Berlin stattfinden soll— an die Berliner Marktpolizei wenden, damit Sie eine Stelle erhalten. — Pankow 2. Die gesetzliche Verpflichtung dazu besteht nicht.— F. R. 73. Ja.— B. 100. Etwa 70 bis 80 M. Besorgen Sie sich ein Arnrcnattest und kommen Sie damit in die Sprechstunde.— H. F. 83. Von dem. Vater des Kindes ja, und zwar gemäß S 67 Ziffer IV Krankenkassen- gesetzes.— Ruch. Pannierftrastc. 1. Ohne Kenntnis der Höhe des Arbeitsverdienstes nicht zu beantworten. 2. Ja.— P. S. 500. Das dürste ausreichen.— E. ffi. 14. 1. Ja. 2. Erst dann, wenn eine schrist- liche Borladung vorliegt. 3. Darüber läßt sich nichts Genaues sagen.— A. K. 27. Die Geburtsurkunde können Sie herausverlangen, sie»st aber bei dem Verfahren nicht notwendig. Erforderlich ist ein Staatszugehörig- kcitSzcugniS der Heimatbehörde und ein Ausweis über Ihre Niederlassung an Ihrem jetzigen Wohnort.— 100. Nein.—®. B. 29. 1. An das Polizeirevier oder an die Bcrussgenossenschast. 2. Ja.— L» D. Ja. — E. 100. Für Dienstmädchen bestehen keine bestimmten gesetzlichen Bor - schritten, nach denen die Arbeitszeit eingeschränkt ist. Es kommt lediglich § 618 Abs. 2 B. G.-B. zur Anwendung, wonach die Dienstherrschaft die Arbeits- und Erholungszeit so zu bestimmen hat, daß die Gesundheit des Dienstmädchens nicht gefährdet wird.— Ahlbeck 87. Richten Sie an die Landesversicherungsanstalt ein Gesuch aus Neuausstellung.— R. 100. Bei den mitgeteilten Raumverhältnissen ist es nicht ausgeschlossen, daß das Vor- mundschastsgericht die Unterbringung des Kindes in eine andere Pslegestelle anordnet._ Marktbericht von Berlin am 15.November1912. nach Ermittelung deS königl Polizeipräsidiums. Markthallenpreise.(Kleinhandel) 100 Kilogramm Erbsen, gelbe, zum Kochen 30.00—60,00. Speisebohnen, weiße. 36,00—50,00. Linsen 35,00—60,00. Kartoffeln(Kleinhdl.) 5,00—7,00. 1 Kilogramm Rindfleisch, von der Keule 1,70—2,40. Rindfleisch, Bauchslciich 1,50— 1,80. Schweinefleisch 1,60—2,20. Kalbfleisch 1,40—2,40. Hammelsleisch 1,40— 2,40. Butter 2,40—3,00. 60 Stück Eier 4,00— 6,50. 1 Kilogramm Karpsen 1,40—2,40. Aale 1,60— 3,20, Zander 1,40—3,60. Hechte 1,40— 2,80. Barsche 0,80-2,40. Schleie 1,60-3,20. Bleie 0,80-1,40. 60 Stück Krebs- 3,00—30,00._ WttterungSübersicht vom 16. November 1912. Stationen LS if U te�i Swinemde, Hamburg Berlin Franks. a.M München Wien c H Bf 762 763® NW 763NW 765Still 765'® 764'W Wetter 1 Nebel 2Regen 1 bedeckt ei 1 1 Nebel bedeckt heiter »H wi 1 6 4 4 1 2 Stationen aparanda etersbuva Scillh Aberdeen Paris � 15 i| sf B51— 766'N 749 WSW 768;« 766 NW 766 SSW Vetter wolkig Schnee Äbedeckt Ilvolkig 1 iHcgen ÖK Qh —9 —1 11 7 6 Wetterprognose für Sonntag, den 17. November 1912. gend nebelig oder wolkig. Hiederschläge. "�etterbureau. Wasserstands-Nachrichten der Landesanstall sür Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berlmer Wetterburcau Ein wenig kühler, zettweise aufklarend, vorwieget bei mäßigen westlichen Winden; keine erheblichen Nie Berliner ! Wasserstand Memel , Tilsit P r e g e I, Jnsterburg Weichsel, Thorn Oder, Rattbor , Krossen , Frankfurt W a r t h e, Schrimm „ Landsberg Netze, Vordamm Elbe, Leitmeritz „ Dresden , Barby . Magdeburg Wasserstand Saale , Grochlitz Havel , Spandaus , Rathenow ') Spree , Spremberg ') , BeeStow Weser, Münden , Minden Rhein , MaximilianSau , Kaub , Köln Neckar, Hcilbronn Main. Hanau Mosel , Trier ')+ bedeutet Wuchs,— Fall.') Unterpegel. t pwtz
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