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Br. 272. 29. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mitt, 20. Novrier 1912.

Die internationale Friedenskundgebung.

England.

Mittwoch,

Befreier im Entenstall! Ein europäischer Krieg um den Balkan schen oder deutschen Arbeiters wert sind. Eine ähnliche Erklärung wäre Wahnsinn und Verbrechen. Zwar sagen uns heute auch alle geben die französischen, englischen und russischen Arbeiter ab. Das Diplomaten, daß sie den Frieden wollen. Aber wir müssen diese französische Volt, die französischen Bauern und Arbeiter, sind gegen Herren nicht nach ihren Worten, sondern nach ihren Taten, nach den Krieg. Selbst unsere radikale Bourgeoisie muß das zugeben. thren blutbefleckten Händen beurteilen. Die Enkel Macchiavellis Ich habe erst kürzlich bei einer Nachwahl kandidiert und bin von haben die Moral der Straßenräuber zum System erhoben. Und der Stimmung unter dem Volfe wohl unterrichtet. Ich werde es neben dem ruchlosen Treiben der Diplomaten geht das Bestreben nie vergessen, wie eine alte Bäuerin zu mir kam und mir erklärte, der Schule, der Presse, der Dichter, durch eine planmäßige Sug- daß sie jetzt, da sie erfahren habe, daß wir entschlossen gegen den gestion das Bild des furchtbaren Scheusals Krieg zu fälschen. Die Krieg Front machen, für die Sozialisten eintrete. Von fünf Söh­Aufgabe der sozialistischen Parteien muß es sein, die ungeschminkte nen habe sie vier verloren; der jüngste und letzte diene jetzt in Wahrheit über den Krieg zu verbreiten. Eine Nation kann nur einem Regiment an der deutschen Grenze. Wenn ihr auch dieser Reichtümer erwerben wie irgendeine Privatperson entweder verloren ginge, würde sie den Verstand verlieren. Sie bat mich durch Arbeit oder durch Raub. Der Sozialismus tritt für den inständig, alles zu tun, um den Ausbruch eines Krieges zu verhin­Frieden und die Arbeit ein, der Imperialismus für den Krieg und dern. Während des Generalstreiks der englischen Bergarbeiter war den Raub. ich hier in diesem Lande. Damals fämpften die Bergknappen um einige Pfennige mehr Lohn. Sollte es nicht möglich sein, für ein viel größeres Ziel einen Generalstreit zu erklären? Schon die Drohung allein würde die Regierungen zur Vernunft bringen. ( Großer Beifall.)

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Man hat den Krieg idealisiert. Man hat den Gedanken zu ver­breiten gesucht, daß der Krieg die Menschen vor der Verweich lichung schüße. Die Arbeiterschaft fürchtet die Verweichlichung nicht. Die Arbeiter, die stündlich bei ihrer Arbeit Gefahren aus gesetzt sind, werden der Verweichlichung nicht anheimfallen. Und dann spricht man von den Tugenden, von der Aufopferung, die der Krieg erwecke. Aber weckt nicht der Kampf der Klassen, der Kampf für die Befreiung der Menschheit weit mehr Tugenden, weit mehr Aufopferung? Was sind die Tugenden, die dieser Krieg gefordert hat? Lügenhafte Kriegsberichte, ein Massenmord der Wahrheit. Die herrschenden Klassen werden nicht eher auf den Krieg ver­zichten, bis sie einsehen, daß sich das Geschäft nicht mehr lohnt. Denn nicht die zehn Gebote, sondern das Einmaleins beherrscht die fapitalistische Welt. Wir aber können nicht warten, bis sie zu dieser Einsicht gelangen. Wir werden mit aller Energie in allen Ländern dem kulturfeindlichen, raubsüchtigen Treiben der Herr­schenden entgegentreten.

London , 17. November.( Eig. Ber.) Die Friedensversamm Yung der Londoner Arbeiter, die heute abend in dem großen Lon­ doner Opernhaus stattfand, gestaltete sich zu einer prächtigen De­monstration gegen den Krieg und die Intervention der Regierung auf dem balkan . Das geraumige Gebäude war überfüllt und schon eine halbe Stunde vor der Eröffnung der Versammlung( 8 Uhr) mußten viele, die keinen Platz mehr finden konnten, wieder nach Hause gehen. Genosse Keir Hardie führte den Vorsiz. Aus Deutschland war Genosse Dr. Frank erschienen( der Genosse Silberschmidt, dessen Name auf der Rednerliste stand, sprach in Leeds in einer ähnlichen Versammlung); Belgien hatte den Genossen Anseele geschickt, von Frankreich kam an Stelle des Ge­nossen Her, der Genosse Longuet; Genosse Dratonles sprach für die griechischen Sozialisten. Die einheimischen Redner waren die Genossen Keir Hardie , Barnes, Quelch und Ge­Quelch( dem eine Ovation bereitet wurde) führte aus: Ich nossin Hicks. bedauere die Unterbrechungen, die sich der Genosse Barnes gefallen Der Vorsitzende Keir Hardie führte aus, daß nie zubor lassen mußte. Wir haben hier unsere kleinen Differenzen; aber die Arbeiter Europas sich so einig gewesen seien als heute, wo der dies ist nicht der Ort, wo sie zum Austrag zu bringen sind. Bei Krieg drohe. Mit dem Friedensschluß nähere sich Europa der Ge­diesen Anlässen sind die Reden nicht das Wichtigste. Das Wichtigste fahr. Schon heiße es, daß die internationalen Gläubiger der ist, daß wir uns alle einig sind, unsere Regierung zu zwingen, sich Türkei Schritte täten, um bei der Aufteilung der Kriegsbeute ihre nicht in die Balkanhändel einzumischen. Unsere Liberalen, die Interessen zu schüßen. Wie in anderen Ländern protestiere auch platonisch für den Frieden schwärmen, haben dieses Meeting eifrig das englische Proletariat gegen jede Einmischung der Regierung. boykottiert. Nun, da sie ihre Friedensliebe praktisch beweisen sollen, Mögen die Balkanvölker ihre eigenen Angelegenheiten regeln. Das versagen sie. Sie schwärmen für den Krieg des Kreuzes gegen den englische Proletariat protestiert auch gegen die geheime Diploma­Halbmond. Zu Anfang des Krieges veröffentlichten eine Reihe tie. Es verlangt die öffentliche Beratung der auswärtigen An­Geistlicher ein Manifest gegen die Türkei . Hätte das Schriftstück gelegenheiten. Diejenigen, die mit Gut und Blut für die auswär­Wirkung gehabt, so befänden wir uns heute in einem europäischen tige Politik des Landes eintreten müssen, müssen auch das Recht Genosse Frant sprach dann noch einige Worte in gutem Eng- Krieg. Wir sind stolz auf unsere österreichischen Genossen, die in haben, diese Politik zu bestimmen.( Großer Beifall.) lisch, was den Londoner Arbeitern große Freude bereitete. Er führte der schwierigsten Lage das Banner des Friedens hochgehalten haben. Anseele, der mit stürmischen zurufen empfangen wurde, aus: Wir wünschen nicht den Frieden, um auszuruhen, sondern um( Lauter Beifall.) Auch wir rufen unserer Regierung zu: Die bemerkte einleitend, daß der Sozialismus in den letzten Tagen be- zu kämpfen. Wir betrachten uns nicht als Deutsche , Engländer, Hände vom Baltan! Es gibt kein Interesse des englischen Volkes wviesen habe, daß er nicht allein die Partei des Proletariats, son- Franzosen und so weiter, sondern als Bürger der fünftigen Ver- im Orient, das die Knochen eines einzigen britischen Tommys dern auch die Partei der Menschheit ist. Die europäische Diplo- einigten Staaten von Europa . Wir Deutschen wünschen nichts wert wäre.( Großer Beifall.) matie ist bankrott; sie hat ihre Unfähigkeit, Doppelzüngigkeit und sehnlicher, als Schulter an Schulter mit unseren englischen Brü- Es sprachen noch die Genossen Drakonles( Griechenland ), Unehrlichkeit glänzend bewiesen. Der Redner ging dann auf die dern für unser großes Ziel zu kämpfen. Wir hegen keineriei feind- der die Haltung der griechischen Sozialisten darlegte, und die Ge­Geschichte der Balkanwirren ein und zeigte, wie es die Treibereien liche Absichten gegen unsere englischen Brüder. Die Viereinviertel- nofsin Hicks, die den Krieg vom Standpunkt der sozialistischen der Großmächte und der internationalen Finanz waren, die den millionen Stimmen, die bei den letzten Reichstagswahlen für die Frauen verurteilte. Mit der einstimmigen Annahme der vom Strieg herbeiführten. Hände weg von dem Balkan ! sei jetzt der deutsche Sozialdemokratie abgegeben wurden, find Stimmen zu- Internationalen Bureau vorgeschlagenen Resolution kam dieses Mahnruf des internationalen Proletariats an die Bourgeoisie und gunsten der Freundschaft mit dem englischen Volke.( Großer Bei- denkwürdige Meeting zu Ende. die Finanz, und der festere und engere Zusammenschluß der Ar- fall.) beiter aller Nationen werde dieser Forderung Anerkennung ber­schaffen.( Lauter Beifall.)

Dr. Frank( der mit lang anhaltendem Beifall begrüßt wird): Diese Versammlungen, die heute in fast allen Großstädten Europas abgehaltet werden, stellen einen Versuch der Völker dar, sich über die Köpfe der Regierungen hinweg miteinander über die inter­nationale Lage zu verständigen. Lange hat man die auswärtige Politik als das besondere geheimnisvolle Geschäft der Könige und Diplomaten betrachtet, bei dem die Wölfer die Kosten der Dumm­heiten, die jene machen, zu bezahlen haben. Aber der Glaube an die Geheimnisse der Diplomatie ist schnell im Schwinden begriffen. Wenn man von den Geheimnissen der Diplomaten reden kann, so boch nur in dem Sinne, daß den Diplomaten ein Geheimnis ist, was sonst jedermann weiß wie zum Beispiel die bulgarischen Rüstungen. Und die Fähigkeit dieser Herren erschöpft sich in ihrer Hoffähigkeit; damit fommt man aber nicht weit in der Welt. Es heißt, daß die Zauntönige des Balkans den augenblicklich tobenden Krieg heraufbeschworen haben. Aber vergessen wir nicht, daß ein Stüd Revolution in diesem Kriege stedt. Es handelt sich um die Befreiung der mazedonischen Bauern von dem Joch der türkischen Junter. Diese Bauern kämpfen dort denselben Kampf, den auch wir im übrigen Europa gegen den anmaßenden Großgrundbesiß zu kämpfen haben. Aber dieses Moment fällt weg in einem Kriege, den Desterreich oder Rußland als Erbschleicher unternehmen sollten. Man dente sich, Rußland als Befreier der Völker! Der Fuchs als

Kleines feuilleton.

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Barnes( der von einem ihm persönlich feindlich gesinnten Teil der Versammlung leider häufig unterbrochen wurde) bemerkte: Jm 2. sächsischen Reichstagswahlkreise Löbau­Ich spreche hier im Namen der englischen Arbeiterpartei. Wir Ebersbach fanden am 17. November vier Versammlungen statt, verlangen von unserer Regierung, daß sie die Hände von dem welche von 3200 Personen besucht waren; in denselben wurde Balkan läßt. Wir gehen großen Gefahren entgegen. Ein fetter Stellung gegen den Krieg genommen. Die Ausführungen der Re­Truthahn( Turkey:= Türkei , ist auch das englische Wort für Trut- ferenten fanden ungeteilten Beifall. hahn) ist aufzuteilen. Wir wollen keine neuen Gebiete, keine neuen Hieraus ist zu erkennen, daß selbst in rein ländlichen Kreisen Verantwortungen; wir haben deren schon genug. Die Balkan - die Bevölkerung mit den Bestrebungen der Sozialdemokratie sich völker müssen in Ruhe gelassen werden, damit sie ihre eigenen einverstanden erklärt. sozialen Probleme lösen können. Wir wollen keinen Krieg zwischen den Nationen. Unser Krieg gilt dem Kapitalismus, der Armut und dem Elend.( Beifall.)

Aus der Partei.

Der westpreußische Provinzialparteitag wurde am Sonntag in Danzig mit 48 Teilnehmern, darunter 31 Wahlkreisdelegierten, abgehalten. Als Vertreter des Parteivor­standes war der Genosse Müller- Berlin anwesend.

Longuet( Frankreich ), dem wie allen übrigen ausländischen Genossen der herzlichste Empfang bereitet wurde, kommt zuerst auf den Schwabenstreich des Herrn von Jagowo zu sprechen. Dieser Herr von Jagow ist beinahe so schlau wie unser Herr Lépine in Paris . Der preußische Lépine verbietet dem Genossen Jaurès , zu den Berlinern auf Französisch zu sprechen, eine Sprache, die Der Parteisekretär Gehl konnte in seinem Bericht für die die Berliner nicht verstehen. So muß denn Jaurès zu den Ber- lekten zwei Jahre die allgemein günstige Entwickelung der west­liner Arbeitern deutsch reden, was er sehr wohl versteht, und er preußischen Partei feststellen. Die Reichstagswahl habe die Steige­kann sich daher um so besser verständlich machen. Wir Franzosen rung der sozialdemokratischen Stimmen von 19 925 auf 28 265 werden alles tun, was in unserer Macht steht, um unsere Regierung 8340 oder 42 Proz. ergeben. Wegen der besonderen Verhältnisse zu zwingen, sich nicht in die Balkanhändel einzumischen. Unsere Ostelbiens sei jedoch die Erringung von Mandaten noch nicht mög­österreichischen und deutschen Genossen haben erklärt, daß die elen- lich gewesen, obwohl drei Wahlkreise in die Stichwahl kamen. Im den Häfen an der Adria nicht die Knochen eines einzigen österreichi- Jahre 1910 hatte die Partei in fünf Orten 12 Gemeindevertreter. Aber dies Motiv wird dann im Fortgang ganz beiseite geschoben. wieder die Hauptsache: Ohne die dramatische Geste sollen bei Arel muß, wenn er am Ende mit Berta bricht, die Kameradin mit Wagner Wort- und Tongefüge nicht sein. Der Einzug der Grals­irgend einer auf der Straße gefundenen, bequem gefälligen ritter:" Zum letzten Liebesmahle", klingt als Konzertgesang statt Geliebten" vertauscht, aus Gründen der Tendenz Die Bererbung von Augenleiden. Dr. Czelliger in Berlin als als Bühnenereignis fast trivial, der Chor Den sündigen Welten" So mit seinen scheinbaren Falschflängen unverständlich. Man studiert hat die Erblichkeit der Augenkrankheiten bei 786 Familien geprüft. würdiger Repräsentant männlicher Großmut dastehen. Schlußaft, daß Arels Mißerfolg darüber daheim vergeblich; tommt man dann nach Bayreuth , so ists Davon zeigten 535 Familien hochgrabige Kurzfichtigkeit; hochgradige hört der Zuschauer im war. lebersichtigkeit war in 99 Familien erblich. Bei der Kurzsichtigkeit bei der Einsendung der Arbeiten sein Bild nur ein fingierter In seiner Gutmütigkeit hat er wie mit einem Zauber anders. Dort erscheinen die Schmerz­zeigt sich ein lleberwiegen des weiblichen Geschlechts, bei der Ueber Kameradin ausgegeben, um Bertas Namen in den Katalog zu erst ohne sein Spiel! Besonders wichtig sind dabei die Verteuun als dies der gesänge des Gralsfönigs Amfortas immer noch reichlich breit; wie fichtigkeit dagegen ein solches der Männer. Als erbliche Augen­frankheiten werden ferner festgestellt: Schielen, Star, Augenzittern bringen. Das paßt nicht wohl zu feinen früheren Aeußerungen, gen der Chöre und zum Teil auch der Solisten auf mehrere Niveau­frankheiten werden ferner festgestellt: Schielen, Star, Augenzittern aber die Abrechnung" wird dadurch noch viel beträchtlich eklatanter. höhen des Gralstempels. Diesmal war ein Ersak dafür durch und Astigmatismus. Blutsverwandtschaft spielt bei der Vererbung So scharf in dieser und in anderen Wendungen eine gewaltsam ton- eine kluge Aufstellung von Orchester und Chorſtimmen usw. ge­der Augenkrankheiten zweifellos eine große Rolle. Arbeitern und Wohlhabenden zeigt sich bei der Kurzsichtigkeit tein struierende Tendenz. das Thesenhafte, Demonstrierende hervortritt, boten, mit hübschem Erfolg. Die Glocken des Gralstempels fönn­Unterschied. Bei einem Drittel aller Familien mit hoher Sturz- weist andererseits die psychologische Schilderung Bertas eine Fülle ten wohl auch versteckt sein, wie der Sänger der Grabesstimme des sichtigkeit ist direkte Vererbung nachzuweisen; indirekte Vererbung ausgezeichnet scharf beobachteter Züge auf. Auch in der Auseinander- Königs Titurel. Ueberdies haperte es mit ihnen. Der Lieferant von den Großeltern her in 22 Proz. Auf eine Arbeiterfamilie fegung des letzten Aktes tauchen bei aller programmatischen Zu- scheint eine der vier Glockentonröhren verwechselt zu haben entfallen im Durchschnitt 1,43 Kinder mit einem erblichen Augen- die stärkste Szene des Stückes ist nicht dieser Schluß, sondern eine etwas zaghaft. Nun würden wir bald bei der alten Klage über das gespitztheit sehr interessante seelische Momente und Reflege auf. Aber( G statt E), und der Spieler des Instruments war anscheinend leiden, bei einer wohlhabenden Familie 1,57. Die erstgeborenen Kinder sind mehr belastet, wie die später geborenen, namentlich gilt eingeflochtene Episode: die Begegnung zweier vor Jahrzehnten ge- optisch und akustisch Störende eines unverdeckten Orchesters ange­dies von der Kurzfichtigkeit. Dies ist um so bemerkenswerter, als schiedener Eheleute im Haufe Arels. Eine vom Trunte ruinierte langt sein, wollen aber nur noch die Blechbläser des( verstärkten man in England in bezug auf Vererbung der Tuberkulose, Geistes- Abenteuerin, eine Supplerin ihrer Töchter- so findet der ergraute Blüthner -) Orchesters bitten, die Töne besser durchzuziehn, statt frankheiten und Tendenz zum Verbrechen ebenfalls eine besondere Be- Doktor Destermark die einst schwärmerisch geliebte, dann bitterlich sie abreißen zu lassen, zumal in den getragenen Hauptmotiven. teiligung der Erstgeborenen gefunden hat. Zwischen dem Alter der Eltern gehaßte Frau, von der er sich blutenden Herzens losriß, wieder. Die Ein übrigens durch den größten Teil aller Musikpragis hindurch. Hier verstummt jedwedes gehender Unfug! und der Vererbung der Augenkrankheiten bestehen feine Beziehungen. Auch lang vernarbten Wunden brechen auf. starke Altersdifferenz der Eltern macht sich in keiner Weise bemerkbar. berstandesmäßig unnügige Thesen- und Antithesenspiel, das Bild Wenn auch die Augenärzte zu den Aerzten gehören, die zuerst auf wird zum ergreifenden Symbole namlosen Lebensjammers. die Bedeutung der Vererbung aufmerksam gemacht haben, so waren Herr Kayler war ein ungemein sympathischer Arel, freilich doch die bisherigen wissenschaftlichen Beobachtungen wertlos, weil ohne jeden Einschlag femininen Wesens, aus dem Strindberg seine Die große Szene des Wieder­sie gewöhnlich nur einige miteinander blutsverwandte Personen anfängliche Unterwürfigkeit erklärt. berücksichtigten, die übrige Familie aber außer Betracht ließen. sehens der beiden Alten fam in dem Spiele Hermann Nissens und Rofa Valettis mit schlicht vollkommener Naturwahrheit zum Ausdruck. Frl. Somary in der Bohèmefigur der homosexuellen Deutsches Schauspielhaus : Kameraden", Ro- Intrigantin Abel bot eine feingeschliffene Studie. mödie von August Strindberg . Die Bühne des Direktors von Helene Fehdmer dargestellt, hätte man farbiger wünschen Neben ihm waren Paul Bauer in der Partie des Parsifal und Lanz ließ ihren früheren Strindberg- Aufführungen jetzt die Kame- mögen. Mufit. raden" folgen, ein Stück, das bald nach den Gläubigern" entstanden,

Uebel.

Theater.

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Sieht man endlich von der Unmöglichkeit ab, mit den hier vorhandenen Mitteln zureichende Klangschönheiten zu erzielen, so darf man sich dessen, was mit dem Einstudieren des Chores er­reicht worden ist, baß freuen und darf immer wieder dem freund­lichen Leser" raten, doch auch ein freundlicher Sänger" zu werden. Zudem hatte die Veranstaltung das Glück, den Bayreuther Amfortas Werner Engel unter den Solisten zu haben. Das ist Wag­nersche Gesangsvortragkunst! Und doch vermied es der Sänger in Die Berta, musterhafter Weise, Bühnendramatik aufs Konzertbrett zu bringen. besonders Felig Lederer- Prina in den( dem Sänger freilich teilweis zu tief liegenden) Partien des Gralsritters Gurne­manz und des Titurel sorgsam um ein volles Gelingen bemüht.

dt.

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Notizen.

SZ.

das dort angeschlagene Thema weiter spinnt. In den Gläubigern" Der von der Arbeit des Tages abgespannte zum Openrhaus ist es eine schriftstellernde, hier eine malende Emanzipierte, an der Hastende Zuhörer wird kaum die nötige Sammlung und Feierstim­Strindberg seine Lieblingsthese von der moralischen und intellek- mung für das Werk mitbringen, und in der Oper selbst- usw. tuellen Minderwertigkeit der Frau beweist. Dort fällt dem ge- So kann der Berliner Bolts- Chor in seinem Programm­schiedenen Manne , hier einem, der die Scheidungsklage anstrengt, büchlein zu R. Wagners Parsifal" sagen und konnte es- Musikchronit. In der Hochschule für Musik führt der die Rolle des Abrechnung haltenden Gläubigers zu. Die Kameraden troßdem wagen, am Montag in der Neuen Welt" aus dem Oratorien- Verein zu Neukölln( Dir. Johannes Stehmann) Händels Ehe", in der die Frau selbständig dem Erwerbe nachgeht, wohl gar Bühnenweihfestspiel" einen Auszug als Konzertmusik zu bringen." Samson" am Totensonntag, abends 8 Uhr, auf Sonnabend: Vor­mit dem Manne in dessen eigenen Berufe fonkurriert ein naments Als eine Aufführung" betrachtet, noch dazu mit Kräften, die' s aufführung. lich in der skandinavischen Emanzipationsbewegung viel diskutiertes doch etwas schwer haben, läßt sich ein solches Wagnis leicht in und gepriesenes Ideal- erscheint dem Weiberhasser als übelstes der Grund und Boden verdonnern. Als notgedrungener Ersatz jedoch Gefangverein Liberté" im Happoldtschen Konzertsaal. Es wirken Ein Totensonntags Konzert veranstaltet der für etwas immer noch fast Unzugängliches und insbesondere als Berta, die hübsche Kollegin, die sich der junge Maler Arel in eine veranschaulichende Mitteilung von mehr lebhaftem Charakter mit: Anton Sistermans und das Kestenberg- Trio. Baris zum Weibe erforen, ist wirklich ein Kompendium von Ab- heißt mans willkommen und willkommener noch als eine Opern-- Die Offiziellen und die Prominenten. In scheulichkeiten. Sie tyrannisiert und beutet den guten Burschen unter aufführung : denn Parsifal " ist nun einmal ein Festspiel und paßt einer Auslaffung gegen die Einführung der öffentlichen General­der Firma der Gleichberechtigung schamlos aus. Ihre Unlogif trotzt immer noch eher in die seltenen, wahrhaft festlichen Abende des proben, über die die Presse zu berichten hat, charakterisiert die selbst dem Einmaleins. Sie verschleudert das Geld, das der Kamerad Berliner Volkschor hinein, als in Reih und Glied mit" Opern", Köln . Zeitung." ganz nett die Blüte der Kultur, die einem bei verdient, und fälscht noch obendrein die Haushaltsbücher. Immerhin selbst mit den besten. solchen Veranstaltungen aufgetischt wird. Von dem deutschen empfand fie, eine armselige Dilettantin, der Arel ihre Klecksereien So war denn in der Tat der Abend ein festliches Ereignis und Generalprobenpublikum schreibt sie kommen die Dffiziellen, forrigierte, bor feinem überlegenen Können einigen Reipett. Da ein gelungenes obendrein. Die Auswahl aus dem Wert mußte also der Minister, der Bürgermeister, der General, der Prinz als tommt die Nachricht, daß ihr Bild von der Ausstellungs- allerdings, um wenige geschlossene Stücke zu bringen, auf vieles maßgebende Beurteiler nicht in Frage, denn sie sind meist wenig jury angenommen, das zurüdgewiesen sei, Wesentliche verzichten, so auf die ganze Figur der Kundry und musikalisch. Die Prominenten, also der Bankdirektor, der Kunst­und nut fennt ihr Dünfel feine Grenzen. Arel erklärt auf den verwickelten Gesang der Blumenmädchen. Außer dem beschüßer einerseits find meist viel zu große Snobs, die anderen der höhnisch Triumphierenden: Der Kampf um den Vor- Vorspiel kamen der Schluß des 2. und der des 3. Aufzuges daran. aber, die Kollegen und Fachleute sind meist nicht unparteiisch rang ist angebrochen, darum können wir niemals mehr Freunde Auch da gibt es Chöre von einer so reichlichen Zerteilung, daß ihr genug, um einer neuen Erscheinung, generalprobenhaft abgedämpft, fein." Einem Manne im 28ettkampf zu weichen, fei nicht halb so die kleine Truppe Dr. Zanders auf beschränktem Podium schon objektiv gegenübertreten zu können. In dieses Milieu wird nun fchlimm, als hinter einer Frau, der eigenen Frau, zurückzustehen. von Haus aus nicht völlig gerecht werden kann. Und nun doch die Presse versezt.

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