begreifen, baß den T ü r k e n das K r i e g s g l ü ck so wenig günstig gewesen sei. Der Kaiser erwähnte auch die Entsendung eines Kon- sulatSbeamten nach P r i z r e n d und sprach die Hoffnung aus, daß sich die ZeitungS Meldungen über die Vorgänge in Prizrend als übertrieben herausstellen werden, und daß die Angelegenheit «ine friedlicheLösung finden werde. „Reichspost"-Hetze. ttfteit, HJ. November. Ein Berichterstatter der„Reichspost", welcher sich drei Tage in Nisch aufgelösten hat, berichtet über er- schütternde Einzelheiten der von serbischen Truppen began- genen Unmenschlichkeiten an gefangenen Türken und Albanesen. Unter anderm habe ihm ein Arzt des Roten Kreuzes in Nisch folgendes erzählt: Bei Kratawo ließ General Stefanowitsch Hunderte von gefangenen Albanesen in zwei Gliedern antreten und sie mit Maschinengewehren nieder- knallen. Dazu erklärte der General: diese Brut müsse ausgerottet werden, damit Oesterreich seine albanesischen Lieb- linge nicht mehr finde. General Ziplowitsch lieh bei Sjentza V5Ü albanesische und türkische Notabeln niedermetzeln, nachdem 10000 Albanesen dem Vorrücken der serbischen Truppen große Schwierigkeiten bereitet hatten. Die europäische Konferenz. London , 21. November. Im Unterhause fragte Sir Hildred Ca r l i l e den Staatssekretär G r e y, ob, falls nach Einstellung der Feindseligkeiten eine europäische Konferenz zur Regelung der türkischen Angelegenheiten zusammenbcrufen würde, sich diese auf die unmittelbar aus dem Kriege ergebenden Fragen beschränken oder ob sie auch die besonderen Beziehungen der Türkei zu anderen Staaten umfassen würde. Staatssekretär Grey antwortete: Die Frage, ob ein« Konferenz abgehalten werden soll oder nicht, ist von den Mächten noch nicht endgültig entschieden worden. Ich bin daher nicht in der Lage, über ihre mögliche Ausdehnung oder ihr Programm irgend eine Erklärung abzugeben Der Liberale King fragte an, ob die Großmächte bei der Stellung von Förderungen an die verbündeten Balkanstaaten oder an Serbien mit Bezug auf feine Gebietserweiterungen an irgend einem Teile der Adriatischen Küste gemeinsam vorgehen, oder ob Oesterreich-Ungarn selbständig sein« Forderungen Serbien aufdränge. Sir Edward Grey antwortete: Daß, soweit er unterrichtet sei, eS nicht ein genaues Bild der Lage geben würde, wenn er sage,!atz irgend eine der Großmächte schon Forderun- gen an die verbündeten Staaten formuliert hätte. Der Meinungsaustausch sei zwischen den Mächten seit Beginn des Krieges fortgesetzt worden. Die Ansicht der britischen Re- gierung, die von anderen Mächten geteilt werde, sei, daß es nicht wünschenswert sei, wenn bei der eventuellen Regelung ein Teil durch verfrühte Verhandlungen von dem .Ganzen abgetrennt werde. Gegen Modilisierungsgerüchte. Petersburg, 20. November. Eine vom Kaiser veranlaßt« V e r- fügung des KriegSmini st erS besagt, daß angesichts der von g« w i s s e n M i l i t ä r s in der Gesellschaft verbreiteten falschen Gerüchte über Vorbereitungen zum Kriege und die Mobilisierung von HeereSteilen strenge Maßregeln gegen die Urheber derartigen Geschwätzes getroffen werden sollen. •• Die mllitäriictze Lage. Die alte zähe Defensivkrast. die die Türken, freilich reichlich spät, an der Tschataldscha-Linie wie in Adrianopel , Monastir und Skutari bewiesen haben, erhält ihnen offenbar einen kleinen Streifen ihres einst so gewaltigen europäischen Besitzes, rettet ihnen besonders ihre Hauptstadt Konstantinopel . Heute läßt sich mit ziemlicher Sicherheit feststellen, daß die Bulgaren bis jetzt an der Tschataldscha-Linie auf Granit gebissen haben. Auf die Dauer läßt sich eine rücksichtslose Offen- sive, die die Marsch- und Kampffähigkeit auch der begeistertsten Truppen überspannt, nicht aufrecht erhalten. Die bulgarischen Gefechts» und Krankheitsverluste, die von der Regierung sorg- fältig verschwiegen werden, sind jedenfalls erschreckend hoch. Das schwachbevölkerte Land, das schon halbe Kinder und Greise in die Front schicken mußte, kann keinen Menschenerfatz mehr finden. Zudem entzog die Belagerung von Adrianopel der Hauptarmee auf ihrem Vormarsch auf Konstantinopel einen beträchtlichen Teil Truppen. Es ist daher begreiflich. daß Bulgarien bereitwillig auf Waffenstillstandsverhandlungen einging! es kann sein Volk nicht zum Verbluten kommen lassen. Außerdem ist die Aussicht, nach einem, vielleicht sehr verlustreichen Siege an der Tschataldscha-Linie mit über- anstrengten Truppen durch choleraverfeuchtes Gelände zu rücken, nicht gerade verlockend. Selbstverständlich werden auch Rücksichten auf internationale Schwierigkeiten, in die die Bulgaren durch einen Einmarsch in Konstantinopel geraten wären, ihre Friedensbereitschaft beeinflußt haben. Die Erfolge der türkischen Defensive an der Tschataldscha- linie sind darauf zurückzuführen, daß die Trümmer der ge- schlagenen Ostarmee an frischen kleinasiatischen Truppen Halt und Rückgrat fanden, und daß die verbrecherische Lotteret im Verpflegungswesen wenigstens einigermaßen beseitigt wurde. so daß trotz des WütenS der Cholera dem Andrängen der bulgarischen Artillerie und Infanterie ein energischer Wider- stand entgegengestellt werden konnte. Nicht unwesentlich ist dabei auch die Mitwirkung der Flotte, deren Geschütze den Bulgaren den Durchbruch an den beiden Flügeln der Tschataldschalinie unmöglich machte. Zu einer Forcierung dieser Linie hätten die Bulgaren schwere Positions arttllerie gebraucht. Diese mußte aber zur Beschießung Adrianopels verwendet werden. Die tapfere Haltung der dortigen türkischen Truppen kann bewirken, daß die erste Residenz der türkischen Sultane auf europäischem Boden dem Halbmond erhalten bleibt. Ei« weiterer energischer Kampf der Türken an der Tschataldscha-Linie wird die Balkanstaaten zwingen, ihre Forderungen bedeutend zu mildern. Auch die türkische Westarmee hat sich bei M o n a st i r noch einmal zu energischem Widerstande aufgerafft. Die serbischen Meldungen über die Eroberung dieser Stadt sind nicht recht klar: jedenfalls haben die Serben hier noch Verlust- reiche Kämpfe zu bestehen gehabt. Die Montenegriner kommen vor Skutari nicht von der Stelle.. EL scheint. alZ ob sie einen großen Teil ihrer Truppen dazu verwenden, an der Küste des Adriatischen Meeres Terrain zu gewinnen. OettUcker fonegsfthiuipfotL. Die letzten Kämpfe an der Tschataldscha-Lime. Konstantinopel , 21. November. Generalissimus N a z i m P a scha meldet telegraphisch : Gestern abend verlaß der Tfcind die Verschanzungen, welche er nach seinem dreitägigen Vorrücken errichtet hatte und zog sich an einigen Punkten sieben Kilometer von der Verteidigungslinie zurück. Starke Rekognoszierungskolonnen, die unter dem Kommando von Offizieren von unseren Divisionen entsandt worden waren, fanden an mehreren Orten eine AnzahlvonVer- wundeten und erbeuteten eine Menge von Ge- wehren, Munition und Ausrüstungsgegenständen. Es wurden auch zahlreiche Tote aufgefunden. Die Mitwirkung der Flotte. Konstantinopel , 20. November Ein Telegramm des türkischen Flottenlommandanten von Büjük Tschekmedsche (südlicher Flügel der Tschataldscha-Linie) vom 17. d. M. besagt: Die Stille, die bis Mitternacht dauerte, wurde gestern 3 Uhr 50 Minuten durch Mitrailleusenfeuer der Posten auf den Höhen von Kalikratia unterbrochen. Das Feuer dauerte bis 4 Uhr 15 Minuten morgens und begann auf der ganzen Linie wieder um 6 Uhr 40 Minuten. Nachdem wir die Po- sition des Feindes festgestellt hatten, eröfsneten wir das Feuer von den Kriegsschiffen aus, wodurch dem Feinde große Verluste beigebracht wurden. Nach den Signalen unserer auf dem Lande befindlichen Leute wurde eine feind- liche Batterie zerstört. Die Kanonen der Panzer» schiffe brachten bald eine zweite bulgarische Batterie zum Schweigen. Die Granaten von den Panzerschiffen setzten ver- schiedene Dörfer in Brand. Papasburgas wurde teilweise zerstört. Der Feind, der sich bemühte, in. Taschtepe am See Büjük Tschemedsche Artillerie in Stellung zu bringen und Verschanzungen zu errichten, wurde vernichtet und die Ver- schanzungen zerstört. Ein vom Kommandanten des Panzerkreuzers Torghut- Reiß heute früh 1 Uhr aufgegebenes Telegramm besagt: Das türkische Detacheinent in D e r k o s(nördlicher Flügel der Tschataldscha-Linie) hat dank unserer dreitägigen Kanonade und unter unserer Bedeckung den Feind an der Küste von Ormonly, zehn Meilen nördlich von Karaburnu zurück- getrieben. Bulgarische Meldungen. Sofia , 20. November. Die„A g e n c e Bulgare" er- klärt alle Meldungen aus türkischer Quelle über angebliche Siege der Türken bei Tscha- taldscha für falsch und tendenziös. Das Blatt„M i r" meldet, daß gestern eine Abteilung bulgarischer Kavallerie mit drei Bataillonen Infanterie die türkische Besatzung auf den Höhen nördlich der Stadt F e r e an der Straße nach Dedeagatsch , die aus etwa zwei Bataillonen bestand, angegriffen und nach kurzem Kampfe in die Flucht geschlagen habe. Die Türken hätten einen aus einer Lokomotive und vierzehn Wagen bestehenden Eisenbahn- zug, der mit Lebensmitteln, Munition und Pferden angefüllt war, zurückgelassen. Der Zug sei nach Dimotica gebracht worden. Bei Adrianopel hätten die Türken vorgestern einen Durchbruchsversuch unternommen, seien aber nach lebhaftem Kampfe, der den ganzen Tag über angedauert habe, mit beträchtlichen Verlusten in die Festung zurück- geworfen worden. Die Eisenbahnverbindung zwischen Dimotica und Dedeagatsch sei wiederhergestellt. Das Elend unter den Flüchtlingen in Konstantinopel . Konstantinopel , 20. November. Die Sophien- Moschee ist seit dem 15. d. Mts. mit zahlreichen Flucht- lingen und kranken Soldaten, deren Zahl an- geblich etwa 3KH0 beträgt, gefüllt. Infolge eines zwischen der Stadtpräfektur und anderen Behörden entstandenen K o m p e t e n z ko n f l i kt e S(?) wegen der Verpflegung der Flüchtlinge verließen diese am 16. die Moschee und nahmen in zwei nahe gelegenen Läden gewaltsam Lebensmittel weg. Tie Moschee wurde darauf durch einen Militärkordon ab- gesperrt. Die Cholera. Konstantinopel , 20. November. Infolge der Cholera sind sämtliche Schulen geschlossen. Sofia , 21. November. Ein aus Tschataldscha zurück- kehrender Arzt erzählte, die Türken hätten täglich 1000 Cholerafälle. Bulgarien ergreift umfassendste Maßnahmen gegen die eventuelle Einschleppung. Alle südlich von Philippopel belegenen Spitäler werden gesperrt. HUrtUcher Kriegerchauplatz. Die Kämpfe bei Monastir . Belgrad , 21. November, vormittags. Bon amtlicher Seite wird über die Kämpfe bei Monastir jetzt folgender Bericht verbreitet: Das Gefecht erstreckte sich über eine Linie von 50 Kilometern. Die Türken hatten 70 000 bis 80 000 Mann(?) mit 100 Geschützen zusammengezogen. Tie türkischen Positionen, besonders die im Nordwesten von Monastir , waren befestigt und durch Blenden unkenntlich ge- macht. Die Verdrängung der Türken aus diesen Stellungen war mit großen Opfern verbunden, zumal die Bevölke- rung der in der Gegend liegenden Ortschaften siegen die Serben kämpfte. Die serbische Artillerie griff erfolgreich in den Kamps ein. Tie Infanterie rückte durch über- schwemmtes Gebiet vor und war großen Verlusten ausgesetzt. Nachdem die wichtigsten türkischen Stellungen genommen worden waren, versuchten die Türken nach Ochrida durchzubrechen. Als dieser Versuch mißlang, wandten sie sich zur Flucht. Infolge deS Nebels g e• lang es zunächst einer Division, nach Florina zu ent- kommen. Dann begann die v ö l l i g e A u s l ö s u n g der türkischen Armee, die in wilder Flucht ihr Heil suchte. Rn den Kämpfen, die vier Tage währten, wurden 20000 Türken getötet oder verwundet. Au ch die Serben erlitten große Verluste. Schon am zweiten Tage der Schlacht eroberten die Serbe« eine türkische Gebirgsbatterie und vier Belagerungsgeschütze. Am letzten Kampftage erbeutete die Drinadivision 36 Feldgeschütze. Die fliehenden Türken wurden von der seroischen Kavallerie verfolgt. Belgrad , 21. November. Das Hauptquartier der ersten Armee ist von Prilep nach Monastir verlegt worden. Die Grieche» gegen die Trümmer der türkische« Westarmee. Athen , 21. November. Der Kronprinz telegraphiert unter dem 20. d. Mts. aus B a n i tz a: Nachdem meine Armee die Pässe von Gorniffchevo und Kirliderbend überschritten hatte, enttvickelte sie sich auf der Linie Zabrdani-Florina und besetzte diese letzte Stadt. Die türkische Armee, die bei M o n a st i r von den Serben angegriffen und von der Verbindung mit Resna abgeschnitten wurde, zog sich in Unordnung auf F l o r i n a zurück. Ich habe heute diejenigen, die nicht mehr Zeit hatten, sich zurückzuziehen, abgefangen. Eine große Menge Munitton und Kriegsniaterial�siel in unsere Hände. Die An- zahl der Türken, die sich auf Florina zurückgezogen haben, be- läuft sich aus 30000 Mann. Vom montenegrmifcben Kncgöfcbauplatzc. Die Eroberung von Alessio. Rjeka, 20. November, lieber den am Montag bei Alessio stattgefundenen Kampf berichten hierhergebrachte Verwundete, die an dem Kampfe teilgenommen haben: Unterhalb der Höhe des Crni Vrh machten die Türken einen Frontangriff gegen die gedeckte Stellung der Montenegriner. Alsbald entwickelte sich ein l e b- hafter Bajonettkampf. Die Türken hielten sich glänzend, doch gelang es den Montenegrinern, den Feind unter großen Verlusten zu zersprengen. Die Zahl der Toten und Verwundeten auf türkischer Seite wird mit 600 an- gegeben; die Montenegriner hatten sechs Tote und 82 Ver- mundete. Die türkische Kriegskasse mit 100000 österreichischen Kronen wurde erbeutet und acht Soldaten gefangengenommen- politifcde(leberficbt. Berlin , den 21. November 1912. Die Steuerkommission des Abgeordnetenhauses erörterte am Donnerstag zunächst die Frage, was als Werbung?- kosten beim Bergbaubetrieb von dem Einkommen abgeschrieben werden darf. Entgegen der Regierungsvorlage, die eine Abschrei- bung in bestimmten Prozentsätzen des Verkaufswertes der jähr- lichen Förderung vorsah, einigte man sich aus einen konservativen Antrag, der im wesentlichen nur die Festlegung der bereits jetzt gellenden Rentensormel bedeutet. Von größerer Wichtigkeit war die Berawng des§ 1ö. der von dem Kinderprivileg handelt. Hier hat die Kommission in erster Linie eine Erweiterung des Kinderprivilegs insofern vorge- nommen, als bei Zensiten mit einem Einkommen von weniger als 12<XZ M. bereits bei dem Vorhandensein eines Kindes oder eines anderen Familienangehörigen, zu dessen Unterhaltung sie ver- pflichtet sind, eine Ermäßigung um eine Stufe eintreten sollte. Gegen diesen Beschluß machte der Finanzminister namens t>«s Mi- nisters des Innern das Bedenken geltend, daß dadurch die Ge- meinden einen großen Ausfall an Steuereinnahmen erleiden würden, er bat deshalb um Beibehaltung des jetzigen Zustandcs. Eill freikonservativer Vermittelungsantrag, der dahin ging, daß die auf Grund dieser Bestimmung gewährten Ermäßigungen bis auf weheres für die nach dem Maßstabe der Einkommensteuer zu ent- richtenden Kommunalabgaben außer Betracht bleiben sollen, fand weder bei der Regierung noch bei der Mehrheit der Kommission Gegenliebe. Zwar wurde allseitig die Notlage der meisten Ge- meinden anerkannt, aber man war sich im großen ganzen darüber einig, daß zur Beseitigung dieses ZustandeS das Kommunalabgabengesetz geändert werden müsse, daß jedoch mit dem freikonservativen Antrage wenig anzufangen sei, zumal da damit den Zensiten auch nicht gedient wäre. Aufs allerschärfste wandte sich der Finanz- minister gegen einen auch von sozialdemokratischer und teilweise auch von nationalliberaler Seite unterstützten fortschrittlichen An- trag, der bei Steuerpflichtigen mit einem Einkommen bis zu MOO M. auch die Ehefrau zu den UnterhaltungSverpflichteten ge- rechnet wissen wollte, bei deren Vorhandensein eine Eteuerermäßi» gung Platz greift. Der Vertreter der Regierung erklärte, daß die StaatSausgaben mehr und mehr wachsen, daß das Abgeordneten- haus fortwährend auf eine Steigerung der Ausgaben dränge und daß man unmöglich den durch den Antrag bedingten Ausfall von rund 1ö Millionen Mark tragen könne. Im schroffen Gegensatz hierzu stellten sich die Redner der Linken auf den Standpunkt, daß man, solange keine Aussicht auf Beseitigung der Steuerzuschläge vorhanden sei, wenigstens auf eine Entlastung der Minderbemit- teilen hinarbeiten müsse. Der Antrag wurde schließlich a b- gelehnt. Zu Z 23, der von der Auskunftspflicht der Arbeitgeber handelt, hatte die Regretung vorgeschlagen, die Auskunftspflicht auch auf dick Angestellten mit über 30C0 M. Gehalt auszudehnen, doch sollte von diesen Angestellten nur der Name, nicht aber das Ein- kommen angegeben werden. Die Kommission hat statt dessen den Arbeitgebern die volle AuSkunftspflicht auch in bezug auf diese Kategorie ihrer Angestellten auferlegt. Ein freikonservativer Antrag auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage wurde damit begründet, daß man die Privatbeamten nicht als zweifelhafte Steuerpflichtige abstempeln daß man keine Mißstimmung erzeugen und ihre Elnkommensverhältnisse nicht der Oeffentlichkeit preis- geben dürfe. Demgegenüber betonte der sozialdemokratische Redner. daß alle diese Argumente genau so aus die Arbeiter zutreffen. Wolle man Mißstände vermeiden und eine Ungerechtigkeit besei- tigen, dann müsse man überhaupt die AuSkunftSpflicht der Arbeit- geber streichen und allgemein den Deklarationszwang einführen. Auf dem gleichen Standpunkt stellte sich das Zentrum und ein fortschrittlicher Redner, während sich die Nationalliberalen, ein Teck der Konservativen und ein anderer fortschrittlicher Redner für den sreikonservativen Antrag aussprachen. Der Antrag wurde mit Stimmengleichheit abgelehnt. Zu Z 25 endlich wurde ein freikonservativer Antrag abgelehnt. der verlangt«, daß nicht nur jeder bereits mit einem Einkommen von mehr als 3000 M. zur Einkommensteuer veranlagte Steuer» Pflichtige zur Abgabe einer Steuererklärung verpflicbtet ist, sondern überhaupt jeder, der in dem voraufgegangenen Kalender- bezw. Wirtschaftsjahre ein Einkommen von mehr als 3000 M. gehabt hat, auch wenn er zu einem geringeren Einkommen veranlagt, war. Die nächste Sitzung findet am Sonnabend statt. Die christlichen Gewerkschaften und die päpstliche Enzyklika. In Köln tagte am Donnerstag der Ausschuß deS Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands . um zu der durch die päpstliche Enzyklika geschaffenen Lage Stellung zu nehmen. Der Ausschuß beschloß. zur Klärung und zum Abschluß der Angelegenheit einen außerordentlichen Gewerkschaftskongreß zu berufen, der am Dienstag, den 26. November, in Essen a. d. Ruhr im städtischen Saalbau zusammentreten soll. Der Ausschuß des Gesamtverbandes ist eine aus 40 christlichen Gewerkschaftsführern bestehende Institution, in der alle angeschlossenen Verbände durch ihre Vorsitzenden und Redakteure vertreten sind. Es wird noch über die Tagung berichtet. Einmütig einigte man sich dahin. daß über die Abhaltung des Kongresses sowie auch über die Beurteilung der Situation innerhalb des(Äesamtvx.'l'bandes vollkommene Uebereinstimmung bestehe. Als Referent zu dem Gewerkschaftskongreß ist Stegerwald ernannt. «Der Nutzen der päpstlichen Enzyklika." AuS Westfalen wird unS geschrieben: Der.Vorwärts" nahm in der DienStagnumnier Notiz von dem Verhalten eines katholische» Fabrikanten m Menden, der die streikenden und ausgesperrten Metallarbeiter unter Berufung aus die neueste päpstliche Enzyktiko zur bedingungslosen Unterwerfung auf- forderte. Es dürfte vielleicht interessieren, daß der betreffende Unter- nehmer Besitzer einer Dcvotionalienfabrik und außerdem„päpstlicher Hoflieferant" ist! Dem christlichen.Bergknappen" erscheint e«.ungeheuerlich", daß die Firma.die Enzyklika für ihre geschäftlichen Zwecke mißbraucht". Die aussperrenden Fabrikanten sind fast durchweg fromme Zentrum Sie Ute, die Ausgesperrten ch r i st l i ch organisierte Arbeiter! Anläß- sich einer ähnliche» Sachlage, nänrlich bei der Aussperrung der christ, lichen Textilarbeiter durch die fromm-latholischen Textilindustriellea
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