des Münsterlandes im Jahre 1302. wußte derselbe„Bergknappe" kräftigere Töne zu finden. Damals schrieb er nämlich: „Hier glauben wir wieder eine oftmals gemachte Erfahrung bestätigt zu finden, daß diejenigen am allerwenigsten taugen und die größten Tunichtgute find, die in der Kirche den Anschein er» wecken, als wollten sie aus lauter Liebe zum Erlöser diesen vom Äreuz nehmen und sich selber daran hängen. An den Bettel- stab müßten solche Tyrannen von Unternehmern gebracht werden, die vom Schweiße der armen Arbeiter sich ihre faulen Körper nähren, den Arbeitern kümmerlich st en Lohn zahlen und daS gesetzlich gewährleistete Recht der Organisation verkümmern." Daß sich die Schwarzgelben mit solchen Erfahrungen selbst ohrfeigen, scheinen diese Leute gar nicht zu merken. Es ist ihnen begreiflicherweise sehr unangenehm, daß eS ausgerechnet frommkatholische Kapitalisten sind, die den christlichen Arbeitern die Klassen- kampfidee mit der Hungerpeitsche einbläuen. Aber die Tatsache können sie auch heute nicht bestreiten! Koldromb«nd seine Folge«. Der Gutsbesitzer von Trczinski hat jetzt noch gerade zwei Mo- nate Zeit, dann muß er den Sack mit Goldstücken nehmen, ob er will oder nicht, und das Gut Koldromb, das kürzlich mit enteignet wurde, verlassen. Wir haben schon zu verschiedenen Malen fest- gestellt, daß uns solche Revolutionsexerzitien— um ein von der „Deutschen Tageszeitung" viel benutztes Wort zu gebrauchen, durch- aus nicht unangenehm find. Die Regierung und ihre Junker be- baupten allerdings, der Zweck dieser Enteignung sei, den deutschen „Bauernstand" vor der polnischen Invasion zu schützen. Koldromb wird aufgeteilt, das hochherrschaftliche Schloß und noch etliches dazu wird eines der berühmten oder richtiger berüchtigten Rest- guter. Warum gerade in der Provinz Posen das Bedürfnis des Bundes der Landwirte, seiner Freunde und der preußischen Regierung nach Restgütern so groß ist. zeigen die folgenden AuS- lassungen, die wir dem„Tag vom 17. April 1339 entnehmen. Dort schrieb der Grundbesitzer MuSke, Mein-Dreußen, unter an- derem das Folgende: „Infolge der in einzelnen Kreisen recht weit vorgeschrittenen Aufteilung der großen Güter fürchten die Großgrundbesitzer ihren bis dahin allein maßgebenden Einfluß in den Kreistagen etwas zu verlieren, obwohl die Gefahr noch gar nicht einmal so groß ist. Denn infolge der fa- mosen Kreistagsordnung für Poien hat der Kleinbesitz gegen- über dem Grohbesitz eine so geringe Wahlberechtigung, daß letz- terer überall bei weitem in der Mehrzahl in den Kreistagen ver- treten ist. Selbst aber eine Herabminderung ihrer bisherigen Zahl wollen diese Herren nicht dulden, denn es könnte dann doch gelegentlich zur Opposition kommen, und dieser Even- tualität soll durch Bildung der Restgüter, auf die dann das bisherige Stimmrecht des ganzen Gutes übergehen würde, vorgebeugt werden. Gerade aber auf dem kommunalen Gebiete stehen sich die Interessen von Groß- und Kleinbesitz oft recht schroff gegenüber. Besonders sind eS die Wegebau- und andere Verkehrsverhältnisse. bei denen die Großgrundbesitzer infolge ihrer Majorität nur ihre Vorteile wahrnehmen. Große Summen werden auf Kosten der Allgemeinheit des Kreises für Chaussee- und Bahnbauten verausgabt, die eigentlich nur für die großen Güter in Frage kommen. Hier im Kreise Filehne sind bei einem Bahn- bau große Bauerndörfer von K<X> bis 100C Einwohnern einfach übergangen worden, nur damit die Bahn an zwei bis drei Gütern vorbeiführen konnte. Ebenso verhält es sich mit den Chaussee- bauten. Dagegen wird für die Bauerndörfer fast nichts getan, trotzdem diese den größten Teil der Kommunallasten aufbringen müssen." Die Enteignungspolitik der preußischen Regierung ist also zu einem Teile Mittel zu dem Zweck, der Entjunkerung Preußens vorzubeugen.'''-11,.. Und wie steht es mit der anderen Sache, der Entpolonisierung? Auf allen deutschen Fideikommissen in Posen gibt es 3833 Deutsche und 23 463 Polen , oder in Prozentsätzen ausgedrückt: über 84 Prozent der Bevölkerung entfallen auf die Po- I e n und noch nicht 46 Proz. auf die Deutscher.. Dies stellen nicht wir fest, sondern der Reichstagsabgeordnete und Führer des Bauernbundcs Dr. Karl Böhme in seiner Schrift: Deutsche Bauern- Politik; 3. Auflage 1312, Seite 133; die überdies noch mehr Jnter- essantes über die Restgüter zu sagen weiß. Diese Restgüter sind nämlich ihrer ganzen Struktur nach Herde des Polentums.„Auf so einem Rittergute ist doch gewöhnlich nur der Besitzer mit seinem Inspektor deutsch." Wir sind zwar keineswegs der Ansicht, daß die polnischen Arbeiter so ohne weiteres eine preußische StaatSgefahr sind. Uns interessiert neben dem damit verbundenen RevolutionSexerzitien am preußischen Enteignungs- gesetz nur die Tatsache, daß es einmal durch die Restgüterpolitik Großjunkerinteressen wahrnimmt und zum anderen. daß die durch die Enteignung angeblich erzielte Germanisierung der polnischen Gebiete fauler Schwindel ist. Steuer« zur Auswahl. Wie die„Tägliche Rundschau" erfährt, ist die bereits feit ge- raumer Zeit angekündigte Denkschrift des RetchSschatzamteS zur Besitz» steuerfrage fertiggestellt und den Regierungen der Einzelstaateu zu- gegangen Das Reichsschayamt nimmt in dieser Denkschrift zu keiner der vorgeschlagenen Steuern Stellimg. will es vielmehr den ver- bündet-n Regierungen überlassen, stw aus den einen oder anderen Sleuervorschlag zu einigen. Die Denkschrift wird zunächst im preußi- schen Stoatsmiuisterium beraten werden und erst dann pnrd der Reichskanzler mit dem Antrage Preußens vor den Bundesrat treten. Vor Weihnachten soll noch eine Besprechung der teilenden Miuisier über die Besitzsteuerfrage herbeigeführt werden. Die Vorlage selbst dürste erst gegen Ende März dem Reichstage zugehen. Das„Wahlrecht der Beamten. In einem Wahllokal der Stadt Bochum trat ein Schutzmann an den Wahltisch und wählte die sozialdemokwtische Liste. Dar- auf großes Erstaunen des Wahlvorstehers, der nochmals die Wahl- ausweiskarte musterte, auf die der Wähler als Schutzmann ver- zeichnet war. Sie haben sich wohl mit dem Vorlesen der Namen geirrt, wollen Sie diese wirtlich wäh'en? Nein, nein, Irrtum ist ausgeschlossen, entgegnete der Schutzmann und verschwand. Als man den Uebeltäter..fassen" wollte, stellte sich heraus, daß der Wähler früher Schutzmann gewesen lvar. Kaum war die Szene beendet, trat wieder ein Schutzmann vor— aber diesmal ein wirk- licher— und wählte die sozialdemokratische Liste. Verlegenes Schweigen. Nach einer Viertelstunde tritt jedoch plötzlich derselbe Schutzmann an den Wahlti'ch und stottert nun eine Entschuldigung hervor, er habe vorhin durchaus nicht gewußt, daß eS sich bei der Wohl um Politik handle, um die er sich nicht bekümmere!... Der Wahlvorsteher machte ein bedenkliches Gesicht und zuckte dann mit der Achsel._ Oeltemicb-atigam. Graf TiSza in Arad . Budapest , 24. November. sEig. Ber.) Seit Tagen wurden dw Borbereitungen zum Empfange des Grafen Tisza in Arad von Aussperrung fw: die ganze Woche an. Die Arbeiter kümmerlen sich aber nicht um diese Drohung, und legten zur bestimmten Stund« die Arbeit nieder. Nur der Waggonfabrik gelang es, einen Teil der Arbeiter, etwa 283 Mann, zurückzuhalten, indem sie den Trakt, in welchem dieselben arbeiteten, absperrte. Stach der Ankunft TiSzas wurden auch diese herausgelassen, was dieselben jedoch nicht abhielt, die Fabrikdirektion wegen Beschränkung der persönlichen Freiheit zu verklagen. Am Tage der Ankmift standen 25 beritten« Polizisten, die g«. samt« Polizei mit ihren Offizieren, zwei Dutzend Detektivs, 333 Gendarmen vor dem Bahnhofe und auf den Straßen, die Tisza passieren mußte. Alle Straßen, die nach dem Versammlungslokal führten, waren vollständig gesperrt. Tagsüber ließ man niemanden passieren. Der Bahnhof war von den Gendarmen zerniert, die Straßen vom Bahnhof zum Hotel durch einen Polizeilordon geschützt. Tisza wurde mit ohrenbetäubendem Geschrei und Pfeifen empfangen, vor seinem Hotel war der Lärm ein furchtbarer. Nieder mit dem Verfassungsschändcr! Nieder mit TiSzal Pfui! wurde gerufen trotz der Bajonette, die ihn schützten, selbst dann noch, als die Gendarmerie einen Bajonettangriff gegen die Demonstranten macht«. Die Erbitterung des Volkes wuchs immer mehr, der Polizei- Hauptmann befürchtete einen Sturm auf daS Hotel, er ließ durch die Gendarmerie und berittene Polizisten das Volk auseinander- treiben. Und nun begann ein erbitterter Straßenkampf zwischen Gendarmerie und Arbeitern. Die Gen- darmen hausten wie die Kannibalen und trieben das Volk zur Not- wehr. Ein Ziegelwagen, der zu einem Bau fahren wollt«, wurde von den Arbeitern angehalten, und in wenigen Minuten war der Wvgen seiner Last ledig. Die Ziegel flogen auf die Gendarmen und Polizisten. Diese antworteten mit Revolverschüssen. Ein zwölfjähriger Knabe wurde durch die Stirn geschossen, mehrere Ar- beiter durch Revolverschüsse verwunde.t Ein berittener Polizist wurde vom Pferd gerissen. Acht Gendarmen und 14 Polizisten wurden verwundet. Die Zahl der verwundeten Arbeiter ist un- bekannt, da dieselben von ihren Kameraden fortgebracht wurden. Alle Fensterscheiben des Hotels, des Stadthauses, beim Bürgermeister und bei Regierungsbeamten wurden eingeschlagen. Die Demon- stration endete erst mn späten Abend. Nachts 11 Uhr fuhr Tisza in aller Stille auf den Bahnhof, um Arad zu verlassen. 36 Ar- beiter sind verhaftet worden. Eine Niederlage der ungarischen Regierung. Budapest , 21. November.(Eig. Ber.) Am Mittwoch stand das Parteiorgan der ungarischen Sozialdemokratie vor deni Geschwo- renengericht. Am 4. Juni brachte das Blatt einen energischen Auf- ruf an die Arbeiterschaft, worin gesagt wird, daß von nun an kein Gesetz in Ungarn gilt, da die Regierung das Gesetz mit Füßen ge- treten habe. Der Artikel wurde inkriminiert. MUtwoch haben die Geschworenen den Verfasser dieses Artikels freigesprochen. Dieser Freispruch hat in Regierungstreisen große Konsternation verursacht. velgsien. Der Ministerpräsident gegen die Wahlreform. Brüssel, 23. November. (W. T. B.) Deputierten- k a m m e r. Bei der Debatte über die Regierungserklärung führte der Ministerpräsident aus, daß die Regierung den Antrag der Sozia» listen aufAbänderungderBerfassung deshalb ablehne. weil er unter Androhung des General st reikS erfolgt fei. Der sozialistische Abgeordnete Bandervelde wies darauf hin, daß bei der kategorischen Weigerung der Regierung die Lage gefahrvoll werden würde... ,., �, Generalstreikvorbereitungen. In Gent wird in zwei der bevölkertsten Teilen der Stadt eine Probe mit der gemeinsamen Speisung, der„kommu. nistischen Suppe", gemacht. Die Kessel sind schon beschafft. Ein Liter Suppe wird für 13 Centimes abgegeben. Es sind Vorkeh. rungen zur Verpflegung von 23 333 bis 25 333 Streikenden ins Auge gefaßt. Der„Vooruit" hat an die Schlächter der Stadt die Auf- forderung gerichtet, mit ihm wegen Lieferung des erforderlichen Fleisches in Verbindung zu treten. Eine Anzahl hat zustimmend geantwortet. Flottenpläne. Kaum ist die neue Wlehrvorlage eingebracht, die eine gewaltige Steigerung der Gut- und Blutopfer für die hehre Idee des belgi schen„Vaterlandes" fordert, da verlautet schon wieder von neuen, noch wetter ausgreifenden militärischen Plänen. Wie der„TempS " berichtet, wird in einigen, namentlich Antwerpener Kreisen die jetzige Gelegenheit der Weltpolttik für günstig gehalten, auch den Grund zu einer Kriegsmarine zu legen. Man weist darauf hin, daß die Landesverteidigung eine Sicherung der Unterscheld« erfordere, und empfiehlt zunächst Schaffung einer Flotte von Torpedobooten. die als Kern einer Marine dienen soll. Daß die Regierung diesem Plane freundlich gegenübersteht, geht aus der Schaffung einer be- sonderen Abteilung für Seewesen hervor, an deren Spitze der Ant werpener Abgeordnete SegerS gestellt ist. Dieser hat bei einem Bankett der Antwerpener Handelskammer erklärt, der König habe durch Schaffung des neuen Ministeriums feinen Willen ausgedrückt, dem Seewesen den Ehrenplatz zu geben, der ihm in einem auf den Außenverkehr angewiesenen Lande zukomme. Also„der Dreizack gehört in unsere Jaust" auch in Belgien . ES ist die natürliche Konsequenz des Eintretens in die Reihe der Kolonialmächte, wäh- rend die vorgeschobene Landesverteidigung auch hier zum Deckmantel für kapitalistifchc Lieferanten- und Weltabenteuerpläne und mon- archischen Ehrgeiz gut genug ist. Das Voll aber darf zahlen. Italien . Bertolini Kolvninlmintster. Rom , 13. November.(Eig. Ber.) Wie die..Tribuns" mitteilt, wird der konservative, erst unlängst zum GiolittiSmuS bekehrte Ab- geordnete Bertolini zum Kolonialminister ernannt werden. Seine Befähigung für dieses Amt scheint der zu Ernennende durch seine unglaublich wertlos« Relation zum Gesetzentwurf über die Wahl- rechtserweiterung erbracht zu haben. Was der Relation an Geist fehlte, ersetzt» sie freilich durch Willfährigkeit: war doch Bertolini seinerzeit cm Gegner der Wahlrechtserwetterung gewesen. Im Portefeuille des Kolonialministers heimst er jetzt den Lohn für seine Bekehrung ein. Wie schai»«. daß wir wohl den Minister haben. daß aber die Kolonien fehlen! Rom . 21. November.(W. T. B.) Der König hat ein Dekret unterzeichnet, durch das ein Ministerium der Kolonien eingerichtet und der Deputierte Pietrc Bertolini zum Kolonialminister ernannt wird. Dem Kolonialministerium werden Tripolis , die Chrenaika, der Regierung getroffen. Gendarmerie und Militär wurden kon-! Erythraea. Jtalienisch-Somaliland und die Protektorate von Nord- zentriert, em Trupp hauptstädtischer Detektivs ruckte an. um die'---— i— Arbeiterorganisationen zu beschnüffeln und jeden von Budapest ein- treffenden Genossen auf Schritt und Tritt zu beobachten. Die Arbeiterorganisationen beschlossen für den Tag der An somaliland unterstehen. Die vierte Verlustliste des libyschen Krieges. Das Kriegsminlstermm veröffentlicht soeben die vierte offizielle dmft des Grafen, da dieser wohlweislich einen Arbeitstag wählte, Verlustliste, die die Namen von 22 Ossizieren und 240 Soldaten tot Generalstreik. Dem Beschluß zufolge sollte der General- Enthält. Als Summe aller vier Listen ergibt sich die Zahl von beginnen. Die Fabrikanten drohten I öS f f i z i« r e n W" j''" ffteit um«12 Uhr vormittags beginnen. und 1023 Mann, wobei, wohlverstanden, nicht die an Krankheil Verstorbenen und nicht die Verschollenen eknlle- griffen sind. In der Liste befinden sich Namen von Toten, die schon im Oktober vorigen Jahres gefallen siM ES dürfte kaum die letzte Liste scinl. Sugland. Amtliche Feststellungen über die Putomayogreuek. Bor der vom Hause der Gemeinen eingesetzten Kommission zur Untersuchung der Menschenguälereien im Putumayogebiet er» schien der englische Generalkonsul in Rio de Janeiro , Sir Roger Casewent, der mit der Untersuchung an Ort und Stelle beauf» tragt gewesen ist. um über seine Erhebungen und speziell über die Mitschuld der Direktoren Auskunft zu geben. Er er- klärte, daß er über die Kenntnis der in Loydon lebenden Direktoren der Gesellschaft nichts sagen könne. Von den in Amerika leben- den Teilhabern der Firma Arana BrotherS aber erklärte er mit voller Bestimmtheit auf die Frage des Borsitzenden, ob er sie für verantwortlich halte: „Ich halte sie für st r a f r e ch t l i ch verantwortlich. DaS System kam nicht auf durch Zufall, Irrtum oder Nachlässigkeit. Ich halte eS für planmäßig eingeführt. Die Direktoren am Vutu- mayo waren meiner Ansicht nach mit os» Dingen bekannt. Sr. Arana, der Seniorchef, besuchte das Gebiet 1308." lieber die Vorgänge selbst teilte Sir Roger auch manches neue mit. Er erzählte von Streifzügen, die von Angestellten der Firma vor seinem Besuche in mehreren Staaten von Columbia vcran- staltet und bei denen Eingeborene ermordet, ihre Häuser und Besitz weggenommen wurden. In einem Falle wurden 2'Z in einem Handelshause in Columbia geraubte Tonnen Gunmt als Eigen- tum der Putumayo-Amazonas -Gesellschaft nach London gebracht. Sr. Arana war davon unterrichtet. Er besuchte die Gegend nach diesen Vorgängen. Vorsitzender:-Um einzugreifen?"— Sir Roger:„Rein, um die Verbrechen zu verdecken."— Borsitzender: „Wurde eine Bestrafung der Verbrecher eingeleitet?"— Zeuge:. „Ganz und gar keine." Der Zeuge bestätigte die Mitteilungen über die E i n g e« borenenjagden. Leute wurden mit Gewehren auSgesandt. um Indianer wie wilde Tiere zu fangen. Die Weggelaufenen wurden niedergeschossen, die anderen, weggetrieben von ihrem Heim, wurden in die Wälder gejagt. Wenn sie dort zu wenig Gummi sammelten, wurden sie gepeitscht. Entliefen sie dann» so wurden wieder Bewaffnete ausgeschickt, um sie niederzuschießen- Manche dieser Menschenjäger verübten auch Verbrechen auf e'gene Hand. Von einigen sagt Sir Roger, daß sie milder zu beurteilen seien, da sie schon in der Fugend eingefangen und zu ihrer Rolle „erzogen" worden seien. Das Wesen des Systems war die?errc° risierung der wilden Stämme, damit sie alles täten, was die Agen- ten forderten."— Als Abhilfemittel wußte auch dieser Sachkundige nichts anderes vorzuschlagen, als bessere Ueberwachung durch die Direktoren und irgendein Ueberwachungsstsstem. Wieviel aber mag das alleS nützen, wenn das System: Beschäftigung widerstandsunfähiger Eingeborenen auf private Rechnung und für privaten Profit aufrechterhalten werden soll? Die„Auswüchse" dieser Art Kolonialpolitit sind eben, wie die Vorgänge in den ver- schiedensten Kolonialgebicten zeigen, ein untrennbarer Bestandteil des ganzen Kolonialsystems. Ist doch dessen Zweck nicht etwa die Beschaffung sonst unzugänglicher tropischer Naturgüter, sondern die Erzielung unverhältnismätzigen Gewinns auf Kosten wehrloser Naturvölker. Alles natürlich zur höheren Ehre des Christentums und der Kultur, l-..s-dv... Amerika." Sozialistische Fortschritte in Nordamerika . Hat die sozialistische Partei irgendwo einen Stillstand zu per- zeichnen oder unterliegt sie einmal den vereinten Anstrengungen der Reaktion, so kann die kapitalistische Presse nicht genug Druck«- schwärze über das„Ende der roten Herrschaft" verschwende�, macht sie aber Fortschritte, so werden sie in allen Sprachen totgeschwiegen. DaS gilt für die kapitalistische Presse aller Länder, am meisten aber für die Amerikas . Die Niederlage unseres Genossen Berger in Wisconsin , des einzigen sozialistischen Kongreßabgeordneten, hat sie sofort und laut in alle Welt hinausposaunt, über die sozialisti- schen Stimmergebnisse aber ist sie vollständig stumm. Diesmal allerdings aus recht triftigen Gründen. Denn wenn, irgend ein« Partei Ursache hat, mit Stolz aus die Präsidentenwahl zurückzu- blicken, so ist eS die sozialistische. Mit ihrem Gewinn an Stimmen überragt sie alle bürgerliechn Richtungen. Es erhielten Stimmen: Republikaner Sozialisten und. Demokraten Progressisten 1308..... 424 000 7 678 000 6 409 000 1312..... 8�6 333 7 73,333 6 132 000 Zu- oder Abnahme-st 432 333 b3 033— 217 uOO Demnach haben die Demokraten einen Verlust von 3,30 Proz, die Republikaner einen Gewinn von nur 0F3 Proz, die Sozialisten aber eine Zunahme von fast 36 Proz. zu verzeichnen�. In den großen Industriestaaten ist das sozialistisch« Votum durch die Bank und zum Teil beträchtlich in die Höhe geschnellt', so zum Beispiel in New Aork von 48 333 aus 63 300 Stimmelt, in Illinois von 49 000 auf 110000 und in PennsyLvanien von 60 000 auf 02000. In der Stadt Chicago allein haben wir 37 000 Stimmen gewonnen. Leider hat die Zunahme nicht gereicht, einen! Sitz im Kongreß zu erobern. Dem Genossen Meyer London im zwölften New Vorder Wahlkreis fehlen nach der offiziellen Zählung nur noch 280 Stimmen am Sieg. Die Wahl soll angefochten tverden, da Gründe genug'dafür sprechen, daß Genosse London von den Gent lernen der Tammany Hall „hin- ausgezählt" worden ist, ein Trick, der in Amerika immer dort gegen mißliebige Kandidaten angewendet wird, wo alle anderen Mittel versagen. So günstig nun auch der Wahlausgang für unsere Partei ist, die Genossen in Europa , die an größere Fortschritte gewöhnt sind.. werden ihn nicht ganz befriedigend finden». Allein bei de« Be- Wertung dieses Resultats darf nicht mit europäischem Maßstab ge- messen»verden. In Nordamerika hat die sozialistische Partei iin allgemeinen und bei dieser Wahl im besonderen mit viel größeren Schwierigkeiten zu rechnen als in Europa . In den Bereinigten Staaten sind geistige Rückständigkeit der Arbeiterschaft, Demagogie, Korruption und Geldmacht für die sozialistische Propaganda viel mächtigere Hindernisse als anderswo- Diesmal wurde den Arbeitern ein„ehrlicher Mann" in Wilson und ein„radikaler Fortschrittler" in Roosevelt vorgeführt und eine Masse wirklich fortschrittlich ge. sinnier Arbeiter hat sich sicherlich von den, bürgerlichen Ratten- fängern einsangen lassen, um nur wenigsteiO Taft, den Bater des Einhaltsbefehls, aus dem Weißen Haufe zu entfernen. Ohne Zweifel haben die Wähler, die ihre Slimme diesmal für Debs ah- gaben, den Unterschied zwischen Kapitalismus und Sozialismus klar erkannt. Das wird auch durch die Steigerung der Mitglieder- zahl der sozialistischen Partei bestätigt'. Wer da weiß, wie unend- lich schwer es ist, die aus direkten materiellen Gewinn, so sehr er- pichten amerikanischen Arbeiter für den Eintritt in die sozialistische Partei zu gewinnen, wird die Bedeutung der fügenden Zahlen wohl zu würdigen verstehen. Im Jähre 1304 musterte die soziall- stische Partei erst 20 733 Mitglieder, vier Jahr« später 41751 und jetzt 123 03«.
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