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Dr. Schulte in Paderborn Kenntnis bekommen und er hat über die Enzyklika mit Fürstbischof Kardinal Kopp korrespondiert. Das Resultat dieser Korrespondenz ist eine neuerdings vorliegende Interpretation der Stellen der Enzyklika durch dir in Fulda versammelt gewesenen BischSfe. Diese Interpellation lautet: l. In dem Satz:Die soziale Frage und die mit ihr ver- knüpften Streitfragen über Charakter und Dauer der Arbeit, über Lohnzahlungen, über den Arbeiterstrcik sind nicht rein Wirt- schaftlicher Natur und somit nicht' zu denen zu zählen, die mit Hintansetzung der kirchlichen Obrigkeit beigelegt werden können", ist die letztere Wendung nicht so zu verstehen,, als ob die kirchliche Obrigkeit beanspruche, mit"der praktischen Erledigung solcher Fragen in den einzelnen Fällen irgendwie befaßt zu werden. Die Wendung besagt vielmehr, daß die Kirche das Recht und die Pflicht habe, zu derartigen Streitfragen, insolveit sie das Sittengesetz berühren, auch ihrerseits Stellung zu nehmen und durch Hin. weis auf die richtigen Grundsätze, die in Bc- tracht kommen, den Gläubigen vor sittlich-rc» l i g i o s e n Schäden zu bewahren. 2. Der Satz:Hieraus folgt, daß derartige sogenannte kon- fessionell-katholische Bereinigungen sicherlich in katholischen Ge- genden und außerdem in allen anderen Gegenden, wo anzu- nehmen ist, daß durch sie den verschiedenen Bedürfnissen der Mit- glieder genügend Hilfe gebracht werden kann, gegründet und auf jede Weise unterstützt werden müssen", besteht überall dort als eine Borschrift des Apostolischen Stuhles zu Recht, wo nicht die für Deutschland bezüglich der christlichen Gewerkschaften gemäß den Wünschen der Bi- schüfe vorgesehene Ausnahmestellung zutrifft. Eine Aufteilung der deutschen Diözesen, deren Bischöfe für ihr ganzes Diözesangebiet um Zulassung der christlichen Gewerk­schaften gebeten haben, in solche Gebiete, wo das Feld der Ber - tiner Richtung sein soll, und in andere Gebiete, wo christliche Ge- loerkschaften existieren dürfen, ist in der Enzyklika durchaus nicht angeordnet worden. Eine solche Aufteilung des Diözesangebietes brächte, lvas der Heilige Vater gerade verhüten will, erst recht Wirrwarr und Unfrieden. 3. Die Mahnung des Heiligen Vaters an die Bischöfe,sorg- fältig das Verhalten dieser Bereinigungen zu beobachten und darüber zu ivachen, daß den Katholiken aus der Anteilnahme an ihnen kein Nachteil erwächst", erklärt sich in ihrem letzten Teil von selbst und in ihrem ersten Teil aus dem vorhergehenden Satz, an dem sie mit dem Wortdarum" angeschlossen ist. Es wird niemand den Bischöfen das Recht bestreiten können, s i ch zu orientieren über irgendwelche Organisa- t i o n e n, also auch, ob die hier in Rede stehenden christlichen Gewerkschaften grundsätzlich oder tatsächlich zur Kirche oder kirchlichen Lehre in Gegensatz treten. Die Beobachtungspflicht der Bischöfe bezieht sich nicht auf die wirtschaftliche Tätigkeit der christlichen Gewerkschaften, sondern darauf, ob den katholischen Arbeitern aus der Mitgliedschaft kein sittlich-religiöser Schaden erwächst. 4. Bei dem Satz:Sollte unter ihnen noch irgendein« Schwie- rigkeit entstehen, so ist zu deren Lösung der gewiesen« Weg fol- gender: Sie sollen sich an ihre Bischöfe um Rat wenden und diese werden die Sache an den Apostolischen Stuhl berichten, von welchem sie entschieden wird", ist nicht gemeint, daß gcwcrkschaft. liche Schwierigkeiten von den Bischöfen dem Heiligen Vater zur Entscheidung vorgelegt werden sollen. Es handelt sich vielmehr, lvie aus dem Vorhergehenden sich ergibt, lediglich um die päpst- liche Mahnung an die deutschen Katholiken, fortan bei etwaigen Meinungsverschiedenheiten auf dem richtigen Instanzenwege zu bleiben und die Bekämpfung untereinander einzustellen. ES ist fraglos das Recht der Katholiken, in ihren Gewissensangelegen» heiten den Rat bezw. die Entscheidung ihrer kirchlichen Oberen einzuholen. 5. Die Wendung im vorletzten Abschnitt der Enzyklika:Wo hr Anbetracht der Ortsverhältnisse die kirchliche Obrigkeit es für gut befunden hat. solche Gewerkschaften unter gewissen VorsichtS- maßregeln zuzulassen", bedeutet keine Einschränkung gegenüber der generellen Fassung, in der im Abschnitt:in dieser Hinsicht" die Zukässigkeit der christlichen Gewerkschaften für die deutschen Diözesen erklärt worden ist." Ich bin von dem Kardinal Kopp und dem Bischof Dr. Schulte autorisiert, dem Kongreß mitzuteilen, daß diese Interpretation die Auffassung der Fuldaer Bischofskonferenz wiedergibt.(Beifall.) Den hier niedergelegten Grundsätzen sind die christlichen Gewerkschaften stets gerecht gewor- den.(Beifall.) Der Berliner Arbeiter" hat freilich die besagten Stellen der Enzyklika anders ausgelegt. Demgegenüber erkläre ich, daß sich die christlichen Gewerkschaften ihr Ausbreitungsgebiet nicht einengen lassen.Sitz Berlin" wird auf eine unerstürmbare Mauer stoßen.(Stürmischer Beifall.l Die sozialdemokratische Presse macht nun viel Aufhebens damit, daß sie sagt, über den christlichen Go- loerkschaften hängt das Damoklesschwert des Papstes. Die Sozial- demokratic braucht sich nicht um die weitere Existenz der christ- lichen Gewerkschaften zu sorgen, diese haben bisher bewiesen, daß sie ihre Existenz zu behaupten verstehen. Eine kirchliche Beaufsichti- gung der Gewerkschaften in ihren Einzclmaß nahmen wäre absolut undurchführbar.(Sehr wahr!) Eine Mitwirkung der Geistlichen bei der Regelung fachlicher und gewerblicher Angelegen­heiten ist undenkbar.(Lebhafte Zustimmung.) Den Religions- gesellschaften würden bei einer Einmischung in gewerkschaftliche Einzelfragen unübersehbare Scliwierigkeiten erwachsen. Die So- zialdemokratie hat außerordentlich an Ausdehnung gewonnen, die Gefahren, die sie in sich birgt, wachsen. Mit Erziehungskünsten läßt sich diese Partei nicht auf emenjrndern Boden bringen aber auch nicht mit politischer Gewalt. Solange aber in Deutschland eine starke christlich nationale Gewerkschaftsbewegung vorhanden ist, kann die Sozialdemokratie ihre Pläne nicht verwirklichen. Im Gegenteil, die ausgleichende Politik der christlich-nationalen Be- wegung zwingt die Sozialdemokratie, auf die Dauer andere Wege einzuschlagen. Die Berliner Kritiker schaden mit ihren Nörgeleien letzten Endes der Sache selbst, der sie dienen wollen.(Sehr wahr!) Ob sie nunmehr Frieden geben werden, ist zu bezweifeln. Die deutschen Bischöfe haben schon im Jahre 1910 ein Mahnwort ausgesprochen, geholfen hat es nicht viel. Die Bekämpfung der christlichen Gewerk- schaften wurde ganz einfach vom Ausland her weiterbetrieben. Sollte es in diesem Sinne weitergehen, dann werden die chri st lichen Gewerkschaften die Angriffe in Zu- kunft nicht mehr unerwidert lassen.(Stürmischer Beifall.) Wir wünschen solche Auseinandersetzungen nicht und wir hoffen, daß man unferen Essener Kongreß allseitig ver- si c h e n w i r d.(Langanhaltender stürmischer Beifalls An das Referat schloß sich eine lebhafte Diskussion. Bogrlsang-Essen vom Gewerkverein christlicher Bergarbeiter erklärte die volle Zustimmung dieser Organisation zu den Aus- führungen des Referenten. Wir Arbeiterorganisationen bewegen uns innerhalb der Grenzen, die uns durch Sitte und Moral ge- zogen sind. Innerhalb dieserGrenzen werden wir unsere wirtschaftlichen Interessen nach wie vor unerschütterlich wahren und verteidigen, in demselben Maße, wie alle übrigen Stände dies tun und beanspruchen.(Stürmischer Beifall.) Wir geben auf diesem Kongreß mit Nachdruck der Forderung Ausdruck, daß diese unsere wirtschaftliche Selbständigkeit endlich auch seitens aller Vertreter der Kirckengemeinschaften gebührende Beachtung finden möge.(Er- neu'er stürmischer Beifall.) Diese Interessen wahrzunehmen, ist unser öffentliches Recht und unsere Pflicht.(Erneuter Beifall.) Wir wollen feststellen, daß eine katholische und eine evangelische Bcrgarbeiterorganisation in unserem Bergbaurevier gegenüber dem mächtigen Grubenkapital unmöglich wäre.(Lebhafter Beifall.) Der Zechenverband verfügt über eine wirtschaftliche Macht von 300 000 Bergarbeitern.(Hörtl hört!) Auch katholische Unternehmer ge- hören dem Zcchenverband fl» und kein Mensch regt sich darüber auf. (Erneutes Hört! hört!) 100 000 Bergarbeiter sehen im preußischen Staat einen Arbeitgeber von gewaltiger Macht, der seine Arbeiter auch nicht nach den Grundsätzen von Liebe und Gerechtigkeit be- handelt.(Sehr wahr!) Solchen Arbeitgebern müssen die Arbeiter in möglich st geschlossenen Organi- sationen gegenüber st ehe n. Eine Spaltung nach Kon- fessionen darf nicht erfolgen, denn das wäre Verrat an der Ver- tretung der berechtigten Interessen der Arbeiter. Eine solche Spal- tung würde die Bergarbeiter unfähig machen, ihre Interessen über- Haupt wahrzunehmen.(Lebhafte Zustimmung.) Soweit unsere wirtschaftlichen Ziele in Betracht kommen, lassen wir uns weder von Unlcrnchmern, noch von Sozialdemokraten, weder von katho- tischen Fachabteilungen, noch von irgendeiner Kirchengemeinschaft etwas hineinreden.(Lebhafter Beifall.) In diesen Fragen prüfen wir selbständig.(Erneuter lebhafter Beifall.) Ein deutlicher Be- weis dafür wurde durch unsere Haltung während des letzten Bcrg- arbeiterstreiks geliefert. Die sozialdemokratische Presse mit dem Vorwärts" an der Spitze hat uns zwar beschuldigt, d a ß w i r a u f Befehl des katholischen KleruS uns am Streik nicht beteiligt hätten.(Zuruf: Das ist gelogen!) Einem solchen Verlangen hat der Gewerkverein in der Tat niemalsFolge geleistet. Wiedrberg-Berlin gab im Namen des 4S 000 Mitglieder zählenden christlichen Bauarbeiterverbandes eine ähnliche Erklärung ab: Auch wir werden uns nicht in konfessionelle Vereinigungen spalten lassen. Wir brauchen gegenüber der skrupellosen Agitation der Sozialdemokratie mit ihrem 400 000 Mitglieder zählenden Bau- arbeiterverband und ihren 12 Millionen Vermögen einen möglicksst geschlossenen christlich-nationalen Bauarbeitcrverband. Wir haben nur 45 000 Mitglieder. Angesichts dieser Kräfteverteilung wäre eine weitere Zersplitterung geradezu unverantwortlich und würde nur die Herrschaft der Sozialdemokratie bedeuten.(Stürmischer Beifall.) Wir christlichen Bauarbeiter werden jedenfalls niemals die Hand dazu bieten, daß die Arbeiterbewegung noch weiter zcr- splittert wird. Damit würde dem gewerblichen Frieden nicht ge- dient werden. Das Berliner System lehnt den Streik grundsätz- lich ab. Wir im Baugewerbe aber haben gelernt, daß nur durch den Streik die wenigen Verbesserungen erreicht wurden, die wir haben.(Lebhaftes Hört! hört!) Wir werden auch fernerhin mit unseren evangelischen Arbeitern im Verband zusammenarbeiten.(Stürmischer Beifall.) Wicber-D u i s b u r g sprach für die christlichen Metallarbeiter. Die Gewerkschaft bedeutet für die Arbeiter mehr als man in Nicht- arbeiterkreisen vielfach annimmt. In dem Wettbewerb der Kräfte im Wirtschaftsleben bedeutet der einzelne Arbeiter gar nichts, erst die Organisation gibt ihm Rückhalt. Wenn dem Arbeiter diese Organisation erschwert oder unmöglich gemacht wird, so wird er rechtlos und dem Wohlwollen der Unternehmer ausgeliefert. So- lange andere Gesellschaftskreise sich organisieren, sind die Arbeiter gezwungen, dies ebenfalls zu tun. Wir stehen den größten Kapital- mächten gegenüber: niemals werden uns aus freien Stücken Ver- besserungen zugebilligt. Die Unternehmerverbände sind ebenfalls interkonfessionell, sie werfen aus nichtigsten Gründen Tausende von Arbeitern auf die Straße. Wegen 25 Formern sind in Hagen über 25 000 Metallarbeiter ausgesperrt worden.(Lebhaftes Hörtl hört!) Wir werden selbständig bleiben wie bisher. Hätten die Unter- nehmer soviel Respekt vor der kirchlichen Behörde wie die Arbeiter, dann würde mancher Streik vermieden werden.(Lebhafter Bei- fall.) Aber die Unternehmer kümmern sich ja nicht einmal um die Autorität des Staates. Vor 23 Jahren hat kein Geringerer als Kaiser Wilhelm II. die Jndustriegewaltigen ermahnt, mit den Ar- beitern zu unterhandeln. Trotz dieser kaiserlichen Mahnung sind wir heute noch keinen Schritt weiter gekommen. Wenn heute ab- gewogen würde, wer im Wirtschaftsleben mehr religiöse Grundsätz« vertritt, der Arbeiter oder der Unternehmer, dann würde das Züng- lein sehr zugunsten der Arbeiter ausschlagen.(Lebhafter Beifall.) Aehnliche Erklärungen gaben hierauf die Vertreter aller anderen dem christlichen Gesamtverband angeschlossenen Gewerk» schaften ab. Zum Schluß nahm Reichstagsabgeordneter GieS- berts das Wort, um zu erklären, daß den alten Streitigkeiten in der christlichen Gewerkschaftsbewegung nichls ferner gelegen hat, als die Arbeiter vom christlichen Glauben abzuwenden. Wenn eS uns lediglich daraus angekommen wäre, die wirk- fchaftlichen Interessen der Arbeiter zu vertreten, dann hätten wir zu den Sozialdemokraten gehen konnen. Ein Gefühl der Bitterkeit steigt in aller unserer Herzen auf durch die Angriffe aus eigenem Lager.(Lebhaste Zustimmung.) Dieser Kongreß beweist nur unsere Disziplin, denn die S t i m- mung in unseren Arbeiterkrcisen ist eine viel schärfere, als hier zum Ausdruck kommt.(Stürmische Zustim. mung.) Dieser Kongreß entspringt nicht dem Willkürakt einzelner Führer, sondern er war eine Pflicht gegenüber unseren treuen Mit- gliedern im Lande.(Stürmischer Beifall.)) Redner empfahl schließlich einen Aufruf an die christlich-natio- nalen Arbeiter zu erlassen, trotz aller Bitterkeit treu zur Fahne der christlich-nationalen Arbeitebewegung zu stehen.(Stümischer Bei- fall.) Einstimmig wurde beschlossen, diesen Aufruf ins Land gehen zu lassen. Weiter wurde einstimmig eine Resolution angenommen, in der der Beschlutz des Dresdener Kongresses voll bestätigt und zum Schluß betont wird: Die christlichen Gewerkschaften sind mit dem wirtschaftlichen und nationalen Leben Deutschlands aufs engste verknüpft, sie sind die einzige gewerkschaftliche Organisation, die sich neben der sozialdemokratischen Bewegung entscheidende Bedeutung ver- schafft hat. Sie sind eine soziale, wirtschaftliche und nationale . Notwendigkeit. Staat und Volksgemeinschaft haben ein Lebens- interesse daran, daß nicht dfe antinationale, dem Christentum feindliche Sozialdemokratie eine alleinherrschende Monopol- stellung in der deutschen Gewerkschaftsbewegung erlangt. An Charakter. Organisationsform und künftiger Wirksamkeit der Gewerkschaften wird daher nichts geändert werden. Wir arbeiten weiter wie bisher." Darauf schloß Reichstagsabgeordneter B e h r e n S den Kongreß. Sei' ksubmorä, dem in der Nacht zum 14. September der 65 Jahre alte Rentier Joseph Fuß in der Neuen Wintrrfeldtstr. 36 zu Schöncberg zum Opfer gefallen ist, beschäftigte gestern daS Schwurgericht des Land- gerichts II unter Vorsitz des Landaerichtsdirektors de la Fontaine. Die auf Raub, Mord und versuchte Tötung lautende Anklage richtet sich gegen den am 20. Juli 1892 zu Kelke(Kreis Schmiegel) geborenen Handlungsgehilfen Roman Pietruszewski. Der ermordete Rentier Fuß hatte früher in Schrimm ein Kolonialwarengeschäft, welches er verkaufte, als er Witwer wurde. Vor etwa 5 Jahren war er nach Berlin überaesiedelt und wohnte in dem Hause Neue Winterfeldtstr. 36. Am 13. September abends war seine Wirtschafterin beurlaubt und der alt« Herr war von einem Besuche bei seinem Sohn allein nach Hause zurückgekehrt. Gegen II Uhr ertönten aus der Fußschen Wohnung gellende Hilfe- rufe, die den Portier des Hauses veranlaßte, schleunigst die Polizei zu alarmieren. Sehr bald war ein Schutzmann zur Stelle. Er fand die Entreetür zur Fußschen Wohnung verschlossen. Als er klingelte, ertönte von innen die Frage, wer da sei. Auf die Ant- wort, daß die Polizei Einlaß begehre, wurde nicht geöffnet. Es wurden darauf noch mehrere Beamte und ein Schlosser requiriert. Dieser öffnete die Tür und man drang in der Wohnung bis zum Berliner Zimmer vor. In dieses führen zwei Türen: ein« vom Korridor aus. die aber verschlossen vorgefunden wurde, und eine vom Vorderzimmer. Durch die letztere wollten die Beamten vor- dringen, die Tür wurde aber von innen zugehalten. Als sich die Schutzleute dagegen stemmten, wurde sie ein wenig geöffnet und ein jenseits der Tür stehender Mann steckte«inen Revolver heraus und drückte zweimal auf die Beamten ab, ohne daß sich der Revolver entlud, Den vereinten Kräften gelantz es nunmehr, den Mann zu überwältigen und ihm Fesseln anzulegen, so daß er kampfunfähig wurde. Man fand dann dicht unter dem auf den Hof führenden Fenster den alten Herrn Fuß in seinem Blute schwimmend als Leiche vor. Auf dem Fußboden zeigte sich eine große Blutlache. Die Wände waren weithin mit Blut bespritzt. Die Leich» wies eine große Anzahl schwerer Verletzungen am Kopf, Hals, Brust, Rücken, Armen und Beinen auf. Der Mörder hat in bestialischer Weise auf sein Opfer eingestochen und eingehauen und Geld von ihm verlangt. Es muß zu einem heftigen Kampf gekommen sein. Der Ueberfallene scheint dem Mörder schließlich sein Portemonnaie, in dem sich 190 M. befanden gegeben, dem frechen Eindringling aber damit noch nicht Genüge getan zu haben, denn Anwohner wollen deutlich gehört haben, daß Fuß, kurz bevor die Schutzleute erschienen, ausrief:Was wollen Sie denn noch von mir? Mein Geld habe ich Ihnen gegeben, mehr habe ich nicht! Lassen Si« mir doch mein Leben!" Mit welcher Wucht der Mörder auf sein Opfer eingeschlagen hat, zeigte die Tatsache, daß dem alten Herrn das ganze Gebiß zertrümmert worden ist und ihm Blut aus Mund und Nase hervorgequollen war. Der Angeklagte Pietruszewski, der die furchtbare Tat begangen, hatte bisher zugegeben, den alten Herrn getötet zu haben, aber bc- stritten, daß er diesen schon mit der Absicht, ihn zu töten und zu berauben, aufgesucht habe.(Aestern gab er zwar die LluSfüHrung der Tat zu, bestritt aber, mit Ueberlegung gehandelt zu haben. Nach seiner gestrigen Schilderung spielte der Hergang sich folgendermaßen ab: Der Angeklagt« kannte den Ermordeten, der der Vorgänger des Kaufmanns war, bei dem der Angeklagt« in Schrimm als Lehrling tätig war. von dort her, und zwar als einen sehr gutmütigen Mann. Der Angeklagte war in Bremen in Stellung, hatte aber diese auf- gegeben und reiste über Berlin nach seiner Heimat Posen . In Berlin ging ihm aber das Reisegeld aus. Da erinnerte er sich des Rentiers Fuß, den er aufsuchte und der ihm 10 M. als Reisegeld schenkte. Er war dann wieder van Hause weggefahren, nachdem er vorher von seinem Vater 200 M. gestohlen hatte. Nachdem er das Geld in Berlin durchgebracht hatte, erinnerte er sich wieder des Herrn Fuß und wollte diesen bitten, ihm 300 M. zu borgen. Er habe die Absicht gehabt, davon 200 M. seinem Vater zurückzugeben und 100 M. zu behalten, um in Stettin seine Militärzeit abzu- machen. Am 13. September will er schon des Morgens und mittags vergeblich an der Fußschen Wohnuirgstür geklingelt haben. Deshalb sei er abends gegen 10 Uhr nochmals hingegangen und da habe ihm auf sein Klingeln Herr Fuß geöffnet. Er sei mit ihm in das Eßzimmer gegangen, wo Herr Fuß, der gerade beim Briefschreiben gewesen, ihm eine Flasche Bier vorgesetzt und nach seinem Begehr gefragt habe. Er habe ihn dann gebeten, ihm aus 2 Jahre 300 M. zu borgen. Herr Fuß habe dies wiederholt abgelehnt und ihn schließlich aufgefordert, ihn zu verlassen. Da habe er Herrn Fuß bei der Kehle gepackt, er habe sich aber wieder freigemacht und dann die wiederholte Bitte um Geld abermals abgelehnt. Da habe er ihn nochmals an der Kehle gepackt und habe ihn gewürgt; ihm sei alles im Kopf herumgegangen und er habe nicht gewußt, was er tat. Er habe dann den alten Herrn auf das Sofa geworfen, dieser habe sich aber wieder losgerissen und um Hilfe geschrien. Um ihn daran zu verhindern, habe er in sein« Tasche gefaßt, um ihm mit seinem Taschentuch den Mund zu stopfen, da habe er eine Schlinge gefaßt, die er zufällig in der Tasche hatte, und habe diese seinem Opfer um den Hals geworfen. Herrn Fuß sei es aber gelungen, die Hand zwischen die Schling« zu stecken und nun sei c» zu«ineui Ringen gekommen. Fuß habe ihm das Portemonnaie mit 190 M. gegeben. Er habe erklärt, das sei zu wenig und ihm schließlich das Messer in die Kehle gestochen und weiter auf ihn eingeschlagen. Nach eingehender Beweisaufnahme brjalstcn die Geschworenen die Schuldfragcn nach Mord und qualifiziertem Raubt, dagegen wurde die Schuldfrage bezüglich des TotschlagvcrsuchÄ gegenüber den Sckiutzlentcn verneint. Da« Urteil, ivelches von dem Vorsitzenden LandgerichtSdircktor de In Fontaine verkündet wurde, lautet: Der Angeklagte Pietrus- zewSki wird ivegen Mordes und qualifizierten RaubeS zum Tode und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt, im übiHen erfolgte Freisprechung. Der Angeklagte, der bis dahin ziemlich teilnahmslos der Ber- Handlung gefolgt war. brach erst jetzt weinend zusammen. Auf dem Korridor fiel die alt« Mutter des Angeklagten ohn- mächtig auf die harten Steinsliesen nieder. Nachdem sie sich erholt hatte, ging sie, still vor sich hinweinend, umgeben von Scharen neu- gieriger Leute aus dem Zuhörerraum, darunter viel« elegante Dame»», die Straße entlang. Versammlungen. Deutscher Mctallarbeitcrverbnnd. In der am Sonntag abgehaltenen Generalversammlung>derVenvaltungsstell« Berlin teilt« Cohen das Ergebnis des Uebcrtritls der seitherigen Mitglieder de» Schmiede- Verbandes mit. Von den 2651 Berliner Mitgliedern de» Schmiede- Verbandes sind 2388 zum Deutschen Metallarbeiterverband über- getreten. Vier, die im TranSportgewerbe, und einer, der als Ma- schinist arbeitet, haben sich den Verbänden dieser Beruf« ange- schloffen. Ein Mitglied ist zu den Hirsch-Dunckerschen und drei, die als Rohrleger arbeiten, sind zum Allgemeinen Metallarbeiter- verband übergegangen. 146 sind unbekannt verzogen, abgereist oder zum Militär eingezogen. 04 konnten wegen erheblicher Beitrags- rückstände nicht übertreten und 14 konnten bis jetzt noch nicht über- treten, weil sie noch Beitragsrückstände in der alten Organisation zu begleichen Hadem Der Redner bezeichnete das Ergebnis de- Uobertritts als ein überaus glänzendes. Die Mitglieder des Schinicdevcrbandes seien fast restlos übergetreten. Der Versuch, einen Zwiespalt in ihre Reihen zu tragen-, sei völlig gescheitert. Das müsse betont werden, weil die dem Verband feindlich gesinnte Presse behauptet«,"" über- 1000 Schmiede würden nicht zum Metall- arbcilerverband übertreten. Di« Seite, von der diese Behauptung ausging, habe ganze drei Mann von den Schmieden geerbt. Da die Vertreter der Schmied« heut zum erstenmal der Generalver- sammlung des Melallarbeitervenbandes beiwohnen, so hieß sie Cohen herzlich willkommen. Der Verband werde sich bemühen, die Interessen der Schmiede so»vahrzunehmen, daß sie den Heber- tritt nicht zu bereuen haben. Hierauf trat die Versammlung in die Tagesordnung ein. Ter eines Bezirksleiters für Schlesien übernommen und bereits ange- nähme und Ausgabe für die Hauptkass« mit 697 608 M., für die Lokalkasse mit 1 438 504 M. Unter den Ausgaben treten die Auf- Wendungen für Unterstützungszwecke besonders hervor. Es wurden gezahlt an Reisende 2467 M., an Umziehende 3460 M., an Kranke 128 734 M., an Arbeitslose 138 289 M.. an Streikende 91 685 M.. an Gemaßregelte 9494 M., in Notfällen 3376 M., bei Sterbefällen 4675 M.. für Rechtsschutz 3637 M. Der bisherige zweite Bevollmächtigte Hand!« hat das Amt eines Bezirksleiters ssür Schlesien übernommen und bereits ange, treten. Deshalb macht sich die Wahl eines anderen zweiten Bevoll­mächtigten nötig. Hierzu bemerkte Cohen: Nachdem Orisstaiut seien die Posten der Angestellten auszuschreiben, die Bewerbungen von einer Kommission zu prüfen und einer Generalversammlung zur Entscheidung vorzulegen. Da der zweite Bevollmächtigte der engeren Ortsverwaltung angehört, so könne er nach den Bestim- inungen des Hauptstatuts ohne den zeitraubenden Weg der AuS- schreibung gewählt werden. Die Ortsverwaltung empfehle den letzteren Weg. damit der Posten möglichst bald wieder besetzt werde. Auch-die Bezirksversammlungen mit Ausnahme von zweien hätten sich für diesen Weg erklärt. Die Generalversammlung stimmte ohne Diskussion der sofortigen Wahl zu. Auf Vorschlag der Orts- Verwaltung wurde der bisherig« Bevollmächtigte des Schmiede- Verbandes, Sie ring, einstimmig zum zweiten Bevollmächtigten gewählt. Ein von Deveigncux begründeter Antrag der Baubranchen: zwei Bautenkontrolleure anzustellen, wurde angenommen. Di« Bezirke Reinickendorf und Tegel beantragten, für die dortigen Betrieb« zum Zwecke der Agitation und Organisation sowse