Einzelbild herunterladen
 

Nr. 280. 29. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 30. November 1912.

73. Sigung. Freitag, den 29. November 1912, bormittags 11 Uhr.

b. ceringen.

Kurze Anfragen.

mit der ersten Beratung des Gefeßentwurfes betreffend vorüber- gewesen ist. Seine Ablehnung ist nur verständlich aus dem poli gehende 3ollerleichterung bei der Fleischeinfuhr. tischen Grunde,' die Einfuhr des argentinischen Gefrierfleisches

-

Abg. Sieg( natl.): Man hat viel vom Zwischenhandel ge- und die Aufhebung des§ 12 des Fleischbeschaugesetzes durchzusetzen. sprochen. Aber der Weg, der vom Viehstall zum Konsumenten Bei Annahme des Angebotes hätte der Berliner Magistrat das führt, ist ein dornenvoller; der wirkliche Verdienst des Zwischen- Fleisch um 17-18 m. pro Zentner billiger verkaufen können, und handels ist gering, die Produktionskosten der Grundbefizer find noch 6-7 M. billiger als das inzwischen eingetroffene russische Am Bundesratstisch: Frhr. v. Schorlemer, Delbrüd, in legzter Beit ganz erheblich gestiegen, vor allem auch die 2öhne. Fleisch.( Hört! hört! rechts.) Die Berliner   können also einsehen, Der Luxus auf dem Lande ist ein ganz enormer, die Töchter der wem sie es in Wahrheit zu verdanken haben, wenn das Fleisch Knechte wollen nur noch in Seide zur Hochzeit gehen und die Knechte nicht billiger wird.( Sehr wahr! rechts, Lachen links.) Die ges fahren zur Kirche in sehr feinem Gehrock und in Ladstiefeln.( Heiterkeit.) meinsame Arbeit der großstädtischen Verwaltungen mit den land­Der Maul- und Klauenseuche wurde früher ohne das Gesez viel besser wirtschaftlichen Organisationen würde den sozialen Frieden för­entgegengetreten. Ich habe in dreiunddreißig Jahren nur dern. Aber dem vom Abg. Wendorff verkündeten Wahlspruch: breimal die Maul- und Klauenseuce gehabt.( Große Stadt und Land Hand in Hand" entspricht das Verhalten des - Zu dem sozialdemokratischen Heiterkeit.) Die Geseze werden manchmal am grünen Tisch und Berliner   Magistrats nicht. manchmal auch an der allergrünsten Stelle doch nicht mit der nötigen Antrag habe ich zu erklären: Unsere verfassungsrechtlichen Bes Sachkenntnis gemacht. Ich erinnere nur an die Wirkungen der Ge- denken gegen den§ 133a der Geschäftsordnung bestehen fort; aber höftssperre. Biehlose Wirtschaften gibt es in der Tat in immer auch abgesehen davon erscheint er uns nicht zulässig.( 3uruf: Er vermehrtem Umfange; darauf sollte der Landwirtschaftsminister doch ist zurüdgezogen!) Im übrigen sind wir zwar nicht mit allen fein Augenmerk richten. Die erste Ankündigung, daß die Grenzen Maßnahmen der Regierung einverstanden, stimmen aber der von geöffnet werden sollten, rief einen Sturm von Sorge bei den ihr vertretenen Auffassung zu und lehnen daher den sozialdemo= Dem Antrag auf Ueberweisung des Ge­Landwirten hervor. Die Nachricht, daß man sich an die Kommunen fratischen Antrag ab. wenden wolle, nahm ich zunächst skeptisch auf, da ich nicht glaubte, sebentwurfs an eine Kommission stimmen wir zu.( Beifall rechts.) Präsident Kaempf: Der Antrag Albrecht u. Gen. ist zurüc daß ein Oberbürgermeister sich findet, der sich auf solch riskante Geschäfte einläßt. aber Erleichterungen zuläßt, gezogen und statt deffen folgender Antrag Albrecht eingegangen: so sollte man nicht schematisch die Städte einteilen und einigen die" Der Reichstag   wolle beschließen: Die Behandlung der den Erleichterungen gewähren, anderen nicht, sondern dann sollte man Gegenstand der Interpellation bildenden Angelegenheit durch den fie gleichmäßig allen zuteil werden lassen. Mit Reichskanzler entspricht nicht der Anschauung des der Ueberweisung des Gefeßentwurfs an eine Kommission find wir e ich stags." einverstanden, doch halten meine politischen Freunde an der gegen­wärtigen Wirtschaftspolitik fest; durch sie ist unsere glänzende Lage erreicht worden, so daß auch in dieser ernsten kriegsdrohenden Beit unsere Landwirtschaft in der Lage ist, uns mit eigenem Vieh zu bersorgen.( Bravo  ! bei den Nationalliberalen.)

Wenn man

Ferner ist von den Abgg. Albrecht u. Gen. Der Antrag ein­gegangen, die Frage, ob bei Anträgen im Anschluß von Inter­pellationen Spezialisierungen zulässig sind oder nicht, der ver­stärkten Geschäftsordnungskommission zu über­weisen.

Auf der Tagesordnung stehen zunächst furze Anfragen der Mit­glieder des Reichstages. Abg. Mumm( Wirtsch. Bg.) fragt an: Ist der Herr Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zu geben, ob Schritte getan sind, um die am 5. Februar 1912 vertagte Brüsseler Konferenz zur Revision des afrikanischen Spirituosenhandels zu neuem Bu­sammentreten zu veranlassen? Ein Regierungsvertreter erklärt: Ich bin beauftragt, zu erklären, daß derartige Schritte seitens der Reichsregierung bisher nicht eingeleitet worden sind, da die Wiederaufnahme der Ver­handlungen der vertagten Konferenz zurzeit aussichtslos erscheint. Abg. Frhr.   v. Richthofen  ( natl.) stellt folgende Anfrage: Ist der Herr Reichskanzler in der Lage, darüber Auskunft zu geben, in welcher Weise in Ermangelung der Anwesenheit eines deutschen   Kriegsschiffes für den Schutz der Deutschen   in Saloniti gesorgt worden ist? Geheimer Oberlegationsrat Lehmann: Ich bin beauftragt worden, folgendes zu erklären: Bei den Ereignissen in Saloniti sind bisher Leben und Eigentum von Deutschen   nicht zu Schaden ge­tommen. Nach der Versicherung, die auf unsere Anfrage den kaiserlichen Gesandten in Sofia   und Athen   erteilt worden ist, haben die dortigen Regierungen Maßnahmen getroffen, durch die auch für die Zukunft die Gefahren beseitigt werden sollen. Der kaiserliche Konsul in Saloniki hat sich in ständiger Fühlung mit den Befehlshabern der dortigen Truppen zu halten, soweit es für die Abg. Graf v. Schwerin  - Löwis( f.): Die ungewöhnlich hohen Staatssekretär Dr. Delbrüd: Das Resümee der diesjährigen Sicherheit der Deutschen   erforderlich ist. Sollte sich die Lage wider Fleischpreise in den Großstädten werden auch von den Landwirten wie der früheren Teuerungsdebatten ist, daß die Verhandlungen Erwarten zufpigen, so sind die auf das östliche Mittelmeer   bedauert; die Landwirtschaft braucht gleichmäßige mittlere uns der Lösung des Problems nicht wesentlich näher ge verteilten deutschen   Kriegsschiffe imstande, in furzer Zeit vor Preise. In der Wirtschaftspolitik muß man vor allem wissen, bracht haben. Der Grund dafür liegt darin, daß die Erörte Saloniti zu erscheinen. Auch die Schiffe der berbün- was man will, ob man eine nationale Fleischversorgung will oder rungen über das Problem auf einer falschen Basis aufgebaut deten Mächte stehen, wenn Gefahr im Verzuge ist, für den Fleischversorgung durch internationalen Austausch. Will man das werden. Die Verhandlungen laufen nämlich immer hinaus auf Schutz der deutschen   Interessen zur Verfügung.( Lebhafter Beifall.) lettere, so stede man wie England Hunderte von Millionen in den einen Kampf um unsere Wirtschaftspolitik. Man Abg. Dr. Jund( natl.) fragt an: it der Herr Reichskanzler Bau von Gefrierhäusern und schaffe eine Flotte, die die Fleisch- sagt, unsere ganze Bollpolitik geht darauf aus, die Preise zu in der Lage, Auskunft zu erteilen, ob dafür gesorgt ist, daß die ge- zufuhr in jeder Weltlage sicherstellt. Will man aber die nationale erhöhen. Gewiß, das ist richtig.( Hört! hört! links.) Aber das setzlich vorgesehene Errichtung von Maschinengewehr- Fleischversorgung, so unterlasse man die andauernde Be- ist doch nur selbstverständlich, es soll eben der einheimischen Pro Kompagnien sofort und mit der größten Schnelligkeit durch- unruhigung unserer Viehzucht treibenden Bevölkerung.( Leb- duktion ein Vorzug gegeben werden gegenüber der auswärtigen. geführt werden kann? hafte Zustimmung rechts.) Wegen dieser Beunruhigung bedauern Die Ergebnisse dieser Wirtschaftspolitik sind auch sehr günstige ge­Kriegsminister v. Heeringen: Die nach dem Gesetz für 1912 wir auch die neuen Maßnahmen der Regierung, nicht wegen ihres wesen, sie haben uns unter anderem in die Lage versett, eine borgesehenen 114 Maschinengewehr- Kompagnien find am 1. Oftober doch nur geringfügigen Einflusses.( Sehr richtig! rechts.) Nun großzügige Sozialpolitik zu treiben. Und diese Zollpolitik, diese 1912 errichtet worden. Wie die weitere Verstärkung der gesetzlich sagt man, unsere Landwirtschaft ist nicht imstande, den nötigen mäßigen Zölle( Buruf links: mäßig?) ja, andere Länder genehmigten Kompagnien fortgeführt werden soll, zeigt der bor   Fleischbedarf zu liefern. Diesen Einwand hat man bereits vor haben weit höhere Zölle sollen nun die Teuerung verschuldet liegende Etatsentwurf für 1913. Jm übrigen gebe ich, da darüber 30 Jahren erhoben, und seitdem ist der Fleischkonsum in Deutsch  - haben. In der Tat liegen die Ursachen der Teuerung in ganz öffentlich naturgemäß nichts gesagt werden darf, die land troß der ungeheuer gestiegenen Bevölkerung pro Kopf auf fast anderen Dingen. Das Preisniveau ist überhaupt geringen pflichtgemäße Versicherung, daß für den Kriegsfall das Erforderliche das Doppelte gestiegen.( hört! hört! rechts.) Auch das ständige periodischen Schwankungen unterworfen. Schippel hat in seiner in die Wege geleitet worden ist.( Lebhafter Beifall.) Verlangen nach Einführung des argentinischen Gefrierfleisches und vortrefflichen Arbeit in den Sozialistischen Monats. Abg. Göhre( Soz.) fragt an: Ist der Herr Reichskanzler bereit, Aufhebung des§ 12 des Fleischbeschaugesezes beunruhigt unsere heften"( Lachen bei den Sozialdemokraten) nachgewiesen, daß Auskunft darüber zu geben, ob die Verbündeten Regierungen be- landwirtschaftliche Bevölkerung. Schwächt man die Kontrolle für die Getreidepreise heute noch nicht die Höhe erreicht haben, die sie reits Stellung zu den Resolutionen über Wohnungs- ausländisches Fleisch noch mehr, so ist das ganze Fleischbeschau- zeitweise noch vor der Schutzzollpolitik angenommen hatten.( Hört! reform genommen haben, die der Reichstag   in seiner Sigung geseh nicht mehr haltbar. Für 40 Millionen Mark inländisches hört! rechts.) Das beweist, daß auch ganz andere Momente als bom 22. Mai dieses Jahres einstimmig beschlossen hat, und wenn ja, Fleisch wird durch die Fleischbeschau jährlich verworfen, und min- die jeßige Wirtschaftspolitik die hohen Preise beeinflussen können. mit welchem Ergebnis? destens 4 davon ist noch brauchbar und jedenfalls besser als das Auch Großbritannien  , das klassische Land des Freihandels, Unterstaatssekretär im Reichsamt des Innern Dr. Richter: Die argentinische Gefrierfleisch. Ehe man dieses zuläßt, erlasse man hat wiederholt Preissteigerungen zu verzeichnen gehabt. Dasselbe Refolutionen des Reichstags über die Wohnungsreform find vom lieber der deutschen   Landwirtschaft das Opfer von 40 Millionen trifft für Belgien   zu, das Cerealien zollfrei einläßt und Nah­Bundesrat dem Herrn Reichskanzler überwiesen worden. Der Herr Mark für das bei der Kontrolle verworfene Fleisch, wozu noch rungsmittel nur sehr gering besteuert. Ebenso finden Sie in Reichstanzler ist sofort mit den zuständigen Behörden in eine Er- 20 Millionen direkter Kosten für die Fleischbeschau kommen. Auch Schweden   eine enorme Teuerung der Lebensmittel, wie auch örterung eingetreten, die nach manchen Richtungen Schwierigkeiten follte man sich klar werden, daß die Zulassung des argentinischen die Schweiz   und Italien   davon nicht verschont geblieben sind. bietet. Es wird sich darum handeln, die Grenzen der Zuständigkeit Gefrierfleisches zu einer Bertrust ung nicht nur des Fleisch- Alle diese Länder hat die Teuerungswelle nicht verschont. Daraus zwischen dem Reich und den Einzelstaaten festzustellen. Darüber handels, sondern auch des Viehhandels führen würde, wie in Eng  - folgt, daß doch internationale Ursachen für die Teuerung vor­finden eingehende kommissarische Beratungen statt, die nach Mög- land und Amerika  . Die Kommunen sollten auf das Angebot handen sein müssen. Die Verquickung dieser Frage mit der Wirts lichkeit gefördert werden. Ich vermag nicht mit Bestimmtheit zu der landwirtschaftlichen Organisationen eingehen, Lieferungsschaftspolitik macht diese Debatten so unfruchtbar, denn es ist ja fagen, ob es möglich sein wird, dem hohen Hause noch in dieser verträge auf fünf Jahre zu schließen; dadurch würde gar nicht daran zu denken, daß dieser Reichstag auch nur Tagung den Gesetzentwurf vorzulegen. die Schweinezucht, die heute vielfach geradezu Hazardspiel ist, auf ein Stück der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik, die uns groß eine solide Basis gestellt werden. Aber die Stadt Berlin   hat auf gemacht hat, auf gibt. Auch die rechte Seite des Hauses das letzte Angebot der pommerschen Genossenschaften bis heute noch würde viel ruhiger daran gehen, an der Bekämpfung der gar nicht geantwortet.( Lebhaftes Hört! hört! rechts.) Teuerung mitzuarbeiten( Gelächter links), wenn sie Sollte das Schreiben etwa auf der Post verloren gegangen sein? wüßten, es handelt sich nicht um einen Abbruch unserer bewährten ( Heiterkeit rechts.) Der Redner fucht in längeren Ausführungen Wirtschaftsordnung, sondern um eine Korrektur augenblicklicher darzulegen, daß das Angebot für Berlin   sehr vorteilhaft Schwankungen. Was den Umfang der Fleischteuerung anlangt,

Damit sind. die kurzen Anfragen erledigt.

Die Teuerung.

Es folgt die Fortsetzung der Besprechung der Interpellation Albrecht( Soz.) über die Teuerungsverhältnisse in Verbindung

Kleines feuilleton

feiner Sache mit ansehen müssen. Nächstes Jahr wollte er von seinem Posten, der längst kein Kampf- und auch fein Siegesposten mehr war, zurücktreten. Der Tod hat ihn überholt.

Theater.

--

-

-

-

lauf beendet: die Mission Brahms   war erfüllt. Hatte Brahm ein sich Schnißler das sinkende Interesse durch die Kontrastierung Spezialtheater geführt, so griff sein Konkurrent und( teilweiser) Erbe des Priesters, der das Prinzip katholischen Kirchentums in Reinheit Reinhardt zum vielseitigsten warenhausmäßigen Betriebe. Hatte repräsentieren soll, mit seinem Helden als Vertreter weltlich wiffen­Otto Brahm. Ibsen   und Hauptmann und der Naturalismus, iener ein Programm gehabt, so erhob dieser die Programmlofigkeit schaftlicher Dentart wieder zu beleben. Der Geistliche sucht den wie er ihn verstand, waren die Götier, für die er als Kritiker und zum Prinzip. Bugleich kam eine neue Inszenierungs- und Aus- Verurteilten auf, um ihm privatim zu versichern, daß er an die Theaterleiter gekämpft hat, der kleine schwächliche Mann, der jetzt stattungskunst hoch, die in farbigen Effekten schwelgte und statt der böse Absicht, die die Anklage unterstellte, selbst nicht glaube. Die einem Krebsleiden erlegen ist. Der Vorkämpfer und Organisator Dürftigkeit Brahms ein Augenwunder über das andere bot. So Rücksicht auf das Heil der Kirche bat ihn in der Deffentlichkeit war der konsequente Naturalist als Bühnenleiter überholt, sein Tod schweigen lassen. Ein nachdenklicher Parallelismus. Aber darüber des naturalistischen Feldzuges hat den vollen Sieg feiner Fahne hat dort den Punkt gesetzt, wo seine erfolgreiche Lebensarbeit be- hinaus bringt es das Gespräch zu keiner dramatischen Steigerung; erlebt und ausgewertet. Aber er hat auch noch den Niedergang endet war. der Dialog verflüchtigt sich ins Unbestimmte, Nebulose. Wie dieser Szene fehlt auch dem ganzen Stück die Pointe. Kleines Theater: Brofessor Bernhardi, Komödie Bernhardi, dem sich nach seiner haft die beste Aussicht bietet, mit der reaktionären Sippe gründlich abzurechnen, hat die Geschichte Als Ende der achtziger Jahre der neue deutsche Sturm und von Artur Schnigler.( Die Buchausgabe erschien bei S. Fischer, bereits satt bekommen. Er will einzig an seine Arbeit denken und Drang einsetzte gegen die matte, tonventionelle und spießbürger Berlin  .) Ein recht wenig Schnißlersches Stück. Auf dem Theater scheint beinahe dem skeptisch anarchistelnden Hofrat einem in liche Literatur, schien es eine literarische Revolution werden zu sollen. zettel zählt man über ein Dugend Medizinprofessoren, während das feiner liebenswürdig ironischen Gesinnungslumperei gewiß recht gut Die Kunst sollte aus den Fesseln lebensfremden Epigonentums ge- fchönere Geschlecht, um das der Dichter seine männlichen Geschöpfe getroffenen Wiener Typ- beizustimmen: daß es sich faum lohne, rettet und wieder einmal zu einer Sache der Menschheit erhoben sonst kreisen ließ, nur durch ein einziges Exemplar, die Episoden- mit dem Rechttun anzufangen. Denn dies in allen seinen Kon­werden. Die Literatur wollte aus dem vollen, modernen Leben figur einer simplen Krankenschwester, bertreten ist. Nicht mal gefequenzen durchzuführen, fei ja, wie die Dinge liegen, doch un­schöpfen, sie sollte dem Leben dienen in ihrer ganzen Intensität und sprochen wird von den Frauen. Indem Schnitzler dem weiten und Tiefe... Die große Welle, die damals über das Land brauste, doch so engen Land der flirtenden und sentimentalen Liebeleien den möglich. Eine ganz äußerlich dem Stücke aufgeklebte, zu seiner hob auch Otto Brahm   auf die Höhe, gab ihm ein Ziel und seine Rücken wandte, ließ er leider auch das Feinste und Intimste seiner Wefensart im Widerspruch stehende Schlußwendung! Von dem Ensemble, das seine Sache vortrefflich machte, wären Bedeutung. künstlerischen Eigenart dort zurüd. In Wien  , wo eine mit Der Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmannes( geb. dem Kleritalismus liierte Zenfur die Komödie verbot, hätte die in erster Reihe Herr Decarli( Bernhardi), Klein- Rohben, 4. Februar 1856 in Hamburg  ), hatte der zukünftige Theaterdirektor Aufführung bei der satirischen Bufpigung der Komödie auf öfter- Serafeld und Salfner( Professoren) zu erwähnen. zunächst die Welt des Bankkontors durchmessen und dann als ge- reichische Verhältnisse gewiß ein starkes aktuelles Interesse gehabt. treuer Schüler Scherers, des großen Talglichtes der bürgerlichen Wo diese Art von Interesse fehlt, ist die Bühnenwirkung nur gering. Literaturwissenschaft, sich germanistischen Studien gewidmet.( Aus Die Breite der Ausführung ermüdet. Der Beifall, den die aus­dieser Beschäftigung ging eine etwas trodene Kleist- Biographie, ein gezeichnete Darstellung fand, galt weniger dem Wert als der Tendenz- Theaterchronit. Jm Lessingtheater fiel wegen Ibsen  - und ein Schiller- Buch hervor.) 1889 wurde das entscheidende und der Person des Dichters, den das Publikum durch vielfache des Ablebens feines Direktors die Vorstellung am Freitag aus. Jahr für ihn. Die Freie Bühne", die er mit begründete, wurde Hervorrufe ehrte. Die Premiere von Rittners, Sommer", die auf Sonnabend an­die Kampforganisation für den zunächst aus dem Auslande impor- Profeffor Bernhardi, der Held des Stüces, ist ein aufrecht gefeßt war, wird auf nächste Woche verschoben, dafür wird Tantris tierten und dann bald auch in Deutschland   bodenwüchfig gewordenen waderer Mann, der, den offenen und verkappten Antisemiten von der Narr" gegeben. Auch im Theater an der König­Naturalismus. Ohne Rücksicht auf" Theaterzensur und Geld vornherein als Jude verhaßt, Gegenstand eines reaktionären, mit grägerstraße fiel Freitag die Neueinstudierung von Hedda | erwerb" wurde das moderne Drama gepflegt. Jbsen, Tolstoi, christlichen Redensarten heuchlerisch berbrämten Refseltreibensabler" aus; sie wurde auf Dienstag verlegt. Goncourt, Strindberg wurden auf den Schild erhoben wird. Scin Verbrechen besteht darin, daß er, um einer und dann tam der Sonnenaufgang" des deutschen   Naturalismus Sterbenden, die zuversichtlich an Genesung glaubt, ihre tröstende liche Generalversammlung der Sezeffion beschloß, die Zahl der - Die Krisis in der Sezession. Eine außerordent­mit Hauptmanns Drama. Als Kritiker der Tagespreife, Hoffnung zu erhalten, dem zur Erteilung der Sterbesakramente als Herausgeber der Zeitschrift Freie Bühne" hat Brahm   den herbeigerufenen Priester den Einlaß in das Krankenzimmer ver- Borstandsmitglieder auf 15 zu erhöhen. Es wurde dann eine Vor­ver- wahl zu der Vorstandswahl vorgenommen, wobei die Liste des ganzen Entwicklungsgang mitgemacht. 1894 war das erste Theater weigert hat. Er fühlte sich als Arzt dazu berechtigt und verpflichtet. Borstandes siegte( jedoch zum Teil gegen sehr erhebliche Minori bereits erobert: Brahm wurde der Direktor des Deutschen   Der Gedanke an irgend eine Art Demonstration lag ihm völlig fern. täten). Die entscheidende Generalversammlung findet in acht Theaters", das er 1904 mit dem Lessing- Theater vertauschte. Er Brühwarm wird die Geschichte dem hohen Kuratorium des Kranken­wurde der unbestrittene Beherrscher des naturalistischen Theaters. hauses übermittelt, und die Antisemiten bereiten auf der Stelle eine Tagen statt.

"

-

Notizen.

"

dt.

- Städtische Freiluftkonzerte. New York   schickt

Er gab die Sanktion: neben Hauptmann und Jbsen traten Halbe, Interpellation im Barlamente vor. Ein Amtsgenoffe des Professors Schnitzler und die kleineren Götter. Er gab dem Zeitdrama die Theater- nußt die Gelegenheit zu dem Verfuche, ihm unfaubere Ston- fich an, den Kommunalverwaltungen der alten Welt ein Beispiel form, er entwidelte die klassische Schule der naturalistischen Dar- zeffionen abzupreffen. Da er gründlich abgewiesen wird, macht er dafür zu geben, daß die Stadtbehörden auch dafür sorgen sollen, stellung. mit der Majorität der Kollegen den Entrüstungsrummel in den Bürgern fostenlos die Erhebungen der Mufit zugänglich zu Als der Naturalismus erschöpft schien und Hauptmann versagte, desto lauterem Brustton der Ueberzeugung mit. Der die stürmische machen. Unter städtischer Kontrolle sollen im Jahre 1913 im Freien hat Brahm immer noch die Fahne hoch gehalten, bis er schließlich Sigung des Profefforenkollegiums, das Aufeinanderprallen der regelmäßig große Konzerte stattfinden, und man hat zu diesem Zwede Ronzessionen machen mußte an das Kaffenstück, das einschlug, und Streberclique und Bernhardis treuer Gefolgschaft schildernde dritte für 1913 zunächst 200 000 M. bewilligt.

an die Modernen von heute( Eulenberg), die bei ihm versagten. Att ist der verhältnismäßig wirksamste. Besonders drastisch tritt in- Ein 93jähriger Puppenspieler. Papa Schmidt, Auch von den bedeutenden Schauspielern, die unter seiner Regie den der Partei der Mantelträger der Typus eines getauften, mit seinem der ganze Kindergenerationen in seinem Münchener  ( jetzt städtischen) wunderbar intimen und lebenswahren Stil zum Siege geführt neugebackenen Nationalismus proßenden Juden, in der Opposition Puppentheater erfreut hat, tritt jetzt 93 Jahre alt von seinem hatten, starb ein Teil, andere gingen weg. Die Phafe des natura- die Figur eines biederen kraftmeiernden Alldeutschen   hervor. Nach Posten zurüd. Sein vorbildliches, wahrhaft tünstlerisches Wert wird listischen Dramas und seiner Interpretation hatte schnell ihren Kreis- der gerichtlichen Verurteilung Bernhardis zu zwei Monaten bemüht von seiner Tochter fortgesezt.