ganzen gestaltet sich das Ergebniß der Wahlen zum National-rath für die Parteien so�.daß die Radikal-Demvkraten 5 Sitzeverlieren und drei gewinnen, die Ultramontanen vier verlierenund die Liberal-Konservativen sechs gewinnen. Die Radikalenbehalten auch im neuen Nationalraih eirre große Mehrheit.Nicht wiedergewählt wurden u. a. Favon- Genf(radikal) undPython-Freiburg(ultramontan).Natürlich! Französische Bourgeoisblätter hattenbehauptet, die sozialistischen Abgeordneten wollten zur Er-öffnung der Kammer nach theatralischem Aufzug feierlich inden Sitzungssaal einmarschiren. Darauf erklären die sozia-listischcn Abgeordneten, das sei erlogen. Wir wundern unsblos, daß die sozialistischen Abgeordneten es der Mühe werthhielten, die blödsinnige Lüge zu beachten.—Ganz wie bei uns. Aus Paris wird telegraphirt:Montag, Ig. November. Ein sozialistisches Blatt hatteeinen vertraulichen Bericht des Staatsanwalts von Douai anden Justizmimster Gu°rin veröffentlicht, worin die gerichtlicheVerfolgung der Bergarbeiter- Syndikate empfohlen wird. DieUntersuchung hierüber ergab, daß das. sozialistische Blatt da-durch in den Besitz des Berichts gekommen war, daß derselbevon dem Bureaudiener verloren wurde, durch welchen derJustizminister den Bericht an den Ministerpräsidenten Dupuyübersandt hatte. Ter Ministerpräsident machte dem Justiz-minister wegen dieses unvorsichtigen Verhaltens heftige Vor-würfe, so daß letzterer, dem Figaro" zufolge, seine Ent»laffung angeboten hätte.In Deutschland ist es vorgekommen, daß sogar Mi-nistet selbst und— noch höhere Herren wichtige Schrift-stücke verloren haben.—Streik der Marseiller Pferdebahn- Bediensteten.Aus Paris wird uns geschriebene In Marseille ist esdieser Tage zu einem Streik der Tramwaubediensteten ge-kommen, der die Bourgeoispresse in Harnisch versetzt. Nichtetwa, weil es da zu Unruhen gekommen, sondern weil derBürgermeister die Pferdebahn- Gesellschaft für den Streikverantwortlich macht und ihr anzeigte, daß sie den nor-malen Fahrdienst bei Verlust ihrer Fahrkonzession einzuhaltenhabe, da er diesen Streik für keinen gewöhnlichen betrachtenkönne. Er werde die Ordnung, schrieb er ihr, unter allenUmständen aufrecht erhalten, doch dürfe dies keineswegs alseine Zustimmung zu dem Verhalten der Pferdebahn- Ge-sellschast gegenüber ihren Bediensteten betrachtet werden.»Ich konstatire, daß ihre Gesellschaft sich ge-weigert hat, die ihren Bediensteten gegenüber frei-willig übernommenen Verpflichtungen einzuhalten, undman darf die Verantwortlichkeit für diesen Stand der Dingeder Tramwaykompagnie selbst zuzuschreiben." In der Thathat der Generaldirektor der Pferdcbahngesellschaft bei einemvor wenigen Wochen unter seinen Bediensteten ausgebrochenenStreik mehrere ihrer Forderungen in Gegenwart desBürgermeisters bewilligt und so die obwaltenden Differenzenin der friedlichsten Weise ausgeglichen. Nun aber der da-mals gcschlosiene Vertrag in Kraft treten sollte, wollte" dieGesellschaft nichts davon wissen. Dies die Ursache desStreiks. Und kaum war er ausgebrochen, ließ die Gesell-schaft bekannt geben, daß diejenigen, die sich nicht beimnächsten Namensaufruf eingefunden haben, sich als entlassenbeträchten können, was zu den Unruhen Veranlassunggab. Es ist darum nur allzu begründet, wenn der Bürger-meister die Tramwaygesellschaft für den ganzen Streik ver-antwortlich macht. Was antwortet nun diese darauf?Daß ihr Generaldirektor wider den formellen Auftrag ihresVerwaltungsraths gehandelt habe und sie demzufolge durchseine Unterschrift nicht gebunden sein könne. Daß auf dieseWeise nachträglich jeder Vertrag einer Aktiengesellschaft fürnichtig erklärt werden könnte, ist selbstverständlich, dürfteaber kaum Rechtsgiltigkeit erlangen. Den Bourgeoisblätternzir[olge hat natürlich niemand mehr Unrecht, als derBurgermeister, von dem es als selbstverständlich gilt,daß er nicht der Ursache des Streiks nachzu-forschen, sondern sich von vornherein auf Seiteder Tramwaygesellschaft zu stellen hat. Wie konnteer sich aber auch in einer Zeit, wo ihm die Staatsgewaltein so hübsches Beispiel beim Bergarbeiterstreik im Pasde Calais gab, wie man bei einem Streik vorzugehen hat,sich sogar so weit vergessen, der Tramway-Gesellschaft mitdem Verlust ihrer Konzession zu drohen! Es ist dies sonn-erhört, daß man, um für solchen Frevel passende Worte zufinden, weit in der Geschichte bis zu den römischen Cäsarenzurückblättern muß, wie dies der„TempS" gethan hat, derdasVorgehen des Bürgermeisters eine„neronische Willkür"nennt und seinen diesbezüglichen Artikel mit den Wortenschließt:„Die Bürger von Marseille haben ihren Calignlagefunden!" Es fehlt nicht viel und der„Temps" wünschtevielleicht, daß der Bürgermeister von Marseille ein ahn-liches Ende wie Calignla fände, der bekanntlich ermordetwurde. Und das wollen Schiedsrichter der öffentlichenMeinung sein!Chauvinismus zu Waffer. Die Londoner„Times"befürwortet eine Radikalreform der englischen Flotte.Unter Radikalreform ist verstanden, die englische Flottesolle so groß werden, daß sie den Flotten aller übrigenLänder zusammen genommen gewachsen sei. Das leitendeCityblatt will gern 100 Millionen Pfd. Stcrl.(— 2000Millionen Mark) zu diesem patriotischen Zweck opfern.Die Herren Bourgeois zahlen das Geld ja doch nicht auseigener Tasche. Jndeß würde die Summe, riesig wie sieist, bei weitem nicht ausreichen.—Für unabhängige Arbeiterkandidatureu in England.In der neuesten Nummer der„FortnigSly" Review", die langeJahre Herrn John Morley, den Vizc-Gladstone, zum Redakteurhatte, fft eine sormidable Anklageschrist gegen das MinisteriumGladstotie erschienen, überschrieben„Volk Jsrael's, zurück inDeine Zelle", und unterzeichnet„Tie Fabian Society". Es wirddarin aufgezählt, wie wenig der Vorsteher der einzelnen Re-gierungs-Tepartements, mit ein paar rühmlichen Ausnahmen,bisher für die Arbeiter gethan, selbst in solchen Punkten, wo dieOpposition der Torrie's ihnen nicht im Wege stand, d. h. wo sieauf dem reinen Verwaltungswege ihre Sympathie für die Ar-beiter bethätigen konnten, und es werden die Arbeiter auf-gefordert, sich von von den Liberalen zo trennen und rechtzeitigVorbereitungen zu treffen, um bei den bevorstehenden Wahlenüberall, wo die Aussichten nur irgend günstig, den Liberalen un-abhängige Arbciterkandidaten gegenüberzustellen, und sich nichtdadurch deirren zu lassen, daß durch Spaltung der Stimmen etwadie Torics ans Ruder kommen könnten.Dieser Artikel hat einige Sensation erregt, da gerade die„Fabian Societey", trotzdem ihre Mitglieder sich zur Sozial-demokratie bekennen, bisher sehr stark» Fühlung mit den Liberalen unterhalten und es als die richtigste Politik erklärt hätte,in die liberale Partei sozialistische Ideen hineinzutragen, sie mitSozialismus zu„durchdringen". Sie sind wegen dieser Durch.drUgungs- oder Durchsetzungstheorie von den übrigen Sozialistenweidlich verhöhnt und angegriffen worden, namentlich da praktischdie Sache meist dahin führen mußte, die Arbeiter und Sozialisteneinfach für den Preis einiger Reformbrocken an den Wagen derliberalen Partei zu spannen. Und nun plötzlich diese Kriegs-erklärung, die Herr Champion kaum anders hätte schreibenkönnen, und die auch in der konservativen und unio-nistischen Presse mit großem Jubel begrüßt wordenist! Man ist versucht, die Sache für eine Mystifikationzu halten, und doch ist bekannt, daß das Manifest vonden beiden einflußreichsten Mitgliedern der„Fabian Society",den Herren Sivney Webb und G. B. Shaw, ausgearbeitetworden und vom Komitee der Partei nach eingehender Berathnnggenehmigt worden ist. Herr Shaw hat in einem Interview, dasin der jetzt konservativen„Pall Mall Gazette" erschienen, er-klärt, das Manifest sei bitterer Ernst, Herr Webb es dagegen ineinem Interview mit einem Vertreter der radikalen„Sun" füreinen Schreckschuß erklärt, bestimmt, den Whigs im Gladstone-schen Kabinet die Hölle heiß zu machen, im übrigen aber vonden besten Absichte» für die Wiederwahl der Liberalen beseelt.Das letztere ist wohl auch die korrektere Version. Herr Shawist ein sehr witziger— fast zu witziger Mann, aber sein KollegeWebb ist der konsequentere Politiker und weiß, was er will.Für seine Lesart spricht auch, daß das Manifest mit absichtlicherUmgehung der bestehenden sozialistischen Organisationen sich aus-schließlich an die Trade-Unions wendet. Die Drade-Unions sollendie unabhängige Arbeiterpartei bilden. Erfahrung-gemüß sindaber die Wighs- als Trades- Unions- Abgeordnete bisher immernur hinter den Liberalen hergelaufen. Auch ist nicht einmal zuerwarten, daß die Trades- Unions besondere Anstrengungen imSinne des Manifestes der Fabier machen werden. Es wird nurda wirken, wo die, laut dem Bulletin der„Fabian-Society" ab-sichtlich ignorirten sozialistischen Organisationen,„JndependentLabor Party",„Sozialdemokratische Föderation":c. die Trade-Unions"„durchgesetzt" haben.Das italienische Parlament ist auf den 23. No-vember einberufen. Armer Giolitti! Die Schonzeit nahtihrem Ende.—An die falsche Adresse wendet sich miedet einmaldie„Kreuz-Zeitung", indem sie, anläßlich des BarcelonaerBombenattentats, den Franzosen vorwirft, sie züchtetenden Anarchismus. Die„Kreuz-Zeitung" sollte doch ihrePappenheimer kennen, und wenn sie Züchter des Anarchis-ums sucht, vor der eigenen Thüre oder doch in ihrer—nächsten Nähe nachsehen. Herr von Hammerstcin brauchtblos bei seinem Parteigenossen Puttkamer nach-zusragen, der einst im Reichstag erklärte:„Ich habe dieAnarchisten lieber als die Sozialdemokraten", und der, umseine Aufrichtigkeit zu beweisen, auch eine ganze Heerdevon Anarchisten und Nichtgentlemcn heran- und aufzog, dieDynamit predigten, Rezepte für Dynamilbomben(w i e s i e j e tz tin Barcelona verwandt wurden) anfertigten undverbreiteten,— kurz alles thaten, um die„Kumt" derDynamitattentate zu lehren und unter die Leute zu bringen.Nur kein sentimentales Komödienspiel unter Auguren! Die„Kreuz-Zeitung" ziere sich nnr nicht. Sie kennt den Rummel,so gut wie wir— und sie kennt ihn als Freundin derDynamiterich-Züchter, während wir deren Feinde sind. Sieweiß so gut, wie wir, daß mindestens neun Zehntel aller„Anarchisten", die irgendwie eine Rolle gespielt haben, imDienste der Polizei waren und sind. Und die Polizistenaller Länder sind Brüder, und zur modernen Jnter-nationale der Polizei gehört doch die„Kreuz-Zeitung", wenn auch nicht direkt, doch durch ihre Hinter-männer. Freunde und Gönner.—Die alte Lüge. Ein gewisser Dr. Karl Wedding behauptet— unter Billigung des Pindter, der ihm in seiner„Norddeutschen Allgemeinen" den Segen giebt, in demOrgan der Grnbenbarone(„Stahl und Eisen"): Die Ar-beilslosen in Amerika seien„zum allergrößten TheilArbeitsscheu e." Es ist die richtige Sorte, die soschreibt.—Moderner Krieg. Aus Südafrika werden neueenglische Siege gemeldet. Die Einzelheiten, die manerfährt, sind wahrhaft empörend. Bon Kämpfen und Ge-fechten kann da eben so wenig die Rede sein, als von einem„Kämpfen" mit dem Wild auf der Treibjagd. DieMatabela's sind zwar keine Hasen, im Gegeittheil, sie sindvon heroischer Tapferkeit und gehen todesmnthig auf denFeind los. Aber sie kommen nicht an ihn heran. Siekönnen ihm so wenig Schaden thun, wie der Hase demJäger, denn sie werden vorher niedergeschossen— nieder-geschossen wie die Hasen aus der Teibjagd. Wo ist da derHeldenmuth„der Sieger"? Und wer rann auch von Helden-rühm reden? Die Schlächter der Riesenschlachthäuser vonChicago haben dasselbe Anrecht auf Lorbeerkronen wie dielebendigen Mordmaschinen, die mit'stählernen Mord-Maschinen, ohne das geringste Risiko, per Mainz ihre 10oder 20 Menschen'"maschinenmäßig todtschießen. Freilich dieTodtgeschossenen sind blos„Wilde". Und die Todtschießerfind»Träger der Zivilisation".Barbarei und Zivilisation. Die chinesischeRegierung hat die Einfuhr von Maschinen verboten, weilviele Menschen durch die Maschinen brotlos gemacht würden.Es fällt uns selbstverständlich nicht ein, das Verfahren derchinesischen Regierung billigen zu wollen. Allein wenn wirvor die Frage gestellt wären: welche Regierung ist diehmnanere und vertritt mehr die Zivilisation, eine Re-gicrung, die, um Millionen von Arbeitern vor dem Hungerzu schützen, die Einfuhr von Maschinen verbietet, oder eineRegierung, die es duldet und theilnahmlos mit zusieht, wieMillionen von Menschen im Interesse des Kapitalismusdurch die Maschinen zu Grunde gerichtet werden, so würdenwir uns keinen Augenblick besinnen und antworten: dieerstere.Zum Glück liegt die Frage nicht so. Wir werden dieMaschinen behalten und den Kapitalismus stürzen.—Vsvkeinetiftvtiliken.Ein weiterer Prozeß soll— wenn man den sächsischenAmtsblättern glauben darf— gegen Genosse D i e h l eingeleitetwerden wegen Majesiätsbeleidigung, begangen durch einen Artikelgelegentlich deS Militärdienstjubiläums des Königs von Sachsen.«»»Ans Sebnitz wird gemeldet: Zur Verhaftung der dreisächsischen Genossen durch österreichische Gendarmerie schreibtdas hiesige Grenzblalt, daß die Verhafteten aus dem HajuspacherBezirksgericht nach Böhmisch-Leipa überführt worden sind. Beider näheren Untersuchung deS Versammlungslokals km Lehngericht soll auch«ine im AschekastLn versteckte Tasche mit sozia-listischen Schristen aicfgefuudcn worden. Weitere Nachrichtenfehlen uns.t•»Zu zwei Monate» Gefängniß wurde Genosse Tiehl,Redakteur der„Wurzener Zeitung" vom dortigen Schöffengerrchtverurtheilt wegen Beleidigung des Sladtraths Krippendorff. DieBeleidigung wurde gefunden in einem Artikel, betitelt: WieStrafmandate gemacht werden. Es wurde dort gerügt, daß diehiesige Polizei bei Erlassung von Strafmandaten leichtfertig vor-gehe, und dies wurde durch zwei BeispieleInachzuweisen gesucht.Es betraf dies zwei Fälle, in denen Geschäftsleute von Konkur-renken denunzirt worden waren, sie verkauften minderwerthizeWaare. Die Polizei hatte ohne vorherige Untersuchung einfachStrafmandate gesandt. Das Gericht sprach die Ansicht aus, daßdie Polizei bei Anzeigen nicht die Pflicht habe, die Sache genauzu untersuchen, sondern sobald eine Anzeige eingehe, welche derPolizei nur glaubwürdig erscheine, habe diese das Recht, zustrafen, das Weitere der gerichtlichen Entscheidung überlassend.»»«Mit Hochdruck arbeiten, genau wie in Deutschland.auch in Oesterreich die Behörden, um die»Führer" derpolitischen und gewerkschaftlichen Bewegung unschädlich zumachen. So fand erst kürzlich eine Schwurgerichtsverhandlunggegen Genossen T o b o l a, Redakteur der„Bäckerzeitung", undam lö. November eine solche gegen Genossen Lrschka, Re-dakteur des„Oesterr. Metallarbeiter", statt.Auch Genosse S. Stark, Redakteur des„Glück auf", istwegen Ehrenbeleidigung, begangen durch die Presse, angeklagt.Verurtheilt wurden am 20. Oktober in Brünn die Heraus-geber der.JRavnost", des.JZensky List", der„Rasple", des„Odb list krejoich"(Schneider-Fachblatt), zu je 20 Gulden Geld-strafe, event. 4 Tage Arrest.Der Herausgeber der„Cervanly", zu SO Gulden Geldstrafe,eventuell 10 Tage Arrest.Der Redakteur der„Rovnost", Genosse Hybesch, zu einerGeldstrafe wegen Ueberlretung des§ 23 des Preßgesetzes.Vom Landes- und Appellationsgerichte in Prag wurden dieGenossen Mafchek, Kaiser, Cizkovsky, Müller und Belka ausPribram wegen Ueberlretung des ß 2 des Versammlungsgesetzeszu je 10 Gulden Geldstrafe, eventuell 43 Stunden Arrest ver-uttheilt.Dieses Vorgehen der Behörden wird natürlich den von den-selben unerwünschten Erfolg haben, daß die Genossen nur immereifriger werden.«Die Sozialdemokraten auf dem Laude. Im ober-pfälzischen Grenzdorse Stadlern siegten bei der Gemeindewahl dieKandidaten der Sozialdemokratie. Ein Sozialdemokrat'(Schuh-wacher Mühlbauer) als Bürgermeister eines bayerischen Dorfesist noch nicht dagewesen.«Polizeiliches, Gerichtliches re.Wegen Majestätsbeleidigung und B eleidi«gung von Schutzleuten wurde der Schlosser Jäschkein Breslau zu S Monaten Gefängniß verurtheilt. Das Vergehenwar in angetrunkenem Zustande in seiner eigenen Wohnung be-gangen worden. Einige Nachbarssrauen, welche die Schimpfe-reien hörten, machten mehrere Schutzleute darauf aufmerksam!diese drangen nun in die Wohnung des Jäschke ein�beiwelcherGelegenheit die ziveite„Strasthat"(Beamtenbeleidigung) begungenwurde.— Wegen„Religionsbeschimpfung" wurde inWien ein Fräulein zu acht Tagen strengen Arrest verurtheilt.Die Beschimpfung wurde darin gefunden, daß sie das Beten fürnutzlos erklart und hierin anknüpfend den Heine'schen Verszitirt hatte:„Den Himmel überlassen wir, den Engeln und denSpatzen".— Die Strafverfolgung der„Münchener Post", welche dieVerhandlungen des bayerischen Landtages in scharfer Weisekritisirt hatte, wurde) von diesem abgelehnt, mit dem Bemerkenjedoch, daß bei einem gleichen Vorkommniß in Zukunft einanderes Votum abgegeben werden dürfte.— Unkenntniß der Gesetze schützt nicht vor Strafe.Das mußten auch einige Genossen in Hastedt erfahren, welcheein« statutengemäß feststehende Versammlung des. sozialdemo-kratischen Wahlvercins nicht besonders angemeldet hatten. Wennaber simple Staatsbürger wegen Unkenntniß der Gesetze,welche im obigen Falle vom Gericht auch als erwiesen erachtetwurde, doch in die übliche Strafe genommen werden, wie vielmehr müßte der gleiche Grundsatz dann Geltung haben unserenBenniten gegenüber. Diese lassen sich in ihrem Dienst oft diegröblichsten Gesetzesverletzungen zu Schulden kommen. Beschwerden'eilens der Betroffenen haben nur in sehr seltenen Fällen irgendivelchen Erfolg gehabt. Der uniformirte Beamte darf eben dasGesetz ungestraft verletzen, er hat dann nur— geirrt.Sozial» AskrerftivLAn die Photographeu. D« allaemein schlechte, wirth-schaftliche Lage, die sich in allen Kreisen der Bevölkerung be-merkbar macht, übt naturgemäß auf unseren Beruf einen ganzbesonders starken Druck aus. Es ist daher auch ganz natürlich,daß es der Mehrheit der Bevölkerung immer mehr zurUnmöglichkeit wird, etwas für sogenannten„Luxus" aus-zugeben. Hierzu kommt noch ein anderer Umstand,der wohl am meisten geeignet ist, unseren einst blühen-den Beruf inimer mehr herabzudrücken. Die Arbeits-lostgkeit in den meisten Berusszweigen, hervorgerufendurch die größere Ausnutzung der Maschinenkraft, hat zurFolge, daß immer mehr Menschen gezwungen sind, sicheinen Nebenverdienst zu schaffen, ja zum Theil sogar einenandern Beruf zu wählen. Bei dieser Wahl kommen selbst-verständlich diejenigen Erwcrbszweige besonders in Betracht,welche scheinbar leicht zu erlernen sind und einen— relativ—hohen Verdienst abwerfen. Zu diesen Berufen gehört mit inerster Linie die Photographie. Namentlich aus den graphischenFächern schen wir täglich mehr Lithographen, Xylographen:c.,deren Beruf durch die neueren ReProduktionsverfahren demUntergange preisgegeben ist, sich der Photographie zuwenden undhier die ohnehiu nicht hohen Löhne noch mehr hcrabdrücken.pier muß Wandel geschaffen werden durch eine starke Ver-einigung. Sehen wir doch um uns! Beamte, Lehrergründen Vereine zur Wahrung der Interessen ihresStandes. Nur die Photographen stehen abseits ohne Organisation.st es z. B. nicht beschämend für uns, daß, während alle anderenerufszweige ihre Vertreter im Gewerbegericht haben, wir alleindaraus angewiesen sind, uns durch jemand vertreten zu lassen,der nicht unserem Berufe angehört! Ist es fernerhin nicht tiefdemüthigend, daß die Behörde bei den Erhebungen betreffs derSonntagsruhe die Vermittlung eines Tischlers jür uns in An-pruch nehmen mußte?Kollegen! Wenn Ihr mit uns von der Nothwendigkeit derSchaffung einer Fachorganisation durchdrungen seid, so erscheintder Versammlung am Dienstag, den 14. November, ZlbendsUhr, im„Neuen Klubhause", Kommaudautenstraße 72.Mit kollegialem GrußIm Austrage:Adler, Günther. Prinz. Schröter» Steinhäuser.i: