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Nr. 281. 29. Jahrgang.

4. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonntag, 1. Dezember 1912.

Aus Industrie und Bandel.

Türkische Schulden.

Genoffe Barbus schreibt uns aus Konstantinopel  : Die Türkei   war nie in der Lage, ohne fremdes Geld auskommen zu können. Als sie 1877 anläßlich des Krieges mit Rußland   eine eue Anleihe aufnehmen mußte, haben sich diese Situation die riechischen Banfiers von Galata   und die Ottomanische Bank   zu­nute gemacht. Sie haben der Regierung die Anleihe gewährt, sich aber als Pfand die wichtigsten Einnahmen des Reiches in Verwal­tung geben lassen. Von ihnen und den europäischen   Gläubigern der Türkei   wurde eine internationale Finanzkontrolle angestrebt, die in dem berühmten Dekret Muharrem 1881 geregelt wurde. Eine weitere wichtige Aenderung in den Grundlagen der Schuldenwirt­schaft geschah nur noch 1903 durch die Vereinheitlichung der tür­tischen Staatsanleihen.

Die internationale Verwaltung der unifizierten türkischen  Staatsschuld ist nicht etwa eine politische Körperschaft. Sie ist nicht eine Vertretung der Großmächte, hat formell mit diesen nichts zu tun. Sie ist vielmehr ein kapitalistisches Privatinstitut, das nur unter einer sehr bedingten und einflußlosen Aufsicht der türkischen  Regierung steht. Diese kapitalistische Privatgesellschaft erhebt Steuern, verwaltet Staatsmonopole, nimmt an den Zollerträgniffen teil usw.

Nachdem diese Institution bestand, wurden auch die meisten späteren türkischen   Anleihen und Eisenbahngarantien unter ihre Verwaltung oder Kontrolle gestellt, so daß gegenwärtig starke 30 Proz. der türkischen   Staatseinnahmen zunächst in die Kassen des internationalen Verwaltungsrates fließen, um an die Gläubiger berteilt und zur Schuldentilgung verwandt zu werden, worauf dann der Rest dem Staate zurückerstattet wird. Der Verwaltungsrat besteht aus sieben Personen, Vertretern der Gläubiger( darunter auch der Ottomanischen Bank), denen ein Personal von über 6000 Mann zur Verfügung stand. Die Kosten dieser Schuldenverwaltung betrugen im abgelaufenen Jahre rund 15 000 000 Frank, die der Staat zu tragen hatte. Dabei muß der Staat noch umsonst Polizei, Militär und Steuereinheber zur Ber­fügung stellen.

Din Einnahmen eines Mitgliedes des Verwaltungsrates stellen

durch obligatorische exorbitante Schuldentilgungen wird die Geldnot 1901, das hiermit den Rekord der Ausbeute erreichte, auf 423 Mill. der Türkei   künstlich gesteigert. Auf dem also vorbereiteten Bud im Jahre 1911 gesunken, hat sich somit um fast 37 Bros. in Boden greift die Ottomanische Bank   ein, die der Regierung Vor- diesem Zeitraum verringert. Die Ausbeute der einzelnen Jahre schüsse gewährt, für die sie sich 7 Proz. Zinsen und ½ Proz. Kom-| betrug: Mill. Pud Mill. Pud mission, also zusammen 7% Proz., bezahlen läßt! So wird der türkische   Staat systematisch ausgewuchert.

Wie sich der Staat auch wendet und windet, er kommt aus den Klauen seiner zum internationalen Verwaltungsrat_organisierten Gläubiger nicht heraus. So hat z. B. der türkische   Staat, um der durch den italienischen Krieg geschaffenen Geldnot abzuhelfen, die Salzsteuer erhöht bzw., da es sich um ein Monopol handelt, den Salzpreis auf das Doppelte gesteigert. Das ist eine Notsteuer in des Wortes furchtbarster Bedeutung. Aber sieh da! Ein Viertel dieses Steuerertrages wird von dem Schuldenverwaltungsrat in Anspruch genommen, da er laut Dekret Muharrem   zu außerordent­licher Schuldentilgung verwendet werden soll. Dasselbe bezieht sich auf die Erhöhung der Spiritussteuer. Dasselbe auf die soeben durchgeführte Erhöhung der Schutzölle.

Wie ein Bandwurm wird diese Schuldenverwaltung dick und fett, immer größer und stärker und raubt dem Staatsorganismus den Säftezufluß. Daneben bereichert sich die Ottomanische Bank  . Mit diesen Finanzinstituten innig verbunden ist die Tabat­regie, die das Tabakmonopol in Pacht hat. Denn einerseits sind die Erträge der Tabakregie der Staatsschuldenverwaltung ver­pfändet, woraus sich eine Kontrolle der letteren über die Tabakregie ergibt, andererseits gehört die Ottomanische Bank   mit zu den Gründern der Tabakregie.

1901 1902

. 671,2

1905

636,5

1906

596,6

1907

615,0

1908

1903 1904

Min. Pud

409,9.

1909

490,4

448,3

1910

478,2

476,4

1911

425,3

467,3

chen Erschöpfung der Springquellen, wie auch im Versiegen der Die Gründe für diese Abnahme liegen sowohl in der allmähli­Bohrlöcher. Die von Jahr zu Jahr zurückgehende Ergiebigkeit be­dingt immer tiefere Bohrungen, die mit erheblichen Kosten verbun den sind und die Gewinnung bereits so teuer erscheinen läßt, daß die hier geförderte Naphtha kaum noch konkurrenzfähig mit festem Heizmaterial ist.

Demgegenüber läßt sich zwar in den neuen Naphtha­rayons eine ständige Zunahme der Ausbeute feststellen, doch ist diese bei weitem nicht so erheblich, daß sie den Ausfall auf den alten Feldern wieder weit machen könnte. Unter den neuen Feldern fommt insosondere Grosnyi in Betracht. Wenn dieses auch im ver­gangenen Jahre die Ausbeute des Jahres 1901 um mehr als 100 Prozent übertroffen hat, so zeigt sich doch auch hier schon seit den letzten Monaten des vergangenen Jahres ein Rückschritt in dem Ertrage an Springnaphtha. Und vollends das Maikopgebiet, das feinerzeit ein wahres Gründungsfieber hervorbrachte, hat bisher nur der Spekulation ansehnliche Gewinne gebracht, während die ver­heißene Riesenausbeute noch Zukunftsmusik ist. Von den in die Maitopunternehmungen hineingesteckten großenteils englischen Kapitalien dürfte der größte Teil endgültig verloren, der Rest ziem. lich gefährdet sein.

Diese drei größten Finanzinstitute des Reiches bezeichnet man gewöhnlich als die französische oder französisch- englische Finanz­gruppe. Ihr Einfluß ist enorm. Sie bilden einen förmlichen Angesichts des unaufhaltsamen Rüdganges der Naphthaaus­Staat im Staate. Zunächst schon wegen ihrer finanziellen Macht beute auf den alten Feldern hat es sich als notwendig erwiesen, neue und der außerordentlichen Privilegien, über die sie verfügen. So- naphthahaltige Ländereien in Bearbeitung zu nehmen. Es kommt dann wegen des gewaltigen Personals, das ihnen zu Gebote steht. hier zunächst der Rest naphthahaltigen Landes im Bakuer Ge­Ich habe schon erwähnt, daß allein die Schuldenverwaltung über bief in Betracht. Ein Projekt, das die Ausbeutung dieser Lände­reien einer aus allen Naphthaindustriellen des Batuer Gebietes zu 6000 Angestellte hat, die über das ganze Reich verteilt sind. Alles bildenden Genossenschaft zwecke gemeinsamer Gewinnung überlassen' nun, was von diesen Instituten lebt, verteidigt ihre Interessen. Es will, ist in Vorbereitung. An dieser Genossenschaft sind außer den ist wie eine gewaltige Armee, die sich im Zentrum des Landes und bekannten vier großen Naphthagesellschaften Gebrüder Nobel, Kaspi­in der Provinz installiert hat und einem Oberkommando folgt, das Schwarzmeer- Gesellschaft, Gesellschaft Mantaschen und Kaspische bon der europäischen   Hochfinanz fommt. Gesellschaft 176 fleinere Naphthaindustrielle beteiligt.

Betroleumproduktion Rußlands  .

Sodann verspricht man sich eine günstige Entwicklung der un­längst entdeckten naphthahaltigen Ländereien am Flusse Emba im nannte schwere Naphtha, die sich hauptsächlich für induſtrielle Zwede Uralgebiet. Die daselbst bisher gefundene Naphtha ist die soge­eignet. Dagegen find die im uchtagebiete bisher gewonnenen Mengen nur gering, und Fachkreise sind der Ansicht, daß auch in Bukunft teine genügend große Ausbeute zu erreichen sein wird. schaften schuld; zum anderen die absolute Abnahme der Naphhta- Der Export von Naphtha   und Naphthaprodukten ist in den gewinnung in Rußland  . Nun spricht in der Begründung zum Be- Jahren 1910 und 1911 gegen 1909 etwas gestiegen. Er betrug 1909: troleum monopolgesehentwurf die Regierung die Er- 46 Mill. Pud gegen 50,2 Mill. Pud 1911. Der Wert der Ausfuhr wartung aus, daß die russische   Rohölgewinnung in absehbarer Beit betrug 1911: 29 Mill. Rubel. Der Versand aus Baku   belief sich im wieder den hohen Stand des Jahres 1904 erreichen werde und daß Jahre 1911 auf 393 Mill. Pud. Die steigende Bufuhr auf den inneren Markt war die Folge des Aufschwunges der russischen Deutschland  , größere Mengen aus Rußland   beziehen könne. Wie wenig begründet diese Hoffnung ist, geht aus einem Be Industrie, ohne daß dabei jedoch allen Ansprüchen des inneren Be­richt des kaiserlich deutschen   Generalfonfuls in Petersburg   über die darfs entsprochen werden konnte. Infolgedessen trat eine erhebliche Petroleumproduktion Rußlands   im Jahre 1911 und ihre wahrschein. Preissteigerung ein. liche Entwicklung hervor.

sich nach einer mir borliegenden Rechnung auf 283 gira im Monat land nach Deutschland   von 142 000 Tonnen auf 17 000 Tonnen ge­Seit dem Jahre 1903 ist die Einfuhr von Petroleum   aus Ruß­das sind rund 6000 Frank. Dabei finden dieſe Herren noch Zeit junken. Zu einem Teil ist an diesem Rüdgang der Konkurrenzfieg zur politischen Beschäftigung, zu einer ausgiebigen privaten Gebes amerikanischen Trusts über die Absakorganisation der ver­schäftstätigi... und bleiben monatelang von Konstantinopel   fort. einigten russischen, rumänischen und galizischen Produktionsgesell­Für die unifizierte türkische Schuld werden 4 Proz. jährlich nach dem nominellen Werte gezahlt, in Wirklichkeit durchschnittlich Proz., außerdem eine Amortisation( Rückzahlung), die im abge­laufenen Jahre die Höhe von faft 1,8 Proz. erreichte. Die Amor­tisationsquote steigt automatisch mit den enorm anschwellenden Einnahmen der Schuldenverwaltung. Sie wird, wenn dieser Zu­stand nicht geändert wird, in weiteren 5 oder 6 Jahren nach gelinder Rechnung 4 Proz. betragen. Die Einnahmen der Schuldenver­waltung betragen das Doppelte dessen, was an Zinsen zu be­zahlen ist.

Die Türkei   bezahlt jährlich über 30 Millionen Frank zur Amor­tisation ihrer Schulden, währenddem sie ein chronisches Defizit hat und jährlich neue Schulden aufnehmen muß. Auf diese Weise,

Die Ausbeute an Naphtha im alten Bakuer Naphtha­bezirt ist, allen Anzeichen nach, in einem Niedergang begriffen, so daß mit einer Erschöpfung der Felder in absehbarer Zeit zu rechnen ist. Sie ist innerhalb 10 Jahre von 671 Mill. Bud im Jahre

Wagenmangel und kein Ende.

Gegenüber den amtlichen Aeußerungen über den Wagenmangel, der angeblich beseitigt sein soll, besteht die Tatsache, daß am Freitag wieder 11 380 Wagen fehlten.

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