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Mr. 282.

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Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

29. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 1983.

Der gefügige Reichstag.

Dienstag, den 3. Dezember 1912.

die Gefährlichkeit der imperialistischen Beutegier, die ins­besondere auch den deutsch  - englischen Gegensat erzeugt hat, und stellte der Rüstungspolitik der Herrschenden unsere Forde rungen nach Begrenzung der Seerüstungen und Abschaffung des Seebeuterechts entgegen, um zum Schlusse der Hoffnung Der Tag, an dem das deutsche   Volk über die Politik Ausdruck zu geben, daß trop aller Gefahr, die den Frieden be­feiner Regierung Aufklärung erwarten durfte, ist vorüber- droht, es der Tatbereitschaft des flassenbewußten, inter­gegangen. Aufklärung hat er uns allerdings gebracht über national zusammengeschlossenen sozialistischen Proletariats die uneingeschränkte Herrschaft nämlich, die die Regierung gelingen möge, das Schreckliche zu verhüten und den Frieden in der auswärtigen Politik ausübt; über die schwere Arise, zu erhalten, bis die Beseitigung der Kapitalsherrschaft die den Frieden Europas   bedroht, hat die Zehnminutenrede, schließlich die Kriegsgefahr dauernd beseitigen werde. mit der den Reichstag abzuspeisen es dem Kanzler beliebt hat, kaum ein Wort gebracht, das nicht schon längst Bekanntes wiederholt hätte. Herr v. Bethmann brauchte auch nicht mehr zu sprechen, denn die Vertreter der bürgerlichen Parteien, die heute zu Worte kamen, sind vollauf zufrieden; sie kennen zwar nicht die Absichten der Regierung, aber sie billigen sie. Der Vertreter der Sozialdemokratie blieb mit seiner Forderung, daß der Volksvertretung die Möglichkeit gegeben werde, bei der Entscheidung dieser Lebensfragen mitzuwirken, bevor vollendete Tatsachen geschaffen seien, allein.

Trotzdem verdient diese Erklärung alle Aufmerksamkeit. Denn der, der sie abgab, sprach im Namen derjenigen, die heute noch Macht haben über das Schicksal der Völker. Und flar und bestimmt sprach der Kanzler von der Möglichkeit, daß diese Schicksalsfrage auch an das deutsche   Volk heran­treten könne. Sollten sich, sagte Herr v. Bethmann, bei Ab­schluß des Balkanfriedens unlösbare Gegensäße er­geben, was wir nicht hoffen, so wird es Sache der im einzelnen Fall direkt interessierten Mächte sein, ihre Ansprüche zur Geltung zu bringen. Das gilt auch für unsere Bundesgenossen. Wenn sie aber bei der Geltendmachung ihrer Interessen wider alles Erwarten von dritter Seite angegriffen und das mit in ihrer Existenz bedroht werden sollten, dann würden wir unserer Bundespflicht getreu, fe ft und entschlossen an ihre Seite zu treten Wahrung unserer eigenen Stellung in Europa  , zur Verteidi­gung unserer eigenen Zukunft und Sicherheit fechten." Nimmt man diese Worte wörtlich, dann bedeuten sie, wie Genosse Ledebour   sehr richtig sagte, in der Tat eine Blankovollmacht für die Politik unserer Bundes­genossen. Die deutsche Politik würde in Abhängigkeit ge­raten von der anderer Staaten. Desterreich brauchte etwa einem anderen Staate gegenüber nur Forderungen aufzu

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 1984.

gegenzubringen und kann es gar nicht mehr erwarten, die Ansprüche der deutschen   Kapitalisten anzumelden. Auch des Vorwärts" wurde mit ehrender Anerkennung gedacht, und das Berl. Tagebl." brachte es sogar zu der großen Ehre, daß seine Anwürfe von dem Vertreter der Reichspartei beifällig reproduziert wurden.

Die Debatte hinterließ einen niederdrückenden Eindruck. Die bürgerlichen Parteien lassen der Regierung völlig freie Hand, sie verlangen nicht einmal den Weg genauer zu kennen, den das deutsche   Volk geführt werden soll. Um so mehr hat die deutsche Arbeiterklasse allen Grund, sich daran Nach Ledebour sprachen noch die Vertreter der Rechten zu erinnern, daß die großen historischen Entscheidungen nicht und der Nationalliberalen. Sie beschränkten sich auf furze nur in den Barlamenten fallen. Als heute unser Redner von Erklärungen und sagten mit verschiedenen Worten alle das dem Einfluß sprach, den die Friedenskundgebungen des Pro­selbe. Sie verzichteten auf jede Kritik und stellten ohne letariats auf die Entscheidungen der Herrschenden ausüben, da Ueberlegung der Regierung eine Blankovollmacht aus, erhob die Rechte höhnisches Gelächter. Es war das Lachen nach ihrem Ermessen zu tun und zu lassen, was ihr beliebt. des parlamentarischen Kretinismus, der nicht begreift, daß Denn sie sind mit der Regierung einverstanden und bereit, es außerhalb des Saales, in dem geredet und gestimmt wird, für Moloch Militarismus neue Opfer auf Kosten der ar- reale Kräfte gibt, die sich nicht darum kümmern, was die beitenden Maffen natürlich zu bewilligen. Herr Basser- Herren von ihrem Wirken begreifen können. Es sind Kräfte, mann wies darüber hinaus auf die Interessen des deutschen   die heute schon stark sind und immer stärker werden, Kräfte, Kapitals in der Kleinasiatischen Türkei   hin. Er scheint der die die Mittel der Zerstörung und Verwüstung umschaffen Versicherung des Kanzlers, daß die kapitalistischen   Mächte in werden in Mittel der Arbeit und der Kultur, trotz allen Kleinasien   keine bösen Absichten haben, einige Skepsis ent- Widerstandes und Unverstandes, der sich ihnen entgegenstellt.

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Die Verhandlungen über den Waffenftillstand.

Paßzwang gegen Serbien  .

Die Serben in Durazzo  .

Durazzo, 2. Dezember. Eine Abteilung serbischer Truppen hat vor einigen Tagen die italienische Schule besetzt und befindet sich immer noch dort. Infolgedessen hat der italienische Konsul bei dem Kommandeur die erforder. lichen Scritte unternommen

Die Nachricht, die Sonntag verbreitet worden war, daß Budapest  , 2. Dezember.  ( W. T. B.) Die Regierung hat zwischen der Türkei   und den Balfanstaaten ein vierzehn­tägiger Waffenstillstand unterzeichnet worden sei, hat sich im Verkehr mit Serbien   aus polizeilichen Gründen den nicht bestätigt. Es scheinen noch einige Schwierigkeiten zu Babawang angeordnet. überwinden zu sein. Während die Bulgaren   starke Friedens­bereitschaft zeigen, find die Griechen und Serben mit den Be­dingungen offenbar weniger einverstanden. Die Erwartung, daß der Waffenstillstand in kurzer Frist zustande kommt und dann sich daran die eigentlichen Friedensverhandlungen an­schließen werden, begegnet wieder Zweifeln. Denn von ver­schiedenen Seiten kommen heute auch Nachrichten über andere 3wistigkeiten zwischen den Balkanstaaten selbst. Danach würde der griechische   Anspruch auf Saloniki   von Bulgarien be ftritten werden. Würden diese Nachrichten der Wahrheit ent­sprechen, dann würde sich die Stellung des Balkanbundes verschlechtern.

Weitere Eroberungen der Serben in Albanien  . Belgrad  , 1. Dezember. Amtlich wird gemeldet, daß die Serben Elbasan   ohne Kampf eingenommen haben. Die Griechen gegen Albanien  . Valona  , 2. Dezember. Ein griechisches Kanonen­Bombardement gegen die Schutzhütte für das österreichische Politik einzusehen. Die deutsche Arbeiterklasse würde dann damit rechnen müssen, daß sie für die Politik Abschluß des Waffenstillstandes. Unterseefa bel eröffnet. Die Beschießung war jedoch einer fremden Regierung auf die Schlachtfelder geschickt Konstantinopel  , 1. Dezember.  ( Meldung des unwirksam. Es gelang dem Kanonenboot nicht, das Stabel werden könnte. Das wäre eine unmögliche Politik, Wiener f. f. Telegr.- Korresp.- Bureaus.) Die Meldung, daß zu unterbrechen. Die Bevölkerung betrachtet die Be­eine Politik, die uns in die Periode der dynastischen und der Ministerrat in seiner gestrigen Situng dem Protokoll schießung übereinstimmend als einen Protest gegen die Er­Kabinettstriege zurückversezen müßte. Eine solche Politik ist über einen Waffenstillstand zugestimmt hat, be- klärung der Unabhängigkeit und Neutralität Albaniens  ; sie aber wohl selbst dem Absolutismus, der unsere auswärtige stätigt sich. Das Protokoll enthält folgende Bedin- verhält sich ruhig, obwohl sie erregt ist. Politik beherrscht, heute nicht mehr möglich.

und Deutschland   wäre verpflichtet, Gut und Blut für die sowohl der Türkei  , als den Großmächten gegenüber erheblich boot ist heute früh hier angekommen und hat sofort ein

gungen:

Die Konsuln Italiens   und Oesterreich- Un­

In den letzten Tagen war viel von einer Entspannung 1. Der Waffenstillstand wird für vierzehn Tage ge- garns versicherten Ismael Kemal, daß ihre Regie­rungen immer die tiefste Sympathie für das die Rede gewesen und die bekannte Erklärung der Nordd. schlossen. Allgemeinen 3tg." hat ausdrücklich hiervon gesprochen, daß die 2. Die türkische Armee und die Armeen der Verbündeten albanesische Volf gehegt hätten, der Entwickelung Albaniens   in Unabhängigkeit das größte Interesse albanesische und adriatische Frage einer späteren gemeinsamen verbleiben in ihren gegenwärtigen Stellungen. Regelung durch die Mächte überlassen bleiben sollte. Auch 3. Keine der beiden Parteien darf in den Befestigungs- entgegenbrächten und ihm ihre moralische Unter­Herr v. Bethmann Hollweg   hat heute von den günsti- arbeiten fortfahren oder Truppen- und Munitionstransporte st ü bung gewähren würden. Ismael Kemal drückte in seiner Antwort den beiden Regierungen die Dankbarkeit gen Ergebnissen, die die Verhandlungen unter den Mächten vornehmen. bis jetzt gehabt hätten, gesprochen und die Erwartung auf eine 4. Die belagerten Plätze Adrianopel   und Skutari werden des albanesischen Volkes aus. befriedigende Lösung der Schwierigkeiten ausgesprochen. während der vierzehn Tage in der Weise mit Lebensmitteln Dieser günstige Ausfall hängt aber nicht zuletzt ab von der versorgt, daß die Zufuhr der nötigen Lebensmittel von Tag Haltung der deutschen   Regierung gegenüber Desterreich, der zu Tag erfolgt. Herr französischen und englischen gegenübde Rußland  . Die türkischen Unterhändler, unter ihnen der Handels­b. Kiderlen hat heute sehr nachdrücklich betont, daß die minister und der Minister des Innern, begeben sich heute zur englische und deutsche Politik bei diesen Verhandlungen sich Unterzeichnung des Protokolls nach Tschataldicha.

Differenzen zwischen den Balkanstaaten. Paris  , 2. Dezember.  ( W. T. B.) Der Agence Habas" wird aus Saloniki   gemeldet: Die Meldung, daß die serbische Armee, einem serbisch  - bulgarischen Abkommen entsprechend, Monastir   geräumt und den Bulgaren  übergeben habe, rief in den griechischen Kreisen großen Ein­druck hervor, Der Kronprinz sei nach Saloniki   gekommen, um diese Angelegenheit mit dem König Georg zu besprechen.

in Uebereinstimmung befunden haben. Wenn dem aber so ist, Verzögerung der Unterzeichnung. dann darf es sich nicht um Blankovollmachten für Konstantinopel  , 2. Dezember. Offiziell wird, er­die Verbündeten handeln, sondern darum, allen Ansprüchen kommen sie, woher sie wollen, entgegenzutreten, die klärt, daß sich die Unterzeichnung des Waffenstillstands- Gerüchtweise verlautet, daß der König von Griechenland   An­ den   Frieden Europas   bedrohen. Denn die Erhaltung des protokolls infolge einer noch hinzugefügten Aenderung verstalten getroffen habe, mit der königlichen Familie den Friedens und nicht die Frage eines serbischen Hafens an der zögert. Außer den bereits gemeldeten Bedingungen feßt ganzen Winter in Saloniki   zu verbleiben, Adria   ist die wahre Lebensfrage des deutschen   das Protokoll die Blockade der Häfen und Inseln fest. Falls Eine amtliche Mitteilung erklärt die Behauptung, Griechen­Wolfes, ebenso wie des österreichischen   oder russischen und die Friedensverhandlungen, die unmittel- land habe entsprechend einem griechisch- bulgarischen Ab­bar beginnen werden, scheitern sollten, sollen die Feind- kommen zugegeben, daß. Saloniki   außerhalb seiner 3one bleibe, als unrichtig. feligkeiten erst 48 Stunden später wieder beginnen. Kampf zwischen Bulgaren   und Griechen?

allen anderen.

Diese Ueberzeugung brachte dann der sozialdemokratische Keine Rüstungen Serbiens   gegen Desterreich. Sprecher, Genosse Ledebour  , energisch zum Ausdruck. Er konnte sich dabei auf die imposante Bekundung des proletari- Belgrad  , 1. Dezember. Das Preßbureau verbreitet fol- Frankfurt a. M., 1. Dezember. Die Frankfurter   Zei­schen Friedenswillens in Basel   berufen. Den frechen Buruf, gende Note: In der letzten Beit erschienen wiederholt Nach- tung" bringt folgende Meldung aus Konstantinopel  : Die daß wir Sozialdemokraten ausländische Interessen durch unsere richten, besonders in der Presse der Nachbarmonarchie, daß Lage in Mazedonien   erhält durch folgenden absolut authenti­Friedenspolitik vertreten, wies Ledebour mit der Fest Serbien   an seiner Nordgrenze Truppen zusammenschen zwischenfall eine charakteristische Beleuchtung. Bei stellung zurück, daß die bürgerlichen Politiker, die so gern ziehe, Belgrad   und andere Städte befestige und Vorberei- Serres   fam es zwischen Griechen und Bulgaren   wegen der mit dieser Verleumdung arbeiten, nicht die Interessen des tungen für eine gewisse Aktion träfe. Wir sind ermächtigt, Besetzung dieser Stadt zu einem heftigen Gefecht. Die deutschen   Volkes, sondern die des fapitalistischen Ausbeuter- diese Nachrichten, die in Wirklichkeit jeder Begründung ent- Griechen mußten sich aus Serres   nach Verlust von 200 Toten tums vertreten und daß gerade die widerstreitenden Interessen behren, in der bündigsten Form zu dementieren. Die zurückziehen. der Ausbeuter der verschiedenen Länder die Kriegsgefahr Regierung hat keinen einzigen Soldaten zur Nordgrenze ge­erzeuge. Wir aber, die wir die proletarischen Weltinteressen schickt, noch hat sie Belgrad   oder andere Städte an der Donau  bertreten, vertreten gerade dadurch zugleich die entscheiden- und Eave befestigt. Sie tut dies auch gegenwärtig nicht, wie den Interessen des deutschen   Volkes. jeder sich durch den Augenschein überzeugen kann. Im Gegen­Ledebour gab dann eine eingehende Darstellung des feil tut die Regierung ihr Möglichstes, um einen überflüssigen völligen Versagens der Diplomatie, ging dann auf die be- Konflikt zu vermeiden. Wir übernehmen die volle und un­sonderen Ursachen des Balfankrieges näher ein. fennzeichnete beschränkte Verantwortung für unsere Erklärungen.

Der Kampf um Skutari.

Rjeka, 2. Dezember. Nach Mitteilungen von Reisenden wurde gestern und heute am Stutarisce Kanonendonner ge­hört. Die Belagerungsgeschüße scheinen ausschließlich gegen die vollständig eingeschlossene Stadt gerichtet zu sein. Die Angriffe gegen den Tarabosch lassen merklich nach. Die Meldung vom Waffenstillstand hat keinen besonderen Eindruck gemacht.