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2. Beilage zumVorlviirts" Berliner Volksblatt. Ur. 368. Dienstag, den 14. November 1893. 19. Jahrg. Soziale UelterNelxl. Achtung, Hilfsarbeiter im Haudelsgewerbe! �ch lahrelaugem Bemühen ist es dem Verbände der Es- schaflediener. Packer und Berufsgenossen gelungen, die Reichs- rcglsrung von der Nolhwendigkeit einer Regelung unserer Ar- beitsverhaltnisse zu überzeugen. Auf wiederholtes Drängen ist dem Verbandsvorstande von der Reichskommission für Arbeiterstatistik ein Fragebogen zur Beantwortung übergeben worden. Die darin enthaltenen Fragen sind nun nicht allein zu beantworten, sondern die Antworten zu begründen und mit thatsächlichem Beweismaterial zu belegen. Zu diesem Zweck findet am Dienstag, den 14. d. M. Abends 9 Uhr, bei Gründer, Köpnickerstr. 100,«ine große Versammlung aller Haus- und Geschäslsdiener, Packer und Berufsgenossen statt. Tagesordnung: 1. Was antworten wir dem Herrn Minister? 8. Berichterstattung der Kommission zur Beantwortung der Frage- bogen. Kollegen! Es ist Eure Pflicht, in dieser Versammlung zu erscheinen, wenn Ihr nicht wollt, daß solche menschenunwürdige Zustände, wie sie stellenweise in unserem Berufe in anbetracht der langen Arbeitsdauer, Lohnverhältnisse, Packräume u. s. w. herrschen, weiter bestehen sollen. Der Vorstand des Verbandes der Geschäftsdiener» Packer und Verussgenossen. I. A.: Karl Brinschke, Reanderstr. 33. Die Feilenhauer werden gewarnt, den Versprechungen des Feilenhauermeisters Beier in Bukare st zu folgen, da über genannte Werlstätte die Sperre verhängt ist. Staatöbahn und Arbeiterentlassnngen. Ueber obiges' in unserer Presse bereits als stehend bekanntes Thema schreibt unser Bielefelder Bruderorgan vom II. November einen längeren Artikel, dem wir folgendes entnehmen: Auf hiesigem Bahnhof spielte sich heute eine aufregende Szene ab, hervor- gerufen durch die Kündigung von neun alten Streckenarbeitern. Die vom Bahnmeister entlassenen Arbeiter waren zum Theil 20 Jahre, der eine sogar 33 Jahre lang im Dienste der Bahn thätig gewesen. Der Grund der Entlastung war nicht etwa Nachlässigkiit im Dienst oder Unbotmäßigkeit gegen ihre Vorgesetzten das hätten die alten in Subordination erzogenen, im gefährlichen Bahndienst Ergrauten niemals gewagt, nein, es ist hier wiederum die bekannte, seit langem bei unseren Eisenbahnen übliche kleinliche Knickerei. Ueberall soll gespart werden, die Beamtenzahl wird ver- ringert, der Lohn gekürzt, damit der Eisenbahnstskus Ueberschüsse mache für den Militärmoloch. Was dem geschilderten Vorfall gerade einen so widerlichen Stempel aufgedrückt, das ist der Umstand, daß von den Streckenarbeitern die 9 ältesten herausgesucht würden und ihnen gekündigt wurde.Diesen alte» Veteranen", so schreibt nun unser Bielefelder Bruderorgan weiter,rannen die Thränen von den Backen, als sie ihr furchtbares Urtheil entgegennehmen mußten; denn daß sie jetzt einer traurigen, elenden Zukunft entgegengehen. daß weiß sicher auch die Staatsbahn- Verwaltung, das braucht nicht lange ausgeführt zu werden. Oder kann die Bahnverwaltung vielleicht diesen alten Männern neue Arbeit in einem Staats- oder Privatbetriebe nachweisen?Wir haben ja die Altersversicherung!" ruft vielleicht ein Verherrlicher unserer Heuligen wirthschaftlichen Zustände aus. Jawohl, ivir haben die Altersversicherung. Aber ist es nicht blutiger Hohn, wenn die Staatsregierung auf der einen Seite für 70 Jahre alt gewordene Arbeiter eine Altersversicherung durch den Reichstag annehmen läßt, sich dabei gegen alle Anträge sperrt, welche darauf ausgingen, den Beginn der Altersrente von 70 aus LS Jahre herabzusetzen, und wenn aus der anderen Seite ein Organ derselben Staatsregierung LS- und 68jährige Arbeiter aus ibrein Betriebe entläßt, nicht etwa deshalb entläßt, weil diese Arbeiter sich einer Pflichtvergessenheit schuldig gemacht hätten, sondern lediglich deshalb, weil aus dem Staatsbahnbetriebe mehr Geld als bisher herausgeschlagen werden soll." Entscheidungen deS ReichS-VersicherungsamtS. Die Entschädigungsforderung eines Pferdejungen, der bei einer von seinem Dienstherrn theilS auf eigenem, theils auf gepachtetem Grund und Boden veranstalteten Treibjagd den Hund eines der LassaUe's Reden und Schriften. Ferdinand Lafsalle's Reden und Schriften. Neue Gesammtausgabe. Herausgegeben im Auftrage des Vor­standes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands von Eduard Bernstein . Vollständig in 3 Bänden. Zu de ziehen in SO Lieferungen& 20 Pfennig. Berlin , Verlag des Vorwärts". l. Die neue Gesammtausgabe der Reden und Schriften Lafsalle's, die Eduard Bernstein im Auftrage des sozialdenio- kratischen Parteivorstandes veranstaltet hat, liegt nunmehr voll- ständig vor. Es sind drei stattliche Bände, noch dazu ohne die Auszüge aus Lafsalle's Briefwechsel, deren Herausgabe anfangs mit geplant war, aber zunächst an äußeren Hindernissen ge- scheitert ist. Sie werden hoffentlich bald in einem Supplement- band« erscheinen. Einstweilen braucht man diese Lücke nicht be- fonders zu beklagen. Was uns die neue Gesammtausgabe bietet, tst so überaus reich, so vortrefflich nach Form und Inhalt, daß wir mit seiner geistigen Assimilirung einstweilen eine ebenso genuh- wie lehrreiche Beschäftigung haben; wir brauchen nicht allzu heißhungrig nach neuen Spenden zu fein, die Lassallc's geistiges Bild wohl noch abrunden und etwa mit diesem Blick oder jener Falte beleben, aber in seinen Grund- zügen kaum mehr verändern werden. Die Aufgabe des Herausgebers war dankbar, aber auch dornig. Er hatte weit mehr zu leisten, als die Reden und Schriften Lafsalle's in ihrem ursprünglichen, durch die zahllosen Nachdrucke vielfach verdorbenen Texte wieder herzustellen. Sollte die Ausgabe der Partei würdig sein, so durfte er der Person und Politik Lafsalle's nicht zu nahe treten, ohne doch den Ab- stand zu verwischen, der Lafsalle's Anschauungen und Auffassungen von dem heutigen Sozialismus trennt, einen Abstand, der sich auS einem dreißigjährigen unerniüdlichen Vormarsche des klaffen- bewußien Proletariats' ergeben mußte und thatsächlich ergeben hat. Bernslein durfte weder das, was wir heute in Lafsalle's Wirken als verfehlt erkennen, mit der Ruthe des Schulmeisters strafen, noch auch durfte er darüber hinweggleiten mit dem gemüthlichen Philistertroste' Er war«in Mann, nehmt alles nur in allem! Die Aufgabe, die ihm gestellt war, erforderte ebenso sehr Fleiß, Scharssinn, Wissen, wie ein historisch ge- schultes Auge,«in fein abwägendes Gesühl für Gerechtigkeit und namentlich auch viel Takt. Wir bedauern nun, an dieser Stelle dem Herausgeber nicht da? Lob, das er thatsächltch verdient hat, so unverblümt auS- sprechen zu können, wie es an und für sich angezeigt wäre. Aber wir dürfen unbekümmert um Mißdeutungen die Thatsache fest» Jagdtheilnehmer geführt und sich dabei den linken Fuß erfroren- hatte, ist für begründet erachtet worden, da die Jagd nach Lage des Falles als ein Nebenbetrieb der Landwirth s ch a f t angesehen werden mußte, und das Erfrieren des Fußes in einem verhältnißmäßig kurzen, der Dauer nach den Begriff des Unfalls noch nicht ausschließenden Zeitraum erfolgt war. Ein Hofmeister, der von seinem Dienstherrn beauftragt worden war, bei Forstrevisionen auch die Jagd auszuüben, hatte sich bei einem dienstlichen Gange durch den Forst tnfolge eines Sturzes eine Hüftverletzung zugezogen, al s er einen angeschossenen Hasen über einen Bergabhang verfolgen wollte; sein Ent- schädigungsanspruch ist anerkannt worden, da er zur Zeit des Unfalls mit einer Revision des seinem Arbeitgeber gehörenden Holztheils beschäftigt war, und die Verbindung seiner Thäligkeil mit dem Betriebe selbst durch die Verfolgung des angeschossenen Wildes noch nicht als gelöst erscheinen konnte. Zum NnfallversicherungS- Gesetz. Eine durchgreifende Aenderung des gelben Formulars für die durch das Unfallverstche- rungs-Gesetz vorgeschriebenen Unfallanzeigen wird vom Reichs- Versicherungsamt seit längerer Zeit vorbereitet. Durch Rund- schreiben vom L. d. Mts. hat das Amt einen auf grund von Berichten der Berufsgenvsseuschaften und unter Berücksichtigung der eingegangenen Gutachten mehrerer Orts-Polizeibehörden aus- gearbeiteten Entwurf den unterstellten Berufsgenofsenschaften zu letzter Aeußerung übersandt. Die endgiltige Fesistellnng ist in nächster Zeit zu erwarten. Der Gegenstand ist insofern wichtig, als die Unfallanzeige die Grundlage der gesammten Schaden- regulirung bildet. In dem Rundschreiben betont das Reichs- VerstcherungSamt, daß es bei der Ausstellung des neuen Formular- Entwurfs von dem doppelten Be- streben geleitet worden sei, einerseits die zur Erstattung der Unfallanzeige verpflichteten Betriebsunternehmer nur zur Beantwortung folcher Fragen zu verpflichten, die sie ohne zeit- raubende Ermittelungen innerhalb der gesetzlichen Anzeigefrist auch wirklich in sachgemäßer Weise zu beantivorten in der Lage sind, andererseits durch eine genauere Fragestellung gleich beim Beginn des Verfahrens ans eine möglichst erschöpfende Klar- stellung des Thalbeslandes hnizuwirken. Der Aufwand an Zeit und Mühe, die hierdurch für die Betriebsunlernehmer im einzelnen Falle hier und da entstehen mag, werde reichlich durch den Fort- fall des sich häufenden Aufwandes an Arbeit und damit an Kosten aufgewogen werden, welcher der Berufsgenoffenschaft als G esammitheil durch die Nachholung der zur rechten Zeit ver- absäumten und häufig nur bald nach dem Unfall überhaupt mög- liehen Feststellungen entstehe. Es ist anzunehmen, daß das neue Formular wesentlich dazu beitragen wird, Verzögerungen in der Rentenfestsetzung zu vermeiden. In den sämmtliche» 04 Krankenkassen Berlins kamen im Laufe des Berichtsiahres 103 SIS Erkrankungsfälle mit 2 940 301 Krankyeitslagen und 3308 Sterbefällen vor. Von 100 Mitgliedern des männlichen Geschlechts erkrankten 3S,0 und starben 1,2, von 100 weiblichen 33,5 und 0,7. Auf 100 Erkrankungen kamen bei den Männern 3,3, bei den Frauen 2,2 Todesfälle. Aus ein Mitglied kamen 9.2, auf eine Er- krankung durchschnittlich 26,2 Krankheitstage bei den Männern und 10,0 und 29,8 bei den Frauen. Die Erkrankungen waren abgesehen von gewissen Kasseneinrichtungen mit sehr geringer Mitgliedcrzahl besonders häufig bei den Mitgliedern der Be- triebskaffen der Großen und der Neuen Berliner Pferdebahn-Gesellschast, wo von 100 Mitgliedern 81,1 beziehungsweise 73,1 erkrankten, besonders lang- wierig bei den männlichen Tabaksabrik-Arbeitern und Strumpf- Wirkern mit 43,9 und 42,8 Krankheitstagen auf eine Erkrankung. Die Einnähmet, im Jahre 1892 bcliefen sich bei sämmtlichen Kasseneinrichtungen zusammen auf 7 243 712 M., davon waren 6 319102 M. oder 83,3 pCt. Beiträge, 139 583 M. Eintritts- gelder und 192 216 M. baarer Kassenbestand am Anfang des Jahres. Auf ein Mitglied kamen durchschnittlich 20,17 M. an Beiträgen. Die gesammten Ausgaben betrugen 7 247 012 M.; darunter waren 632 937 M. für ärztliche Behandlung, 1 032 799 M. für Arznei und sonstige Heilmittel, 3 043 463 M. Krankengelder an Mitglieder, 101 262 M. Krankengelder an Angehörige der Mitglieder, 72,937 M. Unterstützungen an Wöchnerinnen, 240 090 M. Sterbegelder, 1 079 171 M. Kur- und Verpfleguligekosten an Krankenanstalten, 377 206 M. persönliche und 124 26ö M. sächliche Verwaltungskosten. stellen, daß Bernstein durch diese neue Ausgabe von Laffalle's Reden und Schriften die bürgerliche Lassalle-Legende mit einem kräftigen Schlage vernichtet hat. Wir nehmen selbst die paar bürgerlichen Schriften über Lassalle nicht aus, die an sich alle Achlung verdienen, wie die bekannte Studie von Brandes. In der elf Bogen starken Einleitung überLassall « und seine Be- deutung in der Geschichte der Sozialdemokratie" hat Bernstein eine Reihe von Streitpunkten, die bisher Lafsalle's Charakter- bild zum Spielball für Gunst und Haß der Parteien machten, so klargestellt, daß darüber kein ernsthafter Streit mehr möglich ist, unbeschadet dessen, daß die bürgerliche Presse, die in Fragen der Wissenschaft ja überhaupt nicht mehr mitzählt, mit den abgelhanen Märchen weiter krebsen wird. Wir heben beispielsweise die schöneund an neuen Ausschlüssen reiche Untersuchung über Lassalle '? Stellung in der europäischen Krisis von 1829 hervor. Diese Einleituna Bernstein's ist der erste, bedeutende Schritt zur geschichtswissen- schafllichen Würdigung dessen, was Lassalle gedacht, gesagt und gethan hat. Der erste bedeutende Schritt, womit freilich schon ange­deutet ist, daß noch andere Schritte zu thun sind. Und in der That sind wir der Ansicht, daß sich gegen manche und auch nicht blas unwesentliche Partien dieser an sich vortrefflichen Arbeit triftige Einwände erheben lassen. Einwände allerdings, die in dem engen Rahmen einer Zeitungskritik schwer zu begründen sind, da sie sich nicht sowohl gegen thatsächliche Einzelheiten richten. in deren Erörterung Bernstein durchaus gewissenhaft verfährt, als gegen seine gesammtgeschichtliche Auffassung, gegen den Geist seiner Darstellung, ja theilweise auch nur gegen ihren Ton, der hier eben auch mitunter die Musik macht. Sehr Weniges und verhältnißmäßig Beiläufiges verdient entschiedenen Tadel, so auf Seite 63 die erste Anmerkung, die Bernstein bei einer neuen Auflage gewiß streichen wird. Bei den meisten Be- denken, die wir gellend machen möchten, könnte uns Bernstein erwidern: Ja, das habe ich ja ausdrücklich berücksichtigt. Und wir müßten ihm dann antworten: Freilich wohl, aber nicht genau so, wie es in den historischen Zusammenhang gehört oder nicht ganz mit der richtigen Betonung oder in einer Form, dir den Inhalt mehr oder weniger beeinträchtigt. Doch damit wir nicht blos ins Blaue hinein getadelt zu haben scheinen, wollen wir wenigstens an einem besonders wich- tigen Punkte darlegen, was wir gegen Bernstein einzuwenden haben. Es handelt sich um die Produktiv-Assoziationen mit Staatshilfe. Lassalle hat diesen Borschlag, wie namentlich auch aus seinen Briefen an Rodbertus hervorgeht, in dem guten, sei es auch irrigen Glauben gemacht, daß darin der Gedankenkeim enthalten sei,«us dem sich die sozialistische Gesellschaft uuaus- haltsam entwickeln müsse, und das erkennt auch Bernstein voll- kommen an. Aber, so meint Bernstein weiter, dieser gute Zum Elend in den Ziegeleien. Man schreibt uns: Bei und in dem Dorfe M a r t e n t h a l an der in e ck l e n- b u r g i s ch e n Grenze, von wo die Steine auf dem Wasserwege nach Berlin gebracht werden, liegen Ziegeleien, aus die ich Ihre Aufmerksamkeit lenken muß. Der ortsübliche Tagelohn beträgt 2 M. Gearbeitet wird von Montag früh bis Sonnabend Mittag, also SVe Tage, so daß die im Tagelohn Stehenden auf 1t M. Wochenlohn kommen. Die Akkordarbeiter, und das sind die meisten, kommen auf 17 bis 22 M. Die Frauen und Mädchen, deren jedoch nur wenige da sind, nicht ganz 10 auf 100 männliche Arbeiter, kommen nur auf 68 M. Wochenlohn. Das Schlimmste an den Verhältnissen ist das herrschende halbe Trucksystem, da der Ziegelmeister oder vielmehr dessen Frau alle Lebensbedürfnisse hält, und es ganz selbstverständlich ist, daß die Arbeiter alles dort entnehmen; dabei bekommen sie, ivie ich an dem Bier beobachten konnte, für 0,1V M. ein«nt- schieden kleineres Quantum als anderwärts. Die sozialistischen Ideen scheinen bei der dortigen Arbeiter- schafl noch gar keinen Eingang gefunden zu haben; bei den Bauern wahrscheinlich noch»veniger. Denn von den letzteren ist ein ganz Theil reich geworden, weil sie ihren Ackerboden plötzlich als Ziegelboden(Thonboden) verkaufen konnten, wobei er um den S 8fachen Betrag im Werths stieg. Unsere Agitatoren werden gut thun, sich i Marienthal einmal anzusehen! EntbehruugSlöhne. AchtzehnProzentDividend« erhielten die armen Aktionire der Dresdener Waldschlößchen� Brauerei für ihre mühselige Thätigkeit, die sie im Jahre 1892/93 geleistet. Ein noch besseres Geschäft scheint dieAktiengesellschaft für Kartonnagen-Jndustrie" in Dresden zu sein. Mit einem Aktienkapital von I 200 000 M. vor fünf Jahren begründet, hat die Gesellschaft in dieser Zeit Abschreibungen im Gesammt- betrage von 770 000 M. vorgenommen, dem Reservefonds 83 938 M. zugeschrieben, verfügt heut über W» Million flüssiger Mittel und zahlt alljährlich, wie auch dieses Jahr, 20 Prozent Dividende an die Aktionäre. Und die Arbeiter? Etwas vom Theilen. Ein beiterin in einer Fabrik Augsburgs Namens folgenden Wortlaut: 7 Arbeitstage k 1,50 ab für Krankenkasse Jnv.» u. Altersvers. Strafe 1 Wochenlohn für«ine Ar- hat unter Weglassung des -.13 -.10 10.50 2.23 9.23 Netto: M. 1,27 Also für 7 Arbeitstage erhielt dir Arbeiterin 1 M. 27 Pf., das ist pro Tag 18 Ps. Werden nun die Opfer solcher Ausbeutung auf dem Weg des Lasters getrieben, um ihr kümmerliches Leben zu fristen, zur Pro- slilution oder zum Diebstahl, so macht das nichts, es sind doch die Sozialdemokraten, welche Familie und Eigenthmn zerstören. Harmonieduselei. Der Hamburger Verein für Handlungs- kommis, welchem außer 32 000 Handlungsgehilfen auch 2000 Prinzipale und SOOV Lehrlinge angehören, yat in Beantwortung der Anfrage des Reichskanzlers über die Verhältntffe tn den Ladengeschästen in bezug auf die wünschenswerlhe Arbeitsdauer der Angestellten in Ladengeschäften, wie verlautet, recht be- zeichnende Vorschläge gemacht. Nach diesen soll zwar nicht die bestimmte Anzahl von Stunden für die tägliche Offenhaltung der Läden, wohl aber der täglich« Geschästsschluß am Abend gesetzlich festgelegt werden und zwar auf 3 Uhr Abends mit Ausnahme der Bäckerläden, Milchhandlunaen und Zigarrengeschäste, sowie der Sonnabende und der Tage vor Festen. Nach dieser Zeit soll kein Gehilfe oder Lehrling mehr mit geschäftlichen Arbeiten beschäftigt werden dürfen. Diese Bestimmung hätte gleichmäßig für das ganze Reich in Kraft zu treten, nur die Festsetzung des Schluffcs der Zigarrengeschäfte wäre den Ortsbehörden zu überlassen. Auch Ausnahmen für die Weihnächtszeit werden zugestanden. Nur im Falle der Ab- lehnung dieser Vorschläge erachtet der Verein eine gesetzliche Be- schränkung der Arbeitszeit für Gehilfen und Lehrlinge in Laden- geschästen auf 1214 Stunden täglich für wünschenswerth, wo- bei den Lehrlingen unter 16 Jahren wöchentlich mindestens vier Glaube reiche zur Rechtfertigung Lafsalle's nicht aus. Er, der in einem Aufsatze über Franz von Sickingen so trefflich dar- gelegt habe, welche Gefahr barm liege,die wahren und letzten Zwecke der Bewegung anderen(und beiläufig eben dadurch häufig sogar sich selbst) geheim zu halten", der in diesem Geheimhalten eine sittliche Schuld" erblickt habe, die Sickingen's Untergang her- beiführen mußte, den Ausfluß eines Mangels an Zutrauen in die Macht der von ihm vertretenen Idee, einAbweichen von seinem Prinzip", einhalbes Gebrochensein" er gerade hätte sich zuletzt darauf verlegen dürfen, die Bewegung auf ein Mittel, statt auf den wirklichen Zweck zuzuspitzen. Es entschuldige ihn auch nicht, daß die Massen für diesen Zweck noch nicht zu ge« Winnen gewesen seien.Waren die Massen noch nicht für das wirkliche Ziel der Bewegung zu intercssiren, so war dieselbe über» Haupt verfrüht, und dann konnte auch daS Mittel, selbst wenn erlangt, mchl zum Ziele führen... War aber die Arbeiterschaft entwickelt genug, das Ziel der Bewegung zu begreifen, dann mußte dasselbe auch offen ausgesprochen werden." Diese Argu- mcntation scheint uns gänzlich neben daS Ziel zu treffen und auch über den vorliegenden Fall hinaus sehr bedenkliche Kon- sequenzen zu enthalten. Der Unterschied zwischen Sickingen und Laffalle bestand eben darin, daß Sickingen seinen Zweck überhaupt verschleierte und Mittel wählte, die gar nicht auf dem Wege seines Zwecks lagen, während Lassalle doch lassen wir ihn selbst sprechen. Im Bastiat-Schulze" in der vorliegenden Ausgabe Bd. 3 S. 220 nennt er die Produktiv-Assoziationen mit Staatshilfekeines- wegs die Lösung der sozialen Frage", sondern nur dasmildeste Uebergangsmittel", sagt dann aber, sie seiendas organische, unaufhaltsam zu aller weiteren Entwickelung treibende und sie aus sich selbst entfaltende Senskorn hierzu" und fügt in einer Anmerkung hinzu:Eine t h e or e t i s ch e Leistung und eine praktische Agitation haben in einer Hinsicht ein ganz entgegengesetztes Gesetz. Eine theoretische Leistung ist um so besser, je vollständiger sie alle, auch die letzten und entferntesten Konsequenzen des in ihr entwickelten Prinzips zieht. Eine praktische Agitation umgekehrt ist um so mächtiger, je mehr sie sich auf den ersten Punkt konzentrirt, aus dem dann alles Weitere folgt. Nur muß es eben ein solcher Punkt sein, der bereits alle weiteren Konsequenzen in sich trägt, und aus welchem sie sich mit organischer Nothwendigkeit entwickeln müssen." Für einen solchen Punkt hielt Lassalle die Produktiv- Assoziationen mit Staatshilfe und indem er seine Agitation zunächst aus sie konzentrirte, lud er ebenso wenig ein«sittliche Schuld" auf sich, als Marx auf sich lud, indem er dem Programm der Internationalen Arbeiter-Assoziation eine so weite Fassung gab, daß gleichermaßen englische Trabes- Unioniften, französische Proudhoniften und deutsche Lnffalleaner