»..m».zch-m- 2. Keilllge Iles LWiirts" Kerliller MlllsIllR seM»«Seneral-Verlammllivgen derAahlvereine.Erster Wahlkreis.Die Versammlung des Wahlvereins für den ersten Reichstags-Wahlkreis fand in den„Corona-Prachtsälen", Kommandanten-ftraße, statt. Das Referat über den preußischen Parteitag hatteDr. Kurt Rosenfeld übernommen, der den bevorstehendenLandtagswahlen und dem Wahlrechtskampf in Preußen die grüßteBedeutung beimaß und die Hauptaufgabe des Parteitags darin er-blickte, in diesem Kampfe die rechten Wege zu weisen. Gegen dieVorschläge von Kurt E i s n e r und Eduard Bernstein nahmder Redner entschieden Stellung und sprach sein Mißtrauen gegen-über den Liberalen aus. Man werde bei den Wahlen eine ahn-Itche Taktik wie 1908 einschlagen müssen und könne sich darübernicht täuschen, daß unter dem bestehenden Wahlunrecht eine wesent-liche Aenderung in der Zusammensetzung des Landtages nicht zu er-zielen sei. Die Hauptsache sei, die Massen draußen zu gewinnen,aufzuklären und zu veranlassen, durch Massenaktionen den Wahl-kämpf zu unterstützen und zu einem Kampf ums Wahlrechtzu machen. Zu den übrigen Punkten der Tagesordnung des Partei-tages übergehend, hob der Redner die Wichtigkeit der Landarbeiter-frage in Preußen hervor und bemerkte zu Punkt b, die Sozial-polrtik im preußischen Landtage, daß es sich hier nur darumhandeln könne, unsere sozialpolitischen Forderungen geltend zumachen, denn der Landtag sei der Feind jeder SozialpolitikEin sehr wichtiger Punkt fehle leider auf der Tagesordnungdes Parteitages, nämlich die preußische Jugendpflege,die eine sehr interessante und notwendige Beleuchtung erfahrenkönnte. Bei dieser sogenannten Jugendpflege handelt es sich nurum die Bekämpfung der aufblühenden proletarischen Jugend-bewcgung und dagegen müßte der Parteitag seine Stimme erheben.Mit den besten Wünschen für eine recht erfolgreiche Tätigkeitdes Parteitages schloß der Referent seinen sehr beifällig auf-genommenen Vortrag.In der Diskussion stellt Genosse Samuel den Antrag,die Organisation der Jugend auf die Tagesordnung des preußischenParteitages zu stellen. Der Antrag des Genossen Samuel wirdangenommen.— Die Wahl des Delegierten zum preußischenParteitag fällt auf den Genossen Schwabedal, der nach einemkurzen Hinweis auf die großen Aufgaben des bevorstehendenParteitages die Persammlung schließt.Zweiter Wahlkreis.Eichhorn referierte über das Thema:»Der Parteitag inPreußen". Es handle sich bei den kommenden Wahlen nicht darum,ob wir einige Vertreter mehr in den Landtag bekommen und obdie Bresche, die wir hineingeschlagen, etwas breiter wird, sonderndaß wir zu einem wuchtigen Vorstoß ausholen, der seine Wirkungauf die gesamte Reichspolitik überträgt. Unter diesem Gesichts-Winkel gewinnt der preußische Parteitag eine ungewöhnliche Be-deutung. An der Tätigkeit der Landtagsfraktion selbst habe er,Redner, keinerlei Kritik zu üben. Ihre Stellung sei eine sehrschwere und aufreibende, wie kaum in einem anderen Parlament.wenn man bedenke, daß 6 gegen 443 stehen. Man müsse zum Lobeunserer Fraktion sagen, daß sie es immer verstanden hat. sichGeltung zu verschaffen und unsere Prinzipien zum Ausdruck zubringen. Auch der preußische Parteitag werde ihr seine Aner-kennung nicht versagen. Redner bespricht des weiteren die Tages-ordnung des Parteitages, aus der besonders die Punkte: preußischeSozialpolitik und die Landarbeiterfrage hervorgehoben werdenmüssen. Zwar sei die Sozialpolitik Reichsangelegenheit, aber ihreHandhabung unterliegt den einzelnen Bundesstaaten. Ein Gesetzkann noch so gut sein, wenn eS in die Hände einer schlechten Ber-waltung komme, könne es zu jedweder Schikanierung benutztwerden. Und in Preußen haben Wir Kreise, die alles tun. um dieSozialpolitik illusorisch zu machen. Wenn es gelte, die Interessender Arbeiter zu pertreten, stehe die Sozialdemokratie allein. Dassei auch der Fall in der Landarbeiterfrage, deren jammervolle Lageund rechtlose Stellung als Staatsbürger der Redner in wirk-samer Weise zeichnet.Nun zu den Landtagswahlen. Die Regierung will dem altenLandtag keine neue Wahlrechtsvorlage mehr unterbreiten. Beth-mann Hollweg verbleibe somit noch eine kurze Gnadenfrist. DieFrage laute nun: Wie werden wir uns taktisch stellen bei demWahlkampfe. Für die Vorschläge E isners und Bernsteinssei er, Redner, nicht zu haben und sie würden auch sonst wohl kaumviele Anhänger finden. Fortschrittler und Nationalliberale seiennicht besser wie die andern. Diese Taktik hätten wir abzulehnen.kleines feiiiUeton.Wie in«erlin Theater gegründet werden. Zwischen Bußtagund Totensonntag ist die Reichshauptstadt mit einem neuen Theaterbeglückt worden, dem Theater. G r o ß- B e r l i n Bei der Ent-Wicklung, die das Berliner Theaterfinanzwese» in letzter Zeit ge-»ommen hat der Zusammenbruch des Komödienhauses ist noch inallzu frischer Erinnerung— ist es nicht ohne Interesse, zu sehen.wie in Berlin neue Theaterunternehmungen zustande kommen. Inder demnächst erscheinenden Nummer der„Schaubühne" macht derBerliner Theatersachmann Maj; Epstein vielsagende Mitteilungen-Wer sind die Mäcene. die hier»in reichshaupistädtisches Thealergründen? Die Konstituierung der Gesellschaft, die das Theaterführt, erfolgt im Hause eines belamnen inzwischen verstorbenenBerliner Rechtsanwaltes: und als die Gründungsakle unterzeichnet ist,gehört ein Drittel des Unternehmens bereits Brauerei-b e i i tz e r n. Es war beschlossen, ein Kapital von 799 999 M- zuzeichnen, wovon 699 999 M- bar bezahlt werden sollten. Hiervonübernehmen die Schloßbrauerei 60999, die Spatenbrauerei inMünchen 49 999 und die Altiengesellschaft für Biervertrieb ebenfalls49 999 M. Und zu diesen drei Gesellschasten tritt als vierterder Besitzer des Warenhauses Tietz, der gleich 75 999 M-zeichnete und dafür da» Privileg hat. für dieses Thealer amBormittage Billetts verlaufen zu können. Als fünfter Teil-haber zeichnet die Schokoladenstrma Sarotti 19 999 M..so daß etwa ein Drittel de« gesamten Kapital« ausschließlichvon Lieferanten aufgebracht ist. Wester übernimmt die An»-stellungshallen-Gesellschaft. der da» Theaterlokal gehört, 69 099 M-,und ein Privatmann, der dieser Gesellschaft anscheinend nahesteht,LS ooo M. Der künftige Direktor des Unternehmens verpflichtet sichauf 69 009 M- und zahlt wie auch alle anderen ein Viertel sofortbar«i». Dann aber lammt der Gründer des ganzen Unternehmens,der Vermittler zwischen dem Direktor und dem Theaterbesitzer.der Urheber des Planes. Er übernimmt nominell 349 999 M.Aber nur nominell, in Wirklichkeit bringt er geleistete Bor«arbeit ein, er hat den Mietsvertrag mit den Ausstellungshallen undden EngagemenlSvertrag mit dem Direktor geschlossen. Und fürdiese Leistungen werden ihm 299 999 M. in Anteilen vergütet, inder Tat ein Betrag, der in Anbetracht der Leistungen und des ge-lragenen Risikos, wie Epstein bemerkt,„reichlich hoch bemessen" er-scheint..Der Mietsvertrag u»d der Anstellungsvertrag sind nämlichvom selben Tage datiert, wie die Gründung selbst", so daß der he-treffende Herr kein lange dauerndes Risiko übernommen zu habenfctjeint.Die praktische Folge dieser Art von Berliner Theatergrgndungist natürlich, daß sich der Direktor in leicht zu erdrückender Minder-heit befindet und in praktischen Dingen immer einflußloser werden(Sehr richtigl) Die Partei sei noch immer am besten gefahren,wenn sie sich auf ihre eigene Kraft verlassen habe.(Sehr richtig!)Unsere Erfolge verdankten wir auch nicht der Zahl der Vertreterim Parlament, sondern dem machtvollen Drängen von unten her-auf. Wenn eine bessere Wahlrechtsvorlage mal käme, dann nur,weil man dem ungestümen Drängen des Volkes nicht mehr wider-stehen konnte. Die Hauptsache sei, daß wir eine gewaltige Stimmen-zahl aufbringen, damit wir das schreiende Unrecht vor aller Weltzeigen können. Wie nun der Wahlkampf weiter zu führen ist, dar-über werde der Parteitag verhandeln. Wie die Wege gingen, dieswerden wir nicht vor aller Augen vorher ausbreiten. Nur daseine könne man mit Bestimmtheit aussprechen: Wo ein Wille ist.da ist auch ein Weg. Zeigen aber wollen wir, daß wir einig sindim Wollen und Handeln, dann werde der Erfolg nicht ausbleiben.(Starker Beifall.)Eine Diskussion folgte nicht.Der Vorsitzende verliest nunmehr einen Antrag, der von Fritzbegründet wird unter Bezugnahme auf die Verhältnisse im 2. Kreisbei den Landtags n a ch wählen. Der Antrag lautet:«Der preußische Parteitag wolle beschließen:„Bei Nachwahlen zum preußischen Landtag in solchen Wahl-kreisen, wo keine Aussicht auf Erfolg besteht, ist den Wahlkreisenin Verbindung mit dem Bezirksvorstand in bezug auf BeteUi»gung oder Nichtbeteiligung freie Hand zu lassen."Redner vertritt die Ansicht, daß dieser Antrag gegen keinenParteitagsbeschlutz verstoße, da ein solcher nicht bestehe.D i t t m e r wendet sich dagegen. Man möge bedenken, zuwelchen Konsequenzen das führen könne. Wir hätten bei den Nach-wählen dieselbe Arbeit zu leisten, wie bei den Hauptwahlen. Dasagitatorische Moment müsse jedenfalls berücksichtigt werden. Nach-wählen seien im Prinzip dasselbe wie Hauptwahlen.Eichhorn äußert sich dahin: Daß der Antrag so wenigSympathie gefunden habe, liege wohl an der nicht ganz glücklichcckBegründung durch Fritz. Wir haben uns eben an allen Wahlenzu beteiligen, mag die Situation sein wie sie wolle. Darum ist derAntrag jedoch nicht überflüssig. Es handle sich nur um Ausnahmen.Keine Regel ohne Ausnahmen. Er schlage aber vor. in den Antrageinzuschalten:„in Verbindurng mit dem Bezirksvorstand".C l a j u s wendet sich gegen Dittmer und tritt für den Antragein. Man möge ihn doch wenigstens vor den Parteitag bringen,was der mit mache, sei dessen Sache.Der Antrag wird hierauf mit dem Amendement Eichhorn an-genommen. Als Delegierte zum Parteitag werden gewählt:Schröder. Werner, Fritz. Siemer, I. Meyer, FrauWurm, Dittmer und B e st.Eine längere Debatte löste noch eine vom Vorstande ausge-arbeitete Borlage aus, die die Diäten und Mankogeldfrage neuregelt.Dittmer stellt den Antrag, die Vorlage an Groß-Berlin zuverweisen, damit die Sätze einheitlich für alle Kreise geregelt wer-den könnten. Der Antrag wird abgelehnt.Angenommen wird die Entschädigung der Funktionäre fürSitzungen, desgleichen das Mankogeld für Bezirksführer undAbteilungskassierer.Dritter Wahlkreis.Die Generalversammlung des dritten Wahlkreises tagte in den„Arminhallen". Genosse Dr. Karl Liebknecht hatte das Referat.Nach Hinweisen auf die Kritik, die die kleine Fraktion im Abgeord-netenhause an der preutzischeni Politik Hab« fällen müssen, betonteder Redner, daß das wichtigste, was in den letzten Jahren das Drei-klassenparlamenit beschäftigt habe, die Verhandlung über die Wahl-rechtsvorlage gewesen sei, jenes Monstrum, das einen Schlag insGesicht der entrechteten preußischen Wähler bedeutete. Noch weiterverschandelt und dann verscharrt: das sei ihr Schicksal gewesen.Die Fraktion im Landtag habe, soweit eS möglich gewesen sei, denKampf um ein besseres Wahlrecht weiter geführt. Den Hauptwerthabe ihr Streben aber erst erlangt durch die Wirksamkeit unsererParteigenossen außerhalb des Parlaments. Die Möglichkeit, einengroßen Kampf im großen Umfange zu führen, sei in der Zwischenzeitnicht gegeben gewesen. Die Wahlrechtsfrage aber lebe, so wahr dieSozialdemokratie lebt. Und sie sei um so dringender geworden,je stärker die Partei geworden sei. Der Wahlkampf, den wir denWinter und das Frühlahr durchzuführen haben werden und zu deminsbesondere vom Preußischen Parteitag ein starker Impuls aus-gehen werde, dieser Wahlkampf werde ein Wahlrechtskampfim ausgeprägtesten Sinne sein. DaS„Berliner Tageblatt" sprecheheute von dem Schwäbischen Denkzettel und empfehle den Großblock.Aber in Preußen einen Großblock mit den Nationalilberalen—diese Frage auszuwerfen, heiße den ganzen grotesken Charakterdieses Gedankens zeigen.(Zustimmung.) Und die freisinnigePartei in Preuße»? Man denke an Reuh, Neukölln und Kiel unddie Wahlrechtsverschlechterungen. Das sei die Praxis der Fort-muß. Er hat nickt den zehnten Teil des Kapitals übernommen.Nun hat aber die Polizei in der letzten Zeit stets daraus bestanden.daß ein Berliner Thealerdirektor in seiner Gesellschaft unbedingt dieMehrheit haben müsse. Bei dem Fall der Gründung des TheateröGroß-Berlin scheint diese Bestimmung aufgehoben zu sein.Kunst ist Geschäft wie alles andere, und das Kapital ist Trumpf.Vielen Zeitgenossen sind diese Zusammenhänge immer noch nichtklar. Darum ist es gut. wenn gelegentlich solche GründungSgeschichtenan« Licht kommen. Und man meine nicht, daß das Ausnahmen sind.Der Kunsthändler beherrsckt die Sezession und das Brauereikapitaldas Theater„Groß-Berlin". Die Künstler haben nur noch Daseins-berechtigung. soweit sie daö Kapital in Funktion setzen. Und dasKapital bestimmt dann eines TageS souverän, waS für Kunst demVolke geboten werden darf.Du Kuliurinteressen sind bei uns aufs best« aufgehoben. DieBrauereien sorgen für sie.Die Organisation der Klasse, die allein noch Zukunftsideale undwahr« Kultursehnsucht erfüllen, die wachsende Anteilnahme desProletariats an den Kulturgütern, die eS i„ freier Selbstverwaltungpflegt, sind die einzigen Lichtblicke und Verheißungen in dieser fürchter-lichen Uebergangszeit.Der sprechend« Film. Die Kinematographie als reine Technikbetrachtet steht heute bereits auf einer erstaunlichen Höhe. AlleswaS das Auge als Bewegung erfaßt, vermag der Film aufzunehmen.Ja weit über das menschliche Sehvermögen hinaus leistet uns diebeflügelte Photographie ihre Dienste: sie belauscht den Blitz undbildet eine Kugel ab. die eine Seifenblase durchdringt, sie ist derhöchsten Geschwindigkeit gewacksen, die ein fester irdischer Körpererreicht. Ueberlegen ist die Lichtbildtechnik der menschlichen Dar-stellnngskunst auch in der Kombination ihrer Elemente: ihre Tricksschaffen eine Welt des Ueberraschenden und Wunderbaren.Was daö Lichtbildlheater heute zu leisten vermag und was ihmverschlossen ist, das zeigte sehr charatteiistisch eine Lorstellung, zuder die Internationale Filmzeitung die Presse in den Mozartsaal ge-laden hatte.Natureindrücke aller Art übermittelt der Film heute vollendet.Man sah da eine Reise durchs Normannenland, da« alle Reize etwaeiner Spreewaldfahrt auf ruhigem Kahn zwischen Wald und Buschbereitet. Das leise Almen de« Wassers und die windbewegtenBlätter— alles wird vor uns lebendig. Oder man schaut demgrandiosen Brauen und Ziehen de? Wolkenmceres vom Montblanczu und hat einen Naturgenuß, der nur einer verschwindenden Zahlin Wirklichkeit zuteil wird.— Bilder von Scotts Südpolexpeditionsagen uns unendlich mehr von der Art. wie die Polarfahrer reisen,das gelt ausschlagen und darin essen und übernachten, als langeBeschreibungen. Hier ist ein unermeßliche« danlbares Gebiet für dieLichtlunst. Seeanemonen zu beobachten, die ihren prachtvollenSchopf von Fäden(die Empfindung«- und Greiforgane zugleich sind)schrittler. Also nicht über den Weg trauen. Aber immerhin seiunter Blinden der Einäugige König. Auch seien die Fortschrittlcrimmerhin das kleinere Hebel und sie hätten auch ein wirklichesInteresse an einer Aenderung. So sehr wir auch bezüglich ihrerim Zweifel seien, so könne man doch in gewissem Umfange mitihnen zusammen arbeiten, zumal sie aus der Schmollbank säßenund zurzeit gezwungen seien, eine etwas schärfere Politik zu treiben.Nun habe Kurt E i S n e r empfohlen, von ihnen nichts zu verlangen,aber ihnen selbstlos Hilfe zu leisten, damit möglichst viel National-liberale und Liberale in den Landtag hineinkämen, die wir alsSturmböcke benutzen sollten. Ach— diese Sturmböcke seien jawattiert!(Heiterkeit.) Redner sei im Gegensatz zu Eisner derAnsicht, daß wir allerdings über den Kampf für eigene Mandatehinaus natürlich auch unseren Einfluß aufbieten sollten für eineandere Zusammensetzung des Landtags, daß wir aber eine P o l i t i kder Gegenleistung treiben sollten. Der Fortschritt sei zunötigen, für unsere Hilfe Gegenhilfe zu bieten. Und wenn ersich auf seine bisher üblichen Wahlmänner nicht verlassen könne,dann solle er eben solche aufstellen, die sich nicht fürchteten, aucheinem Sozialdemokraten ihre Stimme zu geben. Gab« um Gab?:so solle es gehalten sei». Redner behandelte noch dir anderenAufgaben des Preußischen Partciiages und sprach die Zuversichtaus, daß er neue Waffen gegen die preußische Reaktion uns indie Hand geben werde. Sein Vortrag fand großen Beifall.Als Delegierte zum Preußischen Parteitag wurden die GenossenAdolf Harndt und.Gustav Müller gewählt, als ErsatzmannGenosse Koop.Die Versammlung nahm einen Antrag an, der Generalver-sammlung für Groß-Berlin den Antrag zu unterbreiten, daß denDelegierten zur Groß-Berliner Generalversammlung eine Ent-schädigung von je einer Mark zu zahlen sei.Biertcr Kreis.Die gutbesuchte Versammlung des vierten Kreises tagte i»rgroßen Saal von Keller, Koppenstraße. In seinem einstündigenReferat beleuchtete Genosse Hirsch die Aufgaben, welche der kom-mende preußische Parteitag zu lösen hat. Nach dem Organtsations-statut hätte der Parteitag schon im Januar 1912 stattfinden müssen.aber die um diese Zeit fallenden Reichstagswahlen veranlahten dieVerlegung um ein Jahr und bildet nunmehr der Parteitag denAuftakt zu den bevorstehenden Wahlen zum Äbgeordnetenhaufe.Stand der letzte preußische Parteitag unter der Frage der Wahl-rechtsvorlage, so sind wir jetzt über diese Frage hinaus undführen wir nunmehr den Kampf um die Einführung de? Reichs-tagswahlrechts für die Wahlen zum Abgeordnetenhause.— Nebendem Geschäftsbericht deS Landesausschusses steht noch als wichtigsterPunkt die Frage der Taktik hei den bevorstehenden Wahlen auf derTagesordnung. Bei der Beratung des Geschäftsbericht« wäre dieFrage aufzuwerfen, ob wir auf die Dauer mit der jetzigen Organi-sation des Landesausschusses auskommen werden. Ans dem letztenPreutzentag wurde diese Frage schon ventiliert, jedoch von einerAenderung vorläufig Abstand genommen. Beim Bericht derLandtagsfraktion können Vorwürfe erhoben werden, daßnicht alle Wünsche und Hofsnungen in Erfüllung gegangen seien;aber mehr zu leisten, als geschehen, war die kleine Fraktion ebennicht imstande. Redner bespricht die einzelnen Vorlagen, welche dasAbgeordnetenhaus demnächst beschäftigen werden. Auf dem Par-teitag wird auch die Landarbeiterfrage eingehend erörtertwerden müssen. Besitzen doch diese Aermsten»och nicht einmaldas Recht, sich zu koalieren; auch müssen wir Mittel und Wegesuchen, diese Bevölkerungsschicht für uns zu gewinnen.Zum Schluß seiner Ausführungen erörtert Genosse Hirschdie Frage der Taktik und unsere Stellungnahme den Frei-sinnigen gegenüber. Sind doch schon Ansichten ausgetaucht, daß da�wo wir keine Aussicht haben, aus eigener Kraft etwas zu erreichen,wir gleich für die Freisinnigen und Nationallibcralen stimmensollen. Der Befürworter dieser Anregung verkennt den agiia-torischen Wert unserer Wahlkämpse. Redner bezeichnet es alsreinen Selbstmord, wenn Ivir die Möglichkeit aufgeben, bei Wahl-kämpfen an die Massen heranzukommen. Scharf wendet er sichgegen den Vorschlag, auch die Nationalliberalen zu unterstützen.Letztere seien nicht nur Gegner des Rcichstagswahlrechts� sondernhaben bei den letzten Beratungen der Wahlrechtsvorlage für einFünfklassenwahlrecht votiert. Weiter haben die Nationalliberalcndie Aufhebung der Drittelung in den Urwahlbezirken beantragt.Wenn diese Anträge angenommen wären, hätten wir in Berlinkeinen einzigen Sozialdemokraten durchgcbracht.(Hört! hört!)Redner betont, wir dürfen nicht einmal in der Stichwahl für dieseAnhänger des Mehrstimmenrechts eintreten.Wie liegen denn nun die Dinge bei den Freisinnigen? TicFreisinnigen stimmten für den Spitzelfonds, für höhere Belastungder Arbeiter durch Anziehen der Steuerschraube, für die 3'ch Milli-aus Ihrer Körperhöhle ziehen und mit der Beute wieder hinein ver-senken, ist jedenfalls auch für die meisten etwas Neues und Wissens-wertes.Eine lange sentimentale LiebeSgeschichte dagegen, die nie Kostenbei der Herstellung gemacht hat, zeigte nur zu deutlich, waS derFilm nicht kann: das Drama ersetzen. Der dramatische Film isteine Mißgeburt, die plump und wertlos ist, weil sie der höchstenund tiefsten AiisdruckSniöglichkeit: der Sprache entbehren muß.Daß der Film freilich nicht auf die Dauer dazu verurteilt ist,nur die Welt der Augen wiederzuipiegeln, bewies da« Ereignisdieser Vorführung— der sprechende Film. Was das Kino für dasAuge, das leistet ja das Grammophon für das Ohr. Aber diesebeiden Eindrücke sich so abspielen zu lassen, daß sie in gleichemRhythmus(synchron) sich abspielten, das war die Schwierigkeit.Der von der Firma Gaumont gestellte Apparat führte nun in ver-blüffender Weise beides zugleich vor: Ton und Bewegung. Mansah und hörte zugleich den krähenden Hahn, eine Dressurszene imLöwenkäfig— deutlich und exakt und gleichzeitig. Die menschlicheStimme, die etwa bei einem Telephoitgespräch belauscht war, klangnur wenig verändert.Der Fortschritt, ber ja längst angebahnt war, ist geeignet, demLichtspieltheater neue Gebiete zu erschließen. Hoffentlich befreit eSuns daiür von dem vielen Krassen und Unkünstlerische», da« heutenoch viefach überwiegt.Rottze«.— DaS Theaterin der Königgratzer Straßeisterfreulicherweise genötigt, die Ausführung der Schwänke und Lust-spiele gelegentlich zu unterbrechen, um Frau T r i e s ch in ihremRepertoire zu zeigen. Die vollendete Verkörperung der H e d d aGabler durch die Künstlerin ist vom Lessingthealer her in Er-innerung; ihr hier wieder zu begegnen, ist ein Erlebnis, für dasman dankbar ist.(Obwohl eS nordisch-rassigere. mehr kapriziöseund generalstochiermäßige Gestaltungen gibt.) Die Mitspielerhielten sich auf sehr erfreulicher Höhe; ganz vortrefflich war OttoGebühr, der den Tesmann nicht als Karikatur, sondern alsglaubwürdigen Gelehrten darstellte. Harlans Löwborg fehlteder Stich ins Geniale, ohne den er zur reinen Bohcmefignrherabsinkt.— B o r t r ä g e. Im Auftrage der Humboldt-Akademie sprichtam Sonnabend im Dorotheensiädtischen Realgymnasium, Georgen-straße 39/31, Dr. Aua. Eichhorn über„Telephonie ohne Draht beiden„Wilden". Der Eintritt ist frei.— Theaterchronik. Im Theater am Nollendorfplatz finde»an den näcksten beiden Sonntagnachmittagen Schausvielvorstellungcnzu kleinen Preisen statt, und zwar i» I u g e n d'(am S.),.DerHüttenbesitzer'(am IS.j.