Nr. 286.
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Ericheint täglich außer Montags.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
29. Jahrg.
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Sonnabend, den 7. Dezember 1912.
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Bartes, hinter dem sich irgendwo der Mund verbirgt. Bald Um so verwunderlicher ist diese Haltung, als Gröber es fürhebt er beschwörend den Finger hoch in dieLuft, bald wendet wahr nicht an Herausforderungen der bürgerlichen Parteien sekretär Wahnschaffe, daß dieser ängstlich das Feld räumt. So blieb es denn wiederum der Sozialdemokratie Aus der peinlichen Situation, in die das Zentrum durch und was Herr Gröber sagt, ist vom Standpunkte des vorbehalten, noch int Schlußwort zu der elenden Zentrumsseinen dauernden Verrat von Voltsinteressen in der Teuerungs- Zentrums aus nicht von schlechten Eltern. Ein gewandter fomödie zu sprechen. Und diese dankbare Aufgabe besorgte und Wahlrechtsfrage und durch die Gewerkschaftsenzyklika des Jurist, beherrscht er die klerikale Dialektif wie kein zweiter, unser Genosse Liebknecht in einer fernigen Rede fo Papstes geraten ist, sollte es gestern durch die Rede Gröbers und nebenbei heiligt ihm der Zweck die Mittel. So macht gründlich, daß die Herren Gröber und Spahn mit offenem über das angeblich einzige Ausnahmegesetz, nämlich es ihm gar nichts aus, daß er den gottlosen alten Frißen Munde dasaßen und ihren verdußten Gesichtern nach im gegegen die Jesuiten , befreit werden. Aber diese Ver und den nicht weniger gottlosen Heinrich Heine als Kron- heimen darüber nachdachten, ob sie mit ihrer überschlauen wirrungs- und Verdummungstaktit, die ja von vorn- zeugen für die Jesuiten heranzieht, daß er intime Vorgänge Taktik wohl das Richtige getroffen hatten. Natürlich beherein nicht für die Wissenden auf den Minister vom Sterbelager des früheren Staatssekretärs für das Justiz kämpft die Sozialdemokratie das Jesuitengeset wie alle Ausund Abgeordnetenbänken, sondern für die frumben amt ausplaudert, und ohne irgendwelche Strupel fett er nahmegefeße. In dieser Beziehung rennt das Zentrum offene Leser der Zentrumspresse berechnet war, wurde sofort scharf schließlich unserem lammfrommen Bundesrat wegen seiner Türen ein, zumal es die parlamentarischen Zwangsmittel und schneidend von dem Redner der Sozialdemokratie gefenn- lammfrommen Interpretation der Jesuitenverordnung dem gegen die Regierung nicht anzuwenden wagt. Aber wie groß zeichnet und damit untauglich gemacht. Das Zentrum, das Konvent der französischen Revolution gleich. Man denke sich und erbärmlich ist die Heuchelei des Zentrums, das alle Ausfich in der Rolle des Antlägers gefiel, um von seinen eigenen Herrn Bethmann, den Mann der gottgewollten Abhängig- nahmegefeße und ausnahmegefeßlichen Maßnahmen, die in Sünden abzulenken, fand sich selbst plöglich wegen viel besser feiten, als Robespierre, den redegewandten Lisco als Danton Deutschland und besonders in Preußen gegen die Arbeiterbezeugter Schuld auf der Anklagebant, und mit dem Gefühl und den glatten Herrn Delbrück als Marat! Aber dem bewegung angewandt werden, ohne Widerstreben geschehen des Schuldigen, der aller seiner Vergehen überführt worden Zentrum passen diese Vergleiche für seine gegenwärtige läßt und nirgendwo seine Macht einsetzt, um die Rechte und ist, mußten seine Mannen gestern den Reichstagssaal ver- Stirchenpolitik, und da schont es nicht den Bundesrat und nicht Freiheiten des Volkes zu erweitern! Herr Gröber nennt die lassen. das Dulderhaupt des Philosophen zu Hohenfinow . Denunzianten Halunken. Wohlan! Aber diese scharfe KennDas Zentrum suchte sich am Freitag dadurch schadlos zu Und dabei ist doch alles nur Theaterdonner, nur Kolo- zeichnung gilt nicht nur für Denunzianten der Jesuiten , halten, daß es am Donnerstag nicht zu Wort gekommen ist, phoniumgeblige! Während noch Herr Gröber wild auf den sondern auch für alle Denunzianten im politischen Leben, und daß ihm die übrigen Parteien nicht den Gefallen getan Bundesrat losschlägt, findet schon Herr Spahn den Weg auf auch für die zahlreichen Zentrumsleute, die in Wahlkämpfen haben, mehr als einige beiläufige Worte über die Jesuiterei zu die Bundesratsestrade, und eilfertig scharen sich vier Staats- und bei anderen Gelegenheiten ungezählte Male anständige Ein Zwischenruf aus Männer wegen ihrer Gesinnung denunziert haben! fagen. Wir hatten geſtern die Materialmappe des Herrn fefretäre um den großen Mann. Den Schluß bildete ein Kleinkrieg fast aller Parteien Gröber ganz richtig eingeschätzt, wir hatten sie vielleicht noch unserer Fraktion, daß die Waffenstillstandsverhandlungen unterjajäkt. Sie gab Herrn Gröber Stoff für eine drei wohl schon beginnen, scheucht das Konzil freilich schnell wieder im Anschluß an einige Aeußerungen Liebknechts, der die Verauseinander. Wofür hat man denn Kulissen! Troß alles schleppungstaktik der Zollwuchermehrheit in der Frage der Stunden lange Rede. Das Kennzeichen auch dieser Etatsrede des Zentrums war feines Tobens war in der entscheidenden Frage Herr Gröber Maßnahmen gegen die Fleischteuerung an den Pranger und wie bei der Spahnschen Rede das völlige Verzichtleisten schon viel weniger kriegslustig und resolut als Herr Spahn in anderem Zusammenhange Herrn Giesberts vom Zentrum auf jede noch so harmlose Bemerkung zum Etat selbst. Herr am Mittwoch. Schließlich braucht das Zentrum die Regie- eine unvorsichtige Zornesäußerung gegen die gewerkschaftsGröber fühlte zwar zu Anfang die Verpflichtung, die Vor- rung für seine politischen Geschäfte, und die Regierung feindlichen Kirchenpolitiker vorgehalten hatte. Vergeblich twürfe zu entkräften, die gegen die sonderbare Etatsrede Spahns braucht das Zentrum für ihre schwarzblaue Politik. Vor- fuchte Giesberts zu leugnen, daß er die Agitatoren der Bererhoben worden waren, und die er von vorherein auch für läufig zieren sich beide noch ein wenig. Aber wie lange wirds liner Nichtung, zu denen ja gerade einzelne Mitglieder des feine Rede fürchtete: das Zentrum, betrachte die Jesuitenfrage dauern: und dann küßt sie ihren Sans, und es ist alles höheren Klerus zählen, als Wegelagerer" bezeichnet hatte. Gemildert wurde die Heftigkeit diefer gegenseitigen Sanonade nicht als den Edstein seiner Politit, es habe doch auch bei der wieder gut"! Bezeichnend ist das Verhalten der bürger- durch einige geradezu unübertrefflich komische Ordnungsrufe Debatte über die auswärtigen Angelegenheiten und über die Baltanfrage nicht über die Jesuiten gesprochen. Gewiß! Das lichen Parteien. Nachdem Herr Gröber geendet hatte, und Zwischenbemerkungen des Präsidenten Kaempf. So ist es auch bei dem zweiten Teil der Etatsberatung, hatte er wirklich nicht getan. Auch bei den Debatten über ſtammelte der Staatssekretär des Reichsjustizamtes einige die Fleischteuerung hatte er nicht über die Jesuiten gesprochen. iuristische Verwahrungen gegen die Ausführungen Gröbers , bei der Erörterung der inneren Politik, wiederum die SozialSogar bei der Beratung über die Petition auf reichsgesetzliche und dann nahm kein Vertreter irgendeiner bürgerlichen demokratie gewesen, die energisch und unbeirrt durch Regelung des Jrrenwesens und bei dem Gesetzentwurf über Partei das Wort! Es ist diese Schweigsamkeit nur durch Zentrumsmanöver und durch das staatsmännische Getue der die Kindersaugflaschen hatte es, wenn uns unsere Erinnerung einen geheimen Bakt aller bürgerlichen Parteien von Kaniß übrigen bürgerlichen Parteien die Interessen des deutschen nicht im Stiche läßt, nicht über die Jesuiten gesprochen. Wir bis Wiemer mit Ausnahme der Zentrumspartei zu erklären. Boltes vertreten hat. glauben auch, daß er am Sonnabend nicht einmal bei der Beratung des Petroleumgesetzes über die Jesuiten reden wird.
Das Ende der Zentrumskomödie.fich so wild an ſeinen zufälligen Nachbarn, den Unterstaats- batte fehlen laffen.
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dötjugod
Was ist mit der faulen Ausrede des Herrn Gröber bewiesen? Gar nichts! Es steht fest und das hat Genosse Liebknecht den Herren vom Zentrum unter stürmischer Zustimmung unserer Fraktion und vieler nichtsozialdemokratischer Die Vorbereitungen auf die Londoner Friedenskonferenz müsse auch für die letzten möglichen Konsequenzen des öster Abgeordneter fräftig und derbe unter die Nase gerieben daß für das Zentrum alle anderen Interessen des Volkes, die setzen die internationale Diplomatenzunft wieder in geschäftige reichischen Bündnisses eintreten. Aus alle dem geht hervor, daß die diplomatischen Intri wichtigsten politischen, sozialen und kulturellen Aufgaben des Betriebsamkeit. Denn nicht allein in den Kabinetten der Staaten Deutschen Reiches, fühl beiseite geschoben und über die Achsel des Balkanbundes und der Türkei wird jetzt eifrig vor- ganten und die plumpen Kriegsheger das Spiel noch nicht angesehen werden, sobald es sich um die besonderen flerifalen gearbeitet, bei dem Friedenshandel in London möglichst viel aufgeben. Dem internationalen Proletariat bleibt nach wie Interessen des Zentrums handelt. Dieser angeblichen Volks herauszuschlagen, auch die Großstaaten sind hinter den Kulissen vor die Pflicht, dieses Treiben mit gespannter Aufmerksamkeit partei bedeuten die Nöte des deutschen Volkes, das Elend eifrig am Werke, aus der neuen Situation möglichst viel für zu beobachten und, wenn es not tut, mit aller Energie zu der deutschen Arbeiterklasse einen Pfifferling, sobald es sich ihre eigene Machtstellung und für die Expansionsbedürfnisse durchkreuzen. um die Interessen Roms handelt.
Hochkonjunktur für Diplomatenintrigen.
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Die Kriegshetze in Oefterreich. Offiziöses Geschwät.
ihres Kapitals zu ergattern. Diese Absicht Klang auch aus der Und lediglich darum handelt es sich! In Rom ist man tühlen Rede des französischen Ministerpräsidenten Poincaré nie zufrieden mit dem deutschen Zentrum, in Rom runzelt man die Stirn, von Rom schickt man Enzykliken über Enzy- heraus, die sich nur insofern vorteilhaft von der Rede Bethfliken, des fatholischen Volkes bemächtigt sich Verwirrung und mann Hollwegs unterschied, als sie die Phraseologie des PaukUnruhe, die politischen Geschästchen des Zentrums geraten in bodens vermied. Aber von einer beruhigenden FriedensWien, 6. Dezember. In der Besprechung der Rede Gefahr da erinnert man sich des alten, lieben, unbezahl- zuversicht war, wenn man die staatsmännischen Redewendungen Poincarés stellt das Fremdenblatt" mit Genugtuung baren Popanzes, mit dem man noch zu allen Zeiten die rebel- auf ihren wirklichen Kern untersucht, nichts in Poincarés fest, daß Frankreich seinerseits denselben Standpunkt einlierenden, oder richtiger gesprochen: die verirrten Zentrums- Rede zu finden. Auch die friedenssicheren Kommentare, die nimmt, wie Oesterreich- Ungarn. Man könne von der Nede schafe auf den einzig richtigen Weg zurückgeführt hat. Lobt Poincarés Worte in der offiziösen und halboffiziösen inter- des französischen Ministerpräsidenten eine willkommene lädie Jesuiten ! Hier geschieht ihnen nichts in Deutschland , nationalen Bresse finden, flingen viel zu gedreht und erkünftelt, rung der Ansichten über die Balkankrise und die Stellung fein Härchen wird ihnen gekrümmt, der oberste Beamte des Deutschen Reiches fagt es unverblümt, daß die Gesetze um den Eindruck ehrlicher Ueberzeugung zu hinterlassen. gegen die Jesuiten so gut wie gar nicht angewendet werden
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der Mächte erwarten.
gesetze.
Am meisten gilt das von der Haltung der österreichischen Die verbündete Macht" im österreichischen Kriegsleistungsein Geständnis, an das wir diesen Herrn Blätter, die gehorsam die Brocken aufschnappen, die ihnen ihre bet anderer Gelegenheit erinnern werden trogdem Regierungsmacher zuzuwerfen für gut halten, um von ihnen erhebt die Zentrumspartei ein fürchterliches Zetermordio entsprechende Lügenfünfte zu verlangen. Während jetzt ein Teil über die dieser Blätter
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keit, die den Jesuiten widerfährt, über die Grausamifeit mit daß Frankreiche euchlerischem Augenaufschlag versichert chef Reuter als Vertreter der Regierung dar, daß die Regie
Friedenswille
Wien , 5. Dezember. Im Justizausschuß legte Sektionsrung bereit sei, in das Kriegsleistungsgesetz den Passus einzuschalten, daß Kriegsleistungen nur für die Dauer der triegerischen Bedrohung oder eines ausgebrochenen Krieges angefordert werden können, und daß die eingezogenen Zivilisten nur außerhalb der Fenerlinie zu verwenden find. Ferner sollen in die Durchführungsverordnung Bestim mungen aufgenommen werden, daß man grundsäglich nicht unter das 17. Lebensjahr heruntergehen darf und daß, falls an dem betreffenden Orte keine österreichische Truppe anwesend ist, die verbündete Macht im Wege der politischen Behörde requirieren kann.
dem Dester der die lieben, unschuldigen, barmherzigen, sanftmütigen reichs übertroffen werde, peitscht man in den Parlamenten Jesuiten behandelt werden. die Mobilisierungsgesetze durch. Daneben droht man mit Freilich! Nicht immer erschallen diese klagelieder. Nur, finsterer Miene nach Belgrad hinüber und stellt wegen des wenn es dem Zentrum in feine politischen Geschäfte paßt, wird dieses Register gezogen. Und darin gerade steckt die mysteriösen Falls Prochaska sehr ernste Schritte" in Aussicht. bodenlose Heuchelei des Zentrums und seiner gegenwärtigen Die versprochene Aufklärung über den Fall Prochaska ist Jesuitenpolitif. In der Freitagsibung des Reichstags stellte immer noch nicht erfolgt. Offenbar sind die zur Zäuschung sich der geschickteste der geschickten Zentrumsregisseure, zweifel- der Deffentlichkeit notwendigen Fälschungsmanöver noch nicht los der eigentliche Oberregisseur des Zentrums, soweit es sich recht geraten. um politische Aftionen handelt, vor. Was für Stümper find In der deutschen Herifalen, konservativen und auch zum die Herren Spahn und Erzberger gegen Herrn Gröber! Herr Teil der liberalen Bresse findet das Treiben der österreichischen Spahn murmelt, Herr Erzberger schnarrt immer denselben Offiziösen vollste Zustimmung. In der Deutschen Tages- Brünn, 5. Dezember. Heute abend veranstaltete der Verein Ton. Herr Gröber dagegen beherrscht souverän alle dynami- zeitung" wird haarscharf bewiesen, daß Bethmann Hollweg ehemaliger Angehöriger des 49. Infanterieregiments unter Teilschen Schattierungen", alle Nüancen des Zones, und alle Mittel der Mimik und der Geste sind ihm recht. Bald blitt vollständig im Rechte sei, wenn er sagte, daß wir für Dester- nahme von mehreren Mitgliedern des Gemeinderats und von 150 ihm der pfiffige Schalk aus den umbuschten Augen, wenn er reich fechten" müßten. Und gerade der Fall Prochaska er deutschen Hochschülern cine Loyalitätstundgebung, worauf sie vor eine besonders gefalzene Bosheit vorbereitet, bald grollt ein scheint diesem Blatte unter Umständen als Kriegsfall. Es das deutsche Konsulat zogen und die Wacht am Rhein" und die Donnerwetter aus dem unergründlichen Didicht feines meint, Deutschland müßte handeln, ehe es zu spät sei und Voltshymne fangen,
Die kochende schwarzgelbe Volfsfecle.