Nr. 269.
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Vorwärts
für 1893 unter Nr. 6703. 330
10. Jahrg.
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Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
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der Tabak- Fabrikatssteuer.
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Mittwoch, den 15. November 1893. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Verheerungen an, als die Guillotine, die vor hundert in Hamburg . Jahren auf dem Grève Platz zu Paris ihre blutige Ernte hielt. Ende 1892 zählten die 4587 Betriebe der Tabak
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Der Schutz der nationalen Arbeit hat ein doppeltes Berufsgenossenschaft 106 998 versicherungspflichtige PerGesicht. Er verschlechtert für die breite Masse der Ver- sonen. Dazu kommen die Behntausende nichtversicherungsbraucher die Daseinsbedingungen, indem er die Preise der Pflichtigen Heimarbeiter. Nach fachkundiger Schäßung sind im Tabakgewerbe 160 000 Arbeiter thätig; davon entfallen Durchschnittlich fertigt ein Roller etwa 8000 Stück im nothwendigen Lebensmittel durch Zölle und Aufwandstenern 10 000 auf die Herstellung von Kautabat, Schnupftabat, Monat. In den obigen Lohnfäßen sind die Kosten für das tünstlich vertheuert und einer kleinen Gruppe großer Unterkünstlich vertheuert und einer kleinen Gruppe großer Unter- Rauchtabat und Zigaretten, 150 000 auf die Zigarren- Wickelmachen mit inbegriffen, in den Lohnbetrag müssen nehmer und nothleidender Klassengenossen des Herrn sich also zwei Personen, etwa im Verhältniß von 1: 2 v. Meyerinck ungezählte Liebesgaben in den Schooß wirft. verfertigung. Gegen die Zigarrenindustrie richtet sich in erster Reihe theilen. Im Laufe der letzten Jahre haben sich die LohnDoch nicht genug damit! Der Schuß der nationalen die neue Tabal- Fabrikatsteuer, die Arbeiter dieses Gewerbes verhältnisse aber durchgehend noch verschlimmert. Arbeit richtet sich mit derselben sittlichen Wucht praktischen werden davon vor allem betroffen. Die Reichsregierung Der Lebensmaßstab der Zigarrenarbeiter ist stetig geChristenthums auch gegen die Produzenten, will sagen gegen die Arbeitergruppen, die unter dem Banne des Zoll- und Schätzt den Rückgang des Tabakverbrauchs nach Durchsunken seit dem Beginn der Schutzzollperiode im Jahre 1879. führung der Fabrikatsteuer auf 29 pCt. Mit Recht be- Damals wurden Tabaksteuer und Tabakzoll auf das ärgste Steuerschutzes zu schaffen verurtheilt sind. Herr Miquel, zeichnen die Sachkenner diese Schäßung als zu niedrig ge- erhöht. Der Zoll stieg von 24 auf 85 M. für den Doppelder weiland Kommunist und Atheist, hat sich viel zu griffen. Die Abnahme des Verbrauchs bedeutet eine grund- zentner; die 1879 eingeführte Gewichtssteuer belief rasch zur lichten Höhe gläubig- kapitalistischer Gesinnungsfürzende tüchtigkeit emporgeläutert, um nicht den Geiſt dieser Politik volle Berengung des Nahrungsspielraumes für die Arbeiter- Folge der Zollpolitik war eine erhebliche Abnahme des tüchtigkeit emporgeläutert, um nicht den Geist dieser Politik stürzende Umwälzung des Arbeitsmarktes, eine verhängniß sich auf 45 M. für den Doppelzentner. Die natürliche in seinen Steuerplänen zum lebendigsten Ausdruck zu bringen. Ohne Uebertreibung darf man sogar sagen, daß noch schaft, einen erschreckenden Rückgang der Lebenshaltung Konsums. Damit ging Hand in Hand der Verfall der Tabakarbeiterzustände. Im Erntejahre 1872/73 entfiel bei niemals die Eigenart der preußisch- deutschen Staatsweisheit, dieses Berufs. Die Abnahme der Arbeitsgelegenheit schleudert an die einer Volkszahl von 41 330 000 Personen auf den Kopf der die zu Ehren und zum Nutzen des Heerwesens und der Be- fünfzigtausend Zigarrenarbeiter außer Brot. Hinter diesen Bevölkerung ein Tabakverbrauch von 2,3 Kilogramm, felbft sigenden alle Glieder des werkthätigen Voltes gleich mäßig scheert, so scharf zu Tage getreten ist, wie in den fünfzigtausend aber stehen weit mehr als hunderttausend 1874/75, in den Beiten der furchtbaren, durch den krach Angehörige, die auf den Erwerb des Arbeiters angewiesen eingeleiteten Krisis ergiebt sich ein Durchschnittsverbrauch das bisherige Syſtem der Auspowerung krönenden Plänen sind. Die Bigarrenindustrie bildet ferner für einen großen von 1,6 Kilogramm. Im Jahre 1891/92 aber, nachdem des Briefschreibers von Göttingen . Wenn bisher das Volk geschoren worden ist, so ver- flucht. Bahlreiche Strüppel, schwächliche, zu anderer Thätig auf 43 966 000 Stöpfe gestiegen ist, beträgt der jährliche Bruchtheil der darin Beschäftigten die letzte, die einzige Zu- die Volkszahl und mit ihr auch die Zahl der Verbraucher feinert, steigert, treibt bis zur äußersten Wirkung keit nicht taugliche Personen finden hier ihr Brot, färglich Tabakkonsum auf den Kopf nur 1,5 Kilogramm. Heute, Herr Miquel die bisherige Sozialreform von Oben. Sein Tabak- Fabrikatsteuer- Entwurf schlägt nicht blos die zwar, aber doch ihr Brot. Konsumenten aufs Haupt, die neun Zehntel aller Zigarren Raubt ihnen die Tabak- Fabrikatsteuer dies Asyl, so Krisis leben, heute, da Herr Miquel dem Tabat noch mehr verbrauchen, die kleinen Leute, für deren Wohlergehen das bleibt für ungezählte Mengen die Landstraße, die Arbeiter- zur Ader lassen will, wird ein fernerer Rückgang des Tabakkonsums für eine ganze Arbeitergruppe zum Todesurtheil. Herz der Regierung pocht, er führt auch Zehntausende von kolonie, das Buchthaus, das Bordell. Was soll aus den Was kümmert es die Herren am grünen Tisch, die hilflosen, aufs Pflaster geworfenen, pfenniglosen armen geheimen und wirklichen geheimen Steuerkünstler, daß die Teufeln werden, was aus den Krüppeln, was aus den Tabaktarbeiter dank den engen, schlecht gelüfteten ArbeitsArbeiterinnen, die ein so großes Kontingent zur Zigarren- räumen, dank der sitzenden Lebensweise, dank dem schädindustrie stellen? lichen Staub und Dunst, der bei der Tabakverarbeitung herrscht, dank der Unterernährung zu den gesundheitlich und wirthschaftlich am jämmerlichsten gestellten Gewerben gehören?
Tabatarbeitern ins Verderben.
Als der Konvent nach dem Sturze der Jakobiner, ein Werkzeug des weißen Schreckens, das Verzeichniß der Getöpften veröffentlichte, zählte er deren zweitausend auf. Und wären es auch, wie der gallige Royalist Abbé Montgaillard behauptet, ihrer viertausend gewesen, der Zusammenbruch des feudalen Wesens, der Sieg des dritten Standes wären nicht zu theuer erkauft worden.
Und Meister Samson, der Scharfrichter der großen Revolution, arbeitete schnell, das gleißende, schneidige Instrument des Dr. Guillotin erlaubte ein abgekürztes, ein summarisches Verfahren.
Unsere Steuerpolitik versteht nicht nur Millionäre zu züchten, sie züchtet auch ungezählte Massen Bettler. Wollte man die Miquelsche Steuerreform allegorisch darstellen, man müßte rechts den feuerfesten Geldschrank, links den Bettelsack und inmitten die Pickelhaube setzen im Heiligenschein.
da wir unter dem Banne einer schleichenden, chronischen
Was ficht es die Herren an, die das ganze unsägliche Glend der auf die Straße Geworfenen in die liebliche Ziffer: 29 pet. Rückgang des Konsums umrechnen, daß die GeHerr Miquel drängt aber nicht blos Zehntausende und werbekrankheit der Tabakarbeiter die Lungenschwindsucht abermals Zehntausende in die hungernden Schaaren der ist, die fie im Alter von 20 bis 30 Jahren Wie anders bei unserem Samson II., bei der im industriellen Reservearmee. dahinrafft? Was aus Juraschek Die Lage der Bigarren mitleidslos der Dienste Molochs stehenden Wirthschaftspolitik, die den arbeiter überhaupt wird von Grund aus verschlechtert, österreichischen Krankenkassen Statistik mittheilt, daß die Armen nimmt, um die Reichen zu bereichern, die die Bayonnette Lohn drückerei und Schmugkonkurrenz steigern sich noch mehr Tabatarbeiter mit die höchste Sterblichkeit( 14,08 vom des Klassenstaats höher bewerthet, als das Martyrium des als früher, die Hungerlöhne dieses Erwerbszweiges finken Tausend) und den größten Antheil an den Todesfällen werkthätigen Boltes, die für rauchloses Pulver und flein - noch tiefer. Fabritarbeiter und Hausindustrielle der durch Lungenschwindsucht und Skrophulose haben( 8,2 vom falibrige Gewehre den letzten Pfennig des Proletariats in Bigarrenindustrie stehen unter dem harten Drucke der un- Tausend), wird durch die deutschen Erfahrungen vollauf die Lüfte pufft! rid günstigsten Arbeitsbedingungen. Der Lohnsatz- die Löhne bestätigt. Die Kinder der Zigarrenarbeiter tragen schon den Das trockene Fallbeil des wirthschaftlichen Ruins, der sind Affordlöhne, dem Roller für je 1000 Bigarren aus Keim frühen Todes in sich: während die durchschnittliche Arbeitslosigkeit, des Hungers, richtet andere, furchtbarere bezahlt betrug für das Tausend: Kindersterblichkeit in Baden 31,7 pet. betrug, stieg sie für
Nachdruck verboten.]
Feuilleton. Skizzen
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möge sie selbst der Tod auf dem neuen Lebenswege er warten nichts kann sie abschrecken und abhalten.
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dung zu denken, wäre verbrecherisch das würde den großen Moment der sozialen Revolution hinausschieben. Dieser Optimismus des enthusiastischen Mädchens wurde allmälig zu einer firen Jdee, gegen welche alle Wider- Hell erleuchtet waren die Fenster in allen Stockwerken reden machtlos waren. Derjenige, der ihr widersprach, einer großen russischen Fabrik. Aus dem Schlot stieg der wurde ihr Feind aus seinen seinen Beweisen glaubte schwarze Rauch empor. Die Arbeit war im besten Buge, aus der sozialistischen Bewegung fie die Sprache der Bourgeoisie und den Wunsch die Maschinen dröhnen; es riecht nach Del und nach dem
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( Aus dem Russischen übersetzt.)
jai Xenia dachte an Rußland , und wie nah schien ihr die foziale Revolution zu sein.
Das Volk ist stärker als das Militär, dachte fie, es braucht nur sich einmüthig zu erheben, und es wird es sicher thun, sobald es nur das Geheimniß seines Elendes tennt. Das Volk war immer bereit, für seine Intereffen zu kämpfen.
eines Kulturmenschen herauszuhören, der seine Herrschaft Staube der Hanffasern. über das Volk zu verlängern wünschte. Der Opponent Angestrengt arbeiten die lebendigen Maschinen, sich den stieß bei Xenia auf einen so starken Glauben an die Bereit- Bewegungen der Räder, Trommeln und Rollen anpassend. schaft des russischen Volkes zur Revolution, auf einen Die Arbeiter schweigen bei ihrer unbezahlten Arbeit; die solchen fanatischen Idealismus, daß er den Kampf mit ihr Maschinen dröhnen zum Ruhme ihres Zaren aufgeben mußte. Die fühle Ueberlegung kann den Kampf Kapitals. mit einem leidenschaftlichen Glauben nicht führen, nur das Leben selbst kann mit diesem rechnen.
Was nügen diese Gespräche! Ihr werdet die Thaten sehen!" damit beendete Xenia die Gespräche.
Jeder denkende Mensch schwieg aus Erstaunen vor Xenia erinnerte sich an Stenka Rasin , ein Pugatschow, dieser Energie des russischen Mädchens, vor ihrer unwider an die Empörung der Bauern in der letzten Zeit der Leib- ruflichen Bereitschaft zur That, vor ihrem Enthusiasmus. eigenschaft, an alle diese kleinen Aufstände, die mit schwachen Kräften unternommen worden waren.
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An einem der Webstühle arbeitet ein junges Mädchen. Nicht die Noth hat sie an den Webstuhl gestellt; sie verließ ihre vornehme Familie, um Tagelöhnerin zu werden; diese Arbeiterin ist die Generalstochter Xenia. Sie ist sehr ermüdet; in ihren Ohren saust es, und sie athmet schier in der ungewohnten Fabriksluft. Sie ist von zarter Konstitution, und sie könnte die Arbeit nicht leisten, wenn sie Und so reiste Xenia mit einigen ihrer Freundinnen und arbeiten müßte, um nicht zu verhungern wie die sie einigen jungen Männern nach Rußland , alle erfüllt von umgebenden Arbeiter; aber sie befißt eine Seelenstärke, die Das russische Volk, dachte sie weiter, ist eine groß dem Verlangen, das Volk zu erwecken. Sie beschlossen als ihren Muskeln die nöthige Spannung verleiht. Xenia steht artige Pulvermine, welche die herrschenden Zustände in die Arbeiter in die Fabriken einzutreten und dort für den mit frohem Muth und erwartet den Pfiff der DampfLuft sprengen wird. Es ist nur ein Funke nöthig. Und Sozialismus Propaganda zu machen. Sie dachten mit pfeife- welcher den Schluß der Arbeit anzeigt. Aber bald, nach einem oder zwei Jahren wird in Ruß- Begeisterung daran, mit welchem Entzücken sie, nachdem sie Xenia ruht sich nicht nach der Arbeit aus und sie denkt land die soziale Revolution aufflackern und wird sich über die Kleidung der Arbeiter angelegt haben würden, sich den nicht daran, wie wohlthuend es ist, nach einem Mühen derselben unterziehen werden. Ein Schwanken, ein arbeitsvollen Tage sich auf das Bett zu legen und ganz Europa ausbreiten. hin, sondern Xenia wollte ihr Studium nicht beenden. Weshalb weifeln existirte bei ihnen nicht; ihre Liebe zum Volke einzuschlafen. Sie legt sich nicht auch warten, wenn die Pflicht ihr gebietet, sofort dem Volke war eine lebendige: fie dachten nicht an die Last und will versuchen, ihren Liebhaber zu wecken. zu helfen. Sie hatte sich schon das angeeignet, was das Schwere der Arbeit. Mögen die zarten Nerven leiden, Endlich ertönte ein langer Pfiff- der vierzehnstündige Bolt zu erlernen hat, an die Beendigung ihrer eigenen Bil- Imöge die Krankheit sich in die schwache Brust einschleichen, Arbeitstag war vollendet. Die Maschinen standen still, die