Teuerungszulage von drei Mark pro Woche gestellt. TerMagistrat beantwortete die Petition ablehnend, wobei er aufdie Eisenbahn und das Telegraphenamt verwies, die nur 2.75 M.dczw. 2.M M. Mindestlohn pro Tag bezahlen, wahrend die StadtKönigsberg 3.20 M. gibt. Die sozialdemolratische Stadtverord-nctenfraktion beantragte, die Forderung der Arbeiter zu bewilligen,im Falle der Ablehnung des Antrages aber wenigstens allen Ar-beitern und Handwerkern(es kommen 1400 Arbeiter in Betracht)«ine einmalige Teuerungszulage von 40 M. zu bewilligen. Tiefer Antrag wurde jedoch von denliberalen Herren abgelehnt. Eine der freisinnigenLeuchten, Grotzkaufmann Orlopp, empfahl, sich doch etwasmehr einzurichten, und statt ein Pfund Fleischnur ein Hai beb Pfund zu kaufen! Schließlich nahmman den Antrag an, allen verheirateten Arbeitern der unter-st e n Lohnklasse eine einmalige Zulage von 40 M. zu gewähren.Wenn der Magistrat diesem Antrage beitritt, so erhalten nurdie Arbeiter Zulage, die verheiratet sind und einen Tagelohn von3,20 bis einschließlich 3,75 M. haben. Alle übrigen Arbeiter gehenleer aus.Tie Fleischnotkommisfion«begann ihre Nichttätigkeit am Freitagvormittag mit einem Aktewiderlichster Bolrsvcrhöhnung durch die Vertreter der alten Zoll-Mehrheit. Bekanntlich liegt zur Beratung die Regierungsvorlagevor, deren einziger Paragraph den großen Gemeinden den Zoll-betrag für eingeführtes Fleisch zurückerstatten will, soweit er denBetrag von 18 M. pro Doppelzentner übersteigt._ Diese Vergünstigung soll aber am 31. März 1014 wieder aufhören. Mit dieserkläglichen Hilfe können sich die Sozialdemokraten selbstverständ-lich nicht einverstanden erklären, deshalb beantragten ihre Vertre-tcr in der Äommission, daß für die Dauer der Gültigkeit der Han-delsverträge, allso bis 1vl7. der ganze Zollbetrag zurückvergütetwerden solle. Weiter beantragten sie. daß die den Gemeinden undgemeinnützigen Körperschaften zugebilligten Vergütungen auch denKonsumgenossenschaften eingeräumt werden. Außerdem wollen� siedurch eine Resolution der Kommission den Reichskanzler auffor-dern, iveitere Vorlagen zu machen, durch die der§ 12 des Gesetzes,betreffend die Schlachtvieh- und Fleischbeschau, aufgehoben wird,daß noch bestehende Ausnahmebestimmungen für die Einfuhr vonlebendem Rindvieh und Schweinen beseitigt werden usw.Sofort nach Eröffnung der Sitzung begannen die Obstruktions-reden der„Zöllner" aus den Reihen der Konservativen, National-liberalen und des Zentrums. Wenn man eine Debatte habenwolle über die Regierungsvorlage hinaus, dann werde man vorWeihnachten nicht fertig, deshalb solle man gar nicht erst anfangen.Diese volksfeindliche Stellung nahmen die Abgg. Arnstadt. Trim-born, Giesberts und Böttger, der Exjungliberale, ein. In ent-schiedcner Weise traten diesem Verschleppungsmanöver die Abgg.Hoch, Molkenbuhr, Quarck und Scheidemann entgegen. Die An-regungcn der Zöllner wurden aber schließlich mit 1b gegen 13 Stim-I men zum Beschluß erhoben. Die Mehrheit setzte sich zusammenaus den Vertretern der alten Zollmehrheit, war also schwarz-blau plus National miserabel.Ein neues Mittel zur Sesthaftmachung der Landarbeiter.Die Agrarier sind fortgesetzt bestrebt, Einrichtungen zuschaffen, die den Landarbeiter an die Scholle fesseln. Früher ver-suchten sie auf dem Wege der Ausnahmegesetzgebung zu ihremZiel zu kommen. Jetzt sollen es die innere Kolonisation, dieWohlfahrtS- und HeimatLpflege und neuerdings die Rindvieh-versicherungsvereinc machen. In Königsberg ist dieserTage von der ostpreußischen. Landwirtschaftskammer ein Verbandostpreußischer RinddiehversicherungSvereine begründet worden, undder Vorsitzende der Landwirtschaftskammer, Landrat a. D. Bewcki-Bledau, erklärte offenherzig, daß die Landwirtschaftskammer mitder Gründung den Zweck verfolge, die Hauptträger der Flei'chver-sorgung, den kleinen Landwirt und den Landarbeiter auf diesem sowichtigen Gebiete zu fördern, sie dadurch in ihrem Besitz zo befestigen, seßhaft zu macheu und an die Scholle zu fesseln!Eiu Ichreckensurteil.Die Mannheimer Strafkammer beschäftigte sich amb. M. mit dem Streikkrawall in Friedrichsfeld. Inder Deutschen Steinzeugwarenfabrik daselbst tobte im Juni undJuli ein mehrwöchentlicher Streik. Die Fabrik holte sich von Ham.bürg berufsmäßige Streikbrecher. Zwischen diesen und einer An-zahl Streikender kam es am 13. Juli abends zu einem Zusammen-swß, in dessen Verlauf der Arbeitswillige Joh. K u ß n i ck c vonHamburg durch Messerstiche schwer verletzt wurde. Die Arbeits-willigen waren kurz vor dem Zusammenstoß aus Hamburg an-gekommen. Einige Streikende versuchten sie vom Streikbruch ab-zuhalten. Dabei fielen einige Schüsse, worauf es zu einerSchlägerei kam. Die Arbeitswilligen gaben vor dem Richter an,nur einige.Schreckschüsse" abgegeben zu haben.. Die Verhandlung gestaltete sich sehr erregt.'Den Angeklagtenkonnte eine direkte Beteiligung an dem Streit nicht nachgewiesenwenden. Nur einer der Beteiligten gab zu„nach den Arbeitswilligen, nachdem geschossen worden sei, geschlagen zu haben. TieHauptangeklagten waren an dem Streik nicht beteiligt. Dessen-ungeachtet verhängte daS Gericht die höchst zulässigen Strafen.Die drei Arbeiter Sattler. Weber und Heibel erhieltenwegen Körperverletzung und Streikvergehen5 I a h r e und 2 Monate Gefängnis; der nicht am Streikbeteiligte Arbeiter Mehl 5 Jahre Gefängnis.- Der Ar-heiter Schlipf kam wegen einfachen'Streitvergehxnsmit L Monaten Gefängnis davon. Ferner erhielt wegenBegünstigung der Arbeiitr Spitzenberg er 3 MonateGefängnis. Die weiteren Angeklagten wurden freigesprochen.Erschwerend für die Strafausmessung fiel ins Gewicht, daßder Arbeitswillige Kutznicke heute noch erwerbsunfähig ist. In derUrteilsbegründung bemerkte der Gerichtsvorsitzende H u n n e l, derals sirenger Richter betannl ist, daß das Urteil deshalb so hartausgefallen sei. weil die Angeklagten wie die Zeugen derart hart-nackig gelogen hätten, daß nur ein geringer Teil der Schuldigenhätte aussindig gemacht werden können.Diese Begründung läßt ohne weiteres den Schluß zu, daß dieAngeklagten mit großer Voreingenommenheit behandelt worden sind.G-meindewahlen in Württemberg.Alljährlich im Monat Dezember finden in WürttembergGemeindewahlen statt. daS eine Jahr Gemeinderatswahlen,da« andere Jahr Bürgerausichutzwahien. Die Mitglieder desGemeiuderats— mit Ausnahme der besoldeten— werden aus sechsJahre gewählt, alle zwei Jahre scheidet ein Drittel aus. Die Amts-dauer der Bürg erausschußmitglieder ist nur vier Jahre, es scheidetjeweilig die Hälfte der Milglieder aus. Die Wählerschaft setzt sichbeide Male aus denselben Personen zusammen, aus den Gemeinde-bürgern. Voraussetzung zur Erwecbimg des Gemeindebürger-recht» ist die Siaalsangehörigkeit. dreijährige Lrtsonwesenheil undZahlung der Gemeindesteuer.(Einkommen- und Wohnsteuer,) DieAufnahmegebühr betragt 2 M.Dieses Jahr ist die Hälfte der BürgerauSschußmitglieder neu zuWählen. Dem BürgerauSschutz stehen sehr weitgehende Rechte zu.In allen wichtigeren Fragen hat er ein entscheidendes Wort mit-,zureden. Der Bürgerausschuß zählt gleichdiel Mitglieder wie derGemeinderat einschließlich der besoldeten Gemeinderäte und deSSchultheißen(Bürgermeister). In Städten niit über 10 000 Ein-wohnern werden die Mitglieder der Gemeindelollegien durch Proporz-wähl gewählt.Die Zahl miserer BürgerauSschußmitglieder war bis jetzt 443in 16S iLZrten. Die diesjährigen Wahlen werden unS wohl einenamhaste Verstärkung bringen. In Eßlingen fielen unS vonneun Mandaten vier zu. in Nellingen wurden 3 Sozialdemokratengewählt, in Allbach 3, in Äleineislingen 3, in Gmünd 3, in Ludwigsburg 3 usw.In Stuttgart sind diesmal 21 Mandate neu zu besetzen.Die Sozialdemokralie kann auf 0 bis 10 Mandate rechnen. 14 Kandt-daten sind nominiert worden; die 7 mit den höchsten Stimmzahlenaufgestellten Kandidaten erhallen auf dem Parteizettel je 2 Stimmen,Die Partei hat offiziell auf die Stimmenhäufung zurückgegriffen. um solchen Quertreibereien, wie bei der LandtagSwahl,nach Möglichkeit entgegen zu wirken.Die Gemeindewahlen zeigen schärfer noch als in früheren Jahrenden Zusammenschluß aller bürgerlichen Parteien gegen die Sozial-demokratie. Das Vordringen der Sozialdemokratie auch in denkleineren Gemeinden mit einer Einwohnerzahl bis zu 10 000 wirddie Regierung und die bürgerlichen Parteien Wohl bald reif machenfür die sozialdemokratische Forderung deS Proporzes auch in diesenGemeinden, andernfalls die bürgerlichen Parteien von manchemRathaus überhaupt verschwinden dürften.Die Schlafkrankheit in Deutschostafrika.Nach einer Meldung der„Deutsch-Ostafrikanischen Zeitung" istam Mteka-Flutz, einen Tagemarsch südwestlich von Tunduru ander Straße nach Sassawara, durch den Regierung sarzt Dr. Beckein neuer Herd endemischer Schlaflranlheit mit bisher 10 Kran-kcn festgestellt worden. Die Arbeiteranwcrbung in dem infiziertenGebiet ist untersagt, der Verkehr auf der Straße Sassawara-Tun-duru einstweilen verboten worden.Warum legt er nicht nieder?Die Wahl des Landrats in Schwetz. von H a l e>n. zum Mit-glied des Reichstages ist bekanntlich von der Wahlprüfungstom-Mission einstimmig für ungültig erklärt. Trotzdem hat vonHalem das Mandat noch nicht niedergelegt. Wartet er darauf, daßdas Plenum die Wahl kaffiert und den tatsächlich gewählten Ab-geordneten von Saß-Jaworski auffordert, seinen Sitz als Abgeord-neter einzunehmen? Oder glaubt der mit Unrecht als Abgeord-neter proilamierte Landrat, der Reichstag werde die Prüfung derWahl im Plenum erst nach Weihnachten vornehmen, damit demzu Unrecht als Abgeordneten Proklamierten noch weiter Diäten ge-zahlt werden?_In der Privatklagesache des Generalleutnants a. D. v. Liebertin Berlin, Olivaer Platz 9, Privatklägers, gegen den RedakteurAlbert Wachs in Berlin. Lindenstraße 00, geboren am l4. Septem-der 1859 in Memel, Dissident, nicht vorbestraft. Angeklagten, wegenBeleidigung durch die Presse, hat das Königliche SchöffengerichtBerlin-Mitte, Abteilung 145, in der Sitzung am 27. September1912 für Recht erkannt: Der Angeklagte wird wegen öffentlicherBeleidigung kostenpflichtig mit 100— einhundert—. Marl Geldstrafe, im UnvermögenSfallc 10— zehn— Tagen Gefängnis de-straft.Dem Privatkläger wird die Befugnis zugesprochen, den Ur-teilstcnor binnen 4 Wochen nach Zustellung des rechtskräftigenUrteils einmal auf Kosten des Angeklagten im»Vorwärts" gn ficht-barer Stelle zu veröffentlichen.Ein Heldenstück.Genosse Dadidsohn ersucht uns um Veröffentlichung folgenderZuschrift:Wer die Allüren und Methoden der privatkapitalistischen Zeitungs-Verleger mit einiger Aufmerksamkeit beobachtet, der findet nicht seltenGelegenheit zu ganz erstaunlichen Entdeckungen, die schließlich in dieUeberzeugung münden: daß die Bezeichnung Preß-Kuli, die sich inunserem Sprachschatze eingebürgert hat, den Nagel mitten auf denKopf trifft.ES soll nicht die Ausgabe dieses kurzen Artikels sein, jene Be-hauptung im einzelnen zu belegen, sondern ich möchte mich daraufbeschränken, einen der allerneuesten Falle so kurz wie möglich dar-zustellen: ein Vorkommnis, dessen letzte Wellen zwar in den»Vor-wäris" hineingeschlagen haben, daS im übrigen aber ganz unbeachtetvorübergegangen zu sein scheint.«->»»Im„Kleinen Journal" vom 22. November d. I. war ein Ge-richtSbericht zu finden, betitelt:.Der KriegSminister gegen daS.Kl.Journal" und unrerbetitelt:„Die Kunst der Interpretation". Ausdem Bericht ging folgendes hervor:In dem Blatte hat vor einigen Monaten ein Artikel gestanden,der die I n st i t u t i o n der militärischen Ehrengerichte abfälligkritisierte. Mit dem bekannten Trick wurde aus dem Angriff wiedereine Straftat, die Personen kränkung. herausinterpretiert undder Kriegsminister stellte Strafantrag„wegen Beleidigung derOffiziere des deutschen HeereS". Der verantwortliche Redakteur,Herr Noack, kam vor die Schranken. Er lehnte es ab, den BerfasierdeS inkriminierten Artikels zu nennen, und wurde— gemäß demAnttoge deS Staatsanwalts— zu 300 M. verurteilt.Politischer Leiter des„KI. Journals" war zu fener ZeitOberst a. D, Gädke. Nun lnS man plötzlich in der.Welt am Montag"vom 25, November 1012, daß Herr Gädle seine Stelle zum 1. April1013 gekündigt habe,„weil die redaktionelle Ausgestaltung desBlatte» ihm nicht zusagt".Am folgenden Tage(20. November) reagierte das„Kl. Journal"auf diese Dreizeilennotiz mit einem Artikel(„In eigener Sache I")von mehr als einer Spalte— einem Artikel, auf dessen p e r s ö n-lichen Teil ich wegen seiner Ekelhaftigkeit, und weil er dieAllgemeinheit nichts angeht, nicht zu sprechen kommen mag.Dagegen dürfte der.sachliche" Teil jenesArtikels die breiteste Oeffentlichkeit inter-essieren, soweit sie Anlaß hat, sich um die Ge-pflogenhe iten der ZeitungS- Verleger, derenAuffassung von menschlichem und journali-stischem Anstand und um die preßgesetzlichenGarantien zu kümmern, an deren Schutz undVerteidigung nicht nur den Journalisten, sou-der» auch dem»Publikum" durchaus gelegenfein muß.Als Verfasser des Artikels„In eigener Sache!" kann kaumjemand anders angesehen werden als der Besitzer und Verleger des„Kl, Journ." selber: Herr Lehmann; denn eS heißt in dem Pamphlet:„Wir engagierten Herrn Gädke.. usw.Was imn ist zu halten von einem ZeitungSverkeger, der eS fertigbekommt, einen Redakteur, der in llnfrieden von ihm geschieden ist,vor Ablauf der sechsmonatigen Verjährungsfristöffentlich in der Zeitung dem Staatsanwalt als den V c r f a f f e reines Artikel» zu denunzieren, wegen dessen der Verantwortliche be-reit» abgeurteilt wurde!?(Siehe oben: 300 N. Geldstrafe).Dieses„Heldenstück" durfte sich das„Kl. Journal' leisten, ohnedaß der bürgerliche Journalismus bisher von dem beispiellosen Verhalten des Verlegers Lehmann etwas auszusetzen fand! Die Ge-schichte der bürgerlichen Journalistik Deutschlands hat manches Blattder Schande auszuweisen. Aber das hier gelennzeichnete Verhaltendes„Kleinen Journal"-BerlegerS steht denn doch wohl beispiel«loS da, und man sollte meine», daß jeder Redalteur, der nichtvogelfrei sein will, sich's sehr reiflich überlegen müßte, ehe er ineinen ZeitungSbetrieb eintritt, in dem er gewärtig sein muß, vomVerleger selber aus purer Rachsucht des RedaktionSgeheimniSschutzeSberaubt und den Fängen de« Staatsanwalts ausgeliefert zu werden-Im„Vorwärts" vom 37. November hat Herr Gädke sich mitdem lieblichen Artikel des„Kl. Journals" und mit dem biederenHerrn Lehmaun beschäftigt, aber gerade das hier Betonte Verhältnis-mäßig kurz und beiläufig abgetan. Wenn es nötig schien, daS Ber-säumte nachzuholen, so nicht aus persönlichen Gründen irgend welcherAct(denn Herr Lehmann und auch Herr Gädke sind UNS gleichgültig)sondern einzig und allein zur Charakterisierung jener bürgerlichenPresse, die schon um deswillen den Untergang verdient, weil sie injeder Richtung den Anstand vermissen läßt und die öffentlicheMoral vergiftet._ Georg D a v i d s o h n.Ocftcrrdcb-Cliigani.Die Aera der ZeitungSkoufiskatio«eo.Nicht nur zum Schutze des österreichischen Baterlandes gegendie serbische Gefahr, auch zur Erhaltung der heiligsten Güter imLande selbst muß die Beschlagnahmepraxis der Staatsanwältedienen.„Der Abstinent", das treffliche Organ der sozial-demokratischen Abstinenzbewegung Oesterreichs, hatte in seiner August-nummer einen Artikel über die Ablehnung des Antrages des Ge-nassen D i a m a n d gebracht, der der Regierung das Recht gebenwollte, in Jahren der Mißernte die Alloholfabrikation einzu-schränken oder zu verbieten. Der Artikel mit dem Titel: LieberSchnaps als Brot wurde konfisziert. Jetzt ist durch eine In-terpellation der Artikel.immunisiert", sodaß die gefährlichen Stellenabgedruckt werden können. Sie lauten:.(... so entschied dasParlament, das auch in Jahren der Hungersnot den reichen Grund-besitzer»). Erzherzögen und Fürsten, Bistümern.Orden und Kirchen, die sich dem anrüchigen aberprofitreichen Geschäfte des Schnapsbrennenswidmen,(ihre Prämien zu bezahlen feien). Mitgliederdes Kaiserhauses. Angehörige der ältestenAdclS«familien, weltliche und gei st liche Würdenträger,alle sind am Werke. SchnapS zu brennen. Allest ehe» mit offener Tasche da, um von dem staat«lichen Goldregen ihren Teil einzuheimsen."Belgien.Hervö darf nicht gegen den Krieg reden.Man ineldet uns aus Brüssel: Belgien darf als einLand gelten, in dem für gewöhnlich die Freiheit zu reden undzu demonstrieren nicht durch kleinliche Schikanen beeinträch-tigt wird. Diese Regel erfuhr kürzlich eine Ausnahme.H e r v 6 sollte diese Woche im B o r i n a g e und im„Maisondu Peuple" in Brüssel sprechen. Die Regierung ließ ihmbedeuten, daß er sich nicht nach Belgien bemühen möge, dasie sonst gezwungen wäre, ihn unverrichteter Sache über dieGrenze zu befördern. In � der„Guerre Sociale" macht sichHervs tn seiner beißend-fpöttrschen Art über die belgische Re-gierung lustig, der man wenigstens im Gegensatz zuritalienischen— Höflichkeit nachrühmen müsse, indem sieihm schon vorher, um ihm Verhaftung und Ausweisung zuersparen, wissen ließ, was ihm bevorstände. � Hervs hattedas Kriegsthema behandeln sollen.— Nun, da sich Belgienallmählich zu einem Militärstaat auswächst, muß es sich auchentsprechend aufführen...England.Kanadas Beihilfe beim Wettrüsten.Ottawa. 5. Dezember. Der kanadisch« PremierministerBorden legte dem Parlament heute ein Gesetz vor. daß dieverwendbaren Seestreitkräfte des britischenReiches vermehren soll. Er hob dabei hervor, daß bei demjetzigen Stande der Seemacht am meisten die Tatsache hervortrete,daß die britische Marine vor 12 Jahren auf allen Ozeanen die Ueber»macht besessen habe, während sie heute außer in der Nordsee nir-gends in der Uebermacht sei. Er erklärte, er halte die Lage füre r n st genug, daß Kanada dem Muterlande sofortige Unterstützunggewähren müsse. Er schlage deshalb vor. daß Kanada dem KönigsiebenMillionenPfundSterlingfürdreiDread-n o u g h t s gebe, welche die größten und stärksten Schiffe werdensollten, die man für Geld haben und mit Hilfe der Technik bauenkönne. Sie sollten in England gebaut und der Admiralität für dieallgemeine Verteidigung des Reiches zur Verfügung gestellt werden,Borden führte weiter auS: Di« augenblicklich oberste Pflicht, dieSicherheit in den heimischen Gewässern zu verbürgen, lst durchZurückziehung oder Beschränkung der Geschwader in allen Teilender Welt erfüllt worden. Trotzdem sind die Kosten beinahe um50 Proz. gestiegen, einfach deshalb, weil die fremden Macht« ihreFlotten vergrößern, besonders Deutschland. Die britischeFlagge wird nicht länger die vorherrschende im Mittelmeer sein.Oesterreich-Ungarn mit nur 140 Meilen Meeresküste und überhauptkeinen Kolonien baut eine furchbare Flotte von Dreadnoughts, und dieitalienische Flotte wird noch furchtbarer sein. Borden verlas dannein langes Memorandum des englischen MarineministerS Churchill.in dem die Seemacht Deutschland» und Großbritanniens, sowiediejenige anderer Nationen aufgeführt wird und genaue Vergleichegezogen werden. Wie Churchill hinzufügte, würde jedes VorgehenKanadas, die Stärke und Beweglichkeit der Marine und damit dengemeinsamen Sicherheitsfaktor zu erhöhen, überall als bedeutsamerBeweis für die geeinte Kraft des Reiches und den erneuten Ent-schluß der Dominien angesehen werden, ihr Teil zur Erhaltung herUnverletzlichkeit des Reiches beizutragen,Amerika.Eine Erklärung des Präsideuteu Taft-Washington, 6. November.(W. T. B.) In einer General-botschaft an den Kongreß gibt Präsident Taft der Absicht Ausdruck.die gesamte Tarifrevision der kommenden de-mokratischen Regierung zu überlassen. Er betontdie Dringlichkeit der Währungsrefo wn aus denvon der Währungskommission empfohlenen Grundlinien und empfiehlt, den Plan, jährlich zwei Schlachtschiffe zubauen, wieder aufzunehmen, mit dem Vorschlag, im Jahre 1013drei zu bauen, um das Manko dieses Jahres wieder auszugleichen.Taft erklärt weiter, daß der P rote st Englands gegendie Pan a m ak a n al-G e setz ge b un g gebührend Be-achtnng fände, und daß man bemüht fei� eine befriedigendeSchlichtung zu erzielen,