die meisten Negerstämme kiätten sich unterworfen. Nach einer Notiz soll der König selbst um Frieden gebeten haben. Sind diese Nachrichten auch vielleicht etwas übertrieben, so scheint es doch gewiß, daß die Lage der Franzosen in Dahomey entschieden eine bessere geworden ist. Um so schlimmere Nachrichten kommen aus Asien . Tonkin, das Schmerzenskind der französischen Kolonialpolitik, ist wieder einmal in Hellem Aufstand, nachdem kaum die„Beruhigung" des Landes angezeigt war. Den Anlaß sollen Frohn- arbeiten(an Wegen ec.) gegeben haben, die den Ein- geborenen aufgelegt wurden. Gefährlicher noch als der Aufstand ist die Cholera, welche in dieser Unglückskolonie niemals erlischt und schon mindestens 100 000 Franzosen hinweggerafft hat.— � Deutsch -französischer Grenzkrieg. Mit dem deutsch - russischen Grenzkricge, der seit gut zwei Mcnschenalteru unverdrossen fortgesetzt wird und die Annehmlichkeiten der vom„Erbfreund" in Szene gesetzten Grenzsperre noch er- heblich vermehrt, hatte das„neugeborene Deutschland " nicht genug, es mußte auch noch einen deutsch - französischen Grenzkrieg mit dem„Erbfeind" organisiren und unterhalten. Es sind hier allerdings keine Soldaten, die auf einander schießen, sondern Förster, Wildwächter und Steuerbeamte. Für die Bismarck 'sehe Staatsmannskunst hatte das den Vortheil, daß man gelegentlich einen Schnäbele fangen konnte und immer einen hübschen casuo belli— Kriegsfall und Kriegsgrund sparat hatte. Bismarck ist in den Orkus versunken, allein sein Nach- solgcr hat als konservativer Mann anch auf diesem Gebiete den alten Kurs konservirt, und neulich wurden wieder einmal zwei französische Wilddiebe, Mutter und Sohn, von einem deutschen Förster erschossen. Natürlich, wie dieser bethenert, aus Nothwehr, was jedoch ebenso natürlich von den Franzosen bestritten wird; und nicht ohne eine gewisse Wahrscheinlichkeit, denn daß zwei geübte Wilddiebe, als welche die erschossenen geschildert werdeu, sich gemüthlich einer nach dem anderen von einem Mann todtschießen lassen, das klingt sicher nicht sehr glaublich. Genug, sie sind todt, und die Sache macht viel böses Blut in Frank- reich. Ter„Straßburger Post" wird nun von einem„süddeutschen Oberförster" geschrieben: „Muß denn die Jägerei bis haarscharf an den Grenzen durchaus und unter allen Umständen sein? In der ganzen Welt schießt man sonst an Grenzen, über welche hinaus man zu keinem anständigen nachbarlichen Verhältniß gelangen kann, alles ab. Warum geschieht dies nicht an jener Grenze, die sür den Schmuggel uno die Wilderei so außer- ordentlich geeignet, also bei einigermaßen erfolgreicher Jagd- hege nothwendig die Wilderei hegend ist?" Da es ein Regierungblatt ist, das diesen sehr ver- nünftigen Vorschlag macht, so wollen wir hoffen, daß die Regierung, die ja nicht mehr auf Schnäbele-Fälle Jagd niacht, m,t den Bismarck 'schen Praktiken bricht und dem guten Rath folgt.— Ter englische Kohlenstreik im Unterhaus. Ein Telegramm aus Londen besagt: Montag, 13. November. Unterhaus. Im Verlaufe der Sitzung erllärte der Premierminister Gladstone, die Re- aiening verfolge mit peinlicher Aufmerksamkeit die lange Dauer des Kohlen st reiks und glaube, die Bewegung sei jetzt an einem Punkte angelangt, wo weitere Ber- »n i l t e l u n g s s chsri tte mit Aussicht auf Erfolg n n t e r n o m m e n m e r d e n könnten. Er habe daher an die betreffenden Organisationen der Grubenbesitzer und Berg- lenke Briefe gerichtet, in denen er hervorgehoben habe, daß für beide Parteien eine weitere gemeinsame Erörterung unter dem Vorsitz eines Ministers von Vortheil sein dürfte. Lord Rosebery habe diese Aufgabe übernommen und beide Parteien aufgefordert, Vertreter zu einer sofort zu beginnenden Konferenz zu entsenden. Lord Rosebery trete nicht als Schiedsrichter auf, sondern werde sich darauf beschränken, seine guten Dien st e anzubieten, damit beide Parteien zu einer friedlichen Lösung der strittigen Fragen gelangten. Gladstone sprach schließlich die Hoffnung aus, daß die Ver« Hältnisse den Schritt der Regierung rechtfertigten. Es ist bekanntlich nicht das erste Mal, daß die Regie- tung zu vermitteln sucht. Freilich die Zeit ist jetzt günstiger. Leider genießt aber das Ministerium Gladstone nur eines geringen Vertrauens unter den Arbeitern, die nicht ver- gessen können, daß die„liberale" Regierung es war, die den Grubenbesitzern Polizei und Militär zur Verfügung stellte und daß es ein Mitglied der liberalen Regierung war— Herr Asquith , der die Metzelei von Featherstone veranstaltete. Wolff's Depeschenburean meldet ferner: Manchester , 14. November. Eine heute Nachmittag stattgehabte Konferenz des Bundes der Bergarbeiter nahm eine Resolution an. den Vorschlag des Premierministers Gladstone behuss einer Vermittlung zu akzeptiren. Ein probates Mittel gegen den Hunger haben die Londoner wohlhabenden Frauen entdeckt. In der vorigen Woche haben sie eine große Versainmlung abgehalten, um ihre Sympathien den hungernden Frauen und Kindern in den Minendistrikten auszudrücken. Das ist alles, was man verlangen kann. Und hoffentlich sind die Hungernden anch dankbar und bescheiden genug, sich mit der Sympathie zu sättigen. Oder sollten sie gar so unvernünftig sein, reellere Dinge zur Stillung ihres Hungers zu verlangen?— Wozu die Anarchisten gut sind. Welche Dienste sie soeben der spanischen Regierung erzeigt haben, wurde schon auseinandergesetzt. Aber die Herren haben sich noch in viel weiteren Kreisen nützlich gemacht. So meldet jetzt ein Telegramm aus Bern : „Ter frühere Regierungspräsident des Kantons Zürich , bespricht in einem schweizerischen Blatte die jüngsten Anar- chisten- Attentate in Barcelona . In diesem Artikel heißt es, daß bei einer Wiederholung dieser Ver- brechen die Mächte gezwungen sein würden, durch internationale Abmachung gegen die Anarchisten energisch vorzugehen." An der Wiederholung wird es nicht fehlen. Herr Windischgrätz junior und andere brauchen die anarchistische tilse mindestens eben so sehr, wie die bankrute spanische egierung. Und so wird uns denn gelegentlich ein hübsches internationales Anarchistengesctz vorgelegt werden, das der internationalen Polizei von ihren anarchistischen Freunden apportirt»vorden ist. Uebrigens wird heute aus Madrid telegraphirt, der Belagerungszustand sei blos in Barcelona proklamirt und niemand denke daran, das Standrecht in ganz Spanien ein- zuführen. Die Botschaft hören wir wohl, jedoch uns fehlt der Glaube.— Korruption in Serbien . In Belgrad wird nächstens ein Aufsehen erregender Prozeß stattfinden, hohen Staats- beamtcn ist man auf die Spur gekommen> daß sie mit Skempelfälschungen den Staat um mehr als eine Million Franks(800 000 M.) geschädigt haben.— Z>srkeinsckrirhkerr. Der Parteitag für den Wahlkreis Hanau -Gelnhansen fand am 12. November in Hanau statt. Beschickt war der- selbe von 23 Delegirten,»velche 25 Ortschaften vertraten. Die Berichte der einzelnen Delegirten lassen sich kurz dahin zusammen- fassen, daß in allen, auch den kleinsten Ortschaften, Versuche ge- macht worden sind, Wahlvereine zu gründen, daß aber dieselben schiver zu leiden haben durch die zudringlichen Aufmerksainkeiten seitens der Polizei-Organe. Auch haben die meisten Genossen noch sehr mit der Lokalnoth zu rechnen, da ihnen fast überall die Säle veriveigert werden. Genosse D a ß b a ch- Hanau erstattete den Kassmbericht, welcher ergab, daß seit dem I. November 1892 bis 31. Oktober 1893 die Einnahmen 1273,56 M. betragen hatten, denen 1207,24 M. Ausgabe gegenüberstehen. Außerdem sind zur Reichstagswahl eingegangen 2354,63 M., ausgegeben 2319,29 M. Der Kassenbestand beträgt 842,77 M.— Genosse Daßbach- Hanau wurde als Kreis- Vertrauensmann gewählt. Ein Antrag, dahin zu wirken, daß die Wablvereine sich auflösen und die Agitation nur durch die Vertrauensleute betrieben»vcrden solle, wurde ab- gelehnt. Die Agitation des Kreises soll künftig durch den Kreis- Vertrauensmann geleitet werden, in jedem Orte soll ein Ber- trauensmann gewählt werden. Der nächste Parteitag des Kreises soll in Orb stattfinden. Hierauf wird der Parteilag mit einem Hoch aus die internationale Sozialdemokratie geschlossen. Mainz , 12. November. In öffentlicher Parteiveiffammlung »vurde nach einem Berichte über den Kölner Parteitag durch den Genoffen Joest an Stelle des langjährigen Vertrauensmannes Genoffen Konrad, der bestimmt ablehnte, Genosse Joseph Lukas zum Vertrauensmann und Genosse Bernhard Wollstadt zu dessen Stellvertreter ernannt. »» Eine große von IZOV Personen besuchte Volksvers am m l u n g, welche am 12. November er. in D r e s d e n stattfand, nahm nach einem Referat des Genossen Kaden eine Resolution an, die sich gegen die Mehrbelastung des Volkes durch die Tabak-Fabrikatsteuer aussprach. Die Parteigenossen von Frankfurt a. M. nahmen, nach- dem sie den Bericht der Delegirten vom KölnerParteitag entgegengenommen, nach längerer Debatte eine Resolution an, durch welche sie sich mit den Beschlüssen des Parteitages ein- verstanden erklärten. Mit etwas geringerer Majorität� wurde der zweite Theil der Resolution angenommen, welcher die Haltung des Parteitages gegenüber der Geiverkschaftsbewegung gut hieß. Polizeiliches, Gerichtliches«. — Hinsichtlich der P r e ß b e l e i d i g u N g en hat das Reichsgericht entschieden, daß einem Zeitungsredaklenr, der in der Wahrnehmung seiner persönlichen berechtigten Interessen gegen einen vermeintlichen unbefugten Angriff ehrverletzende Veröffentlichungen gegen einen Beamten gerichtet hat,. der Schutz des§ 193 des Strafgesetzbuches, Wahrnehmung berechtigter Interessen, zusteht, selbst wenn er annehmen konnte, daß er durch Beschwerde bei der vorgesetzten Dienstbehörde gleichfalls Genug- thuung erlangen würde. — Sitzenbleiben beiHochs istkeineMajestäts- beleidigung. So entschied die Strafkammer in Mühl» hausen. Unserm Magdeburger Bruderorgan geht darüber aus Mühlhausen folgendes zu: Bei einer Wählerversammlung in Treffurt waren 5 Personen, die hier vor der Strafkammer standen, beim Ausbringen eines Hochs auf den Kaiser sitzen geblieben. Sie waren deshalb wegen Majestätsbeleidigung angeklagt. Der als Zeuge vernommene Bürgermeister und der Gendarni von Treffurt mächten un- bestiminte Aussagen. Der eine Angeklagte sagte aus, daß er schiverhörig sei und gar nicht geivußt habe, um»vas es sich beim Aufsiehen der Anwesenden gehandelt habe. Das Gericht sprach die Angeklagten q>U der Begründung frei, daß, wenn auch einige von ihnen sitzen geblieben seien, dieses Sitzenbleiben allein noch keine Majestätsbeleidigung sei. Es müßten erst außer dem Sitzenbleiben noch Nebenumstände hinzutreten, wie Aeußerungen oder Handlungen der.Betreffenden, die eine Majestätsbeleidigung ergeben. Wir möchten durch Veröffentlichung obiger Gerichtsentscheidung unsere Leser durchaus nicht dazu veranlassen, weniger Borsicht zu gebrauchen, denn dieser übrigens vernünftigen Anschauung, die in obigem Entscheid niedergelegt, dürfte sich darum noch lange nicht jeder Gerichtshof anschließen. Wir können hier nur dieselbe Ansicht wiederholen, die im „Vorwärts" schon mehrfach zur Geltung gekommen. Eine Gesell- schast, in der die eine Klasse, weil sie die Macht hat, die andere zwingen kann, Handlungen zu begehen, oder durch äußerliche Zeichen(Aufstehe») ihr Einverständniß mit solchen zu heucheln, ohne daß diese damit einverstanden, kann nichts anderes verlangen und erwarten, als daß sie von der unterdrückten Klasse belogen wird, daß dieselbe solange heuchelt, bis sie die Macht hat, den ausoktroyirten Zwang abzuschütteln. Soziale AevevNrhf. Aufruf an alle in der Filzschuhbranche be- schästigten Arbeiter Berlins und Umgegend. Kollegen, abermals stehen wir am Beginn eines neuen Jahres, und so sollen wir, wie im alten Jahr, die Erfolge, welche wir durch unsere starke Organisation errungen haben, im neuen Jahre zu verstärken suchen. Einzig und allein aw der Kollegenschaft liegt es, wenn sich die Organisation nicht so entwickelt wie es erforderlich ist. Kollegen! Ihr seht wie die Fabrikanten flch die- jenigen Kollegen zu nutze zu machen suchen, die der Organi- sation fern stehen. Diese Kollegen sind Pessimisten, wir müssen auf sie einwirken, daß sie anderen Sinnes werden. Kollegen, Ihr wißt, daß auch bei uns die Krise vor der Thür steht. und daß die Fabrikanten versuchen, uns das Wenige zu entreißen, was wir durch unsere Organisalion errungen haben. Kollegen, führt Ihr ein menschenwürdiges Dasein? Be- trachtet die sanitären Verhältnisse in Euren Werkstellen, die brutale BeHandlungsweise einzelner Fabrikanten! Dies» Ucbelstände sollten doch auch den Indifferentesten zum Bewußt- sein kommen. Sie sollen sich alle um das Banner der Organi- sation schaaren, denn nur durch dieselbe sind diese Mißstände zu beseitigen. Schaart Euch alle um Eure Organisation. Suche ein jeder eiii tüchtiger Kämpfer zu werden, damit die Fabrikanten einschen, daß Ihr Euch nicht länger auf ein besseres Jenseits vertrösten läßt. An Euch Kollegen, die Ihr organisirt seid, richten wir dem Mahnruf, rüttelt die Säumigen auf, scheut keine Mühe, versucht es, ihnen klar zu machen, daß sie nur durch die Organisation Besserung ihrer Lage zu erwarten haben, darum erscheint Mann sür Mann am Montag, den 27. November, Abends 3 Uhr, bei Seefeldt, Grenadierstr. 83, denn unser Motto ist: Einer sür Alle und Alle sür Einen! Mit kollegialischem Brudergruß und Handschlag Der Vorstand des Vereins der Filzschuh-Arbeiter Berlins und Umgezend., I.A.: Albert Jaensch, 1. Vorsitzend», Demminnstr. 1. Zur Lage der Handlungsgehilfe». Die„Münch. Post" weist an der Hand des Jahresberichtes der Orts-Krankenkasse für kaufmännische Angestellte von München nach, daß die Lage der Handlungsgehilfen auch an der Isar eine sehr ge- drückte ist. Die Orts-Krankenkaffe hat von 1888—1892 an Mitgliedern um 39,3 pCt. zugenommen. In demselben Zeitraum stieg die Zahl der kassenärztlich Behandelten von 3423 auf 6944, was einen Zuwachs von 134,6 pCt. bedeutet. Im Prozentsatz zu der Mitgliederzahl der betreffenden Jahre beträgt die Zahl der kassenärztlich Behandelten 1883— 67,4 pCt. und 1892— 118,16 pCt. Das Ueberwiegen der Erkrankungen über die Mitgliederzahl ist nach der Meinung der„Münchener Post" eine Folge des Um- standes, daß die Mitglieder im Laufe der Jahre mehr und mehr gelernt haben, ihre Kasse in Anspruch zu nehmen. Trotzdem bleibt ein Wachskhum der Erkrankungen gegen früher. Diese sind die Folgen der im Handelsgewerbe üblichen 14— 16stündigen Arbeitszeit, sowie der schlechten Bezahlung hauptsächlich der jungen und der weiblichen Arbeitskräfte. Die lange Arbeitszeit in geschlossenem Räume, in staubiger Atmosphäre, wenig und schleckte Nahrung müssen dahin führen, daß ein großer Theil der Mitglieder krank, arbeitsunfähig ist. Die weiblichen Angestellten nehmen dabei die höchste Ziffer ein, wie folgende Tabelle zeigt: Als arbeitsunfähig erkrankten 1883: 905 und 1892: 2200. An diesen Summen partizipiren im Prozensatz zu der Zahl der Mitglieder: Mitglieder: 1883: 1392: Männlich erwachsen 5,99 11,36 Weiblich, 7.16 12,44 Männlich unter 16 Jahr und Lehrl. 2,75 3,9 Weiblich 1,91 3,26 Ein sehr trauriges Kapitel im Leben des Handlungsgehilfen verräth uns die Statistik der Todesfälle. 1892 verlor die Orts- Krankenkasse 35 Mitglieder durch den Tod, wovon allein 54,29 pCt. an Lungenleiden und 3,57 pCt. durch Selbstmord endeten, während alle anderen Todesursachen nur 37,14 pCt. ausmachen. Die Krankheitsfälle vertheilten sich auf folgende Alters- stufen: unter 16—20 21-25 26-30 30-35 16 Jahr Jahr Jahr Jahr Jahr 1888... 8,07 5,72 4,13 2,14 2,73 1392... 2,65 11,46 8,49 4,26 4,06 Den höchsten Prozentsatz liefern die 16—25 jährigen, während von der Altersklasse von 31 bis 75 Jahren nur etwa die Hälfte der Klaffe von 21 bis 25 Jahren erkrankt. Und angesichts dieser traurigen Thatsachen sträuben sich die Unternehmer mit aller Gewalt gegen jedwede Verkürzung der Arbeitszeit. Eine Versammlung von Hansindustriellen, sogenannten Heimarbeitern, in Mainz , beschloß eine Eingabe an das Kreisamt zu machen und dasselbe aufzufordern, die Zurückgabe der den Haus- industriellen seit dem 1. Januar 1891 ungesetzlich abgenommenen Beiträge zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung zu ver- fügen, da nach§ 2 des Gesetzes über die Alters- und Jnvali- ditätsverstcherung die Heimarbeiter von den Wirkungen dieses Gesetzes ausgeschlossen sind. Auch in Breslau hat eine große Versammlung von Tabaksinteressenten und Konsumenten stattgefunden, welche eine Protestresolution gegen die geplante Tabaksteuer annahm. Die streikende» Drechsler i» Plaue» fordern ihre Berufs« genossen ans, den Zuzug dauernd fern zu halten. Der Sieg werde alsdann in kürzester Zeit errungen sein, da die betreffende Fabrik nur mit einigen wenigen, ganz unzureichenden Kräften arbeitet. Zur Sonntagsruhe. Ein erwähnenswerthss Urtheil fällte das Schössengericht in München . Es sprach einen Bäckerei- besitzer frei, der eines seiner Lehrmädchen in der gesetzlich freien Sonntagszeit von 3—10 Uhr Vormittags mit Anordnung der Ladenauslage beschäftigt hatte und geltend mächte, daß das nicht zum Verkauf, sondern zur Fabrikation gehöre. Wenn die höheren Instanzen dieses Urtheil bestätigen sollten, wäre vorerst die beste Gelegenheit zur Umgehung der Sonntagsruhe zum Schaden des Ladenpersonals und in direktem Widerspruch mit dem Zwecke des Gesetzes geschaffen. Kapitalistische und proletarische Entlohnung. Darüber bringt die„Münch. Post" folgenden interessanten Beitrag: Der Pariser„Figaro", das Organ der Pflastertreter und Lebemänner des Boulevards, berechnet den durch den Streik im Pas de Calais einer einzigen Kompagnie, der von Lens, verursachten Schaden auf 990 000 Frks., darunter 600 000 Frks. entgangener Gewinn aus der nicht geförderten Kohle. Wenn die Arbeit nicht unter- krochen worden iväre, so hätten die Arbeiter während der 42 Tage des Streiks 42 Mal 3000 Donnen, d. i. 336 000 Tonnen Kohle, gefördert, was einem Gewinn von 672 000 Frks.(2 Frks. k Tonne) entspricht. Der offenbar im Namen der so schwer ge« schädigten Ausbeuterkompagnie sprechende„Figaro" setzt das Rechenexempel nicht bis zum Ende fort. Wenn man nämlich etwas weiter rechnet, ergiebt sich folgende?: Der Jahresgewtnn der Kompagnie von Lens ergiebt nach den Angaben des„Figaro" die Summe von 4 800 000 Frks. Die 3000 Aktien der Gesell- schast sollen sich in 300 Händen befinden, sodaß aust jeden Aktionär ein Jahresgewinn von 16 000 Frks. entfällt. Die Ar- beiter, über und unter Tage, der Kompagnie, erhalten nur einen Durchschnittslohn von 1411 Frks. resp. nach Abzug üitfreiw.llliger Arbeitslosigkeit, Krankheit w. von 1272 Frks. Jeder der 300 Aktionäre erhält also täglich 43,83 Frks., jeder Arbeiter 3,48 Frks. von dem Ertrage der Gruben. So entlohnt der Kapitalismus diejenigen, die arbeiten, und diejenigen, die andere für sich arbeiten lassen. Städtischer Arbeitsnachweis i« Mainz . Mit dieser Frage hat sich nun auch auf Ersuchen der Mainzer Bürger- meisterei die dortige Handelskammer beschäftigt. Die Kammer beschloß, die Einrichtung prinzipiell zu befürworten, sich aber dagegen auszusprechen, daß die Leitung der Arbeitsnachweis- Stelle einem Arbeiter übertragen würde; nöthig sei hierfür ein durchaus unabhängiger Mann, am besten ein städtischer Beamter. Die vom Gewcrkschaftskartell zur Mitwirkung vorgeschlagene Kommission sei nicht nothwendig; die ihr zugedachten Aufgaben, als statistische Erhebungen über Arbeitslöhne, Krankheits- und Wohnungsverhältnisse, feien keineswegs für diese Kommisston ge- eignet. Sie sei mangels gesetzlicher Grundlage nicht im stände, sich zuverlässiges Material über diese Dinge zu verschaffen. Dagegen sei bezüglich der Krankenverhältnisse die Orts- Krankenkasse, hinsichtlich der Wohnungsverhältnisse die Bürgermeisterei in der Lage, statistisches Material zu liefern, soweit solches überhaupt zu beschaffen und betreff? der Arbeitslosigkeit habe ja die Arbeitsnachweise-Stelle eo ipso das erreichbare Material in Händen. Wir glauben der Handelskammer gern, daß sie Arbeitern irgend welche Befugnisse nicht einzuräumen gedenkt. Und die statistischen Erhebungen über Krankheiten, Wohnungsverhältnisse«., sie mögen im Interesse des herrschenden Geldsacks auch besser unterbleiben. Was brauchen die Handelskammerräthe zu wissen, wie die Arbeiter wohnen; lassen wir über deren Verhältnisse den Mantel der christlichen Liebe gedeckt, wie es bisher gewesen. Wenn sich aber einmal Statistiken nicht mehr umgehen lassen, dann sollen sie wenigstens von bureaukratischen Geheimde- und onstigen Rathen durchgeführt werden, von denen man von vorn jerein weiß, daß so sehr viel nicht dabei herauskommt. Aber bei Leibe den Arbeitern keinen Antheil zubilligen an der Verwal- tung ihrer eigenen Angelegenheiten. Der„Brandenburger Zeitung" wird aus Maris eill» mitgetheilt, daß der dortige Tramway. streik beendet sei.
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