Kr. 287. 29. ZchrMH.tilaje des.Mmärls" letliatt AlksbUSonntag, 8. DeMw M2.k<eicdstag.80. Sitzung. Sonnabend, den 7. Dezember 1312,vormittags 11 Uhr.Am Bundesratstisch: Kühn.Auf der Tagesordnung steht die erste Lesung des Gesetzesüber denVerkehr mit Leuchtöl(Petroleummonopol).Reichsschatzsekretär Kühn: Das Gesetz unterscheidet sich inmanchem von sonstigen Gesetzen. Es ist kein Gesetz zur Deckungeines Geldmittetbedarfs. es ist auch kein politisches Gesetz, sonderneine wirtschaftliche Massnahme, bestimmt, die deutschen Verbrauchergegen ein ausländisches Monopol zu schützen. Es richtet sich abernicht e»oa gegen einen ausländischen Staat oder gegen das Be-stehen einer bestimmten Gesellschaft. Es soll nur die Bildung einesMonopols verhindert werden, daS die Gesellschaft, wie mansagt, selbst nicht begehrt. Diesem Charakter des Gesetzeshat seine Behandlung in der Oeffentlichkeit nicht e n r-sprachen. Die Kritik war nicht immer eine sachliche. Manscheute sich nicht, zu behaupten, nur zugunsten einiger Privat--kapitalisteu werde daS Gesetz gemacht, die Regierung sei abhängigvon der Deutschen Bank. So weit, daß so etwas im Ernstbehauptet werden könnte, sind wir doch wohl in Deutschland nochnicht gekommen.(Abg. W e st a r p: Sehr richtig!— Heiterkeit.)Andere wieder sagten, die Regierung habe sich von Interessenten-gruppen düpieren lassen. Das heißt denn doch den Einflußsolcher Jnteresjentengruppen überschätzen. Sollten diese etwa auchdahintergestanden haben, als der Reichstag einmütig in einer Reso-lulion die Vorlage eines solchen Gesetzes verlangte?(Sehr gut Irechts.) Nur aus Grund dieser Resolution ist die Vorlage gekommen.Aus sachlichen Gründen sind Gegner des Gesetzes die Gegner jedenMonopols. Aber es handelt sich gar nicht um ein eigentliches Mo-nopol, sondern nur um die Zuführung eines ausländischen Pro-duktes an den inländischen Zwischenhandel. Auch handelt eS sichhier nicht wie sonst bei Monopolen um Einschränkung der inlän-dischen Produktion. Näher liegt der Einwand, es läge kein Anlaßzum Gesetz vor, die Standard Oil Company habe den deutschenMarkt genügend und zu einem ziemlich billigen Preise mit Petro-leum versorgt, sie habe auch nicht die Absicht von ihrer Macht in derWeise Gebrauch zu machen, daß sie die Petroleumpreise in Zukunftwesentlich erhöhe.— Aber Menschen und Absichten sind demWechsel unterworfen und die Gefahr ist nicht ausgeschlossen,daß ein Geschäftsmann seine Macht ausnutzt, sich einen höherenPreis für seine Ware zu verschaffen. Andere Staaten habenauch gegen diese Gefahr Abwehrmaßregeln ergriffen. Wieman in Amerika selbst über die Gesellschaft urteilt, beweisen dieWorte eines amerikanischen Richters, wonach etwas Gleichesan Unterdrückung und Mißbrauch von Macht inder Wirtschaftsgeschichte Amerikas nicht bekanntsei. Ich selbst mache mir diese Worte keineswegs zu eigen. Gegendie Durchführbarkeit des Gesetzes hat man gesagt, eine genügendeVersorgung mit Petroleum ohne die St. O. C. sei unmöglich unddiese würde ihre Mitwirkung versagen. Das trifft nicht zu: eineVersorgung des Inlandsmarkts ist auch ohne die St. O. C.durchaus möglich. Insbesondere sind die amerikanischenAußenseiter der St. O. C.. wie ihre Augebote aus derletzten Zeit beweisen, außerordentlich leistungsfähig. DieRegierung hätte ja, bevor sie mit dem Gesetz kam. durch Vor-Verträge den Bedarf Deutschlands decken können.- Das wäregewiß großzügig, aber auch sehr unbesonnen gewesen. Der plötzlicheAusschluß eines so großen Lieferanten hätte große Beunruhigungin weiten Kreisen erregt und wäre auch unbillig gewesen. EineReihe von Beanstandungen erhebt sich dagegen,- daß wenn manschon einmal zu einem Monopol greift, man nicht ein Staalsmono-pol wählt. Aber ein Beamter, der nach bestimmten Normen handelnmuß, ist für kaufmännische Geschäfte nicht geeignet.Die Regelung des Aufsichtsrechtes nebst der Gewinubcgrenzungentkräften den Vorwurf, daß daS Großkapital, speziell ei»bestimmtes Großkapital in unzulässiger Weise gefördertwerde. Sollte der Reichstag noch eine Verschärfungkleines feuilleton.„Im reckten Mnkel".Jagows neuester Streich.Der kleine Napolium am Alexanderplatz, dem die Disziplin derBerliner Arbeiterschaft ja leider gar keine Gelegenheit zu Taten ingroßem Stile gibt, hat wieder etwas von Sich gelassen: Eine„Ver-siigung" natürlich. Er hat offenbar nach angestrengtem Grübeln ge-fuuden, daß die Berliner auf der Straße immer noch Gelegenheitzu gewissen Eigenmächtigkeiten besitzen, denen die Schutzleute grollend,aber machtlos zusehen müssen. Ist das etwa preußische Disziplin,daß der eine schnell geht und der andere langsam? DaS mußans hören I sagte Sich Herr von Jagow und zog die Imperatoren-stirn in majestätische Falten. Und ist es etwa mit der staatlichenOrdnung vereinbar, daß die„Untertanen" kreuz und quer und schiefund gerade über den Straßendamm laufen, wie'S jedem just dierevolutionäre Gesinnung eingibt? Ich werde den Berlinern dasanstreichen, dachte Herr v. Jagow(wie Ich ihnen schon die Auto-mobile angestrichen habe).Sprach«, setzte Sich hin und verkündete in der von Ihm fürdiese Tat beliebten Pose Nr. 17: Der„Untertan" hat von jetzt anStroßenlreuzungen und öffentliche Plätze in einer bestimmtenGeschwindigkeit zu überschreiten, und er hat die Straßen-dämme im rechten Winkel zu durchqueren. Die Geschwindig-keit genau, etwa nach Sekundeumeteru, vorzuschreiben, unterläßtHerr v. Jagow gnädig. Er stellt das in das Ermessen derer, die anAllmacht eS bald mit Göttern kleineren Formales ruhig ausnehmenkönnen: der Schutzleute. Und Er ermächtigt sie, Zuwiderhandelnde„festsustellen".Nun ist leider die aufrührerische Ansicht noch nmner sehr ver-breitet, daß die Schutzleute nicht stets das richtige Augenmaß fürArt und U.afang ihrer segensreichen Wirksamkeit bekiniden. Siewerden also mit diesem A u g e n m a ß allein nicht überall und jeder-zeit den vorgeschriebenen rechte» Winkel exakt bemessen können Eswird dem Herrn v. Jagow demnach nichts anderes übrig bleiben.als dem Revolver ihrer Ausrüstung auch noch ein schönes,ausgewachieues Winkelmaß hinzuzufügen. Auch über diedem Slaalswoht förderliche Geschwindigkeit beim Ucberschreitender Plätze werden die Blauen noch heftig nachdenken müssen.Sollen sie als Maßstab die Fixigkeit zugrunde legen, die sie imKriegen der wirklich gesährlichen Schwerverbrecher an den Tag zulegen pflegen? Das könnte zu unheilvollen Verkehrsstockungenführen. Oder etwa die Geschwindigkeit, mit der sie harmlosePasianren. die sich allzu fröhlich über die gottgewollte Abhängigkeithinwegsetzen, am Wickel raffen? Das würde den Berkehr unfehlbarÜberstürzen. Man sieht, eS sind da Schwierigkeiten.Aber wie erhebend wird es dagegen auch wirken, wenn dieSchuymaniiSsaust ältere Frauen und Männer zu jugendlichem Hopsenaneiieri! Wie melodiich wird dann aus den Kehlen der Blauen dassonst verpönte«Vorwärts" dröhnen.Aber ein furchlbarer Gedanke steigt mir auf: sollte der kleineNapolium, trotz aller sonstigen Unsehlbarkeit, diesmal nicht doch amEnde Bertin und seinen Verkehr mit dem Gefängnrshof ver-wechselt Haben, in den, die Eingelochten ihre läglicho Freistunde vor-schristSmäßig im Zuckeltrab erledigen?der Aufsicht wünschen, so stände dem nichts im Wege.— Die Erträge zufolge des Entwurfes für da? Reich sindfür solche Zwecke vorgesehen, für die der ReichSrag schonmehrfach Mittel gewünscht hat, also für eine vermehrte Für-sorge für diebedürftigenKlassen. Doch ist das nichtder Hauptzweck des Gesetzes, sondern ein Nebenzweck, der das Urteilüber das Gesetz nicht beeinflussen darf. In jedem einzelnen Fallewird die Mitwirkung des Reichstages nötig sein.Zunächst ist an eine Erweiterung der Veteranen-f ü r s o r g e gedacht.— Das Gesetz soll der Weiterentwickelung desWirtschaftslebens dienen. Wir hoffen, daß aus der gemeinsamen Be-ratung ein Werk hervorgehen wird zum Wohle der Gesamtheit.(Bravo I)Abg. Wurm(Soz.):Der Staatssekretär hat den Entwurf damit verteidigt, daß ervon anderen Borlagen der Regierung sich dadurch unterscheidet, daßer keine neuen Geldmittel verlangt. Das ist richtig. Aber der Ent-wurf will den Teufel mit Beelzebub austreiben, erbringt uns aus der Scylla der möglicherweise durch die StandardOil Company drohenden Verteuerung des Petroleums eine ganzsichere Verteuerung. Unsere Bedenken gegen den Entwurf haben jadurch den Staatssekretär insofern eine kleine Abschwächung erlitten,als er meint, der Entwurf brauche ja nicht Gesetz zu werden,auch wenn er angenommen werde, denn der Bundesrat solle denZeilpunkt der Gesetzgebung bestimmen. Das bestärkt uns in demVorhaben, den Entwurf nicht von vornherein abzulehnen, sonderneiner Kommission zu überweisen. Es handelt sich darum, daß aufdem Gebiete der Produktion und des Handels eine große Kapi-talistengruppe den gesamten Handel für Deutschland und einennennenswerten Teil des Handels für die Welt in einer Hand zu-sammengebracht hat, daß dadurch einPrivatmonopol für Deutschlandgeschaffen ist und die Preise ins Ungemessenc gesteigert werdenkönnten. Daß der Staat hier in den sogenannten freien Verkehreingreift, um die Interessen der Gesamtheit zu schützen, billigenwir. Die Vergewaltigung der Schwachen durch die Starken, die sichim heutigen Wirtschaftsleben vollzieht, bringt es ja zuwege, daßüberall die Arbeitsmittel das Monopol einer kleineuGruppe von Kapitalisten werden; das illustriert die Vor-läge, und ich weiß nicht, ob es der Regierung zum Bewußtsein ge-kommen ist, daß sie dadurch den ersten Teil unseres Parteipro-gramms illustriert.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Wirunterschreiben aber nickt die Schlußfolgerungen der Vorlage, dienicht das Reich an die Stelle von Privatunternehmern setzen will,sondern eine Mischung von privaten Rechten mit staatlichen Ge-nehmigungsrechten bringt, und so dem Privatkapital noch erhöhteRechte gibt. Man muh sich fragen, ob denn die Standard OilCompany wirklich ein Privatmonopol hat und ob dieses zur Ver-teuerung des Petroleums in Deutschland führen mutz, und weiter,ob durch die vorgeschlagenen Maßnahmen beide Gefahren beseitigtwerden können.Nun sind wir alle überzeugt, daß die Standard Oil Companyeine der großartigsten rücksichtslosesten Gesellschaftenist, die mit allen Mitteln des Kapitalismus vorgeht, um sich denMarkt zu gewinnen. Sie soll nach einigen Berichten ein Kapitalvon 1200, nach anderen gar von 2000 Millionen Markhaben. Die letzten Dividenden sollen 160 Millionen- Markgewesen sein. Der Trust ist die größte Macht der Welt geworden,und man nimmt an,-daß er die Vereinigten Staaten in einer Weisebeherrscht, wie es dem Uneingeweihte» kaum glaublich ist.Der Trust wäre also wirklich materiell in der Lage, uns vom Pe--troleum abzusperren. Aber bis jetzt hat er nicht zum Schaden derVerbraucher gearbeitet, und die Preise billig gehalten. Nunsagt der Staatssekretär, er mt das der auswärtigen Konkurrenzwegen, wenn diese nicht mehr vorhanden ist, wird er die Preisesteigern. Die wichtigste Konkurrenz für das Petroleum liegt aberin dem- U ebergang zu anderen Beleuchtungsarten,im Gas und in der Elektrizität. Selbst bei den heutigen Preisenvon Gas und Elektrizität ist eine solche Konkurrenz möglich, dieheutigen Preise sind aber künstlich in die Höhe getrieben durchdenselben Staat, der uns vor der Verteuerung des Petro-leums schützen will. Die hohen Preise von Gas und ElektrizitätBasel.Von Karl Henckell.Die Fahnen rauschen, zum Völkerschkachtendie Glocken läuten:es tagt in Baselein neu Konzil.Das alte Münsterragt ob dem Rheine—durch seine Quadernbraust neues Spiel.Die Abgesandtender Völker reichensich fest die Händezum heiligen Bund:„Wir wollen zeugenaus Macht und Wahrheit—vor Grauen zittertder Erde Grund.Was Menschen mühvollschaffen zum Schönen,schamlos verschlingt eSde-Z Wahnsinns Gierdie Frevler schüren,doch Brand und Fackelnverlöschen wir.Vernehmt, ihr Völker,was wir verkünden:gereift sind Saatender neuen Welt.Der Arbeit Heerefordern Frieden—wehe den Mördernvon Firn zu Belt!"Die Glocken läuten,die Fahnen rauschenauslauscht erschüttertder Vater Rhein:Die greisen Kämpferdie blühenden Kinder,sie ziehn zum Münsterder Menschheit ein.(AnS der Anthologie Krieg, ein Buch der Not, die FranzDiederich im Verlage von Kaden u. Co. in Dresden erscheinen läßt,einer im Augenblick doppelt willkommenen Sammlung all' desFurchtbaren und Grausigen, das Dichter und Maler zu diesem Themabeigelrggen haben.)Theater.Lessingtheater: Sommer, Komödie von ThaddäusRittner. Es ist eine frostige mit psychologischen Prätentionen,aber ohne. eine Spur lebendiger Empsindung für wirklich psycho-logische Zusammenhänge gezimmerte Komödie. Eine jener jetzt oftvei suchten Grotesken, die durch paradoxe Uebertrsibungen verblüffenwollen und deren Bühneumöglichkcit sich noch weit schwerer als dievon anderen, wenigstens mit der Absicht verständlicher Molivierunggeschriebenen Stücke im voraus beurteilen läßt. Die Unbekümmert-heit. mit der in solchen Stücken die Dinge auf den Kopf gestelltwerden, kann je nachdem im Rampeulichte einen Schein schlagkräftigerLustigkeil erhalten, von dem der gedruckte Text kaum elwas spürenläßt, aber sie kann bei dieser Beleuchtung sich erst recht inS völligFratzenhafte wandeln. So war eS diesmal. Brahm, der allzu frühVerstorbene, dem das Theater so unendlich viel verdankt, Hai sich inseiner Abschätzung der szenischen Tragkraft des Stücks, auch wenner» für nicht mehr als einen brauchbaren Lückenbüßer hielt, geirrt.Das Bühnenbild ließ alle Riffe und Brüche der Konzeption, statt inMomente darüber wegzutäuschen, mit unerträglich krasser Deutlichkeithervortreten. DoS gelangweilte Publikum machte ausseiner Enttäuschungkein Hehl- Ein junger Mensch, der erfährt, daß er, unheilbar krank.nur noch wenige Monate zn leben habe, muß, sollte man meinen,dadurch im Innersten erschüttert werden. Lähmend wird-derSchreck in seine Seele dringen. Die weitere Wirkung, mag je nachdem Charakter des Betroffenen dann ganz verschieden sein; er magsich zu läuternd befreiender Nesignätion erheben, er mag, wieSchnitzler es in seiner meisterlichen Novelle„Sterben" darstellt.sind durch die hohen Kohlenpreise veranlaßt. Es wäre also zunächstan eineVerstaatlichung der Kohlenbergwerke und der Wasserkräfte.zu-denken.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wenn beiStaat nach wie vor gar nichts tut, um eine solche Konkurrenz fürdas Petroleum durch Verbilligung des Gases und der Elektrizität!zu schaffen, dann könnte man sich allerdings fragen, wie weit kanndenn das Petroleum durch die Standard Oil Co. verteuert werden�und toaS müssen wir tun, um dem aus-dem Wege zu gehen.Die Regierung sagt: wir versorgen uns durch Petroleum au�anderen-Quellen. Das ist der Hauptzweck:� ist es möglich, ge-nügend Petroleum ohne die Standard Oil Co. zu schaffen und zuioelchem Preise? Die Vorlage spricht von Rumänien, Galizien,Rußland und Dentschland. Die liefern heute ungefähr e i nFünftel deffen, was wir an Petroleum verbrauchen.� Ich willganz absehen davon, daß ein Teil dieses Petroleums nicht den-Qualitäten entspricht, die wir heute gewohnt sind, oaifandere Lampcnkonstruktionen notweirdig waren usw.Im Vordergrund steht Rumänien, das Schoßkind jenesBank X, von der Bank A nichts wissen will, wie der Staatssekretärsagte. Setzen wir statt X Deutsche Bank und statt A Diskonto-gesellschaft, so Hoden wir die Gleichung richtig gelöst und brauchci«uns kein X vormachen zu lassen.(Heiterkeit.) Die rumänische!Gesellschaft hat ihre recht interessante Geschichte. Als diese Gesell-schaft erstand, hat-die Standard Oil Co.� versucht,� die Oelfeideöeinfach aufzukaufen. Tann haben sich interessierte Kapita-listen hineingelegt, im wahren Sinne des Wortes, haben dort großeAnlagen geschaffen, haben versucht, das rumänische Petroleum- inKonkurrenz mit der Standard auf den Markt zu bringeii. Dierumänische Regierung hat ein eigenes Gesetz gemacht, das nicht alsGipfel der Weisheit zu gelten hat, zum Schutze des rumänischenPetroleums. Nachdem die Deutsche Bank oder die Steaua Ro-mana, die rumänische Petrolcumgesellschaft, vergeblich bcrsuchthatte, gegen das amerikanische Petroleum zu konkurrieren, habendie beiden, wie das im Geschäftsleben üblich ist, sich vertragen,und erst als die Monopolbestrebungen im Deutschen Reichstagimmer konsistentere Gestalt annahmen, durch den Antrag Basser-mann-Stresemann, durch die großen Versprechungen-, die HerrStresemann machte, der meinte, es könne ohne Verteuerung desPetroleums für das Reich ein Nutzen von 30 Millionen Mark dabeiabfallen, erst da hat sich das zarte Bündnis zwischen der DeutschenBank und der Standard wieder gelöst und es ist zu jenem- für unserWirtschaftsleben so bezeichnenden Prozeß gekommen, von dem manbis zum Uebevdruß in den Zeitungen liest, wo der eine dem anderenvorwirft, er habe einen Vertrag gemacht.der gegen die gutenSitten verstoße, und der andere sagt: Du hast ja gclvnßt,>vas iinVertrag steht, du hast ihn also absichtlich so geschlossen,damit du ihn eines Tages hinterrücks aufheben- kannst. DieserStreit der Jntcressentengruppen geht uns hier nichts-an. DieHauptsache ist, daß die Lieferungsfähigkeit Rumäniens durch Qua-lität und Quantität des Petroleums für uns sehr begrenzt ist.Was dann Galizien betrifft, so sind die Erfahrungen dortein Musterbeispiel dafür, wie ein Staat, der sich einer Privat-.gesellschast zu gefügig zeigt,mit Nuten gepeitsch»wird. Galizien hatte anfänglich ein überraschendes Anschwelle»»seiner Petroleumproduktion zu verzeichnen. Es zwang dam: durchseinen politischen Einfluß in Oesterreich die dortige Regierung.mit ihm einen Vertrag zu schließen, der ihm einen dreimalhöheren Preis als den damaligen Marktpreis sicherte, und damitdas Petroleum verwandt-werden konnte,, zwang-es den öfter-reichischen Staat, seine Lokomotiven zu ändern und Petroleumzu ihrer Heizung zu verwenden, nur damit die ga-lizischen Kapitalisten auch sicher ihre Dividenden einziehenkonnten. Aber die Natur rebellierte gegen den Vertrag, einesTages versiegten die Quellen, es kamen Wassereinbrüche dazu unddie Produktion ging koloffal zurück. Daher wurde der Preis nochviel höher. Nun benutzte Galizien seinen politischen Einflußdazu, dem Staate zu sagen: Löse den Vertrag wieder, es ver-stößt wider die guten Sitten, daß wir dir das Petroleum sc»billig verkaufen sollen, mach mit deinen Lokomotiven ivas duwillst, wir gebe» dir kein Petroleum. Wenn man diese Geschichtevon Angst gefoltert, aller früheren Hemmungen vergessend, seinenEgoismus ins Grenzenlose steigern; er mag in lärmendem Galgen-Humor nach bunten Betäubungen haschen. Nur eines: UnbefangeneBergnügtheit. sorglose Bummelei wird man in keinem Fall ihmzutrauen. Grund genug für den aus allerlei graziöse Kuriositätenerpichten österreichischen Autor, sein Drama just hierauf als Pointezuzuspitzen. Er will nnS einreden, daß sein Komödien-jüngling, ein melancholisch trister Neurastheniker, der indem Sanatorium des Doktor Wimmer zum Gaudünn derDamenwelt als schüchtern ungelenker Verehrer umhergeht,nach dem vom Arzte ausgesprochenen Todesurteil plötzlich instürmische Fidelität verfällt und sich in seines Herzens Freudigkeitals dreister Donjuan und Kavalier betätigt. Sowie er aber hört,sein Leiden sei nicht-Z anderes als ein bißchen Bleichsucht, muß ersich nach dem Ratschluß des Dichters, der die Verkehrung des Natür-lichen mit Konsequenz betreibt, in sein ehemaliges ängstlich-deprimiertes Ich zurückverwandeln. Peinlich wie dieses erliifteltsLiebesspiel ist die Intrige, die es in Bewegung setzt.Der Doktor suggeriert dem jungen Mann niit Absichtdie Vorstellung, daß er sterben müsse— weil er ihnfür den künftigen Liebhaber seiner Frau hält und sichin dieser noblen Weise an dem Patienten rächen WilliIn der Schilderung des im Sanatorium blühenden DamenflorStauchen manche epigrammatisch scharfe, boshaft amüsante Zügeauf, die unter dem'wuchernden Gestrüpp der Uebcrtreibimg freilichnur halb zur Geltung kommen.Für die' undankbaren Rollen des Arztes und des Jünglingssetzten sich Reicher und Theodor LooS ein. Glänzend, so daß ina»die Unmöglichkeiten fast vergas;, spielte Tilla Duricux die nmvider-stehliche und unausstehliche Doktorsgattin. Mathilde Sussin machteaus einer Operettensängerin, HanS Marc, aus einem von Eitelkeitgeblähten Konfektionär, dem bewunderten Danieuliebling. im Sanatorium eine flotte Charge.~ dt.L ustspielhaus:„Graf Pept", Lustspiel bon RobertSandel und Alfred Halm. Die Verfasser bieten hier eine jenersattsam erlogenen Soldaten-Kalendergeschichten von Anno dazumalin dramatischer Form. Das Histörchen wickelt sich ab im Lande derMarjankaS und Zwetschgenkiiödeln, als Preußen mit OesterreichKrieg führte. Paul H e y s e lieh den nachgeborenen Kollegen vomdeutichböhmischen Parnaß aus seinem Schauspiel„Hans Lange" denInden und Glaßbrenner verbränne die etwas langweilige„Handlung" mit einigen seiner kurzweiligen Berliner Späßen vonKremserkutichern und Nante, dem Eckensteher. Daneben figuriertendann noch mehrere aus einem Leitfaden für neuere Geschichte herbei-gezogene Namen verschiedener preußischer Heerführer mit dem gelauste»Hofbankier deS seligen Wilhelm I. und einem österreichischen Ossizier-Pensionisten vorn Jahre 1813. Der Waffenstillstand macht allenFeindseligkeiten ein Ende; die Pärchen werden sich kriegen— undwenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heule.... Daß derjüdische Hausierer David Diamant in der Person deZ Herrn FranzArnold urecht wirkte, daß Franz Schönfeld als alter Baroneine vorzügliche Maske trug, wird man gern glauben. Zuweilenwurde auch gelacht— wenn eS auch mir ein„gefrorenes Lachen"war. lind so ging denn die von Herrn Halm, weiland Direltor deSpleite gegangenen Schauspielhauses am Nollendorfplatz mäßig in-szenierle Lustspielhistorie sang- und klanglos schlafen. Ob sie nochals Lcbküchlein am Weihnachtsbaum des LustspielhauseS hängen wird,ver kamt es wissen< o. k,