Nr. 293.
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Sonntag, den 15. Dezember 1912.
Konfervative und Пationalliberale. Die nationalliberale Partei ſei ſtart genug, für fich allein forderungen fönne man erheblich diskontieren, und man
von Abstand nehmen, immer wieder die Aussöhnung" mit ten als das hoffnungsvollste 3eichen, das Europa den Konservativen als das erstrebenswerteste Gut hinzustellen. seit mehreren Wochen gesehen hat. Alle Angaben von Mindestzu stehen und eine selbständige Politik zu treiben. So wenig brauche die Erklärungen, die verschiedene Delegierte unterTrotz wiederholter Zurückweisung von konservativer sie dadurch gewinne, sich von der Regierung als Lückenbüßer wegs abgegeben haben, nicht allzu ernst zu nehmen. InSeite versuchen nicht nur die Altnationalliberalen Fried- für das Zentrum benußen zu lassen, so viel schade sie sich durch zwischen dürfte die gleichzeitige inoffizielle Versammlung bergscher Richtung, sondern auch ein Teil der Bassermänner ein engeres Verhältnis mit den Konservativen, deren Auf- der Botschafter die Wege für die Sanktionierung beFühlung mit den Konservativen zu gewinnen. Der Gedanke, faffung vom Staate mit den liberalen Anschauungen der reiten, die die Großmächte zum Schluß aussprechen würden. Daß sie nicht als der Dritte im Bunde an dem Geschicke des übergroßen Mehrheit des Volkes sich nicht im Einklang Die Botschafter würden im Verlauf ihrer Verhandlungen viel. teuren Vaterlandes mitwirken und des neuen Deutschen befände. leicht nur sehr beschränkte Funktionen auszuüben haben. Reiches gütige Vorsehung spielen sollen, ist so manchem Das mag alles ganz richtig sein; aber ist denn tatsächlich Aber es sei ein großer Gewinn, daß sie überhaupt zusammennationalliberalen Parteiführer, dessen- Ehrgeiz und Eitelkeit der Nationalliberalismus noch eine Partei und nicht viel treten. Ihre Erörterungen würden einem wertvollen Zwecke dienen, wenn sie als Abschreckungsmittel gegen im umgekehrten Verhältnis zu seinem politischen Verstand mehr ein Gemengsel kleinlichster Interessenströmungen? übereilte Aktionen wirkten. stehf, schier unerträglich. Die Konservativen aber sind gute Rechenmeister. Was nüßt ihnen die Unterstützung der Nationalliberalen, wenn sich das Zentrum zurückzieht. Sie verlangen deshalb, daß die Nationalliberalen die Vorherrschaft Die österreichische Regierung hält noch immer mit näheren des Zentrums anerkennen und sich dem gemeinsamen Diftum der Konservativen und der Litramontanen demütig unter- Mitteilungen über den Fall Prochaska zurück, obwohl werfen. Offen und frei stellt Herr Dertel in der„ Deutschen der Konful Edl bereits seinen mündlichen Bericht erstattet hat. Tageszeitung" folgende Bedingungen für die Aufnahme der Soviel müssen aber die österreichischen Offigiösen schon zu Nationalliberalen in die konservativ- ultramontane Inter - geben, daß all ihre Hekmeldungen über Prochaska nichtsessengemeinschaft m. b. S. auf: würdige Lügen waren. Völkerrechtswidrig freilich sollen nach nommen haben. Aber da sie zur Genugtuung bereit sind, den Wiener Behauptungen die Serben sich allerdings bewird hoffentlich die Affäre bald endgültig aus der Welt geschafft werden.
Die zweite Bedingung wäre die, daß die Nationallibe ralen von der Fortschrittlichen Volkspartei ein wenig mehr abrüdten. Man wird von ihnen nicht verlangen und nicht erwarten dürfen, daß sie ihre Beziehungen zu der Nachbarpartei völlig lösen, wohl aber wird es nötig sein, daß fie gegebenenfalls auch gegen die Fortschrittliche Volkspartei Stellung nehmen.
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Erneute Kriegstreiberei.
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Zusammenkunft der Balkandelegierten. London , 14. Dezember. Gestern abend fand eine nicht offizielle St onferenz der Missionen der vier Balkanstaaten statt, die bis Mitternacht dauerte. Die Frage des Arbeitsplanes wurde im Einzelnen erörtert. Venizelos machte den Vorschlag, daß der serbische Delegierte Nowakowitsch als Aeltester das Präsidium führen solle. Dieser Vorschlag wurde angenommen, gleichzeitig jedoch vereinbart, daß, wenn weiter wurde festgestellt, daß, sobald der Waffenstillstand die Türken dagegen Einwendungen erhöben, die Führer der einzelnen Missionen abwechselnd den Vorsiß führen sollten. unterzeichnet war, die Türken klar und deutlich darüber verständigt worden seien, daß Griechenland an der Konferenz teilnehmen werde, trotzdem es an dem Waffenstillstande nicht beteiligt sei. Die Führer der vier Balkanmissionen tamen gleichfalls zu voller Uebereinstimmung über die Friedensbedingungen. Die Zusammenkunft endigte mit dem Austausch loyalster und freundschaftlichster Versicherungen über die Einigkeit der BalkanZur albanischen Frage.
ſtaaten.
Serbien zur Genugtuung bereit. Petersburg, 14. Dezember. Die Börsenzeitung " erfährt aus Belgrad , die serbische Regierung habe Oesterreich ihre Bereitwilligkeit erklärt, Genugtuung zu leisten, falls in der Angelegenheit Prochaska eine Verlegung des Bölkerrechts besteht. Die Kämpfe bei Janina.
unter drei Bedingungen. Zunächst darf das Zentrum Möglich und durchführbar ist eine Arbeitsgemeinschaft nur feinesfalls ausgeschlossen werden, schon des halb nicht, weil sonst die Arbeitsgemeinschaft teinen Zweck und feinen Erfolg habeen würde. Größere Beruhigung läßt sich freilich noch immer nicht Selbst wenn alle rechtsstehenden Parteien sich mit den Nationalliberalen vereinigen wollten, und selbst wenn man der Fortschrittlichen fonstatieren und namentlich in Paris herrscht steigender Der Grund ist das Verhalten der Wiener Volkspartei die Teilnahme an der Arbeitsgemeinschaft offen hielte, Pessimismus. würde doch im Reichstage damit nichts erreicht werden, weil die Streise, über deren eigentliches Ziel die Ünklarheit eher zu genannten Parteien und Gruppen teine Mehrheit bilden. nimmt. Man fragt sich, ob der Zweck der österreichischen Man mag zum Zentrum stehen wie man will, das ist nicht aus der Mobilmachung, mit der die russische parallel geht, Welt zu schaffen, da zohne das Zentrum irgendwelche wirklich nur die Verhinderung des serbischen Hafens und die Polititim Reichstage nicht zu machen ist. Das hat Erreichung der Autonomie Albaniens sei oder ob darüber ja auch übrigens die nation. Iliberale Partei schon tatsächlich hinaus Serbien Bedingungen auferlegt werden sollen, die es deng" aus Paris zugehenden Meldungen bestätigt man an unterWien, 14. Dezember. Nach einer der Politischen Korresponanerkannt, indem sie den bekannten Vesihsteuerantrag gemeinsam in dauernde Abhängigkeit von Desterreich bringen würden. mit dem Zentrum eingebracht hat. richteter Stelle, daß der Gedanke, das autonome Albanien Sehr auffällig ist in dieser Hinsicht ein Artikel der als neutralen Staat unter den Schutz der Großmächte zu Boss. 3tg.", die als Berliner Organ der österreichischen stellen, a II gem einen Anklang findet. Es dürfte daher schon Thronfolgerpartei gelten kann. Das Blatt behauptet, daß jest damit gerechnet werden, daß die Anregung Oesterreich- Ungarns als Termin für die Beendigung der militärischen Vor- und Italiens , die bisher den Kabinetten bloß in vertraulicher Form bereitungen Defterreichs der 20. Dezember in Aussicht ge- mitgeteilt worden war, sobald sie als bestimmter Antrag zur Ernommen sei. Es sei wahrscheinlich, daß in Desterreich der örterung gelangt, die Billigung auch der Mächte der Endlich ist eine Annäherung zwischen den Konservativen und Entschluß gereift sei, den Serben ein für allemal ripetentente erhalten werde. Nationalliberalen nur denkbar und dauerhaft, wenn jede der Parteien darauf verzichtet, in die inneren Ber - den Meister zu zeigen. Die Wiener maßgebenden Streife hältnisse der anderen hineinzureden. Diese Be- feien es müde geworden, alle paar Jahre wegen der Undingung haben die Nationalliberalen in ihren bisherigen Aus- gebärdigkeit des serbischen Nachbars das Heer mobil zu einandersetzungen nicht erfüllt. Sie haben im Gegenteil immer machen und Hunderte von Millionen auszugeben. Man wieder hervorgehoben, daß eine Arbeitsgemeinschaft nur mit den werde nicht fehlgehen in der Annahme, daß Erzherzog Franz sogenannten Gemäßigt- Konservativen möglich sei. Die Kreuz- Ferdinand die Seele der auf klare Rechnung mit Zeitung" hat, unseres Erachtens durchaus zutreffend, darauf hin- Serbien drängenden Partei sei. Kaiser Franz Josef gewiesen, daß eine Scheidung zwischen sogenannten Ultrafon foll wenig geneigt gewesen sein, seine Zustimmung zu den meldet im Anschluß an seinen gestrigen Bericht über die Athen , 14. Dezember. General Sa pundjakis servativen oder Ueberagrariern weder nötig noch möglich sei... Eine recht bündige Antwort. Und ebenso deutlich ant- länen des Erzherzog- Thronfolgers zu geben, doch soll man sämpfe bei Janina: Wir besetzten die Höhen vo wortet auf das nationalliberale Liebeswerben die Reichs- ihn schließlich von deren politischer Notwendigkeit überzeugt Aitorachon nach einem heldenhaften Bajonettangriff der Evzonenbataillone. Die Türtenflohen und ließen außer partei durch ihren Otto Arendt . Er stellt in der Wochenschrift haben. Die lettere Behauptung hat einige Wahrscheinlichkeit den bereits gemeldeten drei Schnellfeuergeschützen vier weitere " Das neue Deutschland" folgende Bedingungen: " Hieraus ergeben sich zwei Vorbedingungen für eine für sich, wenn man sich der Entlassung des Kriegsministers Geschüße und eine Menge Munition zurück. Heute gaben die Erneuerung der alten Kampfgemeinschaft zwischen Nationallibe- und des Generalstabschefs und ihrer Ersetzung durch die Ver- Türken Besta und alle ihre Stellungen bei Cherchan und Ahri ralen und Freikonservativen. Ginmal die Abkehr der 2ibe- trauensmänner des Thronfolgers erinnert. Der Zweck dieser auf. Im Bereich der Befestigungen von Janina haben wir ralen vom Großblock und dann die Erkenntnis der Libe- Maßregel war ja vor allem, den Kaiser mit solchen Leuten fegt. Die Freiwilligenkorps, die sich bei Drisko überlegenen die den Festungswerken gegenüberliegenden Stellungen beralen, daß sie bei aller Gegnerschaft gegen die„ ueberagrarier", zu umgeben, die ihm raten, was der Thronfolger befiehlt.. feindlichen Streitkräften gegenüber sahen, mußten zurückdiese doch als Bundesgenossen gegen die Sozial- Die Vossische Zeitung" behauptet dann noch, daß Dester- gehen. Hilfe aller rechts stehenden Elemente ist diejenige Einig- reich im Verein mit Rumänien vorgehe, das gleichfalls keit der bürgerlichen Kreise zu erzielen, welche die Vorbedingung mobilisiere. Desterreich habe für Rumänien bestimmte Ent- Wien, 14. Dezember. Der„ Südslawischen Korrespondenz" einer erfolgreichen Bekämpfung und schließlichen Besiegung der schädigungen im Auge. Serbien könne leicht peinliche Ueber- meldet man aus Cattaro : Die Kämpfe vor Stutari haben Sozialdemokratie ist. Der Weg zu diesem Ziel ist für den Libe- raschungen erleben. bis gestern mit kurzen Unterbrechungen angedauert. Die Angriffe ralismus flar vorgezeichnet. Mit erfreulicher Entschiedenheit Es ist wahrscheinlich, daß dieser Artikel, der wie gesagt erfolgen jest ständig von türkischer Seite, während die sind die Nationalliberalen in letzter Zeit für die Bismardsche offenbar aus dem Lager der österreichischen Striegspartei Montenegriner in eine rein defensive Haltung ge Wirtschaftspolitik eingetreten. Je mehr sich das geltend macht, stammt, einen Fühler darstellt, um zu sehen, wie die deutsche drängt sind. Die Beschießung der montenegrinischen Artillerieum so mehr werden die Reibungsflächen gegen öffentliche Meinung auf diese Kriegsankündigung reagiert. In ftellungen scheint ſehr erfolgreich gewesen zu sein, da einige PosiNicht im Kampfe mit den„ Ueberagrariern" sehen die Freikonser der Tat scheint uns eine solche Reaktion sehr notwendig. Und wir tionen der Montenegriner zum Schweigen gebracht wurden. Die vativen ihr Ziel, sondern darin, daß sie die Brücke zwischen der meinen, daß es höchste Zeit ist, den österreichischen Kriegstreibern als ob Stutari vor dem Falle stehe, sind grundlos, da weder der Situation der Belagerungsarmee ist eine prekäre. Die Angaben; Rechten und der Linken wieder herstellen, die Verständigung ver- zu bedeuten, daß sie, wenn sie das Verbrechen der Friedens- Tarrabosch noch die Stadt sturmreif sind und die montenegrinischen mitteln und so den gemeinsamen Boden vorbereiten für die auf ſtörung begehen, auf eigene Gefahr und Verant Truppen sich in einem Zustande großer Erschöpfung befinden. Die die Dauer notwendige Vereinigung aller staatserhalwortung handeln, und daß nicht die Knochen eines große Kälte, der große Mangel an Ubitationen und die schwierige tenden Parteien gegen die Sozialdemokratie." einzigen deutschen Soldaten dafür geopfert werden Proviantzufuhr haben die Lage der Montenegriner so erschwert, Recht- niedliche Bedingungen, die von den Konservativen dürfen, den Großmachtswahn des österreichischen Thronfolgers daß es zweifelhaft erscheint, ob die Belagerung von Stutari noch beider Richtungen gestellt werden. Aber nationalliberal heißt zu befriedigen. Die deutsche Regierung hat die längere Zeit wird fortgesetzt werden können. Die Zahl der Lagergrundsazlos und rückgratlos, und daher ist nicht ausgeschlossen, daß sich schließlich doch das Gros der Nationallibe- Pflicht, den Bundesgenossen" wieder energisch daran zu er- frankheiten nimmt zu; namentlich die Anzahl der durch Kätte ralen zum Kotau vor der konservativ- ultramontanen Allianz innern, daß die Erledigung der Fragen des adriatischen Hafens erkrankten Soldaten ist auf montenegrinischer Seite eine sehr große. und der albanischen Autonomie zu jenen gehört, die der Ein griechisch- bulgarischer Konflikt. Vorerst werden sich allerdings die Nationalliberalen wohl gemeinsamen Regelung durch die europäische Diplomatie zuSaloniki, 14. Dezember. Die griechischen Behörden noch hüten, die ihnen gestellten Bedingungen zu akzeptieren gänglich sind und deshalb ihr vorbehalten bleiben müssen. ordneten die Suspendierung des Blattes Bulund sich den Konservativen für den schärferen Zug, den diese Die Friedenskonferenz. garia" wegen tendenziöser, griechenfeindlicher Artikel an. in die gesamte innere Politik bringen möchten, gehorsamst London , 14. Dezember. Die Friedenskonfe. Die bulgarische Wache widerfekte sich dem Einzur Verfügung zu stellen. Noch ist der Zersetzungsprozeß in greifen der Griechen, worauf die Griechen eine starie der nationalliberalen Partei, wie sehr er auch in lester Zeit ren 3 wird am Montag mittag beginnen. Truppenabteilung und zahlreiche Gendarmen heranEine englische Begrüßung. zogen. Daraufhin erschien auch eine starke bulgarische London , 14. Dezember. Die Times" begrüßten den Truppenabteilung am Blake. Die Griechen besetzten man solle deshalb innerhalb der nationalliberalen Partei da- 13usammentritt der Friedensbevollmächtig die Straße von der Druckerei bis zur Ecke des Gebäudes der
demokratie gar nicht entbehren können. Nur mit
über den Ueber agrariern" zurüdtreten..
bereit findet.
borgeschritten ist, nicht weit genug gediehen. Die„ Nationalzeitung" meint denn auch in ihrer gestrigen Abendausgabe:
Der Kampf um Skutari.