Br. 297. 29. Jahrgang. 3. Beilage des„ Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Partei- Angelegenheiten.

Scheukendorf bei Königs- Wusterhausen  . Am Sonnabend, den 21. Dezember, abends 8 Uhr, bei Otto Baetsch: Mitgliederversamme lung des Wahlvereins. Tagesordnung wird in der Versammlung bekanntgegeben.

Berliner   Nachrichten.

Die Stadtverordneten

gegangen. So wird's gemacht. So fängt man die Gimpel. Keiner der Käufer würde die 10 Pf. gegeben haben, wenn er gewußt hätte, daß er doppelt und dreifach geprellt werden würde. Kein Buch, irgendein anderer Schmöker. fondern abgelegte Zeitungen. Kein Berliner   Nachtleben, sondern Sechs Zeitungen, sechs wertlose Beitungsexemplare halten sie in Händen! Es sind die Produkte der B. R.- 3.( Berliner   Romanzeitung) und der B. i. 8.( Bücher in Zeitungsform), die auf andere Weise wohl nicht ihren Weg ins Volk machen würden. Erschienen im Verlag: J. Rothgießer. Verantwort licher Redakteur Jan Rothgießer.

So wird's gemacht.

Bücherautomaten auf den Bahnhöfen. Der Eisenbahnminister

Verhandlungen über Waldankäufe.

Freitag, 20. Dezember 1912.

den zurückgelassenen Schmuß nachwischen und die Buden von Grund auf reinigen zu müssen. Für den Fall, daß Sie nicht wissen, wo Sie die Zeit über, wo Sie beurlaubt find, Jhre Ein richtungsstüde laffen, biete ich Ihnen hierzu eine verschließbare Bodenkammer für den Preis von 10 Pfennig täglich an, und würden wir auf Ihren Wunsch Ihre Sachen in eine folche bringen. Eine Haftung für Diebes- oder Feuersgefahr lehne ich felbftver­ständlich ab. Gerne tue ich es überhaupt nicht, ich will Ihnen nur in diesem Spezialfall behilflich sein. Selbstverständlich können Sie auch, wenn Sie innerhalb drei Tagen, von heute ab gerechnet, er­flären, die Miete pünktlich am 1. eines jeden Monats wie bisher weiterzuzahlen, wohnen bleiben oder, wenn Sie vom Urlaub zurüdfehren und bei mir ein gimmer frei wird, wieder ein folches mieten. Ich kann Ihnen jedoch auf feinen Fall eine Ihnen beliebige Zahlungsweise einräumen.

Sochachtend

hatte gestern eine lange Tagesordnung zu erledigen, aber hat vor einiger Zeit genehmigt, daß auf den Bahnhöfen auch Bücher­fie enthielt nichts sonderlich Aufregendes. Zu einer Debatte automaten aufgestellt werden dürfen. Von dieser Genehmigung ist jezt mehrfach Gebrauch gemacht worden. Die Automaten spenden von Belang kam es nur im Anschluß an die Ausschußbericht- Bücher belletristischen, volkswirtschaftlichen, landwirtschaftlichen, ge J. E. Görg. erstattung über die Magistratsvorlage betreffend das Projekt schichtlichen und patriotischen Inhalts gegen Einwurf von 20 oder der Weiterführung der Hedemannstraße, das 50 Pf. und scheinen sich, nach der bisherigen Benutzung zu urteilen, blid mußte den Mieter sehr schwer treffen. Er befürchtete, den Eine Kündigung ausgerechnet in diesem Augen­ein Privatunternehmer mit einer Beihilfe der Stadt bereits viele Freunde erworben zu haben. Bücher sozialdemo ausführen soll. Der Magistratsantrag, dem Unternehmer die fratischen Inhalts sind natürlich von diesem Automatenvertrieb Erfolg seiner eben erst begonnenen Stur zu schädigen, wenn er fie erbetene Hypothekendarleihung zu gewähren, hatte im Aus- ausgeschlossen, wie ja bekanntlich auch der Verkauf sozialdemokratischer schon am 1. Dezember wieder unterbräche, um nach Berlin   zu fahren und den Umzug auszuführen. Schleunigst brachte er daher schuß keinen Beifall gefunden. Gegenüber diesem recht Beitungen auf Bahnhöfen verboten ist. die Miete für November zusammen und schickte sie dem Wirt mit zweifelhaften Geschäft hielt der Ausschuß es für ratsamer, dem Versprechen, fortan die Miete pünktlich zu zahlen, wie er es daß die Stadt weniger tief in den Säckel greifen, aber bisher getan batte. Der Wirt willigte dann in eine Fortdauer des dann einen direkten Zuschuß zu den Kosten der Gestern vormittag wurden die Verhandlungen zwischen Mietsverhältnisses. Straßenherstellung leisten solle. Da gestern der Magistrats- der Staatsregierung und dem Zweckverbande über den An­Wir glauben dem Hausbefizer Herrn Görg einen Gefallen zu vertreter Stadtrat Franz diese Lösung als eine schlechtere fauf von fistalischen Waldflächen eröffnet. Von Seiten des tun, wenn wir den uns bekannt gewordenen Wortlaut des Briefes bekämpfte und die Möglichkeit einer Zustimmung des Staates sind delegiert die Vertreter der Ministerien für Land- iezt weiteren Kreisen zur Kenntnis bringen. Er wird gewiß Magistratskollegiums anzweifelte, so wurde vorgeschlagen, wirtschaft, des Innern, der Finanzen und des Staats- wünschen, daß die Leser des Vorwärts", die ihm so beneidenswert scheinenden Sozialdemokraten, erfahren, wie schlecht es den die Sache zu nochmaliger Prüfung an den Ausschuß zurück- ministeriums unter Vorsitz des Unterstaatssekretärs Rüster. bielgeschmähten Hausagrariern geht, wie sehr sie fich zuverweisen. Für die sozialdemokratische Fraktion erklärte Der Zweckverband ist vertreten durch Oberbürgermeister abradern müssen, wie kläglich fie dabei leben. Und auch damit Genosse Leid, auch sie habe den vom Ausschuß empfohlenen Wermuth, Verbandsdirektor Dr. Steiniger, Geh. Justizrat wird er einverstanden sein, daß wir die Liebenswürdigkeiten, die er Ausweg akzeptiert, weil sie wünschte, daß das sehr not- Cassel, Oberbürgermeister Ziethen- Lichtenberg und Landrat a. D. den Sozialdemokraten sagt, unseren Lesern nicht vorenthalten. wendige Straßenprojekt zustande fämne. Gegen von Treskow. Wie verlautet, werden die Verhandlungen zu Wort der Erläuterung hinzuzufügen, haben wir wohl nicht nötig. Diesem Dokument hausagrarischer Dentart noch irgendein eine Zurückverweisung an den Ausschuß sei aber nichts einzu- nächst über die Abgrenzung der fiskalischen Waldflächen ge- Wort der Erläuterung hinzuzufügen, haben wir wohl nicht nötig. Wissen möchten wir nur, was für eine Sorte Arbeit das wenden. Die Zurückweisung wurde nahezu einstimmig führt, welche für den Ankauf durch den Zweckverband in Frage ist, die der bemitleidenswerte Herr Görg täglich 18 Stunden tommen. Sie sollen sich aber alsbald auch auf die Bemessung hindurch treiben muß, nur um vegetieren zu können". Kann des Preises erstrecken. Die Dauer der Verhandlungen ist noch uns einer diese Frage beantworten nicht abzusehen.

beschlossen.

Reisegefährten.

Kriegsauszeichnungen als Handelsobjekt.

Sie sind typisch in ihrer Art und gehören nicht zu den Selbstmord eines Arbeitslosen. In einem Schanklokal Bor Seltenheiten. Abend für Abend haben sie die gleiche Strede hagener Straße 16 hat sich am Mittwochnachmittag der 30jährige mit der Bahn. Sie wohnen im selben Vorort, oben im Die unter den Beteranen herrschende Notlage ist sprichwörtlich. Arbeiter Sch. erschossen. Der Lebensmüde hatte. vorher im Lokal Norden. Ihrer Beschäftigung gehen sie in der Großstadt nach. Das dankbare Vaterland" speist die ehemaligen Krieger, die ihre einige Gläser Bier getrunken, ohne jedoch etwas von seinem Ent­Beide sind ältere Männer. Ihre Bärte sind bereits im Er- Snochen zu Markte getragen haben und nun hilflos dastehen, mit fchluß laut werden zu lassen. Schließlich begab sich Sch. in ein grauen. Auch an den Schläfen überwuchern die silbrigen einigen Bettelpfennigen ab, die zum Sterben zu viel, zum Satteffen nach dem Hofe zu belegenes Zimmer, wo er sich zwei Kugeln in die Fäden schon lange das dunkle Blondhaar. Die Jugendjahre zu wenig find. In dieser schwierigen Lage gerät mancher Untertan rechte Schläfe jagte, die feinen sofortigen Tod verursachten. Ju müssen sie auf dem Lande zugebracht haben. Die frummen in Verzweiflung. Der eine macht seinem Hungerleben freiwillig einem hinterlassenen Schreiben gab Sch. als Grund zu dem Selbst­Rücken, der schwere Gang, die harten, hornigen Hände mit ein Ende, der andere geht bettelnd von Tür zu Tür, von Haus mord dauernde Arbeitslosigkeit an. Die Leiche wurde polizeilich den abgebrödelten Fingernägeln erzählen von harter Erd- zu Haus und ruft die Mildtätigkeit der Bürger an, stets Gefahr beschlagnahmt und nach der Friedrichsfelder Leichenhalle geschafft. arbeit, wie sie der Kampf mit der Scholle mit sich bringt. laufend, vom Schuzmann zur Wache gebracht zu werden. Wieder andere Zwei der gefährlichsten Ringnepper, die nicht bloß in Berlin   und Ihrer Liebe zur Natur sind sie insoweit treu geblieben, daß greifen zu anderen Mitteln. Einer diesen alten Kämpen hat sich in Vororten, sondern auch in vielen anderen deutschen   Städten, vie sie ihre Behausung nicht im Häusermeer der Riesenstadt auf- feiner Verzweiflung an uns gewandt und hat uns seine Kriegs- Magdeburg, Braunschweig  , Hannover   usw. unzählige Opfer gefunden geschlagen haben, sondern draußen, wo noch Bäume und auszeichnungen angeboten, bloß um sich einmal fattessen zu können. und oft gerade unbemittelte Leute auch noch um ihre legten gebracht haben, Strauchwerk die Häuser einbüschen, wo sich im Sommer grüne Leicht mag dem Siebzigjährigen dieser Schritt nicht geworden sein, Erfparuiffe gebracht hat jetzt endlich ihr Geschid und im Winter weißmagere Feldstücke breiten. ist doch die Auszeichnung für einen alten Soldaten der einzige Stolz. ereilt. Es sind ein 27 Jahre alter Seliner Peter Kuswit ans Borttarg sind die beiden Alten, und mißtrauisch jedem Es muß also schon weit gekommen sein, wenn ein Kriegsteilnehmer Biegist in Rußland   und ein 26 Jahre alter Handlungs. Delar Grottian gehilfe aus Argenau im Kreise Hohen Fremden gegenüber. Was sie sich zu erzählen haben, das sich dazu entschließt, feine Orden und Ehrenzeichen gegen ein ge- falza. Senswil ist in mehr als einer Beziehung gemeingefährlich. geht in furzen, abgehackten Worten von Mund zu Mund. ringes Entgelt fortzugeben. Aber jedes ihrer Worte ist ein Seufzer, oder bringt die Kunde don Entbehrungen, die schwer auf ihnen lasten. Und gerade jekt vor Weihnachten   spricht sich das bei ihnen deutlicher aus, als sonst. Die Not des Alltags läßt sie die Freudlosigkeit des nahenden Festes nur noch härter empfinden. Aus ihren Reden hört man es heraus, wie die Arbeit immer knapper, immer weniger lohnend wird. Dies wäre nötig, und das! Aber die Teuerung! Die Kohlenpreise! Und alles andere!

Sarg gehen ihre Worte; abgehackt fallen sie. Und jedem Wort folgt eine längere Pause. Dann starren sie mit stumpfen Augen vor sich hin, räuspern sich, rücken das frumme Kreuz grade. Und die harten, hochgeäderten Hände tasten mit zitternden Fingern über das Riemenzeug der Segeltuch­Provianttasche, die ihnen zur Seite hängt. Im matten Geflacker des gelben Wagenlichtes hocken sie da: müde, ab­gearbeitet, hoffnungslos.

Der alte Herr schreibt uns:

" Ich bin ein alter Mann von 70 Jahren und dabei Invalide. Ich habe die Feldzüge 64, 66, 70/71 mitgemacht. Ich beziehe für Ehrenfold 10 Mart und Invalidität 11 zusammen 21 Mart

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die ich gerade für Miete, und Essen zu bezahlen habe.

Vor einigen Tagen hatte ich das Unglück, ein Portemonnaie mit meinem ganzen Geld im Betrage von 14 M. zu verlieren, so daß ich mit vollständig leeren Händen vor dem lieben Weih­nachtsfest ſtehe.

Ich weiß mir nun gar nicht anders zu helfen, als daß ich meine Orden beifüge und Sie recht sehr bitte, mir dafür einen Betrag von Mt. 2 zu vergüten. Es wird mir gewiß schwer, diesen Schritt zu tun, aber Not bricht Eisen."

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Seinem Berufe schon lange entfremdet, erwarb er seinen Lebens unterhalt durch Zuhälterdienste. Schon wiederholt bestraft, wurde er vor zwei Jahren wegen Kuppelei aus dem Deutschen Reiche  ausgewiesen, fehrte aber zurück und trieb im Verborgenen sein schändliches Gewerbe tweiter, bis er wieder erwischt und zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Nachdem er diese Strafe in Blößensee verbüßt hatte, verband er sich mit Grottian und einem dritten, von dem man bisher erst den Spiznamen Neppermar" fennt, zur gewerbsmäßigen Ringnepperei. Die Bande trieb es ärger als irgend eine dieser Art vorher. Grottian spielte dabei regelmäßig den Schieber". Viele Anzeigen beranlaßten die hiesige Kriminalpolizei zu besonderen Beobachtungen. Die Bande hatte aber wohl Wind bekommen und verschwand aus Berlin  , um in der Provinz und im Reich ihr Treiben fortzusetzen, bis es jezt der Leipziger Kriminalpolizei gelang, sie zu erwischen und jedenfalls auf längere Zeit unschädlich zu machen. Mit Hilfe des Aus dem beigefügten Militärpaß erhellt, daß der Einsender 1864 Tagesberichtes und der Photographien der gewerbsmäßigen Gauner als Ersatz- Rekrut in das 6. ostpreußische Infanterie- Regiment ein- wird jetzt deren Arbeit" in den verschiedensten Städten in allen Von Station zu Station rattert der Zug. Die Türen getreten ist. An folgenden Schlachten hat der Mann teilgenommen: Einzelheiten aufgedeckt. In Berlin   sind ihnen bisher zehn Rings der Abteile werden geöffnet und klatschend wieder zugeschlagen. 1866 gegen Desterreich, Schlacht bei Königgräz, Gefechte bei neppereien, bei denen sie zum Teil erhebliche Summen erbeuteten, nachgewiesen worden. Anderen Geneppten müssen die Bilder noch Die beiden Alten rührt das nicht. Nur wenn die ersten Trautenau und Tobitschau  , 1870/71 Feldzug gegen Frankreich   vom vorgelegt werden. Das dritte Mitglied der Bande, der„ Nepper­Lichter des Vorortes auftauchen, in dem sie hausen, kommt 15. Juli 1870 bis 10. August 1871 und in diesem die Schlacht bei mare" ist noch nicht ermittelt. Leben in ihre arbeitsgekrümmten Gestalten. Jeder rüdt dann meg am 14. August, am 31. August und 1. September die Schlacht Ein schwerer Straßenbahnunfall ereignete sich am gestrigen Hut und Tasche zurück. Die steifen Hände, die sich faum bei Roiffeville fowie die Bernierung von Mezz und Mezières. Donnerstagvormittag an der Ede der Rathenower und Turmstraße. Die beigefügten Kriegsdenkmünzen bestehen aus denen von Dort wollte ein Herr Zoepte während der Fahrt den Motor noch zur Faust zu ballen vermögen, fassen den Stock. Und wenn der Zug hält, tapsen sie schwerfällig die Trittbretter 1866 und 1870/71 sowie aus der Zentenar- und der Verdienst- wagen 2039 der Linie 23 besteigen, tam jedoch zu Fall und blieb hinunter und schlurren über den Bahnsteig dem Ausgang zu. medaille. Es muß wirklich schlimm stehen, wenn der Inhaber von neben dem Gefährt liegen. Der Berunglüdte, der eine schwere Ge Einer hält sich dabei dicht hinter dem anderen. Auto- Ordensauszeichnungen dieselben zum Kauf ausbietet, nur um fich hirnerschütterung und Bruch der Schädelbasis davongetragen hatte, Für die Regierung ist es beschämend, wurde nach dem Krankenhaus Moabit übergeführt. matisch heben sich die Beine.. Die Rücken sind krumm. Die einmal fattessen zu können. Einen tödlichen Unfall erlitt im Laufe des gestrigen Tages der alten Augen suchen den Boden. Freudlosigkeit und Hoffnungs- daß Veteranen zu solchen Verzweiflungsschritten getrieben werden. Yosigkeit gleiten als Schatten mit ihnen mit. Und das alles Im Tiergarten steht die Siegessäule, an der zu lesen steht: Das Telegraphenarbeiter Franz Horn  , der in Buchholz   mit dem bladen Davon werden die von Telegraphenstangen beschäftigt war. Infolge einer unglüd in der heutigen Gesellschaftsordnung nach einem schweren, dankbare Baterland dem siegreichen Heere". Veteranen aber nicht satt. harten Leben voll Mühe und Arbeit! Es wird die allerhöchste Zeit, für die lichen Wendung kam eine Stange ins Schwanken und schlug den alten Kämpfer zu sorgen. Das müßte aber sehr schnell geschehen, Arbeiter so heftig ins Genid, daß derselbe leblos zusammenbrach. sonst ruhen sie im Grabe, wenn Hilfe kommt. Wir Hausagrarier."

wo

,, Berliner   Nachtleben."

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Berlin   O. 34, Cadiner Str. 21, 12. Nov. 12. Herrn Emil Zimmermann, Beeliz.

Vorort- Nachrichten.

Charlottenburg  .

Das Weihnachtsgeschäft wird verschieden gemacht, sehr ber­schieden. Wohl dem, der sich nicht dabei abfaffen läßt. Ueberall fann Herr v. Jagow doch nicht sein. Da bekämpft man den Schmutz In welcher Art manche Hausbesitzer mit ihren Mietern um­in Wort und Bild, da sucht man besonders die gefährdete Jugend springen zu dürfen meinen, dafür wird uns ein sehr beachtens­nor faden Romanen und Mordsgeschichten zu bewahren. Und am wertes Beispiel mitgeteilt. Ein Mieter des Hauses Cadiner Str. 21 Charlottenburger   Stadtverordnetenversammlung. Die wichtigste Dönhoffplaz, und wer weiß an wieviel anderen Plägen ebenfalls, wurde von der Landesversicherungsanstalt Berlin   wegen eines seit Vorlage, mit der sich die Versammlung am Mittwoch zu beschäftigen der Straßenhandel floriert, freihändig und in Buden, längerer Zeit bestehenden Lungenleidens auf seinen Antrag in die hatte, war die über die Beteiligung an der Errichtung einer Auto steht so ein Mann bor   einer funfelnagelneuen Zeltbude. Heilstätte Beelig gefchickt und begab sich sofort nach Empfang der mobil- Verkehrs- und lebungsstraße im Grunewald. Er schwingt ein in gelbem Papier gewvideltes Etwas, das Bewilligungsnachricht am 7. November dorthin, obwohl er für Während die Vorlage in der ersten Lesung auf starken Widerspruch in diefer Berpadung wie ein Buch aussieht. Ein Buch November noch nicht die Wohnungsmiete bezahlt hatte. Von auch in den Reihen der Liberalen gestoßen war, war die Stimmung mit did aufgedrucktem Inhalt:„ Hochinteressante abgeschloffene Beelitz aus schrieb er seinem Hauswirt, er habe jegt die jetzt plötzlich umgeschlagen, obwohl die Aenderungen, die der Ausschuß Romane". Dann lang auf dem Exemplar herunter die Inhalts- Miete nicht drüber, aber nach der Rückkehr aus der daran vorgenommen hatte, feineswegs Verbefferungen sind. Siernach angabe. Und der Mann schreit:„ Immer heran, meine Herrschaften, eilstätte werde er fie bezahlen. Als Antwort kam der übernimmt die Stadt Charlottenburg   auf die Dauer von 80 Jahren Geschwindigkeit ist feine Segerei. Sonst immer 60 Pfennig. Bei folgende Brief: Garantie bis zur Höhe von 15 000 M. jährlich, unter der Bedingung, mir heute nur 10 Pfennig. 10 Pfennig so lange der Vorrat reicht! daß u. a. der Streis Teltow entweder von den auszugebenden Schuld­Das ganze Berliner   Nachtleben." So schreit der verschreibungen 250 000 M. übernimmt oder eine Zins- und Tilgungs­Mann, weist mit dem Zeigefinger auf Nummer I des Inhalts in Im Befizz Ihrer Postkarte vom 8. d. M. Kündige ich Ihnen garantie von gleicher Art und Höhe wie Charlottenburg   leistet, da Fettdruck:„ Das ganze Berliner   Nachtleben! Das Leben der dunklen hiermit die innehabende Stube zum 1. Dezember 12, mittags ferner auf der Automobilstraße ein Schnellomnibusverkehr zu Fahr­Existenzen in der Friedrichstraße! Ein tiefer Einblic in ihr Tun und 12 Uhr. Wenn wir Hausagrarier, nur um vegetieren zu können preisen eingerichtet wird, die den üblichen Säßen des Eisenbahn­Treiben! Jmmer heran, meine Herrschaften!" auf russisches Fleisch langt es bei uns schon lange nicht mehr vororttarifs der dritten Klasse entsprechen, und endlich daß der Stadt­18 Stunden täglich arbeiten müssen, dann fann niemand von uns gemeinde eine Anteilnahme an der Verwaltung des Unternehmens verlangen, daß wir jedem Mieter eine beliebige Zahlungsweise behufs Kontrolle desselben in irgend einer Form geleistet wird. einräumen; denn das würde ja, das reine Bettelgeschäft über- Namens der Sozialdemokraten wandte sich Genoffe Gebert gegen treffen, und da sagen wir: Wenn es schließlich auch nicht mehr das Projekt, dessen Anregung auf die höchste Stelle zurückzuführen auf vegetarische Soft langen sollte, dann lieber hungern oder sei, nachdem das Projekt einer Automobilstraße im Taunus   gescheitert Sozialist werden, wo man nur die Hälfte Zeit zu arbeiten braucht fei. Für Verkehrsverbesserungen seien die Sozialdemokraten stets zu und im übrigen nur Rechte zu beanspruchen hat. Wenn sich so ein haben, nicht aber für diese Vorlage, die den Verkehr nicht fördern Kindstopf noch finden würde, der mir mein Haus ablaufen, d. h. und die Stadt jedes Einflusses auf den Verkehr berauben werde. Die mir nur mein fauer erworbenes, nachweisbar hineingestedtes Geld Straße werde lediglich ein Tummelplag für den. Automobilsport herauszahlen würde den Verdienst will ich gerne den Sozialisten werden. Zu diesem Zwed städtische Mittel zur Verfügung zu stellen, überlassen, dann würde ich Obersozialist, und um als solcher liege fein Grund vor. Das Resultat war die Annahme der Bors menschenwürdig leben zu können und nicht wie jezt jedermann lage nach den Beschlüssen des Ausschusses mit einem weiteren Busas,

Die Herrschaften fommen nicht zu ihm. Aber unsere arme Großstadtjugend macht ihn reich. Ein Bürschlein nach dem anderen, ein Mädel nach dem anderen, kehrt die Taschen um, fucht den letzten Groschen hervor und opfert ihn auf dem Altar der versprochenen Geilheit. Und dann erhalten sie das Packet, das mit dem Preis 60 Pfennig verbrämt ist, und dann halten die Betrogenen ( Kinder und auch mancher ungebildete, wißbegierige Große) sechs alte in Zeitungsform erschienene furze Romane oder Novellen in der Hand, die sie umsonst aus alter Makulatur erhalten könnten. Und die Hauptsache, die tausendmal ausges schriene Lodspeise, die Nummer 1, das Berliner   Nachtleben", ist gar nicht dabei! Vermutlich bei dieser Lobpreifung längst aus.

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