Nr. 298. 29. Jahrgang 2. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt

Der Untergang der ,, Titanic "

vor dem Schöffengericht.

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Sonnabend, 21. Dezember 1912.

grammen der Ueberlebenden wurden der Reihe nach alle bis auf ein Jahr lang auf diese Tätigkeit vorbereitet hatte. Er verstand etwa 90 befördert. Am ersten Tage habe ich ein Telegramm an die f es bald, als Seelsorger der Gemeinde sich das vollste Vertrauen der " Olympia " abgesandt mit der Liste der Ueberlebenden erster Klasse. einzelnen Mitglieder zu erwerben. Vor sieben Jahren wurde er Die übrigen Telegramme fonnten nicht sofort befördert werden.zum Vorsteher der Gemeinde gewählt. Als vor einigen Jahren In der bekannten Beleidigungsklage des Elektrizitäts- Inge- R.-A. Dr. Löwenstein: Weshalb denn nicht? Beuge: Wenn von der Gemeinde in Charlottenburg eine eigene Kirche gebaut nieurs und Vorsitzenden der britischen Marconigesellschaft Gugli- die Telegramme an ein Schiff gegangen wären, welches langsamer werden sollte, wurde er mit der Regelung der finanziellen An­elmo Marconi und des Direktors der letteren Gesellschaft Godfrey fuhr als wir, dann hätte es keinen Zweck gehabt. Verteidiger gelegenheiten betraut. Schon hierbei ließ er sich verschiedene Un­Charles Isaac gegen den verantwortlichen Redakteur der Welt am Dr. 2.: Aha! Es kam Ihnen also wohl darauf an, daß Sie der regelmäßigkeiten zuschulden kommen, die er jedoch mit Hilfe eines Montag" Alfred Scholz fand gestern wieder Verhandlungstermin erste sein wollten, der die Nachricht brachte? Beuge: Sobald ich besonders frommen Mitglieds der Gemeinde, welches eine besondere vor der 145. Abteilung des Schöffengerichts Berlin- Mitte statt. dazu in der Lage war, habe ich eine Liste der geretteten Ehre darin sah, dem Gemeindeprediger helfen zu können, regulieren Es handelt sich, wie kurz wiederholt sein mag, um einen in der Passagiere erster Klasse, dann der zweiten und dritten Klasse konnte. Im Jahre 1909 wurde die Kirche mit Hilfe der durch W. a. M." am 29. April veröffentlichten Artikel unter der Ueber- und der Mannschaften als Diensttelegramme abgesandt. Sammlungen aufgebrachten Gelder auch erbaut. Da es sich unt schrift Der Gemütsmensch Marconi". Darin wurde, gestützt auf Das geschah, sobald ich mit einem Schiffe in Verbindung eine verhältnismäßig vermögende Gemeinde handelt, konnten auch Mitteilungen englischer und amerikanischer Zeitungen gegen Mar- stand. Die Telegraphisten haben eine Liste der Schiffe, mit denen die bei dem Kirchenbau eingegangenen Verpflichtungen einige Zeit coni der Vorwurf erhoben, daß Marconi bei der" Titanic " eine Verbindung möglich ist, sie wissen auch genau, welche Schiffe darauf gedeckt werden. Der Angeklagte machte sich nun den Unt­Katastrophe den Schmerz und die Qual Tausender zugunsten der langsamer fahren als das eigene Schiff. R.-A. Dr. Löwen- stand, daß diese Tatsache den Gemeindemitgliedern nicht bekannt Marconi- Gesellschaft in bar gemünzt habe. Es wurde behauptet, ftein: Sie können aber doch nicht wissen, ob die betreffenden Schiffe war, in der Weise zunube, daß er des Sonntags von der Kanzel daß Marconi bei der Vernehmung vor der Untersuchungskommis- nicht ihrerseits Verbindung mit der Küste haben. Haben Sie viel herab die Gemeinde aufforderte, noch weiter fleißig Gelder zu fion in Washington selbst zugegeben habe: mit seinem Wissen und leicht die Telegramme deshalb nicht weiter gegeben, weil Sie selbst fammeln, um die eingegangenen Verpflichtungen deden zu können. Willen habe seine Gesellschaft die Katastrophe zu selbstsüchtigen die erste Nachricht überbringen wollten? Beuge: Wenn mir so Er ging sogar soweit, die Kinder der Gemeindemitglieder ebenfalls Zwecken ausgebeutet. Zur Widerlegung der Behauptungen des etwas gestattet gewesen wäre, hätte ich es getan. Ich habe es aber zum Sammeln aufzufordern, um ihnen dann die paar Spar­inkriminierten Artikels überreichte Dr. Neuhaus, Vertrauensmann nicht getan, weil es gegen die Vorschriften gewesen wäre. Auf groschen, die sie von ihren Eltern erhalten hatten, abzunehmen. des Klägers Marconi, einen dickleibigen Auszug aus den Proto- weitere Vorhaltungen des Verteidigers bejaht der Zeuge, daß ihn Auf diese Weise tamen groschenweise 178 M. zusammen, während kollen über die vor der Untersuchungskommission unter Vorsiz des Geldverspredjungen gemacht worden seien, wenn er seine Erlebnisse die infolge der Aufrufe in der Kirche eingegangenen Gelder ins­Senators William Alden Smith I stattgefundenen Vernehmungen. nur einer bestimmten Zeitung mitteilen würde. R.-A. Dr. L.: gesamt ca. 14 000 m. betrugen. Von dieser Summe leistete er einige Das Protokoll im Original umfaßt 1145 Seiten. Seitens der Sie standen also mit Zeitungen in Verbindung? Welche Zeitungen Bahlungen, während er den Reftt von ca. 11 800 M. für sich ver= Privatkläger ist der Telegraphist der Carpathia", Herr Gottam, ge- waren dies? Zeuge: Die New York Times ", außerdem war brauchte. Wie der Angeklagte vor Gericht behauptet, habe er das laden worden und aus London zum Termin als Zeuge herüber ein Reporter der New York World" am Bord des Schiffes. Die gesamte Geld in ein von ihm in Charlottenburg betriebenes Zigar­Nebenbei hatte der Angeklagte, wie sich gekommen. R.-A. Dr. Löwenstein erklärte, nicht in der Lage zu R.-A. Justizrat Friedmann und Sachs stellen fest, daß damals aber rengeschäft hineingesteckt. fein, das vorgelegte Protokoll über die Vernehmung vor der Unter- schon die Liste der Ueberlebenden zur Absendung gekommen war. später herausstellte, auch noch einem armen Dienstmädchen die in suchungskommission ohne weiteres und ohne nähere Bestätigung R.-A. Dr. L.: Hat der Zeuge nicht ein Telegramm des Inhalts be- jahrzehntelanger mühseliger Arbeit gemachten Ersparniffe abge­bon autoritativer Seite als amtliches Protokoll anerkennen zu kommen: Alter Junge, gib keine Nachricht! Marconi- Gesellschaft nommen. Er hatte von dem 55jährigen Dienstmädchen Adolfine B., können. nimmt Deine Interessen wahr, halte den Mund, es ist arrangiert, nachdem er ihr 1350 M. bar abgenommen hatte, ein Sparkassenbuch daß Du viel Geld bekommst." Unterzeichnet war das Telegramm über 2000 M. zur Aufbewahrung erhalten. Er mißbrauchte dieses mit dem Namen Sames. Beuge: Ja, ein solches Telegramm habe Vertrauen und hob das Geld ab, so daß die B. um ihr für das ich bekommen. Sames ist ber Oberingenieur der amerikanischen Alter zurüdgelegten Ersparnisse gebracht wurde. Das Gericht er­Marconi- Compagnie. R.-A. Dr. L.: Kam noch ein zweites Tele- fannte auf 2 Jahr und 6 Monate Gefängnis und 4 Jahre Ehr­Beuge: verlust. gramm: Triff Marconi Strandhotel 14. Halte Mund!" Ja. Das Telegramm war nicht unterzeichnet. Bei Ankunft der beiden Telegramme war die„ Carpathia " nur noch eine Stunde vor der Landung, die Telegramme betreffs der Ueberlebenden waren damals schon längst befördert worden. Nach Einlaufen des Schiffes in den New Yorker Hafen sei er ins Strandhotel gegangen. Dort habe er lediglich den Berichterstatter der„ New York Times " an­getroffen. Dieser habe ihm gesagt, er erlaube, daß er seine Erleb. nisse der New York Times " direkt mitteile. Darauf ging er mit dem Berichterstatter in die Redaktion der New York Times " und habe sich dort interviewen lassen. Für dieses Interview habe er 750 Dollars erhalten.

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Zunächst wurde der Zeuge Cottam vernommen. Bei der Ver­nehmung dieses Zeugen handelt es sich u. a. darum, ob die Be­hauptung des Artikels zu erweisen sei, daß Telegramme über die " Titanic "-Ratastrophe und die Namen der Geretteten aus bestimm­ten Gelderwerbungsgründen zurückgehalten worden seien. Es wird behauptet, daß die Marconi- Gesellschaft mit der New Yorker Times" ein Abkommen getroffen habe, wonach nur diese Zeitung allein Nachrichten über das Unglück erhalten und dafür ein kolos­sales Honorar an die Marconi- Gesellschaft zahlen sollte.

Der Zeuge Cottam machte, soweit er in dem Stimmengewirr der sich eng um ihn drängenden Parteiinteressenten zu verstehen war, u. a. folgende Aussagen:

Das Unglück der" Titanic " ereignete sich am 14. April abends. Die„ Carpathia " befand sich ungefähr vier Tage von New York ent­fernt, als auf dem üblichen Wege ein Telegramm über das Unglück der" Titanic " eintraf. Das Telegramm meldete, daß die" Titanic " auf einen Eisberg gelaufen sei, gleichzeitig enthielt das Telegramm die Angabe der Lage des Schiffes. Wir famen von New York und erhielten die Nachricht ungefähr um 1 Uhr morgens. Ich bestätigte das Telegramm und gab es dem Kapitän. Der Kapitän ließ sofort umdrehen und wir strebten der Unglücksstelle zu. Wir sahen das grüne Licht der Rettungsboote und es gelang, etwa 700 Bersonen aufzulesen und auf die Carpathia" zu bringen. Es wurde von dem Kapitän der Befehl gegeben, keinerlei Nachrichten an die Presse zu befördern, bis auf weitere Weisung. Zunächst wurden zwei Tele­gramme an die in Frage kommenden Dampferlinien und eine an die Brez associated befördert. In den Telegrammen standen, soviel ich weiß, Details über den Untergang der" Titanic ". Am ersten Tage wurden nur die drei offiziellen Telegramme abgesandt. Warum nicht gleich weitere Telegramme befördert wurden, ergibt sich aus den Bekundungen dieses Zeugen nicht mit überzeugender Klarheit. Auf weitere Fragen von allen Seiten erklärte der Zeuge: Der Marconi- Apparat hatte garantiert eine Reichweite von 150 See­meilen. Ich stehe unter dem Kapitän und habe nach dessen Weisungen zu handeln. Von der Marconi- Gesellschaft oder von Marconi selbst hatte ich in bezug auf die Absendung von Tele­grammen keinerlei Instruktionen erhalten. Der Kapitän hatte, wie ich wiederhole, mich angewiesen: Keinerlei Nachrichten an irgendeine Zeitung zu geben, bis die Diensttelegramme und die Telegramme der Ueberlebenden befördert worden wären. Von den 600-700 Tele­

Kleines feuilleton.

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Es sollen dann die Verhandlungen der Untersuchungskommif­fion in Washington , in der die Ursachen des Untergangs festgestellt sind, verlesen werden. In einer dieser Verhandlungen sollte Mar coni als Zeuge bekundet haben, daß er mit der New York Times " ein Abkommen, lediglich ihr über die Erlebnisse auf hoher See zu berichten, getroffen habe. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Löwen stein, beantragte die amtliche Bescheinigung über den eingesandten Bericht der Untersuchungskommission einzuholen. Das Gericht gab diesem Antrage statt und vertagte die Verhandlung auf unbe­stimmte Zeit.

Gerichts- Zeitung.

der Betrieb fonnte aufrechterhalten werden.

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Verurteilung des Dr. Zidel.

Der frühere Direktor des Lustspielhauses, Dr. Martin gidel, wurde gestern vor der 11. Strafkammer des Landgerichts I Berlin nach zwölfstündiger Verhandlung wegen Verlegung der§§ 64 und 84 des Gefeßes betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haf­tung, d. h. weil er nicht rechtzeitig Konkurs angemeldet hat, unter Bubilligung mildernder Umstände zu 50 M. Geldstrafe eventuell 5 Tagen Gefängnis verurteilt. Von der Anklage des Konkursver­gehens wegen Nichtaufstellung einer Bilanz wurde der Angeklagte freigesprochen. Der Staatsanwalt hatte für beide Vergehen 100 m. Geldstrafe beantragt.

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Wenn ich eine Mutter wäre".

Ginen mit diesen Worten überschriebenen Artikel brachte der Bionier", eine Beitung, die sich als unabhängiges sozialrevolu tionäres Organ" bezeichnet. Der Artikel, nach Form und Inhalt eine gute literarische Arbeit ohne direkte Beziehung zu Tagesfragen, ist abgedruckt aus der italienischen Zeitung" La Pace"( der Frieden). Der Artikel gibt den Gedanken und Empfindungen Aus­bruck, die eine Mutter beseelen würden, deren Sohn in den Krieg ziehen muß.., Wenn ich eine Mutter wäre", so beginnt der Betrügereien in der Neuen apostolischen Gemeinde". Artikel, und ich hätte einen Sohn, der in den Krieg zöge, weil die Die Betrügereien des früheren Gemeindevorstands und Predi- Regierenden ihn dazu zwingen, dann würde ich zu ihm sagen. gers der Neuen apostolischen Gemeinde" in Charlottenburg lagen Nun folgen die Worte, die die Mutter an den Sohn richten würde. einer umfangreichen Verhandlung zugrunde, welche gestern die Es sind Worte der Friedens- und Menschenliebe sowie des Ab­2. Straffammer des Landgerichts III beschäftigten. Aus der Unter- scheues gegen den völkermordenden Krieg. In logischer Konsequenz suchungshaft wurde der Kaufmann Johannes Kienast, zuletzt in dieser Gedanken kommt die Mutter zu dem Schluß, sie würde ihren Charlottenburg wohnhaft, vorgeführt, um sich wegen Unterschlagung Sohn, den man in den Krieg führt, auffordern. sich zu weigern, zu verantworten. Der Angeklagte ist schon mehrfach vorbestraft. Er fand bei der„ Neuen apostolischen Gemeinde" in Charlottenburg denn er dürfe nicht zum Mörder werden. Nur einen Krieg dürfe eine Anstellung als Prediger, nachdem er sich in dem Johannisstift der Junge mitmachen: den heiligen Krieg für Freiheit und Recht. sich mehrfach Staats- und Kommunalbehörden mit der Genoffen- Unglückliche so sieht des Dichters schärferes Auge fie eine schaft zwecks Uebernahme von Theatern in Genossenschaftsregie in weiche, arglos bertrauende, liebenswerte Natur, der einzig Furcht Verbindung gesetzt. und Scham den flaren Sinn verwirrten. Die Angst hypnotisiert sie. Jetzt hat man einen neuen Weg beschritten. Bisher wurden Kopflosigkeit, die, unfähig zum Urteil, um Schlimmem zu entgehen, Minna Kautsky . Nach schweren, mit bewundernswerker Fassung aus dem sogenannten Solidaritätsfonds die plöblich sich in Schlimmeres und Schlimmstes stürzt, wird ihr Verhängnis ertragenen Leiden hat Minna Kautsky am Morgen des engagementslos gewordenen Mitglieder unterstützt. Daß derartige darin ist Roses Echicksal, dem Grundzug nach, typisch für das 20. Dezember die Augen für immer geschlossen. Augenblicsdarlehen, die nach den Statuten 30 M. pro Person nicht von vielen hunderttausenden gebrochener Mädcheneristenzen. Alle Sie war am 11. Juni 1837 in Graz in der Steiermark geboren. übersteigen dürfen, weit nüßlicher zu wirken vermögen, wenn sie, Güte, alle sonstige Tüchtigkeit versagen da als schüßende Momente. Aus der kleinbürgerlichen Enge, in der sie aufwuchs, trachtete sie im ganzen dem Ensemble zur Verfügung gestellt, ein nieder- Es liegt im Wesen des Stoffes, daß, wenn er in dramatischer sich zu befreien, indem sie sich frühzeitig dem Schauspielberuf zu- gebrochenes Theater damit weiterhelfen, liegt auf der Hand. Das Form entwickelt werden sollte, Rose von Aft zu Aft verschiebene wandte. Gin Lungenleiden vernichtete nach erfolgreicher, furzer erste Experiment dieser Art ist in Forst i. 2. unternommen worden Büge annehmen muß, die erst bei einer Rückschau auf das Ganze Bühnentätigkeit alle die hochfliegenden Erwartungen, die sie mit und geglüdt. Die Genossenschaft hat den 24 Mitgliedern des dort zum Eindruck voller Geschlossenheit zusammenfließen, daß vieles ihrer glänzenden Begabung zu hegen berechtigt war und verwies vor kurzem verkrachten Theaters eine Summe von 1000 m. zur Wesentliche auf den Brettern nur in seiner Nachwirkung erscheinen fie ganz auf das Walten im Familienkreise. Nach vielen Jahren erblühte ihr ein neues Feld beglückenden Verfügung gestellt, etwas mehr also, als die Zuwendung aus dem tann. So Außerordentliches das Drama bietet, in zwanglos freier Wirtens, als sie mit ihrem ältesten Sohne Karl in die beenwelt Solidaritätsfonds zusammengenommen hätte betragen müffen, und novellistischer Erzählung hätte ein Dichter von Hauptmanns Straft die Einfühlung der dunklen Pfade dieses Schicksals in allen des Sozialismus hineinwuchs, aus der auch der künstlerisch ge­staltende Trieb, den sie so lange zurückgedrängt, einen neuen, mäch Der Künstler und der Wertzuwachs seiner Werke. Die Kunst- Bindungen vielleicht noch mehr erhellen, die innere Notwendigkeit tigen Impuls empfing. Seit ihre erste kleine Erzählung„ Ein fommissiono der französischen Kammer hat in ihrer letzten Sigung vielleicht noch zwingender herauszuarbeiten vermocht. Die Besetzung der Rollen war zum Teil dieselbe wie bei der Proletarierkind" 1876 in der Neuen Welt" erschien, die damals einen Gesetzentwurf angenommen, der bestimmt ist, einem alten Erstaufführung vor zehn Jahren und zeigte die Darsteller von von Wilhelm Liebknecht redigiert wurde, veröffentlichte sie in der Unrecht abzuhelfen. Er besagt, daß von dem Erlös eines jeden damals auf gleicher Höhe ihrer Kunst: Sauer spielte den alten Barteipreffe Deutschlands und Desterreichs eine lange Reihe von Kunstwertes, das auf einer öffentlichen Auktion versteigert wird, Bernd, Karl Forest den sanfmütigen Freiersmann, Else 2 eh. Erzählungen und sozialen Romanen, die der Verfasserin besonders zwei Prozent dem Künstler selbst oder seinen Erben zufallen. Erst mann die Rose. Sie war prachtvoll natürlich, nur in der Szene unter den älteren Parteigenossen einen großen Kreis von Ver- in den letzten Tagen konnte man die Ungeheuerlichkeit der jeßigen nach der Gerichtsverhandlung befrembete für mein Gefühl die allzu ehrern ihrer schlichten Erzählungskunst verschafften. Ihre lebens Verhältnisse auf diesem Gebiet an einem grellen Beispiele studieren. starte, unglaubhaft abstoßende Veränderung des Gefichts. Bon den wahre Schilderung proletarischer und Kleinbürgerlicher Verhält- Wie erinnerlich, wurde ein Bild von Degas für 450 000 Frank nisse, ihre terngesunde, lebensbejahende Weltanschauung, ihr nie berkauft, das einftmals der Meister für 500 fortgegeben hatte. Diese neuen Sträften enttäuschte eine: Herr Otto Werther, ein aus­ermattender, inbrünstiger Glaube an die sieghafte Kraft des sozia- Berhältnisse hat einmal der glänzende Karikaturist Forain in einer ärtiger Gast, der aus dem Gutsbesiber Flamm nichts anderes als listischen Gedankens und nicht zuletzt ihr frischer Humor sind die bitteren Stizze treffend charakterisiert. Dargestellt ist ein Auktions- einen steifen, thrannisch polternben Patron zu machen wußte. Aus­Elemente ihrer Kunst, die Minna Kautskys Werken im Proletariat, lokal, in dem sich die millionenschweren Liebhaber und die Händler gezeichnet verjinnbildlichte Sans Marr die brutale trunkene Ge­für das sie geschaffen wurden, dauernde Wirkung sichern. in allen Stellungen um ein Gemälde drängen und vor der Tür meinheit des Maschinisten Stredmann; und Jlfa Grüning( bom Auch nachdem unsere Genoffin das biblische Alter überschritten, stehen zwei ausgemergelte Bettelfinder, die neugierig dem Ber - leinen Theater) war in der Figur der stillen, lugen, gütigen Frau Flamm einer der schönsten Frauengestalten Haupts blieben ihr die Freude am Schaffen und ihr sonniges Temperament fauf zusehen. Da flüstert das eine dem anderen zu:„ Ein Bild von manna schlechthin vollendet. Die Szene, in der sie Rofe tröstet, crhalten. Es ist noch nicht lange her, da überraschte sie ihre Freunde Papa! mit der Vorlesung eines Lustspiels, dem von einem Nachlassen der Um eine Aenderung dieses Zustandes herbeizuführen, hat sich bildete den Gipfelpunkt des Abends, erschütterte und rührte bis zu Tränen. gestaltenden Kraft nichts anzumerken war. Für die Neue Welt" in Paris ein Verein gebildet, der entschlossen den Kampf für das hatte sie noch in den letzten Jahren eine wertvolle Gabe, Die Leute Urheberrecht der bildenden Künstler" begann. Nun scheint seine von St. Bonifaz", und schließlich ging sie an die Niederschrift ihrer Agitation von Erfolg begleitet, daß der Deputierte André Sesse Lebenserinnerungen, bie, ursprünglich nur für die nächsten Ange. den erwähnten Gefezesantrag in der Kammer einbrachte. Die be Das große Migberständnis. Der Theaterdirektor hörigen bestimmt, hoffentlich noch einem größeren Lesertreise zu treffende Kommission hat nunmehr den Vorschlag angenommen, sans hatte der von ihm aus dem Theater gewiesenen Kritifer und es ist wohl so gut wie sicher, daß diese Bestimmung in furzer gänglich gemacht werden. Einen vollen Lorbeerfrang Tegt das Proletariat auf dem Sarge Beit Gefeß wird. Der Saz von zwei Prozent ist zwar mäßig ge- Jacobfohn( dem mit dem guten Gebächtnis) allerlei metallische Beziehungen nachgesagt. Darob großes Geschrei und Klage­nug, aber der fünftige Zustand wird doch einen Fortschritt gegen feiner Dichterin nieder. Theater in genossenschaftlicher Regie. Das Bestreben der Ge. über der Vergangenheit bedeuten, in der gewöhnlich der Künstler brohung. Herr Lang erklärt nun alles für ein Mißverständnis unb Theater in genossenschaftlicher Regie. Das Bestreben der Ge- leer ausging.( Wenn das Wert eines Künstlers unter der Hand deutig waren, hätte der Kritiker erst nach gerichtlicher Feststellung -die Klage unterbleibt. Da die Bezichtigungen durchaus eins nossenschaft deutscher Bühnenangehöriger geht bekanntlich dahin, weiterverkauft wird, geht er auch nach diesem Gesezentwurf noch bes Tatbestandes die Klage zurücknehmen sollen. Jetzt sind zwar Theater in eigene Regie zu nehmen, um damit den Nachweis führen leer aus.) zu tönnen, dug auch bei Erfüllung der weitestgehenden Forde bebentliche Beschuldigungen zurückgenommen, aber nicht widerlegt. rungen, wie die Schauspielerorganisation sie aufgestellt hat, ein - Der Kinofongres beschäftigte sich in seiner lehten Theater florieren und Ueberschüsse abwerfen tann. Daneben spricht Lessing Theater: Rose Bernd " bon Gerhart Sigung am Donnerstag noch mit den prattischen Fragen der Kon­noch der Umstand mit, daß an der Spike einer ganzen Anzahl von Hauptmann. Nach all den Festlichkeitsberichten, all den Reden sessionspflicht und der Benjur, gegen die starte Ginwendungen er #leineren Theatern Direktoren stehen, die an künstlerischer Vor- von und über Hauptmann, die man fopfschüttelnd in den Blättern hoben wurden. Eine Besserung des Zenfurwesens wird von einer bildung manches zu wünschen übrig lassen und daß deren Ersetzung las, tam nun im Leffing- Theater wieder der Dichter selbst, mit dem besonderen Kommission erwartet, die sich aus Vertretern der Be= durch künstlerisch vorgebildete Persönlichkeiten, die unter der Kon- menschlich schlichtesten und reifsten Drama, das ihm seit der Jahr- hörden und der Beteiligten zusammenseßen soll. Auchy gegen die trolle der Genossenschaft zu wirken hätten, das Niveau der Kleis Hundertwende gelang, zu Wort. Hier strömt aus warmem Herzen heute bestehenden Kinosteuern wurde lebhaft Protest erhoben, sie neren und mittleren Provingtheater entschieden heben würde. jenes elementare Mitgefühl, jene erbarmende Liebe, die einst Die wurden als Erdrosselungssteuern hingestellt. Vor allem sollten Im Jahre 1908 wurde eine Kommission zum Studium dieser Weber" und das Hannele" geschaffen. Rose Bernd wird zur Jugendvorstellungen von jeder Steuer freibleiben. In weiteren wichtigen Frage eingesetzt. Ein Versuch, der vor zwei Jahren in Meinelbigen, zur Kindesmörderin, ist nach dem Noder pharifäisch Vorträgen wurde die Verwendung des Kinos für die Fortbildungs­Nordhausen unternommen wurde, indem man ein zusammen- aburteilender Gerechtigkeit ein verworfenes Geschöpf, bor dem der schule gefordert und seine Bedeutung für Astronomie, für das gebrochenes Theater weiterführte, fiel gut aus, und feitdem haben| unbestrafte gute Bürger hochmütig sich befreust. Und doch ist diese Theater und die Vollsbildung behandelt.

Theater.

Notizen.

dt.