Die Parteipreffe
Wahltaktik.imotratie einiges Entgegenkommen gezeigt werde, um das
über die preußische Wahltaktik.
Mandate als möglich anzunehmen. Aber bei der rungsversuche selbst mit den Agrarkonservativen. Das hängt nicht Frage, was nun die Fortschritttspartei für diese dringend bloß von einzelnen Persönlichkeiten in der Partei ab, das ist maerwünschte Hilfe leisten solle, scheiden sich sofort die Geister. teriell begründet in der Abhängigkeit der Partei von dem Gelde der Ein Teil der Partei scheint wirklich den Wunsch zu haben, daß der rheinisch- westfälischen Großindustrie. Die preußische Fraktion wird immer im wesentlichen eine Scharfmacherclique bleiben. Unter Ziel des Kampfes, Schwächung der Rechten, nach Möglichkeit zu Verzicht auf diesen Teil des Liberalismus ist aber die Erzielung erreichen. Bei den anderen wird man den Verdacht nicht los, daß es einer wahlrechtsreformfreundlichen Mehrheit der Linken" vorder= Im Anschluß an die von der preußischen Landeskommission ihnen nur darauf ankommt, Vorwände zu finden, um nach rechts hand genau so Utopie wie die Erkämpfung einer solchen Mehrheit vorgeschlagene Resolution zur Wahltaktik hat sich bis jetzt die abzuschwenken und dann in den Augen naiver Leute die Schuld allein aus Sozialdemokraten. Parteipreffe folgendermaßen geäußert: an dem Siege der Reaktion auf die angeblich verfehlte Taktik der Sozialdemokratie abzuwälzen."
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,, Volksblatt"
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Kaffel.
Man soll es doch auch nicht gering achten, wenn die Sozialdemokratie in ihrem Parteiinteresse dort alle Kraft einsetzt, wo die „ Die Wahltaktit in ihren Grundzügen festzulegen, ist eine Mandatserringung selbst vorderhand taum möglich erscheint. Es Notwendigkeit. Obgleich nicht jede einzige Handlung bis in alle ist sehr billig, das mit Phrasen abzutun, wie diese: Es käme also Einzelheiten schon von vornherein und auf längere Zeit voraus erster Linie Eintreten für die eigene Partei, in zweiter Linie für sie nicht. Auch bei einem derartigen Vorgehen käme das" Ziel" " Der Grundgedanke dieser Resolution ist also einfach der: In der Sozialdemokratie bloß auf die Agitation an, das Ziel kümmere bestimmt umschrieben werden kann, so geht es doch nicht an, die bürgerliche Kandidaten, wenn sie auf dem Boden des Reichstags- feineswegs zu kurz. Es wurde ja schon gesagt: der Wahl= großen Richtlinien ganz und gar den jeweiligen Verhältnissen an- wahlrechts stehen und wenn ihre Partei Gegenseitigkeit gewährt. recht 3 ta mpf in Preußen hat sein Schwergewicht zupassen. Da treiben sehr häufig besondere Umstände ihr Spiel, Dadurch unterscheidet sich der Vorschlag unserer Landes- außerhalb der Parlamentsmauern. Es ist nicht zu die einer Klassenkampfpartei, wie der Sozialdemokratie, einen fommission mit erfreulicher Klarheit und Deut- unterschäßen, wenn die Agitation der Sozialdemokratie vor den bösen Schlag versehen können. Deshalb muß zu Beginn des lichkeit von dem bekannten Eisnerschen Vor- Wahlen neue Wählermassen gewinnt, die dann helfen können, durch Wahlkampfes Klarheit darüber herrschen, weniger bei uns als bei fchlag, der von der Partei verlangte, sie solle nur in den etwa die Wucht ihrer Kundgebungen auf das Parlament und auf die noch unseren Gegnern, wo die Grenze der großen Scheidung beginnt ein Dußend Landtagswahlkreisen, in denen die Sozialdemokratie abseits stehenden Teile der Bevölkerung im Lande einen Druck und wo sie endet. Aussicht auf Sieg aus eigener Kraft hat, selbständig vorgehen, im auszuüben. Es gibt sogar Parteigenossen, denen noch die Grenze vor übrigen aber, von wenigen Fällen abgesehen, bedingungslos fammengehen mit bürgerlichen Parteien allgemein und prinzipiell Natürlich wäre es kurzsichtig, wollte man ein Zugezeichnet werden muß. Eisner und auch Bernstein haben die und von vornherein Freifinn und Nationlliberalismus unterſtüßen. ablehnen Frage der Taktik bei den Landtagswahlen bereits berührt. Ihre Dieser Vorschlag hat nur ganz vereinzelt in parteigenössischen Wahlrechtsreform handelt und wo Gegenleistungen auch dort, wo es sich um sichere Anhänger einer Vorschläge bedeuten einen ganz gewaltigen Schritt von Streisen Zustimmung erfahren, und es ist anzunehmen, daß auch auf gewährt werden. Ob aber auch ohne Gegenleistungen schon das dem Wege, den die Partei gegangen ist. Wir unserem Preußentage über den Eisnerschen Vorschlag nennen ihn einen falschen Weg, nicht weil er neu ist, weil er schnell zur Tagesordnung übergegangen und der eigene Parteiinteresse und damit die Gewinnung der Massen zurückbisher nie gekanntes bringt, sondern, weil er nach unserer Ansicht Resolution der Landeskommission in ihren Grundzügen zugestimmt gestellt werden darf, um das Mandat einem Gegner der Wahlrechtsniemals das erreichen würde, wohin er geführt werden werden wird." sollte. Nach dieser Resolution zu urteilen, hat also der Vorschlag Eisners bei der preußischen Landeskommission keine Gegenliebe
gefunden.
Was nun die einzelnen Punkte der Resolution anbelangt, so werden sie in ihrer Mehrheit sicher die Zustimmung des Parteitages finden. Für die Abgeordnetenwahlen lassen sich nach unserer Meinung keine anderen Grundsäße aufstellen. Die Frage der Leistung und Gegenleistung mußte in dem geschehenen Umfange Aufnahme finden. Durch sie wird sichs ja zeigen, inwieweit die preußischen Liberalen selbst gewillt sind, das zu tun, was sie von uns verlangen: Kampf gegen die Reaktion. Anders dagegen steht es mit unserem Verhalten bei den Urwahlen. Der Punkt 2 der Bestimmungen unter A findet nicht unseren Beifall. Wir sollten uns davor hüten, in einem Wahlkreise mehrere Wahltaktiken zugleich zur Anwendung bringen zu wollen. Das erschwert nicht nur die Agitation ungemein, sondern richtet auch sehr leicht die schredlichst en Verwirrungen an. Wir haben doch aber auch gar nicht nötig, zu einem so gefährlichen Experiment zu greifen. Welches find denn die Kreise, wo mit unserer Hilfe das reaktionäre Element vertrieben werden könnte? Es sind doch nur solche, wo die Industrialisierung schon merklich vorgeschritten ist und wo die Zahl der Arbeiter einen größeren Umfang angenommen hat. Hier werden wir aber, mit ganz vereinzelten Ausnahmen, in der Lage sein, mit eigenen Wahlmännern vorgehen zu können. Die paar Bezirke, in denen das wirklich nicht möglich ist, enthalten so wenige sozialdemokratische Stimmen, daß es sich wirklich nicht verlohnt, sie den Bürgerlichen zuzuführen. Hier würde eine Stimmenthaltung weit eher am Plaße sein."
,, Chemnißer Volksstimme":
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Bürgerlichen zuzuspielen, ist eine Frage, die sehr ernstlich erwogen werden muß, auch wenn es sich nicht um ein allgemeines Prinzip handeln soll, sondern nur um Maßnahmen in besonders gearteten Fällen."
parlament.
Aus der Partei.
Gemeindewahlerfolge.
In Elbing wurden zwei Genossen mit großer Mehrheit in das Stadtparlament gewählt.
Personalien. Zum Parteisekretär der sozialdemokratischen Laudesorganisation in Hamburg wurde am Freitag in der Landesversammlung der Genosse Wilhelm Wiesner in Bergedorf bei
Gerichts- Zeitung.
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bolltom men selbständig zu bleiben und frühestens „ Es klingt sehr gut, wenn man gelobt, bei den Urwahlen bei den Abgeordnetenwahlen Bündnisse einzugehen. Aber diese verspäteten Bündnisse wären von so geringer Bedeutung, daß man dann schon konsequent ganz allein bis zum Ende durchhalten könnte. Es ist ganz richtig, daß keine bürgerliche Partei den Kampf Bei der Stadtverordneten - Stichwahl in Sagan siegte Genosse gegen das Dreiklaffenwahlrecht so ehrlich und mutig geführt hat, Kurtmann über den Mischmasch- Kandidaten. Damit hält der daß wir ihr für die Zukunft volles Vertrauen entgegenbringen dritte Sozialdemokrat seinen Einzug in das Saganer Stadtfönnten. Es trifft vollkommen zu, daß insbesondere die Nationalliberalen Anträge gestellt und die Fortschrittler diese unterstützt haben, die die vollkommene Entfernung von Arbeiterver tretern aus dem preußischen Abgeordnetenhause hätten zur Folge haben können. Aber die Fortschrittler und Nationalliberalen haben an einer immerhin ein starkes klasseninteresse Bernichtung der unter dem Dreiklassenwahlrecht ganz fest stehenden konservativ- klerikalen Mehrheit. Insofern sind sie Wahl- Hamburg gewählt. rechtsfreunde, während Zentrum und Konservative Wahlrechtsfeinde sind. Entschieden wird das Schicksal der Reform zweifellos durch die Entschlossenheit und die organisierte Macht des Proletariats; aber gleichgültig kann es dabei nicht sein, Wahlrechtssäbler Sittenattentäter. ob 50 Liberale oder 50 Schwarzblaue mehr im Preußenparlament Gelegentlich der letzten blutig verlaufenen Wahlrechtsfißen. Von unseren Aussichten dürfen wir keine preis geben. Wo die eigene Kraft nicht ausreicht, müssen wir durch demonstrationen, so berichtet man uns aus Halle a. S., hatte Gegenseitigkeitsvertrag uns fremde Kräfte zunuze zu sich der 44jährige Polizeifergeant Gustav Richter besonders machen suchen. Aber wo dies beides nicht in Betracht kommt, ausgezeichnet". Er hatte einem friedliebenden Wahlrechtsmüssen wir immer noch darauf sehen, möglichst jede von uns auf demonstranten mit dem Säbel den Kopf zertrümmert. Begebrachte Stimme zu einer Aenderung der Zuſammenſebung tanntlich wurden nach jener Säbelei auch hervorragend tätig Ses Dreitlaffenhauses auszunuben. Mögen die preußischen gewesene Polizeibeamte durch Orden und Ehrenzeichen gekennGenossen, unbeeinflußt von der Phrase und dem Herfom„ Hessischer Volksfreund" Darmstadt : men, mit weitem politischen Blick die taktischen Möglichkeiten zeichnet. Am Freitag stand Richter vor der Straftammer Borbemerkung: Dieser einer Korrespondenz entstam- des preußischen Wahlkampfes prüfen. Auch die politische Klugheit wegen Sittlichkeitsverbrechens, begangen im Amte, unter mende Artikel wurde von mehreren, auch preußischen Blättern ab- ist notwendig, soll Breußen für das Proletariat noch nicht erobert Anklage. Er hatte in der Nacht zum 14. Oktober auf der Polizeiwache in der Ludwig Wucherer Straße ein aber doch freigemacht werden." gedruckt. Man mag sich nun innerhalb oder außerhalb der Sozialdemojunges Dienstmädchen, das seiner Dbhut anverfratie zu den Vorschlägen der Landeskommission wie immer stellen, traut war, zum Beischlaf verführt. Als das einen Vorwurf wird man ihnen bestimmt nicht machen können,„ Aber diesen Vorschlägen( gemeint sind hier die Vor- Mädchen wegen des Vorganges bernommen wurde, nämlich, daß es ihnen an eindeutiger Klarheit fehle. Ihr Grund- schläge der Genossen Eisner und Bernstein . Red. d." B."). bestritt Richter die Tat. Darauf ging ein anonymer Brief bei gedanke ist einfach der: In erster Linie Eintreten für fo gutgemeint sie sind, stehen doch auch manche schwer- der Polizeiverwaltung ein, in dem drei Personen mitteilten, Bie eigene Partei, in zweiter Linie für bür- wiegende Bedenken entgegen. Von allem anderen gerliche Kandidaten, wenn sie auf dem Boden abgesehen: selbst wenn die Gesamtpartei sich um des großen sie hätten vom Fenster aus den strafbaren Vorgang beSes Reichstagswahlrechts stehen und wenn ihre Zieles willen zu einer solchen Selbstopferung zwingen obachtet. Auf einen vom Untersuchungsrichter erlassenen Partei Gegenseitigteit gewährt. Mag der Preußen- sollte, so wäre damit noch keineswegs eine Mehrheit der Linken Zeugenaufruf meldete sich aber niemand. Daraus entstand tag diese Grundsäße anerkennen oder modifizieren, wir zweifeln gesichert; vor allem aber: dieje Linke wäre ja in Wirt die Vermutung, daß sich die Beobachter des Vorganges auch nicht daran, daß auch er sich in seinen Beschlüssen derselben Klar- lichfeit teine Linke! Man darf nicht übersehen, daß sich innerhalb der Wache befunden haben können. Richter heit befleißigen wird wie die Landeskommission. in diesem Liberalismus, auf den es ankäme, die preußischen Natio- soll sich nicht der größten Sympathie unter seinen Kollegen Daß auf der anderen Seite die gleiche Neigung zu flarem nalliberalen befinden müßten. Die preußischen Nationalliberalen erfreut haben. Die Verhandlung, zu der das junge Mädchen Willensausdruck herrsche, wird man beim besten Willen nicht be- aber unterscheiden sich in ihrer übergroßen Mehrheit kaum anders und zwölf Bolizeibeamte als Zeugen geladen waren, entzog haupten können. als durch ihren Namen von den freikonservativen Scharfmachern. Selbstverständlich ist man sich in der Fortschrittspartei insoweit Das haben sie, um nur das wichtigste zu nennen, ja schon bewiesen, sich wegen Sittengefährdung der Deffentlichkeit. einig, als man bereit ist, aus den Händen sozialdemo- als es 1910 die Wahlrechtsfrage zu behandeln galt. Das zeigen heiratete" Schußmann" wurde zu einem Jahre Getratischer Wähler und Wahlmänner so viel eben jetzt wieder ihre Führer durch die unausgesetzten Anbiede- fängnis verurteilt.
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Die Großftadt. Morgen.
Bor mir der Straße graues Bild, Bon müden Menschen angefüllt Und wildem Räderklingen. Am Kupferdraht der Funke zischt. Der Rauch sich mit dem Nebel mischt,
Kein Strahl fann sie durchdringen.
Die bunte Anschlagsäule schreit Von Mord und öder Lustbarkeit
In scheußlich grellen Farben. In Lüften schwirrt ein Todesfeim, Betrunkne Schlemmer kehren heim, Und Hunderttausend darben.
In der Fabrit.
Der Hammer flang, die Breßluft pfiff, Still ruht die Faust am Eisengriff, Die Stoßmaschinen schwingen. In einem Wald von Riemen schrie Das Zahnrad seine Melodie
Und wollt' uns gern perschlingen.
Und wie es dröhnet Schlag um Schlag Von einem bis zum andern Tag, Und wie die Räder freisen,
Da weiß ich's früh und fühl' ich's spät: Das Herz, das hier im Eisen steht, Bald wird es selbst zu Eisen.
J. Zamart.
fürftenpopularität.
sehen, das große Leid, und ich dachte mir, die beste Gelegenheit sei der Trauerzug selber, wo Könige und ein Kaiser mit in der Reihe gehen werden, wo zu Zehntausenden das Volk vom frühen Morgen am Straßenrande wartet, um den günstigen Augenblick ja nicht zu verpassen.
Schon aus der Ferne sah es großartig aus. Es war ein runder, schöner Platz, und man sah eine große, schwarze Masse. Sie bewegte sich wie etwas Wogendes, aber nicht wie ein Meer oder ein Aehrenfeld, eher schon wie ein Lavastrom, langsam, schwerfällig und zielbewußt. Unaufhaltsam und stetig.
Aus diesem Strome erhoben sich einige Stellen, die aus der Ferne nicht deutlich zu erkennen waren. Als ich näher fam, entdeckte ich: alles das waren wirklich Menschen. Gewöhnliche Menschen, die sogar meist weit hergereift waren und die jedenfalls ihren halben Tag opferten, um dem toten Regenten ihre Reverenz zu erweisen. Die Erhebungen in der Masse waren auch Menschen, und zwar solche, die auf Wirtstischen oder auf Leitern oder auf Wagen, auf Stühlen, auf Laternenpfählen und so ähnlich sich postiert hatten. Gewöhnlich diente eine solche Sonderstellung dann gleich ganzen Dußenden, so daß sie in der denkbar unbequemsten Stellung stundenlang verweilen mußten.
Wenn das etwas so Erhabenes ist, dann durfte auch ich keine Rücksicht kennen; ich drückte ein paar Augen zu und stürzte mich in das Gewühle, wo es am stärksten war.
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Der ver
Das war zu einer Zeit, da der Zug schon unterwegs war. Und die gute Stimmung hielt an, auch als der Zug sich vorbei bewegte. Es ist jedermann bekannt, daß bei solchen Anlässen, ich meine, wenn große Mengen beisammen sind, immer der gute Voltshumor auflebt, und er lebte auch hier.
Als der Sarg schon vorbeigefahren war und der Kaiser langsam und feierlich zu Fuß daher schritt, an der Seite des jetzigen Regenten, da sagte einer hinter mir:
die
Schorschel, streck den Kopf nit so weit füri, sonst werst auf Schnurrbartspißen aufg'spießt." Natürlich lachen die Umstehenden.
Ich denke an ein Dorf: es wird ein Mann zu Grabe getragen, den alle kannten. Nicht das ganze Dorf geht dem Leichenzuge nach. Es stehen auch, ähnlich wie hier, viele an der Straße, sie sprechen auch, aber sie haben ihren sonst unversiegbaren Humor zu Hause gelassen. Es würde da auch ein schlechtes Echo geben, wenn einer vergessen sollte, was an diesem Tage geschicht. Wenn der Trauerzug kommt, so nehmen alle die Hüte ab, stehen still und denken einen Augenblick, wenn es denn nicht mehr sein kann, einen ernsten Augenblick an den Toten. So oder so, aber in würdiger Ruhe, denn es ist in diesem Augenblick eine wirklich allgemeine Trauer über der Dorfstraße.
Ach wie gut sind doch die Leitartifel abgefaßt; was muß ein Jahrhundert später für eine großartige Vorstellung von der Volksliebe für die Fürsten bekommen, wenn es nur diese so gut abge= faßten Leitartikel lieft.
Als ich wieder zu mir selber fam, da war ich eingepreßt wie eine Feige in der Schachtel, stand aber gut und hatte wenigstens ein gutes, gediegenes Stück blauen Himmels über mir. Es war Ruhe und Ergebenheit an jedem Grabe! Auch an dem eines auf einem großen schönen Blaze, wo mächtige Kandelaber errichtet Fürsten . Aber es sollte nur nicht so entsetzlich viel gelogen werwaren, die oben Brennpfannen trugen. Um mich die schwarze den. Ist das Volk zu tadeln? Nein, das Volk ist im Grunde ehrMasse, bor mir die Buschhelme breitschultriger Uniformierter. lich , andere lügen. Das Volf kommt und hat sein Schauspiel, so Hinter mir die vornehmsten Häuser Münchens . Auf den Balkonen oder so. Heute ist es ein Fürstensarg, der mit nie wiederkehrendem und in den Fenstern zeigten sich die Damen nur in Trauer und die Aufwand vorübergeführt wird, morgen ein Flieger, übermorgen Herren nur im Belzmantel. Prinz Karneval .
Ueber der ganzen Münchener Stadt ein ernstes feierliches Glockengeläute; und wie seltsam war das Volf. Es machte gang bergnügte Gesichter. So ettvas Erwartungsfrohes, ja man möchte fast sagen etwas Freudiges lag auf ihren Gesichtern.
Daß ein ganzes Land um einen Fürsten trauert, daß Taufende, ja Millionen das Gefühl haben, ihren Vater verloren zu haben, ist das nicht etwas Wunderbares? In einer Zeit, wo man Besonders die, welche weiter vorn standen, die hatten so eine den Krieg, den zehntausendfachen Mord im voraus dadurch für ge- felige Miene aufgesetzt. Sie machten auch gar kein Hehl daraus, rechtfertigt erklärt, daß sogenannte vitale Interessen ihn verur- daß sie sich ganz außerordentlich freuten. Sie lachten die andern sachen, wäre das tatsächlich ein Zug, der mit dieser Zeit in krassem aus, die weiter zurück sich die Halswirbel ausreckten und doch nicht Widerspruch stände. Und doch, wenn man in diesen Tagen die einen einzigen Pflasterstein zu sehen bekamen. Aber auch die UnBlätter studiert, muß man es einfach zugeben: es werden ausge- glücklichen, die gerade nur noch ein armseliges Stück blaues zeichnete Artikel geschrieben. Wer aus der Ferne hierher sieht, Himmelsdach gewahren konnten, waren eigentlich in durchaus guter muß unbedingt die Ueberzeugung haben, über Bayern ist ein Un- Stimmung. Ich will chrlich sein und ich muß sagen; es wäre nicht glüd hereingebrochen, an dem auch noch der kleinste Mann" aus möglich gewesen, aus diesen Gesichtern herauszulesen, ob sie nun dem Volke seinen Anteil hat. auf einen Karnevalszug oder auf die Totenfeier eines verstorbenen Aber weil ich mitten drinnen stand, so wollte ich es ganz nahe Fürsten worteten.
Ich habe einmal einen der größten Aufzüge in der Petersfirche in Rom gesehen: es sollte cine heilige Handlung vor sich gehen. Der Papst segnete mit seinen Wachshänden, denn so sah es aus, die Zuschauer, und man stand ihm so nahe, daß man sein Kleid füssen konnte; einige taten das auch, andere hatten den Kodak und knipsten.
Die alten Formen sind noch da, aber der alte Jubalt ist schlafen gegangen. Kein Fürst ist um die sogenannte Landestrauer zu beneiden, kein Papst um seine Herrlichkeit. Wer das mit angesehen, weiß es anders, als vielleicht Fürsten und Päpste es sich träumen. Die neue Zeit hat andere Werte. Und wenn alle Professoren im feierlichen Ornat herumgehen und die größte Würde ganz umsonst vor allen Augen zeigen, das Volk ist tatsächlich, auch wenn es sich selbst darüber nicht klar geworden ist, über all das hinausgewachsen. Friz Sänger.