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Str. 301. 29. Jahrgang 3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mittwoch, 25. Dezember 1912.

Aus Industrie und Handel.

3 Millionen Liter Schnaps weniger!

Weitere Knebelung der ausländischen Saisonarbeiter.

Schuhvorschriften mit Ausnahmen.

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Der Betrieb in Zinkhütten und Zinkerzröstereien ist außer ordentlich gesundheitsschädlich. Unterm 13. Dezember 1912 hat der Bundesrat nun auf Grund des§ 20 der Gewerbeordnung neue Vor­schriften erlassen, die gefahrenvorbeugend wirken sollen. Sie regeli

gerade in der Herrenartikelbranche von berufsmäßig ausgebildeten führen, d. h. die Arbeitslosenversicherung ohne längeres Harren auf Dekorateuren ausgeübt zu werden pflegt, lag der Klägerin ob. Ja, den Staat zu errichten. Der Magistrat warf zwar die Summe ihre Vertrauensstellung war sogar eine so vielseitige, daß der Chef neuerdings aus, doch abermals mit der Bedingung, daß der Staat Der Geschäftsbericht der Spirituszentrale für das Fabrik bestellte und sie hernach nicht bezahlte. Die Folge davon Bei diesem anmutigen Frage- und Antwortspiel erreichen die Ar­auf den Namen ihres Mannes einen Posten Hosenträger bei einer den gleichen Zuschuß leistet. Damit ist die Sache wieder auf dem toten Punkt angelangt. Geschäftsjahr September 1911 bis September 1912 bietet die eine erfreuliche Tatsache, daß der Trinkabsaz mit 193 Millionen Liter um war, daß die M.'schen Eheleute verklagt wurden und der Gerichts- beitslosen nichts, aber es gefällt den freifinnigen Stadtvätern, weil rund 3 Millionen Liter hinter dem Vorjahre zurückblieb. Jm vollzieher in ihr Haus kam wegen einer Schuld, die sie gar nicht sie dabei eine schöne Ausrede dafür finden, nichts tun zu müssen. übrigen haben die Produktions- und Preispolitik der Zentrale und eingegangen waren. Und das alles für 30 M. Monatsgehalt! neue vermehrte Vergünstigungen durch die Reichsregierung den Brennern Leider kam es statt Erhöhung des Gehalts um das Doppelte reichlichen Profit gebracht. Der Ausfall der Kartoffelernte im( in Gemäßheit§ 138 Abs. 2 und§ 612 des Bürgerlichen Gesez­Jahre 1911 hat nicht nur den Brennern keinen Schaden gebracht, buchs) zu einem Vergleich. Die Parteien verglichen sich in Höhe sondern ihnen nur die Möglichkeit zu erhöhter Ausnutzung des Konsums von 20 M. Der Beklagte, der Inhaber von drei Filialen ist, wollte geboten. Im Gesamtabsatz von Branntwein ist gegen das Vorjahr diesen Betrag erst nach dem Ersten zahlen. Auf Vorhalt des Vor­überhaupt kein nennenswerter Unterschied eingetreten. Zwar ging fienden entschloß er sich, die 20 M. noch vor dem Weihnachtsfeste der Trinkabsatz und der für Zwecke der unvollständigen Vergällung um je 3 Millionen Liter zurück.- Aber dieser Rückgang zu zahlen. wurde durch eine Zunahme des gewerblichen Bedarfes( vervoll­ständigte Vergällung) wettgemacht. Der Absatz an gereinigtem, un­gereinigtem und vollständig vergälltem Branntwein belief. sich auf insgesamt 302,5 Millionen Liter. Die Erzeugung ging nur um weniges von 347,3 Millionen Liter auf 345,1 Millionen Liter zurück. Die Schäden, die durch die Kartoffelmißernte den Brennern hätten erwachsen können, beseitigte die Spirituszentrale durch eine wesentliche Erhöhung der Verkaufspreise. Im September 1911 be­trug der Preis für Primaſprit in Berlin 58,50 M.; er erfuhr einen Zuschlag im Januar 1912 von 3 M., im März von weiteren 8 M. und zuletzt im April von 6 M., womit er auf 75,50 M. anlangte. Durch die erhöhten Verkaufspreise war es der Zentrale möglich, auch den Brennern einen höheren Preis zu zahlen. Zu Anfang des Geschäftsjahres zahlte die Zentrale an die liefernden Brenner 44 M., erhöhte dann den Abschlagpreis auf 46 und 50 M. und setzte den endgültigen Verwertungspreis auf 52,02 M. fest. Das nennt der Geschäftsbericht eine weitgehende Mäßigung in den Ansprüchen an den Preiserlös und eine weitblickende Berücksichti­gung der fünftigen Entwickelung"!

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in der Hauptsache die Betriebseinrichtungen und den technischen Ar­beitsprozeß nach hygienischen Gesichtspunkten. Die Verhinderung von Staubentwickelung und die Entfernung von Staub, ferner gute Obwohl auf den ausländischen ländlichen Saisonarbeitern schon Ventilation, sowie Besorgung reinen Trinkwassers sind dabei die der Regitimationskartenzwang schwer genug lastet, wollen die Hauptpunkte. Schließlich wird vorgeschrieben, daß die den Destil­Junker ihre weitere Knebelung. Der ostpreußische landwirtschaft- lationsröhren entweichenden Gase, Dämpfe usw. unmittelbar an der liche Zentralverein will die Seßhaftmachung dieser Arbeiter; sie Austrittspforte abgefangen und ins Freie geleitet werden. Räum sollen auch im Winter hierbleiben, damit die Agrarier mit ihnen asche darf nicht mehr im Hüttenraum gezogen werden; sie ist durch Jahreskontrakte abschließen und sie so dauernd in Fesseln schlagen unterirdische Kanäle zu entfernen. Verboten ist die Beschäftigung fönnen. In der westpreußischen Landwirtschaftskammer ist man noch einen Schritt weitergegangen. Rittergutsbesitzer Kühler- Blo- jugendlicher und weiblicher Personen in allen Destillationsbetrieben naken hat hier über die Sicherung der Arbeitgeber gegen den Ver- sowie bei dem Fortschaffen der Räumasche und dem Zubringen von Aber schon aber Jugendliche zwi­tragsbruch der ländlichen Arbeiter berichtet und bedauert, daß man Material an die Defen. bei uns den Saisonarbeiter als freien Arbeiter behandle, so daß schen 16 bis 18 Jahren dürfen in den Destillationsbetrieben beschäf= man ihn bei Kontrattbruch nicht bestrafen, sondern höchstens aus- tigt werden, wenn ein Arzt bescheinigt, daß der körperlichen Ent­weisen kann. Die Verhältnisse würden immer unerträglicher. Alle wickelung der Jugendlichen dadurch kein Schaden drohe. Welcher Beschwerden an die Behörden seien erfolglos, höchstens werde einem Arzt könnte mit gutem Gewissen die Gefahr von Schädigungen geraten, man solle die Leute beffer behandeln. Von der Regierung leugnen? Und doch werden sehr viele Erlaubnisscheine ausgestellt müßten Beamte angestellt werden, die alle 14 Tage die einschlägigen Verhältnisse kontrollierten, da die Amtsvorsteher versagten. Auch müßte eine Bestrafung derjenigen Besier erfolgen, die kontrakt: Die Regierung kam dieser Politik noch zu Hilfe. Sie erhöhte brüchige Arbeiter beschäftigen. Hauptsächlich handele es sich dabei den( steuerbevorzugten) Durchschnittsbrand von 86 Proz. auf 94 Proz., um Kleingrundbesitzer. im April dieses Jahres jogar auf 120 Broz, um den Betrieben zuwurf, daß sie bei offenkundigen Kontraktbrüchen nicht immer zu­Oberpräsident v. Jagow machte den Amtsvorstehern den Vor­helfen, die über reichlichere Kartoffelvorräte verfügten. Den Brennereien, die tatsächlich unter dem Kartoffelausfall zu leiden griffen, oftmals vielleicht mit Rücksicht auf ihre ländlichen Berufs­hatten, kam der Bundesrat dadurch entgegen, daß er allen land- genossen. Was die Bestrafung der Arbeitgeber, die kontraktbrüchige wirtschaftlichen Brennereien die Verarbeitung von Getreide ohne Arbeiter beschäftigen, anlange, so habe die Regierung das gewollt, Kürzung des( jteuerbevorzugten) Kontingents gestattete. Außerdem man habe ihr aber den betreffenden Gesetzentwurf vor die Füße ge­wurde für den Bezug von Brenngetreide ein ermäßigter Eisenbahn- worfen. Die Landwirte sollen Stimmung für ein derartiges Gesetz tarif eingeräumt. Diese Maßnahmen haben es denn auch er- machen, dann schützten sie sich selbst. reicht, daß die Produktion in ganz außerordentlicher Weise forciert wurde. In den Monaten Mai bis Oktober d. J. find 36,5 Millionen Liter mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres erzeugt worden. Allein der Monat September brachte eine Produktion von reichlich 16 Millionen Liter, während im vorjährigen September nur 5,7 Millionen Liter erzeugt wurden.

Also der Herr Oberpräsident macht nicht nur die Amtsvor­steher scharf, damit sie mit dem nötigen Gifer die Jagd auf die unglücklichen Ausländer veranstalten, er fordert auch die Junker zur Propaganda für ein neues Kontraktbruchgesetz auf. Bei der Landtagswahlbewegung im nächsten Jahre sollte darauf mit be­sonderem Nachdruck hingewiesen werden.

Volksschulelend.

Aber auch für die Zukunft ist gesorgt worden. Die Brannt­weinsteuernovelle vom Jahre 1912 bringt nur eine scheinbare Be­seitigung des Kontingents und gewährt für diesen angeblichen Aus­fall noch besondere Entschädigungen. Es wurde ein fester Jahres Welt voranzustehen. In diesem Lande führen die Säbelraßler das Es gibt ein Land, das sich rühmt, als Kulturträger in der betrag von 16 Millionen Mark aus Reichsmitteln zur Erhöhung und Erweiterung der Vergütungen für vollständige und unvollständige große Wort. Sie fühlen sich als Kulturpioniere. Und dieses Land, Bergällung ausgefeßt. Es gehört daher schon mehr als Heuchelei Deutschland genannt, gibt nach seinem letzten Reichsefat fast dazu, wenn der Geschäftsbericht sagt: So wenig das Brennerei- 2000 Mill. Mark für militärische Zwecke aus. Da ist naturgemäß

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gewerbe bisher in der Behandlung durch die Gesetzgebung verwöhnt worden ist auf eine leberraschung, wie sie die Branntwein­steuernovelle vom Jahre 1912 gebracht hat, war es aber nicht vor bereitet."

Die durch das Branntweinsteuergesetz garantierte Monopol­stellung der Euszentrale hat wiederum eine Reihe von Sprit­fabriken zum Schluß gezwungen. Eine Gruppe süddeutscher und eine Anzahl norddeutscher Spritfabriken schlossen sich der Zentrale als Gesellschafter an.

Die Zentrale geht jetzt bereits daran, sich auch das Destillations­gewerbe zu unterjochen. Vorläufig allerdings find die Verhandlungen über einen Zusammenschluß gescheitert.

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für Volksschulen nicht viel Geld übrig. Im größten Staate dieses Landes, in Preußen, wird über die Hälfte aller Volksschüler in un­vollkommenen Schulen ausgebildet. Zu diesem Resultat kommt man nämlich, wenn als untere Grenze des Erforderlichen die fechs­stufige Schule angenommen wird. Nach einer Zusammenstellung der" Statistischen Korrespondenz" wurden im Jahre 1911 von den insgesamt 6 559 502 Volksschulkindern nur 3 124 095, gleich 47,63 Prozent, in sechs-, sieben- und achtstufigen Schulen unterrichtet. Von den übrigen 3 435 441 Volksschülern famen nur 829 835, gleich 12,65 Proz, auf vier- und fünfstufige Schulen. 2 605.606 Kinder, gleich 39,72 Pro3., bekamen ihr Wissen in drei, zwei- und ein­stufigen Schulen eingetrichtert. Man kann daher sagen, daß Die preußischen Sparkassen im Jahre 1911. 52,37 Bros. aller Volksschulkinder auf einen unzureichenden Unter­Für die Sparkassen des preußischen Staates liegen nun wieder richt angewiesen sind. Solches Bild liefern die allgemeinen Durch­die Ergebnisse für das Rechnungsjahr 1911 vor. Der Zuwachs an schnittszahlen. Viel ungünstiger noch wird das Bild, wenn man Spargeldern war nicht so groß wie im Jahre 1910. Er betrug nur die Schulen in den ländlichen Ortschaften für sich allein betrachtet. 730 Millionen Mart gegen 775 Millionen Mark im Jahre 1910 und In diesen wurden von je 100 Kindern unterrichtet: 765 Millionen Mark im Jahre 1909. Die gesamten Spareinlagen haben nun eine Höhe von 11,84 Milliarden erreicht. 1900 bezifferten sich die Einlagen auf 5,75 Milliarden, so daß innerhalb 11 Jahren eine Verdoppelung der bei den Sparkassen angelegten Beträge zu verzeichnen ist. Da 1911 die Zahl der Sparkassenbücher 13,42 Millionen betrugen, entfiel im Durchschnitt auf jedes der Bücher eine Einlage von 882,23 M.

in einstufigen Schulen

16,17

"

zweistufigen

24,94

"

"

Dreistufigen

21,39

"

" 1

vierstufigen

9,53

"

"

fünfstufigen

7,22

"

"

sechsstufigen

7,31

"

siebenstufigen achtstufigen

12,58 0,86

"

"

Sehr groß war der Rückgang an Einlagen bei der städtischen Sparkasse Berlin , der im Jahre 1910 noch 22,3 Millionen, da gegen im Jahre 1911 nur 13,7 Millionen anvertraut wurden. Danach ergibt sich, daß in den ländlichen Ortschaften nur Diese ungünstige Entwickelung ist vornehmlich darauf zurückzuführen, 20,75 Proz. der Kinder in Schulen unterrichtet wurden, die den daß sich die Stadtsparkasse Berlin trop der großen Konkurrenz der Minimalanforderungen entsprachen. Weit über die Hälfte der anderen in Berlin vorhandenen Spargelegenheiten bis jetzt nicht Kinder( 62,50 Proz.) müssen sich mit drei, zwei- resp. einstufigen entschließen konnte, die tägliche Verzinsung einzuführen und ihren Schulen begnügen. Am allerschlimmsten sind die Verhältnisse in Zinssatz von 3 Proz, zu erhöhen. Für die Entwickelung der Sparkassen zu Bankinstituten zeugt den kleineren Gemeinden. Die Statistik für 1911 hat mit Rücksicht die Feststellung, daß bereits 172 Kaffen den Kontokorrentverkehr mit auf die Bestimmungen des Lehrerbesoldungsgesetzes die Schulver­ihren Sparern eingerichtet haben. Diese Stassen leisten Zahlungen bände unterschieden: a) in solche mit sieben und weniger Schul­für den Sparer, ziehen Gelder für ihn ein, kurz verwalten die Gelder stellen, b) in solche mit 8 bis 25 Stellen und c) in solche mit mehr des Sparers wie die Banken. Die gesamten Kontokorrenteinlagen als 25 Stellen. In der Gruppe a wurden nicht weniger als beliefen sich auf 29 Millionen gegen 18 Millionen im Jahre 1910. 78,67 Proz. aller zugehörigen Kinder in drei-, zwei- und einstufigen Die Zahlen über die Anlage der Sparkassenbestände zeigen das Schulen untergebracht. Auf die einstufßgen Schulen entfallen gleiche Bild wie in den Vorjahren. Mehr als die Hälfte der Stapitalien werden in Hypothefen angelegt, 41 Proz. in städtischen 20,54 Proz., auf die ein- und zweistufigen zusammen 52,25 Broz. und 20 Proz. in ländlichen Hypotheken. In Wertpapieren, meist In dieser Größenklasse genießen von insgesamt 138 599 Kindern Staatspapieren, wurden 23 Proz. festgelegt. Gegen das Jahr 1910 nur 4,97 Proz. den Vorzug, den Unterricht in einer sechs-, sieben­ist dieser Anteil um ein geringes gesunken. Absolut haben selbst- oder achtstufigen Schule zu erhalten. Zwar macht sich im Ver­verständlich auch die Bestände an Wertpapieren zugenommen. Den gleich mit den Vorjahren eine Besserung bemerkbar, aber die auf­relativen Rückgang verursachte zum Teil der Kursverlust der Staats- geführten Ergebnisse sind doch tief beschämend und eines Kultur­papiere; die Wertpapiere dürfen nicht zum Ankaufspreis, sondern landes durchaus unwürdig. Millionäre wachsen wie Pilze aus nur zum Kurswerte in die Bilanz eingetragen werden. Die An- der Erde, in wenigen Händen ballen sich Reichtümer zusammen, lagen bei öffentlichen Instituten beanspruchten schließlich 12 Proz. das Volk muß dem Moloch Militarismus opfern, es wird aus­Die Zinsüberschüsse betrugen im Berichtsjahre 98 Millionen, gepreßt wie eine Zitrone, aber für die Volksschule ist kein Geld da. von denen 22 Millionen für Verwaltungskosten aufgewendet Das ist deutsch - preußische Kultur. wurden.

der Gesamtbestände.

Soziales.

werden.

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Weiter fordern die Vorschriften das Vorhandensein von Wasch-, Bade- und Ankleideräume, getrennt von einem Speiseraum. Ein von der Verwaltungsbehörde bestimmter Arzt soll den Gesund­heitszustand der Arbeiter überwachen. Ueber dessen Befunde müssen räume eingebracht werden; die Einnahme von Wahlzeiten ist nur Register geführt werden. Nahrungsmittel dürfen in die Arbeits­im Speiseraum statthaft, der wieder nur nach vorheriger Reinigung der Hände und des Gesichts betreten werden darf.

Die Vorschriften würden eine Verbesserung darstellen, wenn, ja wenn nicht auch hier wieder die berühmten Ausnahmen der Reform das Beste zu nehmen drohten. Die neuen Vorschriften sollen am 1. Januar 1913 Rechtswirksamkeit erlangen. Die Höhere Verwal= tungsbehörde kann jedoch gestatten, daß dort, wo bisher Arbeite= rinnen beschäftigt wurden, deren Weiterbeschäftigung bis zum 1. Januar 1920 ausgedehnt werde. Und was die technischen Vor­schriften über das Abfangen der Räumasche anlangt, können Aus­nahmen sogar bis 1922 erfolgen. Ein guter Teil der Vorschriften wird für viele Betriebe anders nichts bedeuten, als bedrucktes Papier. In der Sozialpolitik überstürzt man sich nicht. mit dem Kapital gebietet Rücksichtslosigkeit gegenüber den Proletariern. Gesundheitsschutz der gewerblichen Arbeiter; die Rücksicht auf das

Spuf.

In der christlich firmierten Presse wird fortgesetzt die zwangs­weise Erziehung zur Frömmigkeit als bestes Mittel zur Steigerung der Geburten empfohlen. Die fatholischen Organe reklamieren dabei für den Katholizismus den Vorzug. Das ist ein großer Humbug. Der Grad der Kirchengläubigkeit spielt eine weniger große Rolle als die höhere oder niedere Kultur. Die höchsten Geburtenziffern findet man bei den kulturell rückständigsten Völkern. In Deutschland ist übrigens die Geburtenhäufigkeit größer als wie im katholischen Belgien . Sie steht bei uns nicht weit hinter der im katholischen Desterreich und Italien zurück. Und im katholischen Frankreich ist der Gedanke, die Zahl der Geburten zu beschränken, am erfolg reichsten unter der klerikalen Herrschaft in die Tat umgesetzt worden. Die nachfolgende Uebersicht der Lebendgeburten pro 1000 Einwohner beweist das. Es ergeben sich folgende Ziffern:

Deutschland Belgien Frankreich .

Desterreich.

Italien ..

1871/80 1909 Rückgang

39,1

31,0

8,1

32,3

24,9

7,4

25,4

19,6

5,8

39,0

33,6

5,4

36,9

32,4

4,6

Wenn nun Deutschland auch mit der größten Geburtenverminde= rung in der Statistik erscheint, dann fann man doch nicht für die katholischen Länder ein besonders günstigeres Resultat herausfinden, wenn man der Ansicht sein sollte, daß die größte Geburtenhäufigkeit das erstrebenswerteste Ziel sei. Der Pfaffe als Förderer der Frucht­barkeit ist ein Spuf, den man bannen muß. Wo er herrscht, ver­armt das Land und die Kindersterblichkeit steht in höchster Blüte. Auf solche Kultur soll man verzichten, anstatt dessen Bedingungen für die Geburt gesunder Kinder und deren Heranwachsen zu ge sunden, lebensfrohen, selbstbewußten Menschen schaffen.

Hus der Frauenbewegung.

Mutterschaft.

Mutterschaft. Ein Sammelwerk für die Probleme des Weibes als Mutter. Herausgegeben in Verbindung mit zweiund­fünfzig Mitarbeitern von Adele Schreiber .( XXIV, 822 Seiten Groß- Oftab, mit 371 Abbildungen, Preis 20 M., gebunden 25 M. Verlag Albert Langen , München .) Mutterschaft ein Problem.

Für naive instinktiv empfindende Geschlechter bildete die Mutterschaft kein Problem. Welche Fülle von Fragen stürmt aber heute ein auf den, der die Mutterschaft als Individualerlebnis und Sozialfunktion begreifen will. Eine Klärung und Lösung dieser dragen ist unmöglich ohne die Untersuchung, wann und warum die Wutterschaft ein Problem werden konnte und mußte. Nicht ge­nügt die Antwort Adele Schreibers( im Vorwort des Sammel­wertes), daß uns Menschen des 20. Jahrhunderts der Trieb inne­wohne, zu ergründen, zu zergliedern und aufzudecken. Auch den Menschen früherer Zeiten eignete dieser Trieb; nur fanden sie Genüge in religiösem Schauen und Anbeten, weil es für sie gar nichts zu zergliedern gab. Erst der moderne Großfapitalismus, der die geheiligsten( natürlichen und traditionellen) Werte zerstörte, Die Arbeitslosenversicherung in Nürnberg abermals gescheitert. hat für das Mutter- werden und sein Gefahren physiologischer und In den vier Jahren, seitdem im Nürnberger Rathaus die seelischer Art geschaffen, die die Frage nach dem Zweck und der Sozialdemokraten eingezogen sind, haben diese sich fortgesetzt bemüht, besten Erfüllung der Mutterschaft aufdrängen. Nur wer diesen die Einführung der Arbeitslosenversicherung durchzusehen. Es war engen Zusammenhang zwischen allgemeiner sozialer Entwickelung Welch erbärmlich niedrigen Löhne gezahlt werden, zeigte der auch schon einmal ein Ortsstatut ausgearbeitet, das eine auf dem und der Frauen- und Mutter fürsorge nicht aus den Augen ver­lette Verhandlungstermin vor der ersten Kammer des Berliner Genter und Berner System aufgebaute Versicherung vorsah; als es liert, wird vor falschen Fragestellungen bewahrt. Die Probleme der Kaufmannsgerichts. Dort flagte eine Filialleiterin gegen den aber zur entscheidenden Beratung kam, wurde die Einführung der Frau und der Ehe sind nicht zu lösen, che das Problem der Arbeits­Inhaber eines Herrenartikel- Geschäfts, Brocks, auf Zahlung rück- Arbeitslosenversicherung überhaupt abgelehnt. Jm vorigen Jahre und Besitzverteilung gelöst. Daher müht sich die in dem Boden ständigen Gehalts. Die Verhandlung ergab, daß die Klägerin, die gelang es endlich unseren Genossen, daß für diesen Zwed in den sozialer Erkenntnis fest wurzelnde proletarische Frauenbewegung nicht nur sämtliche kaufmännischen, sondern auch die gewerblichen Gtat 30 000 M. eingesetzt wurden, doch knüpfte die freisinnige Mehr- nicht um eine theoretische Lösung der Ehereform ab, sondern um Arbeiten in der Filiale zu verrichten hatte, als verheiratete Frau heit an den Beschluß die Bedingung, daß der Staat die gleiche die praktische Durchführung der Arbeitsreform. Lily Braun irrt, Summe als Zuschus leiste. Nachdem der Landtag erklärte, die wenn sie von einer neuen allgemeinen Frauenbewegung träumt, die ein Monaisgehalt von sage und schreibe: dreißig Mark bezog, wozu Gemeinden müßten vorangehen, damit man erkennen könne, welche bürgerliche und proletarische Frauen vereinen wird, und Adele dann noch die Benutzung einer kleinen Stube nebst Küche trat. Aber Summen notwendig sind, wurde der Antrag wieder eingezogen. Bei Schreiber irrt, wenn für sie in der Mutterschaft die Ströme der auch dies Riesengehalt" erhielt sie nicht regelmäßig, sondern mußte den Etatberatungen für 1913 beantragten unsere Genossen, die bürgerlichen und der proletarischen Frauenbewegung zusammena es ratenweise herausholen. Auch die Arbeit des Dekorierens, die 30 000 m. wieder einzusehen und auch ihrem Zweck wirklich zuzu- fließen, Eine Einigung auf die eigentlichen und tiefsten Fragen

Hungerlöhne.