Einzelbild herunterladen
 
  

gestellten) des Konsuls Prochaska, worin in offensichtlich gehungerk, und zwar leidet vor allem die Zivilbevölkerung. Wie übertreibender Weise sehr schiere Uebergriffe berichtet immer in solchen Fällen, dürften es besonders die Kinder sein, werden, die sich die serbischen Soldaten gegen das die in Maffen sterben. Diese Opfer des Krieges werden nicht ge= österreichische Konsulat hätten zuschulden kommen lassen! Sie zählt. Hungertyphus, Skorbut, das sind alles Dinge, mit denen sollen gewaltsam in das Konsulatsgebäude eingedrungen, die man nicht rechnet, die aber nur durch den Krieg verschuldet sind. österreichische Fahne herabgerissen und in den Kot getreten, Bei Tschataldscha kampieren Hunderttausende im Freien unter den schließlich ins Konsulat geflüchtete Albanesenfamilien ohne schlimmsten sanitären Verhältnissen zu einer Zeit, wo Regen, Grund ermordet haben. Schnee und gelegentlich starke Fröste eintreten. Das wird in den Num lag es auf der Hand, daß diese Erzählung größten- Laufgräben der Forts eine nicht weniger schlimme Menschen­teils Lüge war; denn wäre nur ein geringer Zeil davon wahr, verwüstung anrichten, als es die feindlichen Geschosse zu tun so hätte das österreichische Auswärtige Amt, schon um sich vermöchten. vor seiner heillosen Blamage zu bewahren, längst diesen Tat- Weil aber die Kriegsbulletins fehlen, so denkt man nicht daran. bestand bekanntgegeben. Prompt ist auch das offizielle Man scheint die im Felde stehenden Armeemassen vergessen zu Dementi von Wien erfolgt und man muß sich nur wundern, haben. In den Prunkgemächern des Londoner Palastes spinnt man wie die Franks. 3tg.", die allerdings selbst ihre Zweifel feine diplomatische Intriguen, man findet auch Zeit zu politischen äußerte, diese Räubergeschichte überhaupt verbreiten konnte. Banketten, indeffen Hunderttausende auf dem Felde in Schmuk, ( Daß die Vossische Zeitung" diese kritiklos übernahm, Näffe, Kälte ausharren müssen.

Die Regierung ist unter diesen Verhältniffen zu allem bereit, sowohl zum Friedensschluß wie zur Fortführung des Krieges, die Entscheidung hängt nach meinen Eindrücken rein vom Zufall ab.

gegen das den Frieden störende Borgehen des Borfizenden der pommerschen Landesorganisation der Nationalliberalen Partei Stellung genommen hat. Sie mißbilligen aufs schärfste die gegen den Abgeordneten Schiffer ausgesprochenen Verdächtigungen und Verunglimpfungen, sowie den damit zusammenhängenden Versuch, eine Spaltung in die Bartei hineinzutragen; dieses steht im Gegensatz zu dem danfensiverten Bestreben Baffermanns, die Einigkeit der Partei hochzuhalten und allen Richtungen innerhalb derselben gerecht zu werden.

Mit dem Ausdrucke des unbedingten Vertrauens zu unseren Führern verbinden wir die dringende Aufforderung an alle Parteifreunde, jedem Versuche, Uneinigkeit und Unfrieden vou neuem in der Partei hervorzurufen, entschieden eutgegenzutreten. Chefredakteur Wyneken- Königsberg, Bürgermeister Künzer- Bosen, Stadtrat Dr. Grund- Breslau, Regierungsrat Professor Dr. Leidigs Berlin , Fabrikbefizer Voldmar Bartels- Magdeburg, Dr. Schifferers Charlottenhof bei Kiel , Senator Fint- Hannover, Landgerichtsrat Schmieding- Dortmund , Justizrat Siebert- Wiesbaden , Professor Moldenhauer- Köln, Geh. Kommerzienrat Schmidt- Braunschweig, Oberbürgermeister Dr. Bielefeld- Arnstadt i. Th. , Professor Dr. Brandenburg- Leipzig ."

wird freilich niemanden wundern.) Wie es in Wirklich- Die türkische Regierung weiß nicht mehr, wo aus, wo feit um die standalöse Affäre bestellt ist, zeigt schon ein. Dagegen erhebt die jungtürkische Opposition ihr cher ein Bericht des österreichischen Professors Masaryk , Haupt. Und wenn erst der Friede geschlossen wird, dann wird sie Dagegen tritt Regierungsrat Dr. Poensgen, wie wir der als inoffizieller Unterhändler zwischen der Wiener und sich schrankenlos entfalten. Denn, wenn jetzt von der Oppofition gestern bereits mitgeteilt haben, in der National- Zeitung" Belgrader Regierung in lezter Zeit wiederholt in Belgrad der Regierung der Vorwurf gemacht wird, sie wolle um jeden Preis für die Pommern ein. war, und dessen Wahrhaftigkeit nicht angezweifelt werden kann. Frieden schließen, so überläuft doch schließlich einen jeden eine Dazwischen erklingt die schmeichelnde Friedensmahnung Die wichtigsten Ursachen der Affäre sind die Beschwerden Gänsehaut bei dem Gedanken an die Folgen, die die Fortführung des Herrn Ernst Bassermann , der in der Rolle des weihnacht­des Konsuls, derentwegen die Beschwerden in Belgrad er- des Krieges eventuell zeitigen fönnte. Ist aber erst der Friede da, lichen Friedensengels in der Köln . 3tg." den Bommern wie hoben wurden. Eine Beschwerde beklagt sich darüber, daß das also die Gefahr des Krieges beseitigt, dann kann die Opposition den edlen Mit- Parteigenossen Schiffer, Friedberg , Brinz Benehmen der serbischen Soldaten in Prizrend gegenüber desto dreister behaupten, die Regierung habe sich ins Bodshorn jagen Carolath und Krause süßes Lob spendet und sie zu friedlichenr dem katholischen Priester unanständig war, den sie an- lassen, sie hätte bei mehr Mut und Ausdauer bessere Friedens- Busammenarbeiten in gemeinsamer Weltanschau­geblich mit dem Tode bedrohten, daß sie in die katholische Kirche bedingungen erzielen können. ung" für die höchsten Güter des deutschen Volkes auffordert. und in das Haus der Barmherzigen Schwestern eingedrungen Bunächst wendet er sich an die Pommern , indem er wohl feien, um dort nach Waffen zu suchen. Konsul Pro chasta wollend erklärt: berief sich hierbei darauf, daß die Katholiken Albaniens unter dem Protektorat Desterreichs ständen. Konsul Prochaska verlangt als Die Regierung ist überhaupt ganz ungeheuer einsichtig, ge­Satisfattion, daß der Offizier, der jene Militärabteilung befehligte scheidt und nachgiebig geworden. Wer nur an sie herankommt und und die Aktion leitete, um Entschuldigung bitte. Gegen diese eine Macht darstellt, findet Gehör und heimst Versprechungen ein. Beschwerde steht die Beugenschaft jenes fatholischen Priesters selbst, So geht es jetzt den Armeniern, denen die Regierung nunmehr der erklärte, daß ihm absolut nichts geschehen sei, ein ganzes Reformprojekt vorlegt. War die türkische Regierung es fei niemand in die Kirche eingedrungen, die Offiziere seien bis jetzt durch ihre orientalische Verschleppungstaktik berühmt, so bloß in die Kirche und in die übrigen zur Kirche gehörigen Loka- fekt sie nunmehr durch die ungeheure Rapidität, mit der sie Reform= fitäten eingetreten, inz nachzusehen, ob sich dort etwa gefehe fertigstellt, die Welt in Staunen. Was ihr auch wollt- in Baffen befinden. Gine aweite Beschwerde des zwei Tagen ist es fertig! Man schreibt einfach aus den alten Vor­Konsuls führt aus, die serbischen Militärs hätten dem Post- lagen, deren es ja für die Reformfrage eine reichliche Anzahl gibt, boten die Sorrespondenz des Konsuls und einen Re- ein neues Projekt zusammen, und die Sache ist fertig. An eine volver abgenommen, den er bei sich trug. Dieser Vorfall wird parlamentarische Vorberatung denkt kein Mensch. So wurde es in Wien strenger beurteilt und es bleibt abzuwarten, ob er vom auch schon früher mehr als einmal gemacht, mit dem bekannten völkerrechtlichen Standpunkt tatsächlich so belastend ist und ob sich Resultate, daß die Reformen in dem Maße vernachlässigt wurden, ähnliche Vorfälle nicht auch während des Deutsch - Französischen als die Regierung aus ihrer Notlage herauskam und wieder festen Krieges ereignet haben und wie sie damals behandelt wurden. Boden unter den Füßen gewann. Eine weitere Beschmerde richtet sich dagegen, daß serbische Sol­daten ein Pony, das auf der Wiese weidete und ihnen von den Bauern als Eigentum des Stonfuls bezeichnet wurde, weggeführt haben. Dagegen wird von Serbien eingewendet, daß das Militär den Aussagen der Bauern denn doch nicht unbedingt Glauben * schenken mußte.

, Nicht um Reformvorschläge vom grünen Tisch aus handelt es sich, sondern darum, den Voltskräften den Weg zur freien politi­schen Betätigung zu bahnen, die allein imstande sind, das Land zu reformieren. Doch dafür hat man hierzulande kein Verständnis.

Die Regierung bewilligte den Einwohnern des Libanon neue Privilegien. Wichtig ist besonders die Bedingung, daß die in Als Konsul Prochaska Prizrend verließ, ereigneten sich gegen der Proving erhobenen Steuern blog für lokale Zwede verwandt ihn Demonstrationen, an denen sich übrigens auch werden sollten. Die schon bisher autonome Provinz wird dadurch Katholiken beteiligten. In serbischen Diplomatenkreisen wird noch mehr dem türkischen Einfluß entzogen. Um so mehr wird der diesem Vorfall. Gewicht beigelegt. Es wird jedoch darauf hin- Einfluß des französischen Kapitals steigen, das dort über die Eisen­gewiesen, daß diese Demonstrationen sehr leicht auch jener bahn verfügt und das ganze wirtschaftliche Leben bevormundet. weifelhaften Dame gelten fonnten, die sich in der Gesell- Damit ist eigentlich jetzt schon das Schidsat Syriens entschieden, schaft Prochaskas befand und vielleicht wird dieser Vorfall einiger- bon dem der Libanon nur einen geographisch und wirtschaftlich ab­maßen dadurch beleuchtet, daß Konful Prochaska zu dem Diner hängigen Teil bildet. Der Prozeß der Zerlegung und Verteilung nicht geladen war, das der österreichische Konsul in lestüb gab, der Türkei , an dessen Endpunkt wir in Europa angelangt find, be­zu dem Konsul Edl und der ihm zugeteilte ferbische Ministerial- ginnt damit von neuem in Asien . beamte Dr. Nakitsch erschienen waren.

lich aus dem österreichisch ungarischen Konsulat beim Einzug der

9

Es könnte sich noch darum handeln, sicherzustellen, ob tatsäch- Herr Baffermann als Weihnachtsengel. Serben geschossen wurde, worüber bekanntlich der gewesene fer- Der Zwist im nationalliberalen Lager gestaltet sich immer bische Gesandte in Wien , Simitsch, bei der Wiener Regierung Be- heftiger und zugleich immer belustigender. Während die Rechts­schwerde führte. Hierbei fäme es auf die Qualität der Zeugen nationalliberalen, besonders in den Dstprovinzen, wo der an, aber die Belgrader Regierung scheint diese Angelegenheit fallen- Nationalliberalismus start agrarisch gefärbt ist für Herrn gelassen zu haben. Schiffer und den Geschäftsführenden Ausschuß der National­Wenn das alles wahr ist, was hier erzählt wird, so täte, liberalen Gesamtpartei in die Schranken treten, veröffentlichen bemerkt dazu die Wiener Arbeiter- Zeitung " mit Recht, wohl die Stämpen des linken Flügels Zustimmungsbezeugungen für den eine Disziplinaruntersuchung über Herrn Prochaska am meisten Geh. Justizrat Ludewig und seine wortgewaltige pommersche Gefolgschaft, und dazwischen ertönt die mahnende Stimme des großen Parteiltrategen Bassermann, doch Ruhe zu halten und es nicht zur Spaltung kommen zu lassen.

not

Krieg und Waffenftillstand.

Aus Konstantinopel schreibt uns Genoffe Parbus: Der Waffenstillstand war ja von vornherein ein hinkender, denn die Kämpfe mit den Griechen dauerten fort, wobei zu den Landkämpfen auch noch Seegefechte hinzukamen. Ebenso wird vor Gfutari weitergefämpft. So ist der Waffenstillstand zum guten Teil nur trügerischer Schein, der Krieg fordert weitere Opfer, wenn auch bei Adrianopel und. Tschataldscha teine Schrapnells mehr ver­schossen werden. Die Stadt Adrianopel wird nach wie vor aus­

Aus dem New Yorker Polizeifumpf.

New York , 20, Dezember 1912. Die naiven Gemüter, die in ihrer Leichtgläubigkeit wähnten, daß mit der Verurteilung des Polizeileutnants Charles Beder zum Tode und mit der Bloßstellung des Plünderbundes beute­gieriger Politikanten und verbrecherischer Sicherheits"-Beamten der in der ganzen Welt berüchtigten Storruption der hiesigen Po= lizei der Todesstoß verfekt worden sei, sind aus allen Himmeln ge­fallen.

So erlassen die Landesvorsitzenden der nationalliberalen Drganisationen von Dst- und Westpreußen , Posen, Schlesien , Brandenburg , Sachsen , Schleswig- Holstein , Hannover , West­ falen , Hessen- Nassau , Rheinland sowie von Braunschweig , Thüringen und vom Königreiche Sachsen folgende Kund­gebung:

Die Unterzeichneten sprechen dem Geschäftsführenden Ausschuß der Gesamtpartei ihren Dank dafür aus, daß er nachdrüdlich

gesteckt, damit sie nur gegen Bürgschaft freigelaffen werden können. Professionelle Bürgen, die mit der Polizei unter einer Dede stecken und den Gewinn mit ihr teilen, verlangen für die Hinterlegung der Bürgschaft, bei der sie gar nichts riskieren, 100 Dollars Provi­sion. Kommt eine Anflage wider eine gegen Bürgschaft auf freiem Fuß befindliche Dirne oder Bordellwirtin zum Aufruf, so ist das Grinnerungsvermögen der Polizisten- Zeugen so schwach, daß die Angeklagte freigesprochen wird. Läßt dagegen eine Arrestantin feine Bürgschaft stellen, so wird sie verdonnert.

Man kann der politischen Tätigkeit und Schaffensfreude der Pommern voll gerecht werden und hoffen, daß ihnen auch der Lohn für ihre Arbeit bei künftigen Wahlen zuteil werden wird und wird trotzdem der Meinung sein, daß die Politik der Na­tionalliberalen Partei unmöglich von Stettin aus orientiert werden kann. Man kann zugeben, wie wir dies alle tun, daß die Vorgänge bei der Präsidentenwahl unerfreulich waren, und kann trotzdem den dringenden Wunsch haben, daß die Angriffe gegen den Abgeordneten Schiffer aufhören.

Dann erhalten Herr Schiffer und darauf auch seine Freunde etwas Honig in ihre große Schnauze geträufelt:

Schiffer steht seit vielen Jahren im Dienste der National­liberalen Partei. Mag er Fehler haben, jeder von uns wird, tvenn er kein Pharisäer ist, sich seiner eigenen Fehler bewußt sein: daß aber Schiffer sein ganzes Wissen und Können in den Dienst des Vaterlandes und der Partei stellt, daß er eine her borragend begabte Persönlichkeit ist, und daß seine Tätigkeit in Reichstag , Landtag und in der Presse von den Jdealen liberaler Weltanschauung getragen ist, dafür liegen Beweise ohne Zahl

bor.

Weitaus der überwiegende Teil der Nationalliberalen Partei steht weder auf dem rechten noch auf dem linken Flügel. Sie wünscht die Weiterführung einer von nationalem Geiste und echt liberaler Gesinnung getragenen Politik, eine Politit, welche die bolle Selbständigkeit der Nationalliberalen Partei nach rechts und und nach links berbürgt. In dem Augenblick, in dem die National­ liberale Partei ein Anhängsel der Fortschrittspartei oder der Konservativen Partei werden würde, würden wir die Geschäfts= Teitung der Nationalliberalen Partei, die in den Händen be= währter Männer, wie Friedberg , Prinz Carolath und Krause, den Vorsitzenden des geschäftsführenden Ausschusses in erster Reihe liegt, nicht mehr an ihrer Stelle sehen, und ich würde sofort ben Borsiz in der Nationalliberalen Partei niederlegen.

und nachdem auf diese Weise für die nötige Stimmung gesorgt ist, verkündet Herr Bassermann , daß die Nationallibe tale Partei den richtigen Weg eingeschlagen hat und sich dem­nächst alles in Wohlgefallen auflösen wird:

" Die Reichstagsfraktion ist einig und geschlossen und cr beitet harmonisch zusammen. Im Reichstage selbst finden sich für die Erledigung positiver Aufgaben wechselnde Ar­beitsgemeinschaften zusammen. Daß die Reichstagsfraktion Wert auf freundnachbarliche Beziehungen zu der Fortschrittlichen Boltspartei legt, ist selbstverständlich. Nicht nur als Folge ge= meinsamer Waffengänge bei den Wahlen, sondern weil das Zu­sammenarbeiten der beiden liberalen Parteien in vielen Fragen sich ebenso wie im Landtag, so vor allem auch im Reichstag aus vielfach gemeinsamen Weltanschauungen ergibt. Wer in den Er­innerungen Bennigfens blättert, wird gerade in ihnen den Be weis finden, wie sehr Bennigsen unter dem haßerfüllten Stampje der Liberalen untereinander litt. In den Fragen des Echubes der nationalen Arbeit, der Aufrechterhaltung der Schußzollpolitik ergab sich ohne weiteres aus derselben Grund­anschauung heraus eine Arbeitsgemeinschaft mit 3entrum und Konserbatiben, wie die Ver­handlung über die Fleischteuerung zeigt. Diese Arbeitsge= meinschaft wird sich bei mancher wirtschaftlichen Frage wieder­holen. In den Fragen der Sozialpolitik ist eine die positive Erledigung sozialpolitischer Gefeße sichernde Arbeitsgemein schaft borhanden zwischen Zentrum und den beiden liberalen Frattionen. Nirgends trennt Sah

zur Anwendung bringen; andere wieder raten, mit der überliefer­ten Scheinheiligkeit zu brechen und die Prostitution zu fasernieren. Aber die Art an die Wurzel des Uebels zu legen, fällt unsern wohl. anständigen" Elementen nicht ein.

" Die meisten Prostituierten waren Ladnerinnen, die vier bis fünf Dollars die Woche verdienten, von diesem Hungerlohn nicht leben fonnten und daher ihre Reize zunächst an einen Freund ver­fauften", bekundete Frau Goode vor der Curran- Kommiffion. Ueber diese Aussage geht unsere bürgerliche Bresse schamhaft mit Schwei­gen hinweg.

Rebenbei bemerkt treiben die der Familie Straus gehörigen Warenhäuser Mach"- New York und Abraham u. Straus"-Brook­Ihn die Auswucherung der weiblichen Arbeitskräfte mit am schlimm­ften. Der eine Inhaber der Firma, Nathan Straus , praktiziert nicht nur hierzulande, sondern auch in Europa ( es sei nur an Heidelberg erinnert) Humanität" in Form des Verkaufs billiger fterilisierter Milch. Sein Bruder Oscar Straus , früher ameri= tanischer Botschafter in Konstantinopel und bei den letzten Wahlen progressiver Gouverneurs- Kandidat, bekannte sich als Rooseveltioner während des Wahlkampfes zu einem Programm, das für die ge­jante werftätige Bevölkerung Warimalarbeitszeit und für die Arbeiterinnen einen gefeßlichen, zu einem menschenwürdigen Da fein genügenden Minimallohn verlangt. Selbstverständlich ist auch Oskar Straus am Firmamente der Humanität und des Wohltung ein strahlender Stern erster Ordnung. Auf der einen Seite werden Millionen aus dem Schweiße und dem Lebensmark der gegen einen Hungerlohn beschäftigten, der Prostitution geweihten Arbeiterinnen gemünzt: auf der anderen Seite gibt man einige Tausend Dollars zu Werken der Nächstenliebe", läßt seinen Ruhm unentgeltlich in allen Zeitungen verkünden und verschafft sich somit eine billige Ree flame.

Die Taschen der Polizei gleichen dem Faß der Danaiden. Sie verden niemals voll, auch wenn ein noch so starter Goldstrom un­unterbrochen in sie geleitet wird. Zudem möchte der mit der Erpressung und Käuflichkeit haben nicht nur nicht nachgelassen, Bolizei in einem Kartellverhältnis stehende Bordell- Trust begreif­fie feiern im Gegenteil noch viel zügellofere Orgien als zuvor. Die licherweise seine unabhängige" Konkurrenz gerne los fein. Aus öffentliche Feststellung, daß Becker, obwohl nur ein geringer Teil ausgehobenen Freudenhäusern pflegen Polizeibeamte alles, was des feines Raubes in seine Taschen floß, bei einem Jahresgehalte von Mitnehmens wert und nicht niet- und nagelfest ist, zu stehlen. wenig mehr als 2000 Dollars das Leben eines Grandseigneurs Die ins Detail gehenden und ersichtlich wahren Angaben wer­führen und doch noch mehr als 10 000 Dollars im Monat ersparen" den durch eine Reihe teilweise völlig einwandfreier Zeugen be­fonnte, hat die Habgier der New Yorker Polizei noch weiter aufstätigt. Nicht zum Trust gehörige Bordellwirte taten fich zusammen, um durch Bekanntgabe des Tatbestandes der Tributpflicht an die geftachelt. Eine nach ihrem Vorsitzenden Curran benannte Kommission Polizei ledig zu werden. Eine charalteristische Einzelheit ist besonderer Grivähnung des, hiesigen Stadthauses wurde infolge des Prozesses Becker mit " Gup the Blood", einer der vier inzwischen zum Tode ver­Der Untersuchung der Polizei beauftragt. Dabei wurde durch die wert. Vernehmung einer Bordellivirtin namens Mary Goode, die sich urteilten Banditen, die den Spielhalter Rosenthal auf Veran­vor der immer unbarmherzigeren Erpressung der mit dem Freuden- lassung des Polizeileutnants Becker ermordeten, drang mit drei haus- Trust auch das horizontale Handwerk ist hierzulande ver- Spießgesellen in das Goodesche Freudenhaus ein und erleichterte frustet im Bunde stehenden Polizei an die Oeffentlichkeit flüch alle dort weilenden Personen um Geld und Wertsachen. Die vier zete, festgestellt, daß 35 000 Bordellinhaber und bei diesen arbei- Kerle wurden verhaftet, drei von ihnen zu Zuchthaus verurteilt. tende" Frauen und Mädchen von der Polizei um 50 bis 150 Dollar Gyp the Blood" blieb damals dant seiner Beziehungen zu ein inonatlich gebrandschakt werden. Liefern sie die seit dem Prozeß flußreichen Polizeibeamten straffrei. Die Anstalt" der Goode Beder stark gesteigerten Kontributionen nicht prompt ab, so werden aber wurde, weil diese die Verhaftung des Räuber- Quartetts ver­Wie kann man übrigens von unserer Polizei Ehrlichkeit er. fie erwischt", verhaftet und aus ihrem ruhigen Gewerbe" auf anlagt hatte, polizeilich ausgehoben, die Goode selbst verhaftet. die Straße gedrängt. Zum Zahlen von Schußgeldern" sind die Während die Bordelle an höhere Polizeibeamte regelmäßigen Tribut warten, wenn die Mitglieder des Stadtrats, wie erst jüngst wieder Ausgestagenen ja bereit. Aber auch wenn sie regelmäßig und abführen müssen, werden die zahllosen auf der Straße streunenden festgestellt wurde, die Erpressung in ein ganz raffiniertes System pünktlich, die ihnen auferlegten Beträge abliefern, sind sie nicht vor Dirnen von den einzelnen unteren Polizeiorganen ausgewuchert. gebracht haben?! Wie sollte sie anders als torrupt sein, wenn sie, Auch fie müffen feit Beders Prozessierung stärker bluten als zuvor. fo ganz besonders zur Wahlzeit, von der jeweils herrschenden Bar­der Verhaftung sicher. Bon Zeit, zu Zeit werden Razzien auf die nicht zum Trust In echt amerikanischer Heuchelei entfekt sich ganz New York " tei in den Dienst des Verbrechens gestellt wird; wenn unser ganzes Gehörigen Freudenhäuser, die sich Duldung erfauften, unternommen. über die Enthüllungen der Mary Goode, obwohl deren Aeußerungen öffentliches Leben aufgebaut ist auf dem von Berufspolitikern ganz Birte und Dirnen werden verhaftet, aber nicht ehva dem Haupt nichts enthalten, was nicht schon längst allgemein bekannt war. offen praktizierten Grundfah, man müsse das Geld ohne Ansehung sächlich zu diesem Zwecke errichteten Nachtpolizei- Gericht vorgeführt Allerlei Vorschläge zur Abhilfe werden laut. Die einen wollen der Mittel holen, wo es zu haben sei?! und dort gleich abgeurteilt, sondern in einen Polizeigetpahrsam I die ganze Strenge des Gesetzes rücksichtslos gegen die Ausgestoßenen