Nr. 1. 30. Jahrgang.
Zur Parteigefchichte.*)
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Literarische Rundfchau.
Es ist im lezten Jahrzehnt Sitte geworden, daß diejenigen Parteiorte, in denen der Parteitag der deutschen Sozialdemokratie abgehalten wird, die Delegierten begrüßt, indem er ihnen eine Festschrift unterbreitet, die die Parteigeschichte dieses Ortes vor ihnen entrollt. Diese Gewohnheit kennt unseres Wissens keine andere Partei: teils, meil keine von ihnen regelmäßig ordentliche Barteitage abhält; teils, weil sie an den Orten, wo sie wirklich tagen, teine oder doch keine zusammenhängende Geschichte ihrer Partei haben. Daß die Sozialdemokratie zu dieser Gepflogenheit ganz wie von selbst gekommen ist, ist ein Beweis ihres wissenschaftlichen Ernstes wie ihrer Kulturkraft. In beiden steht sie allen Parteien weit voran. Von Jahr zu Jahr sind diese Festschriften umfangreicher und inhaltreicher geworden. Es ist mir aber keine bekannt, die sich bereits so stattlich präsentiert wie diejenige, die die Chemnizer Genoffen dem letzten Parteitag darbrachten und die aus der Feder von Ernst Heilmann , des Chefredakteurs der Chemnizer Boltsstimme", stammt. Die darin niedergelegte Leistung ist umso höher einzuschäßen, als dem Verfasser nur ganze drei Monate zur Beschaffung und Bearbeitung des Materials zur Verfügung standen, Heilmann außerdem kein Einheimischer", sondern erst seit 1909 in Chemnik tätig ist. Besondere Schwierigkeiten bot die Bearbeitung auch deshalb, weil das, was man unter„ Chemnizer Arbeiterbewegung" zu verstehen hat, sich bei weitem nicht auf die Großstadt Chemnitz beschränkt, sondern zugleich das ganze Umund Hinterland, bis hinauf an die böhmische Grenze, im ganzen fieben Reichstagswahlkreise, also fast ein Drittel des gesamten Königreichs Sachsen umfaßt. Heilmann hat diese Schwierigkeit dadurch zu bewältigen versucht, daß er die großstädtische Bewegung in den Mittelpunkt seiner Schilderungen stellte, um sie herum aber alle diejenigen charakteristischen und bedeutsamen Vorgänge gruppierte, die als Ausstrahlungen jener die Parteigeschichte der umliegenden Kreise wenigstens in ihren Hauptumrissen stizzieren. Auch die zeitliche Länge der Chemnizer Arbeiterbewegung schuf neue Schwierigkeiten. Das Erzgebirge und Chemnitz ist eine Wiege der deutschen Sozialdemokratie. Solange sie besteht, ist jene Ede Deutschlands an ihr auf das lebhafteste beteiligt. 50 Jahre Zeitgeschichte galt es auf einem immerhin kleinen Raum von 300 Seiten zu bewältigen. Auch das war also keine Kleinigkeit. Dazu tam schließlich die Lüdenhaftigkeit der Dokumente. Das Sozialisten gejez hat auch in dieser Beziehung die allerbeklagenswertesten Wirkungen gehabt. Ein großer Teil unerschlichen Materials gerade aus der Frühzeit der Bewegung ist während seiner Herrschaft aus Furcht vor der Polizei vernichtet worden. So kommt es, daß die erste Periode der Chemnizer Parteigeschichte, von 1864 bis Anfang der siebziger Jahre in Heilmanns Darstellung einen sehr Tüdenhaften, zum Teil geradezu wirren Eindruck macht, machen muz. Achnlich lückenhaft oder besser unvollständig, vielfach nur als Chronik wirkt der letzte Teil des Buchs, der die jüngste Vergangenheit, von etwa 1900 an, schildert. Hier ist nicht sowohl der Mangel, als wohl cher die Ueberfülle an Material die Ursache dazu gewesen. Aber was dazwischen liegt, die Hauptzeit, die Zeit von 1870-1900, hat eine ebenso klare wie geschlossene und erschöpfende Darstellung gefunden.
Mittwoch, 1. Jannar 1913.
der politischen Grenze zwischen Sachsen und Böhmen gehen. Je Ausspruch von Fichte, Rants philosophischen Nachfolger, stellen: weniger erfolgreich aber die Arbeiterbewegung gewerkschaftlich, desto Kant war die reine Vernunft in einem Menschenkörper". Und in intensiver war fic, namentlich in den ersten Jahrzehnten, politisch der Tat erscheint das unansehnliche Leben dieses preußischen orientiert. Ja, bei dem besonderen Charakter der erzgebirgischen Professors in ganz anderem Lichte, gewinnt Farben und innere Bevölkerung wurden die neuen proletarisch- sozialistischen Ideen Bewegung, wenn wir es lediglich als äußere Hülle für Kants philogeradezu mit religiöser Inbrunst erfaßt und weiter getragen. Dcher sophisches Lebenswerk betrachten. sind gerade im Chemnißer Bezirk auch die Kämpfe zwischen Lassal- Allerdings ist dieser Standpunkt schwer festzuhalten. Wie nahe leanern und Eisenachern, zwischen Haßfeldianern und Schweiße- liegt es doch, das Unbedeutendste und Gleichgültigste zu wichtigem rianern mit besonderer Schärfe ausgetragen worden. Nur Berlin und deutungsvollem zu machen, hinter den Schwächen und reicht in diefer Beziehung noch an Chemnitz heran. An diesem Mensch! a, iten Gründe höherer Vernunft zu suchen. Diesem ausschließlich politischen Charakter der früheren erzgebirgischen Ar- Fehler so vieler Kantianer ist K. Borländer in seiner kürzlich beiterbewegung ändert auch das frühzeitige Vorhandensein zahl- bei Felix Meiner, Leipzig , erschienenen Kant- Biographie(" Immareicher kleiner Arbeiterkonsumvereine nichts. Der Chemnizer Bezirk nuel Kants Leben"; Philos. Bibl. Nr. 126; Pr. 3, M.) mit viel ist bekanntlich auch die Wiege dieser in Deutschland . Schon zwei Geschick aus dem Wege gegangen. Ohne hochtönende Worte, die Jahre nach demjenigen der Pioniere von Rochdale entstand in heutzutage mehr denn je bei solchen Anlässen beliebt sind, schlicht Chemnitz der erste von ihnen. Aber jahrzehntelang hat man sie und einfach gibt er uns viel mehr als eine bloße Lebensbeschreibung im Erzgebirge als reine Hilfsorganisationen des Proletariats, frei des Königsberger Philosophieprofessors. Ein Sittengemälde aus von jeder eigenen eigenartigen wirtschaftlichen Schwerkraft und Be- der friderizianischen Zeit entrollt sich vor unsern Augen. An den deutung, betrachtet und demgemäß benutt: fie waren Broletarier- persönlichen Schicksalen Rants, an seiner langandauernden Zurücksparkassen, nicht direkt für die politische Partei, wie sie es in Belgien sehung durch die damaligen Trott zu Solz, an seiner landesväternoch heute sind, aber doch für den einzelnen politisch kämpfenden lichen Maßregelung durch die Regierung Friedrich Wilhelms II. erkennen wir das Walten des aufgeklärten Despotismus, der die Proletarier. Aufklärung nur so lange duldete, als sie sich mit seinen Ansichten das Leben und und Zielen vertrug. Aber auch die kleine Welt Treiben in dem damaligen Königsberg mit seinen Pietisten und Professoren, seinem proßigen Adel und wohlhabenden Bürgerstand, mit Kants Freunden und Gegnern zieht an uns vorüber in föſtlicher Kleinmalerei. Und im Mittelpunkte vollzieht sich im stillen das große Werk des„ Alzermalmers", der durch seine abstraften Formeln die Geistesirrungen der alten Zeit bis in ihre geheimsten Schlupfwinkel verfolgt. Als eine Gabe für Kantliebhaber benft sich der Verfasser sein Werk. Es wird aber sicherlich einen guten Empfang auch in weiteren Kreisen finden. Die kulturgeschichtliche Bedeutung des Vorländerschen Biographiewerke wird ihm auch solche Leser zuführen, die für die Lehre wie für die Persönlichkeit Kants zwar ein allgemeines, aber kein spezielleres philosophisches Interesse besigen.
Aus der ersten Periode der Lassalleanisch- Eisenacher Wirren ist eine Feststellung Heilmanns noch von besonderem Interesse. Er legt dar, daß die Gegensätze zwischen beiden Richtungen, die, wie gesagt, auf dem Boden des Chemnißer Bezirks sich besonders heftig ausgetobt hatten, hier früher beigelegt worden sind, als sich die Einigung der beiden Parteien allgemein und insbesondere offiziell in Gotha vollzog. Heilmann gräbt einen Bericht von Theodor York, des großen Organisatiors der Eisenacher Partei" an den Volksstaat" im Sommer 1871 aus, indem dieser erklärt, daß die Einheit der Arbeiterbewegung in Chemniß nicht erst geschaffen zu werden brauche, sondern bereits Tatsache sei; in Chemnis gebe es teine Eisenacher und keine Lassalleaner, sondern nur noch Sozialdemokraten".
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Der erste große Aufschwung der Bewegung erfolgte in der Zeit zwischen dem französischen Kriege und der Verhängung des Sozialistengesezes. In seinen beiden Brennpunkten stehen zwei Neben dem Vorländerschen Buche gehört auch der von der Männer, die ihn mit starter Kraft vor allem schaffen halfen: Most Deutschen Bibliothet" in einem Bande( Preis pro Band und Vahlteich. Most hat in den ersten siebziger Jahren in Chem- geb. 1, M.) zu Berlin besorgte Neudruck von drei Schriften der niß den Höhepunkt seiner politischen Bedeutung erklommen. Neben Zeitgenossen Sants: Borowski, Jachmann und Wa= ihn, als Redakteur an seine Stelle, trat schon 1872 Bahlteich. sianski, zu den Neuerscheinungen der biographischen KantEinen stärkeren Gegensatz als den der beiden Naturen," so schreibt literatur. Diese drei Schriften, die sich zum Teil auf verschiedene Heilmann wörtlich, fann man sich kaum vorstellen. Wenn Zeitperioden im Leben Kants beziehen, bilden die wichtigsten Most der große Aufrüttler der Chemnitzer Arbeiter aus faulem Quellen für die Kantbiographie überhaupt. Mit großer Bietät geSchlafe war, so war Vahlteich ihr großer Erzieher Mit Ab- schrieben, geben sie meistens persönlich- intime Eindrücke und Ersicht und Nachdruck beseitigte letterer alle agitatorischen Aeußer- innerungen der Drei wieder, ohne auf kritische Bearbeitung des lichkeiten, mit denen Most unbedenklich gearbeitet hatte. Er Gebotenen irgendeinen Anspruch zu erheben. So haben sie auch verschmähte das atzentuiert Proletarische.. Er war sicherlich vornehmlich einen Quellenwert: die subalterne Einfalt, mit der von allen damaligen Sozialdemokraten am meisten von Illusionen hier das persönliche Leben Kants geschildert wird, kann nur im frei. Ein nüchterner, flarer Kopf, täuschte er sich nicht über die Rahmen der kulturgeschichtlichen Wertung seiner Leistungen überNähe des proletarischen Sieges, sondern sah die Länge und Mühen wunden werden. des Weges voraus... Nicht auf Leidenschaft, sondern auf unter- Als ein Mittel hierzu muß neben dem Werke von Vorländer scheidende Erkenntnis mies er immer wieder die Arbeiter hin." die im Jnsel- Verlage, Leipzig , erschienene, von F. Ohmann Interessant auch ist, wie Heilmann die spätere Wandlung Mosts besorgte und eingeleitete Auswahl von Kants Briefen genannt zum Anarchisten aus der nervösen Zerrüttung des ohnehin leicht werden. Hinter ihrer trockenen Geschäftsmäßigkeit tritt diefelbe Es soll nun nicht die Aufgabe dieser Besprechung sein, das ge- seiner intensiven deutschen Parteitätigkeit hat er weit über 4 in Berson aber nichts. In einer feinsinnigen Einleitung gibt der erregbaren Wannes durch seine Gefängnisstrafen( von 7 Jahren geistige Eigenart Kants hervor, der die Leistung alles war, die schichtliche Material, das dem Heilmannschen Buch zugrunde liegt, Gefängnissen zugebracht!) erklärt. Es ist dieselbe Auffaffung, die Herausgeber eine treffende Charakteristik dieser menschlichen Dokuauf seine Zuverlässigkeit hin zu prüfen, Folgerungen aus ihm in heute noch unter den älteren Genossen der Chemnißer Arbeiterschaft mente. Hat man auch bei dem Durchlesen mancher Briefe den Einder Heilmannschen Darstellung in etwas zu berichtigen oder gar über Most herrscht; noch heute genießt der Most der ersten sieb- druck, daß es besser wäre, dem gelegentlich geäußerten Wunsche neue geschichtliche Einzelheiten und Kleinigkeiten hinzufügen. Für Rants nachzukommen und sie, da sie niemals in der Meinung ge= solche wissenschaftliche Kleinarbeit ist der„ Vorwärts" nicht die rich- ziger Jahre hohe Verehrung unter ihnen. Einen Höhepunkt der Heilmannschen Geschichte bildet die schrieben worden, daß das Publikum sie lesen sollte", gänzlich wegtige Stelle. Vielmehr soll versucht werden, an der Hand des Heil Schilderung der Zeit unter dem Sozialistengesek. Das aller- zulassen, so ist dennoch das Verdienstvolle dieser Auswahl boll anmannschen Buches aus der Parteigeschichte der Chemnizer und erzgebirgischen Arbeiterschaft einige Tatsachen vorzuführen, die auch charakteristischste an ihr ist wohl, wie er den Aufstieg der ganz ent- zuerkennen. Sie wird, wenn nicht direkt unentbehrlich, so doch sehr manchem heutigen Groß- Berliner Parteigenossen von Interesse mutigten, versprengten und verfolgten Chemnißer und erzgebirgi- förderlich für das Verständnis von Kants theoretischer Leistung und schen Arbeiter aus ihrer Entmutigung bis zu neuen Taten heiterster historischer Stellung sein. Die ganze Chemnißer Parteigeschichte ist und bleibt jedem un- oder kühnster Art schildert. Eine starke Ermutigung wurden dabei verständlich, wenn er eine einzige wirtschaftliche Tatsache aus dem für sie die Reichstags- und Landtagswahlen: sie, die geheim waren, Hier ist zunächst die in populärer Absicht verfaßte Darstellung Auge läßt: daß der Bezirk, in dem sie sich abspielt, eine der Hoch- zeigten alsbald, daß auch unter dem Schandgeseh Massen der burgen der Heimarbeit in Deutschland ist. Chemnitz selbst liegt großen Sache treu geblieben waren. Nicht zum wenigsten an dem der Kantschen Welt- und Lebensanschauung zu nennen, die bereits nahe der Niederung, die nach Norden dem Erzgebirge vor- brutalen Ausnahmeverfahren gegen die Sozialdemokratie ge-( Preis 3, M.) im Verlage F. Bruckmann, München , besorgte und von ihm geschaffenen geheimen Wahlrecht ist Bismard mit seinem Dr. Fel. Groß unter dem Titel Kant- Laienbrebier" gelagert ist. Dieses selbst ist sein Hinterland, das Reservoir, von woher die werdende Großstadt seit je den Zustrom ihrer Menschen, scheitert. Schließlich war den Verfolgten schon Mitte der 80er die bereits in zweiter Auflage vorliegt. Der Versuch, Kant selbst ihrer Arbeitskräfte bezog und noch heute bezieht. Das Erzgebirge Jahre das Selbstbewußtsein wieder so stark gewachsen, daß sie es zu dem größeren Leserkreise über alle Fragen seiner Philosophic aber ist die klassische Heimat der Heimarbeit und Heimindustrie: jahrelang fertig gebracht haben, in nächster Nähe von Chemnik, in reden zu lassen, ist im großen ganzen befriedigend ausgefallen. Die Burgstädt , den" Sozialdemokrat" heimlich zu drucken und all- fünf Abschnitte des Breviers: Wissen, Schauen, Glauben, Wirken, noch heute, wenn auch in von Jahr zu Jahr abnehmendem Umfang, wöchentlich über ganz Deutschland zu verbreiten! Endlich gab es Leben enthalten tatsächlich in übersichtlicher Anordnung so viel aus Kants Gedankenwelt, daß der Laie daraus einen gewissen Begriff Stinderarbeit. Kaum anderswo in Deutschland waren und sind noch gar in Chemnitz ganze große Verhöhnungsaktionen gegen, die ge- von Sants Philosophie gewinnen tann. Wehr aber will und fann heute die Löhne so niedrig, wie in den Heimarbeitsbezirken des Erzgebirges. Diese Zustände wirkten stets auch ausschlaggebend auf die Die Zeit nach Aufhebung des Sozialistengesetzes bis etwa 1902, auch eine derartige Zusammenstellung nicht geben. Daß sie hier Großstadt Chemnitz . Auch hier waren und sind die Löhne durch also noch einmal 12 Jahre lang, war im Grunde nur eine Fort- und da eine Lücke aufweist, ist bei der Schwierigkeit eines derartigen schnittlich viel niedriger als in ähnlichen Industriezentren anders- sehung der Kampfmethoden des Sozialistengesetzes durch die Herr- Unternehmens nur zu verständlch. Eine davon sei aber hier gleich wo. Für ein paar Pfennige mehr Lohn, als er im Erzgebirge selbst schenden gegen die erzgebirgisch- Chemnitzer Arbeiterschaft. Was vermerkt: den für den sozialen Standpunkt Kants so charakteristi gezahlt wurde, konnte man tausend und aber tausend Hände von man sich in dieser Zeit gegen sie an Brutalitäten und Vergewalti- schen Ausspruch über Volts bürger und Volksgenossen haben borther bekommen. Die Frauen der nach Chemnitz Hinziehenden gungen geleistet hat, schildert Heilmann ebenfalls ebenso ausführ: wir in der Sammlung nicht finden können. Das Schlußwort", das der Herausgeber dem recht brauchbaren febten auch hier die Heimarbeitstradition ihrer Gebirgsheimat fort. lich wie dramatisch, dem Nachwuchs zur unvergeßlichen Lehre! Erst
sein dürften.
sitzt sie dort. Heimarbeit aber bedeutet Elendsarbeit, Frauenarbeit,
2. Theoretisches.
Die Folge war, daß gewerkschaftliche Organisierung der Massen auch seit 1903 hat sich in dieser Beziehung das Blättchen auch im Erz- Brebier anzuhängen für nötig befunden hat, bedeutet eine arge in Chemnih ſelbſt jahrzehntelang auf die allergrößten Schwierig gebirge zu wenden begonnen. Und heute? Nun, heute weht über Enttäuschung für den Laien, der darin einige Fingerzeige für das feiten, ja auf eherne Unmöglichkeiten stick. Es hat im vorigen allen fieben Reichstagswahltreisen des Chemnißer Bezirks die richtige Verständnis des Gebotenen finden möchte. Anstatt dessen Jahrhundert Jahrzehnte gegeben, wo jeder, der sich als Organi- rote Fahne der Sozialdemokratie, und sie ist so sicher aufgepflanzt, wird er mit der Versicherung vertröstet, daß das große Lebenswerk fierter bemerkbar machte, auf die Straße flog. Lohnbewegungen daß auf absehbare Zeit faum zu erwarten ist, daß man sie her- Immanuel Rants die endgültige philosophisch- kritische Grundlegung waren so gut wie ausgeschlossen; erfolgreiche sind einfach an den unterholen wird. Das Verhältnis aber zwischen dem sozialisti- unserer gesamten reinmenschlich"-germanischen Kultur" sei. Die Fingern aufzuzählen. Den vom Erzgebirge herabgekommenen be- schen Proletariat einerseits und der bürgerlichen herrschenden Klasse verteidigt wird, mögen sich im Sinne moderner Schönrederei ganz scheidenen Heimarbeitern ging es ja auch bei dee vom Unternehmer andererseits ist heute etwa so, daß sie sich wie zwei fremde Welten nett ausnehmen, zu einer wirklichen Verständnis Kants tragen sie festgesetzten Löhnen schon viel besser, als früher oben im Gebirge. gegenüberstehen und immer seltener miteinander in Berührung jedoch herzlich wenig bei. Noch heute aber, wo auch Chemnis und Umgegend endlich eine stolze kommen. Das Proletariat sucht solche Berührung nicht, weil es Gewerkschaftsbewegung hat, sind infolge der Wirkungen der Heim- das nicht nötig hat, das Bürgertum nicht, weil es endlich Furcht arbeit die Lebensverhältnisse der Massen schlechter als anderswo. bekommen hat. Man kann geradezu den Sah formulieren, daß die Löhne steigen mit der Entfernung, in der die Orte zum Zentrum der erzgebir gischen Heimarbeit liegen. Man kann in dieser Beziehung nach Norden richtige Zonen feststellen, deren Grenzen fast parallel zu
1. Biographisches.
" Die Lebensgeschichte Immanuel Kants ist schwer zu schreiben. *) Geschichte der Chemnitzer Parteibewegung." Von Ernst Denn er hatte weder Leben noch Geschichte." So Heinrich Heine Heilmann. Chemnitz 1912. Verlag des Sozialdemokratischen in Deutschland ". Dieses etwas herbe Urteil, das Heine von Wahlvereins, Dresdener Straße 38. 310 Seiten. Mit vielen Ab- manchem Kantanbeter schweren Tadel eingebracht hat, gewinnt seine bildungen. Preis 3 M. wahre Bedeutung, sobald wir daneben noch einen ebenso bündigen
organ auch nur" Der Landarbeiter" heiße, wird der kurze Titel
Erfte Generalversammlung des Verbandes der Land-, beschlossen. Der Entwurf des Vorstandes wird unverändert ange
Wald- und Weinbergsarbeiter.
Statutenentwurf
nommen, wobei der einstimmige Beschluß, die untere Beitragsklasse von 30 auf 40 Pf. zu erhöhen und eine vierte höhere Klaffe einzuführen, besonders hervortritt.
In der Diskussion über den Der Vorsitzende Schmidt erläutert auch die in der Dis fussion verschiedentlich geäußerten Wünsche, daß es den Mitgliedern freigestellt bleibe, Wochen- oder Monatsbeiträge zu zahlen; ferner spielt die Frage der Titeländerung des Verbandes eine größere daß nur bei Ziviltlagen eine sechsmonatliche Mitgliedschaft erRolle. Der Vorstand schlägt vor, daß an Stelle des jetzigen langen forderlich ist, dagegen bei Klagen aus dem Strafrecht und aus der Titels einfach, wie auch in Sprachgebrauch üblich, gesagt wird: Arbeiterversicherung der Verband wie bisher sofort Rechtsschutz ge" Deutscher Landarbeiterverband". Besonders die Delegierten, die währt. Der Vorstand werde auch ferner loyal verfahren und er Waldarbeiter sind, wünschen, daß in Rücksicht auf die Agitation wird den Mitgliedern, die noch nicht Anspruch auf Rechtsschutz haben, unter den Waldarbeitern diese im Titel mitbenannt werden sollen. mit Rat beistehen. Der Vorstand wird zur Erläuterung des Unter Hinweis darauf, daß in den Industrieverbänden noch weit Statuts einen Kommentar herausgeben. Die Beschlüsse der General mehr Berufsgruppen vertreten sind und diese doch auch nur die versammlung treten am 1. April 1913 in Kraft. Der VerbandsHauptgruppe im Titel benennen, und daß ferner das Verbands- vorstand hat dazu folgende Uebergangsbestimmungen beschlossen:
Ein Führer durch Kants Gedankenwelt bietet sich in dem Immanuel Kant ( Teubners Sammlung, Preis geb. 1,25 M.). Der Verfasser beschäftigt sich vorzugsweise mit Kants Erkenntnistheorie, in deren kritischen Würdigung er manches durchaus Originelles und jedenfalls Beachtenswertes leistet. Für den fort= geschrittenen Philosophieliebhaber ist das Werkchen eines der besten, Die überhaupt auf dem weiten Felde der Kantliteratur in letter Zeit erschienen sind. Für den Laien ist es jedoch zu schwierig und faum als Ganzes genießbar. Manches Kapitel aber wird auch ihm Nutzen und Belehrung bringen, auf jeden Fall aber einen Begriff von dem wirklich Großen in Kants Lehre geben.
bereits in dritter Auflage vorliegenden Werke von D. Külpe:
V. Th.
Den Mitgliedern wird bis zum 31. Dezember 1913 Zeit gelassen, aus der Beitragsflasse zu 30 Pf. in die zu 60 Pf. oder in eine höhere Klasse überzutreten. Wer jedoch in der Zeit vom 1. April 1913 bis 30. Juni 1913 den Uebertritt in eine höhere Beitragsklasse vollzieht, der genießt den Vorteil, daß mit dem vollzogenen Uebertritt das Mitglied auch sofort in die höheren Unterstüßungsrechte der höheren Beitragsklasse eintritt. Bei Mitgliedern, die erst nach dem 30. Juni 1913 den Uebertritt vollziehen, fällt dieser Vorteil weg und werden die Beiträge, wie bisher üblich, einfach umgerechnet."
Alle übrigen Anträge zum Statut werden abgelehnt oder dem Verbandsvorstand überwiesen.
Anträge und wiederholt geäußerte Wünsche, die Verbandszeitung alle 14 Tage erscheinen zu lassen, werden auf Anregung des Redakteurs dahin erledigt, daß dem Verbandsvorstand das Recht erteilt wird, den" Landarbeiter" eventuell vierzehntägig erscheinen zu lassen.- Neue Anträge verlangen die Anstellung wei
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