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erprobten Kämpfer" die Versammlung auf Montag früh 10 Uhr und setzten sich zu einem geheimen Kriegsrat zu� sammen. Die Creme der M.-Gladbacher Gewerkvereinsführer nahm daran teil, derschlaue Diplomat" Adam Steger- Wald, der unvergleichliche,.»herrliche Sohn von(ptrsehlen" Johann G i e s b e r ts, die beidensturmerprobten" I m- busche, derimponierende, energische Gewerkvereins- führer" Johann Effert und wie sie sich alle nennen lassen, diese edlen Früchtchen der M.-Gladbacher Jesuiten -Hochschule. Sie berieten insgeheim, wie sie die Bewegung trotz des heftigen Widerstandes der Arbeiter abmurksen könnten. Dieschlauen Opportunisten" klügelten denn auch ein jesuitisches Verfahren aus, mit dessen Hilfe am Montag zur größten Verblüffung der Arbeiter� Vertreter eine Mehrheit von 250 gegen 100 für einen Waffenstillstand"festgestellt" wurde. Stegerwald war derFest- steller". Als dieFeststellung" geschehen, war einen Moment lang alles still, dann aber brach ein Wutsturm sondergleichen losl Schreiend forderten die Delegierten einen anderen Abstimmnngsmodns, weil der geübte die Meinung der Versammlung nicht zum richtigen Ausdruck bringe und viele Delegierten die langatmigeErklärung des Waffen- stillstandes" nicht verstanden hatten. Mit eiserner Stirn wiesen die Gewerkvereinsgeneräle das Begehren der Arbeiterdelegierten ab.Wie e i n F e l S in der Bran­dung stand die Zentralleitu n g", schildert dieKöl- nische Volkszeitung" begeistert diese Szene. Sie erzählt aber nicht, daß dann Ausbrüche der Wut, der Empörung, der Verzweiflung folgten, die den unvergleichlichen Gewerkvereinsgenerälen, wenn sie empfunden haben, was sie angerichtet, die unausbleibliche Ver- g e l t u n g ahnen lassen konnten. Ergraute Knappen weinten wie die Kinder! In leiden­schaftlicher Erregung drängten zahlreiche Delegierte zu dem Platz, wo ihreFührer" sich zusammengedrängt hatten. Lumpen!",Sp itzbubenl",A r b e i t e r v e r r ä t er!", Heraus mit Euch Verrätern!" so heulte es durch den Saal. Männer, die im Verein als die rührigsten Agitatoren für denChristlichen Gewerkverein" bekannt sind, Zahlstellenvorsitzende, Arbeiterausschußmitglieder und Sicherheitsmänner erklärten sofort ihren Aus- tritt aus denl Verein, andere meldeten sogleich ganze Zahlstellen ab.Wir zahlen keinen Pfennig mehr für Euch!"Keinen Mann werdet Ihr behalten!"Nun ist die Geschichte aus!" Solche und viel derbere Zurufe be- kamen die unvergleichlichen Gewerkvereinsgeneräle aus der sie umtobenden Brandung zu hören. In fürchlerlicher Aufregung ging die Delegiertenversammlung auseinander. Bei einem zrini Schluß auf die Einigkeit im Geiverkvercin ausgebrachten Hoch blieb ein Teil der Versammlung sitzen", schreibt verschämt selbst dieKöln . Volksztg.". Damit läßt sie mehr von dem beispiellos tumultuari- schen Verlauf dieser denkwürdigen Abmurksungskonferenz ahnen, wie den Machern lieb sein dürfte. Als die von den Gewerkvereinsstrategen vorgeschlagene zwölfgliedrigeUeber- wachungskommission" ssie soll beobachten, ob dieVer- sprechungen" erfüllt werden, andernfalls sollein neuer Kampf entbrennen") gewählt werden sollte, weigerte sich ein großer Teil der Delegierten,diese Komödie auch noch" mitzumachen. Dielieber- wachungskommission" konnte also nicht vervollständigt werden. Im Revier finden die Nachspiele statt. Aus den Berg- ni an«Sorten laufen soeben Nachrichten ein, wonach die Arbeiter ungeheuer aufgeregt sind und ihrer Wut gegen diestürm- erprobten Führer" mit Worten Ausdruck geben, die wir hier nicht iviedergeben 1 ö n n e n. Die unvergleichlichen Staatsmännchen S t e g e r- w a l d und Giesberts dürfen mit dem Bewußt- sein heimfahren. daß sie im Saargebiet statt desstolzen Gewerkvereins" einen schwelenden Trilmmerhaufen zurücklassen.Dieser Ausgang ist erfreulich", schreibt dieKölnische Volkszeitung" in ihrem Artikel zum Ruhme der neuengewerkschaftlichen Verdienste" ihrer Lieblinge. Woher die Wut der sonst so geduldigen Saarberaleute gegen ihreFührer"? Weil diese em frevelhaftes Spiel mit den gutgläubigen Leuten gespielt haben! Bis zum letzten Tage hat man sie, wenn andere an dem Ernst des Streikbeschlusses vom 15. Dezember zweifelten, in Versammlungen und in dem Publikationsorgan der M.-Gladbacher, derSaarpost", be- lehrt: wer an dem ernsten Willen.des Gewerkvereins- Vorstandes zweifle, den Streikbeschluß, sollten keine bindenden Zusicherungen kommen, durchzuführen, der sei ein Verleumder einer ehrlichen Arbeiterorganisation." Es ist selbstverständlich, daß eine Arbeiterorganisation, wenn sie vor, und noch mehr, wenn sie schon in einem Kampfe steht, die Lauen durch kräftige Agitationsmittel aufpeitschen, dem Gegner durch mutiges Auf- treten imponieren mutz. Von diesem Gesichtspunkte aus wäre die von dem M.-Gladbacher Gewerkvereinssekretär S t e g e r am 16. Dezember in Püttlingen gehaltene Rede zu bewerten. Er sagte nach derSaarpost" vom 17. Dezember u. a.: Schwarze Gedanken seien nicht am Platze. Die Konjunktur sei geradezu brillant. Fast alle Verhältnisse seien für die Saar- bergleule so günstig, wie man sie sich nur wünschen könne. Nur die Einigkeit sei erforderlich. Sei diese da. dann komme alles andere von selbst, dafür würde der Gewerkverein schon sorgen. Man solle sich ein Muster nehmen an dem Verhalten der 35g Delegierten auf der Revierkonferenz des Gewerkvereins. Wenn auch ein Teil der Delegierten dieAnstcht vertreten hätte, sofort in denAuSstand zutreten. so seien sie schließlich doch bereit gewesen, dem Ausstande eine Kün- digung vorangehen zu lassen. Sie haben ein erhebendes Bild von Einigkeit und Mut gegeben. Einstimmig und mit brausendem Beifalle habe man beschlossen, am Mittwoch, den 18. d. M.. durck die ArbeiierauSschüsse die Kündigung einreichen zu lassen. Jetzt habt Ihr zu entscheiden, ob Ihr gewillt sei�, diesen Beschluß in die Tat umzusetzen, ob Ihr mit dem gefaßten Beschluß, am L. Januar in den Streik zu treten, einverstanden seid und ob Ihr den Arbeiterausschuß damit beauftragen wollt, für Ench die Kündigung einzureichen. Ein gewaltiges, stark widerhallendes Jawohl" war die Antwort auf diese Frage. Dann fuhr der Redner fort: Ihr ruft:Jawohl". Seid Ihr Euch der Bedeutung deZ ernsten Schrittes, den Ihr zu tun gedenket, auch voll und ganz bewußt? Wiederum eiu ebenso starkesJawohl" war die Antwort. ES handelt sich um das Glück Eures Standes, das Glück Eurer Familien, Eurer Frauen und Kinder, also das Liebste, was Ihr auf Gottes Erde habt. Aber ich sehe es Euch an, Ihr wollt keine Verräter werden, Ihr wollt kämpfen auch den setzten Kampf, den man Euch aufgezwungen hat, Ihr wollt mit Recht höhere Löhne, damit Ihr Euch und Sure Familie« ernähre» und freie Männer bleibra köuat. Nun. gut; dann nehmt sogleich die Resolutton, die wir Euch vorschlagen, einstimmig an. tretet am 2. Januar wie ein Mann in de» Ausstand und sorgt dafür. daß der letzte Kamerad sich dem Gewerkverein anschließt. Verlasse keiner unorganisiert den Saal. Der Gewerkverein zahlt auch jedem Kameraden, der Ihm in dieser Bewegung und vor Ausbruch des Abwehrstreiks beitritt, Streikunterstützung.(Starkes Brava.) Sorgt für Einigkeit und Disziplin, dann wird der Sieg Euer sein. (Stürmisches, langanhaltendes Bravo, wie es nur aus begeisterten Herzen kommen kann, und wie es der große Kaiseriaal wohl kaum je hörte, folgte den tiefen Eindruck machenden Ausführungen.) Aus diesem Bericht des M.-Gladbacher Organs geht hervor, daß Gewerkvereinssekretär und Zentralvor- standsmitglied S� e g e r die Bergleute ausdrücklich mit Berufung auf ihre Ehre verpflichtet hat, am 2. Januar in den Ausstand zu treten. Das ist in den 11 Tagen vor dem 29. Dezember in Hunderten von Versammlungen geschehen, wo die Gewerkvereinsgeneräle Effert, Jmbusch, Kuhsten, Rürup, Fiege, Steger usw. als Refe- reuten auftraten. Unsere Anzweifelung der Kampfesabsichten wurde stets mit den stärksten Ausdrücken(Verleumdung" usw.) zurückgewiesen. Schon vor Weihnachten hatten die Zentrums­abgeordneten Kotzmann, Jnibnsch, Glattfalter und der unerhört berühmte Generalsekretär Abg. Behrens stundenlange Konferenzen mit dem Minister in Berlin : am 23. Dezember konferierte der Abg. B a s s e r m a n n mit der Bergwerksdirektion in Saarbrücken und noch am selben Tage, spätestens am 21. wurden dieneuen Zugeständnisse" bekannt, die am 29. zum Abmurksen der Bewegung herhalten mußten. Und noch am 28. Dezember verbreitete die ultramontane Essener Volkszeitung" folgendes Telegramm: Ick. Saarbrücken, 27. Dezember 1812.(Telegr.) Die gestern im Revier abgehaltenen 20 Belegichaits-Versammlungen hatten überall guten Besuch aufzuweisen. Bon einem Abflauen der Streikstimmung war in diesen Bersammlnngen noch wenig zu spüren. Der Gewerkveretn christlicher Bergarbeiter, wenn er jetzt von dem Streit zurücktreten sollte, würde schlecht dabei abschneiden. Freie Gewerkschaften und Berliner Fachabteiler haben die Anficht ver- breitet, als fei es der christlichen Gewerkschaft nicht Ernst mit einem Streik. Der Gewerkschaftsführer Abg. Jmbusch protestierte gegen eine solche Berdächtigung ausdrücklich und betonte, durch sein bisheriges Berhaltea sei wohl bewiesen, daß es mit der Bewegung Ernst sei." Also noch am 26. Dezember, nachdem dieneuen Zu- geständnisse" den Gewerkvereinsführern tagelang bekannt waren, traten sie in 29 Versammlungen vor die gutgläubigen Saarbergleute hin, feuerten sie an, am 2. Januar in den Ausstand zu treten und speziell der Ab- geordnete Jmbusch, von dem obiges Telegramm höchst- wahrscheinlich stammt,protestierte" noch gegen dieVer- dächtigung", dem Gewerkvercinsvorstand sei es mit seiner Agitation für den Streik nicht ernst gemeint l Und es waren doch schon die Rollen verteilt für den Schlußakt der Tragi- komödie am 29. Dezember. Wer selber schon ähnliche Situationen wie die. in der sich die Gewerkvereinsfilhrer seit An- fang Dezember befanden, als Gewerkschaftsleitcr mitgemachl hat, weiß, daß es öfter nicht angängig ist, vor der Tagung einer entscheidenden Konferenz den eventuellen Abbruch einer Bewegung öffentlich zu erörtern. Aber es ist nicht zu rechtfertigen, wenn man, wie diechristliche" Gewerkvereins- leitung im Saargebiet, schon die feste Absicht hat, es nicht zum äußersten kommen zu lassen, doch noch die Anhänger in dem Glauben erhält, mit den radikalen Kampsansagen gegen den Unternehmer sei es auch der Organisationsleitnng ernst. vk Balkankrifc. Ein Fortschritt in den Friedensverhandlungen. London . 1. Januar. Die F r i e d e n s k o n f e r e n z hat sich heute nach einer Sitzung von 4 Stunden Dauer auf Frei­tag nachmittag vertagt. Man glaubt, daß ein erheblicher Fortschritt erzielt worden ist.' Nach einer offiziellen Mitteilung hat die Konferenz über gewisse Punkte eine Einigung erzielt; die Besprechung gewisser anderer ist auf Freitag vertagt worden. Das Reutersche Bureau erfährt, daß die Delegierten der Balkan­staaten in der Zwischenzeit über diese letzten Punkte ver- handeln»Verden . Der Verlauf der Konferenz. London , 1. Januar. Im ersten Teil der heutigen Sitzung führte der griechische Ministerpräsident Venizelos den Vorsitz. Die Verhandlungen wurden dadurch eingeleitet, daß Reschid Pascha die türkischenGegenvorschläge verlas und sie darauf schriftlich unterbreitete. Sie lauten: Die Türkei tritt alles Gebiet westlich des Wilajets Adrianopel ab. 2. Albanien wird autonom. Die Bestimmung seiner Grenzen und seiner politischen Verfassung wird den Groß- mächten überlassen. Diesen: Punkte stimmten die Verbün­deten zu. 3. Hinsichtlich des Mlajets Adrianopel schlagt die Türkei vor, mit Bulgarien wegen der Feststellung der türkisch - bulgarischen Grenze allein zu verhandeln. Auf deir dritten Punkt der türkischen Vorschläge er- widerten die Verbündeten, daß alle Verhandlungen mit den Verbündeten zusammen geführt werden müßten. Die Türken erklärten sich dann damit einverstanden, daß die Verhandlungen so geführt würden. 1. Hinsichtlich Kretas wiesen die türkische« Vorschläge darauf hin, daß es sich empfehlen würde, bevor man eine Ent­scheidung treffe, die Mächte um ihre Meinung zu befragen, da die Insel den Mächten ins Depot gegeben worden sei. Die Verbündeten antworteten, daß sie sich selbst an die Mächte wenden würden. Jetzt verlangten sie, daß die Türkei alle Rechte aufgebe, die sie in Kreta besitze. 5. Bezüglich der ägäischen Inseln erklärten die Türken, daß diese zu Kleinasien gehörten; folglich könnten sie keine einzige von ihnen abtreten. Die Verbündeten er- widerten, daß sie auf der Abtretung der Inseln bestehen müßten. Im Verlaufe der Debatte über Adrianopel sagten die Vertreter der Balkanstaaten, daß die türkischen Mittei- lungen über die Feststellung der Grenze zu unbestimmt seien, und ersuchten die Türken, in der nächsten Sitzung eine Land­karte vorzulegen, welche die vorgeschlagene Grenzlinie zeigen solle. Reschid Pascha erklärte dann, er würde weitere Instruktionen von Konstantinopel erhalten. Die türkischen Vorschläge. London , 2. Januar. Die fünf Punkte der türkischen Vor­schläge. die gestern vorgelegt wurden, bilden ein einziges untrennbares Ganz«. Was die GebietSabtretun- gen betrifft, besagen die türkischen Borsdpge, daß die Türkei bereit sei, alleS okkupierte Gebiet westlich vom Wilajel A d r i a n o p e l an die Verbündeten abzutreten. Die Antwort auf diesen Vorschlag hatte folgenden Wortlaut: Die Verbündeten nehmen Kenntnis von der Abtretung der Gebiete, die westlich vom Wilajet Adrianopel gelegen sind, unter ver be» stimmten Bedingung, daß diese Abtretung nicht nur auf die olku- pierien, sondern auch auf die Gebiete sich bezieht, die noch nicht vollständig okkupiert sind.._ Versöhnlichere Stimmung. London , 1. Januar. (Meldung des Reutersche« Bureaus.) Die heutige Sitzung der Friedenskonferenz war im allge- meinen dadurch gekennzeichnet, daß die Sprache der otto» manischen Delegierten viel versöhnlicher war. Zu den Forderungen betreffend die ägäischen Inseln sagten die Türken, die Türkei sei bereit, mit den Großmächten über jene Fragen zu verhandeln, die auf sie Bezug hätten. Als die Balkandelegierten fragten, was die Türken mit diesen Fragen meinten, antworteten die Türken, sie bezögen sich auf die R c- formen, die dort eingeführt werden sollten. In den Kreisen der Balkandelegierten hat dies den Eindruck erweckt, daß diese sogenannten Reformen eine Art Autonomie für jene Inseln bedeuten dürften, obgleich ein Kompromiß nicht unwahrscheinlich ist, und zwar in dem Sinne, daß einige Inseln an Griechenland abgetreten werden könnten, während der Rest türkisch bleiben solle. In den Kreisen der Balkan - Vertreter gab man der Zufriedenheit mit den Ergeb- nissen der heutigen Sitzung Ausdruck. Eine Aeusierung des bulgarischen Vertreters. London , 2. Januar. Ein Vertreter des Reutersche« Bu- reaus hatte eine Unterredung mit Dr. Danew, der erklärte, daß sich die Lage gestern nicht so sehr ge- bessert habe, wie einige Personen anscheinend glauben. Wir erwarten, sagte er, morgen in der Sitzung die neue Kart e bezüglich Adria nopels. Wenn wir finden, daß diese Karte nicht den Bedingungen der Verbündeten entspricht, so werden die Verhandlungen abgebrochen wer- den. Wir werden auch auf den die I n s e l n betreffenden Bc- dingungen bestehen bleiben. Zusammentritt cler Botfcbaftcr. London , 2. Januar. Die R e u n i o n der Botschafter hat heute nachmittag im Auswärtigen Amt unter dem Vorsitz von Sir Edward Grey ihre Sitzungen wieder aus- genommen. Zur albanischen Frage. Wien , 2. Januar. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.-Korresp.- Bureaus.) Die Nachricht� daß über die Frage der Abgrenzung Albaniens zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien Verhandlungen schweben und erst nach ihrer Beendigung die Bot- schafter daran gehen, sich mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen, entbehrt, wie von informierter Stelle versichert wird, der Begrün- dung. Oesterreich-Ungarn und Italien sind von Anfang an über alle Albanien betreffenden Fragen einig gewesen. Wohl findet ein intimer Meinungsaustausch über alle Fragen zwischen den Drei» bundmächien, also auch Mischen Oesterreich-Ungarn und Italien unausgesetzt statt, allein alle daran geknüpften speziellen Kombi- »ationen lverden für hinsällig bezeichnet und sind nur in die. Reihe der Versuche zu rangieren, Meinungsverschiedenheiten, zwischen den Dreibundmächten als bestehend zu fingieren. Ebenso unzutreffend ist die Nachricht von Verhandlungen zwischen Oesterreich- Ungarn und Rußland , die sich auf militärische Bor- lehrungen der beiden Staaten beziehen sollen. Rumänien und Bulgarien . Bukarest , 1. Januar. Gestern ist hier die amtliche Mit- teilung der bulgarischen Regierung eingetroffen, daß P r ä s i» denk Danew Vollmacht babe, mit dem rumänischen Gesandten in London , Mischu, über die zwischen beiden Ländern schwebenden Fragen zu verhandeln und diese zum A b s ch l u ß zu bringen. Damit ist die Angelegenheit in jene Phase getreten, die von Rumänien bereits nach Einstellung der Feindseligkeiten gewünscht worden ist. Die Verpflegung Adrianopcls. Sofia , 2. Januar. Die Bulgarische Telegraphenagentnr meldet. daß die Nachricht, die türkische Regierung sei ermächtigt worden. Lebensmittel nach Adrianopel zu senden, erfunden sei. Auf das Ersuchen Nazim Paschas seien lediglich einige Kisten des Roten Kreuzes mit Heilmitteln auf einem bulgarischen Eisen- bahnwagen und unter der Obhut eines bulgarischen Arzte» aus Bachtscheköj nach Adrianopel durchgelassen worden. Der serbisch -italienische Zwischenfall. Rom , 1. Januar. Die Agenzia Stefani meldet aus Belgrad : Der italienische Geschäftsträger hat bei der serbischen Regierung wegen der Haltung des serbischen Kommandanten von Durazzo gegenüber dem italienischen Dampfer(5 aprer a" Beschwerde erhoben. Ministerpräsident Pasitsch erwiderte: Er habe unverzüglich Nachrichten hierüber eingefordert und behalte sich seine Antwort bis zu deren Eintreffen vor. Kämpfe vor Skutari. Konstantinopel , 2. Januar. Die Blätter melden einen neuen Erfolg der Türken vor Skutari. Die Montenegriner wnr. den danach unter großen Verlustenzurückgeworfen und ließen zwei Geschütze in den Händen der Türken. 308 Montene­griner wurden zu Gefangenen gemacht. Auf türkischer Seite wurden drei Mann getötet und 45 verwundet. politircbc deberllckt. Berlin , den 2. Zanuar 1313. Keine Erbschaftssteuer. Am 1. Januar werden in Berlin die Finanzminister der Einzel- staaten eine Konferenz abhalten. Nach einer Meldung, die an- scheinend von unterri-bteter Stelle ausgeht, wird dieser Konferenz der Entwurf einer Erbschaftssteuer nicht borgelegt werden; das preußische Siaatsministerium hat sich vielmehr für eine Vermögens« zuwachssteuer entschieden, und man rechnet damit, daß sich hierfür eine große Mehrheit im Bundesrat ergeben wird. Der Reichslanzler clbst wird die Verhandlungen leiten. Oktavio Freiherr v. Zedlitz und Neukirch spricht hierüber in der Post" sein« Genugtuung auS: Vernünftigerweise kann nur«in« solche Form der Besitz- steuer gewählt werden, für welche man im Reichstage mit einer Mehrheit aus den bürgerlichen Parteien rechnen kann und nicht auf die Mitwirkung der Sozialdemokraten angewiesen ist. Für .«ine Vermögenszuwachssteuer können aber recht füglich sowohl die Liberalen wie die Rechtsparteien stimmen. Ihre Durchführung würde in Preußen, wo bereits mit einer Ergänzung eine nach dem Vermögen bemessene Steuer besteht, leine erheblichen Schwie, rigkeiten verursachen/'