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Nr. 4. 30. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt

Sonntag, 5. Januar 1913.

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Trari Trara! Susch  , Susch  , Puff, Puff!

Bald hier, bald da! Trog Jagow und Verkehrsukasen Das Hofauto durchrast die Straßen. Der Schußmann salutieret stramm, Die Menge flüchtet von dem Damm. Trari Trara!

Kleines feuilleton.

Trari Trara! Susch  , Busch, Puff, Puff!

Bald hier, bald da!

Ein armer Teufel stürzt beim Eilen, Das Sofauto kann nicht verweilen. Ein Stoß ein Krachen und ein Schrei, Und weiter geht die Raserei. Trari

dem

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Trara!

Trari Trara! Susch  , Susch  , Puff, Puff!

Bald hier, bald da!

Beitungsmeldung: Der Soldat X, der von dem Auto­überfahren wurde, ist seinen Verlegungen

mobil des Prinzen

erlegen. X. befand sich auf Weihnachtsurlaub bei seinen Eltern und war in Zivil ausgegangen.

Die Menschen drängen um den Armen, Der Schußmann kennet kein Erbarmen. Er macht voll Ernst sein Protokoll: Ein Hofauto! Den Kerl, den soll..." Trari Trara!

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R. Br.

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Trari Trara! Susch  , Susch  , Puff, Puff!

Bald hier, bald da!

Ein fader Stußer näselt leise:

11

Was murrt die Bande hier im Kreise?

Ist's doch' ne Ehre comme il faut 3u kommen unters Sofauto!" Trari Trara!

da

großes modernes Voltstheater mit möglichst wenig Rängen zu intereffieren ihn hier wesentlich nur als Typen bestimmter Richtungen schaffen. Man mußte auf die längst veraltete Form des höfischen der Lebensauffassung, die sie in plastischer Weise zum Ausdruck Rangtheaters zurüdgreifen und durfte nicht versuchen, dem Hause bringen sollen. Der finnenfroh- ungläubige, wissens- und schönheits­eine Form zu geben, die unserem sozialen Empfinden befferen Aus- durstige Geist der Renaissance am Hof des Lorenzo Medici  , des brud hätte geben können. Es werden also, da nur wenige Vor- großen Künstler- und Humaniſtenfreundes, gibt der Dichtung den Das Theater des Imperialismus. Die architektonische Form schläge, wie der von Otto March  , mit drei Rängen auskommen, Hintergrund. In diesem historisch bestimmten Kolorit, das er mit st der Ausdruck für die wirtschaftliche Macht und die politische auch im vierten Stockwert Menschen schwitzen müssen, und werden Meisterschaft beherrscht, entwirft er ein in vielen Zügen Gewalt, die das Bauwerk befahlen und die es nußen werden. überlegen können, ob die Zugänge zu solcher Bequemlichkeit nicht in laffisch prägnantes Gemälde der Schöngeisterei; jener Sinnes­Selten wurde dies so augenscheinlich wie durch die Pläne für das eine Rattenfalle führten. Diese zugänge zu den höheren Rängen art, die, losgelöst von jedem autoritären Vorurteile, aber neue önigliche Opernhaus  . All der Kampf, den wir nun seit wurden von feinem der Bewerber einwandfrei gelöst. Es geht auch von jedem Lebensernst, spielerisch alle Verhältnisse rein nach langer Zeit, teils zu unserer Erbitterung, teils zu unserer Gr- doch nicht an, daß die Treppen bis auf 40 Meter und mehr von den Maßstäben ästhetischen Gefallens wertet. Hierin, in dieser dialogischen heiterung, an uns vorüber ziehen sehen, wäre unmöglich, wenn Sigen entfernt sind, um dann etwa 20 Meter abwärts zu führen. Schilderung liegt des Dramas Kraft und Stärke; seine Schwäche Klarheit darüber herrschte: für wen denn eigentlich dies Opern- Es würde sonst notwendig werden, daß die Lebensversicherungen ist, daß es zu feiner Handlung, feiner Entwickelung fortschreitet. theater gebaut werden soll. Dann gäbe es auch nicht die Hälfte den Besuch dieses Opernhauses nur auf eigenes Risiko ihrer Kunden Zwar geht des Dichters Absicht auf die Herausarbeitung eines der Schwierigkeiten bei der Grundrißgestaltung; dann wären nicht gestatten. Um einiges besser ist die Feuersicherheit des ganzen mächtigen Kontrastes. Der Welt der Freude und des angenehmen Forderungen zu erfüllen, die von vornherein die Schaffung eines Hauses wenigstens dadurch geworden, daß die vier Höfe, die auf Echeins stellt er die düstere welthistorische Gestalt des Dominikaner­einheitlichen, großzügigen und den Geist der Zeit erfüllenden Bau- der ministeriellen Vorstizze mitten im Fleisch des Baues saßen, von mönchs Savonarola   gegenüber, der mit glühend leidenschaftlicher merfes unmöglich machen. So aber, vom König gewollt und vom dem einen und dem anderen der Wettbewerbler( so besonders von Beredtsamkeit das Florentiner Bolt bis in die Tiefen auf­Volke bezahlt, wird dieses Haus ein Zwitter bleiben. Und die Seel und auch von Brurein) aufgeschlikt wurden. Es bliebe zu wühlte, ein Reich christlicher Einfachheit, Reinheit und Freiheit Architekten, die sich darum mühen, müssen in einem Meister sein: erwägen, ob dieses Prinzip der Dezentralisation nicht auszubilden verkündete und wenige Jahre nach Lorenzos Tod dem im Schließen von Kompromissen. Das gilt zunächst für das eigent- und durchzuführen wäre. Was natürlich nur gemacht werden Henter als Reger überliefert wurde. Das Bildnis dieses lich Architektonische; der König liebt nichts anderes als die preußisch fönnte, wenn der ganze Bau nach der Masse statt nach dem geheimnisvollen Fremden spiegelt sich in den Gesprächen gedeutete Antike oder einen borussischen Barod. Daher dürfte es Imperialismus orientiert wäre. Dann würde sich auch am ehesten der Aestheten wieder, in den vielfältigsten, die Erwartung bis zum fommen, daß der Wettbewerb, der nach dem Fiasto des mini- für die Gestaltung des Blazes zwischen Reichstagsgebäude   Höchsten spannenden Reflegen. Aber als der Dichter ihn endlich selbst steriellen Entwurfes ausgeschrieben wurde und der mun( im Kon- und Opernhaus eine Lösung finden lassen. erscheinen, dem sterbenden Lorenzo gegenübertreten läßt, bersagt die ferensiaal des Anhalter Bahnhofes) ausgestellt ist, den Eindruck Kraft. Er holt aus der Begegnung der beiden Männer mur eine erschreckender Impotenz macht. G3 haben die Künstler ihrer Reklame- Zeitschriften. Die Sache tommt in Aufnahme. Nach­eigenen Persönlichkeit die Flügel beschnitten, damit der preußische bortige Zeitschrift einfach zu Reklamezwecken angekauft hat, stellt einernde psychologische Konstruktion heraus. Dieser Mensch enthüllt vor einigen Jahren eine Staffeefirma in Bremen   eine ertüftelte Ueberraschung, eine Savonarolas Wesen jämmerlich ver­Aar ihnen nicht die Federn rupfe. Wie hätt' ich keinen Ehrgeiz wahlverwandte Natur. gestaltung. Es soll nach dem Programm des Hofmarschalls sozu Namen bei, so gründet eine Braunschweiger Rechenmaschinenfabrit fein. Nuhm muß es mir bringen." Es zeigt sich, daß er die Menge Noch viel schlimmere Folgen brachte der Kampf um die Raum- fich jest ein Braunschweiger Unternehmen von ähnlicher Art ein. Be- fich plötzlich als eine seinem Gegner im Ehrgeiz und im Machttrieb hielt jene Bremer   Zeitschrift schandenhalber ihren alten harmlofen ich litt? Ehrgeiz spricht: Das Leiden darf nicht umsonst gewesen fagen ein Luftschloß in das Theater hineingeschachtelt werden. Wie furzerhand eine Monatsschrift, die sie nach ihren eigenen Initialen, ebenso und aus den gleichen Gründen wie Lorenzo verachtet. Und das gemacht werden kann, ohne den Organismus des Hauses zu die Braunschweiger G- N- C- Monatsschrift" nennt. Im Einführungs- all fein Ringen gilt zulegt dem Streben, Herr von Florenz   zu zersprengen, darüber zerbrachen sich unsere besten Grundrißwort beißt es faltblütig: konstrukteure die Köpfe. S. M. will, daß ihm im ersten Rang eine werden. Auch wenn was ich nicht glaube eine folche ganze Reihe von Salons, Borzimmern und sonstigen Gelaffen zur Rechenmaschinen herstellen! Was haben wir zu sagen? Nur das eine, daß wir die besten Deutung von Savonarolas Charakter sich durch geschichtliche Belege Und der neue Weg? Wir wollen Verfügung stehe, und zwar auf der linken Seite. Er will außerdem unsere geschäftlichen Nachrichten so fura wie möglich in einem Buche Weltanschauungen einer geistreich fchillernden, im Grunde leeren fügen ließe, wäre ein dramatischer Ausgang, der den Konflikt der einige Broszeniumslogen und eine große, für 80 Menschen be= stimmte Mittelloge, an die sich ein Salon von bedeutenden Ab- anhängen, daß jedem Leser, wie wir hoffen, warm macht. Jit uns Paradorie zuliebe, die Spize abbricht, darum nicht weniger verfehlt. Wir wollen es das gelungen, dann schneiden wir unsere Pfeifen. messungen anzuschließen hat. Und dann: dieser Salon, der in der madjen, wie jener erfolgreiche Geschäftsreisende, der seinen Kundenheit, ihrer Schamlosigkeit und grausamen Tide zugleich als ein Donna Fiore, Lorenzos Geliebte, die in ihrer pomphaften Schön­Mitte des ersten Ranges disponiert ist, soll mit den Räumen der auf das angenehmite über alles mögliche unterhält, um ihm Symbol der Stadt Florenz   gedacht ist, bleibt in einem höchst un linten Seite würdig, direkt und absolut abschließbar verbunden ſein. Auf deutsch  : es müſſen die Zugänge zur linken Seite des dann zum Schlusse nur so nebenbei den schönsten Auftrag abzustimmten Dunkel. Wit um so größerer Freiheit ist Lorenzos Sohn und ersten Ranges an irgendeiner Stelle abgeschnürt, durchstoßen und nehmen, gesperrt werden. Es wird außerdem der Mittelsalon als ein Bei folchen offenen Reklamezeitschriften weiß man wenigstens im spätere Bapst, der siebzehnjährige Giovanni, in der blasierten Hobiger frembkörper auch die rechte Seite bedrängen. Das ist die Gegensatz zu den zahlreicheren versteckten, woran man ist. Der Frühreife ſeines Epikuräertums und der um ihn gruppierte Streis Situation. Man kann seinen Spaß daran haben, zu sehen, wie Rapitalismus wirft fein Mäntelchen ab und steht nackt vor einem brüche von Savonarolas zermalmendem Prophetenzorn als ganz von Humanisten und Künstlern gezeichnet. Man goutiert die Aus­die Architekten krebsten und frabbelten, solcher Vergewaltigung der ist mir recht. Geht es mit unehrlichen Mäßchen nicht mehr, jo ver willkommener Wechsel. Man ist so tolerant geworden, daß man vergnügt grinsend: So bin ich! Ich mache alles, und jedes Mittel besonders pikante Sensationen, bewundert sein Talent. Das ist schlichtesten Baubernunft nach Möglichkeit zu entgehen. Es gibt da fuche ich es eben mal mit der Ehrlichkeit. Auch die kann ein gutes fogar die Sittenprediger nach fünstlerischen Gesichtspunkten zu hodhit tomische Untertunnelungen und Umgehungen. Eine Satire Geschäft sein. auf die Unredlichkeit einer Gesellschaft, die durch die Anwesenheit schäßen weiß. Der Majestäten fich sehr geehrt fühlt, die aber zugleich durch das Theater. Die Aufführung ließ in manchen Nebenrollen zu wünschen übrig. Beremoniell jenseits der Mauer zu bleiben hat. Die Not war Eine angenehme Ueberraschung bot der noch unbekannte junge groß; am chesten überwunden wurde sie noch von jenen, die kurz Kammerspiele: Fiorenza  " von Thomas Mann  . Schauspieler Wilhelm Bendow  ; er traf den Spötterton des und bündig der hösischen Repräsentation ein eigenes Geschoß, ja Thomas Mann  , den sein Schicksale und Verfall einer reichen bürger- gründlich abgebrühten, verwöhnten Wunderlindes Giovanni ver­einen ganzen Rang einräumten. Welch wunderliche Saritatur: lichen Familie mit scharfer naturalistischer Beobachtung darstellender blüffend gut. Aus der prinzlichen Umgebung traten August im Haufe der mordernen Künste eine Quarantänestation imperia Roman Die Buddenbrooke" zuerst berühmt machten, bewegt sich in Mombers prahlhansiger Aldobrandino und Rothausers patheti listischer Phantastit. Dieses wäre der eine Streich. diesem feinem einzigen, bereits vor Jahren veröffentlichten scher Platonifer Angelo Poliziano   marfanter hervor. Mary Der andere wird durch ihn bedingt: die Unmöglichkeit, ein Drama auf Bahnen stilisierender Gedankenkunft. Die Personen Dietrich pofierte eine undankbare Aufgabe- die rätselvolle

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