knechtet und geknebelt. Durch ein solches Vorgehen wird dieLandflucht immer größer. Es kann zahlenmäßig bewiesen werden.daß die Landbevölkerung gerade da die ländlichen Gefilde der-lassen hat, wo der Großgrundbesitz vorherrscht. DiePolitik der Junker führt zur Entvölkerung des Landes.Nun sehen wir uns einmal den preußischen Staatals Arbeitgeber an. Er zieht aus den Forste» einen ganzerheblichen Nutzen. Aber gerade die Unfälle unter den Forstarbeiterusind sehr zahlreich und die Unterstützung Unfallverletzter Forstarbeitersind äußerst niedrig. Die Löhne der Staatsarbeiter in den Forstensind jammervoll. Der preußische Staat wäre sehr wohl in derLage, den armen Landarbeitern einen höheren Lohn zu zahle».Denselben Terrorismus wie gegen die Eiscnbahnarbeiter, wendet derStaat gegen die Forstarbeiter an. Man will verhüten, daß der neueLandarbeiterverband unter den Waldarbeitern Terrain gewinnt,Nun hat uns Artur Schulz geraten, wir sollten den Kampf gegendie Zölle und den Naturallohn einstellen. Wir haben beides a b g e-lehnt.(Bravo!) Unsere Agitation gegen die Zölle entspringtgrundsätzlichen Erwägungen und was den Naturallohn anlangt, sowissen wir, daß er nicht von heute auf morgen beseitigt werdenkann. Früher mag er ja berechtigt gewesen sei», aber heute ist dieZeit gekommen, wo auch in der Landwirtschaft der Lohn in Bargezahlt loird. Der Naturallohn dient nur dazu, den Landarbeiteran die Scholle zu fesseln.(Sehr richtig I) Es ist nichtrichtig, daß sich auf dem flachen Lande nicht genügend Arbeitskräftefür die Partei finden. Es gibt Tausende von Parteigenossen auf demLande, die ihre volle Schuldigkeit tun.(Zustimmung.) Also, BerlinerParteigenossen, stellt es nicht immer so hin, als ob die Genossenauf dem Lande nicht fähig wären, ihre Angelegenheiten selbst zuregeln.Wir bekämpfen jede Ausnahmebestimmung zuungunsten derLandarbeiter und verlangen auf allen Gebieten mindestens dieGleichberechtigung mit den gewerblichen Arbeitern. Es isteine Lüge der Gegner, wenn sie sagen, die Landarbeiter wollte» vonden Sozialdemokraten nichts wissen. Jede sozialdemokratische Ver-sammlung aus dem Lande beweist das Gegenteil.(Sehr wahr!)Wir wollen das Interesse der Landarbeiter auch für die kommunalenFragen erwecken. Wenn Sie mit uns zusanwien alles aufbieten,um das elende Los der armen Landarbeiter zu verbessern, dannleisten Sie eine Arbeit, die des Schweißes der Edlen wert ist.(Stürmischer Beifall.)Zur Debatte steht die Resolution der Landes-k o m m i s f i o n:Die Landarbeiter sind die auSgeveutetsten und unterdrücktestcnProletarier Preußens. Durch Gesindeordnungen, das Ausnahme-gesetz von 18S4 und zahlreiche Polizeiverordnungen geknebelt,durch Gewährung von Wohnung und Naturalien als überwiegendenTeil des Arbeitseinkommens in ein unwürdiges Abhängigkeils-Verhältnis zu den, Arbeitgeber gebracht, ist der preußische Land-arbciter mit Frau und Kind der zügellosen Ausbeutung durch dieJunker und Großbauern preisgegeben. Die reaktionären preußischenGesetze und Verwaltungspraktiken schließen ihn von der Mit-bestinimung in der Verwaltung des Gutsbezirks und der Land-genieinde völlig aus und stempeln ihn auch gesellschaftlich zueinem Menschen niederen RechtS, zu einem Staatsbürger zweilerKlasse.Diese traurige Lage der land- und forstwirtschaftlichen Arbeiterist der stärkste Ansporn zu der durch die industrielle Eutwickelungund den sonach stetig steigenden Arbeiterbedars der Industrie ge-förderte» Landflucht, die der Landwirtschaft die leistungsfähigstenArbeitskräfte entzieht und bereits zu einer bedenklichen Entvölkerungder ländlichen Gebiete Ostelbiens geführt hat. Als Ersatz werdenjährlich Hunderttausende ausländische Arbeiter herangezogen, diedurch einen ungesetzliche» Legitimationskartenzwang zu wehrlosenSklaven der ländlichen Ausbeuter gemacht werden.Diesen Zuständen, die unser Wirtschaftsleben unheilvoll be-einflussen, kann nur erfolgreich entgegengewirkt werden durch dieHebung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Landarbeiter,a der sich indes die Agrarier trotz der vielen Hundert Millionen, dieihnen infolge der Zölle, sowie der Grenzsperr- und Liebesgaben-Politik zufließen, mit aller Macht widersetzen. Die Landarbeitermüssen daher, gleich ihren Klassengenossen in der Industrie, selbstsich ei» menschenwürdiges Dasein erkämpfen.Deshalb fordert der preußische Parteitag:Volle Koalitionsfreiheit für die Landarbeiter.Beseitigung aller Ausnahmegesetze und Gesindeordnungen undreichsgesetzliche Regelung des Landarbeiterrechts, Entscheidung überStreitigkeiten aus dem Arbeitsverhältnis durch Schiedsgerichte nachArt der Gewerbegerichte unter Mitwirkung der Arbeiter als Richter.Wirksame gesetzliche Schutzvorschriften für alle in den land- undforstwirtschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen, insbesondereVerbot der Erwerbsarbeit für Kinder unter 14 Jahren. Schutzder Jugendlichen. Gesetzliche Beschränkung der täglichen Arbeits-zeit. Ausreichender Wöchnerinnenschutz und Verbot aller Sonntags-arbeiten, die nicht durch die Natur des landwirtschaftlichen Be-triebes unbedingt erforderlich find.In bezug auf die Arbeiterversicherung mindestens Gleich-stellung mit den Arbeitern in der Industrie, insbesondere Fortfallder Landkrankenkassen und Versicherung'auch der ländlichen Ar-bester in Ortskraukenkassen.Auf dem Gebiete des Wohnungswesens Errichtung gesunderArbeiterwohnungen durch den Staat oder durch staatlich unter-stützte und kontrollierte Institution unter Fortfall aller Maß-nahmen, die den Landarbeiter in der freien Verwendung seinerArbeitskraft beschränken oder ihn wirtschaftlich oder politisch ab-hängig machen.Die Beseitigung aller Ungerechtigkeiten, unter denen besondersdie Landarbeitcrschafl zu leiden hat. ist nur möglich, wenn inPreußen das Drciklassenmahlrecht beseitigt und das allgemeine,gleiche, direkte und geheime Wahlrecht eingeführt wird.Die Parteigenossen werden aufgefordert, jede Gelegenheit,besonders die bevorstebeuden Landtagswahlen, zu benutzen, umdie Landbevölkerung über den Sozialismus aufzuklären und sieauf die Notwendigkeit der gewerkschaftlichen und politischen Organi-sation hinzuweisen.In der Diskussion danktLinde-KönigSberg für die wertvollen Auregungen des Referenten.Seine Forderungen unterschreiben wir geiviß alle.' Aber zunächst giltes einnial, die bestehenden krassesten Mißstände möglichst schnell zubeseitigen. Dazu gehört, daß die Geivcrbeordnung auch auf die Schar-werker und die Jnstleute ausgedehnt werden. In Weftpreußen habenwir auch noch den Z i e h s ch c i n, der jeder gesetzlichen Grundlageentbehrt. Es besteht eine geheime Abmachung unter den Gutsbesitzern,nur Arbciter einzustellen, die einen solchen Ziehschein des letztenArbeitgebers haben. Die Amlövorsteher kennen die Gesetze nicht undivollen sie vielfach auch nicht kennen, und sie werden trotzdem vonden Landräten und den Gerichten in Schutz genommen, wenn wegenWidersetzlichkeiten Strafantrag gestellt wird. Merkwürdigeriveiseglaubt man in diesen Fällen immer den Beschuldigten mehr, als eSsonst in Preußen der Fall ist. Es ist Pflicht unserer Landtags-fraktion, jede Gelegenheit zu ergreisen, um Abhilfe der bestehendenMißstände auf dem Lande zu verlangen.(Bravo I)Pens- Brandenburg: Es handelt sich hier um eine der wichtig-sten Fragen für die Partei. Nachdem wir die Industriearbeiter zumgrößten Teil gewonnen haben, ist nun die Zeit gekommen, sich wiedereinmal mit der A g r a r f r a g e zu beschäftigen. Seit fast zwanzigJahren sind wir an diesem wichtigen Problem vorbeigegangen. DieBegründung des LandarbeiterveroandeS ist eine hocherfreuliche Sache.Es ist mir unbegreiflich, wie mau Schutzzölle verlangen kann,so lange es in Deutschland Bodenrentner gibt, mit anderenWorten so lange jeder Zoll die Bodenrentesteigert. Es muß alles getan werden, um die Boden-rente herunterzudrücken, nicht zu erhöhen. Aber so langees Landbesitzer gibt, die das Land nicht bebauen, sondern nur aus-beuten, so lange kann von Zöllen keine Rede sein. Sonst wäre dieZollfrage für uns diskutabel. Wichtig ist auch die Frage derBode nbe st euer ung. Einen größeren Bodenbesitz können wirnur denen zugestehen, die ihre Oualifikanon dadurch erbringen. daß sie aus dem Boden durch eigenen Betriebeine höhere Produktion herauSwirtschaften können. Dann solle»sie aber auch einen größeren Teil an die Gesamtheit in Form vonSteuern abführen. Ob auf dem Lande der größere oder kleinereBetrieb die bessere Betriebsform ist, ist eine rein technische Frage.Politische Gesichtspunkte haben da nichts dreinzureden. Wenn fürdas Land mehr politische Freiheiten erobert sein werden, so wirdauch der antikollektivistische Bauernschädel überwunden werden.Bon 75 Dörfern meines Wahlkreises habe ich in 45 über-Haupt noch n i ch t r e d e n können. Es ist für Deutschlandbeschämend, daß die Sozialdemokratie außerhalb der Städte sowenig Versammlungen abhalten kann. Auch unsere Gegner solltensoviel Schamgefühl haben.(Na, Na-Rufe.) Ich weiß, daß ich daetwas zuviel verlange. In dieser Beziehung ist Preußen ein Vorder-rujjlaitd.(Bravo!) V V..Die weitere Debatte wird auf Dienstag vertagt.Holzapfcl-Magdeburg erstattet den Bericht der Mandats-prllfungskoinmission. Anwesend sind 354 Genossen.(23g Delegierte.IS Mitglieder der Landeskommission, 26 Sieichstagsabgeordnete,6 Landtagsabgeordnete, 11 Parleivorstandsmitglieder, 1 Vertreterder„Vorwärts"-Nedaklion, ein bestellter Referent und 1 Gast).Sämtliche Mandate, init Ausnahme eines Kieler Mandats,dessen Inhaber neben der statutenmäßig zulässigen Zahl von Dele-sierten zu«JnforinationSzwecken" zum Parteitag geschickt ist, werdenür gültig erklärt. Der Kieler Genosse hat nach Ansicht der Mandats-Prüfungskommission den Verhandlungen als Gast in dem fürGäste reservierten Raum beizuwohnen.Am Abend veranstalteten die Berliner Genossen zu Ehren derDelegierten einen F e st k o m m e r s.Schluß 6 Uhr./Iiis aller Älelt.Verhaftung zweier Deutschen i» Algier.Wie aus Oran gemeldet wird, sind dort die deutschen Staats«angehörigen Wilhelm Krieger. 22 Jahre alt, und AdolfRienner, 24 Jahre alt, die aus Nizza gekommen waren undsich seit einigen Tagen in Oran aufhielten, unter dem Verdachtverhaftet worden, die Desertion von Fremden-legionären, besonders des Soldaten Lett vom 2. Fremden«regiment, veranlaßt und begünstigt zu haben. Eine Haussuchungführte zur Entdeckung einer Uniform der Fremdenlegion, einerumfangreichen in deutscher Sprache gehaltenen Korrespondenz sowiemehrerer militärischer Gegenstände.Der objektive Schulgewaltige.Wir lesen in unserem Mainzer Parteiblatt: In hiesigenLehrerkreisen wird ein Vorfall viel belocht, der sich an einer höherenLehranstalt zugetragen hat und mancherlei zu denken gibt. DerDirektor dieser Anstalt, der auch Unterricht in der obersten Klasse er-teilt,. soll bei der Beurteilung seiner Schüler nicht nur lediglichderen tatsächliche Leistungen, sondern menschlich, allzu menschlich.manchmal auch seine persönlichen Sympathien undAntipathien mitsprechen lassen, wodurch manchmal den Schülernnicht verständliche oder nicht objektiv erscheinende Noten und Zen-suren zutage treten. Ein Schüler, Sohn eines Professors, glaubteauch bessere Noten zu verdienen und klagte seinem Vater sein Leid.Dieser beschloß, die Probe aufs Exempel zu machen und fertigte dennächsten deutschen Aufsatz seines Sohnes unter Zuhilfenahme seinerganzen Professorenweisheii v o n A bis Z selbst an. R-suliat:ein glatter Fünfer! In Schüler- und Lebrerkreiien wirdnun viel über die tragikomische Frage gestritten, ob an diesem Re-sultat nun der Direktor oder der Prösessor die Schuld trägt.Kleine Notizen.Ein schlagfertiger Regimentskommandeur. Der Oberst undNegimeutskoinmandeur Emil Henigst vom 22 Infanterieregimentin Zweibrücken versetzte Sonntagmittag auf der Straße demJourn alisten Lotb. nachdem er sich über dessen Identitäterkundigt halte, einen Schlag. Den Anlaß dazu soll ein Presse-artikel gegeben haben. Der Angegriffene hat Strasantraggestellt.Ein Unverbesserlicher. Wegen Herstellung falscher Zwei-. Ein-und i/g-Markstücke wurde ein Insasse des Hamburger Werk-und Armenhauses verhaftet, der seine freie Zeit im Logierhausebenutzte, um Falsifikate mit den einfachsten Mitteln herzustellen, dieer bei Straßenhändlern und in kleinen Geschästen absetzte. DerVerhastete, der linksseitig gelähmt ist. hat bereits wegen Falsch-münzerei 21 Jahre im Zuchthau sc verbüßt.Noch ein Gcldmacher. Bei einer infolge einer anonymen An-zeige in der Werkstatt des Tischlers Ludwig in LangenölS vor-genommene» Hausinchung wurde im Keller eine Kiste mitFalschmünzerwerkzeugen und einem Päckchen mithundert falsche it Hundertmarkscheinen gefunden.Ludwig wurde verhastet und i» das Gefängnis in Görlitz ein-geliefert. Er ist der Bruder des vor Monatsfrist wegen Herstellungfalscher Hundertmarkicheine verurteilten GefangenenaufsehersLudwig aus Görlitz.Die Typhuscpidcmie in Hanau hat wieder ein Todesopfer ge-fordert. Am Sonntagvormittag starb im Lazarett der PionierSembach aus Jebsheim im Elsaß. Die Zahl der Kranken beträgtjetzt 178, mithin ist seit gestern ein Rückgang zu verzeichnen.WasserftandS-Nachetchteirder Landesanstalt.für Gewällerkunde. mitgeteilt vom Berlwer WetterbureauWasserstandSaale, GrochlitzHavel. Spandaus, Rathenow')Spree, Svremberg'), BeeSlowWeser, Münden, MindenRhein. MaximllianSau. KaubKölnNeckar, HeilbronnMain, HanauMosel. Trier>)+ bedeutet Wuchs,—Fall.') Unterpegel.REEK& CLOPPENBURGQertraudtenstraße 25-26-27 0 BERLIN 0 Roßstraße l-la-2Nur bis Montag, den 20. JanuarInventur- Verkaufzu vorteilhaften, niedrigen Preisen-Zum Verkauf kommen fast nur tadellose Restbestände in besserenQualitäten, welche billig verkauft werden! Besonderes Angebot in Knaben-und Jnnglings-Anzägen in besserer Ansrnstnng. Herren-Sakko-Anznge, Paletots und Ulster in modernen Farben und neuester Machart,anßerordentlieh preiswert.Verantwortlicher Redakteur: Alfred Wielevv, Neukölln. Zur deo Lnjeratentelt vergutK.: Ttz. Glocke« Beriin. Druck u. Vertag: PortvartH Kuchoruckere» u. Ve ctagSanftatt Paul Singer u. Eo., LeriinSW.