Einzelbild herunterladen
 
fötuien noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. Immerhin, die Pforte will noch weiter entgegenkommen, und dies der- mehrt die Aussicht auf das endliche Zustandekommen des Friedens. Die Haltung der Pforte bestätigt die Ansicht, daß die Türkei   zur Fortführung des Krieges weder militärisch noch finanziell gerüstet ist. Das wissen die Balkan  - staaten und deshalb bestehen sie auf der Abtretung Adrianopels. Nun weist die Türkei   freilich darauf hin, daß Adrianopel zum Schutz Konstantiuopels unentbehrlich sei. Aber Adrianopel   hat den Vormarsch der Bulgaren   auf die Haupt­stadt nicht hemmen können und nicht an dieser Festung, son­der» an der Tschataldschalinie ist der Angriff zum Stehen ge- kommen. Ohne Adrianopel   würde der Friede aber für die Bulgaren   nur einen Waffenstillstand bedeuten, würde die Befreiung der bulgarischen Brüder" vom türkischen Joche noch immer das leitende Motiv ihrer Politik bleiben. Die Erfüllung des Verlangens der Mächte dagegen ändert die Lage vollkommen; es gibt dann keine Befreierrolle mehr aus dem Balkan  , weder für die kleinen Staaten noch für Rußland  . Die Türkei   wird damit tatsächlich eine asiatische Macht; der bisherige nationale Gegensatz zu den slawischen Staaten ver- liert seine Bedeutung. Wie sich freilich in Asien   das türkische Geschick gestalten wird, steht dahin; das aber hängt nicht vom Besitz Adrianopels ab. sondern von den großen iniperialistischeir Gegensätzen der kapitalistischen   Mächte. Die Antwort der Pforte. Konstantinopel  , 20. Januar.  (Meldung des Wiener   K. K. Telegr.'Korresp.-Bureaus.) Die Antwortiwte der Pforte wird nach der Tagung der für morgen einberufenen National- Versammlung überreicht tverden, Wie derI k da in" meldet, wird die Pforte in der A n t> w o r t ir o t e erklären, daß sie sehr für eine versöhn- l i ch e H a l t u n g sei und daher dw Bemühungen der Mächte, die aus die Aufrecksterhaltung deS Friedens abzielten, durch- auS würdige, daß es ihr aber unmöglich sei, auf die I n s e l n zu verzichten, die im Zusammenhang mit Asien   ständen, oder auf Adrianopel   und was dazu gehöre. In diesem Punkte, der Leben oder Tod für die Türkei   bedeute, könne die Pforte keinen weiteren Opfern zustimmen; aber aus Achtung gegenüber den Mächten wolle sie ein l e tz t e s O p f e r bringen und in Unterhandlungen eintreten über eine neue Grenze diesseits derjenigen, welche bereits vorgeschlagen sei, und die der Türkei   Adrianopel   und>vas dazu gehöre be> lassen würde. Wenn gegenüber diesem Opfer, welches das Maximum darstelle, die Verbiindeten nicht ebenfalls Opfer bringen wollten, werde die Verantwortung für die Wieder- aufnähme der Feindseligkeiten nicht auf die Pforte, sondern ans die Verbündeten fallen. Das türkische Ministerium für den Frieden. K o n st a n t i n o p e l, 19. Januar.  (Meldung des Wiener   K. K. Telcgr.'Komsp.°Bureaus.) Nach sicheren In» sormativneu soll sich fast der gesamte Ministerrat für den Frieden ausgesprvcheu habe»«. Nur einige Minister hätten für den Krieg gestimmt, seien aber in der Minderheit gebliebe»«. Man glaubt, daß die Antwort der Pforte, ohne eine kategorische Ablehnung zu enthalten, Anlaß zu einein schriftlichen Berkehr mit de» Mächten bieten werde. Die Haltung der türkischen   Presse. Konftantinopel, IS. Januar. Die türkische   Presse kommentiert heute sehr zurückhaltend die N o t e d e r M ä ch t e, in der sie eine Drohung Europas   zu erblicken glaubt. I l d a m* schreib«, die Pforte müsse in ihrer Antwort die gefährlicbe Lage des Landes in Rechnung ziehen, denn bei Wiederaufnahme der Feind- seligkeiten würde dle Türkei   sich nicht nur den Balkan  - verbündeten, fondern einem verbündeten Europa   gegenüber- sehe». Wenn die Pforte dem Rat der Mächte folgen wolle, müßten die dahingehenden diplomalischen Schritte schnell erfolgen, weil, wenn während einer längeren Korrespondenz Ädrianopel kapi- tulieren sollte, die Mächte von jedem Engagement zugunsten der Türkei   entbunden sein würden. Die Türkei   würde dann großen Gefahren ausgesetzt sein. Sie müsse ein Arrangement zu treffen suchen, so lange die Mächte noch an die übernommene Verpflichtung gebünden seien. Man müsse nicht dem Zuge des Herzens, sondern dem Verstand gehorchen. Koustnntiuopcl, 20. Januar. Die inspirierte türkische   Presse bereitet die öffentliche Meinung auf eine Antwort vor. welche der Note der Mächte entgegenkommt. Die.Ueni Gazeta" hebt hervor, welche großen Schwierigkeiten für die Türkei   angesichts der Drohung der Mächte durch eine Ablehnung entstehe» würden und erklärt, es sei in einem solchen Augenblicke nicht geboten, Rechtsprinzipien und Verträge zu prüfen, die Rettung des Landes sei nur möglich, wenn man mit den Tat- fachen rechne und ohne Zaudern vernunftgemäße Entschlüsse fasse. DerJkdam* behandelt die Mitteilungen einiger Zeitungen, denen zufolge die Pforte in dem Sinne amworten würde, daß sie sich von neuem auf ein Handelsgeschäft einlasse, und erklärt, die Pforte würde durch ein fortgesetztes Nachgeben ihr Prestige verlieren und würde durch ihre Opfer nichts erreichen; die Pforte müßte erusthast die politische und militärische Lage berücksichtigen, nicht zaudern, den durch die Unistände auferlegten Opfern zuzustimmen und versuchen, die von den Großmächten gemachten Versprechungen auszunutzen. Eine bulgarische Drohung. London  , 29. Januar. Wie das Reutersche Bureau er­fährt, hat der bulgarische Premiernunister G e s ch o w die Delegierten in London   ermächtigt, den bulgarischen Oberkommandierenden General S a w o w direkt telegraphisch zu ersuchen, die Feindseligkeiten wieder aufzu- nehmen, wenn sie meinen sollten, daß für den Frie- dcnsschluß keine begründete Aussicht mehr bestehe. Im Zusammenhang damit wird darauf hingewiesen. daß die Soldaten der Balkanverbündeten bis spätestens zun« Februar zur Bestellung ihrer Aecker zurückkehren müssen, da sonst eine Hungersnot unvermeidlich wäre. Rumänien   und Bulgarien  . Budapest  , 19. Januar. Der rumänische Minister Jo- n e s c u erklärte auf der Durchreise einem Berichterstatter des Pester Lloyd", die Verhandlungen zwischen Ru- mänien und Bulgarien   hätten k e i n e ir d g ü l t i g e s Resultat ergeben. Sie würden vielleicht in Sofia   oder Bukarest   fortgesetzt werden. Die Stellung Oesterreichs  . Wicu 19. Januar. Das.Neue Wiener   Tageblatt" tritt wieder- bolt den in auswärtigen Blättern verbreiteten Meldungen entgegen. als ob Oesterreich-Ung arn sich nur ungern dem Schritte der Mächte angeschlossen hätte; eS hebt als besonderen Beleg der Friedensliebe Oesterreich-UngarnS   hervor, daß es der österreichische Botschafter in Konstantinopel   war, dessen Bemühungen bei der Pforte es vornehnilich zu danken gewesen sei, daß die türkischen Delegierten nicht, wie schon bestimmt war, auS London   abberufen wurden, sondern dort blieben, um gegebenenfalls die Friedensverhandlungen wieder aufzunehmen. Der Berg Athos  . London  , 19. Jaiuiar. Das Reutersche Bureau erfährt, daß bis zur Stunde die Balkandelegierten amtlich keine Kenntnis von dem Bescbluß der Mächte haben, den Berg AthoS lein Heiligtum der flriecdisch-orihodoxen Kirche mit einem berühmten Kloster) zu einer geistlichen Republik zu machen. Angesichts der besonderen Interessen Griechenlands  , dessen Trupven jetzt die Halbinsel, deren östliche Grenze der Berg Athos   bildet, besetzt halten, wird cS zumindest als seltsam angesehen, daß ihm keine amtliche Mitteilung gemacht worden ist, geschweige denn, daß die Balkanverbündeten befragt worden wären. Die Delegierten eriahren inoffiziell, daß die jüngst geschaffene Republik  unter der Jurisdiktion des ökumenischen Patriarchen(ob auSüdlietzlich unter der geistlichen, ist nicht bekannt) und unter dem Schutz der orthodoxen Regierungen stehen und durch internationale Truppen besetzt werden soll. Angesichts der damit verknüpften heiklen Fragen wird darüber Erstaunen ausgedrückt, daß der Patriarch gar nicht befragt und daß nicht daran gedacht worden sei, und unter den ob- waltenden� Umstände» die Ansichten der griechischen R e- gierung für die Mächte hätten nützlich sein können. Verlegung des bulgarischen Hauptquartiers. Sofia  , 29. Januar. Das bulgarische Hauptquartier ist nach D i m o t i k a verlegt worden. Die griechisch-türkische Seeschlacht. Konstantinopel  , 19. Januar. Der Minister des Aeußem erklärte dem Vertreter von Wolffs Telegraphischem Bureau, daß die See- schlackt gestern zwischen einem Teil der türlischen Flotte und der vollzähligen griechischen stattgefunden habe. Der Kampf hätte drei- einhalb Stunden gedauert; auf beiden Seiten habe eS Havarien gegeben. Ans türkischer Seite sei genau beobachtet worden, daß der chriechische PanzerkreuzerGeorgioS- Aweroff" Beschädigungen erlitten habe. Ein EominuniqnS besagt; Der Kampf zwischen T e n e d o S und L em n o S dauert« mehrere Stunden. Auf beiden Seiten waren die B e r l u st e beträchtlich. Di« türkische Flotte ist unversehrt <?) zurückgekehrt. Am Nachmittag ist das Transportschiff.Reschid Pascka" hier eingelaufen, da» siebzig Verwundete auS der Seeschlacht bei Lemnos   an Bord hatte. Die Opiumhrlfe. London  , 18, Januar.(Eig. Ber.) Was soll aus den taufenden Kisten Opium werde», die im Werte von 12 Millionen Pfund Sterling   in den chinesischen Ver- tragShäfen aufgestapelt liegen und unverkäuflich sind? Das ist die Kernfrage der Lpiumkrise. Das Unemvartete ist eingetreten. Seit dem ersten Januar dieses Jahres ist nicht ein Pfund Opium in China   vertauft worden. Die chinesische   Regierung beschlagnahmt das in de» Händen chinesischer Händler befindliche Opium und bringt die Strafgesetze gegen Opiumhändler und-besitzer zur An- Wendung. Aus Schanghai   wird unter den, 10, Januar gemeldet. daß eine Frau zu Tschangtscha, die sich weigerte/ das Opiumrauchen aufzugeben, auf Befehl des Gouverneurs erschossen worden ist. In Canton jammern die Händler, daß ihr Opium uiwerkäuflich ist, weil der Polizeioberst, wie vorher angelündet, am 81. Dezember die Konzessionen der Opiumraucher nicht erneuert hat. Die indische Regierung, die seit dem Jahre 1772' den Chinesen das furchtbare Gift aufgezwungen, hat sich genötigt gesehen, alle Ber  - kaufe von Opium in Kalkutta   und Bombay einzustellen. Aber was hilft das? Für 12 Millionen Pfund Sterling   Opium liegt in den chinesischen Vertragshäfen und niemand will das Gift kaufe». Mit dem Opiumhandel ist es wirklich aus, versichert der verläßliche Korrespondent desDaily Telegraph  " in Peking  , und die einzige ehrenhafte Handlungsweise der indischen Regierung wäre, daß sie das Zeug zurückkaufte, denn sie ist der Produzent deS Opiums. Die andere Lösung wäre, daß die englische   Regie- rung China   zwänge, den Berkauf deS OpiumS zuzulassen. Die Händler drängen auf eine Lösung. Was wird die englische   Re­gierung tun? Obwohl die englische   Regierung in Indien   wußte, daß sich infolge der chinesischen   Obstruktion in den BertragShäfen Chinas   die Opiu-nvorräte immer mehr anhäuften, vermehrte sie im Jahre 1912 die Quantitäten, die sie zur Versteigerung brachte. Dieses Borgehen berechtigt zu der Befürchtung, daß die englische Gowaltherrschaft in Indien   China   wieder einmal ein Gift auf- zwingen wird, dessen Genuß sie ihren eigenen indischen Unter- tanen verboten und auS dem sie ungezählte Millionen Gewinn gc- zogen hat. Der chinesische   Opiumhandel ist wohl eins der schändlichsten Kapitel in der Geschichte der europäischen   Kolonialpolitik. Mo- ralisch ist dieser Handel auf eine Siufe zu stellen mit dem Mädchen- Handel und ähnlichen unsauberen Geschäften. Seine Anfänge liegen Weit zurück im 18. Jahrhundert, als der indische General- gorwerneur Warren HastingS   die Opiumfabrikation zum Staatö- monopol machte. Schon im Jahre 1796 protestierte der chinesische  Kaiser gegen die Einfuhr des OpiumS nach China  , die jedoch ununterbrochen stieg, bis sie im Jahre 1888 3400 Kisten betrug (1 Kiste= 140 engl. Pfund). Damals schrieb der Kaiser von China an die Königin von England einen Brief, in dem es heißt: Wenn Sie daraus bestehen, Ihr Opium zu verkaufen, wird der Kops und das Herz jede« guten und rechtschaffenen Menschen vor Entrüstung über Ihre Aufführung brennen." Im Jahre 1839 führte die Zerstörung einiger zwanzigtausend Kisten Opium durch den Kommissär Lie zu dem Opiumkrieg zwischen England und China  . Die chinesische   Regierung ließ sich jedoch nicht bewegen, den Opiumhandel zu legalisiere». Der Kaiser, der selbst vier Söhne durch das Opiumrauchen verloren hatte, wies alle Forde- rungen der Engländer mit den Worten ab:Nichts wird mich bewegen, aus dem Laster und Elend meines Volkes ein Ein- kommen zu beziehen." Der Schmuggelhandel gedieh weiter unter englischer Flagge, bis cS im Jahre 1857 wiederum zu einem Opiumkriege mit England kam. Jetzt endlich mutzte China   nach- geben. Im folgenden Jahre wurde in dem Vertrag zu Tientstn der Opiumhandel und die Einführung des Christentums legali- siert. Welcher Stoff für einen Satiriker! Seit der Zeit hat China  nichts unversucht gelassen, um das schreckliche Gift, das nach den Worten des Manifests Dr. Sunyatsensmehr meiner Landsleute zerstört hat als der Krieg, die Pest und die Hungersnot" wieder loszuwerden. Im Jahr- 1885 verfiel die chinesische   Regierung auf den verzweifelten Gedanken, durch den Anbau von Mohn   das indische Opium aus dem Markt zu treiben. Man täte dem englischen Volke unrecht, wollte man behaupten, daß es das schwere Verbrechen seiner Machthaber an den» wehr- losen chinesischen   Volke guthieße. Mehr als einmal(zuerst im Jahre 189 l; hat das englische Parlament erklart, daß der indisch- chinesische Opiumhandelmoralisch nicht zu verteidigen ist". Leider machen derartige Mcsnungsäußerungen aus die herrschenden Cliquen Englands, die daZ indische Volk aussaugen und auS dem Elend und Jammer Chinas   ein fettes Einkommen ziehen, wenig Eindruck. Jin Finanzjahr 1907/03 bezog die indische Staatskass« aus dem Verkauf des OpiumS eine Einnahme von 3 275 000 Pfund Sterling; im Jahre 1910/11 sogar 6 500 000 Pfund Sterling. AIS China um die Mitte des erste» Jahrzehnts unseres Jahrhunderts erwachte und sich anschickte, sein Haus in Ordnung zu bringen, erließ der Kaiser einen Befehl, nach dem der Anbau des Mohns innerhalb 10 Jahre unterdrückt werden sollte. Zu gleicher Zeit setzte sich die chinesische   Regierung mit der indischen und enge lischen in Verbindung und im Jahre 1907 kam eS zu einem Ver» trag, in dem folgendes bestimmt wurde: Die indische Regierung verpflichtet sich, die Einfuhr indischen OpiumS nach China   innerhalb zehn Jahre einzustellen, und zwar so, daß in jedem folgenden Jahre vom 1. Januar 1908 ab die Einsuhr um 10 Proz. der alS l'torm für das Jahr 1907 festgesetzten Ziffer(50 000 Kisten) ver» ringert wird, wenn die chinesische   Regierung ihr Wort hält und die Mohnfultur in China   in zehn Jahren abschafft. Nach drei Jahre» sollte dann untersucht werden, ob der Anbau des MohnS in China   in entsprechender Weise abgenommen habe. Das Re» sultat der Untersuchung fiel glänzend für die chinesische   Regierung aus. Aus der Provinz Sze-Tschwan. die vor der Konvention die Hälfte des chinesischen Opiums lieferte, war der Mohn verschwun» den, desgleichen aus der Provinz Gchan-Si. In den übrigen Pro- vinzen«vor die Mohnkultur stark(bis zu 75 Proz.) zurückgegangen. Die chinesische   Regierung hatte ihr äußerstes getan, um der Opiumpest in kürzester Zeit den Garaus zu machen, und wenn es ihr nicht ganz gelungen war. so war dies dem Umstand zuzu» schreiben, daß die inneren Unruhen und die gewaltige Ausdehnung des Reiches eine genaue Ueberwachung der Opiumproduktion sehr erschwerten. Aber die chinesische Regierung hatte weit mehr getan, als von ihr verlangt wurde. Schon im Jahre 1908 hatte sie zahl- reiche Opiumhöhlen geschlossen und tausende Pfeifen wurden öffentlich unter dem Jubel der Bevölkerung verbrannt. Und die indische Regierung? Sie profitierte von dem Reformeifer der Chinesen. Infolge der Unterdrückung der Mohnkultur in China  stieg der Preis des Opiums in diesem Lande in einigen Pro- vinzen um 600 Proz. und durchschnittlich um 250 Proz. Die Ein- nahmen der indischen Regierung aus dem Opiummonopol stiegen ganz enorm. Im Jahre vor dem Abschluß der Konvention betrugen sie 3 275 000 Pfund Sterling; im darauf folgenden Jahre 4 645 000, im zweiten Jahre(nachdem also die Einfuhr nach China   schon um 20 Proz. verringert worden war) 4 432 000 Pfund, iui dritte» Jahre sogar 6 500 000 Pfund! Das macht für die drei Jahre der Konventionsdauer eine Gesamteinnahme von 15 577 000 Pfund (311 140 000 M.). Wäre der Preis des Opiums stabil geblieben, so hätte die indische Regierung für den ganzen zehnjährigen Zeit- räum, in dem der chinesisch-indische Opiumhandel verschwinden soll, nur auf eine Einnahme von 14 750 000 Pfund rechnen können. Eine dankbare Reformarbeit vom Standpunkt der englischen Macht» Haber in Indien   aus betrachtet! Dabei fuhr die indische Regie» rung fort, die übrigen Mächte, die etwa ein Drittel der indischen Opiumprckduktion nehmen, in gewohnter Weise zu versorgen. Di« hohen Opiumpreise in China   zogen naturgemäß einen beträcht, lichen Teil dieses Opiums an sich und vermehrten die Vorräte, die jetzt als unverkäuflich in den chinesischen Hafenstädten liegen. Die Bitten der chinesischen Kaiser und Staatsmänner und der Appell der chinesischen Reformatoren an die Menschlichkeit und Röchtschaffenheit der frommen christlichen Machthaber Englands haben nichts gefruchtet. Die junge Republik   hat jetzt de» gor- dischen Knoten durchschnitten. Wird ihr ein neuer Opiumkricg an- gedroht werden oder wird die englische   Regierung zugeben, daß das Spiel aus ist und daß die Menschlichkeit über die brutale Ge- winnsucht des Kapitalismus gesiegt hat? Viel Ruhm wird sie iut besten Falle nicht ernten; aber sie wird einsehen müssen, daß ihr eine Vergewaltigung der chinesischen Republik   nur die Verachtung und die Verwünschungen aller gesitteten Menschen eintragen wird. Politische(leberltckt. Berlin  , den 20. Januar 1918. Die hinausgeschobene Landtagswahl. Die Landtagsersatzwahl im Kreise Teltow-Beeskow ist ungewöhnlich spät angesetzt worden. Am 21. Oktober 1912 ist der frühere Abgeordnete Feilsch gestorben. AuS un- bekannten Gründen schob der Regierungspräsident in Potsdam  die Wahlmännenvahlen bis zum 12. Februar und die Ab- geordnetenwahl bis zum 27. Februar auf. Erst vier Monate nach der Erledigung des Mandats sollte also die Ersatzwahl stattfinden; doch selbst dieser späte Termin scheint der Regierung noch zu früh gewesen zu sein, denn wie der Potsdamer Regierungs« Präsident durch eine Sonderausgabe des Amtsblattes bekannt macht, soll die Wahl noch später stattfinden, und zwar. wie es heißt, mit Rücksicht auf die Tagung deS Provinzial- landtages am 23. Februar und den folgenden Tagen. Allem Anschein nach gedenkt man den Termin auch nicht nur um einige Tage zu verschiebeu. sondern ihn gleich um einige Wochen hinauszurücken, denn in der Ankündigung deS AmtS- blattes heißt es kurzweg, die Wahltage würden demnächst neu festgesetzt werden. Ein höchst seltsames Verfahren. Auch noch eine neue Flotteuvorlage{ Die neue Heeresvorlage befindet sich noch in der Dunkelkammer der Reichsregierung, und schon werden die Fühler für eine neue Mannevorlage ausgestreckt. Man will eben das Eisen schmieden, so lange eS warm ist, und die Stimmung scheint man augenblicklich für günstig zu halten. DieBraunichweiger LandeS-Zeitung". in der manchmal solche Fühler ausgestreckt werde», schreibt: In«reisen, die über die Absichten der Reichsmarine. Verivaltuug besonders unterrichtet sind, rechnet man seit einiger Zeit damit, daß die ReichSmarineverwaltung unter gewissen Um» ständen dazu gelangen kömite, dem Reichstage gleichzeitig mit der neuen HeereSvorlage auch einige Wunsche der ReichSmarine- Verwaltung zu unterbreiten. ES wäre falsch und schösse vor- läufig über daS Ziel hmaw*. wollte man direkt von einer neuen Marincvorloge sprechen. ES steht zurzeU noch nicht fest, ob und wann daS NeichSmanneamt dem 9ieichHtage feine Fordes rungen unterbreiten wird. Jedenfalls würde nach den bis» herigen Berichten immer nur von Forderungen geringen UmtangS die Rede iein. Zimachsi dürste es sich darum handeln, für di« Jahre 1914 bis 191. die Kiellegung von drei neue» Schlacht schiften durchzuietzen. was nicht einmal große Kosten. sondern nur eine andere Verteilung der Bauraten nach sich ziehen würde. Ein zweiter Wunsch wäre vielleicht die Rekruten einige Wochen früher als bisher einzuberufen. Zurzeit besteht immer ein unter Umständen außerordentlich gefährlicher Znstand der» mindert« Schlagfertigkeit der deutschen Flott«, wenn die alten Mannschaften entlassen und die neueintretenden Rekruten noch jeder militärischen Ausbildung bar sind..." Nebenbei wird auch noch die Erhöhung des Mannschaftsstandes verlangt. Man wird nicht fehlgehen in der Annahme, daß hei dieser Meldung nicht nur der Wunsch der Bater des Gedankens ist. Di«