Nr. 19.
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Donnerstag, den 23. Januar 1913.
Dem Balkanfrieden entgegen!
Rafcher als man hoffen konnte, ist die Entscheidung deutliche Anspielung auf ein etwaiges Vorgehen Rußlands in gefallen und sie ist für den Frieden gefallen. Das Armenien . Ministerium hat beschlossen, Frieden zu schließen und der ,, Große Rat" hat diesen Beschluß bestätigt. Damit darf wohl der Balkanfrieden als gesichert gelten trotz aller Schwierig keiten, die noch zu überwinden bleiben, und die afute Kriegsgefahr, die zu einem Weltzusammenstoß zu führen drohte und wie ein Alp auf Europa lag, ist vorüber- wenigstens für diesmal vorüber.
auf morgen. Die Antwort wird morgen nach mittag den Botschaftern überreicht werden. Eine Frage an die Mächte.
Konstantinopel , 22. Januar. fham" schreibt, die forte werde an die Mächte die Frage richten, ob die Ver bündeten auch nach Annahme der Ratschläge der Mächte durch die Pforte noch weitere Ansprüche erheben werden, und wünsche weiter zu wissen, welcher Natur die von den Mächten zugesagte finanzielle Hilfe sein solle. Die Haltung der Jungtürken .
Der Beschluß des Pfortenrates bedeutet das Ende der europäischen Türkei . Die Türkei hat von dem gewaltigen Gebiet, das der asiatische Nomadenstamm einst eroberte, nur noch eine Stadt mit ein wenig Hinterland, in dem nur Türken wohnen. Die einst unterworfenen Nationen sind schen Komitees, die vorgestern beim Prinzen Halim zu jezt frei, zu eigenem staatlichen Leben erstanden. Der fammentamen, nahmen Kenntnis von dem Bericht über die diplo alte national- religiöse Gegensatz ist verschwunden, der bis- matische Lage, den der frühere Minister des Auswärtigen, Assim Es ist der Türkei nicht leicht gefallen, die Konsequenz her stets eine der Triebkräfte in den orientalischen Bei, der sich in Wien aufhält, erstattet hatte. Die jungtürkischen aus ihren Niederlagen zu ziehen und sie tat es nur in der Verwickelungen gewesen ist. Aber an die Stelle der nationalen Führer beschlossen, daß, falls die von der Nationalversammlung äußersten Not, in der Erkenntnis ihres militärischen und Probleme, die zugleich Probleme der kontinentalen Politik heute abzugebenden Erklärungen unzureichend sein würden, ein finanziellen Bankrotts noch mehr als unter dem Druck der der Großmächte gewesen, treten jetzt die imperialistischen Senator der Jungtürkischen Partei vorschlagen solle, daß die ReMächte. Aber dieser Druck war notwendig, um der Türkei Fragen, die zur Lösung drängen. Die Türkei hat freilich gierung die Nationalversammlung noch einmal ein. das Nachgeben vor dem eigenen Lande zu erleichtern; den in Europa jezt nur eine Stadt, aber diese Stadt heißt berufe und alle Offiziere bis zum Brigadegeneral sowie alle Würdenträger und früheren Minister zuziehe, um sie einen BeMächten konnte eher zugestanden werden, was man den Konstantinopel . Konstantinopel ist heute in dem Zeitalter, schluß über Frieden oder Krieg fassen zu lassen. kleinen Balkanstaaten, den früheren Vasallen, nicht gewähren das den Kampf um die Herrschaft über den Stillen Dzean wollte. Eine Uneinigkeit unter den Mächten hätte der Türkei sieht, nicht mehr, wie der korsische Eroberer meinte, der noch immer die Hoffnung auf Rettung durch einen feindlichen Schlüssel zur Weltherrschaft; aber es ist doch der begehrensZusammenstoß anderer Staaten gelassen. Ihr gemeinsames werteste Besitz geblieben, der in Europa zu besezen ist. Die Auftreten ließ ihr keinen anderen Ausweg. Türkei im Besitz von Konstantinopel bleibt ein Herd gefährlichster Krisen, und auf ihren asiatischen Besitz sind schon heute die gierigen Blicke der Imperialisten gerichtet.
Die Abgrenzung Albaniens . Wien , 22. Januar. ( H.-B.) Wie der Neuen Freien Presse" mitgeteilt wird, hat die russische Regierung bezüglich der Abgrenzung Albaniens 3uge ständnisse gemacht, die sich dem Standpunkte des Dreibundes in dieser Frage wesentlich nähern.
Jugend, Witwen und Waifen.
Die Beratung des Etats für das Reichsamt des Innern, die der Reichstag am Mittwoch fortgesetzt hat, führte zu einer sehr bedeutungsvollen Aussprache über die bürgerliche und proletarische Jugendbewegung.
Aber der Türkei sollte auch eine letzte Demütigung, die Anwendung von Drohung und Zwang nicht erspart bleiben. Die kurze Pause zwischen der Ueberreichung der Note und der Der Balkankrieg geht seinem Ende entgegen. Aber die Antwort hat Rußland benutzt, um selbständig einzugreifen. Niederlage der Türkei , die Desorganisation dieses Staates, auf Der russische Minister des Auswärtigen Ssaso now hatte dessen Ende so viel Mächtige lauern, wird neue noch größere mit dem türkischen Botschafter in Petersburg eine Unterredung, Gefahren über die kapitalistische Welt heraufbeschwören. Auch über die dieser folgendes nach Konstantinopel telegraphierte: dieser Friede droht nur eine Episode zu sein in der Aera der Minister Ssafonow fagt mir, daß Rußland in Anbetracht Striege, die die imperalistische Epoche heraufgeführt hat. der Siege der Verbündeten und der finanziellen Lage der Türkei Das Ministerium für den Frieden. Der Etat fordert u. a. wie im vorigen Jahre 12 500 M. der Pforte den Ratschlag erteilt, den Frieden abzu schließen und Adrianopel ohne Bedingung ab Konstantinopel , 21. Januar, abends 10 Uhr. Von als Beitrag für die Zentralftelle für Volkswohlfahrt. Genosse Schulz wies nach, daß die Zentralstelle fast ausschließlich zutreten. Rußland rät ferner der Türkei , den Mächten die unterrichteter Seite wird bestätigt, daß die Regierung end- mit Zuschüssen des Reichs und der Bundesstaaten wirtschafte Regelung der Inselfrage zu überlassen. Wenn die Türkei gültig beschlossen hat, Frieden zu schließen. Der Sultan und dennoch neben manchen einwandfreien Bestrebungen die Verhandlungen hinzicht, gefährdet fie die Lage der ist für den Friedensschluß. Die Antwortnote der Pforte wird den Kampf gegen die Sozialdemokratie führe. SD europäischen Politit, und in diesem Falle wäre Rußmorgen abend übergeben werden. Im Ministerium des unterstütze sie einseitig die bürgerlichen Jugendvereine land verpflichtet, die Türkei zum Nachgeben zu Aeußern wird offen zugegeben, daß die Regierung zu einer und nehme Stellung gegen die proletarische Jugendbewegung. zwingen. Rußland würde diesen Zweck durch die Befegung der Bilajets Ban, Bitlis , Erzerum bedingungslosen Uebergabe Adrianopels Für solche Zwecke dürften Gelder des Reichs und der Bundesund Trapezunt ausüben und durch ein gewaltsames entschlossen ist. Vorgehen in den Meerengen unterstützen. Die russische Regierung fann der öffentlichen Meinung nicht
Antwort."
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Der Beschluß des großen Rates.
Konstantinopel , 22. Januar, 4 Uhr 45 Minuten länger widerstehen und fordert eine sofortige nachmittags. Der Pfortenrat hat sich für die AnIn Konstantinopel selbst drängte der russische Botschafternahme der Note der Mächte und für den Abschluß auf Antwort, und er wurde dabei auf das kräftigste unter- des Friedens ausgesprochen. stützt von dem Vertreter Frankreich 3.
Die entscheidende Situng.
staaten nicht verwendet werden. Am besten wäre es, wenn die Jugendbewegungen überhaupt von den parteipolitischen Streitigkeiten fern blieben. Unerhört aber sei es, daß der Staat die bürgerlichen Jugendvereine in jeder Weise stüze und fördere, während er die proletarische Jugendbewegung mit allen nur möglichen Mitteln bekämpfe.
Die
Die Abgg. Prinz zu Schönaich- Carolath von den Nationalliberalen und Dr. Pieper vom Zentrum, welche Vorstandsmitglieder der Zentralstelle sind, wendeten sich lebEs ist ein Meisterstreich asiatisch- tückischer Diplomatie, Konstantinopel , 22. Januar. ( Ausführliche Meldung.) haft gegen den Vorwurf, daß die Zentralstelle für Voltsden da die russische Regierung geliefert hat. Die russiche Re Der Pfortenrat begann sich um 12% Uhr im Palais wohlfahrt in irgendeiner Weise Parteipolitik treibe. gierung hat den Balkanbund in seiner Entstehung gefördert; Dolmabagtsche in dem auf das Meer hinausgehenden Saal Herren halten alle Bestrebungen der Zentralstelle für ganz - selbstverständlich müsse aber die Zentralstelle ohne ihr Einverständnis hätten sich die Balkanstaaten, von in der zweiten Etage, der für den Empfang der Botschafter unparteiisch Desterreich und Rumänien bedroht, nie in den Krieg wagen bestimmt ist, zu versammeln. Von Neugierigen vor dem in manchen Fragen die Sozialdemokratie bekämpfen, da sie Desterreich und Rumänien bedroht, nie in den Krieg wagen fönnen. Aber die Haltung, die Rußland während des Krieges Balais war zunächst noch nichts zu bemerken. Der frühere auf dem Boden des heutigen Staates" stehe und sowohl Großwesir Hafki, der frühere jungtürkische Minister die Regierungen, als auch die anderen für die Zentralstelle eingenommen hatte, erfüllte die hochgespannten Erwartungen Mahmud Schewket und Prinz Said Hal i m wohnten maßgebenden Herren eine solche Haltung erwarteten. Die der Balkanslawen keineswegs. Durch die Nachwirkungen des der Beratung bei. Das gesamte Kabinett war in der Ver- Redner drehten aber den Spieß um und mühten sich mit japanischen Krieges und der Revolution geschwächt, in Ost- sammlung anwesend. dem Nachweis ab, daß die proletarische Jugendbewegung asien auf neuen Raub bedacht, inmitten einer früher dem sozialdemokratische Parteipolitik treibe, da sie die Jugend zur Die Zusammensetzung des Rates. agrarischen Reiche unbekannten Hochkonjunktur, zeigte die sozialdemokratischen Weltanschauung erziehen will. In dasselbe russische Regierung kein Verlangen, die alte Rechnung mit der den Versammlung sind ergangen an die Senatoren mit Konstantinopel , 21. Januar. Einladungen zu der beraten Horn stieß selbstverständlich Ministerialdirektor Dr. Richter. Türkei zu begleichen, die nur durch einen äußerst ungemissen Ausnahme der bulgarischen, serbischen und walachischen, an die Fortschrittlichen Volkspartei und Dr. Bell vom Zentrum. Noch weiter gingen die Abgg. Bruckhoff von der Krieg zu begleichen gewesen wäre. Die Balkanstaaten waren Präsidenten der Departements des Staatsrats und der Se Sie machten große Worte darüber, daß sich alle bürgerlichen enttäuscht. Da, im letzten Moment, als die Entscheidung nate des Staffationshofs, an zwei muselmanische geistliche Würden Parteien im Stampfe gegen die proletarische Jugendbewegung eigentlich schon gefallen, kommt die russische Kriegsdrohung. träger, an zwei ehemalige Deputierte, die muselmanische Geist zusammenfinden mögen zum Schuße des heutigen Staates. Rußland separiert sich von den anderen Mächten und erscheint liche sind, an den Chef und den Unterchef des Generalstabes, an den Die Genossen Davidsohn und Schulz verwiesen nochmals in seiner alten Rolle als Slawenbefreier. Sein Ein- ehemaligen Kommandanten der Ostarmee, Abdullah Pascha, unsere Gegner darauf, daß auch die Sozialdemokraten zum greifen erzwingt die Rapitulation der Türkei . an die Sektionschefs im Kriegs- und Marineministerium, an den Staate gehören und zu den Staatssteuern herangezogen Freilich, ob dieses Manöver dauernde Wirkung auf Hafenpräfetten von Konstantinopel und an die Unterstaatssekretäre merden. Die Sozialdemokraten haben dieselben Pflichten wie die Balkanstaaten haben wird, steht dahin. Schon einmal der Ministerien des Innern und des Aeußern. Auch Prinz die anderen Parteien; deshalb haben sie auch dieselben Rechte Sabah Eddin ist eingeladen. Die Zahl der Teilnehmer wird zu beanspruchen. Außerdem belehrten sie unsere Gegner über glaubte Rußland nach dem Frieden von San Stefano möglicherweise hundert erreichen. Nichtmuselmanische Religions- den Unterschied zwischen einer Erziehung der Jugend zu damals entstehenden Balkanstaaten gehorsame oberhäupter sind nicht eingeladen. politischem Verständnis auf der einen Seite und einer BeVasallen für alle Zeiten sich geschaffen zu haben. Es iſt Die Regierung wird der Versammlung ein Exposé über helligung der Jugend mit politischen Streitfragen auf der anders gekommen und der Selbständigkeitsdrang der jungen die militärische und finanzielle Lage erstatten und ihr die diplo- anderen Seite. Letzteres sei dann ganz besonders bedenklich, Nationen wollte von der russischen Vormundschaft nicht viel matische Korrespondenz mit den türkischen Botschaftern und die wenn es tatsächlich auf die Verhebung der Kinder gegen ihre wissen. Erst die schweren Fehler der österreichischen Balkan - Erklärungen der auswärtigen Gesandten seit dem Ausbruch des Eltern hinaustomme. politik trieben die slawischen Kleinstaaten wieder in die Arme Strieges mitteilen. Insbesondere werden die Erklärungen Ssajo- Der Zuschuß für die Zentralstelle für Volkswohlfahrt Rußlands . Jetzt nach ihren Siegen, nach den Neueroberungen 0 3 und die vom Generalstab über die Frage der wieder: wurde schließlich gegen die Stimmen der Sozialdemokraten aufnahme bezw. Nichtwiederaufnahme der Feindseligkeiten auswerden die Balkanstaaten erst recht eifersüchtig über ihre gearbeiteten Berichte vorgelegt werden. Die Regierung wird Unabhängigkeit wachen. Es wird von der Politik abhängen, auch ihre Entschlüsse auseinandersetzen und diejenigen Persönlich die die anderen Staaten, vor allem Desterreich- Ungarn ein- feiten, die ihre Ansichten teilen, ersuchen, fie in ihrer Aufgabe zu schlagen werden, ob der russische Streich mehr als eine vor- unterstützen. übergehende Wirkung haben wird. Die Ueberreichung der Antwort.
in den
nows
bewilligt.
innere Kolonisation haben kann, wenn sie in sachgemäßer Genosse Peus ging sodann auf die Bedeutung ein, die die Weise durchgeführt wird.
Die Belastung des Reich es aus den auf Grund der Reichsversicherungsordnung zu gewährenden Leistungen Den anderen Mächten ist wohl die russische Drohung Konstantinopel , 22. Januar. ( Meldung des Wiener veranschlagt der Etat auf 57 120 000 M. Genoffe Moltennicht ganz unerwartet gekommen. Spricht ja schon ihre Note R. R. Korr.- Bureaus.) Der Ministerrat, der sich mit buhr hatte bereits in der Budgetkommission vorgerechnet, von den Gefahren, die die asiatische Türkei bedrohen, eine der Abfassung der Antwortnote beschäftigte, vertagte sich daß die Statistiker des Reichsamts des Innern sich arg