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» A. 5o.i. 2. Srilöue �0 Jorniärts"|frlte iolliölilött Die internationale Gcwerliidjafts- bewegung im Zahre 1911. Soeben erscheint der fällige Jahresbericht des Jnter» nationalen Sekretariats der gewerkschaftlichen Landeszentralen"), der sich diesmal in einem stattlichen Bande von 320 Seiten präsentiert. Im vorigen Jahre umfaßte er einschließlich des Berichts der internationalen Konferenz 188 Seiten Damals fehlten die Einzelberichte von drei angeschlossenen Landes. zentralen, diesmal nur von England, dessen Zentrale, wie der Gc- nosse Legten in seinem Vorberichte sagt, zu sehr mit Arbeiten überhäuft war. die sich aus der Durchführung der VersidherungS- gesetze ergeben. Auch sonst ist der Bericht immer noch lückenhaft, gestattet aber von Fahr zu Jahr immer lehrhaftere Vergleiche über die Arbeiter- bewegung jener Länder, die dem Sekretariat angeschlossen sind. Es sind deren jetzt 19, nachdem die bulgarische Zentrale bis zur Er- ledigung ihrer Differenzen mit einer zweiten Zentrale desselben Landes suspendiert werden mußte. Leider fehlen im Sekretariat immer noch die Gewerkschaften, welche in' Australien , Neu-See- land, Südafrika und Südamerika bestehen, wie auch der größte Teil der englischen Gewerkschaften, soweit diese nämlich der dortigen Landeszentrale, die eigentlich nur eine Slreikrückversicherungs- Organisation darstellt, nicht angehört. Deren Anschluß würde die Mitgliederzahl des Sekretariats um mehr wie 2� Rillionen vcr- mehren. Eine wertvolle Bereicherung des Internationalen Berichts bieten die Sonderberichte der internationalen Berufssekretariate, die zum ersteumale aufgenommen wurden. Dabei ist bemerkenswert, daß fast alle in Deutschland domizilierenden Sekretariate Berichte«in- lieferten, von den vier Sekretariaten jedoch, die in anderen Län- dern ihren Sitz haben, gingen besondere Berichte nicht ein. Auf diesen Teil des Berichts kommen wir später zurück. Eine gute Uebersicht über die Gewerkschaftsbewegung der dem Sekretariat angeschlossenen Länder bietet die folgende Tabelle: Zahl der Gewerkschaftsmitglieder insgesamt 1910 1911 l. England..... 2 440 723 3 010 846 2. Frankreich .... 677350 1020238 3. Belgien ..... 138 928 92 735 4. Niederlande .... 143 850 153 689 5. Dänemark .... 123864 128224 6. Schweden .... 121 180 116 500 7. Norwegen .... 47453 53830 8. Finnland .... 24 928 10 640 9. Deutschland .... 2 688 144 8 061 002 10. Oesterreich.... 451282 496263 11. Bosnien-Herzegowina 6 269 5 587 12. Kroatien-Slawonien. 6 805 8 504 13. Ungarn ..... 86 778 95180 14, Serbien ..... 7 418 8 337 15. Rumänien .... 8515 6 000 Bulgarien.... 3 000 16. Schweiz ..... 93 707 78119 17. Italien ..... 783 538 709 043 18. Spanien ..... 40 984 80 000 19. Vereinigte Staaten.'1710 433 2 282 361_ Zusammen 0 906 180 11435 498 0 121711 6 900 095 Die Zahl aller Gewerkschaftsmitglieder ist danach in diesen Ländern im Laufe eines Jahres von 9 905 189 auf 11 435 498, die Zahl der Mitglieder der betr. Landcszcntralen von 6 121 711 auf 6 900 995 gestiegen. Nur für 7 Länder konnte der Prozentsatz aller Organisierten in der Industrie festgestellt werden. Es waren von der industriellen Arbeiterschaft organisiert in Dänemark 51,75 Proz., Deutschland 32,91 Proz., Norwegen 27,64 Proz., Schweden 21,88 Proz., Vereinigte Staaten 19.26 Proz., Bosnien 11.64 Proz., Jta- lien 9.49 Proz. Ueber die Finanzverhältnisse der Gewerkschaften sind Angaben erst für etwa 50 Proz. der Gesamtmitgliederzahl gemacht. Die Jahreseinnahme dieser, also etwa der Hälfte aller Gewerkschaften, betrug 160 Millionen Mark, die Ausgabe 142 Millionen Mark. Darunter befinden sich 75 Millionen Mark, die für Unterstützungs- zwecke aufgewendet wurden. Ueber die Hälfte aller Ausgaben sind also den Gewerkschaftsmitgliedern in Form von direkten Unter- stützungcn wieder zugeflossen. Ferner wurden 50 Millionen Mark für Streiks ausgegeben. Hiervon entfallen auf die Vereinigten Staaten und Deutschland je 18,8 Millionen, auf England 7.2 Mil- lionen Mark usw. Leider läßt sich noch nicht feststellen, welches die Ergebniste der Lohnbewegungen in allen Ländern sind, denn dann würde sich zweifellos ergeben, daß die Gewerkschaften schon heute in allen Ländern die Lebenslage der arbeitenden Bevölkerung ganz gewaltig verbestern und beeinflussen. Aus den Berichten der ein- zelnen Länder, auf die wir noch nach Möglichkeit später zurück- kommen, seien hier einige Bemerkungen angeführt: Bei dem Bericht aus F r a n k r e i ch interessiert besonders die Große Zahl der Gewerkschaftsblätter, die in den letzten Jahren ge- schaffen wurden und die alle namentlich aufgeführt sind. Meist erscheinen sie monatlich. Interessant sind auch die im Text wieder- gegebenen Aufrufe des Gewerkschaftsbundes, die anläßlich der Lcbensmittelteuerung, gegen den Krieg, gegen die Anwendung von Ausnahmegesetzen und für den freien Sonnabendnachmittag er- lassen wurden. Der Bericht aus Belgien betont, daß die Ten- denz der Gewerkschaften, sich zu zentralen Landes- und Industrie- verbänden zusammenzuschließen, immer deutlicher wird und auch schon eine Reihe von Erfolgen aufweisen kann. Holland hat jetzt glücklich vier verschiedene Gewerkschaftsrichtungen: neben der dem Internationalen Sekretariat angeschlostenen Landeszentrale besteht eine solche der anarchistischen Gewerkschaften, eine solche der christlichen und eine weitere der katholischen Arbciterorganisa- tionen. doch hat die crstere fast doppelt so viel« Mitglieder wie die anderen drei Gruppen zusammen, trotzdem Bischöfe und Geist- lichkeit fieberhaft für die christlichen und die katholischen Gewcrk- schaften tätig sind. In D ä n e m a r k. das den größten Prozent- satz der organisierten Arbeiter überhauvt aufweist, brachte das Be- richtsjahr eine Reihe von Angriffen aus die Organisationsform der Landeszentrale. Zum Teil waren sie der Agitation derSyndi- Jaliften" zu verdanken. Es wurde deshalb von einer Gewerkschafts. konferenz ein besonderer Ausschuß eingesetzt, der untersuchen soll, ob an der gegenwärtigen Organisationsform Aenderungen vor- «) Neunter Internationaler Bericht über die Gewerkschafts. bewegung 1911. Verlag der Generalkommission der Gewerk- Mafien Deutschlands (C. Legten). Preis 1,50 M.. für Gewerk- schafismitglieder 90 Pf., Porto in Deutschland und Oesterreich 20 Pf., sonst 45 Pf. Zu beziehen durch die Organisationen sowte durch das Internationale Sekretariat« Berlin SO. 16, Engelujer IV, 1 zunehmen sind oder nicht. Schweden berichtet über eine Wiederbelebung der Gewerkschaftsbewegung, die nach dem großen »Kampfe des Jahres 1909 etivas zurückgegangen war. Leider wird löcr Aufstieg sehr durch die zerstörende syndikalistische Agitation gehindert, sehr zur Genugtuung des Unternehmertums. Dabei Tjaben die syndikalistischen Gruppen irgendwelche numerische Br» deutung nicht. Ihre Agitation dient vielmehr vielen Arbeitern nur als Grund, überhaupt keiner Geiverkschast beizutreten. Norwegen zeigt eine rasche industrielle Entwicklung. Während seit 1865 die Bevölkerung sich um 40 Proz. vermehrte, stieg die Zahl der Industriearbeiter im Lande um 505 Proz. Das erklärt zum Teil daS Anwachsen der Gewerkschaftsbewegung, das auch im letzten Jahre anhielt, trotzdem der größte Teil der Mitglieder in schwere Arbeitskämpfe, meist sogar in Aussperrungen, verwickelt war. In Finnland , wo die Bewegung unter der russischen Knute zu leiden beginnt, mutzten besonders die Buchbinder einen harten Kampf bestehen, der aber dank der Hilfe der ausländischen Gewerkschaften mit einem Siege der Arbeiter endete. Aus Deutschland kommt wie gewöhnlich der umfassendste Bericht, der auch auf die wirtschaftlichen Verhältnisse des Jahres eingeht und dann besonders die gegnerischen Gewerkschaften, die Unter- nehmerverbände usw. behandelt. Die deutschen Gewerkschaften be- richten über ein Jahr harter Arbeit und reicher Erfolge auf allen Gebieten. Auch die Gewerkschaften in Oe st erreich machen be- deutende Fortschritte, womit die separatistische Krise, wenigstens außerhalb der separatistischen Kreise selbst, überwunden zu sein scheint. Leider aber besteht wenig Hoffnung, daß der durch die scpa. ratistische Agitation heraufbeschworene Bruderkrieg bald enden wird. Er hat sogar schon auf die öffentlichen Wahlen und auf die Lohnbewegungen eingewirkt, da allenthalben die Arbeiter sich nach Nationen scheiden und befehden, soweit nämlich die separa- tistische Arbeit Früchte trägt. Sogar Bosnien -Herze- gow i na haben eine aufsteigende Arbeiterbcivegung, der allerdings von der rückständigen Regierung und vom Unternehmertum un- geheure Schwierigkeiten bereitet werden. Ein wirkliches Koali- t ionsrecht gibt es in diesen Ländern nicht. In Ungarn , dem klassischen Lande der Knechtschaft, gelang es den Gewerkschaften. ihren Bestand stark zu erhöhen, doch ist der Prozentsatz der Orgain- siecten in der Provinz immer noch sehr gering. Das liegt zumeist an der wirtschaftlichen Rückständigkeit des ganzen Landes, das nur der Habgier und dem Ehrgeiz einzelner Leute als Spielball dient. Kroatien zeigt aufsteigende Gewerkschaftsbewegung und niedergehende AuSwanderungszifsern, wie man das übrigens auch in anderen Ländern beobachten kann. Man darf aus diesem Umstände wohl folgern, daß die Gewerkschaften wenigstens einiger- maßen die Lage der Arbeiter erträglicher machen und ihnen mehr Selbstvertrauen beibringen konnten. Alle guten Worte und alle Wohltätigkeit von oben haben bisher noch nie ein gleiches Resultat zuwege gebracht. In Rumänien leben die Gewerkschaften in- folge des Krieges im Nachbarlande in einem Ausnahmezustände, der ihre Tätigkeit sehr behindert. Deshalb ist der Bericht dieses Landes nur sehr kurz. Immerhin wird darin festgestellt, daß die Negierung allen Arbeitern staatlicher Betriebe das Koalitionsrecht nahm und ferner die Versuche der Unternehmer, gelbe Gewerk- schaften zu gründen, eifrigst unterstützte. Ganz wie anderswo auch. Auch in Serbien leidet die Arbeiterschaft unter fast asiatischer Rückständigkeit der regierenden Klassen und des Unternehmertums. Trotzdem haben sich die Gewerkschaften in den letzten Jahren gut entwickelt und auch eine Anzahl eigene Blätter gegründet. Durch den Krieg ist ihre Tätigkeit allerdings ziemlich unterbunden, so daß erst das Ende des Krieges abgewartet werden muß, um zu sehen, ob und wie die Arbeiterbewegung diese Katastrophe über- standen hat. Aus der Schweiz liegt ein umfangreicher, reich mit Statistiken versehener Bericht vor, aus dem besonders das Kapitel über die Sozialgesetzgebung interessieren dürfte. Auch Italien hat mehrere Landeszentralen, und zwar neben der dem Internationalen Sekretariat angeschlossenen eine solche der Syndi- kalisten und eine andere der katholischen Arbeiter, wodurch itatürlich jede einheitliche Aktion der Arbeiterklasse fast unmöglich wird. Trotzdem gelang eS. durch einen eindrucksvollen eintägigen General- streik gegen das tripolitanische Kriegsabenteuer zu protestieren. Den größten Teil der organisierten Arbeiter stellen in Italien bekanntlich die Landarbeiter. Von den Gewerkschaften in Spanien ist nur ein kurzer Bericht eingegangen. Danach ist die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder auf rund 100 000 gewachsen: ein Erfolg besonders des brutalen Vorgehens der Regierung und der Habgier einheimischer und ausländischer Kapitalisten, denen die Arbeiterklasse Spaniens schweren Tribut zahlen mutz. Die Bereinigten Staaten sind durch einen besonders ausge- dehnten Bericht vertreten, in dem ausführlich der kulturelle Wert und Einfluß der Gewerkschaften nachgewiesen wird. Die im Bericht aufgezählten zahlreichen Errungenschaften auf sozialpolitischem und auf wirtschaftlichem Gebiete lassen erkennen, daß auch in den Ver- einigten Staaten der Kampf zwischen Kapital und Arbeit immer ernster wird und daß die Arbeiter eS wohl verstehen, sich mittels ihrer Organisationen bessere Lohn- und Arbeitsverhältnisse zu schaffen. Der zweite Teil des Internationalen Berichts, der die inter - nationalen Berufs sekretariate behandelt, ist völlig neu. Insgesamt gibt es zurzeit in der modernen Arbeiterbewegung 28 solcher internationaler Berufssekretariate, von denen 24 ihren Sitz in Deutschland haben, 2 in England, und je eins in Holland und der Schweiz . Davon ist das Sekretariat der Maler erst kürzlich entstanden. Leider haben die Sekretariate außerhalb Deutschlands keinen Bericht gegeben. Die Mitgliederzahl der übrigen betrug im Jahre 1012: Bäcker 63 187 sin 13 verschi-cdenen Ländern), Bau- arbeiter 418 590(14), Braucreiarbeiter 118 681.(8), Buchbinder 46 588(12), Buchdrucker 184 700(14), Fabrikarbeiter 267 062(7). Friseurgehilfen 4100(3), Gemeindearbeiter 64 786(8), Glasarbeiter 42 450(17), Holzarbeiter 320 600(20), Hotel- und Restaurant­angestellte 28 129(7), Hutarbeiter 30 200(13), Kürschner 6406(4), Lithographen 34 266(14), Metallarbeiter 970 420(18), Porzellan- arbeiter 36 050(7). Sattler 18 567(5). Schneider 101 500(15). Schuh - und Lederarbeiter 64 400(11), Steinarbeiter 45 000(16), Tabakarbeiter 50125(7). Transportarbeiter 821816(21), Töpfer 15 978(G), zusammen 3 703 591 Mitgliedeif, sodaß«einschließlich der nicht genannten Bergarbeiter, Textilarbeiter usw. weit über 5 Millionen Arbeiter den internationalen Berufssekretariaten an- geschloffen sind. Immerhin bleibt diese Zahl noch weit zurück hinter der Mitgliederzahl der Landcszentralen. Besonders in England und den Vereinigten Staaten gibt es noch viele Gewerkschaften, die für die internationalen Berufsvcrbindungeni noch gewonnen werden müssen. Fast alle Sonderberlchte der Internationalen Berufssekretariate geben eine knappe Darstellung über die Entstehung und Geschichte des betr. Sekretariats. Diese Schilderungen über die Anfänge der gewerkschaftlichen Internationale sind besonders interessant; sie zeigen, wie früh sHon die Arbeiter dazu gekommen sind, mit ihren Arbeitsbrüdern jenseits der Landesgrenze nähere Fühlung zu suchen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Auch die internatio- nalen Berufssekretariate haben sehr wichtige Aufgaben in der Gewerkschaftsbewegung zu erfüllen und deshalb wird die alljährliche Veröffentlichung ihrer Berichte im Internationalen Bericht des Internationalen Sekretariats der Landeszentralen nicht nur inter- cssant, sondern auch lehrreich und nützlich sein. Zu wünschen wäre nur, daß diese Berichte wie auch die Berichte der Landeszen traten einheitlicher und vor allen Dingen mehr mit zahlenmäßigen Belegen ausgestattet werden. Gerade bei diesen internationalen Ueber- sichten sind Zahlen sehr nützlich: es ermutigt und flößt dem Ar- beiter Selbstvertrauen ein, wenn er beobachten kann, wie die Klassengenossen anderer Berufe und Länder Fortschritte machen; sie regen auch zu Vergleichen an und wirken dadurch reformatorisch überall dort, wo es etwas zu verbessern gibt. Deshalb auch ist dem Internationalen Bericht, der in deutsch , englisch, französisch und schwedisch erscheint, eine recht große Verbreitung unter allen in der Arbeiterbewegung Tätigen zu wünschen, Sozialee. Ansichtskartenhandel in Gastwirtschaften. Dem Ansichtskartenverleger Wieland in Berlin wurde in einem Strafverfahren vorgeworfen, Handelsangestcllte in seinem Post- kartenvertrieb zu unzulässiger Zeit beschäftigt zu haben, u. a. Sonn- tagSnachmittagö. Ferner sollte er zugleich verbotswidrig einen Handel zu der für offene Verkaufsstellen nicht zugelassenen Zeit betrieben haben. Es handelte sich um den Verkauf von Ansichtspost- karten in Berliner Weinrestaurants und Cafes, der hauptsächlich svät abends, nachts und Sonntagnachmittags stattfindet. Wieland leitet seinen Betrieb von seinem Kontor aus. Seine Angestellten vertreiben in den betreffenden Lokalen die Ansichtspostkarten. Der Angeklagte machte geltend, daß hier gar nicht ein Handels- gewerbe im Sinne der Gewerbeordnung vorliege. Dieser Post- kartenvertrieb sei vielmehr ein Teil des Gastwirtschafts- und Schank- Wirtschaftsbetriebes der fraglichen Gastwirte und Cafetiers, mit deren Einverständnis er die Postkarten in ihren Lokalitäten ver- treiben lasse. Somit fänden die Vorschriften über das Handels- gewerbe keine Antvendung. Das Landgericht verurteilte jedoch den Angeklagten im Sinne der Anklage, da unter den obwaltenden Umständen hier der An- sichtskartenvcrkauf in den Lokalen nicht als Teil des Schankwirt- schaftsbetriebes angesehen werden könne. DaS Kammergericht hob dieser Tage auf die Revision des An- geklagten das Urteil auf und verwies die Sache zu nochmaliger Vcr- Handlung und Entscheidung an die Vorinstanz zurück. Begrün-« dend wurde ausgeführt, daß die tatsächlichen Feststellungen die Verurteilung noch nicht rechtfertigten. Es sei nicht ausge- schlössen, daß auch der Ansichtskartenvertrieb des Angeklagten in den Lokalen als Zubehör zum Gastwirtschaftsbetriede angesehen werden könne. Es komme darauf an, welches VcrWtniS zur Schankwirtschaft bestehe. In Betracht käme hier, ob nur solche Ansichtskarten vertrieben worden seien, die irgendwie zu dem je- weiligen Lokal in Beziehung standen(Ansichten von dem Lokal usw.). Weiter sei wichtig, ob der Angeklagte dazu die Genehmigung des Wirtes hatte. Und schließlich sei sehr wesentlich, ob die Karten an Ort und Stelle verbraucht werden sollten. In der Richtung dieser Fingerzeige müsse die Vorinstanz die Sache nachprüfen, Ausführungsverordnung zur Privatversichrrung. Der Bundesrat hat eine längere imReichsanzeiger" vom Mittwoch abend veröffentlichte Verordnung zur Ausführung des A 92 des Versicherungsgcsetzcs für Angestellte erlassen. ES wird in der Verordnung insbesondere bestimmt, wann durch Lebensver- sicherungen die Angestelltenversicherung sich erübrigt. Für die Angestellten außerordentlich ungünstig ist folgender Passus in dieser Verordnung: Mt LebenSversicherungSunternehmen, die Fabrik-, Betriebs-, HauS-, Seemanns- und ähnliche Kassen für eine oder mehrere Unter- nehmungen sind und nicht zu den Zuschußkassen oder öffentlich- rechtlichen Pensionskaffen(§§ 365, 387, 889 a. a. O.) gehören. vereinbart die ReichSversicherungsanstalt die Bedingungen, unter denen die von den Arbeitgebern an ihren Zuschüssen gekürzten Beträge weitergezahlt werden können." Ein Sieg der Aerzte? Die Reichsversicherungsordnung hat in größcrem Umfange die Beamten der Reichspost- und Telegraphenverwaltung der Kranken- Versicherung unterstellt und es sind daher die PostbetriebS-Krankcn- lassen neu organisiert worden. Seit Wochen schwebten VerHand- lungen zwischen Vertretern des Reichspostamtes und des deutschen Aerztevereinsbundes über die eine immer größere Bedeutung erlangende Frage der Aerztehonorare. Die Verhandlungen sollen jetzt den Abschluß eines Vertrages gezeitigt haben, der soeben die beiderseitige Unterschrift fand. Die wichtigsten Bedingungen des Vertrages bestehen in der Einführung der freien Acrztewahl. Mit den einzelnen zugelassenen Aerzten wird jedoch ein Dienstvertrag abgeschlossen. Die Kassen- Mitglieder sind in zwei Gruppen eingeteilt: Gruppe I enthält alle Mitglieder bis 2000 M.. Gruppe II alle mit mehr als 2000 M. Jahreseinkommen Die kassenärztliche Behandlung erstveckt sich auf die Mitglieder der Gruppe I und deren Familienangehörige. Tie Honorare werben nach Einzelleistungen auf Grund der Mindest- sähe der staatlichen ärztlichen Gebührenordnung berechnet. In den Städten der Ortsklasse A und B kommt ein Zuschlag dazu; bei Besuchen außerhalb des Wohnortes des Arztes kommt allgemein Wege- und Zeitvcrsäumnisgebühr dazu. Für die Behandlung der Mitglieder in Gruppe II und deren Angehörige stellt der Arzt den Mitgliedern die Rechnung selbst zu, ohne an die Mindestsälic der Taxe gebunden sein. Die Kasse ist verpflichtet, jedem Mitglied einen Ausweis dem Arzte gegenüber auszuhändigen, aus dem hervorgeht, ob das jährliche Gesamtdiensteinkommen über 2000 M. beträgt. Der Vertrag sieht noch Prüfungsstellen für die Arzt- rechnungen, paritätische EinigungsauSschüsse und ein Schieds- gericht vor. Lautet in der Tat der Vertrag wie angegeben, so iväre ein Vertrag geschlossen, den keine Kasse ohne schwere Beeinträchtigung der Reckte der Mitglieder erfüllen kann. Es wäre zu»»-"�schen. daß die Postverwaltung über den Vertrag sowie darüber Aufschluß gibt, ob von der Kasse die nach dem Gesetz zugunsten-der Mitglieder zulässigen statutarischen Erweiterungen der Ansprüche der Mit- glieder beschlossen oder auf Kosten des Arzthonorars zurück- gestellt find. IZns Induftiie und ftandel. Der Kampf m» die Braunkohlenindustrie. Da die böhmische Braunkohle durch die sächsische Brikettindustrie aus Sachsen immer mehr verdrängt wird, suchen böhmische In- der Landeszentrale angeschlossen 1910 1911 710 994 861 482 340 000 450 000 68 934 77 224 44 120 52 235 101 563 105 269 85 176 80 129 46 397 53 475 15 346 19 640 2 017 293 2 339 735 400 563 421 905 6 086 5 587 5 108 7 182 86 478 95 180 7 418 8 337 8 515 6 000 3000 68 863 78119 359 883 884 446 40 984 80 000 1 710 433 1 775 000