Einzelbild herunterladen
 
  

Nr. 22. 30. Jahrgang.

4. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonntag, 26. Januar 1913.

Hus Industrie und Handel.

Der Konzern der Sunlight Seifenfabrik. Das Stammhaus der Sunlight- Seifenfabriken( Leber Brothers Limited) hat sich entschlossen, zu seinem heutigen Stapital noch weitere 507 000 6 prozentige Vorzugsaktien auszugeben. Der Pro­spekt, der diese Ankündigung begleitet, enthält einige interessante Mitteilungen aus der Entwidlung dieser Firma. Die heutige Firma Lever Brothers Limited   wurde im Jahre 1894 mit einem Stapital von 30 Millionen Mark gegründet, um das Seifen- und Glyzerinfabrikationsgeschäft, welches in Port Sunlight von der Firma Lever Brothers  ( 1890 gegründet) geführt wurde, an zukaufen. Seit der Gründung wurde das Kapital der Firma bis auf 400 Millionen Mark erhöht. Die Anlagen der alten Firma in Port Sunlight   erftredten sich über einen Flächenraum von 348 025 Quadratmeter. Heute hat die Fabrikationsanlage eine Ausdehnung von 876 156 Quadratmeter. Die Gebäude schließen die Seifen­und Glyzerinfabriken, Delmühle, Alkali-, Druderei und andere Werke, Werften, Dods und Wege ein, ferner das Hauptverwaltungs­gebäude. Der Ort enthält 747 Häuser und Cottages, acht Läden, Festhallen, Bibliothek, Museum, Hospital mit einem Part, Gärten und Wege von über 5 Meilen. Außer dieser großen Besißung in Bort Sunlight befist die Firme noch Grund in London  , Dublin  , Manchester   und Newcastle on Tyne  . Gleichzeitig ist sie an anderen Seifen- und Glyzerinfabriken stark interessiert, und in einigen Fällen ist sie überhaupt praktisch Besizerin.

"

Hagen  : Die Frau unter dem neuen Kranten faifengeset".

die sich durch keine Gegenüberstellung in ihren Aussagen erschüttern Friedenau  . 8 1hr bei Klabe, Handjerhstraße 60/61. Genoffe ließen, wurden deshalb ausgeschaltet, weil sie sich sehr wahrschein­lich erhebuch geirrt hätten. Das Gericht folgte der Darstellung eines Trainsergeanten und eines Schneidermeisters und nahmr an, daß der Schuhmann angegriffen war und in Notwehr oder wenig ftens in vermeintlicher Notwehr gehandelt habe. Auch eine Be­leidigung des Mißhandelten nahm es nicht an, weil der Schuhmann das Bewußtsein einer solchen nicht gehabt habe. Es sprach deshalb den Scharkus frei.

*

Beleidigt, mißhandelt, schuldlos angeklagt wird der Zivilist­das ist der Segen preußischer Kultur. Bermeintliche Notwehr und Mangel des Bewußtseins von dem beleidigenden Charakter der Beleidigung stehen einem Polizeibeamten in demselben Kulturstaat gegen Bestrafung wegen Mißhandlung schüßend zur Seite. Kann so ein Butrauen zu preußisch- deutscher   Rechtspflege geschaffen

werden?

Betrug gegen Kriegsveteranen.

"

Lichtenberg  . 1. Viertel bei Heine, Friedrich- Karl- Str. 11. Genoffe Glöckner: Entwickelung des Sozialismus." 2. Biertel bei Schulz, Kronprinzenstr. 47. Genosse Gäbel: Grundfragen der Erziehung." 3. Viertel bei Erdmann( früher Simon), Wilhelm straße 56. Genosse Kaßler: Die Stellung der Frau in der Bergangenheit und Gegenwart". 4. Viertel bei Hoffmann, Möllendorffstr. 54/55. Genosse Nitschte:" Die Verwahrlosung der Jugend und deren Ursachen". 5. Viertel bei Krüger, Türr schmidtstraße. Genosse Richter:" Das Erfurter Brogramm". 6. Viertel bei Blume, Alt- Borhagen 56. Genoffe John: Unsere Kinder". Ober- Schöneweide  . Bei Prochowski, Rathausstr. 10( Vereinshaus). Genosse Franke: Entwickelung des Kapitalismus, Arbeiter bewegung und Sozialdemokratie". Bankow. Bei Ebersbach, Berliner Straße 102. Reinickendorf  - Oft. Im Restaurant Sabau, Residenzstr. 124. Genosse Kurt Heinig   über die Hauswirtschaft. Tegel  . 8 Uhr Schlieperstr. 30. Genosse Unger: Bürgerliche und proletarische Frauenbewegung". Treptow  . Genossin Frau Cohen über: Wesen und Wirken der Kinderschußkommission". Am Dienstag:

"

Köpenid. Der Leseabend fällt am Dienstag aus, da an diesem Abend die öffentliche Versammlung im Stadttheater( Thema: Konsumgenossenschaften") stattfindet.

Ertner. 8 Uhr bei Degebrodt. Genossin Buchmann über: Heim. arbeit". Nieder- Schöneweide. 81%, Uhr bei Bengsch, Brizerstraße. Reinickendorf  - West. 81% 11hr bei Halmann, Scharnweberstr. 54. Referent: Genosse Schütte.

Bersammlungen

Veranstaltungen.

Bohnsdorf  . Am Montag, den 27. Januar, 8%, Uhr abends, findet Bohnsdorf  . Am Montag, den 27. Januar, 8, Uhr abends, findet in der Billa   Kahl  ( Inh. Bakofzer) eine Frauenbersamm Lung statt. Tagesordnung: Vortrag: Charles Fourier   und sein utopischer Zukunftsstaat. Referent: Genosse Jaslaut.

In dem Betrugsverfahren gegen die Gründer der Zentralstelle zur Unterstütung deutscher Kriegsveteranen" ist vor einigen Tagen dadurch eine Wendung eingetreten, daß auf Anordnung des Unter­ſuchungsrichters, Landgerichtsrats Wagner, der Hauptbeschuldigte, Der Kaufmann Paul Loesin, verhaftet worden ist. Wie noch er­Die Fabrik in Port Sunlight   hat für uns noch besonderes innerlich sein dürfte, erregte im Sommer v. J. der Fall des Interesse, als sie zu denen zählt, die eine Gewinnbeteili- 70jährigen Kriegsinvaliden Drug, der auf offener Straße vor gung ihrer Arbeiter eingeführt hat. Jeder Angestellte, Entkräftung zusammenbrach, allgemeines Aufsehen in der Deffent der das 25. Lebensjahr erreicht hat und mindestens 5 Jahre lichkeit. Wie von feiten der Polizeibehörden seinerzeit behauptet zur allgemeinen Zufriedenheit" im Geschäft tätig war, fann Teil- wurde, soll nun Zoesin unter geschickter Ausnutzung dieses Falles, haberscheine( zu 1 Pfund Sterling) erhalten. Die Zuteilung er- unter der Bezeichnung Zentralstelle zur Unterstützung deutscher folgt am Jahresersten auf Grund von Empfehlungen seines Ab- Kriegsveteranen" einen Verein gegründet haben, der angeblich den teilungschefs. Die Vorschläge werden noch durch einen besonderen Bed haben sollte, durch Beiträge wohlhabender Persönlichkeiten Berwaltungsrat geprüft. Der Wert der jährlich überlassenen Anteil- notteidende Veteranen zu unterstüßen. Wie weiter behauptet wird, scheine darf 10 Proz. des Jahreslohns nicht übersteigen. Das soll Loesin jedoch den größten Teil der eingegangenen Gelder für Maximum der von jedem Arbeiter überhaupt erreichbaren Anteile persönliche Zwede verwendet haben. Dieser Berdacht hat sich an­wird durch die Gehälter bestimmt. Die Abstufung ist so festgesetzt, fcheinend jest verstärkt und hat zu der Verhaftung des 2. geführt. daß die höher Entlohnten einen prozentual größeren Gewinnanteil erlangen tönnen. Die Kapitalanteile der Arbeiter berechtigen nur zur gewöhnlichen Geschäftsdividende abzüglich 5 Proz. Die Anteil­Zu einem harten Kampf gegen und für das Blocksystem bei fcheine behält der Arbeiter solange, bis er die Fabrik freiwillig der Eisenbahn wird sich voraussichtlich das Strafverfahren gestalten, verläßt oder entlassen wird. Bei Austritt infolge Krankheit oder welches das Eisenbahnunglück am Bahnhof Jannowitbrüde nach sich Alter werden seine Anteile in Borzugsaktien umgewandelt, die gezogen hat. Dieses Verfahren, welches sich zurzeit noch im Stadium eine feste Verzinsung von 5 Broz. genießen. Wie wenig diese ber Boruntersuchung befindet, wird eine Anflage wegen fahrläffiger Einrichtung über eine bloße Wohlfahrtsinstitution hinausgeht, Tötung, fahrlässiger Gefährdung eines Eisenbahntransports und Paris  , 23. Januar.  ( Eig. Ber.) Zu den furchtbarsten der zeigen eigene Mitteilungen des Herrn Lever:" Die Bewilligunga fahrlässiger Körperverlegung gegen den Eisenbahnblodwärter Franz Greuel, die bei der hervorbringung des fapitalistischen Profits befugnis muß dem freien Ermessen des Geschäftseigen- Landt zur Folge haben. Der Beschuldigte bestreitet jede Echulb berübt werden und in ihrer Alltäglichkeit die abgeftumpften Gewissen tümers vorbehalten bleiben.... Kein Mann fann mein Bureau und behauptet, daß das von ihm zu bedienende Blocksignal richtig nicht aufweden, gehört die 3er störung der Jugend in der betreten und fagen: Herr Lever, Sie haben ein Teilhaberschafts- gestellt worden sei. Aus der Vernehmung des Lokomotivführers gewerblichen Slaberei. Die Bourgeoisrepublik Frankreich  system errichtet, Sie müssen mich darum auch zum Teilhaber bes Buges 1739, der auf den im Bahnhof haltenden Bug aufgefahren nimmt es darin mit den veraltetsten politischen Gebilden auf. Alle machen." So unterscheidet sich das ganze System herzlich wenig von war, ging hervor, daß tatsächlich das Signal vor dem Bahnhof humanitären Phrasen, die in den Moralbüchlein der weltlichen, den Wohlfahrtseinrichtungen unserer deutschen   Großindustriellen. auf freie Fahrt" gestanden hatte. Demgegenüber behauptet Bandt,

Zum Eisenbahnunglüd Jannowitbrüde.

Aus aller Welt.

Die Hölle der Kinder.

Auch im Auslande haben Lever Brothers   ein groß entwickeltes daß es schon wiederholt vorgekommen sei, daß infolge eines mecha- demokratischen und sozialen Republik  " stehen, und alle sozialpoli Geschäft aufgebaut, indem sie Fabriken für die Fabrikation von nischen Systemfehlers das Signal selbst auf freie Fahrt" gestanden tischen Gefeßesartikel kommen gegen den brutalen Ausbeutergeist Seife und Glyzerin in Frankreich  , Belgien  , Deutschland  ( die habe, trotzdem die Anzeigetableaus das rote Feld zeigten, welches des Unternehmertums und die Nachgiebigkeit der Behörden, die sich Sunlight- Seifenfabrik in Rheinau  - Mannheim  ), der Schweiz  , den Vereinigten Staaten   von Amerika  , Japan  , Australien  , Kanada   und bedeutete, daß die Strede blodiert ist und das Signal dem- nur allzuleicht im Namen des Liberalismus" von der Betätigung Südafrika   erbaut und eingerichtet haben, die in Gestalt von entsprechend auf" halt" stehen muß. In der Verhandlung wird der Staatsthrannei" abschrecken lassen, nicht auf. Das Hauptgebiet es deshalb zu sehr interessanten Erörterungen darüber kommen, des industriellen Kindermords stellt die Glasindustrie dar. Schwestergesellschaften gegründet worden find.

Die Ehre eines Arbeitswilligen

Auch auf das Rohmaterialiengeschäft erftreden fich ob ein derartiges Vorkommnis überhaupt möglich ist. die Geschäfte von Lever Brothers  . Sie oder ihr angegliederte Firmen befizen Delmühlen in Westafrika  , Australien  , Südafrika  und Japan  , Kokosplantagen auf Inseln im Stillen Ozean und Sonzeffionen in Westafrika  . Lever Brothers   find in über 40 Firmen die größten oder Hauptattionäre, wozu noch Zweiggeschäfte und Agenturen kommen. An Dividenden wurden in den letzten fünf Jahren( seit 1907) 8, 10, 12%, 15 und 15 Proz. ausbezahlt.

Gerichts- Zeitung.

Schuß vor Schuhleuten.

Am 4. Juli berichteten wir über eine Verhandlung vor der Straffammer in Danzig   gegen den Zimmerer Koppitsch. Koppitsch hatte wegen brutaler Mißhandlungen, die ihm durch die Schußleute Scharkus, Brodowski und Dalugge zugefügt feien, Strafantrag gestellt. Darauf waren nicht die Schußleute, sondern der Antrag steller unter Anklage gestellt. Das Schöffengericht sprach den An­geklagten frei, weil seine Sachbarstellung als zutreffend durch eine Reihe unparteiischer Zeugen bestätigt war. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein, zog dieſe aber zurück, als die Beweisaufnahme abermals die Richtigkeit der Sachdarstellung des Angeklagten be­stätigte.

Es gibt da besonders pfäffische Arbeitsvermittelungen, die mit christs licher Charität" arme Knaben an die Fabrikanten berhandeln. Da aber trotz der Gewissenlosigkeit oder der ver­ist wieder einmal vom Breslauer Schöffengericht mit einer Woche zweifelten Situation, die manche französische   Proletarierfamilien, Gefängnis bewertet worden. Der Gastwirtsgehilfe", das Organ dazu bringt, ihre Kinder im zartesten Alter diesem mörderischen der freien Gastwirtsgehilfen, brachte im September v. J. einen Beruf zu überlassen, der Bedarf der Ausbeuter noch nicht gebedt Bericht von einer Gewerbegerichtsverhandlung gegen den Kellner Meyer, der beim Streit der Caféhauskellner in Breslau   Arbeits- ist, hat sich ein Handel mit spanischen Kindern ent. willigendienste verrichtete. In dem Bericht hieß es, daß Meyer widelt, deffen Betrieb den schrecklichsten Formen des Mädchen. mit seiner Stage wegen ungefeßlicher Entlassung abgewiesen worden handels an die Seite zu stellen ist. Die Agenten," Badrones" sei, weil es sich herausstellte, daß er Unregelmäßigkeiten zum genannt, taufen ins Glend geratenen spanischen   Familien ihre Schaden seiner Kollegen an der Registrierkasse verübt habe. Daran Kinder ab, bringen sie, um der Grenzpolizei zu entgehen, auf Inüpfte der Gastwirtsgehilfe" einen Ausspruch eines Londoner   Schmuggelwegen über die Grenze, versehen sie nötigenfalls mit Richters über das verachtenswerte Verhalten der Arbeitswilligen. falschen Ausweispapieren, die ihnen das vom Gesetz geforderte Dadurch fühlte sich Meyer in seiner Ehre" gekränkt. Er verklagte Minimalalter zuschreiben, und verkaufen ihre Arbeitskraft an den Verantwortlichen, Genossen Münchy, vor dem Breslauer Schöffen­gericht. Troßdem der Kläger   im Termin selbst zugeben mußte, französische Unternehmer. Diese wiffen natürlich sehr gut Bescheid, baß er wiederholt unrichtig und zum Nachteil feiner Kollegen an wenn ihnen etwa ein neunjähriger Knabe mit den Papieren ber Registrierkaffe getippt habe, erkannte das Gericht, unter Vorsitz eines 14jährigen botgestellt wird, doch was schiert sie des Amtsrichters Stein, auf eine Woche Gefängnis. Selbstverständ der Betrug, wenn sie nur gegenüber dem Gewerbeinspektor gededt lich wird Münch gegen das geradezu ungeheuerliche Urteil Berufung find? Die" Padrones" aber geben den Lehrlingen Herberge und einlegem Nahrung und nehmen ihnen dafür soviel von ihrem Lohn ab, daß den armen Jungen nicht ein Sou übrig bleibt und sie nicht einmal instande sind, fortzulaufen.

"

1 Studenten und Arbeiter.

Zwei bezeichnende Urteile hat das Schöffengericht Erlangen   in Die Schrecken dieses verbrecherischen Treibens werden jeht durch einer Sigung nacheinander gefällt. Bei einer Komikervorstellung ein gerichtliches Verfahren erhellt, das gegen einige der schuftigsten Darauf erfolgte eine eigenartige Recherche nach dem Verfasser hatten zwei Studenten eine in Begleitung ihres Verlobten er-" Padrones" durchgeführt wird. Das Verdienst der Enthüllung des in eine große Reihe anderer Zeitungen übergegangenen Vor- fchienene Dame fortwährend figiert und, als sie einmal hinaus- tommt dem Pariser   Kinderschutz fomitee zu, einer Vereinigung, wärts" Artikels. Der Freigesprochene wurde mündlich auf das ging, verfolgt und unverschämt belästigt. Als der hinzugekommene ber auch bekannte Sozialisten angehören. Infolge der Anzeige Danziger Polizei- Präsidium bestellt. Dort wurde er von dem Bräutigam, ein Kaufmann, sich das verbat, fam es zu einer dieses Komitees nahm die Staatsanwaltschaft am 8. November b. J. Polizeiinspektor eingehend darüber vernommen, ob er dem Bericht Rempelei. Gin Gärtnereiarbeiter, der zusah, und den die Studenten eine Durchsuchung der Glasfabriken der Brüder Legras in der nahestehe und dessen Verfasser kenne. als zur Gegenpartei gehörig betrachteten, wurde derart vermöbelt, Blaine- Saint- Denis und in Aubervilliers  , zwei daß er acht Tage in der Klinik liegen mußte. Für diese Roheit Pariser   Vororten, vor. Sie traf dort 30 spanische Knaben erhielten die zukünftigen Staatsstüßen 40 und 50 M. Geldstrafe. im Durchschnittsalter bon 12 Jahren an. Diese Kinder Im nächsten Fall wurde gegen einen Arbeiter verhandelt, der trugen die Spuren von Brandwunden, die anscheinend von nachts auf der Straße einem Studenten einige Stockhiebe versett Betriebsunfällen herrührten, und Schwären, die fast hatte. Er bekam drei Monate Gefängnis. alle um die Ohren herum lagen und offenbar daher Ohne Ansehen der Person, lediglich nach Maßgabe der zur stammten, daß die Unglücklichen in barbarischer Weise an den Ohren Verhandlung stehenden Tat, soll der Richter entscheiden. Wie fommt es, daß Studenten mit geringfügiger Geldstrafe, Arbeiter mit hoher Gefängnisstrafe verurteilt werden?

Die Wißbegierde der Polizei scheint nicht befriedigt zu sein. Der Vorfall zeigt aber, daß die Polizei recht viel Zeit hat, sich mit Dingen zu befassen, die sie absolut nichts angehen. Gefiel ihr der Artikel und wünschte sie, wegen der fach und wahrheitsgemäßen Schilderung dem Verfasser zu danken, so stand es ihr frei, uns um die Uebermittelung des Dankes zu ersuchen. Was in aller Welt soll denn aber der freigesprochene Angeklagte mit dem Artikel zu tun gehabt haben, und was geht es die Polizei an, wer für unser

Blatt schreibt?

Vor kurzem, am 16. November, hatte der Schuhmann Scharkus sich wegen der in jener Verhandlung gegen Koppitsch erwiesenen Mighandlungen vor der Straftammer in Danzig   zu verantworten. Ein Magistratssekretär und die Frau eines Gerichtsaffiftenten be­ftätigten mit pofitiver Sicherheit, daß Scharkus cinige Arbeiter grundlos als

Badzeug und Bagabunden

bezeichnet habe. Stoppitsch habe diese Beleidigungen für unstatt. haft erklärt. Darauf sei er sofort von dem Angeklagten angegriffen

und

mit dem Säbel geschlagen

worden. Stoppitsch schilderte in schlichter Darstellung die furcht­baren Mißhandlungen, die ihm besonders auf der Polizeiwache von den drei Schuhleuten zugefügt wurden. Einige Entlastungszeugen hatten die ganzen Vorgänge zum Teil nicht gesehen und auch sonst recht lüdenhafte Beobachtungen gemacht.

Das ärztliche Attest,

das die Folgen der polizeilichen Bearbeitung des K. feststellte, war bei den Akten nicht mehr zu finden. Der Staatsanwalt hielt die Anklage voll aufrecht, beantragte aber nur 100 M. Geldstrafe. Das Gericht schied das Zeugnis der beleidigten Arbeiter und des mißhandelten Koppitsch für die Be­urteilung überhaupt aus, weil sie nicht uninteressiert feien! Gegen Stoppitsch machte es noch geltend, daß er am Tage awei Glas Bier und etwa vier Schnäpfe getrunken habe! Die bürgerlichen Beugen,

Aus der Frauenbewegung.

und Kindern.

Lefeabende. Am Montag:

Erfter Wahlkreis. Gemeinsamer Leseabend bei Weihnacht, Grünftr. 11. Genoffe Dr. Grumach über Körperpflege bei Frauen 3weiter Kreis. 1. Hornstr. 2, bei Saß; 2. Bülowftr. 58, bei Bierters; 3. Markgrefenftr. 88, bei rich; 4. Blüterstraße, Ede Fontanepromenade, bei Fröhlich.

und so im Staub der Werkstätte der Vergiftung ausgesetzt. Im gezogen worden waren. Die Wunden waren nicht verbunden Verhör, das die Behörde mit den Knaben vornahm, erklärten diese übereinstimmend, von den Arbeitern der Werkstatt niemals mißhandelt worden zu sein.

Die weitere Untersuchung ergab folgendes: die meisten Knaben stammten aus der Provinz Burgos  . Sie waren von ihren Eltern den Padrones um einen Betrag von 75 bis 300 Frank, in der Regel für 20 Monate, vermietet" worden. Die Padrones" berpflichteten sich dafür, den Kindern die Reise- und Unterhalts­fosten zu bestreiten. Dafür floß der ganze oder doch fast der ganze Arbeitslohn der Knaben er betrug 1,25 Frank bis 2 Frank= in ihn Tasche.

"

Wie aber sah der Unterhalt" der Kinder aus? Ihre Lager. Dritter Kreis. Der Leseabend der 3., 4., 6., 7. Abteilung ist von stätten befanden sich in Baraden, die mit geteerter Pappe gededt Baum, Stallschreiberstraße, nach Alexandrinenftr. 44, zu Henning waren; das Nachtlager bestand in Strohfäden, die von Ungeziefer verlegt. Bortrag des Gen. Hildebrandt über: Imperialismus wimmelten. Der Badrone" 2azo hatte 13 Rinder in zwei und Sozialdemokratie. Fünfter Kreis. 4., 5., 6. und 7. Abteilung bei Thiel, Rückerstr. 7. 3immern untergebracht und für alle nur drei Betten Genosse J. Karg über Feuerbestattung. zur Verfügung gestellt! Lazo wie sein Kollege Gonzalès, von Baumschulenweg. Ernststr. 22. Genosse M. Kayser über Waisen- dem noch die Rede sein wird, sind geflohen und nur die weniger pflege. belasteten Badrones" haben die Verhandlung abgewartet. Aber Borfigwalde- Wittenan. 8% Uhr in den Borsigwalder Festsälen. auch sie haben Kinder in schändlichen Schlafhöhlen untergebracht Referentin: Genoffin Bohm- Schuch. und ihnen eine Nahrung geboten, die nur aus Kartoffeln und Französisch- Buchholz  : 8 Uhr bei St. Hähne, Berliner   Str. 39. Rüben bestand. Ein Polizeiinspektor hat einige von ihnen ge= Charlottenburg  : 1. Gruppe( Westend  ): Genossenschaftsrestaurant sehen, wie sie Marttabfälle auflasen Haefeler- Ede Soorstraße. I und II. Gruppe: Negkar, Nehring Kleidung waren schmierige Feßen, an den Füßen trugen fie ger  für ihre Suppe. Ihre ftraße 25. III. Gruppe( Kiez): Bade, Kaiserin- Augusta- Allee 52. III. Gruppe( Moabit  ): Olm, Reuchlinstr. 6. IV. Gruppe: Liebke, iprungene Sandalen. Suarezftr. 4. V. und VI. Gruppe: Boltshaus, Rosinenstr. 3.) Die gerichtliche Untersuchung dieses berbrecherischen Treibens VII. Gruppe: Tunad, Wielandstr. 4. war dadurch erschwert, daß die Kinder terrorisiert und au falschen