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Schuppen konnte avcr trotzdem nicht mehr gerettet werden. Er brannte mit sämtlichen EiZvorräten total nieder. Der Schuppen ist versichert, die Eisvorräte im Werte von 20000 lvt. aber nicht. Hätte man bei der Alarmierung der Berliner Feuerwehr nicht solche Schwierigkeiten auf dem Gemeiiidebureau gemacht, hätte die Wehr früher eintreffen können. Vielleicht hätte man dann mehr retten können. Um S Uhr abends war der mächtige Eisschuppen nur noch ein großep Schutthaufen. Wegen eines großen Brandes wurden gestern früh 7>/z Uhr 4 Lösch- züge der Berliner Feuerwehr nach der N o ft o ck e r Strohe 3 in Moabit   gerufen. Bei ihrer Ankunft stand auf dem geräumigen Hof des Grundstückes eine große Automobilgarage des Automobilfuhr- Wesens von Emil Pohlmann in hellen Flammen. Die Situation war um so bedrohlicher, als in der Nähe der Garage em Fourage- speicher der Getreide- und Fouragchandlung von Johann Ruft steht, der vor allen Dingen geschützt werden mußte. Es waren mehrere Dampfspritzen in Tätigkeit, die gewaltige Wassermengen in die Glut schleuderten. Da die Rauchentwickelung ungewöhnlich stark wurde, inußten nahezu hundert Pferde, die in Stallungen neben und unter der Garage untergebracht waren, ins Freie geholt werden. Die Tiere hatten sich zum Teil schon von den Krippen losgerissen. Obgleich die brennende Garage von allen Seiten unter Wasser genommen wurde, fanden die Flammen doch einen Weg nach dem Fouragespeicher. Größere Posten Heu und Stroh, die auf dem Boden dieses Gebäudes lagerten, fingen Feuer. doch konnte hier die Gefahr bald wieder beseitigt werden. Die Automobilgarage und eine angrenzende Automobilwerkstätte sind vollständig ausgebrannt. Auch zwei Automobile sind durch das Feuer mit zerstört worden. Die zahlreichen Chauffeure und Kutscher   haben ihre Garderoben verloren, die sich in den Kleider- schränken in der Garage befanden. Das Feuer entstand durch Ent- zündung von Benzin, als ein Chauffeur ein Automobil in der Garage ankurbeln wollte. Der Chauffeur konnte sich durch schleunige Flucht noch in Sicherheit bringen. Oeffentliche Bibliothek und Lesehalle zu unentgeltlicher Be- Nutzung für jedermann, SO.. Adalbertstr. 41. Geöffnet werk- täglich von 5H 10 Uhr abends, an Sonn- und Feiertagen von S 1 Uhr und 36 Uhr. In dem Lesesaal liegen zurzeit SOS Zeitungen und Zeitschriften jeder Art und Richtung aus. Mendeö Großer Lcrkehrspla» von Berlin   und seine» Lororten» Ausgabe 1913. L6X126 om. Preis 4 M. Zu beziehen durch jede Buchhandlung und direkt von A. MendeS Verlag, Berlin   SO. 26, Oranienstr. 176(Ecke Adalbertstraße). Fußballspiele dcr�Arbeiter-Turn- und Sportvereine. Am Sonntag fallen sämtliche Spiele infolge der Witterung aus. Vorort-]Saclmcbtei>t Lichtenberg  . Mit einem tleincn Intermezzo begann die letzte Stadtverord- netensitzung. Genosse Rössel monierte, daß eine öffentliche Ein- ladung zur KaisergeburtstagSfeier im Namen der Stadtverord- netenversammlung ergangen sei. Dazu sei kein Auftrag erteilt worden. Stadtverordnetenvorsteher Plonz und Herr Bürgermeister Ziethen bemerkten, der Stadt erwüchse» dadurch keine Kosten. Als die Herren aber dann nochmals auf die grundsätzliche Seite der Angelegenheit hingewiesen wurden, gab Herr Plonz zu, daß formell nicht korrekt Verfahren worden sei. Das habe er sich sofort gesagt, als er die Einladung erblickte. Der Borsall weöoe sich nicht wiederholen. Tamil   war die Angelegenheit erledigt. Sodann hatte sich das Kollegium Mit einer Vorlage belresfend den chäüssee- mäßigen Ausbau des Weges Tasdorf-Strausberg zu beschäftigen. Der Ausbau erschließt ein umfangreiches Terrain. Lichtenberg   ist dabei mit einer Länge von 2420 Metern an seinem städtischen Rieselgut Tasdorf   und zwar an landschaftlich hervorragend ge- legencr Stelle beteiligt. Es wird geplant, hier eine Villenkolonie, Erholungsheime und andere Anstalten zu errichten, die sanitären und Wohlfahrtszwecken dienen. Der geforderte Kostenbeitrag für den Wegeausbau in Höhe von 18 500 M. wurde einstimmig be- willigt. Zustimmung fand auch eine Vorlage, die die Ab- fchaffung des Steuerholsystems und Einführung des Steuerbring- fvstems im früheren Ortsteil Boxhagen-Rummelsburg   verlangt. Der Magistrat forderte weiter die Vergrößerung des Magistrats- Sitzungssaales und die Bewilligung der Kosten dafür in Höhe von 1700 M. Die Zustimmung wurde erteilt. Von verschiedenen Seiten erfolgten bei dieser Gelegenheit Anfragen, wie es mit der Vergrößerung des Stadtverordneten  -Sitzungssaales ausschaue. Genosse Grauer regte an, eine städtische Turnhalle zu errichten rmd darin Dtauft und Einrichtungen für einen �Stadtverordneten  - Sitzungssaal zu beschaffen. Bürgerliche Vertreter verwiesen auf den im Aussicht stehenden Rathausnenbau. Eine längere De­batte entfesselte die Vorlage betreffend Errichtung einer kauf- männischen PflichtfortbildnngSschule. Unsere Genossen bean- tragten, den Schülern und Schülerinnen �die Lernmittel gratis zu liefern und von der Erhebung eines Schulgeldes Abstand zu nehmen. Mit dem ersteren Antrage fanden unsere Genossen keine Gegenliebe. Für den Antrag, kein Schulgeld zu erheben, waren natürlich viele bürgerlichen Herren bereit zu stimmen. Weil jedoch die Befürchtung ausgesprochen wurde, daß bei gänzlicher Kosten- losigkeit diese auch für die gewerbliche Fortbildungsschule einge- führt werden müsse und dann hierfür der StaatSzuschuß fortfalle, stimmte man einem Antrage zu, der die von den Unternehmern pro Jahr zu tragenden Kosten auf 1 M. pro Vierteljahr bemißt. Ter Forderung der Gratislieferung dev Lehrmittel stimmten die Bürgerlichen   aber nicht zu. Unsere Spießer zeigten wieder ein- mal. daß sie nichts verlernt und nichts hinzugelernt haben. Für die von den Deutschnationalen beantragte Differenzierung de» Unterrichts(Fachunterricht für die männlichen Handlungsgehilfen und hauswirtschaftlichen Unterricht für die weiblichen Angestellten) fand sich aber keine Mehrheit. Nach der schließlich angenommenen Borlage sind alle im Stadtbezirk Lichtenberg   nicht nur vorüber- gehend beschäftigten weiblichen Handlungsgehilfen sowie Lehrlinge verpflichtet, die KU errichtende kaufmännische Fortbildungsschule zu besuchen. Die Schulpflicht endigt mit dem Schulhalbjahre, welches der Vollendung des 17. Lebensjahres des Schulpflichtigen voraufgeht. Das 51uratorium setzt sich zusammen aus je einem Vertreter der Handelskammer Potsdam  , des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung, aus. drei Kaufleuten und drei Handlungsgehilfen. Einen unangenehmen Reinfall erlebte der Magistrat mit einer Borlage, die eine Verstärkung der Heiz- anlagen für verschiedene Räume verlangt. Herr Danneberg teilte unter wachsendem Erstaunen und sichtlicher Verlegenheit des Ma- gistrates mit, daß er die Räume inspiziert habe und konstatieren müsse, daß die Heizung mehr als ausreichend sei. Eine Ersatz- anlage werde gar nicht einmal benutzt. Die Beamten erklärten auch, daß in den Zimmern stets reichlich hohe Temperaturen herrschten. Der Baurat erklärte, die Vorlage sei nach den An- gaben der Heizer und HeizungSingenicurc angefertigt worden. Einstimmige Ablehnung war ihr Schicksal. Die von der bürger- liche» Maiorität beschlossene städtische Hypothekenanstalt hat nicht hie Genehmigung des Regierungspräsidenten gefunden. Er verlangt vor allem, daß Darlehenssucher den Nachweis eines mindestens einjährigen Besitzes des betreffenden Grundstückes zu erbringen hätten, falls ihnen Darlehen gewährt werden sollen. Ferner ver- langt er eine generelle Festsetzung der von den Darlehensnehmern zu entrichtenden Entschädigung für Uniosten. Die weiteren Monitas beziehen sich auf die Bestimmungen über Tilgung, Verwendung der Ueberschüsse und dergleichen. Mit dem Vorschlage des Ma- gistrates. in der Angelegenheit in einer gemischten Kommission erneut zu beraten, war die Versammlung einverstanden. Sodann erklärte sich die Versammlung gemäß einer Borlage für die ganz- liche Auflöjpng der Michaclisklasscn am Pestalozzi-Lyceum mit dem 1. Oltöber 1914 sowie Anstellung von neuen Lehrkräften an dieser Anstalt einverstanden. Schöneberg  . lieber die Finanzpolitik der Stadt referierte in der Mitglieder- Versammlung des Wahlvereins Genosse Molkenbuhr. Der Redner zeigte in verständlicher Weise, welche Aufgabe eine moderne Stadt zu erfüllen habe. Besondere Bedeutung müsse dem Sckul- wesen beigemessen werden, das heute analog den in der Gesellschaft herrschenden Klassenunterschieden in Klasseiisckmlen eingeteilt sei. Darunter leide daS Geistesleben, weil den begabten Arbeiterkindern in Ermangelung der nötigen Mittel die höhere Schulbildung vor- enthalten werde. An dieser traurigen Tatsache ändere auch die Ge- Währung von Freistellen nichts, denn nur wenigen Eltern sei es möglich, ähren Kindern auf so lange Zeil Unterhalt zu gewähren. Biel   zu wenig würde von den Kommunen auch der Errichtung von Erholungsstätten und-Plätzen, von Wöchnerinneliheimen, Volks- Bibliotheken sowie der guten Volksnnterhallung Beachtung geschenkt. Zwar seien dies alles Einrichtungen, die inS Leben zu rufen in erster Linie Aufgabe des Staates sei. Doch da letzlerer rein gar nichts lue, so müßten die Kommune» diese Aufgaben zu lösen bestrebt sein. Wolle Schöneberg   seine Pflichten nach dieser Rtchtung erfüllen. so werde es gleich der Mehrzahl anderer Gemeinden Grotz-BerlinS Mit den vorhandenen Steuermttteln nickt auskommen können. Der Magistrat habe sich bereits entschlossen, die Erhebung eines Steuerzuschlags von 110 Prozent zu empfehlen. Eine große Geld- erfparnis und eine wesentliche Vereinfachung deS Verwaltungs- apparateS würde sich ergeben, wenn die Schaffung eines einheitlichen Groß-BerlinS vorgenommen würde. Doch da eS bis zu diesem erstrebenswerten Ziel noch gute Weile habe, werde auch die sozial- demokratische Fraktion sich mit der Erhöhung des kommunalen Steuerzuschlages von 100 auf 110 Prozent einverstanden erklären. Die AuSführunge» Molkenbuhr s wurden mit großem Interesse verfolgt. Genosse K ü t e r schloß sich im wesentlichen den Darlegungen des Referenten an. Genosse T h i e l i ck e betonte, daß unsere Ber- treter nur dann ihre Zustimmung zu der Erhöhung des Kommunal- steuerzuschlages geben könnte», wenn die Gewähr"dafür vorhanden sei. daß die dadurch entstehenden erhöhten Einnahmen auch für wirk- liche Knlturausgaben verwendet würden. Genosse K ü t e r ersuchte sodann die Mitglieder dafür zu sorgen, daß am Februarzahlabend die Mitgliedsbücher zwecks Kontrolle und Einführung der HauS- kassierung abgegeben werden. Köpenick  . Ten Stadtverordneten lag in der letzten Sitzung die endgültige Beratung und Beschlußfassung des Etats für 1913/14 vor. Der Be- richterstatter des Etatsausschusses, Stadtverordneter Dr. Schulze, teilte der Versammlung mit, daß der Etatsausschuß die von den einzelnen Rednern bei der Vorberatung geäußerten Wünsche ein- gehend durchberaten und, soweit als möglich, berücksichtigt habe. Er empfehle die Annahme der Einzel- solvie des Hauptetals. Eine eigentliche Debatte entspann sich nur beim Etat der Gemeinde- schulen und beim Punkt Jugendpflege des Hauptetats. Beini Schuletat wurde von unseren Genossen, die Anfrage gestellt, wie es mit der Beantwortung der von ihnen- in einer der letzten Sitzungen vorgebrachten Beschwerde sei, wonach Kinder einer Klaffe dem Unterricht stehend l-eiwohncir müssen. Weiter rügten die- selben scharf das Perhalten einzelner Lehrpersoncn,-die von dem ihnen zustehenden Züchtigungsrecht allzu reichlichen Gebrauch machen. So soll namentlich an der 1.. 2., 6. und 8. Gemcindeschule übermäßig viel geschlagen werden. In einem Falle sei es wohl selbst dem Schulinspektor zuviel gewesen, so daß dem betreffenden Lehrer das Züchtiflungsrecht entzogen worden sei. Ein anderer Lehrer habe aus freier Straße einem Knaben ins Gesicht geschlugen. Eine Lehrerin hat, nachdem sie ein Mädchen erheblich gezüchtigt, demselben verboten> es seinen Eltern zu sagen. Unser Redner er- suchte, den Dezernenten des'Schulwesens dringend, dafür zu sorgen, daß die Vorgetragenen Fälle untersucht werden und Lehrpersonen, welche sich Ucberschreitungen des Züchtigungsrechts zuschulden kommen ließen, einfach aus dem Schuldienst zu entfernen. Weiter sei cS auch, notwendig, die Klassenfrequenz einzuschränken, denn bei.20 und noch mehr Kindern in der Klaffe sei es einfach unmög- lich, die Kinder in ersprießlicher Weise zu unterrichten. Wenn man jedoch glaubte, daß nach, den vorgetragenen Fällen auch die bürgerlichen Vertreter wenigstens ei». Wort der Verurteilung inden würden, so hatte man sich gründlich getäuscht. Soweit die- elben zu Worte kamen, bekannten sie sich als eifrige Anhänger -er Prügelstrafe. Unseren Genoffen warfen die Herren vor, daß ie die Jugend verweichlichen, ja einzelne taten noch ein übriges, indem sie meinten. cS würde in vielen Fällen noch nicht gemig ge­prügelt. Treffend erwiderten unsere Genossen, daß von Verweich- lichung der Jugend keine Rede sein könne, denn gerade die Kinder der Gemeindeschulen, die überwiegend aus Arbeilerkreifen stammen, seien schon vom frühesten Alter an dazu verurteilt, ihre Gesundheit und ihr Leben im Dienste der Besitzenden zu Markte zu tragen. Im übrigen habe die Debatte ja zur Genüge gezeigt, daß nicht nur bei der Jugend, sondern vielmehr bei den Er- loachsenen, speziell bei verschiedenen Vertretern der ersten und zweiten Abteilung, noch sehr viel Erziehungsarbeit zu leisten sei. Eine ähnliche Debatte entspann sich beim Kapitel Jugendpflege. Unsere Genossen beantragten, die dazu geforderten 200 M. zu streichen, denn es gehe nicht an, Gelder der Allgenieinheit für Zwecke zu verwenden, die mit Jugendpflege nichts gemein haben, sondern die nur geeignet seien, die Arbeiterjugend ihren Eltern zu entfremden. Die in Hur rast imm-ung geratene bürgerliche Ma- jorität bewilligte auch diese Summ«. Nach Beendigung der Etats- beratung wurde noch dem MagistratSantvag auf Bewilligung von 2000 M. zur Umwandlung des Lagerplatzes an der Ecke der Grünauer und Glienicke  ! Straße in einen Spiel- und Schmuck- platz zugestimmt. Als letzter Punkt kam der Vertrag mit dem Pro- vinzialschulkollegium betreffend die Seminarübungsschule zur Be- ratung. Die wesentlichsten Bedingungen- des neuen Vertrages sind: sieben'! usiges Schulsystem, Einführung der bei den Gemeindeschulen eingeführten, Lernmittel, Zuweisung von 200 bis 240 Knaben aller Altersklassen, Verpflichtung der Unterrichtsverwaltuna, auf Ver- langen-der städtischen Schulkommission Knaben, welche ein Jahr lang die erste Klasse der UÄbungsschule besucht haben und noch ein Jahr schulpflichtig sind, der von der Stadtgemeinde Köpenäck er­richteten- Selekta zur Beschulung zu überweisen, solang« di« Unter. richtsverwaltung keine eigene Selekta errichtet. Die Schüler sollen aus den der Uebungsschule am nächsten gelegenen Stadtbezirken geuoinmeii werden, und zwar zunächst aus der Altstadt, dem Kietz und der Gartenstraße. Der Vertrag wurde, da fast alle von der Stadtverwaltung angeregten Aeniderungen berücksichtigt wurden, angenommen. Gosen bei Erkner  . Erheblichen Unwillen rufen die ErziehungSmarimen des hier tätigen Lehrers Herrn Will unter den Eltern eimger Schulkinder hervor. Herr Will, ein junger Mann von etwa 20 Jahren soll die leider noch sehr oft anzutreffende üble Gewohnheit haben, mit dem Stock in der Hand seine Erziehungsaufgaben auszuführen. Ein Elternpaar klagt darüber, daß Herr Will in kurzen Abständen binler- einander ihr sieben Jahre altes Töchlercken mit dem Stock gezüchtigt habe, obwohl ein dringender Anlaß hierzu nicht vorhanden war. Die Mutter deS Kindes setzte sich nach der ersten Strafe mit Herrn W. ins Benehmen, um ihn zu bitten, dock im Interesse der Aufrecht- erhaltung guter Beziehungen zwischen Eltern und Haus von unan« gebrachten Bestrafungen ihres Kindes für die Zukunft Abstand zu nehmen. Um so erstaunter war sie. als das Mädchen erst vor wenigen Tagen mit einer Houtverletzung am Kopf nach Hause kam; das Mädchen erklärte, der Herr Lehrer habe es mit dem Stock über die Stirn geschlagen. Räch den Ursachen der Strafe befragt, erzählte das Kind, daß es beim Beten die Weisung des Herrn Lehrers, das .Amen" erst nach einer längeren Pause am Schlüsse des Gebets auszusprechen, nicht befolgt, sondern e» gleich hinterher gesagt habe. Aus diesem Grunde habe e» von Herrn Will Prügel bekommen. Erschien der Anlaß, der zur Bestrafung deS Kindes geführt, den Ellern schon etwas sonderbar, so erregte es erst reckt lebhasten Unwillen, daß der Lehrer das Tätigkeitsgebiet des Stockes sogar auf den Kopf des Kindes ausdehnen zu müssen glaubte. Ebenso gut hätte das Auge des Kindes erheblich vei letzt werden könne». Die Eltern dcS Kindes versichern uns, daß das Mädchen jetzt von einer wahren Furcht vor dem Lehrer befallen sei und nur mit Angstgefühl die Schule besuche. Es wäre an der Zeit, daß die Schulaufsichtsbehörde sich mit den Erziehungspraktiken des Herrn Will einmal des näheren beichäftige mid ihm die nötigen Weisungen geben würbe, wie er als Pädagoge am besten gute Beziehungen zwischen Eltern und HauS aufrechterhalten könne. Au dieser für jeden Pädagogen erforderlichen Einsicht scheint eS Herrn Will noch sehr zu fehlen. Johannisthal  . Eine einzigartige Charakteristik zur Widerfinnigkeit deS heutigen Gemeindeivablrechts lieferte die zu Dienstag, den 28. Januar, an» beraumte Ersatzwahl von zwei verzogenen Gemeindebertretern der 1. Klasse. Einziger Wähler dieser Klasse ist der kömgliche Forst- und EisenbahnfisluS. Selbiger war auch zur Wahl durch einen Vertreter erschienen, um sein Wahlrechi auszuüben; das aber hatte einen Halen. Zunächst war die Besetzung des Wahlvorstandes nötig, der bekanntlich aus dein Gemeindevorsteher als Vorsitzenden und zwei auS der Wählerversammlung zu wählenden Beisitzern zu bestehen hat. Da aber die aus einer Person bestehendeWählerversamm- lnng" unmöglich zwei Beisitzer hergeben kann, andererseits nach dem Urteil deS Gemeindevorstehers auch nur persönlich anwesende Wähler Vorschlags- und Wahlrecht für den zu bildenden Wohlvorstand haben. mußte von der Wahl, oder richtiger Ernennung zweier Gemeinde- Vertreter 1. Klasse abgesehen werden. Anstatt nun die Konsequenz auS diesem Ausgang der Sache zu ziehen und dem unsinnigen Wahl- gesetz auf den Leib zu rücken, sehen die interessierten Kreise in dem Gemeindevorsteher den Sündenbock und machen diesen für den ent- gangenen Ehrenplatz in der Lokalpresse in_ spaltenlangen Artikeln verantwortlich. Eine Ironie des Schicksals wäre es, wenn die leeren Gemeindestühle 1. Klasse solange leerbleiben müssen, bis durch die Ergänzungswahlen im März 1914 die 3. oder 2. Klasse einen ordent» lichen Wahlvorstand ermöglicht, bei dem auch die 1. Klaffe ihre Stimmen unterbringen kann. Spanvau. Tie Stadtverordnetenversammlung gestaltete sich zu einer Dauersitzung. Dse erste lVorlage betraf den Krankenhausctat. welcher mit 382 897,23 M. abschließt, gegen das Borjahr ein Mehr von 43 782 M. Wie Stadtverordneter Mathias mitteilt, sind 522 Betten vorhanden. ES sind durchschnittlich 192 Betten belegt. während 250 Betten leerstehen, waS hauptsächlich darauf zurück- zuführen ist, daß die hiesigen Krankenkassen infolge des hohen Preises von 3 M. pro Tag viel« Kranke nach?iowawes schaffen. Um den Krankenkassen entgegenzutommen, ist beschlossen worden. den Tarif auf 2,72 M. zu ermäßigen. Der Siechenhausetat schließt ad mit 18 457,25 M., gegen das Vorjahr 1039 M. mehr. Genosse Pieck bemängelt die ungenügende Aufsicht im Ärankenhause. Seine Forderung begründete Redner damit, daß sich ein fieberkranker Mann sowie eine fieberkranke Frau aus dem Fenster gestürzt haben. Beide Etats werden hierauf angenommen. Die erhöhten Straßenbahntarife riefen eine lange Debatte hervor. Genosse Pieper betonte, daß die Erhöhungen nur darauf hinauslaufen, den Arbeitern das Fahren zu erschweren. Die Ar- beiterschast werde dazu gedrängt werden, die Straßenbahn zu boy- kottierc». Man beachte gar nicht, daß die werktätige Bevölkerung heute schon unter der- großen Teuerung zu leiden habe. Eine größere Einnahme werde man durch den erhöhten Tarif nicht er- zielen. Redner ersuchte darum um Ablehnung des neuen und Beibehaltung des alten Tarifs. Genosse Götze wandte sich da- gegen, daß für die Arbeiterwochenkarten, trotzdem dieselben im Preise erhöht sind, die Umsteigeberechtigung aufgehoben werden soll. Wenn der Arbeiter umsteigen wolle, müsse er sich demnach zwei Wochenkarten lösen. Stadtverordneter Walter gibt namens der Kommunalen Wahlvereinigung die Erklärung ab, daß seine Fraktion für den neuen Tarif stimmen werde. Betreffs der Zeit- karten beantragte er, für eine Linie den Preis von 7 auf 6 M. herabzusetzen. Eine Verteuerung der Arbeiterwochenkarten halt« er nicht für erforderlich. Stadt v. Weber erklärte, daß die liberale Fraktion den Tarif annehmen werde. Er beantrage jedoch, die Arbeiterwochenkarten auf der kurzen Strecke Eiswerder Halen­felde beim alten Preise zu belassen. Stadtverordneter Schob meinte, an die Drohung mit dem Boykott dürfe man sich nicht kehren. Genosse Pieck betonte, daß Berkehrsunternehmen, welche ihre Preise erhöhen, stets Fiasko machen. Wenn Herr Schob sage, daß die Arbeiterschaft bei einem Boykott keinen Einfluß ausübe, so unterschätze er die hiesige Arbeiterschaft. Er möchte davar warnen, diesen Tarif anzunehmen»-Oberbürgermeister Koeltze meinte, wenn der Boykott eintrete, so spare die Stadt Geld. ES werde dann an Wochentagen der Sonntagsbetrieb eingeführt und man spare die ersten Wagen.(Gelächter.) Redner ersucht um Annahme der Tariferhöhungen, anderenfalls könnten solche von der Auf» fichtsbehörde eingeführt werden. Genosse Pieper erwidert dem Oberbürgermeister, daß bei einer Betriebseinschränkung doch kein Geld gespart werden könne, da doch Beamte und Arbeiter bc- zahlt werden müssen. Nach weiterer Diskussion wurde der er- höhte Tarif mit einigen Aenderungen angenommen. ES kosten also in Zukunft nach der neuen Tarifeinführung Arbeiterwochcn- karten ohne Umsteigeberechtigung für 12 Fahrten 1 M.. Zeitkarten für eine Strecke 6, für zwei 7, für drei 8. für vier 9 und für alle -Strecken 10 M., Schülerkarten für 12 Fahrten 1 M., Schüler- Monatskarten auf der dl-Linie mit Umsteigeberechtigung 2 M. Weiter sind 32 12 Pf.-Slreckcn und 12 20 Pf.-Streckeu eingeführt. Der Straßenbahnetat für die Spandauer Straßenbahn schließt in Einnahme und Ausgabe mit 1 223 740 R. ab. der der Nonnen  - dammbahnf mit 232 844.76 M. Stadtverordneter Rupkc bean- tragte, das Anfangsgehalt der Schaffner von 95 auf 100 M. zu er- höhen. Genosse Pieck bemerkte, daß die Erhöhung der Gehälter der Straßenbahner ein alter Antrag der Sozialdemokraten sei, den die neugebackenen Fraktionen jetzt aufnehmen. Die Hunger- löhne der Schaffner müssen abgelchafst werden. Einer Reihe von Wünschen zu den beiden Etats wurde zugestimmt, ebenso dem Antrag auf Erhöhung des Gehalts der Schaffner. Für den Ausbau des WröhmännerplatzeS wurden 27 000 M. bewilligt und die Kosten auf zwei Jahre verteilt. Dann kam die Waldvcr» kaufsangelegenheit zur Sprache, sie führte zu einer gewissen De- monstration gegen den Zweckvcrband. Es kam zum Ausdruck, daß man der ewigen Verhandlungen müde sei. Stadtverordneter Äan- torowicz griff hauptsächlich Dernburg   scharf an, den man schon als Halbgott betrachte. Der Magistrat will auch auf die neue Forde- rung des Zweckverbandes eingehen, unterhalb des Stichkanals das Gelände an der Havel   auf 1000 Meter der industriellen Bebau- ung zu entziehen. Die Versammlung nahm mit großer Mehr- heit den Magistratsbeschluß, auf das neue Anerbieten emzugehen. an, jedoch mit einem Antrag Weber, die Sicherstellung von 2900 Morgen Wald abzulehnen. Nachdem noch für die Straße 22 27 400 M. und für die Gotha  -, Württembergstraße und den Hohen- zollernring 126 000 M. für Regulierungen bewilligt wurden, er» folgte Schluß der Sitzung. Sericbts-Teitimg. Ei« gerichtliches Nachspiel zum Streik bei der«.<S.©. Ende Oktober 1912 brach bekanntlich bei der ül. E. G. in der Voltastraße ein Streik aus. Einige Tag« darauf stand der Schmied Metvis in der Voltastraße. Sosort erschien ein Schutzmann mit dem Bemerken:Sie dürfen hier nicht stehen bleibe«! wenn Sie Arbeit suchen, dann gehe,, Sir ins Bureau, es werde« noch einige Arbeiter angenommen."Ich gehör« zu den Streikenden, suche also hier keine Arbeit," antwortete Mewis.Ich warte nur auf einen