Nr. 28.
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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin"
Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morigplak, Mr. 1983.
Glücksspiel?
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Sonntag, den 2. Februar 1913.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplay, Mr. 1984.
wieder alles bewilligen, was sie früher als ordnung des Reichstags niedertrampelte, um ihren Raub in unannehmbar bezeichnet hatten. Denn unterdessen Sicherheit zu bringen. Der Mann, der heute nach dem Zuchtist ja das Wahlgeschäft, wenn ihre Rechnung in Erfüllung hausgesetz schreit, das den Arbeitern jede Verbesserung ihrer geht, gemacht. Die Nationalliberalen werden in ihrer Lebenshaltung unmöglich machen soll, sollte daran denken, Während die schwere Krise in der auswärtigen Politik Tölpelhaftigkeit schon die Geschäfte des Zentrums besorgen. Sie daß er seinen Reichtum und seine soziale Stellung etwas allzu noch immer fortdauert, sind auch die inneren Zustände in werden mit Hurra auch für die ausschweifendsten Forderungen unverschämt ausnutzt. Verdankt er doch nichts der eigenen Deutschland nichts weniger als geklärt. Und manche Anzeichen des Militarismus stimmen und den Wahlkampf gegen die Arbeit, sondern ist er doch nur der glückliche Erbe des Ver sprechen dafür, daß wir auch im Innern bewegteren antinationale" Sozialdemokratie in der Tat, und nur mit mögens, das seinem Vater jene Gründerpraktiken des Jahres Zeiten entgegengehen, sobald erst die äußere Lage Worten gegen das Zentrum führen. Und die Fort- 1873 eingebracht haben, die das schmutzigste Kapitel deutscher etwas geklärt ist. schrittler werden sich als Anhängsel des National Vermögenserwerbung bedeuten. Aber charakteristisch ist es Der Kampf, der zwischen dem Generalstab und der Reichs- liberalismus auch im Reiche erweisen, wie sie es jetzt schon schon, daß sich die konservative Meute diesen Mann zu ihrem regierung, dann zwischen dem Reichsschazamt und dem Kriegs in Preußen tun. Damit hätten die Schwarz- Wortführer erkoren hat. ministerium geführt worden ist, hat mit der bedingungs - blauen gewonnenes Spiel. Zwar ist die Hoffnung, Herr v. Kardorff hat das konservative Ideal proklamiert, lofen Rapitulation vor den Forderungen die festen Schlachtreihen der Sozialdemokratie zu erschüttern daß die Reichsregierung der junge Mann" der preußischen der Armee" geendet. Noch weiß man nicht, was die neue und ihre Wählerzahl zu verringern, völlig eitel. Aber den Minister sein müsse, wie ja diese preußischen Minister nie Militärvorlage bringen wird, aber schon gehen die Mutmaßungen Schwarzblauen handelt es sich um Mandate. Und sie etwas anderes sein durften, als die Laufburschen der preußiins Riesenhafte. Nachdem erst 1911 140 Millionen, 1912 rechnen, daß eine isolierte Sozialdemokratie dank der liberalen schen Junker. Er hat sehr deutlich, umtost von dem Beifall 650 Millionen für die nächsten fünf Jahre dem Militarismus Einfalt um einige Mandate gebracht werden könnte. Eine der Konservativen, von Herrn v. Bethmann die bedingungsbewilligt worden sind, soll die neue Vorlage eine jähr geringe Verschiebung genügt aber, um die loſe Unterwerfung unter die Gebote der Dreiklassenmänner liche Mehrausgabe von 100 bis 130 Millionen alte schwarzblaue Majorität wieder her verlangt. Und was Herr v. Dallwik dazu gesagt und gebringen. Dies wirft alle bisherigen Finanzpläne über den zustellen. schwiegen hat, das zeigt, daß das preußische MinisteHaufen. Unter den Regierungen herrscht über die Deckungs- Und der Siegespreis ist lockend genug. Dieser rium und die Konservativen völlig übereinfrage offener Zwiespalt. Im Gegensatz zu den Regierungen Reichstag würde die neuen Handelsverträge zustimmen. Süddeutschlands , Sachsens , Oldenburgs und noch anderer schließen haben, bei denen ja die Milliardengewinne der Während so das Zentrum im Reiche für Kleinstaaten ist die preußische Regierung als Wächterin der Agrarier auf dem Spiele stehen. Und wenn auch die die neue Majorität sorgen soll, wollen die konservativ- klerikalen Steuerschen gegen jegliche Besitzsteuer Nationalliberalen sichere Schutzöllner sind, so ist es doch noch konservativen durch ihren Sturmlauf für und vor allem gegen die Erbschaftssteuer. Ihrem Veto hat schöner, wenn die schwarzen und blauen Agrarier unbefüm die neue Majorität die neuen Minister fich Herr v. Bethmann Hollweg selbstverständlich mert um industrielle Interessen den Zolltarif allein diftieren schaffen. Und ist dies Wert erst gelungen, gefügt. Der Mann, der angeblich über den Parteien steht, können. Dann ist auch das Schreckgespenst der Erbschafts - dann sind auch die Tage gekommen, in denen hat sich dafür mit Recht von einem sächsischen offiziösen steuer endgültig gebannt und auch für die Steueraus- die konservative Gewaltpolitik gegen die Drgan sagen lassen müssen, daß er aus parteipolitischen plünderung der Massen der Weg eben so frei, wie für Arbeiterklasse erprobt werden kann. Gründen handelt. Das ist ja freilich nichts lleberraschendes; die Zollausplünderung. Und schließlich wird die schwarzblaue Ob die Ereignisse wirklich diesen Verlauf nehmen werden, denn in allen Dingen, auf die sie wirklich Wert legen, ist Diftatur im Reichstag auch schon für die nötige Homogenität steht noch dahin. Die auswärtige Lage ist außerordentlich die preußische und damit die Reichsregierung Wachs in den der Regierung sorgen, auf daß die noch immer versprochene gespannt und die dunklen Pläne seßen eine ruhige auswärtige harten Händen der Junker. Wahlreform in Preußen den Konservativen und Kle- Situation voraus. Ihr Gelingen rechnet mit der TölpelhaftigDie Denaturierung der Erbschaftssteuer zu einer Ver- rifalen auf den Leib geschrieben werde. keit des Liberalismus, von dessen nationalliberaler Spielart mögenszuwachssteuer, die den Großgrundbesit weiter Fällt so dem Zentrum entsprechend der Natur der Verhält- besonders erwartet wird, daß er wieder einmal das Geschäft steuerfrei läßt, ist die klägliche Ausflucht einer Politit, niffe die Aufgabe zu, durch seine Scheinopposition im Reiche die der Schwarzblauen besorge. So sicher dieser Faktor in die deren höchste Sorge die Wahrung des agrarischen Privilegs Dinge einer Krise zuzutreiben, so sorgen die Konservativen unter- Rechnung eingestellt werden kann, so unsicher ist dagegen der auf Steuerfreiheit ist. Aber dieser verächtliche Rückzug der dessen für die nötige Gefügsamkeit der Regierung. dritte und schließlich wichtigste Faktor. Wird das deutsche Regierung ist nicht das einzige, was an den kommenden Herr v. Kardorff hat ja im preußischen Landtag mit VoIt wirklich sich überrumpeln lassen und der reaktionären Stenerfragen interessiert. Ist doch das eine absolut sicher, dankenswerter Offenheit die sauberen Pläne enthüllt. Der Sippe nochmals das Heft in die Hand geben? Hier hat die daß die 100 bis 150 Millionen, die gebraucht werden, trotz Herr ist freilich kein sehr geeigneter Wortführer der herrschenden Rechnung das Loch. Und die Aufgabe der Sozialdemokratie aller feierlichen Versprechungen nicht allein von den Be- Klassen. Er ist der Sohn jenes Kardorff, dessen Name mit wird es sein, rechtzeitig dafür zu sorgen, daß bei dem sitzenden werden gefordert werden. Es ist heute schon sicher, der Schandtat jenes Verfassungsbruches vom Dezember 1902 so Hazardspiel, das da gespielt werden soll, schließlich Rotge. daß ein Teil der neuen Steuern indirekte und nnig verknüpft ist, durch den die Zollwuchermehrheit die Geschäfts- winnt!
Verkehrssteuern sein werden, die die Volks massen tragen müssen. Zugleich mit den neuen Opfern für den Militarismus bereitet sich ein neuer Steuerraubzug vor. Ein neuer Steuerraubzug, kaum vier Jahre nach dem Raub der halben Milliarde, in den Zeiten einer unerhörten, durch die agrarische Wucherpolitik crzeugten Teuerung, nach einer Wahl, in der die Zweidrittelmajorität des deutschen Volkes ein vernichtendes Verdikt über diese Politik gefällt hat!
Tn letzter Stunde.
Die Haltung der Mächte.
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Ein Zeichen der Entspannung.
Verhinderung des Krieges ist aber immer noch vorhanden, Berlin : Die Konstantinopeler Meldung des Wiener K. K. Köln , 1. Februar. Die„ Kölnische Zeitung " meldet aus aber sie ist recht schwach geworden. Erklärungen Danews.60 Die geschlagenen Schwarzblauen sind aber mit dieser matischen Streisen geglaubt wird, daß ein gemeinsamer einem Vertreter des Reuterschen Bureaus, das bemerkenswerteste Telegr. Corr.- Bureaus, nach welcher in den dortigen diplo- London , 1. Februar. Dr. Danew sagte vor seiner Abreise neuen Provokation noch lange nicht zufrieden. Sie haben Schritt der Mächte bei der Pforte bevorstehe, beruht an der Lage sei die Einigkeit der Mächte, und die Tatsache, dank der Geduld des preußischen Volfes, die noch immer das auf einem Irrtum. Dreiklassenwahlrecht erträgt, die Macht in Preußen. Aber sie daß niemand den Wunsch hege, sich die schwierige Lage der Dinge Gemeinsame Schritte sind unseres Wissens jetzt weder im nahen Osten zunube zu machen. Er sei überzeugt, daß alle wollen auch die Macht im Reiche und im Reichstag wieder der Pforte noch den Balkanstaaten gegenüber geplant. Eine im nahen Often zunuze zu machen. Er sei überzeugt, daß alle unumschränkt besiken. Und diese Wiedereroberung sucht jest tann auch in einer anderen Weise geschehen, holte dann, daß die in der Antwort note der Pforte aufMächte ohne Ausnahme den Frieden wünschten, und er schätze Einwirkung auf die Erhaltung des Friedens ihre Bemühungen, einen Ausgleich zu fördern. Dr. Danew wiederdas Zentrum planmäig vorzubereiten. Es benügt den Vorüber die die heutige Botschafterversammlung in gestellten Bedingungen un annehmbar seien. wand des Jesuitengesetzes, um seine Wählermassen auf London beschließen wird. Entgegen den Gerüchten ist es nicht geſtellten Bedingungen un annehmbar seien. zupnischen, um seine bäuerliche Gefolgschaft und auch die zu befürchten, daß die Botschafterversammlung sich gegenchriftlichen Arbeiter in jene Stulturkampfstimmung zu ver- wärtig freiwillig ausschalte oder sich ausschalten lasse. Wien , 1. Februar. Wie das Fremdenblatt" meldet, wird sich setzen, in der sie die schweren Verbrechen des Zentrums Die Mächte werden bis zum lebten Augen Oberstleutnant Prinz Gottfried Hohenlohe nach Petersburg begeben, an den Lebensinteressen des Volkes vergessen und es blid tätig sein, um einem Wiederausbruch um dem 3aren im Auftrag des Kaisers Franz Joseph ein ihnen schwarz vor den Augen wird. Kommt dann die des Krieges entgegenzuwirken. Deutsch Handschreiben zu überreichen. Die Ueberbringung dieses neue Militärvorlage, so wird das Zentrum sie natürlich land ist, was die Ratschläge an die Balkanstaaten betrifft, Sandschreibens soll den gut freundschaftlichen Beziehun nicht prinzipiell verwerfen, so unpatriotisch" sind ja nach unseren Erkundigungen bereits mit gutem Deigen Ausdruck verleihen, die zwischen den Höfen von Wien und die Klerikalen beileibe nicht, sondern es wird sie gespiel vorangegangen. Petersburg herrschen. wissenhaft prüfen". Und dann wird es, wenn es die Situation Serbische Wünsche. für günstig hält, an den Forderungen Abstriche vor. Sofia , 31. Januar. Die türkische Antwortnote Belgrad , 1. Februar. Stampa " fordert die Regierung auf, nehmen gerade in einem solchen Ausmaß, daß die Re- wird hier zwar an maßgebender Stelle als unbefriedigend noch vor Fortsetzung des Krieges ein Einvernehmen mit gierung, die ja in diesen Dingen unter der Diktatur der bezeichnet, doch ist der allgemeine Eindruck derselben nicht Bulgarien anzustreben derart, daß dieses als Gegenleistung Militärtreise steht, zur Auflösung des Reichstages Ansicht, daß aus dem Inhalt der Antiportnote auf eine nopel und die Tschatalpschalinien in eine Ausdehnung der. allzu ungünstig. Diplomatische Streise sind sogar der für die Teilnahme der serbischen Armee am Kampfe, um Adriaschreiten muß. Das Zentrum hat bei einer solchen Auflösung vor allem werden könne, so daß die Möglichkeit weiterer Ver- willige. weitere Nachgiebigkeit der Türken geschlossen serbischen Grenzen bis nach Saloniki hin eindank der veralteten Wahlkreiseinteilung nicht viel zu riskieren, handlungen nicht ausgeschlossen sei. aber sehr viel zu gewinnen. Sein Verhältnis zu den Konser Noch achtundvierzig Stunden und dann haben die Ein türkischer Armeebefehl. vativen wird durch sein reichsfeindliches Verhalten keinen Kanonen das Wort, wenn nicht doch noch in letzter Stunde Pascha hat an alle Storpskommandanten der Armee einen Konstantinopel , 1. Februar. Der Generalissimus Izzet Moment getrübt werden. Dazu ist die Gemeinschaft zwischen eine Vermittelung erfolgt. Eine solche wird von der Bot- Tagesbefehl gerichtet, in dem er zunächst seine Ernennung den Reaktionären von der schwarzen und blauen Couleur viel schafterkonferenz in London erwartet. Wird sie Erfolg haben? zum Generallissimus mitteilt und dann sagt: zu eng. Und die Blauen wissen sehr wohl, daß sich in dem Trotz aller tönenden Reden ist weder bei den Ballanstaaten neuen Reichstage schon alles finden wird. noch bei der Türkei die Begeisterung für den Wiederbeginn In Anbetracht der geänderten Situation" werden die des Massenmordes groß und die türkische Regierung hat noch Schwarzen genau so wie nach der Auflösung 1893 und 1906 nicht das letzte Wort gesprochen. Die Möglichkeit für die
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" Im Vertrauen auf den Beistand und die angeborene, ganz hervorragende Tapferkeit der türkischen Armee habe ich diesen hohen Posten angenommen, dem ich meine ganze Existenz weihen iverde. Ihr alle wißt, daß unsere Feinde sehr grausam gegen uns handeln, dadurch, daß sie höchst ungerechte