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Co schreibt dieRhe�-Destf. Ztg.". ..In Empfang genommen hat diese Sendung ziveifelboS eine untergeordnete Persönlichkeit. Denn es ist nicht anzunehmen, datz irgendein Beamter sofort bis in die Zimmer des General- kommandos vordringen konnte. Diese untergeordnete Persönlich- keit hat dann das Telegramm entweder der Adjutantur oder einem der anwesende» Generalstabsoffiziere ausgehändigt. Man ver- setze sich in die Lage dieses Herrn: Größte Eile ist not! Jede Verzögerung bedeutet verlorene kostbare Zeit. Das Telegramm scheint durchaus echt und in dem Bestreben, die glänzende Organisation unserer Alarmvorschriften vor aller Welt zu zeigen, meldet der elektrische Funke die an- acblich allerhöchste Entschließung an das Gouvernement, die Kommandantur, das StadthalterpalaiS, Polizeipräsidium, kurzum an alle zuständigen Behörden. Ein Dutzend hohe Behörden haben bereits Kenntnis, durch die Festung hallen die Alarnrsignalc. Alles eilt dem Sammelplatz zu. Ueberall herrscht fieberhafte Tätigkeit und Aufregung. Die dem Generalkommando unter. stellten Instanzen handeln in der Eile blindlings. Denn wer einmal einen solchen Alarm mit den hohen Anforderungen an alle Dienststellen mitgemacht hat. weiß, daß zu langem Ueberlegen nicht viel Zeit bleibt. In einer ganz anderen Lage aber befinden sich die Zivil- behörden. ganz besonders der Statthalter- In allernächster Beziehung zum Statthalter- Palais steht dasawtliche W o l f f sch e Telegraphen- bureau, das bereits zu diesem Zeitpunkt die Fahrt des Krön- Prinzen zum Bahnhöf, um seinen kaiserlichen Vater zu empfangen, zu melden wußte. Auch auf dem Polizeipräsidium und dem Be. zirkspräsidium'fand man in langen Stunden keine Zeit, darüber nachzudenken, daß in Königsberg ein offizieller Festakt stattfindet, der unmöglich durch eine plötzliche Eingebung des Kaisers über den Haufen gc- warfen werden kann. In der Alarmierung als solcher also war an sich nichts Außergewöhnliches. Daß aber alle anderen Behörden vollständig versagten, ist im höchsten Grade betrüblich." Der Geniestreich des Straßburger ehemaligen Unteroffiziers Wolter ist übrigens, wie unser Straßburger Parteiblatt meldet, nicht der erste, den er losgelassen hat. Bereits voriges Jahr gc- long ihm. die Militärbehörde van Metz durch ein ähnliches Telegramm zu düpieren. Es stand im Telegramm im Text»Auf aller"; diesen Text änderte er um in:..Auf Allerhöchsten Befehl ist der Vizefeldwcbel Wolter sofort nach Berlin zu bringen." Sein Streich, nach Berlin zu kommen, ist ihm denn auch gelungen. Am anderen Tage befand er sich bereits auf der Bahn nach Berlin . I» Berlin wurde er aber von der Militärbehörde auch nicht für ge- sund erklärt. So kam er denn wieder nach Straßburg und zeigte der gesamten Garnison, wie geisteszurechnungsfähig er ist. Weiter wird gemeldet, daß vor kurzem bereits einmal per- sucht worden ist. die Straßburger Garnison durch eine gefälschte Depesche zu alarmieren. Auf der Hauptwache sei aber der Unfug, der beabsichtigt war. sofort bemerkt worden. Wolter soll übrigens die Absicht gehabt haben, nach Wilhelms- haben zu fahren, um dort die deutsche Flotte zu alarmieren. Diese Absicht vermochte er nur deswegen nicht auszuführen, weil er das notwendige Reisegeld nicht auftreiben konnte. Der Generalstreih unvermeidlich. Brüssel, 7. Februar. (P r i v a t t e l e g r a m m des V o r w ä r t s".) Heute hat die Majorität der Kammer ihre Unbeugsamkeit durch ein Votum besiegelt. Gegen die(Stim­men Der Linken wurde von der Rechten eine Diskussion de� Revision der Verfassung verworfen. Nachdem noch die sozialistischen Abgeordneten Denis und Huysmans gesprochen hatten, gab V a n d e r v e l d e un- mittelbar vor der Abstimmung eine Erklärung der sozialisti- sehen Fraktion ab, in der unter anderem gesagt wird: Wir kennen Eure Absichten, Ihr die unseren. Wir sind auf un- screr Hut, seid Ihr auf der Euren. Wir haben alles getan. die Arbeiter zu besänftigen, Zornausbrüche zu verhüten und unsere Delegierten vom Streik abzuhalten, weil wir ihn zu verhindern hofften. Wir haben zu Sessionsanfang hier er- klärt, daß es von der Majorität abhängig sei. ob das Signal zum Generalstreik gegeben werde. Wir verlangen nun von der Arbeiterklasse, das Losungswort abzuwarten und weder durch Ausschreitungen noch vorzeitige Streiks den Erfolg der Bewegung zu kompromittieren. Auf die Verwerfung der Revision antworten wir mit dem begeisterten Ruf: Hoch die Revision I Hoch das Wahlrecht! Die sozialistische Fraktion brach dann in minutenlange stürmische Hochrufe auf die Revision, das Wahlrecht und den Streik aus. In einer gestrigen Sitzung der Brüsseler Organisation wurde eingehend die Situation beraten und die Vorschläge und Maßnahmen für den nunmehr unvermeidlichen Streik diskutiert. » q. * Es lebe der Generalstreik!" Zu der schon telegraphisch gemeldeten Demonstration schreibt uns unser Korrespondent aus Brüssel : Der Faschingdienstag ist in Brüssel ein richtiger Feiertag. Die meisten Geschäfte sind geschlossen, alle Welt promeniert im bürgerlichen oder Faschingskostüm durch die Stadt. Auch die Brüsseler Föderation der Arbeiterpartei forderte die feiernden Arbeiter zu einem Spaziergang auf. Statt aber in der engen unteren Stadt sich herumzudrängen, wurde den Arbeitern für ihre Promenade die schöne breite Rue Royale und der öffentliche königliche Park empfohlen. Als aber die Arbeiter gegen'/z� Uhr aus den Vororten herauskamen, gar nicht etwa in Kolonnen, sondern einzeln wie andere Spaziergänger auch, siehe, da waren die Gitter des könig - lichen Parkes geschlossen und die ganze schöne breite Rue Royale mit Polizisten abgesperrt, der Wagenverkehr unter- krochen, die TramwayS sausten an den Haltestellen vorbei ohne anzuhalten und jedweder Passant, der sich nicht als Deputierter, Briefbote oder Journalist ausweisen konnte, wurde meist höflich, manchmal grob, aber immer unerbittlich an- gewiesen, um so und soviel Seitengassen zurückzugehen, sich rechts oder links zu verziehen, aber jedenfalls vom Schauplatz zu verschwinden. Die Rue Royale und die Anlagen bilden nämlich die Grenzen der geheiligtenneutralen Zone", die an Tagen von Arbeltermanisestationen oder Arbeiterspaziergängen " durch einen Polizistengürtel von der Außenwelt abgeschnitten wird. Diesmal aber geschah noch ein übriges: es wurden nicht nur die Straßenzugänge zur neutralen Zone abgesperrt, sondern ein großer Teil dieser Straßen selbst dem Verkehr entzogen. Zu- dem: in den Höfen der Ministerien war die Gendarmerie in Bereitschaft, in drei Gendarmeriekasernen standen die Pferde Gesattelt.... Die Bewachung des Parlaments war verstärkt, auf den Tribünen Gendarmen und Polizisten in Zivil. In den Schlössern der Parlamentstore steckten die Schlüssel, im Falle usw. Indes geschah nichts anderes, als daß die Arbeiter in Gruppen in den an die Kammer anstoßenden Seitenstraßen herumstanden und Wahlrechtslieder und dieInternationale" sangen und ihren Wünschen nach Revision der Ver- f a s s u n g in entsprechenden Ausrufen Ausdruck verliehen. Das ganze lächerliche Polizeiaufgebot hatte also nur den Zweck gehabt, zu verhindern, daß diese Rufe und Gesänge in den geheiligten Luftraum der neutralen Zone, bis zu den Ohren Herrn v. Broquevilles oder gar denen deS Königs dringen. Einer Truppe von Demonstranten ist es indes doch geglückt, bis zum königlichen Palais vorzudringen und dort das Wahlrecht hochleben zu lassen, welche Freveltat aber von einer in der Strategie desChargierens" wohl- bewanderten Polizei alsbald zu Ende geführt wurde. Wer anfangs die Taktik der Polizei ohne Wissen ihrer tieferen Absichten beobachtete, mochte überhaupt schlechthin an einen Faschingsscherz denken. Man bemerkte nämlich, wie die Polizisten auf Befehl der Kommissäre die in den Straßen angesammelten Gruppen von einer Halben Stunde zur anderen immer um ein Stück weiter von der neuttalen Zone abdrängten, so daß, wäre dem Spiel um Vz5 Uhr durch den Kammerschluß nicht ein Ende gesetzt ge- wesen, dieneutrale Zone" so allmählich.die halbe Stadt hinuntergedehnt worden wäre. Aber wie gesagt, es war endlich Kammerschluß und um'/«ei Uhr erschien die sozialistische Fraktion, die die Rue Royale überquerend in die unweit von der Kammer gelegenen Rue des Colonies einbog, wo sie von den mittlerweile zu einer kompakten Masse ver« einigten Demonstranten stürmisch mit den Rufen auf das Wahlrecht, auf die Revision und den Generalstreik empfangen wurde. Bon dort ging es in flottem Tempo durch die Stadt, in der sich eben der lebhafteste Karnevalstrubel zu entfalten begann. Während des ganzen Marsches ereignete sich nicht der geringste Zwischenfall, obgleich die Straßen schwarz von Menschen waren und der Zug unzähligemalo die größten, lebhaftesten Verkehrsadern zu überqueren hatte. Den ganzen Weg klang der kräftige Arbeiterchor durch die Stadt, ununter- brachen klangen die rhythmisch ausgestoßenen Rufe: Revision! Revision! Nieder mit Woeste! und immer und alles über- tönend dasVivo la gröve!"(Es lebe der Streik) durch die bunt belebte abendliche Stadt. Vor dem Volkshause hielt der Zug, wo er den runden Platz füllend, in andächtiger Stille den vom Balkon gehaltenen Reden lauschte. Aus der neutralen Zone" mit Polizistengewalt verbannt, klang dort, im Herzen der Volksquartiere, in den Ruf der Redner ein- stimmend, der tausendstimmige Chor:Es lebe der Streik!" politische(leb erficht. Berlin , den 7. Februar 1913. Ter Geburtenrückgang vor dem Abgeordnetenhanse. Das preußische Abgeordnetenhaus hat in einer Dauersitzung am Freitag die Beratung de» Etats deS Ministeriums des Innern ein gut Stück gefördert. Am interessantesten war hierbei die Debatte über das Gesundheitswesen. Bekanntlich ist die Medizinalabteilung seit kurzem vom Kultusministerium losgelöst und dem Ministerium des Innern angegliedert worden. Ob das ein Fortschritt ist, bleibe dahingestellt. Notwendig wäre die Schaffung eines besonderen Medizinalministeriums. Erst dann würde der Gesundheitspflege die erforderliche Aufmerksamkeit geschenkt und die traurigen Zustände beseitigt werden können, unter denen ganz besonders das Proletariat leidet. Daß die gesundheitlichen Zustände der Bevölkerung viel zu wünschen übrig lassen, darüber herrscht unter allen Parteien völlige Uebereiiistimmung. Nur über die Ursachen gehen die Meinungen auseinander. Mit dem bloßen Jammern über den Rückgang der Geburten ist es nicht getan, wenn man nicht seine Ursachen unter- sucht m>d auf Mittel zur Abhilfe sinnt. Dieser Aufgabe unterzogen sich die Abgg. M u g d a n lBp.), der mit Recht gegen das Zentrum den Vorwurf erhob, daß es bei der Verabschiedung der Reichs- Versicherungsordnung die sozialdemokratischen und fortschrittlichen Anträge niedergestimmt und insbesondere versagt habe, wo es sich um die Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit handelte, vor allem aber Genosse Ströbel, der in mehr als einstündiger, durch die geschickte Zusammentragung des Materials äußerst wirk- samen Rede den Zusammenhang Zwischen sozialer Lage und Krank» heit an der Hand der neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse erörterte. Mit Recht konnte unser Fraktionsredner den Rückgang der Ge- burten, die Kindersterblichkeit, die Tuberkulose und die Geschlechts- k-ankheiten auf unsere wirtschaftlichen Verhältnisse zurückführen und gegen die schwarzblaue Mehrheit den Borwurf erheben, daß sie durch ihre Politik der Verteuerung der Lebensmittel und durch ihre Un- tätigkeit auf dem Gebiete des Wohnungswesens die Berelendung des Volkes fördere. Mit aller Schärfe wandte sich S t r ö b e l auch gegen die von der Regierung geplante Absicht, durch Polizeimaßnahmen der Abtreibung der Leibesfrucht und der Konzeption entgegenzutreten. Er forderte statt dessen eine größere sexuelle Aufklärung der Ve- völkerung. Vorher hatte Liebknecht sich eingehend über die Kriminalität und über den in vieler Beziehung noch so rückständigen Strafvollzug in Preußen ausgelassen und«ine Aenderung der Art der Gefängnis» arbeit sowie eine Reform der Unfall- und Invalidenversicherung für Gefangene gefordert. Ein anderes Kapitel des Etats gab unserem Genossen Leiner t Gelegenheit, die sortgesetzten Wünsche der Konservativen auf eine Besserung der Veteranensürsorge als Heuchelei zu brandmarken, in- dem er nachwies, daß gerade die Vertreter dieser Partei eine aus- reichende Veteranenfiirforge verhindert haben. Am Sonnabend hofft man endlich mit dem Etat des Mini« steriums des Innern fertig zu werden. Landtagswahl in Sachsen -Altenbnrg. Die bis jetzt bekannt gewordenen Ergebnisse der Wahlen vom 6. Februar bedeuten eine entschiedene Niederlage deS ReichsvcrbandeS gegen die Sozialdemokratie. Die Reichsverbandskandidaten sind überall durch die sozialdemokratische Mehrheit geschlagen worden. Die städtlichen Wahlkreise in der dritten Abteilung wurden mit übergroßen sozialdemokratischen Mehrheiten behauptet, und in Alten- burg-B. sowie in Meuselwitz haben in der IL Abteilung die Fort» schrittler mit Hilfe der Sozialdemokraten die ReichSverbandSkandi- daten geschlagen. In zwei von den vier ländlichen Wahlkreisen ist zwar der sozialdemokratische Vormarsch zum Stillstand gekommen; im 3. und 4. ländlichen Kreise, deren Ergebnisse noch nicht voll- ständig vorliegen, ist jedoch ein starkes Fortschreiten der Slimmenzahl zu erkennen. Im 6. und 1. Landkreise ist die Stimmen- zahl um etwa 20(1 gesunken. Das Wahlergebnis ans dem so scharf umstrittenen 4. ländlichen Kreise steht wie gesagt noch au». Nach den vorliegenden Abstimmungsergebnissen dürfte auch diese» Mal wieder, wie 1010, die Entscheidung an einigen Stimmen hängen. Von den Sozialdemokraten sind gewählt:Böhme,Dikrelter. Metzschke, Wunderlich. Faulian und Pietz sch. In Altenburg -A. wurde Metzschke mit 1137 gegen Kase sReichsverb> 623 Stimmen gewählt. In Llltenbnrg-B. Wunderlich 1994 gegen Jnesch 389, Ditreiter im 2. städtischen Kreise mit 2099 gegen Gehr sReichsverb.) 414. Im 5. städtischen Kreise Böhme 1307 gegen Oelje 287. Im 6. ländlichen Kreise Faulian 812 gegen Kraft 722. Ein Steuer-Dementt. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" tritt in ihrer Ausgabe vom Freitagabend den Meldungen entgegen, die in der letzten Zeit über die kommenden Stenern in der Preise verbreitet worden sind. Die amtliche Note besagt: Im Laufe der letzten Wochen sind mehrfach in der'Presse anscheinend aus hiesigen Korrespondenzen stammende Aussätze er- schienen, welche teils beionders die Nsichsschatzverwaltung be­rührende Fragen sBesitzstcuer, Stempelsteuer, Leuchtölgesetz, Bete» ranenbeihilfe u. a.s betrafen, teils allgemein sich mit den Finanzen des Reiches und den Finanzvläncn der Reichsleitung für die nächste Zukunft beschäftigen. Um Mißverstäiidnissen vorzubeugen. ist festzustellen, daß keiner dieser Aufsätze amtlichen Ursprungs ist." Besser wäre es allerdings gewesen, wenn sich.die Reichsschatz- Verwaltung entschlossen hätte, endlich einmal der Oeffentlichleit über ihre Absichten reinen Wein einzuschenken. Bürgerstolz und Streikbrccherschntz. Bei der Budgetberatung in der Hamburger Bürgerschaft Kurde am Mittwoch die Duellaffäre de? Senators v. Bereu- berg-Goßler. die vorigen Sommer einige Sensation ervegie, zur Sprache gebracht. Die liberalen Redner Dr. Wcx und Dr. Petersen vertraten den Standpunkt, daß ein wegen Duell- Vergehens bestrafter Senator nicht im Amt bleibe» könne, auch wenn die Strafe im Gnadenwege erlassen sei. Denn jsiri Ham­burger Senator verkörpere einen Teil der Staatssouvcrüwität und es vertrage sich nicht mit dieser staatsrechtlichen Stellung, wenn er sein Amt nur noch der Gnade des Königs von Preußen verdanke. Senator Dr. Die fiel versuchte die heikle Frage durch einen senti- mental-pathetischen Wortschwall zu umgehen, indem er die Duell- fexerei, zu der sich sein Kollege hergegeben, als unveräußerliches Bürgerrecht für jede» Senator in Anspruch nahm. Bon sozial- dmokratischer Seite beteiligten sich die Genossen Dtengele und Stötten a» der Debatte. Stengele meinte, die Frage, wie die sogenann!« bessere Gesellschaft ihre Raufhändel ansfechte, sei gleich- gültig; nicht gleichgültig könne es aber sein, wenn ein Mann. der zu nützlicher öffentlicher Tätigkeit berufe» sei. sich der Gefahr aussetze, durch die Kugel eines adeligen Raufbolds aus dieser Tätigkeit hinweggerissen zu werden. Dem müsse eventuell durch die Vorschrift, daß die Senatoren de» bunten Rock gleich beim Amtsantritt auszuziehen haben, vnrgebeugt.. werden. Dagegen sei die liberale Schlußfolgerung, daß jeder Konflikt mit dem Gesetz zur Amtsniederlegung zwinge, nicht anzuerkennen. Weder ein Senats- noch ein Bürgerschaftsmitglied dürfe wegen solcher Kon- flikte für unwürdig erklärt werden. Dieser Meinung stimmt« auch oer Redner der Fraktion der Linken bei. während die Wortführer der Rechten und des Zentrunis dieTapferkeit" deS Senators priesen, mit der er dieBürgerehre" gegenüber dem Grafen Äönigsmark verteidigt hatte. Worauf ihnen Stalten entgegnete, daß ein Bürger und ein Senator erst recht doch vor allem die Gesetze zu achten hatte. Die Mehrheit der bürgerschaftlichen Gesetzgeber dachte darüber aber offenbar anders, und so blieb es bei dieser Aussprache. Ganz anders denkt das hanseatische Bürgertum natürlich, wenn Gesetze nicht von Senatoren, sondern von organisierten Ar­beitern übertreten werden. Das zeigte sich, älS im weiteren Ver­lauf der Budgetberatung vom Genossen Bartels die Scharf- macheret der Hamburger Handelskammer als wüste tendenziöse Hetze gebrandmarkt wurde. Die Handelskammer Hat bekanntlich in ihrem letzten Jahresbericht eine Verschärfung der Strafgesetze gegen Streikende und insbesondere Gefängnisstrafe von einem Jahr gegen das Streikpo st en stehen gefordert. DasMaterial", das diese Forderung begründen soll, ist, wie Genosse Bartels nachwies, den durch ihre Terrorismuslügen übel berufenenHamburger Nachrichten" entnommen und stellt die Tat- fachen geradezu auf den Kopf. Erst neuerdings, beim Ausstand des Personals der Hamburger Hochbahn , hat dieses Blatt wieder geschwindelt, die Streikenden hätten die Kabelleitung zerstört, ob- wohl davon kein Wort wahr ist. Auf alles dies blieben die Scharf- macher in der Bürgerschaft zwar die Antwort schuldig, aber an der Forderung des verstärkten Streikbrecherschutzes halten sie fest. Lkwa. Die Anleiheschikanen. London , 6. Februar. Wie da» Reutersche Buvean erfährt, hat der chinesische Gesandte in London ein Telegramm au» Peking erhalten, demzufolge Hitch für die Anleiheverhandlungen neue Instruktionen und die Ankunft Chang Tung YoanS abwartet. Chang Tung Uvan. der Vizepräsident des FinanzratS, ist zum Finanzvertreter China » in England ernannt worden nnd wird mindesten» solange dort bleiben, bis China die augenblicklichen finanziellen Schwierigkeiten überwunden hat. Wegen der dringen- den Notwendigkeit, die schwebenden Schulden vor dem chinesischen Neujahr, das auf den heutigen Tag fällt, zu begleichen, erhielt die chinesisch« Regierung einen Vorschuß von 7SOOOO Pfund Ster­ling. Diese Summe stellt die letzte Rate der chinesischen Fünf- Millionenanleihe dar, welche erst später fällig wäre. England und der Fall Rump. London , 3. Februar. Im Unterhause richte!« der Natio­nalist Ginnell an Staatssekretär Grey die Anfrage, ob der von der SechLmächtegruppe China aufgenötigte An- leiheentwurf die Ernennung der von den einzelnen Be- teiligten für die wichtigsten Stellen der Ueberwachung der Steuer-, Rechnungs-, Anleihe» und EisenbahndcpartementS Chinas vorge- sehen«» Personen umfasse und ob der Minister die vorläufige Ernennung deS Deutschen Rump zum Chef der neuen chine- fischen Rechnungskammer gebilligt habe. Ginnell machte darauf gegen Rump gewisse EiMvendungen. Grey erwiderte: ES ver- steht sich von selbst, daß die Ernennungen für die chinesischen Departements bei der Reorganisation der Anleihe nur nach Be­sprechung mit den Dertvetern der interessierten Mächte geschehen können. Meine Antwort auf die letzte Frage ist negativ. Mir ist nichts darüber bekannt, daß Rump für den Posten nicht befähigt ist. Soweit die britische Regierung unterrichtet ist, sind die Er- nennungen bis jetzt noch nicht vollzogen. flus der parte!» Die in Stockholm lebenden deutschen Parteigenosse» treffen sich in«dem dortigen sozialdemokratischen VereinVorwärts*. Auskunft erteilt Genosse K. V. K. Jansson, Drottninggatan 67, Aufgang B, 8 Tr., sowie der Vorsitzende Genosse Otto Stitz, Stock- Holm, Nybrogatan 8._ Parteiliteratur. Teuerung, Warenpreise und Goldprodultion von I. Karsli. Heft 7 derAbhandlungen und Vorträge zur sozialistischen Bildung". Herausgegeben von Max Grunwald . Verlag von Kaden«. Co., Dresden . Preis 50 Pf,