CkwcrkfchaftUcbee. Dk tßdbixt* Tcrdm rtnd keim 03obtf*hrt»- einrlcbtungcn. So«ntschtrd«» Donneretagabend da» S e w e r b e' gericht in Berlin - Ober- Schöneweide durch rechtskräftiges Urteil. Wie bei der Firma Siemens u. HalSke it a. so ist auch im Betrieb« der Akkumulatorenfabrik-Aktiengesellschaft. Werk Berlin-Ober-Schöneweide, ein g e l b er UnterputzungSverein nach dem rühmlichst bekannten Muster de« ehemaligen gelben Häuptlings Rudolf L e b t u S gegründet worden. Wer bei genannter Firma in Arbeit tritt, muß dem»Unterstützungsverein" beitreten. Als Eintrittsgeld werden 25 Pfennig erhoben, außerdem jedem Arbeiter wöchentlich 25 Pfennig als Beitrag vom Lohn einbebalten. Auf Rückzahlung dieser Beiträge erhob der Gürtler Max E.(vertreten durch den Angestellten des MetallarbeiterverbandeS Behrenbeck) Klage ver dem werbegertcht in Berlin -Ober-Schöneweide . Kläger war vom 2. Oktober 1911 bis 6. Januar 1918 im Betriebe der Beklagten beschäftigt. Wie er angab, ist er gegen seinen Willen veranlaßt worden, dem»Unter stützungSverein" beizutreten. Gegen seinen Willen seien ihm ferner allwöchentlich 25 Pf. als Beitrag für diesen Verein vom Lohn einbehalten worden. Er beantrage die HeranSzahlung der Beiträge, denn die Ab züg« seien ungerechtfertigterweise gemacht worden, auch verstoßen die gemachten Abzüge gegen die guten Sitten. Die Einstellung in den Betrieb der Beklagten sei von dem Beitritt zu dem gelben Verein abhängig ge- macht, der Beitritt also erzwungen worden. Die gemachten Abzüge vom verdienten Lohn seien ein Verstoß gegen den§ 115 der Gewerbeordnung. Nach genanntem Paragraphen sei der Gewerbetreibende verpflichtet, die Löhne seiner Arbeiter in Reichswährung zu berechnen und bar auszuzahlen. Alle anderen Vereinbarungen und Ver träge, welche dieser Bestimmung zuwider liefen, seien nach Z 117 der Gewerbeordnung als nichtig zu betrachten. AuS diesem Grunde beantrage er, die beklagte Firma zu verurteilen, die während der 66 Wochen seiner Beschäftigung einbehaltenen Beiträge im Gesamtbetrage von 16,50 M. zurückzu- e r st a t t e n. Der Vertreter der Beklagten beantragte A b w e i s u n g der Klage. Die Firma sei zu den Abzügen berechtigt g« Wesen, denn eS handele sich um eine WohlfahrtSein� r i ch t u n g im Sinne des Z 117 der G.-O. Auch sei ja der Kläger mit dem Abzug der Beiträge einverstanden gewesen. DaS Gericht verurteilte die Beklagte, an den Kläger die geforderten 16,50 M. zu zahlen. In der Begründung deS Urteils wurde hervorgehoben, daß das Gericht der lieber zeugung sei, die gemachten Abzüge wären ohne jede Rücksicht auf die Höhe des Lohnes— zu unrecht erfolgt. Der Unter stützungsverein. für den die Beiträge vom Lohn einbehalten wurden, sei keine Wohlfahrtseinrichtung, wiesle der Z 117,2 der G.-O. bezeichnet. Der Unterstützungsverein wäre in erster Linie als Gegenorganisation gegen die freien Gewert schaften gegründet wordeu. Nur das äußere Gesicht sei das einer Wohlfahrtseinrichtung. Mithin seien die Abzüge zu unrecht erfolgt und hätte die Beklagte zur Herauszahlung der Beiträge verurteilt werden müssen. Eine ausführliche Begründung deS Urteils wurde der schriftlichen Ausfertigung vorbehalten._ Berlin und Umgegend. Terrorismus im Dachdeckergewerbe. Die Berliner Arbeitgeber im Dachdeckergowerbe werfen ohne langes Besinnen alle Dachdecker aufs Straßenpflaster, welche sich weigern, Mitglied der gelben Organisation oder wie die Arbeit- geber und auch die Angehörigen dieser Organisation sich nennen, der„Freien Vereinigung der Dachdeckergesellen Groß-Bcrlins", zu werden. Würden die Arbeiter nur annähernd mit solchen Mitteln arbeiten oder gearbeitet haben, um Mitglieder für ihre Organi- sation zu gewinnen, wie würden die Unternehmer nach Polizei und Staatsanwalt, nach Knebelungs- und Zuchthausparagraphen schreienl Die Arbeitsverhältnisse sind im Dachdeckergewerbe leider derartige, daß die Arbeiter nicht imstande sind, genügend Widerstand zu leisten. Am 20. Januar hielten die Mitglieder des Arbeit- geberverbanoeS für das Dachdeckergewerbe von Berlin eine Ver- sammlung ab. In dieser Versammlung referierte der Schriftführer des Arbeitgeberverbandes, Herr Gregor j r., in einem instruk- tiven Bortrage über den Verlauf deS Berliner Streiks. Nach diesem Vortrage wurde dann folgender Beschluß gefaßt: „Andere Gesellen als die der Freien Vereinigung dürfen auf keinen Fall eingestellt werden. Vom 1. März 1913 ab dürfen zentralorganisierte oder keiner Organisation angehörende Ge- sellen aus keinen Fall beschäftigt werden." Weiter kam noch zur Sprache, daß Mitglieder des Arbeitgeber. Verbandes zentralorganisierte Gesellen beschäftigen, und zwar zirka 400. Die Mitglieder wurden aufgefordert, oerartige Ge- sellen sofort zu entlassen; sie unterstützten damit die Kasse der aus» gesperrten Gesellen und schadeten sich damit selbst. Wer Gesellen brauche, möge sich an den Leiter des MeistcrarbcitsnachweiseS wenden. Wenn die Unternehmer ahnen würden, auf welchem Vulkan sie tanzen, sie würden ihre Handlungsweise anders einrichten. ..Jedes ehrbare Handwerk braucht auch ehrbare Handwerker." Diesen Ausspruch haben.die Dachdeckcrmeister zu wiederholten Malen getan. Im Dachdeckergewerbe sind jetzt die Unternehmer aber dabei, die Gesellen zu Heuchlern zu erziehen. Doch wird auch bei diesen wieder d-e Stunde komme», wo sie ihr Haupt frei er- heben rönnen; dann werden die Unternehmer erfahren, daß sie sich verspekuliert hatten, und daß sie auch nicht auf das Gros der„Gelben" rechnen können! Wohl können sie das Wort ver- bieten, niemals aber den Geist töten! der ftuttsttsthe» Gr- zlichste Einführung der Nacht- veutlches Reich. Dem Kampf um die Nachtruhe in der Binnenschiffahrt. Der Unternehmerverband für die Binnenschiffahrt versucht in der Presse, die Verantwortung für den folgenschweren Kampf in den Stromgebieten der Elbe, Saale , Havel , den märkischen Wasser- stratzen und der Oder auf die Vertreter der �Arbeiter abzuwälzen. Er sagt jetzt, er habe niemals das Zugeständnis gemacht, eine Regelung der Arbeitszeit im Jahre 1914 vorzunehmen. Aus dem Verlaufe der Verhandlungen ist dagegen einlvandfrei nachzuweisen, daß die Vertreter der beiden Arbeiterverläiwe die Unternehmer nicht im unklaren darüber gelassen haben, und daß die Unter- nehmer denn auch klar und bestimmt erklärten: es soll 1914 eine Regelung der Arbeitszeit vorgenommen werden, ja, sie versprachen sogar eine Regelung in diesem Jahre. Eine Delegiertenversammlung der Schiffer erkannte das An- erbieten der Unternehmer in der Lohnfrage für das Elbegebiet an, erklärte aber die Zusage für die Oder und die märkischen Wasser- straßcn für nicht genügend, zumal eine dreijährige Vertragsdauer in Vorschlag gebracht wurde. Sie stimmte weiter dem Vorschlage des Unternehmerverbandes bezüglich Einführung der Nacht- und Sonntagsruhe zu. soweit sich der Vorschlag auf die Zusammen. WwVBQ MlftitmtjfWn tPtW Hebungen bezog. Da aber die und Sonntagsruhe dringend erforderlich ist, könnte ohne genügende Garantie dafür, daß den Wünschen der Mannschaft in genügender Weise Rechnung getragen wird, einer dreijährigen Verlängerung der Vereinbarungen nicht ohne weiteres zugestimmt werden. AuS der nun folgenden Korrespondenz zwischen dem Unter- nehmerverband und den Arbeiterverbänden geht denn auch nicht hervor, daß der Unternehmerverband der Ansicht war, die Mann- schaften wurden auf die Regelung der Arbeitszeit verzichten. Die Unternehmer haben am 29. Dezember die Arbeitszeitregelung für das Jahr 1914 zugesagt, und am 28. Januar haben sie diese Zu- sage zurückgezogen. Diese Tatsache läßt sich nicht auS der Welt schaffen, und die Unternehmer haben demnach die Verantwortung, wenn e» jetzt zum Kampf kommt. Die Unternehmer begründen ihre Haltung jetzt mit dem Hin- weis, daß sie einseitig belastet und deshalb der Konkurrenz durch die nicht im Unternehmerverband organisierten Reeder nicht stand- halten könnten. DieS trifft nicht zu; die Organisationen haben in den übrigen Betrieben ebenfalls Mitglieder, sie würden auch dort für die Regelung der Arbeitsverhältnisse eintreten. So hat der Transportarbeiterverband bei den Mitgliedern de» Unter- nehmerverbandeS fast 6000 Mann organisiert, und bei den Unter- nehmern, die nicht dem Unternehmerverband angehören, über SOOll Mitglieder. Der Unternehmerverband sucht die Sache jetzt so darzustellen, al« wenn die Mannschaften eine Kraftprobe veranstalten wollen. Aus dem Verhandlungsgang geht unzweideutig hervor, daß die Vertreter der Arbeiter alles versucht haben, um eine Einigung zu erzielende t Kampf hat schon auf der ganzen Linie eingesetzt; die Mannschaften, di« zu � zu Hause find, verweigern die Aufnahme der Schiffahrt, die anderen Mannschaften werden die Fahrzeuge am IL. Februar verlassen. Eine ganze Zahl von Unternehmern hat sich bereit» an die Or- ganisation gewandl, um Verträge abzuschließen; sie wollen die Forderung der Nachtri-kc erfüllen. Di« Christen als Wahlfälscher. In Königsberg i. Pr. fand dieser Tage die Wahl des Gehilfen- auSschusse» für die Zwangsinnung de» Maler« und Lackierergewerbes statt. Bisher hatten die Christen den Ausschuß besetzt. Diesmal be- teiligte sich auch der Zentralverband der Maler und Lackierer an der Wohl. Diese hatte eine recht rege Beteiligung aufzuweisen, und da» Wahlkomitee konstatierte, daß 1S2 Stimmen abgegeben worden wären. Man war über die große Anzahl von Stimmen verdutzt da soviel Wähler gar nicht anwesend waren. Als darüber Zweifel geäußert wurden, wurde eine. Auszählung der Wähler vorgenommen die ergab, daß nur 133 stimmberechtigte Personen anwesend waren. ES waren also zu viel Stimmen abgegeben worden. Jetzt kon- statierte der Vorsitzende des ZentralberbandeS, daß an den Tischen der Christen doppelt Stimmzettel ab- gegeben worden wären! Die Christen mußte» das auch eingestehe«! Sie hatten ihre schwache Position durch ein wenig Wahlschwindel aufbessern wollen. Unter Kontrolle des Zentral Verbandes wurde eine nochmalige Abstimmung vorgenommen, und die ergab, daß für den steten Verband lOL, für die Christen 29 Stimmen abgegeben waren. Die Christen waren also unter- legen; bei dieser Niederlage haben sie sich eine arge Blamage zu- gezogen._ Für die Arbeiter der Kaiserlichrn Werft Wilhelmshaven ist vor einiger Zeit est, neuer Lohntarif in Kraft getreten, der für die Handwerker keine Aufbesserung dringt, dagegen den Minderent- löhnten, wie Helfer, Anstreicher, Nieter, Stemmer, Magazinarbeiter, MaterialstnauSgeber, SchifsSkammer-, Kanalarbeiter usw. eine Er- höhnng deS Stundenlohnes um 1— 2 Pf. bringt. Etwas besser sind einige Kategorien der Monatelvhner wie BureauhilfSarbciter, Tele. phonisten, Hausmeister, Feuerwehrmänner. Werftwächter usw. weg- gekommen, ldie 2,60—7,60 M. monatliche Zulage erhielten. Leider st auch jetzt wiöder der Wunsch des ArbeiterauSschusseS um Ein- ührung der durchgehenden Arbeitszeit abgelehnt worden. Eine Arbeiterdemonstration auf der Bremer Werft. Wie bürgerliche Blätter berichten, veranstalteten die gesamten Arbeiter der Aktiengesellschaft Weser in Bremen am Donnerstag eine gewaltige Demonstration. AuS Anlaß der Beisetzung eines vor wenigen Tagen auf der Werft tödlich verunglückten Kameraden blieb die gesamte Arbeiterschaft, ungefähr 4000 Mann, ohne vor- herig« Benachrichtigung der Arbeit fern und folgte dem Ver- torbenen zum Grab«. Ter Betrieb auf der Werft, die gerade jetzt außerordentlich stark beschäftigt ist, ruht« deshalb vollständig. Eine Lohnbewegung der Strick- und Wirkhaudschuhbranche ist in den Chemnitzer Landbezirken im Gange. Es handelt sich darum, eine einheitliche Lohnzahlung zu erreichen. In dieser Be- ziehung herrschte bisher die größte Willkür. Den Fabrikanten ist chon im Herbst mitgeteilt worden, daß sie bei ihren neuen Kalkulationen erhöhte Löhne in Rechnung stellen sollen, um dem Vorwand zu neuer Ablehnung der Arbeiterforderung zu begegnen. Angesichts der allgemeinen Teuerung ist eine Lohnaufbesserung dringend nötig. Die Unternehmer versuchen jedoch, die Verhand- lungen auf die lange Bank zu schieben. Der Textilarbeiierverband strebt zunächst eine Verständigung auf stiedlichem Wege an. Eua der frauenbewegung. liebet„Schule und Kind" prach Genossin Anna Blos am 3. Februar im Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Die Referentin zeigte, wie die Schule stets im Zusammenhang mit der Kirche gestanden habe. Sehr lang« galt jeder Fortschritt freier Erziehungslehve als revo- lutionäre Tat. Sogar die Fröbelfchen Kindergärten wurden nock, im 19. Jahrhundert als sozialistisch bezeichnet. Auch heute nock; 'teht die Vollsschule unter dem Geisteszwang der Kirche. Die Lehrerausbildung in den Seminaren hemmt jede frei« Bewegung der jungen Leute, trennt sie von der sozialen Umwelt. In letzter Zeit hat sich freilich, nicht zuletzt durch den Einfluß der Arbeiter- bewegung. manche Besserung in den Schulverhältnissen durchgesetzt. Ist doch in Stuttgart eine Sozialdemokratin sbie Referentin) in den Ortsschulrat hineingewählt worden. Aus den Erfahrungen, die sie als Mitglied des Stuttgarter OrtsschuIratS wie auch in ihrer früheren Tätigkeit als Lehrerin gesammelt hat, führte die Nednerin zahlreiche Beispiele für den unfreien, kirchlich und ge- chichtlich tendenziös gefärbten Unterricht an. der in der Volks- schule den Kindern heute geboten wird. Sollte die Volksschule auch nur annähernd der Ausgabe genügen, alle Kräfte und Fähig. leiten des Kindes zu entwickeln, so müßten zunächst die schweren Mängel abgestellt werden, unter denen sie noch heute leidet. Be- kannt sind ja die Klagen über die Schädigungen der Schüle� durch die"Ueberfüllung der Klassen, die Ueberlastung von Lehrern. die oft über 120 Schüler»nglerch unterriibftn müssen, d«n Lehrer- mangcl aui dem Lande, den schlechten Zustand vieler Schutgcbäude. die weiten Schulwege usw. Wenn in Preußen für einen Volks- chüler durchschnittlich 63 M.. dagegen für einen Schüler der höheren Schulen 279 M. und für einen Studenten gar bis über 1200 M. vom Staate zugeschossen werden, so kann wohl die Arbeiterschaft die Abstellung dieser Schäden fordern. Um zu be» greifen, welche Resultate unsere Volkschnle erzielen kann, mutz man die Lebensumstände der Schüler aus dem Proletariat in Betracht ziehen. In Stuttgart waren 81 Proz. aller Volksschüler unterernährt und über 40 Proz. davon hungerten direkt. Zu Hause haben viele Kinder keine genügende Aufsicht; oft genug müssen sie neben ihrer Schularbeit bis zum späten Abend im Hauehakk Lekfen, ftetnere Geschwister stwmflflchttge«, Kranke pflege« unt> all« diese übermäßige Arbeit unter schweren körperlichen Entbehrungen leisten. Wahre kleine Helden des Lebens findet man unter diesen Proletarierkindern. Auch hier zeigen sich Wege der Besserung: die Anfänge einer Schulspeisung, die Anstellung von Schulärzten und-Schwestern. Wie müßte die Schule beschaffen sein, die unserer Auffassung einer allseitigen Ausbildung der Kräfte des Kindes entpricht? Zu- nächst haben wir die Einheitsschule zu erstreben, die gemeinsame Ausbildung der Kinder aller Gesellschaftsklassen. Der Beginn des Unterrichts müßte in ein etwas höheres Lebensalter verlegt, da- gegen durch obligatorische Kindergärten Vorarbeit für die Schule geleistet werden. An den gemeinsamen Unterbau wäre dann ein Oberbau anzugliedern, der in zwei getrennten Zweigen die Schüler entweder für einen praktischen Erwerv oder für akadenstsche Studien vorbereitet. Auch hier dürfte nicht der Geldbeutel der Eltern, sondern die Begabung deS Schülers den Ausschlag dafür geben. Die Vorbedingung wäre volle Unentgeltlichkeit des Unterrichts und der Lehrmittel, auch die Uebernahme der Verpflegungskosten durch die Schule selbst. An die Stelle der Lernschule muß die Arbeits- schule treten, die auch die manuellen Kräfte des Kindes entwickelt. Am Gartenbau und in Wanderungen sollte Naturerkenntms ge- pflegt, durch Turnen, Tanzen und Singen die Jugend in Freudig- keit erhalten erhalten werden. Erst in einer solchen Schule könnte davon die Rede sein, die Kinder zu allseitig entwickelten freien Menschen heranzubilden; erst dann wäre erfüllt, was Ibsen forderte:„Die Jugend klopft heute an die Tür und heischt ge- bieterisch die Erfüllung ihrer idealen Forderungen, zu einem tüchtigen Menschengeschlecht erzogen zu werden." An den mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag schloß sich eine Diskussion, in der auf die Pflicht der Mütter hingewiesen wurde, den Unter- richt ihrer Kinder mit zu überwachen und den in der Schule gepflegten antisozialen und hurrapatriotischen Tendenzen entgegen- zutreten._ Frauenseminar für soziale Berufsarbeit. Am 80. Januar bat sich in Frankfurt a. M. ein Berein„Frauenseminar für soziale Be- rufSarbeit" konstituiert. DaS Seminar stellt sich die Aufgabe, weibliche Arbeitskräfte für den Dienst des Staates, der Gemeinden, der Kirche und der privaten Vereine heranzubilden und zwar durch Unterweisung in der praktischen Arbeit sowie durch theoretischen Unterricht. Die Ausbildung dauert bei durcbichnittlich 30 Wochen- stunden 2— 8 Jahre. DaS Schulgeld beträgt 300 M. jährlich. Auf- genommen werden Mädchen und Frauen über 18 Jahre, die ein Lyzeum oder eine neunstufige Mittelschule erfolgreich besuchten, oder eine gleichwertige Ausbildung nachweisen können. Die Ausbildung umfaßt alle Gebiete sozialer Fürsorgearbeit, soweit sie für Frauen in Betracht kommt, den theoretischen Unterricht in Hygiene. Er- ziebungslebre, den einschlägigen Gebieten der Staats« und Ver« waltungslehre, im Armenwesen und Unterricht in Handfertigkeit und Bureautechnik. Ein Bedürfnis nach gut ausgebildeten weiblichen Arbeitskräften für soziale Berufsarbeit ist wohl vorhanden. Wir können nur wünschen, daß der Verein und daS Seminar stet» ihr Ziel,„die Hebung des VerständnisieS für sozialpolitische Erscheinungen", im Auge behalten und daS durch Vermeidung ontisozialdemokratischer Tendenzen beweisen. Die Wahl der Lehrkräfte und die nähere Aus- arbeitung deS LehrplanS werden davon Kunde geben. Nichts wäre schädlicher, als wenn man den Schülerinnen, die später mit dem Proletariat zusammenarbeiten sollen, von vornherein den Blick durch eine parteipolitische Brille trüben würde. Letzte Nachrichten* Der Waljlrcchtskampf in Ungarn . Budapest , 7. Februar.(Eig. Ber.) Der Wahlrechts- ausschuß hat programmäßig seine Beratungen begonnen. Das Interesse des ganzen Landes richtet sich jetzt auf diese Be- ratungen. Der Wahlrechtsausschuß wird täglich vormittags Sitzungen abhalten. Die Arbeit dürste sehr langwierig werden, jedoch ist ein Uebereinkommen in diesem Ausschuß gesichert und es wird dort zu keinem Konflitt kommen. Da- mit ist steilich das Schicksal des Wahlrechtsentwurfes noch nicht entschieden. Das letzte Wort hat daS Volk. Der Ministerpräsident Lukacz hat gleich in der ersten Sitzung des Ausschusses erklärt, daß der Gesetzentwurf in seinen Haupt- formen unverändert bleiben muß. Graf Tisza veröffentlichte dieser Tage einen Artikel, worin er wohl zugibt, daß im Interesse der industriellen Arbeiterschaft Erweiterungen des Wahlrechts notwendig er- schienen, im Interesse des nationalen Staates müsse jedoch die Wählerzahl beschränkt bleiben. Es herrscht die Meinung, daß der Wahlrechtsausschuß die Altersgrenze der Wähler auf 30 Jahre belassen, daß aber die Bestimmung, wonach in- dustrielle Arbeiter nur dann Wähler sind, wenn sie zwei Jahre bei demselben Unternehmer arbeiten, fallen werde. Es wird angenommen, die Regierung mache diese Konzession, weil die industrielle Arbeiterschaft den Generalstreik vorbereitet und die Regierung diesen fürchtet. Die sozialdemokratische Partei hat am Dienstag ein Flugblatt an die Soldaten herausgegeben. Dasselbe wurde konfisziert, jedoch hatten die Soldaten in den Kasernen bereits ihren Teil in Empfang genommen. Am Freitag gibt die sozialdemokratische Partei ein Flugblatt an die Werkarbeiter heraus, das in ungarischer, deutscher, slawischer und rumäni- scher Sprache abgefaßt ist._ Schwierigkeiten in der albanischen Frage. London , 7. Februar. Wie das Reutersche Bureau hört, haben die Botschafter bei ihrer gestrigen Sitzung die albanische Frage besprochen. Viele Erwägungen über den großen Umfang des Gegenstandes führten dazu, daß die Diskussion nur ganz allgemein gehalten wurde. In manchen Kreisen hat man das Gefühl, daß nach verschiedenen Richtungen hin die Lage In angemessener Weise nur an Ort und Stelle behandelt werden kann und daß xz hierfür vielleicht notwendig sein wird, eine internationale Kommission ein- zusetzen.__ Die Seuche unter den türkischen Kriegsgefangenen. Belgrad , 7. Februar. (W. T. B.) Wie die„Pvlitika" meldet. ist außer in Negotin auch in Zajecar und Kujazevac unter den türkischen Kriegsgefangenen Flecktyphus aufgetreten. In diesen drei Städten sind bisher insgesamt vierhundert türkische Soldaten erkrankt._ Ein französisches Motorboot gesunken. Dover » 7. Februar.(P. C.) Das französische Motorboot „Lewynski" ist heut- früh im Kanal gesunken. Der Kapitän wurde gerettet. Die aus wer Mann bestehende Besatzupg ist er- t ru>�e n. Opfer des Tropenkollers. Lissabon , 7 Februar.(P.£,) Wie aus Lourenco Marques gemeldet wird, ist der Wasseringenieur Tissot plötzlich vom Tropen- Zoller befallen worden In diesem Zustande hat er seine aus Deutschland geburtige Frau sowie seine Tocbter erschossen und sich dann selbst das Leben genommen. Bevorstehender Eisenbahnerstrcik in Nordamerika . New Äork, 7. Februar. (W. T. B.) Dreißigtausend Angestellte der Ostbahnen haben fast einstimmig für den Ausstand gestimmt. UttäntwTRedakt.:«lfred Wielepp, Neukölln. Inseratenteil verantw.: Üb- Glocke, Werft n. Drurl u. Verlag: Vorwärts Puchfrc. u, VerlagsanstaU Paul Singers Co., Berlin LW. Hierzu 4 Beilagen u. anterhaltungSbl.
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