i,.3s. MZchM-. i. Keilllge dkg Jormiittö" Ifrliiict lolfeMalt. Rexcbstaöf. tvs. Sitzung. Freitag, den 7. Februar 1918, nachmittags 1 Uhr. Am BundeSratStisch: Dr. Delbrück. Etat des Reichsamts des Innern. Fünfzehnter Tag. Die Beratung wird beim auherordentlichen Etat„Förderung der Herstellung von Kleinwohnungen: 4 Millionen Marl " fortgesetzt. Abg. Dr. Jäger(Z., auf der Tribüne unverständlich) scheint für eine einheitliche Regelung der Wohnungsfrage im Reich sich auszusprechen, die durch die preußische Vorlage keines« Wegs überflüssig geworden sei. Abg. Gotting snatl.): Wir hoffen, daß die Arbeiten deS Reichs- tages auf dem Gebiete der Wohnungsfiirsorge nicht vergeblich sein werden, und daß die einzelstaatlichen Gesetzentwürfe später in einem Reichswohnungsgesetz zusammengefaßt werden, in welchem die vom Reichstag mehrfach ausgesprochenen Wünsche zur Gellung kommen. Diese Entwickelung müssen wir abwarten. Wichtiger erscheinen uns für den Moment Maßnahmen zur Hebung des Kredits für die Hausbesitzer, was durch Schaffung eines Reichspfandbriefamts geschehen könnte. Das Reich könnte auch entsprechende Einrichtungen von Einzelstaaten oder von Städten unterstützen. Abg. Graf Westarp(k.): Die Wohnungsgesetzgebung, soweit sie sich auf die Wohnungsaufsicht bezieht, ist meines Erachtens Sache derEinzelstaaten.(Sehr richtig! rechts). Die Wohnungsaufsicht ist Sache der Polizei, und auch nach dem jetzt in Preußen geltenden Recht kann die Polizei weitgehende Verordnungen in dieser Richtung erlaffen. Auch der Staatssekretär steht nach seinen Erklärungen in der Budgetkommiision auf demselben Stand- Punkt und meinte, für das Reich komme nur ein inhaltlich wenig bedeutungsvolles Rahmengesetz in Frage. Er teilte mit. daß in Preußen Verbandlungen über ein Wohnungsgesetz schweben, und fügte hinzu, falls Preußen in diesem Jahre nicht eine Vorlage ein- bringe, werde die Reichsgesetzgebung eingreifen. Mit dieser Er« Ilärung können meine politischen Freunde sich nicht einver- standen erklären. Formell hat das Reich die Befugnis zur Erweiterung seiner Zuständigkeit. Die Zuständigkeit darf aber keines- wegs mit der Begründung erweitert werden, daß der Inhalt der Landesgesetzgebung auf einem ihr vorbehaltencn Gebiet den Reichsorganen nicht genügend erscheint. Deshalb müssen wir uns auch gegen die gestrig« Aeußerung des Grafen Po fadowsky wenden, wenn das preußische Gesetz den Be- dürfnissen des Volkes nicht genüge, müsse das Reich eingreifen. Das Reich hat keine Kontrolle über den Inhalt der Gesetze der Einzel- siaaten. sLebhafte Zustimmung rechts, Widerspruch und Hört I hört l links.) Die Erklärung des Staatssekretärs gewinnt noch erhöhte Bedeutung durch den Zeitpunkt, in dem sie abgegeben wurde. In Preußen waren die Verhandlungen fast bis zum Ab- schlutz gediehen, und Preußen hatte seine Geneigtheit zur Ein- bringung eines Gesetzes zu erkennen gegeben. Trotzdem kündigte der Staatssekretär das eventuelle Eingreifen der Reichsregierung an. Es vergeht kaum eine Woche, ohne daß meine Freunde hier dagegen protestieren müssen, daß der Reichstag in einzelstaatliche Angelegenheiten einzugreisen sucht. Mit dem Reichsberggesetz, mit dem Mißtrauensvotum in der Enteignungs- Politik, mit dem sozialdemokratischen Antrag aus Aenderung des Wahlrechts in den Einzelftaaten suchen die Sozial- d e m o k r a t e n an der Verfassung der Einzelstaaten zn rütteln. Sie haben ja auch ganz offen den Zweck, die Bundesstaaten ab- zuschaffen und ein einheitliches Reich mit parla« >n entarischer Regierung zu bilden. Das kann ihnen nicht auf einmal gelingen, und deshalb versuchen sie andauernd a n den Grundlagen der Verfassung zu rütteln. lLinkS: Hui hui) Um so bedauerlicher ist eS. daß der Staatssekretär durch seine Erklärung diesen Bestrebungen Vorschub leistet. ■ Der Redner spricht sich dann für eine Erweiterung des Erbbau - rechtes auS; der Vorschlag. daS Reich solle Bürgschaft für zweite Hypotheken übernehmen, erscheint ihm dagegen sehr bedenklich. kleines Feuilleton. Die Kosten der Lebenserhaltung und der LebcnSvcrnichtung. Der Durchschnittswert eines Menschenlebens ist kaum zu er- mittein, da er nach der körperlichen und geistigen Fähigkeit zu großen Schwankungen unterliegt. Es ist daher eine sehr oberflächliche Schätzung, ivenn eine der größten LebensversicherungS- gesellschaflen kürzlich das Ergebnis einer neuen Statistik dahin zusammenfaßte, daß der jährliche wirtschaftliche Verlust an vcrmcidbarcn Todesfällen mit 6 Milliarden Mark gering veranschlagt sei. Der bekannte Oberst GorgaS, dessen Verdienste um die gesundheitlichen Verhältnisse unter der Arbeiterschaft am Panamakanal anerkannt worden sind, hat damit die Grundlage zu einer weiteren ähnlichen Berechnung gegeben, die allerdings einer Verallgemeinerung nicht fähig ist. Danach wird die Kostenersparnis durch Lebensrettung an den Arbeitern auf der Landenge von Panama auf rund IV M. pro Person und Jahr geschätzt. Der Präsident Jordan von der Slansord-Universität hat nun auch die Kehrseite der Medaille in Betrachtung gezogen, indem er berechnet hat. wieviel die Vernichtung eines Menschenlebens kostet. Er kann damit selbstverständlich nur die Ausgaben meinen, die von den einzelnen Staaten� für den Kriegsfall gemacht werden. Jordan kommt zu dem Resultat, daß es im moderneu Krieg ungefähr 60 VW M. kostet, einen Menschen zu töten. Auch ein solches Mittel niutz mit einer großen Unsicherheit behaftet sein, da sich im Verlauf eines Krieges nicht allein um die zuvor geschehenen Ausgaben handelt, auch nicht ausschließlich um solche, die unter allen Umständen notwendig sind, wie die der Er- nährung und Verpflegung, sondern noch um besondere Ausgaben je nach der Lage des KtiegSschauplatzes. Beim Burenkrieg beliefen sich bei'pielsweiie die Rosten für die Tötung eines Menschen aus nahezu 160 000 Mark. Es hat danach den Anschein, daß die Er- hallung von Menschenleben immer noch billiger ist als ihre Ver- nichtung. und darin liegt ein gewisser Trost. Die Anhänger des Weltfriedens werden daraus weitere Gründe herleiten, während andererseits die Leute, die den Krieg für ein unvermeidliches oder sogar unentbehrliches Uebel hallen, behaupten werden, daß gerade die Höhe der Kosten für die Tötung eines Menschenlebens abschreckend, also eigentlich gleichfalls zur Erhaltung von Menschenleben wirkl Theater. Deutsches Theater:„Der Kampf umS Rosen. rote" von Ernst H a r dt.(Die Buchausgabe erschien im Insel- Verlage.) Aller llterarlscher Stoffwechsel vollzieht sich scheinbar im Kreise:— Abgetanes kehrt wieder. Das lernt man an diesem Schauspiel und mochte stch wehmütig des(Älaubens an eine grad- linige EntWickelung des allerzungst deutschen Dramas cntschlagen. Vor zwanzig Jahren und mehr wimmelte es von Romanen und Theaterstücken, in denen ,mmer wieder bis ,uin Ucberdruß der Konflikt zwischen Klndesgehor,am und elterlichem Starrwillen. »wischen Liebe und Pflicht behandelt wurde. Und nicht minder oft begegnete man da dem ewigalten Künstlerproblcm in dem" Kon- trost zwischen Genie und Talent, zwischen Mansardenelen'o und wohlhabiger Schwelgerci. Und das alles kehrt uns nun in Hardts Schauspiel wieder!„Käthe", die� warmherzige, opferwillige Ding. Staatssekretär Dr. Delbrüi' Die von mir in der Kommission abgegebenen Erklärungen haben zu Mißverständnissen und Mißdeutungen Anlaß gegeben, und außerhalb dieses Hauses sind Angriffe von solcher Schwere gegen mich gerichtet worden, wie ich sie nicht für möglich gebalten hätte. Angriffe, die die Grenzen einer sachlichen Kritik weit überschritten haben. Ich muß deshalb- etwas eingehender darauf zurückkommen. Bereits im vorigen Jahre habe ich bei der Beratung dieses Titels erklärt, die verlangte reichsgesetzliche Regelung des Wohnungswesens würde in Materien eingreifen, die den Bundesstaaten überlassen sind und ihnen verständigerweise überlassen bleiben müssen. Ich fügte hinzu, die Hoffnung, daß die Bundesstaaten auf diesem Gebiete vor- gehen werden, habe sich bisher nicht erfüllt, und ich müsse zu- geben, daß große Mißstände bestehen. Ich schloß dann mit den Worten:„Wenn die Bundesstaaten weiterhin versagen, werden w i r wohl an die Regelung dieser Frage herangehen müssen.(Hört! hört! links.) Ich habe also damals meinen Standpunkt mit etwas anderen Worten genau so präzisiert wie in diesem Jahre in der Budget- kommission. Kein Mensch innerhalb und außerhalb dieses Hauses hat an dieser Erklärung Anstoß genommen. Sie ist hingenommen worden als das Anerkenntnis für ein dringendes Bedürfnis aus dem Gebiete des Wohnungswesens und dafür, daß, was an mir liegt, geschehen soll, um diesem Bedürfnis abzuhefen. Der Reichs- tag hat eine Kommission von 21 Mitgliedern eingesetzt und diese hat e i n st i m m i g eine Resolution angenommen, in der eine reichs- gesetzliche Regelung aller der Fragen verlangt wird, die nach der Erklärung des Grafen Westarp nicht in ein Reichsgesetz gehören, und die Resolution verlangt ferner, die ReichSleitung solle ihren Einfluß geltend machen, damit die Bundesstaaten eine Reihe von Fragen fördern, die ganz unbestritten nicht zur Kompetenz deS Reiches gehören. Die Kommission, in der Mitglieder der Rechten fleißig mitgearbeitet haben, wollte also über den Staatssekretär des Innern hinweg ein Reichsgesetz, ohne das Re- sultat der Verbandlungen abzuwarten, die ich in Aussicht gestellt habe; und diese Resolution ist dann hier im Reichstage einstimmig angenommen worden.(Lebhaftes Hört I hört I links.) Der Bundes- rai, der keinerlei Stellung für oder wider die Sache genommen hat. hat sie dem Reichskanzler überwiesen. Ich habe, den mir von, Bundesrat gegebenen Weisungen entsprechend, bei den wichtigsten Bundesstaaten angefragt, und die Antwort bekomme», daß die An- gelegenheit bereits zweckentsprechend geregelt sei. Inzwischen hatte Preußen bereits die Initiative ergriffen und die Verhandlungen aufgenommen. Preußen erklärte, es halte aus diesem Grunde ein Einschreiten deS Reiches nicht für notwendig. Die Absicht, den Gesetzentwurf noch vor Pfingsten zu veröffentlichen, konnte nicht ausgeführt werden. Der Gesetzentwurf, das kann ich versprechen, wird aber im Herbst vorgelegt werden. Es ist selbstverständlich, daß die Sache jetzt uicht mehr auf die lange Bank geschoben werden kann. In der Budgetkommission habe ich das auch erklärt und meinen Standpunkt nochmals präzi- siert. Dort wurde mir vorgeworfen, ich hätte die Sache auf Preußen abgeschoben. Das ist jedoch nicht der Fall. Weite» wurde mein guter Wille zur Förderung der Angelegenheit bezweifelt. Darauf habe ich geantwortet, daß eine reichsgesetzliche Regelung in Angriff genommen würde, wenn Preußen nicht vorgehen sollte. In. der Kommission wurde immer wieder die Frage angeschnitten, was geschehen würde, wenn ich mein Versprechen nicht erfüllen könnte. Darauf habe ich erklärt, die Sache ist sehr Knfach; kann ich mein Versprechen nicht erfüllen, dann wird eS eben ein anderer Staatssekretär einzulösen suchen. DaS ist der einzige Weg, den ein Staatssekretär in einem konstitutionellen Staate gehen kann. Man hat in dieser Frage auf einen Konflikt zwischen dem Minister V.Dallwitz und mir geschloffen. Der preußische Minister ist in dieser Frage allein überhaupt nicht zuständig, und eine derartige Ansicht ist voll- kommen verfehlt. An anderer Stelle hat man mir vorgeworfen, ich hätte durch mein Verhalten in der Budgetkommission eine Verbeugung vor der Sozialdemokratie gemacht.(Zuruf: Schrecklich I> Auch das ist irrig. Wenn ich eine Verbeugung gemacht habe, so ist es gegeir den Reichstag gewesen, nicht aber gegen eine einzelne Partei. Man hat diese Sache in Widerspruch zu den tatsächlichen Verhältnissen gestellt. Herr O e r t e l hat mir aus meinem Verhatten den Vorwurf der mangelnden Entschlossenheit, der mangelnden Offensive, beinahe der das heute diesem gehört, morgen an einen anderen abgegeben wird, „Robert Brück", der nihilistisch sich gebärdende„Sozialdemokrat", ..Vult", das S«h<nispieler-„Genie", von dessen Großtaten man nur Worte als Tatenbeweise erhält,„Ella", die leichten Herzens auf ihre Selbstbestimmungsrechte verzichtet, der Vater der letzteren beiden, dessen Affenliebe an Atavismus grenzt, und alle die andern Gestalten— sind sie uns nicht längst bekannt, und wähnten wir nicht, sie seien längst abgetan? Nein, Hardt, der Schweizer , holt sie wieder hervor, ohne daß er uns was Neues von ihnen im Lichte gegenwärtiger Anschauungen zu sagen vermöchte. Und außerdem — sein Schauspiel ist technisch unzulänglich konstruiert: man errät schon im ersten Akt, wie es im vierten endigen wird. Die Moti- Vierung ist stellenweise von einer geradezu dilettantischen Un- beholfenheit; die These bleibt an der Oberfläche haften; der „Handlung" mangelt der dramatische Nerv. Gleichwohl ließe sich ein anderer Eindruck, ja, ein gewisser poetischer Siimmungsrausch herausholen, wenn statt eines dilettierenden Schöngeistes ein wirk- lich fachmännischer Regisseur am Werke gewesen wäre. Rudolf Blümner ist ein unmöglicher Vater, der das Schauspiel im ersten Akt beinahe umgeschmissen hätte. Lediglich Alexander E k e r t gab als Schmierenkomödiant eine gute schcmspielerische Charge. Aus Adalbert U l r i c i(Robert Brück), Ilse G h i b e r t i (Käthe) und Ernst D u m ck e(Vult) könnten annehmbare Leistungen herausgebracht werden. e. lc. Musik. Das Theater des Westens , von seinem Brand endlich hergestellt, wurde am Donnerstag neu eröffnet. Eine bübjche Ver- binoung von violetten und grauen Farben macht den Ittaum sympathisch, obwohl die neuen etwas harten Formen nicht ganz zu der sonstigen Rundlichkcit des Theaters passen. Die Direktion M o n t i, die den Brand überdauert hat, beabsichtigt allerdings nicht, auf die Zeiten zurückzugreifen, in denen Intendant Pro sch mit dem letzten pumpbare» Pfennig ernste Opernmusik hochhielt. Mit der Operette geht es leichter, und erst recht mit einer solchen, wie sie nun zur Wiedereröffnung aufgeführt wurde.„Die beiden Husare n", von zwei Librcttisten und einem uns noch unbekannten Komponisten, Leon Jesscl, verwenden das alte Motiv der Zwillingsgeschwistcr, die fortwährend miteinander ver- wechselt werden. Diesmal sind es ein Leutnant, der von der lunge» Landesfürstin auf ihr Schloß genommen wird, und ein eben verheirateter Schneidermeister, der für seinen Bruder auf einen Schimmel gesetzt wird und so eine Schlacht gewinnt. Die Verwirrungen, die daraus beim Biedermeiervolk und Rokokvhof einstehe», fähren natürlich zu dem glücklichen Enoe, daß der Leut- uant die resignierende Fürstin und der Schneider seine Effie um- armt— im letzten Augenblick nach einem schnellen Austausch an der Kulisse durch einen Statisten dargestellt, analog dem Schlüsse der Zwillingsschwestern— Operette„Girofle— Girofla". Denn das Bruderpaar wird hier ebenfalls von einem dargestellt. Gustav Mahner führte die schwierige Doppelpartie so geschickt durch, wie überhaupt wieder die Darsteller das meiste Verdienst um de» Erfolg hatten— voran die uns noch neue Käthe Dorsch als Fürstin, während unter den uns schon Bekannten Hermann Feiner ob seiner durch Einfachheit wirkungsvollen Komik her- vorgehoben werden darf. Feigheit, gemacht. Der Staatssekretär urteilt doch nach seiner eigenen Ueberzeugung, und nach dieser eigenen Ueberzeugung werd� ich nach wie vor die Geschäfte führen, solange ich an dieser Stelle stehe, auch auf die Gefahr hin, daß man mir auS den Kreisen derer, denen ich politisch n ahege st anden habe, den schwersten Vorwurf macht: Mangel an Mut. Die Sozialpolitik ist eine Frage, die die Sozialdemokraten nicht erfunden haben, und die die Sozialdemokraten nicht lösen können-; das Problem ist hervorgegangen aus der gegenwärtigen Wirt- schaftlichen Gestaltung der Verhältnisse unseres deutschen Vaterlandes.(Sehr richtig I links.). Die Lösung dieses Problems gehört zu den w i ch t i g st e n Ausgaben unserer Zeit; sie ist eine sittliche Pflicht des Reiches und des S't a a t e S.(Bravo I links.) Die Lösung muß erfolgen ohne Rück? ficht darauf, wie die Sozialdemokratie dazu steht. Wir können die Schäden in unserer wirtschaftlichen Entwickelung nur aus der Welt schaffen, indem wir ihnen ins Gesicht sehen und sie de- s e i t i g e n, und nur damit entziehen wir der Sozialdemokratie den Boden.(Schultz sRp.): Abwarten I) Herr Abg. Schultz, wenn die bürgerlichen Parteien ihre Pflicht getan hätten, würden die 110 Sozialdemokraten nicht hier sein. Im übrigen kann ich nur sagen: die Regelung de? WohnungS- Wesens ist im Marsch, verschiedene Bundesstaaten haben die Frage bereits geregelt. Ich werde die Pause des Sommers dazu benutzen, um eine Reihe von Kommissionen zusammenzuberufen, in denen die Fragen besprochen werden. Die Lösung dieser Frage darf aber nicht dadurch geschehen, daß sich das Reich mit finanziellen Verpflichtungen überlastet. Abg. v. TrampczinSki(Pole) kritisiert den preußischen Wohnungsgesetzentwurf, der eitel Spiegelfechterei sei und auch bleiben müsse, so lange er nicht mit grundlegenden Be- stimmungen des Ansiedelungsgesetzes aufräume. Der Redner schildert eine Reihe von Sckikanen, die auf Grund des Gesetzes gegen polnische Staatsbürger verübt werden; so wird Leuten ein Anbau verboten, in dem sie ihre erwachsenen Familienangehörigen unterbringen wollen, und als sie sie dann notgedrungen im Stalle unterbringen, werden sie aufgefordert, für andere Unterkunft zu sorgen. Was sagt J Graf Posadowsky zu solcher„großzügigen Wohnungspolitit". Wir werden keine Gelegenheit vorüber lassen, die kleinlichen preußischen Gepflogenheiten niedriger zu hängen. (Beifall bei den Polen .) Abg. Dr. Arendt(Rp.): Wir wünschen, daß der Staatssekretär ein Staatssekretär für Sozialpolitik ist.(Lachen bei den Sozialdemokraten.) Jawohl, die ersten Anregungen zur Sozial- Politik gingen vom Zentrum und Herrn v. Stumm aus.(Leb- hafte Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) In der Erklärung des Staatssekretärs habe ich die Kennzeichnung der Sozial- demokratie als Un, sturzpartei vermißt(Hu! hu I links). die mit allen Mitteln bekämpft werden muß. Ohne die heutige Er- Närung deS Staatssekretärs war eine mißverständliche Auffassung seiner Erklärung in der Budgetkommission natürlich, sie klang wie eine Drohung gegen Preußen, obwohl sachlich eine solche Drohung ganz unmöglich ist. Deshalb hatten meine Freunde iin preußischen Landtag ganz recht, dort den preußischen Standpunkt zu wahren. Deshalb muß ich mich auch dagegen wenden, daß Graf Posadowsky gesagt hat, wenn der preußische Landtag das Woh- nungSgesetz gar nicht oder nicht genügend mache, müsse ein Reichs- g e s e tz kommen.(Sehr richtig! links.) Das geht doch gar nicht ohne Zustimmung des Bundesrats, der Bundesrat ist noch nicht e i n proletarischer Konvent und wird eS hoffentlich auch nie werden. Bei wichtigen Angelegenheiten kann doch Preußen im Bundesrat gar nicht überstimmt werden.(Abg. Lebe- bour(Soz.): Das haben wir ja immer gesagt!) Eine zufällige Reichstagsmehrheit darf nicht über den Bundesrat bestimmen. Die Herren links haben über die Kleinheit meiner Fraktion ge- witzelt. Wir sind lieber die Besiegten als Sieger auf den Krücken der Sozialdemokraten.(Heiterkeit links.) Wir find hier schwach, weil daS nationale Empfinden im deutschen Volke bei den letzten Wahlen schwach war.(Große Heiterkeit links.) Mit seinem Wachstum werden auch wir wieder wachsen.— Auf dem Gebiet der Wohnungsfrage ist vor allem eine Entschuldung des Grundbesitzes notwendig. Deshalb stimmen wir gern für die Resolution der Kommisston, die die Erwerbung von Die Musik soll als letztes erwähnt sein. Ueber daS ZirkuS - mäßige erhebt sie sich gegen das Ende deS 2. Aktes durch einige Geschicklichkeiten(einschließlich effektvoller Verwendung der Harfe) zu dem Anschein von„Rasse". Die Benutzung eines alten Tanz- ductt-Typus(„Komm, mein Liebchen, tanz mit mir" u. dgl.), dies- mal mit dem Text„Komm und gib mir deine Hand" usw., führt zu einem als„Rheinländer(Two-Gtep)" bezeichnenden Schlager, über den das Publikum— und welches!— außer sich vor Eni- zücken war. ez-, DaS Deutsche Opernhaus kam uns am Donnerstag volkstümlich: mit einer Aufführung von LortzingS„Waffen- f ch m i e d". Die frische Anspruchslosigkeit und der heitere Humor diese? liebenswürdigen Werkes erwiesen sich noch als unverwüstlich lebendig.(Ob auch ein wenig und in diesem Falle berechtigter Lokal- Patriotismus mit dabei im Spiele war? Aber wie vielen Berlinern ist es noch gegenwärtig, daß Lortzing ein Berliner war— trotz seines Denkmals?) Man vergißt über dieser Musik gern einmal, wie. herrlich weit wir eS heute in vertiefender Psychologie und ver« wirrender Kompliziertheit gebracht haben. Heute wird ja in der Musik kaum noch etwas geschaffen, daS den Namen volkstümlich ver- diente. Da mutz man sich denn schon an das gute Alte halten. Die Aufführung war recht wacker. Das Orchester erwieS sich unter Herrn K r a s s e l t s Leitung als schmiegsam und diskret. Unter den Sängern tat sich Herr L l e b a n(als Knappe Georg) dar- stellerisch und gesanglich hervor: Der prächtige Waffenschmied des Herrn L o r d m a n n sang sich recht ins Herz des Hörers. Sehr frisch gab Frl. K ä s s e r die Marie. r*. Humor und Satire. O Straßburgl Macht mobil! so rief eS kläglich Jahrelang im Blätterwald, � Und noch mancher ruft es täglich, Solang' noch sein' Stimm' erschallt. Ach, die Rufer zu dem Streite Fanden nirgendwo Gehör, Und das Schwert blieb in der Scheide, Und bei Fuß blieb das Gewehr. Bis es endlich einer wagte. Die Ertösertat zu tun, Endlich einer, der sich sagte: Ich mobilisiere nun. Und er tat eS frisch entschlossen, Und es ist ihm auch geglückt; Aber leider, Zeitgenossen. Dieser eine war verrückt. _ Franz. vtottzea. — Eine internationale Karikaturenaus- st e f l u n g wird auf dem Gelände der Internationalen Baufachausstellung der Leipziger Künstlerverein in diesem Jahre veranstalten. Zur Ausstellung werden gelangen Malerei, Plastik, Zeichnungen, Graphik und auch Karikaturengebilde der Architektur.
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