Vorort- Nadmcbtcih Lichtenberg . Stabtuerordnctenwalilen. Die alte Majorität der Interims- Stadtverordnetenversammlung hat bekanntlich die Wahl des Ge- nassen Glöckner im 2. Bezirk der L. Llbtcilung, sowie die deL Genossen Dill im 18. Bezirk der 8. Abteilung sür ungültig er- klärt. Glöckners preußische.Untertänigkeit" soll um einige Tage zu kurz gewesen sein. Bei dem Genossen Dill wurde damals die Bollwertigkeit als Hausbesitzer verneint. Nunmehr hat der Magi- strat die Nachwahlen ausgeschrieben. Im S. Bezirk erfolgt sie am Montag, den 24. Februar, von mittags 12 Uhr bis nach- mittags 6 Uhr. Das Wahllokal ist das Restaurant von Hugo Pritzel, Jungstraße 33. Für den 18. Bezirk der 3. Abteilung ist die Wahl auf Sonntag, den 2 3. Februar, angesetzt worden. Gewählt wird von mittags 12 Uhr bis nachmittags 7 Uhr. Für die Wahlen sind die für 1V12 aufgestellten Wählerlisten maßgebend. Alle in dieser Liste eingetragenen Wähler haben das Stimmrecht. Es muß dafür gesorgt werheih daß keiner von ijncn der Wahl fern bleibt.<�,ri Weihensee. Abgewiesen worden sind die Grundbesitzervereine.1884" und .Alt", die sich gegen einig« von der Gemeindevertretnng gefaßten Beschlüsse beschwerdeführend an den Minister gewandt hatten. Ins- besondere betraf e» die Beschlüsse über Heranziehung der Anlieger zu den Kosten der Bnrgersteigregulierung. die Einrichtung des SauglingStrankenhauseS sowie deZ Ledigenheimes. Den Beschwerde- führern ist jetzt der Bescheid geworden, daß. wenn die Gemeinde- Vertretung im Interesse der Allgemeinheit Beschlüsse fasse, dagegen nichts eingewendet werden könne. Denuiach scheint die Massen- Produktion von Beschwerden durch die beiden Grundbesitzervereine auch.da oben" schon als Oueruliererei bewertet zu werden. In HauSbesitzcrkreisen erwartet man weiter sehnlichst die Erledigung der Einsprüche gegen die KanalisationsleitiingSkosten, die schon llmger als ein Jabr schweben und dadurch den Hausbcsitz mit einem hohen Ge- bührensatz belasten. Auch hier liegt die Schuld an den beiden Grund- besitzervereinen, die für kein Verhandeln und keine Einigung ernstlich zu haben sind. Nieder-Schöueweide. In der Gemeindevertcetersihung teilte der Gemeindevorsteher mit, daß die Firma Küssen u. Söhne, an die die Gemeinde wegen mangelhafter Ausführung bei der Friedhofskapelle eine Schadens- crsatzforderung von 4008 M. gestellt hat, in Konkurs geraten sei. Die Vertretung beschloß, die Forderung beim KoilkurSverwalter anzumelden. Die Anleihe von 12 000 M. zum Ausbau des Spiel- Platzes wurde von der Krcissparkasse bewilligt. Am 1. Februar ist die offizielle Abnahme der neuen Alarmeinrichtung erfolgt, mit diesem Tage hat die Alarmierung mittels Hupe aufgehört. Dem Antrage deS Turnvereins Nicdcr-Schöncweidc, ihm statt drei vier Turnabende zu gewähren, wurde auf Anraten des Genossen Bengsch stattgegeben; dies jedoch nur auf Widerruf, falls sich noch ein anderer Turnverein um die Mitbenutzung der Gemeindeturnhalle bewerben sollte. Im Etat sind 400 M. für Jugendpflege borge- sehen; die Anfrage unseres Genossen, ob diese 400 M. mit dem seinerzeit vom Pfarrer Brexendorf, Vorsitzenden des nationalen OrtSvercin« für den Pfadfinderbund, gestellten Antrag identisch seien, wurde bejaht. Genosse Bengsch erklärte, unter diesen Um- ständen nicht für diesen Betrag stimmen zu können, da sonst noch andere Vereine ähnliche Anträge stellen könnten. Lege man jedoch diese 408 M. als Fonds an, woraus auch andere Vereine oder Personen, die sich mit der Jugendpflege beschäftigen, zur� Beschaffung von Gerätschaften oder sonstigen Materialien schöpfen können, so seien auch die sozialdemokratischen Vertreter dafür. Dieser Vorschlag wurde angenommen. Daß unsere Genossen recht hatten, sollte sich aleich zeigen. Ter Gemeindevorsteher teilte mit, daß der Verein Frauenhilfe sich eine weibliche Hilfskraft ange- stellt hat, die die Beaufsichtigung der weiblichen Schujjugcnd über- nimmt und auch bei den Schularbeiten behilflich sein solle. Die Angestellte soll 1800 M. Gehalt bekommen. Der Verein beantragt nun, daß die Gemeinde 588 M. zusteuern möge. Der Antrag wurde abgelehnt. Der Haushaltsvoranschlag für das Jahr 1813 balanciert in Einnahme und Ausgabe mit 532 152,58 M.. daö ist gegen das Vorjahr ein Mehr von 85 672,26 M. Aus dem vorher- gehenden Rechnungsjahr sind 68 888 M. übernommen gegen 28 888 �Lark im Vorjahre. Das Ordinarium der OrtSkanalisation schließt in Einnahme und Ausgabe mit 48 428,77 M. ab, hier ist ein Minus von 2W8,86 M. zu verzeichnen. Der Etat der ÄemeindegaSanstalt balanciert mit 182 888 M. Die Gesamtsumme der der Gemeinde gehörigen Kapitalien. Legate und Stiftungen nach dem Stande vom 1. Januar 1913 beträgt 834 265,69 M-, die Gesamtschulden betragen nach dem Stande vom 1. April 1912 2 388 581 M. Der Gcmeindesteuerzuschlag für das Steuerjahr 1918/14 ist auf 188 Proz., der Zuschlag zur Gewerbesteuer für die 1. und 2. Klasse »uf 288 Proz., sür die 3. und 4. Klasse auf 158 Proz. festgesetzt. Die Gemeindegrundsteuer beträgt für die bebauten Grundstücke 2,4 und die der unbebauten 4,8 vom Tausend. Ober-Schöneweide. Die Schuldeputation für die Volksschulen scheint ein recht stark entwickeltes GerechtigkeilSgefühl ihr eigen zu nennen. Allgemein ist bekannt, wie mannhaft diese Deputation eS seiner Zeit hinnahm, als der Gemeindevorsteher, ohne irgend welche Mitteilung kurzerhand eine Verfügung der Regierung in die Tat umsetzte, und dem Arbeiterturnverein die Benutzung der Gemeindeturnhallen entzog. Dieselbe Schuldeputation hat danach allen möglichen Vereinen die Schullokale zur Verfügung gestellt und der neueste Streich ist der, daß dem Ruderverein Jungdeutschl und der Zeichensaal der dritten Gemoindeschule als Versammlungsraum überlassen wurde. Dieser Verein ist ein Schoßkind deS honetten örtlichen Bürgertums. Wenn auch seine Leistungen mit dem Sport, wie er von normalen Staatsbürgern gepflegt wird, nichts gemein hat. so gibt er doch ver- schtedenen Personen, welche sich um ihn bemühen, reichlich Gelegenheit, sich bei den hohen Persönlichkeiten, welche dem Verein bei gelcgent- lichen Veranlassungen aufgepsropt werden, in empfehlende Gr« inneruna zu setzen. Die Einwohnerschast des Orte? hat alle Ursache. gegen diese Maßnahmen der Schuldeputation den schärfsten Protest cinzulegen, zumal aus dieser Körperschaft geflissemlich alle Elemente ferngehalten werden, denen an wirklich gesunder Entwicklung der Schulverhältnisse gelegen ist. Die Vertreter der Arbeiterschaft werden Gelegenheit nehmen, viese Zustände in der Gemeindevertretung ent- sprechend zu brandmarken. Mariend orf. Mit der Anlegung eine» BoltSParkS und dem Erwerb der hierfür erforderlichen Grundstücke beschäftigte sich die letzte Gc- meindcvertretersitzung. Begründend für die Vorlage wicS der Vorsteher darauf hin. daß seit langer Zeit in der Bürgerschaft der Wunsch rege sei. eine Erholungsstätte sür die Einwohnerschaft und zugleich einen Anziehungspunkt des OrtS zu schaffen. Ein Grundstock für einen solchen Park sei bereits in dem im Besitz der Gemeinde befindlichen, an der Rirdorfec Straße gelegenen Leh- mannschen Gelände vorhanden. Wollte man jedoch etwa» Ersprieß- licheS schaffen, so sei der Ankauf des an der Chaussee- und Aldrccht- straße gelegenen Vorlandes notwendig. Ihm sei es nun gelungen, den Ankauf zum Abschluß zu bringen; er unterbreite das Projekt daher der Vertretung zur Prüfung und Beschlußfassung. Zum Anlauf des ganzen Terrains sei eine Summe von 2 317 888 M. erforderlich Die Herstellung de» Parks erfordere etwa 188 888 Mark und die Anlegung und Regulierung der Straßen 489888 Mark Zinsen und sonstige Unkosten würden insgesamt eine Aus- aabe für den Park. Straßenregulierung und da» übrig Meibende Kallland Pen 3 310 000 R. erfordern. Der Park wurde eine Größe von 78 Morgen haben; an Bauland würden im Norden des Parkö an der Albrechtstratze 4360 Ouadratruten und im Süden 1625 Ouadratruten an der Torfstraße verbleiben. Lege man den im Orte zu erwartenden Verkaufspreis zugrunde, so ergebe sich, daß der größte Teil der Ausgaben durch die zu erwartende Ein- nähme für Baustellen gedeckt werde. Da das Projekt aus laufen- den Mitteln nicht zur Durchführung zu bringen sei, empfehle er der Vertretung, im Prinzip dem Plane zuzustimmen und zu diesem Zweck die Aufnahme einer Anleihe in der geforderten Höhe zu beschließen.— In der Diskussion sprach sich Gemeindevertreter Sauer dahin aus, daß er die Verantwortung für ein derartiges Millioncnprojekt nicht übernehmen könne, er bitte um Vertagung der ganzen Angelegenheit, bis die Vermehrung der Gemeinde- Vertretung durchgeführt sei. Auch die Herren Th. Noack und E. Noack wandten sich gegen den Plan. Herr Schöffe Pohmer be- antragte, die ganze Angelegenheit zur näheren Prüfung einer aus Sachverständigen zusammengesetzten Kommission zu überweisen. — Genosse R c i q a r d t verwies darauf, daß man seit Jahren danach strebe, im Interesse der Gemeinde etwas zu schaffen. Er und seine Freunde hätten die Sachlage genau geprüft. Durch die Kommissionsberatung solle das Projekt nur verschleppt rcsp. be- erdigt werden. Ueberdies müsse das. was in Lankwitz geschaffen orven sei, in Mariendorf möglich sein, noch dazu, wenn man in etracht zieht, daß das in Maricndorf dafür vorgesehene Terrain von der Natur besonders begünstigt sei.— Genosse Weber wandt« sich besonders gegen die Ausführungen des Herrn Sauer. Wenn derselbe seine Zustimmung zu dem Projekte davon abhängig mache, um erst zu sehen, ob und in welchem Matze die Haus- bcsitzer dadurch belastet würde», so sei das nackte Interessen- Politik.— Herr Jahn, der gleichfalls gegen die Vorlage sprach, behauptete sogar, daß er seit Zustellung derselben zwei schlaflose Nächte verbracht habe.— Am Schlüsse der sehr ausgedehnten De- batte hielt der Gemeindevorsteher den bürgerlichen Vertretern vor Augen, daß speziell sie und die Kreise, die hinter ihnen stehen, es gewesen seien, welche seit seinem Amtsantritt ihn auf diesem Wege vorwärts gedrängt hätten; um so größer sei jetzt sein Erstaunen über ihre sonderbare Stellungnahme. Wenn man noch länger mit dem Projekt warte, werde cö um so teurer werden. Im Jahre 1918 sei es möglich gewesen, daö ganze Terrain sür den Preis von 698 888 M. zu erstehen. Der Etat für das nächste Jahr werde so gestaltet sein, daß mit einer Stcuererhöhung nicht gerechnet zu werden brauche. Im übrigen ersuche er die Vertreter dringend, die Generaldebatte jetzt zu beschließen und seinem Vorschlage zu- zustimmen. Er habe die Angelegenheit deshalb in öffentlicher Sitzung vorgelegt, um der gesamten Einwohnerschaft die Stellungnahme der"Vertretung bekannt werden zu lassen. Unsere Ge- »offen und ein Teil der bürgerlichen Vertreter stimmten hierauf dem Vorschlage des Vorstehers zu und lehnten den Antrag auf Verweisung in eine Kommission ab. Hierauf wurde in geheimer Sitzung hie Spezialberatung über diese Angelegenheit weiter ge- pflogen. öpnnda». Die Stadtverordnetenversammlung beschäftigte sich in ihrer letzten Sitzung zunächst mit der Einrichtung einer Nachrichtenstelle, welche dein Magistrat unterstehen soll und wesentliche Nachrichten an die Presse übermitteln soll. Wie Stadtv. Kalte mitteilt, handelt eS sich dar»»,, eine Verbindung zwischen den Stadtverordneten und der Presse herzustellen. Es soll vermieden werden, daß einzelne Zeitungen durch grobe Vertrauensbrüche Milteilunaen aus geheimen Sitzungen usw. bringen. Genosse Pieck beantragte. daß auch der„Vorwärts", der hier einen großen Leserkreis habe und seit langen Jahren auch vom Magistrat eingehend gelesen werde, unter den in der Vorloge aufgeführten Zeitungen, denen Nachrichten zugehen sollen, aufgenommen werde. «Stadl«. Statte macht darauf ausmerkiam, daß die Borlage nur zur Kenntnisnahme vorliege. Die Versammlung erklärt sich mit der Einrichtung der Rachrichtenstelle einverstanden. Den'Straßenbahnangestevten sollen die AlterSzulagen vom l. Januar 1913 wie in anderen städtischen Betrieben von Tag zu Tag gezahlt werde». Stadtv. Schob beantragte, die Zulage vom 1. Juli d. I. zu zahlen. Genosse Pieck macht darauf aufmerksam, daß seine Partei schon immer für Aufbesserung der miserablen Lohne der Straßenbahner eingetreten sei. Beschlossen wurde, die Zulage schon am 1. Juli 19l2 zu zahlen. Eine Magistratsvorlage verlangt» die Zustimmung dazu, daß die Zahl der Stadtverordneten vom 1. Januar 1914 ab von 48 auf 54 vermehrt wird. Die Einteilung der Wahlbezirke für die dritte Wählerabteilung soll bestehen bleiben und nach Abschluß der Steuer- Veranlagung revidiert werden. Hierzu lag ein Antrag de? sozial« demokratischen WahlvereinS vor, für die Wahlen der ersten und zweiten Wahlabteilung gleichfall« die Bezirkswahlen, wie bei der dritten Wahlabteilung, einzuführen. Stadtv. Walter bemerkte hierzu: Die gemischte Kommission habe sich für Vermehrung der Zahl der Stadt- verordneten ausgesprochen, empfahl aber, den Antrag des Wahl- Vereins abzulehnen. Stadtv. Ruhl stellte im Auftrage der der liberalen Fraktion den Antrag, für die zweite Abteilung die Bezirkswahlen einzuführen und hierzu drei Lokale im Inner» der Stadt und einS auf dem Nonnendamm in Aussicht zu nehmen. Genosse Pieper sprach sich für Vermehrung der Stadtverordnetenzahl aus. Er hält gleichfalls die Einführung der Bezirkswahl für die zweit« Abteilung unbedingt sür erforderlich, wenn auch die Zahl der Wähler zurückgegangen sc». Genosse Pieck brandmarkte das Wahlrecht als ein ganz elendes. 48 Wähler mit dem großen Geldsack der ersten Abteilung hätten jetzt soviel Recht wie die 21 888 Wähler der dritten Abteilung. Im weiteren Verlauf der Debatte kam eS noch zu einer persönlichen scharfen Debatte zwischen den Stadtvv. Schob und Weber. An- genommen wurde die Vermehrung der Zahl der Stadtverordneten von 48 auf 54, gleichzeitig der Antrag Ruhl, für die zweite Wahl- abteilung 4 Wahllokale einzurichten. Der Antrag, die Gewerbegerichtswahlen an einem Sonntag stattfinden zu lassen, wurde von Genossen Pieper be- gründet. Die Wahlbeteiligung an einen, Sonntag fei viel stärker, weil die Wähler keinen Lohnausfall hätten. Stadtv. Weber gab die Erklärung ab, daß die Liberal« Fraktion für die Sonntagswahl eintreten werde. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt, weil einige.liberale" Stadlverordnete sich bei der Abstimmung drückten. Die Einrichtung eines städtischen Arbeitsnachweises soll nach einem Beschluß der gemischten Kommission und deS Magistrat« eingeführt werden. Die Einführung einer Arbeitslosenversicherung ist vom Magistrat abgelehnt' ivorden. Stadtv. Kantoroivicz ist der Meinimg. daß die Arbeitslosenversicherung nur gelöst werden könne. wenn sich die Groß-Berliner Gemeinden zu einem gemeinsamen Vorgehen zusammenschließen. Es sei aber immerhin schon ein Fort- schritt, wenn der städtische Arbeitsnachweis eingeführt werde. Genosse Pieper erklärte sich für Einsührung eines städtischen Arbeitsnachweises, trat aber gleichzeitig auch für spätere Einführung der ArbeitSlosenversichcrung ei». Stadtv. Katte erklärte namens der Kommunalen Bereinigung, daß dieselbe gegen die Einführung der Arbeitslosenversicherung sei. Der fleißige Arbeiter, der immer Arbeit habe, wurde hierdurch durch Zahlung von Beiträgen zuaunsten der arbeitsscheuen Elemente und der gewollten Arbeitslosigkeit belastet werden. Die Errichtung eineS städtischen Arbeitsnachweise« wurde beschlossen. Für oen Neubau der 3. Gemeindcschule in der Birkenstraße wurden 399 288 M. gefordert. Nach langer Diskussion und Bor- bringung zahlreicher Wünsche wurde beschlossen, die Borlage zu nochmaliger Beratung an die Kommission zurückzuweisen. Für Regulierung der Straßen in der Unigebung de« neuen Rat- hauseS werden 146 888 M. bewilligt. Nach Erledigung einer R.eihe weniger wichtiger Vorlogen wird in die geheime Sitzung eingetreten. FretreltftiSi««eiueiude. Sonntag, de» S. Februar, vormittag« 9 Uhr, Pappel-Alle« tb/l?, Netikolln:.Jdealpassaa»', und Tegel- Schlicper- straße 38: gretrelialös» Vorlesung.— Bormtttag« 11 Uhr. Kleine Frank- surler Straße 6- Vortrag von Herrn Dr. M. Brie:.Goethes Faust.»— Nachmittag« 3 Uhr. Papell-Allce 15: Gedächtnisfeier für O. Friedcrict Gedächtnisrede Herr Waldeck Manasse.— Damen und Herren al« Gäste sehr willkommen. Allaemrtne Kranken- und Sterbekasse der Metallarbeiter (E. H. 29), Hamburg . Filiale Berlin 5. Sonnabend, 8. Februar, abends S'/j Uhr, bei Hossmann. Dragonerstr. Ii: Mitgliederversammlung. Gerichts-Rettung» Verein„Arbeiterjugendheim für Berlin und Umgegend" vor dem Kammergericht. Genosse Rechtsanwalt Tr. Kurt Rosenfeld war bekanntlich al» Vorsitzender bcS Verein« Arbeiterjuaendheim für Berlin und Um- gegend wegen Uebertretung des VereinSgesetzcS vom Schöffen- gericht zu einer Geldstrafe verurteilt. Das Landgericht I barte seine Berufung verworfen. S« wurde dem Angeklagten zum Vor- wurs gemacht, daß er ein Verzeichnis der Vorstandsmitglieder und die Natzungen deS Vereins nicht dem Polizeipräsidenten eingereicht habe, obwohl e« ein politischer Verein sei. Genosse Rosenfeld halte sich dazu nicht sür verpflichtet erachtet und betont, der Verein. der lediglich Gelder zur Errichtung von Jugendheimen sammele, sei kein politischer Verein. Das� Landgericht übernahm NU« für seine Auffassung, daß cS sich doch um«inen politischen Verein Handel«, im wesentlichen die Gründe des Urteils deS Ober-Bcr- waltungsgcrichtö, das seinerzeit den Verein„Arbciterjugendheim" sür eine» politischen erklärt hat. Das Kammergericht verhandelte gestern über die vom Ange» klagten eingelegte Revision. Der Angeklagte rügte besonders, daß der Vorderrichter den Begriff dcS politischen Vereins im Sinne des tz 3 des VereinS- gesetze« nicht richtig gewürdigt babe und daß er außer acht gelassen habe, daß für die Feststellung, ob ein solcher Verein vorliege, da die Tätigkeit de« Vereins selber entscheidend sein müsse. Ter Verein hat« sich aber darauf beschränkt, Gelder zur Beschaffung von Jugendheimen- zu sammeln. Der zweite Strafsenat deS Kammergerichts verwarf die Revl- fion mit folgender Begründung: Festgestellt sei vom Landgericht. daß der Verein Jugendheim zum mindesten einen Teil der Funk- tionen der Jugendausschüsse übernommen habe und daß er durch sein Wirken bezweckte, die Ziele der«ozial-demokratt» zu fördern. ÜXirin sei aber mit Recht vom Landgericht eine Förderung von politischen Interessen und eine Einwirkung auf politische Angelegen- heitcn gesehen worden. Werden nun die auf Bekämpfung der Sozialdemokratie abzielenden Jugendvercine auch unter Slnklage gestellt werden oder gilt als RechtSfatz: entgegen dem Gesetz kommt eS auf die politische Richtung des Angeklagten an?__ Ein kranker Zeuge. An einem krankhafte» Gedächtnisschwund litt ein Zeuge, der gestern in eincr Verhandlung vor der 18. Strafkammer d«S Landgerichts l erscheinen mußte. Angeklagt tvcgcn Beihilfe zum Glücks- spiel war der Echanktvirt Karl Schönwalder. Vor einiger Zeit lief von einer Frau I. bei der Kriminal- Polizei eine Anzeige ein, in welcher diese erklärte, daß ihr Mann seit» ganzes Geld in dem Lokal des Angeklagt eir beim Wetten auf französische Pferde verliere. Al« Zeuge hierfür war ein Friseur Otto Menzel angegeben, der vor dem Untersuchungsrichter eidlich vernommen, die in der Anzeige behaupteten Dinge bestätigte. In der gestrigen Verhandlung erklärte dieser Zeuge plötzlich, daß er den Angeklagten überhaupt nicht kenne. Als ihm von dem Vor- sitzenden vorgehalten wurde, daß er dich schon in dieser Sacke und sogar eidlich vernommen worden sei, erklärte der Zeuge, daß er vordem noch niemals das Kriminalgericht betreten habe inw er auch weder vernommen worden sei, noch einen Eid geleistet habe. Als ihm der Vorsitzende nunmehr sein« Unterschrift in dem Protokoll vorwies, erklärte der Zeuge, daß dies allerdings seine Unterschrift sei, er könne sich jedoch nicht darauf besinnen, jemaW vernommen worden zu sein. Wenn die« der Fall sei. so könnt er jedenfalls nur Unsinn ausgesagt haben, denn er wisse von fr« ganzen Sache nichts. Auf Fragen des Vorsitzenden erklärte der Zeuge dann, daß et öfter solche„Zustände" habe, er könne dann nicht arbeiten und fahre gewöhnlich in diesem Falle zu seinen Eltern, um sich vier Wochen lang auszuschlafen.— Von dem Verteidiger wurde für den Fall, daß das Gericht auf die früher« belastende Aussage des Zeugen Gewicht legen würde, der Antrag gestellt, den Zeugen auf seinen Geifteszustand beobachten zu lassen. Das Gericht hielt jene Aussagen jedoch für völlig unglaubwürdig und erkannte auf Freisprechung des Angeklagten. Hub aller(Zielt« Ter verliebte Pfarrer. In England erregt zurzeit die recht sonderbare Geschichte von dem Pfarrer K n i g h t aus L e e d ö nicht wenig Aufsehen. Am 19. Januar deS Jahres meldeten die Zeitungen, daß am vorher- gehenden Tage der Pfarrer Knight von den Klippen bei Flam- borough in« Meer hinabgestürzt sei. Es hieß, der Pfarrer habe in der einbrechenden Dunkelheit eine photographische Aufnahme mit Blitzlicht machen wollen, als ihm im Beisein seiner Frau da» Unglück erreichte. Frau Knight lief dann zum nächsten Bauernhof, wo sie von dem Absturz berichtete. Trotz eifrigen SuchenS am Fuße der abschüssigen Felsen war von dem Pfarrer nicht» zu finden. Man war jedoch allgemein überzeugt, daß Pfarrer Knight tot sei. Zu seinem Andenken wurde in der Kirche eine Totenfeier veranstaltet und der Hilfsprediger schrieb ihm im Gemeindcboten einen rührenden Nachruf, in dem eS bicß:„Unser lieder Pfarrer hat unS ein Beispiel hinterlassen. Sein Lebenswandel war schön und rein und ein paar Jahre der von ihm geleisteten Dienste sind hundert Jahre alltäglicher Arbeit wert. Was un« nottut, ist die Inspiration eines Lebenswandels wie des seinigen." Verschiedene Umstände trugen jedoch dazu bei. daß Zweifel an der Richtigkeit der von Frau Knight erzählten Geschichte auftauckten. Ein Barbier in LeedS berichtete, daß sich am Tage vor dem Absturz ein Mann, der unzweifelhaft der Pfarrer gewesen sei, bei ihm die langen Haar« kurz scheren ließ, was dem Kunden ein ganz andere» Aussehen verliehen habe. Ferner verschwand mit dem Pfarrer eine junge Dame, die alS Lehrerin in der Sonntagsschule der Gemeinde seit längerer Zeit mit dem Seelsorger auf äußerst freundscbaftlichem Fuße stand. Man erinnerte sich wieder der engen Beziehungen, die zwischen den beiden Verschwundenen bestanden und schöpfte Verdacht, der sich als vollauf begründet«wie», al» plötzlich die Nachricht eintraf, daß sich der Pfarrer Knight mit seiner Ge- liebten auf dem nach Australien fahrenden Dampfer„Ballarat " befindet. Nun beichtete Frau Knight. daß die Geschichte von dem Absturz erfunden sei. E« stellte sich heran», daß die arme Frau seit längerer Zeit von dem frommen Seelsorger auf« brutalste mißhandelt worden war, daß sie mehr al» einmal mit dem Tode bedroht worden, daß er sie gezwungen, ihm nach Flamborongh zu folgen, wo er sie auf der Klippe einfach verlassen habe. So voll- ständig hatte der Pfarrer seine Frau terrorisiert, daß sie selbst nach seinem Verschwinden noch seinen Willen tat. Wie� die Geschichte bis jetzt steht, wird man dem H i I f s. prediger seine Sympathie nicht vorenthalten können. Ein größere» Pech als die Empfehlung, au» dem Lebenswandel des Pfarrer» Knight Inspiration zu schöpfen, könnte wohl keinem Sittenhüter passieren.
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