Nr. 34. 30. Jahrgang.
107. Gigung. Sonnabend, den 8. Februar 1913, bormittags 11 Uhr.
Am Bundesratstisch: Dr. Lisco.
Etat des Reichsjuftizamts.
genannten Streifterrorismus nicht ausreichend angewandt werde, so ein Amtsrichter auf die Frage, ob er auf dieselbe Strafe erkennen lehrt die tägliche Erfahrung nicht nur bei großen Arbeitskämpfen, würde, wenn er hintereinander die gleiche Tat von Arbeitern und sondern bei den kleinsten Aussperrungen schlagend das Gegenteil von Studenten, Zerstörung von Eigentum im Rausch und MizDas ist gerade ein Hauptbestandteil der Klassenjustiz, daß das be- handlung zu beurteilen hätte, erwidert hat: Das würde ich selbst stehende Recht besonders scharf angewandt wird, sobald es sich um verständlich nicht tun, denn in einem Falle handelt es sich doch Arbeiter handelt. Das hat auch ein Blatt, wie die" Soziale Braris" um einen übermütigen Streich überschäumender Jugendlust des Professor Frante bestätigt. Für das Wort Streifbrecher und in dem anderen um den Ausfluß angeborener Vor Eintritt in die Tagesordnung nimmt das Wort zu einer hat sich Roheit ungebildeter Elemente.( Lebhaftes Hört! hört! bei den Erklärung Abg. Dr. Dertel( f.): Meine Ausführungen in der ein Normalmaß zur Bestrafung Sozialdemokraten.) Das ist wohl 25 Jahre her, aber die tägliche Sizung vom 16. Januar über die Stellung des Reichskanzlers und des herausgebildet, das offenbar unter dem Einfluß der Hezereien von Erfahrung lehrt uns, daß derartige Auffassungen zwar in den Staatssekretärs des Innern zur Bekämpfung der Sozialdemokratie scharfmacherischer Seite im Laufe der Zeit in die Höhe gegangen Urteilsgründen nicht mit derselben Klarheit und Brutalität ausfind dahin aufgefaßt worden, daß ich dem Reichskanzler und dem ist. Während es vor 15 Jahren 1 Woche Gefängnis, vor 8 bis gesprochen, aber jedenfalls von den Richtern gehegt werden.( Sehr Staatssekretär des Innern Mangel an persönlichem Mut 10 Jahren 14 Tage Gefängnis betrug, ist das jezige Normalmaß wahr bei den Sozialdemokraten.) Das beweist der Fall aus borgeworfen hätte. In meiner Abficht hat das nicht gelegen. 4 Wochen Gefängnis, nur beim Ruhrrevierprozeß erhöhte es neuester Zeit wieder, wo in Erlangen zwei Studenten, die Beiden habe ich eine entsprechende Erklärung zugleich sich auf 6 Wochen bis 2 Monate.( Hört! hört! bei den einen Arbeiter aufs rohe ste mißhandelt hatten, von dem mit meinem Bedauern über das Mißverständnis abgegeben, Sozialdemokraten). Schöffengericht zu 40 und 50 Mart Geldstrafe verurteilt und stelle das hiermit öffentlich fest.( Große Heiterkeit links.) Bei Beleidigungen von Arbeitswilligen ist im Gegensatz zu beiter, der nachts auf der Straße einem Studenten einen Stoc wurden, während unmittelbar darauf dasselbe Gericht einen Ar= anderen Beleidigungen für die Staatsanwaltschaft stets das öffentliche Intereffe gegeben. Bei einem Streit, der bei hieb versezt hatte, auf drei Monate ins Gefängnis einer Groß- Berliner Kartonfabrit ausbrach, wies eine Arbeiterin fchickte.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Diese den Vorwurf, daß sie Streitarbeit geleistet habe, zurück und erwähnte Ungleichheit in der Rechtsprechung dabei, daß vielleicht eine andere im Hause wohnende Frau die betreffende Streifarbeit gemacht habe. Diese Aeußerung wurde der tritt auch hervor, wenn es sich um Anklagte von besonderem Stande anderen Frau hinterbracht, fie stellte Strafantrag wegen Beleidigung, oder besonders privilegierte Beamte handelt. Ein Amtsrichter und der Staatsanwalt erhob die Anflage im öffentlichen in Ilmenau nannte einen Angeklagten den frechsten verInteresse.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Im Ruhr- logensten Gauner von Ilmenau , der keinen Anspruch auf Glaubrevier wurde Anklage erhoben gegen einen Bergmann, weil er in einer Art würdigkeit habe. Wegen Beleidigung deshalb berklagt, wurde er Meine Freunde werden den Titel„ Staatssekretär" nicht begepfiffen habe in Anwesenheit von Arbeitswilligen, daß es wie freigesprochen, das Gericht war der Meinung, ein Richter willigen, nicht etwa, weil wir gegen die Person des gegen fui! gellungen habe.( hört! hört! bei den Sozialdemo- dürfe sich so ausdrücken. Ein Schankwirt gab wegen wärtigen Staatssekretärs erhebliches einzuwenden hätten, sondern traten.) Gegen einen weiteren Bergmann, weil er das Lied das entspricht unserer Stellung aur heutigen Gefell - Deutschland , Deutschland über alles" in Gegen schaftsordnung und Regierung. Ueber den außer- wart von Arbeitswilligen gesungen hatte. gerichtlichen und Zwangsvergleich beabsichtige ich ebenfalls nicht zu Man muß aus diesen und ähnlichen Vorkammnissen zu dem reden; wenn die Regierung eine entsprechende Vorlage einbringen Schluß fommen, daß die Justiz nicht so von dem Bestreben ausgeht, will, werden meine Freunde sie wohlwollend prüfen. In der Tat kann ja dadurch die infamierende Wirkung, die jeder Bankerott hat, gemildert werden. Viel wichtiger aber ist ein anderer Gegenstand, der auch mit einem gerichtlichen Bankerott zusammenhängt, Erscheinung der Klassenjustiz,
Die allgemeine Beratung setzt ein beim Titel„ Staats. ferretär". Hierzu liegt eine Resolution Bassermann( natl.) vor, die dem Staat und dem Reiche sowie den Gemeinden bei allen Zwangsversteigerungen von Grundstüden ein furz befristetes Vorfaufsrecht einräumen will, sowie eine Resolution Dr. Belzer( 3.), die einen Gefeßentwurf über den Zwangsvergleich außerhalb des Konturfes wünscht. Abg. Dr. Cohn( Soz.):
ich meine die
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Hebertretung der Polizeistunde angeklagt an, er habe die Gäste aufgefordert, das Lofal zu verlassen und sogar einen Schußmann hereingeholt, um sie hinauszubefördern. Aus Versehen war ein anderer Schußmann geladen, und der Richter erklärte den Einwand des Angeklagten als ganz unverschämte freche den Sachverhalt womöglich flar zu stellen und die Zumeffung von Lüge. In der zweiten Instanz stellte sich die unverschämte freche Schuld und Sühne gerecht zu bemessen, als von ihr an sich ganz Lüge als Wahrheit heraus, und der Angeklagte wurde freigesprochen. fernliegenden Erwägungen im Jutereffe der Staatshoheit und Staats- Er stellte nun Strafantrag gegen den Richter, aber Staatsanwalt raison. Im Ruhrrebier entschuldigte sich ein Staatsanwalt gegen den und Oberstaatsanwalt lehnten ein Einschreiten ab. Vorwurf der ungenügenden Vorbereitung der Anklage damit, die Bei einem Streit, den ein Richter mit der Chemnizer Staatsanwaltschaft habe bei diesem Streifprozeß im Ruhrrevier Voltsstimme" hatte und der zur Privatklage gegen den Redakteur- höhere Pflichten zu erfüllen gehabt.( hört! hört! bei den führte, erklärte das Gericht ganz offen, wir müssen auch auf den Sozialdemokraten.) Die besondere Beschleunigung sei notwendig ge- Stand des Privatflägers Rüdsicht nehmen.( hört! wesen, um das moralische Gewissen der Streitenden hört! bei den Sozialdemokraten) Ich erinnere auch an den noch zu stärten. immer unerledigten Fall des Fürsten Eulenburg, dem es Ein besonderes Kapitel ist die immer und immer wieder gelingt, milde Richter und Staatsanwälte zu der Auffassung zu bringen, daß er den Aufregungen einer Schwurgerichtsverhandlung nicht gewachsen sei. Uebrigens wird mir
Anwendung des Erpressungsparagraphen
dem Verband
wenn
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die einen Bankerott unserer Justiz nach der Meinung weiter Wolfs freise darstellt. Die tonservativen Parteien versuchen ja, die Er fcheinung der Klassenjustiz überhaupt aus der Welt zu reden, und in diesem Bestreben vereinigen fich mit ihr sogar Arbeitervertreter der christlichen Gewerkschaften. Das Zentralblatt der christlichen Gewerkschaften verlangt neue oder doch zum mindesten schärfere Anwendung der bestehenden Bestimmun= gen gegenüber dem Terrorismus.( hört! hört! bei den auf die Auseinandersetzungen zwischen Organisierten und Nicht- mitgeteilt, daß seine Krankheit ihn nicht hindert, noch immer AmtsSozialdemokraten.) Graf Westarp hat hier geradezu das Loblied organisierten. Es ist einer ruchlosen Auslegungskunst ge- vorsteher und als solcher auch Chef der Sittenpolizei des braven Arbeitswilligen gefungen, der vom bösen Sozialdemo- lungen, gegenüber ehrlichen Arbeitern, die ihrem Verbande Mit zu sein.( Große Heiterkeit.) fraten gehindert werde, seine gefeßliche und ethische Pflicht, um glieder zuführen wollten, die ihre Kollegen auf die Pflicht zur Zu welchen fomischen Sprachverrenkungen diese Sucht, hoch und feine Familie zu ernähren, zu erfüllen. Die wahre Natur Erganisation aufmerksam machten, den Erpressungsparagraphen zur niedrig verschieden zu behandeln, führt, hat ein Konsistorialrat dieser nüglichen Elemente der Arbeitswilligen ist doch etwas Anwendung zu bringen. Seitdem das Reichsgericht damit den Anfang bewiesen, der in einer Sache verschiedene Zeugen zu vernehmen anderes und in zahlreichen Gerichtsverfahren ist festgestellt gemacht hat, gehen die unteren Gerichte prompt mit. Dieses Ein- hatte. An einen Arbeiter schrieb er:" Ich habe Sie als Zeuge worden, mit was für einer Sorte von Menschen man es bei diesen schwenten der unteren Instanzen fennzeichnet die außerordentlich zu vernehin, Sie haben sich da und dort einzufinden. Für den Arbeitswilligen zu tun hat, die heute hier und morgen da das militärische Schulung unferer Beamten.( Sehr gut! bei den Sozial- Fall des Nichterscheinens werden Sie mit 30 M. Strafe belegt." An behördlich geschüßte Amt" eines Arbeitswilligen versehen.( Sehr demokraten.) Die Tatsache, daß ein paar Maurer nicht mit einem einen Sassenrndanten schrieb er:„ Ich muß Sie als Benge gut! bei den Sozialdemokraten.) anderen zusammenarbeiten wollten, der früher wegen großer bernehmen. Wollen Sie sich bitte usw." Von den 30 M. Strafe Nur ein Beispiel. In einem der vielen Prozeffe anläßlich Beitragsschulden gestrichen war, dann versprochen hatte, wieder bei ist nicht mehr die Rede. Dann hatte er auch einen Landrat zu des Bergarbeiterstreits im Ruhrgebiet stellte sich zutreten, aber dies Versprechen nicht hielt und an den Delegierten laden und an diesen schrieb er: Ich bin beauftragt, heraus, daß ber Organisation die bekannte Aufforderung des Göz von Berlichingen Sie als Beuge zu vernehmen. Würden Sie die Güte haben, eines dieser nühlichen Siebenmonatskinder richtete, genügte dem Gericht in Nordhausen , zwei Maurer eine Beit zu bestimmen, die Ihnen zusagt, am besten zunächst mit 4 Jahren Zuchthaus wegen schweren wegen versuchter und vollendeter Erpressung in meiner Wohnung?"( Heiterkeit.) Endlich mußte er auch einen Diebstahls vorbestraft war, dann mit 2 Jahren 6 Wochen zu zwei Monaten Gefängnis zu berurteilen. Regierungspräsidenten laden. Man sieht förmlich die Zuchthaus wegen Drohung und Beleidigung, dann( Hört! hört!) Es wurde angenommen, daß es sich nur geschlossenen Haden, mit denen er das Schreiben diftiert hat, wenn wieder mit 1 Jahr Buchthaus, und so folgten noch eine Reihe darum gehandelt habe, einen rechtswidrigen man lieft:" Euer Hochwohlgeboren bin ich beauftragt als schwerer Strafen. In einem Fall haben diese ruhigen, ordentlichen Vermögensvorteil, nämlich durch Zuführung der Beiträge, Beuge zu vernehmen. Würden Sie die Güte haben, eine Beit Arbeiter" in Lübeck eiu Bordell demoliert und bei der zu verschaffen. Besonders interessant ist, daß die Anklage in diesem zu bestimmen, in der ich Sie in Ihrer Wohnung in Potsdam Verhandlung äußerte einer der Beteiligten feelenruhig:„ Lübecker Fall vertreten wurde von einem Staatsanwalt, der als Haupt- aufiuchen tann".( Große Heiterkeit.) Besonders auffallend ist die Rücksichtaufnahme der Justiz auf die Blut ist ooch feene Buttermilch". Die Vermittelung von Streit agitator des nationalen Wahlbereins mit dem Verbrechern ist heute ein Geschäft wie jedes andere, es ist ein moderner langen nach erhöhtem Arbeitswilligenschuß und Bekämpfung der Staatsraison, auf dem Gebiete der Beamtenbeleidigungen( Sehr Menschenhandel . Die Arbeitswilligen selbst stecken einen Lohn Sozialdemokratie im ganzen Wahlkreise umherzieht. Man wird es wahr bei den Sozialdemokraten). Die Justiz fühlt sich offenbar als ein, der meist über das weit hinausgeht, was ehrliche, anständige den Nordhäuser angeklagten Arbeitern nachfühlen, fie Teil der ganzen Staatsverwaltung und glaubt, die Verpflichtung zu Arbeiter bekommen. Außerdem genießen sie strafrechtliche Brivilegien, zu einem Gerichtshof nicht übermäßiges Vertrauen haben, dessen haben, auf Wahrung der Staatsautorität einen besonderen Schutz der Staatsanwaltschaft, der sogar über Mitglieder zum erheblichen Teil ebenfalls diesem nationalen den hohen Beamten hinausgeht. Im Ruhrrebier befam von Wahlberein angehören. Die Voltskreise werden immer zahl zu halten, auch wenn sie im tleinsten Gliede in der Berson irgend derselben Kammer ein Arbeiter wegen Beleidigung des reicher, die angesichts derartiger Erzesse der Judikatur den eines Schußmanns angegriffen wird. Solche Erwägungen haben Regierungspräsidenten 50 Mart Geldstrafe, ein Glauben an die unbewußt ungleiche Behandlung von Arbeits- aber natürlich mit den eigentlichen Aufgaben der Rechtsprechung anderer wegen Beleidigung von Arbeitswilligen willigen und Streifterroristen", von Angehörigen der höheren nichts zu tun. In Beuthen in Oberschlesien hatte eine Frau zehn Tage Gefängnis.( ört! hört! bei den Sozialdemo- und niederen Klaffen verlieren. Wie es in den Köpfen derartiger einen Sergeanten beschuldigt, er hatte sie, als er dienstlich in ihrer fraten.) Wenn die Konservativen und die christliche Gewerkschafts- Richter aussieht, hat Helmut v. Gerlach in den Erinnerungen aus Wohnung war, vergewaltigen wollen. Gewiß eine schwere presse der Meinung sind, daß das bestehende Recht gegen den so- seiner Referendarzeit sehr treffend dargelegt. Er erzählt da, wie Beleidigung, aber die Frau bewies vor Gericht selbst durch ihr scheidend für die Gewährung einer Ehrengabe" aus der Schiller- Dennoch, all' diesen im Bau des Dramas und in der Charakter stiftung. zeichnung liegenden Mißverständnissen zum Troß, hauchte die AufKleines feuilleton. Anderweitige Stiftungen? O, es existieren noch verschiedene. führung des Deutschen Theaters den Einzelheiten eine wunderbare Literatenelend. Unlängst hat ein Komitee von illuftren zwar hat der Testator ausdrücklich bestimmt, daß für die Zuwen- zufammenwuchs, doch Eindrücke von einer Intensität, wie sie der Unlängst hat ein Komitee von illustren Eine der jüngsten ist die Fastenrath- Stiftung in Köln . Befeeltheit ein. So gab es, wenn auch das Ganze nicht zur Einheit darunter auch eine Prinzessin einen Aufruf für die nicht unbekannte Dichterin Else Laster- Schüler, die sich in dung einer Ehrengabe aus dem Zinsertrage des Kapitals weder Buschauer selbst bei Kunstwerken hohen Nanges in guter Darstellung größter Not befinde, erlassen. Bahlreiche„ erste" Zeitungen, die konfeffionelle noch parteipolitische Standpunkte in Frage gezogen nicht oft empfängt. Die raschen, bei verdunkeltem Theater durch die werden sollen. Dabei ist der jeweilige Kölner Bürgermeister Drehbühne erfolgenden Verwandlungen paßten in ihrem Tempo wegen ihrer Börsenkursberichte ausschließlich vom kapitalistischen Kurator der Stiftung. Und in der Praxis hat sich bisher gezeigt, vortrefflich zu der skizzenhaft vorüberhuschenden Art der Szenen. Bürgertum gehalten werden, haben jenen" Appell an die Wohl- daß urter Umgehung der wichtigsten Paragraphen des Stiftungstätigkeit" verbreitet. Jeßt, nach Verlauf mehrerer Wochen, ver- statuts Autoren, auf die man ein Auge geworfen hat, vorher brief- Gattin, rollt sich auf der Bühne das farbig bunte Bild einer öffentlicht das„ Berliner Tageblatt" das Resultat der bei ihm ein- lich eingeladen wurden, sich an der Bewerbung um ein Stipendium ruffifchen Orgie auf, zu der Zigeuner ihre wild- fröhlichen und gelaufenen Gelder: 3 wei ganze Leute schickten zusammen ganze zu beteiligen. Die bürgerliche Presse hütet sich wohlweislich, irgend- sentimentalen Weifen fingen. Taumel, umschlagend in Ueber11,5 Mt.! Ein kläglicheres Fiasko läßt sich nicht wohl denken. Und eine Stritit an solcherlei Praktiken zu üben. Und noch ängstlicher fättigung, Melancholie und Sehnsucht. Das ist die Welt, in die fich doch sißen in Berlin allein viel hundert Nabobs, die ein Vermögen ist sie bemüht, die Schriftsteller im Gefühl der Abhängigkeit vom Fedja flüchtete. Moissi übertraf sich in der Rolle selbst. Wie vervon Millionen kommandieren, Proßen, die sich nicht eine Minute Verlegerkapitalismus zu erhalten. Solange jene sich aber nicht schloffen scheue Schwärmerei, vom Schmutz leichtsinnigen Treibens besinnen, Tausende hinauszuwerfen, wenn es gilt, ihrer Groß- gewerkschaftlich organisieren gegen jedwede kapitalistische Aus- unversehrte Lauterfeit in jedem Worte, jeder Miene durchschimmerte, mannssucht zu schmeicheln oder ihrem Nervenfibel zu frönen! Für beutung, wird zu dem Mittel öffentlicher Aufrufe zur Rettung wie das müde blaffe Antlitz bei dem Zigeunerlied vom Abendrot das darbende Kunstproletariat aber haben sie nichts übrig höch einzelner gegriffen werden. Und das Ergebnis wird, wie im Falle verklärte, das war von unwiderstehlichem Reize der Wahrheit. Ebenso stenfalls einige Bettelgroschen, wie sie sie einem gewerbsmäßigen Laster- Schüler, immer ärmlich und immer beschämend sein. überzeugend prägte sich die hoffnungslose Willensschwäche aus. Schnorrer aus der sogenannten besseren Gesellschaft niemals zu In allen Stadien des Niedergangs blieb diefe Kraft unmittelbarer verabreichen sich getrauen würden. Berfinnlichung sich gleich. Die beiden Mütter aus der feinen Ge Ab und an verspürt die großkapitalistische Presse freilich auch selbst den Ehrgeiz, etwas für die Literatur und Kunst zu tun. So Deutsches Theater . Der lebende Leichnam. Von sellschaft wurden von Rosa Bertens und Margarete Kupfer glänzend dargestellt. hat beispielsweise gerade das„ Berliner Tageblatt" seinen Lesern Leo Tolstoi . Die Aufführung war eine Weiſterleistung Rein: Fedjas Gattin ganz eigenartige, aus den Tiefen quellende Leidenschon zwei Dichtertalente aus dem Handwerterstande vorgeritten. Hardts und feiner Schauspieler. Wer das aus Tolstois Nachlaß schaft; die zärtliche Liebe und vornehme Zurüdhaltung des Freundes, Das lestemal war's ein Schneider aus der Mart. Vorzugsweise herausgegebene Stüd gelesen oder es in der vorjährigen Darstellung der ihre Hand gewinnt, fand überraschend feinen Ausdrud im Spiele wurde da seine blondgermanische, schöne kräftige Männlich des Neuen Volkstheaters gesehen hat, dürfte von dem Abend nicht Wintersteins. Wollte man alles Lobenswürdige erwähnen, ber teit in höchsten Tönen gepriesen. Man ahnt, warum. Weiter eben viel erwartet haben. Die Hemmungen schienen unüberwindlich. Lange Bettel müßte abgeschrieben werden. Sogar kleinste Episodenward aber nicht mehr von diesem Meister Zwirn bernommen. Wenn Tolstois anderes( unvollendetes) Nachlaßdrama„ Das Licht Der andere einige Jährchen zuvor war 3 immer scheinet in der Finsternis", das seine tiefsten Gewissenstämpfe wider- figuren waren bis zu ganz individueller Plastik herausgearbeitet, fo um ein Beispiel zu nennen, Herrn Eberts verbummelter Maler, maler seines Zeichens. Nachdem man ihn auf den dornigen Weg spiegelt, durch einheitliche Konzentration bei allem Fehlen dramatischer der nur in mitfühlendem Verständnis die Erzählung Fedjas in der des Schriftstellers verleitet hatte, wurde er seinem Schicksal über Handlung die Hörer bis zum Schluß in Spannung hält, fehlt dem Serberge mit anzuhören hat. laffen. Als er dann vernünftigerweise zu seinem erlernten Beruf Lebendigen Leichnam" ein solcher Einheit gebender Zusammenhang. Humor und Satire. zurückkehrte und die Firma Mosse um Arbeitsaufträge anzugehen Das Stüd zerstückelt sich; und wie die Szenen alle Augenblicke den wagte, wurde ein Kostenanschlag von ihm eingefordert. Da aber äußeren Schauplatz wechseln, springt auch die Schilde Nach dem Fasching. noch ein anderer Malermeister sein ohnehin schon niedriges An- rung von Gegenstand zu Gegenstand. Daß der im Herzens Wenn mun der Fasching aus is, wißt' r, gebot unterboten hatte, so war nichts zu machen. O ja- die Kunst grund so zart empfindende, fo liebenswürdig gütige Fredja Darf sich auch der Herr Kriegsminister geht nach Brot! der in klarer Erkenntnis der eigenen Lebensunfähigkeit seiner Frau Nicht länger mehr so zieren Wozu ist denn aber schließlich die Deutsche Schiller - zu einer glücklicheren Ehe mit einem besseren Mann verhelfen will, Und muß sich demaskieren. stiftung in Weimar ? Nun, sie befißt ein großes Vermögen, das sich dennoch, unter Berufung auf seinen Wahrhaftigkeitssinn, der fortlaufend durch Schenkungen vermehrt wird. Haben doch zuleßt Erfüllung der notwendigen Scheidungsformalitäten widersezt und anläßlich der hundertfünfzigjährigen Geburtsfeier Schillers deutsch lieber zur Komödie eines scheinbaren Selbstmordes greift, erscheint amerikanische Frauen allein eine Viertelmillion Mart beigesteuert! im Bilde dieses Unglüdlichen als fremder Zug, fezt das Mitgefühl Seitdem aber ein Mann des Redakteurstandes zum Generalsekretär für ihn herab. Niemand erfährt, warum der Selbstmordbetrug erfürt wurde, scheint die Würdigkeit noch peinlicher abhängig ge- Fedjas Gewissen weniger belastend dünkt als die Aussage vor macht zu sein von der„ baterländischen Gesinnungstüchtigkeit". Richt, Gericht. Der Schwächling, den wir noch verstehen und lieben ob ein Dichtersmann unterstüßungsbedürftig, sondern ob er fich fonnten, erhält so gerade an dem entscheidenden Punkte Züge eines fe's und immer patriotischer Tugenden befleißigt hat, ist ent- rein pathologischen Narren.
Namen
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Theater.
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Er hat im Separée gemuntelt Und brünstig hin- und hergeschunkelt Mit unsern Nationalen Nun geht es an's Bezahlen! Die Maske fällt. Au! Diese Pleite! Die Gente brüden sich beiseite
Das Ende vom Getose: Das Bolt bezahlt die Schose!
dt.
( Mich cl.)