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I» der Gefahr des Ertrinkens schwebten am Sonntag drei junge Levte derPfadfindertruppe", die, anscheinend um Zeugnis ihres Wagemutes abzulegen, vyr dem Lokal Waldidyll- in Schmöck- witz die dünne Eisdecke betreten chatten. Einer her �Pfadfinder" kam einer offenen Stelle zu nahe und versank. Bei dem Versuch, den ins Wasser Gefallenen zu retten, versank auch der Aelteste, ein etwa 17jähnger junger Mann, in der Flut, während es dem dritten, einem 13�-14jäbrigen Biirschchen, gelang, sich in Sicherheit zu bringen. Zum Glück hatten einige am Ufer weilende Gäste des LolalS den Unfall beobachtet. Nach Ueberwindung größerer Schwierig« leiten gelang es einigen beherzten Männern, die allzu lühneuPfad« find»" dem naffen Element zu entziehen und dadurch vom Tode deS Ertrinkens zu retten. Vergiftet hat sich gestern nachmittag der 29 Jahre alte Galvaniseur Fritz Lausch, dessen Wohnung noch nicht ermittelt werden konnte. Lausch trank in einem Weinrestaurant an, Potsdamer Platz eine Zyankalilösung und brach sofort bewußtlos zusammen. Angestellte deS WeinhauseS brachten ihn nach der Hilfswache in der Eichendorff« straße, wo der Arzt noch Gegenmittel anwandte, die aber ohne Erfolg blieben. Lausch starb kurz nach der Aufnahme. Die Leiche wurde dem Schauhause überwiesen. Vorort- JSachricbtein Steglitz . Die Suche«ach liberalen Wahlmännern wird durch denVer- «jnigten. Wahlausschuß der Fortschrittlichen Vollsparlei und deS Rationalliberalcn OrlsvereinS zu Steglitz " mit einer Skrnpellostg- keit betrieben, wie man sie politischen Organisationen nicht zutrauen sollte. Sozialdemokraten werden es jedenfalls nicht verstehen, wie man jemand das Ehrenamt als Wahlmann antragen kann, von dem man nicht einmal weiß, welchen politischen Ansichten er huldigt. Bei den Liberalen scheint man weniger wählerisch zu sei», sonst hätte eS dem Wahlausschuß nicht passieren lönne», daß er sich auch an einen o r g an i s i.« r ten Sozialdemokraten mit der. Bitte wendet, sich für die Landtagserigtzivahl als liberalen W a h l m a n n ausstellen zu lassen. Wenn das Anschreiben des Wahlausschusses beginnt:Aus den uns vorliegenden Wählerlisten der LandtagSwahl vom Jahre 1908 geht hervor, daß sie bei jener Wahl in lr beraten, Sinne gewählt Hab-»," so läßt das au' zweierlei schließen: entweder ist diese Wählerliste falsch, oder es liegt überhaupt keine vor, dem, der Genosse hat 1908 selbstredend sozialde..m akratisch und nichtin liberalem Sinne" gewählt Daß Sozialdemokraten liberale Kandidaturen ablehnen, ist ja selbst- verständlich; vielleicht liegt aber in dieser leichtfertigen Werbung von Wählmännern die Erklärung für die Unzuverlässigleit der Liberalen bei Stichwahlen: Die Wahlmänner sind eben nicht liberal, sondern nur von liberalen Organisationen aufgestellt, und von solchen Leuten kam, man natürlich keine prinzipielle Politik erwarten. Mit dem reaktionären Dreiklassenparlament rechnete Land� taasabgeordneter Genosse Borchardt am Freitag in einer öffent- lichen Wählerversammlung imAlbrechishof" gründlich ab. Seine vorzüglichen Darlegungen, die hoffentlich auf den Ausgang der . LandtagSerfatzwahl befruchtend wirken,, klangen aus in die Miah- nung, die Wahl des sozialdemokratischen Kandidaten Genossen. Hofer nach Kräften zu fördern, denn nur die sozialdemokratische Partei und ihr'Kandidat bürgen dafür, daß die Reaktion in Preußen ge- krochen würde. In der Diskussion sprach ein Gegner, dessen Dar- legungen aber mit dem Thema absolut nichts zu tun hatten. Der Vorsitzende forderte zu reger Agitation für die Wahlmännerwahlen (20. Februar) uuf, zum Abonnement aus denVorwärts" und Bei> tritt zur Organisation. Mit begeistertem Hoch auf die Soziak demokratie schloß' die gutbesuchte Versammlung. Friedenau . Die Einstellung deö Berkaufs von russischem Fleisch hat, wie in der letzten Sitzung der Gemeindevertretung der Bürgermeister misteilte, der Gemeindevorstand auf Vorschlag der zuständigen Kommission beschlosseil.' GemeinLeschöffe Lichthetm führte begrün- dend aus. daß der Versuch, fremdes Fleisch am Ort einzuführen, als mistkungei, anzusehen sei, weil die zum größten Teil dem besseren Mittelstände angehörende Bevölkerung Friedenaus in bezug auf ihre Fleischnahrung zu sehr verwöhnt sei.»Den Friede »auer Frauen kommt es." so sagte Herr Lichtheim,»auf den Preis absolut nicht an; die Hauptsache ist die, daß die Qualität la ist." Das dem so ist, hält Herr Lichtheim dadurch für erwiesen, daß der Absatz, des eingeführten Fleisches ständig zurückgegangen ser, so daß es sich zuletzt gar nicht mehr beokohnte,-die verhältnismäßig hohen Transportkosten dafür aufzuwenden. Genosse Richter prote­stierte entschieden gegen den Beschluß des Gemeindevorstandes. Daß der Absatz zurückgegangen, sei richtig. Dies habe aber seinen Grund darin, daß der Friedenauer Bevölkerung von den ischlächtern das russische Fleisch systematisch verekelt worden sei. Die Gemeinde- behörden hätten eine viel schärfere Kontrolle des Verkaufs aus- üben müssen, um dem planmäßigen Vorgehen der Schlächtermeister wirksam entgegentreten zu können. Dem gemeingefährlichen Treiben dieser Herrschaften gegenüber hatte vie Gemeinde die Pflicht, den Verkauf in eigener Regie zu betreiben oder den Ber trieb der Konsumgenossenschaft zu übertragen. Die bürgerlichen Vertreter schwiegen sich in der Angelegenheit aus. Der dies jährige Kaiseraeburtstags-Festjchmaus für die Auserwählten des Geldsacks hat den Steuerzahlern 338 M. gekostet. Eine aus­gedehnte Debatte rief ein Antrag des Gnmeindeverordneten Finke hervor, wonach eine Teilung der unteren Klassen des Reform-Real- gh'mncifiums gefordert wird. Der Antragsteller hob hervor, daß es ein unwürdiger Zustand sei, in diesen Klassen, wie es jetzt ge- schehe, 54- Kinder unterrichten zu lassen. Lehrer und Schüler litten aufs schwerste unter diesem Zustande und die Gemeinde habe es sich selbst zuzuschreiben, wenn die Lehrer schon verhältnismäßig früh den Pensionseinrichtungen der Gemeinde zur Last fallen würden.. Bürgermeister Walger hielt es für bedenklich, dem An- trag Finke Folge zu leisten. Errichte man erst neue Unterklassen. so sei man nach einigen Jahren gezwungen, diese Klassen zu voll- ständigen Schulen auszubauen. Dies sei für die Gemeinde ein Risiko, da man nicht wissen könne, ob die fortschreitende Proletari- sierung der westlichen Vororte vor den Toren Friedenaus Halt machen würde. Der Antrag Finke fand trotz dieser Befürchtungen des Oberhauptes Annahme. Ein Antrag des Gemeindevorstandes, eine Gemeindesparkasse zu errichten, wurde dem Finanzausschuß überwiesen- Schmargendorf . . In einer außerordentliche» Mitgliederversammlung referierte im Lokal von Goetsch(Waldkater) der Genosse Max Groger über die bevorstehende Landtags- und Gemeindewahl. Der Redner for­derte am Schluß seines mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrages die Verfaimnelten auf: im bevorstehenden Wahlkampf rege ihre Pflicht zu tun. Sodann gab der Vorsitzende Genosse die zu tvählenden Wahlmännerkandidaten bekannt. Es sind zu wählen: im 1. UrWahlbezirk Max Goebel, Rohrleger, im 2. Ur- Wahlbezirk Karl Schmidt, Maurer, und Theodor Reck, Arbeiter, im 3, Urwahlb'ezirk Karl Förster . Maurer- Zur Gemeindevertretung sieht der Buchdrucker Genosse Paul Müller zur Wahl. Am Schlüsse förderte der Vorsitzende die Versammelten auf. intensiver wie bis- her für den Ausbau unserer Organisation zu agitieren. Ober-Zchöneweide. Der Etat der Gemeiude für das Jahr 1913 schließt nach dem Voranschlage in Einnahme und Ausgabe mit 2 101 450 M. ab. Von dii-sei- Summe werden gedeckt durch eigene Gemeindeeinnahmen, (Gebühren und Staatsbeiträgen 781 8S0 M., so daß durch. Steuern mnrf, 1319 600 M. aufzubringen sind. Diese setzen sich zusammen aus Einkommensteuer(135 Proz. Zuschlag wie im Voriahrc) 546 750 Mark Grundwertsteuer(3 R. vom Tausend des gemeinen Wertes der bebauteo und 6 M. vom Tausend der unbebaute»- Liegen- schaften) 376 000 M., Gewerbesteuer 300 000 M., Umsatzsteuer ßftOOO M., Wertzuwachssteuer 5000 M., Bier- und Brausteuer 22000 M.. Luitbarkeitssteuer 2260 M.. Hundesteuer 7000 M-. Be­triebssteuer 600 M. Von den einzelnen Spezialetats erfordern Zuschüsse: Allgemeine Verwaltung 251 900 M., Straßen- und Btückenverwaltung 225 500 M.. Arnienwesen 50 700 M.. Feuerlösch­wesen 10 300 M., Volksschule 448 625 M., Realgymnasium 76 940 Mark, Höhere Mädchenschule 3100 M., Gemeindefriedhof 18 050 M. Als einzige Gemeindeanlage, welche einen Ueberschuß ergibt, kommt das Wasserwerk Ostend in Frage, derselbe ist mit 11 500 M. veranschlagt: es ist dies wohl auch nur dem Umstände zu danken, daß der WasserprciS dieselbe» horrenden Sätze aufweist, wie sie im alten Ortsteil für das von Rummelsburg bezogene Wasser gelten. Für die Verzinsung und Tilgung der von der Gemeinde bislang aufgenommenen Anleihen im ursprünglichen Betrage von 6 533 500 Mark ist in diesem Jahre die Summe von 406878,01 M. aufzu- bringen. Ter Etat konnte bei dem bisherigen Einkommensteuer- zuschlag nur durch möglichste Beschränkung der Ausgaben balan- ciert iverdcn. Einen ganz gewaltigen Aufwand erfordert das Schulwesen, hier dürfte die Gemeinde im Verhältnis zu allen Gemeinden Groß-Berlins wohl an der Spitze stehen. In diesem Jahre muß in Kürze mit dem Bau der 5. G e in e i» d e s ch u l e begonnen werden, welche einen Kostenaufwand von 700 000 M. er- fordert. Für die öffentliche Gesundheitspflege der Ge- meinde kommen»achstehende AuSgabepostcn des Etats in Betracht: für 40 Freistellen in verschiedenen Kinderheilstätten 2700 M., Ge­währung von Freikarten an die Schüler der Flußbadeanstalten 500 M., für die Verabreichung eines warmen Frühstücks an arme Schulkinder 1200 M., für Besoldung der Schulärzte 1900 M. und für Schulzahnpflege 600 M. Die Einrichtung der Bereitstellung von Klassenräumen in den sechs Wintermonaten zur Anfertigung der Schularbeiten für solche Kinder, denen zu Haus Aufsicht und auch erwärmte Räumlichkeiten mangeln, ist wieder vorgesehen; es werden zur Entschädigung der beaufsichtigenden Lehrer 700 M. ge­fordert. Für die Zwecke der Volksbibliothek in Verbindung mit ver öffentlichen Lesehalle werden 1610 M. ausgeworfen. Nicht ver­gessen sind die obligaten Beihilfen an die Kirchengemeinden in Höhe von 4000 M. Eine respektabele Ausgabe stellen die Kreis- st e u e r n dar, die nicht weniger als 144 500 M. betragen. Gegen­leistungen erhält die Gemeinde hierfür recht wenig; die Gemeinde hat im Gegenteil den Kreis von großen Lasten befreit, indem sie die gesamte Kreischaussee in der Ausdehnung des Ortes über- nommen hat. Die von der Gasanstalt Oberspree in diesem Jahre an die Gemeinde zu leistende Abgabe beträgt 7000 M.; die Ein­nahmen aus dem Wochenmarkt sind mit 9500 M. veranschlagt und diejenigen aus den Gemeindeablagen mit 8800 M. Tempelhof . Dem Drängt« der hiesigen Ortskrankenkasse auf Hergabe der Schulaulen zu den hygienischen Vorträgen, die von der Zentral- kommission der kkrankenlassen Berlin » und der Vororte veranstaltet werden, hat der Gemeindevorstand endlich nachgegeben. Alle größeren Gemeinden Groß-BerlinS stellen schon seit Jahren für dies« Vorträge die Aulen zur Verfügung, nur in Tempelhof mußten diese in den Restaurationen abgehalten werden. Stets wenn unsere Genossen die Hergabe der Aulen im Dorfparlament befürworteten, wurde der Einwand erhoben, daß die Schuldeputation hiermit nicht einverstanden sei. Jetzt scheint die Gemeindeverwaltung anderer Ansicht geworden zu sein. Wie dringend nötig die jahrelang geforderte, jedoch immer wieder abgelehnte Errichtung eines Gewerbe- und, Kaufmannsgerichts war, geht am besten auS der Zahl der im ersten Halbjahre anhängig ge- machten Rechtsstreitigkeiten hervor. Sie betrugen beim Kaufmanns- gericht 13 und beim Gewerbegericht 109. Zu Protokoll gegeben wurden 92, während 17 Klagen schriftlich eingingen. Vom Vor- fitzenden wurden 110 und unter Zuziehung der Beisitzer 33 Termine abgehalten. Heber den bisherigen Berkauf russischen Fleisches lag der letzten Gemeindevertrctersitzung ein umfangreicher Bericht vor. Danach sind von den beiden VerlaufSstellen der Konsümgenosseiffchaft innerhalb der Zeit vom 13. bis 80. Januar für 16 032 M. russisches Fleisch verkauft worden, wohingegen durch die Schlächter in der Zeit vom 4. November 1912 bis 12. Janur 1913 nur für 8678 M. vertrieben wurde. An der Gegenüberstellung dieser Zahlen ist zu erkennen, daß ein Bedürfnis nach billigem Fleisch in größerem Umfange vorhanden ist, als von bürgerlicher Seite zugegeben wird, und daß es lediglich an den GeichästSpraktiken gewisser Schlächter gelegen hat, wenn seinerzeit der Anschein des Gegenteils erweckt wurde. Genosse Pinseler betonte, daß mindestens 75 Zentner Fleisch pro Woche notwendig wären, um dem Bedürfnis Rechnung zu tragen. Die Schläckiiermeister sind jetzt in Zorn darüber geraten, daß ihre»sauberen" Pläne, den Käufern das Fleisch zu verekeln, durch das bereitwillige Eingreisen der Konsumgenossenschaft vereitelt wurde, sie suchen daher überall einen Angriffspunkt. Kennzeichnend ist eS besonders für das Ge- meindeoberhaupt, daß er in der einen Minute Verwahrung dagegen einlegte, von einer»großen politischen Tageszeitung" gemeint ist derVorwärts" als Gegner des russischen Fleischverkaufs hinge- stellt zu werden, in der nächsten Minute aber mit einer Schärfe gegen den konsumgenossenschaftlicben Vertrieb zu Felde zog. die an Objektivität jede Spur vermissen ließ. Es erübrigt sich, noch be sonders zu betonen, daß man sich scheute, aus den oben mitgeteilten Zahlen die Nutzanwendung zu ziehen und die Garantie ver Ge- meinde für das wöchentlich abzunehmende Fleischquantum von 30 auf 50 Zentner zu erhöhen. Friedrichsfelde . Die Gaswerksfrage führte in der letzten Gemeindebertretersitzimg zu einem Zusammenstoß der Anhänger und Gegner eines kommu- nalen Gaswerks, wie er in gleicher Heftigkeit bisher noch nie zu ver- zeichnen war. Die Oeffentlichkeit erhielt dadurch endlich einmal einen Einblick in daS widerliche Spiel, das da von gewisser Seite getrieben wird. Wir begreifen jetzt auch, daß begründete Ursache vorliegt, die Materie dauernd geheim zu behandeln I Der Sachverhalt ist folgender: Der Besitzer eines Nachbar­grundstücks des künftigen Gaswerks hatte Einspruch erhoben. allerdings verspätet, und war deshalb zurückgewiesen worden. Damit nicht einverstanden, wollte er den Instanzenweg durchlaufen, um zu seinem vermeintlichen Recht zu kommen. Zwar würde der endgültige Entscheid kaum zweifelhaft sein aber die Gaswerksangelegenheit doch eine Verzögerung erleiden. weil der KreiSauSschuß nicht früher die Konzession zur Errichtung der Gasanstalt erteilen kann, bis das Einfpruchsversahren erledigt ist. Das aber möchte der GaSwerkSauSschuß vermeiden, um recht- zeitig mit der GaSlieseruug beginnen, zu können. Deshalb suchte man eine Verständigung mit dem Einsprucherhebenden. Dieser war auch bereit von der weiteren Verfolgung absehen zu wollen, wenn man ihm eine Mitbenutzung des Gleisanschlusses des Gaswerks ge- statten wolle. Diese Sachlage suchten nun die Gegner eines eigenen Gaswerks auszunutzen, um dem GaSwerkSauSschuß Schwierig­keiten zu bereiten. Obwohl ftüher einem anderen die gleichen Zu- geständnisse gemacht worden waren, schützte man vor. erst über die Tragweite derselben klar werden zu wollen. Man gab also unumwunden zu. bei der früher genehmigten Vorlage jm unllaren gewesen zu fem. Aber d,e an den Tag gelegte Entrüftuna entbehrte jeder inneren Wahrhaftigkeit. In der Hiye des Gefechts entschlüpfte dem Bürgermeister und einigen anderenen Gegnern des eigenen Gaswerks daS Geständnis, daß die am 28. Dezember in der geheimen Sitzung erfolgte Zustimmung für die Kündigung des Gas- lieferungSvertrageS mit dem Gaswerk Oberspree nur eine Komödie war. Die Herren taten es m der stillen Erwartung, daß dieses Privatunternehmen mit emem günstigen Angebot kommen werde. wodurch die Gaswerksgegner eine Stärkung ihrer Position er- hofften. Nach dieser Enthüllung konnte man nicht mehr an die Aufrichtigkeit dieserVertreter" glauben, so sehr sie auch durch Schreien ihre durstigen Argumente zu verbessern suchten und so unanständig sich milde gesagt einige von ihnen auch aufführte». Da einige Gemeindevertreter der vorgerückten Zeit wegen bereits weggegangen waren, nahmen die Gaswerksgegner wohl an auf dem Umwege der Ablehnung des zur Beratung stehenden Vergleichs das Gaswerk zu Fall bringen zu können. Es gelang ihnen glücklicherweise nicht; sie blieben mit dem Bürgermeister an der Spitze in der Minderheit. Die Anhänger eines eigenen GaS- Werkes werden aber aus dem Vorkommnis lernen auf der Hut zu sei», denn, wie eine Andeutung im Veilauf der Debatte erkennen ließ, sind auch noch andere Kräfte im Spiel. Treptotv-Baumschuletiweg. Das terrorisierte Amtsblatt.Es ist nun einmal so, ziehst Du nicht meinen Strang, so schlage ich Dich tot. Es ist also leider dahin gekommen, daß ein Geschäftsmann seine Meinung nicht offen äußern darf." Mit diesen Stoßseufzern begibt sich der Treptower Anzeiger" auf die Flucht in die Oeffentlichkeit. Er flüchtet aber nicht etwa vor den bösen, so oft zu Unrecht des TcrroriSmus beschuldigten Sozis, sondern vor seinen eigenen Freunden und Gesinnungsgenossen, wenn es in diesen Kreisen so etwas überhaupt gibt. Sie wollen ihm den Brotkorb höher hängen, weil er im Verdacht steht, nicht in allen Einzelheiten des häusliche» LebeuL mit ihnen durch dick und dünn zu gehen, trotzdem er auf den Luxus einer eigenen Meinung schon längst verzichtet hat, wie er jetzt mit den Worten selbst zugesteht, daß erbei großen Fragen, die die Einwohner beschäftigen als Sprachrohr diente, wohlweislich aber die eigene Meinung zurückgehalten" habe. Und trotzdem hat er's verdorben, zuerst'mit den Meistern vom Hackbeil. Die nahmen Anstoß daran, daß er in dem auS einer Berliner Zeitungsfabrik stammenden allgemeinen Teil des Blattes eine harmlose Notiz brachte, die eine Rüge ob der verschiedenartigen Fleischpreis« ent- hielt, sich aber keineswegs aus den Ort selbst bezog. Flugs strafte die neugebackene Treptower Fleischerinnung das Blatt mit Entziehung von Aufträgen und nannte in seiner freundliche!, Mit­teilung das Blatt gar mit denUmstürzlern" in einem Zuge. Kaum hatte sich das Blättchen mit den Herren Fleischermeistern ausgesöhnt dem, es darf wieder ihre welterschütternden Ver« sammlungsberichte bringen, kommt schon ein anderer, der eben- falls mit der Hungcrpeitsche droht. Diesmal ist es derGrund- besitzerverein des mittleren und Berliner Ortsteils", der die Freundschaft kündigt. Dabei ist der Anlaß noch harmloser, als im crsteren Fall. Deni Vorsitzenden paßte es nicht, daß imTreptower Anzeiger' in der Eingemeindungsfrage anonyme Eingesandts er- schienen. Da das Blatt aber trotz des hierüber ausgesprochenen Unwillens der Herren Hauspaschas sich die Entscheidung über Auf- nahm« oder Ablehnung einer Einsendung vorbehielt, ist es jetzt dem Grundbesitzervereinnicht mehr möglich, das Unternehmen durch Aufträge weiter zu unterstützen". DaS bedeutet: Verlust von Druckaufträgen, nur weil der Buchdrucker in seinen redaktionellen Entschließungen nicht nach der Pfeife jedes Auftraggebers tanzen kann. Bei Sozialdemokraten würde man solch Verhalten unter schlimmsten Terrorismus" verbuchen, die bürgerlichen Herren aber betrachten dies als ihr selbstverständliches Recht. Adlershof . In der letzten Sitzung des Gewerkschaftskartells gab der Obmann einen ausführlichen Bericht über die Tätigkeit im Jahre 1912. Der Unterkommission angeschlossen find 13 Verbände mit zirka 1800 Mit- gliedern. Nicht mehr vertreten find der Verband der Gemeinde- arbeiter und Schmiede, letzterer durch die Verschmelzung mit dem Metallarbeiterverband. Außer einem Gewerbegericht sei im Berichts, jabre auch die Entstehung eines Kaufmannsgerichts am Orte zu ver zeichnen. Die Wahlen der Vertrauensmänner zur Angestelltenver» ficherung feien unter sehr starker Beteiligung vor sich gegangen. Der Verband der Tabakarbeiter habe in seinem Kampfe der talkräftigen Unterstützung des Kartells bedurft. Die Delegiertenwahlen zur OriS- krankenkasie seien durch ministerielle Verfügung für ungültig erklärt worden. Auch für dieses Jahr ständen der organisierten Arbeiter- schast große Ausgaben bevor. Besonders gelte es. die Kollegen deS Bäckerverbandes zu unterstützen, da leider im Orte viel Ware aus Bäckereien urngesetzt-werde, welche die Forderungen deS Verbände» nichr anerkennen. E« seien dies speziell Betriebe aus Nachbar« orten... Da auch der nationale Jugendbund am Orte bereits Blüten treibt, sei es Pflicht, unsere Jugendlichen auf die Einrichtungen der Arbeiterschaft aufmerksam zu machen und sie denselben zuzu» führen. Als Obmann wurde wieder Äronewald, Hoffmannstr. 17. als Kassierer Plake und als Schriftführer Ziege gewählt. Herzfelde . Die Gemeindevertretung hatte in ihrer letzten Sitzung zunächst zu dem Antrage des Kreises betreffend Anschluß an das projeklierte Kreiswasserwerk Stellung zu nehmen. Der Vorfitzende, Gemeinde- Vorsteher Jgler, empfahl die Annahme des AnirageS. In der sich daran anschließenden Diskussion wurde ausgeführt, daß eine An- nähme deS Antrages nicht zweckmäßig sei, weil erstens keine Kanalisation vorgesehen und zweitens die Gemeinde aus pe« kuniären Gründen vorderhand dazu noch nicht in der Lage wäre. Nachdem die Kreisvertreter eingehend die Borteile, die sich auS dem Anschluß an daS Werk ergeben würden, hervor» gehoben und für die Annahme des Antrages plädiert hatten, wurde der Antrag mit 7 gegen 5 Stimmen abgelehnt. Darauf erklärte Herr Regierungsbaurat Mirau, daß dem Anschluß seitens der hiesigen Gemeinde nichts im Wege stehe und derselbe trotz des ab- lehnenden Beschlusses der Gemeindevertretung erfolgen werde. Nach dieser Erklärung kam es zu lebhaften Auseinandersetzungen; eine Einigung wurde jedoch nicht erzielt. Schließlich wurde der Antrag, später nochmals über diese Angelegen- heit zu verbandeln, von der Vertretung angenommen. In der am folgenden Tage stattgefundeneit Sitzung wurde in die Vor- besprechung des Gemeindeetats für das Rechnungsjahr 1913/14 ein- getreten. Der Boranschlag belauft sich in Einnahme und Ausgabe auf 80 000 M. Die Kommunalsteuerzuschläge werde» jedenfalls von 125 Proz. auf 133 Proz. und die Realsteuerzuschläge von 190 Proz. auf 200 Proz. erhöht werden. Spandau . Auf dem Nonnendamm macht sich infolge feiner ständig wachsenden Einwohnerzahl ein immer dringenderes Bedürfnis nach großen Versammlungsräumen bemerkbar. ES zeigte sich dies wieder am Sonnabend in einer überfüllten Versammlung hei Kant, in welcher Genosse Dr. Karl Liebknecht unter stürmischem Beifall Bericht über die Tätigkeit der sozialdemokratischen Ab- geordneten im Reichstag und Landtag erstattete. Es stehen uns auf dem Nonnendamm nur die Lokale von Kant . Siemensstr. 34. und Marsant. Märkischer Steig 6. zur Verfügung. Die Restaurateure Lange und Müller haben ihre Unterschnften zurückgezogen, weshalb die Arbeiterschaft deren Lokale m Zukunft streng meidet. Weihensee. Gegen de« hiesige« Wochenmarkt machen�die Gewerbetreibenden mobil, weil derselbe� ihnen angeblich viel Schaden bereite. Zwei Besitzer von Warenhäusern lollen des Marktes wegen bereits Kon­kurs gemacht haben, so behauptete wenigstens einer der Beteiligten. Auch' sollen die hiesigen Gewerbetreibenden unter der Konkurrenz der nahen Großstadt leiden, die Wagen und Autos der großen Warenhauser sind ihnen ein Dorn im Auge. So lauten die Klagen fast in jeder Veriaminlung der Gewerbetreibenden. Ganz anders denkt aber das kausende Publikum, insbesondere die Arbeiterschaft, die mit ihrem wenigen Verdienst haushalten muß. Vieles, was der-Arbeiter kaufen will, findet er auf dem Wochenniarkt billiger und besser; auch das übrige Publikum macht aus diesem Grunde 'eine Einkaufe in Berlin und den Warenhäusern. Wenn der hiesige Gewerbetreibende sich danach richtet, dann braucht er den Markt und die Berliner Konkurrenz nicht zu fürchten. KaulSdorf . Mit Leuchtgas vergiftet hat sich in vergangener«acht die bei dem Mobelfabnkanten Albrecht, Hermannstr. 4. bes-bästigt gewesene 47jahrige Wirischafterin. Dauernde Krankheit scheint di? Ursache