Freisinn!� Dr. Z l e s ch und Tenosie H o f f m a n n. Herr Fleschäußerte den Wunsch, daß die Bauverwaltung doch künftig auch dieLohnverhältnisse usw. der Strombauarbeiter ebenso statistisch be-arbeiten und dem Landtag zur Kenntnis bringen möge, wie die ent-sprechenden Verhältnisie der Berg- und Eisenbahnarbeiter. Ge-nosie Hoffmann brachte zahlreiche Klagen der BreslauerHandbaggerer und Sandschiffer vor. Er legte ausführlich dieBeschwerden dieser kleinen Unternehmer und ihrer Arbeiter dar, dienicht nur durch den natürlichen technischen Entwicklungsprozeß hervor-gerufen wurden, sondern auch durch eine geradezu befremdend un>gleichartige Behandlung durch die Strompolizeibehörden. Manschädige die Handbaggerei auf Schritt und Tritt durch Reglementsund sogar Strafmandate gegenüber den ausführenden Arbeitern,während man den Dampfbetrieb, das vertrustete Baggeret- Groß-kapital in der auffallendsten und ungerechtfertigsten Weise begünstige.So wenig die Sozialdemokratie auch ein Feind des uaturnotwendigcntechnischen Forlschritts sei, so wenig könne sie ein Verfahren gut«heißen, das den kleinen Mittelstand dem Großbetriebe gegenüberohne Not benachteilige und dem Ruin direkt in die Arme treibe.Der Regierungsvertreter antwortete höflich, aber auch leiderebenso nichtssagend. Statt die detaillierten Beschwerden HoffmannSzu entkräften, beteuerte er lediglich den guten Willen der Behörden,auch die kleinen Handbaggerbetriebe nicht schädigen zu wollen. Mitdem„guten Willen" ist den BreSlauer Sandschiffern leider nichtgedient, sondern nur durch Abstellung der von Hoffmann vor-getragenen mannigfachen Beschwerden!<Sin Schwindel.Die„Nationalzeitung" hat sich ein Pariser Telegramm fabri-ziert, in dem unserem Genossen I a u r e s Ansichten über die Not-wendigkeit der deutschen Flottenvermehrung(!) in den Mund ge-legt werden, deren höchstens ein deutscher Nationalliberaler fähigist. Da aber die„N.-Z." diese Nachricht ausdrücklich als„eigeneDrahtnachricht" kennzeichnet, ist es eigentlich überflüssig, zu be-merken, daß sie von der ,.N.-Z." erfunden ist und der Artikel vonJaurös keinen solchen oder auch nur ähnlichen Passus enthält.Seltsame Nachspiele.Die Aschermittwochsmobilisation in Straßbui'g wirdallem Anschein nach für einige hohe Herren recht unangenehmeFolgen haben— vornehmlich für den Statthalter GrafenWedel und den Gouverneur, dem General der InfanterieFreiherrn v. E g l o f f st e i n. Bereits soll ein Nachfolgerfür den Herrn General gefunden sein, nämlich der Kom-mandeur der 29. Division in Freiburg i. B., der bekannte„Afrikaner", Generalleutnant v. Deimling. Für den Grafenv. Wedel fehlt noch der passende Ersatz, doch weiß die„National-Ztg." aus Karlsruhe zu berichten, dort zirkulieredas Gerücht, daß der Besuch des Statthalters Grafen Wedelund die Reise des Herzog-Negenten Johann Albrecht vonBraunschweig nach dem Elsaß mit einem später wahrschein-lichen Statthalterwechsel in Zusammenhang stehe. Für denHerzog von Mecklenburg solle, wenn das junge Paar inBraunschweig einziehe, der Statthalterposten in Straßburgvorbehalten bleiben.Dagegen erhält nach einem Telegramm der„Preß-zentrale" die„Nheinisch-Westfälische Zeitung" von ihremStraßburger. Mitarbeiter, für dessen absolute Zuverlässigkeit«sie sich verbürgt, folgende aufsehenerregende Mitteilung:„Vvn hochstehender Seite erfahre ich. daß der zukünftigeGemahl der Prinzessin Viktoria Luise berufen sein soll, die Statt.'halterschaft in Elsaß-Lothringen anzutreten, falls Graf v. Wedel,der von 1860 bis 1866 welfifcher Offizier war, seines vcront-Wortungsreichen Amte» in absehbarer Zeit müde werden sollte."Für die Regentschaft in Braunschweig soll— nach Mit-teilung derselben hochstehenden Persönlichkeit— solange derjunge Prinz durch den nicht erreichbaren Verzicht seinesVaters auf Hannover an dem Antritt der Regierung verhindert ist, Prinz Adalbert von Preußen in Frage kommen.Es ist Deutschland noch mehr als die nordamerikanischeUnion das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wenigstenswas die Regierungspolitik anbetrifft: aber dennoch haltenwir die Meldung der„Rhein.-Westf. Ztg." für unrichtig. Die„National-Ztg." dürfte recht behalten.Wie ist es doch so schön bestellt!Daß die Kriegsgerichte gegen sogenannte„disziplinwidrige"Gemeine drakonische, gegen ihre Untergebenen aber brutal miß-handelnde Unteroffiziere und Offiziere meist lächerlich geringeStrafen aussprechen, gehört zu den traditionellen, berechtigtenEigentümlichkeiten der Militärgerichtspflege im deutschen Militär-staat. In neuester Zeit abei� scheinen die Kriegsgerichte es daraufangelegt zu haben, selbst den verbohrtesten Ideologen beweisen zuwollen, daß das Militärgerichtswescn einer sehr gründlichenReform bedarf, wollen wir uns nicht zum Gespött aller wirk-lichen Kulturnationen machen. Erst vor wenigen Tagen hat dasKriegsgericht in Landau(Pfalz) einen Obersten, der auf offenerStraße einen Journalisten geohrfeigt hat, zu der horrenden Geld-strafe von ganzen 56 M. verurteilt, und schon wieder wird— diesmal aus Dresden— das Urteil eine# Kriegsgerichts gemeldet,das noch weit seltsamer anmutet, als die Pfälzer Leistung.Wegen öffentlicher Beleidigung durch diePresse war der Redakteur der konservativenZeitschrift„Das Vaterland", der Major z. D. HansMeißner aus Dresden angeklagt. Die Grundlage des Prozessesbilden die bekannten Vorgänge und Kämpfe, die vor Jahresfristum das neue Volksschulgesetz in Sachsen spielten. Das konscr-vative„Vaterland" brachte im Sommer v. I. eine Reihe Artikel.die sich mit den„radikalen" Forderungen der Lehrer beschäftigtenund diese einer scharfen Kritik unterzogen. So hieß es in einemArtikel der Nummer 13 de»„Vaterlandes" vom 15. Juli v. I.:Die Lehrer treiben eine„wüste und unwürdige Agitation". Fernerwurde ihnen„Vaterlandslosigkeit" vorgeworfen. Auch enthieltder Artikel Wendungen, die einer Denunziation ähnlich sahen.Durch den Inhalt des Artikels fühlte sich ein Teil der LeipzigerLehrer beleidigt, und der dortige Verein stellte gegen den damalsverantwortlich zeichnenden Redakteur Meißner Strafantrag. DasZivilgericht erklärte sich für unzuständig, weilMeißner Offizier des Beurlaubten stände» ist,und überwies die Sache dem Militärgericht! Tievom Leipziger Lehrcrvcrein dagegen erhobene Beschwerde wurdeabgewiesen.Nach Verlesung des inkriminierten Artikels erklärte der Be-klagte, daß er den Artikel nicht verfaßt, aber bor der Drucklegunggelesen habe. Eine Beleidigungsabsicht sei ausgeschlossen: imübrigen aber nehme er den K 193 für sich in Anspruch.(Wahrungberechtigter Interessen.) Mit dem gebrauchten Ausdruck„dieseSorte Lehrer" seien nur die durch ihr Verhalten gemaßregeltenLehrer gemeint gewesen, die sich nicht gescheut hätten, ihre vor-gesetzte Behörde anzugreifen. Auf Befragen mußte Meißner zu-peven, daß er über die brennendsten Punkte des neuen VolkSschul-«esetzes nicht völlig unterrichtet sei; auch habe ereigentlich mit deni politischen Teile nichts zu tun.Zur Charakteristik, wie damals der Kampf auf köllseröaliver Seileund von den Lehrern geführt wurde, gelangten einige Artikel des„Vaterlandes", der„Leipziger Lehrepzeitung" und der„Sächsi-schen Lchrerzeitung" zur Verlesung. Der Anklagevertreter er-blickte in den gebrauchten Ausdrücken eine Beleidigung und be-antragte eine Geldstrafe von 16 M. Der Verteidiger, Rechts-anwalt Mcding-Dresden, plädierte für Freisprechung. Nach seinerMeinung habe sich das„Baterland"„verhältnismäßigmild ausgedrückt"!Das Urteil lautete auf Freisprechung. In der Wendung„diese Sorte Lehrer" hat das Gericht zwar objektiv eine Miß-achtung und Verächtlichmachung erblickt, aber den d a m a I i-gen politischen Kämpfen müsse Rechnung ge-tragen werden und überdies habe dem Major das Bewußt-sein der Ehrverletzung gefehlt,Korrigierte Berfassungstvidrigkeit in Rudolstadt.Die Rudolslädter Regierung hatte bekanntlich am 12. Juli 1912ohne Befragung des Landtags ein Gesetz über Gewährung einerachtprozentigen Teuerungszulage an die Staatsbeamten, Geistlichenund Lehrer erlassen. Der Landtag, der jetzt nachträglich seine Ge-nehmigung zu diesem Gesetz geben sollte, hat einstimmig abgelehnt,das Vorgehen der Regierung gutzuheißen. Durch landesherrlicheVerordnung ist deshalb jenes Gesetz vom 12. Juli vorigen Jahressoeben außer Kraft gesetzt worden.Der Rudolstädter Regierung blieb nichts anderes übrig, alsihre Verfassungswidrigkeit in dieser Form gut zu machen. Damitaber nun die Beamten und Lehrer nicht unter der Außerkraftsetzungjener Verordnung zu leiden haben, wird die sozialdemokratischeMehrheit des Landtags und vermutlich auch die bürgerliche Minder-heit dafür sorgen, daß bei der demnächstigen Revision des Beamten-gesetzeS eine entsprechende Gehaltserhöhung hineinkommt. Wo-rauf es dem Landtag in erster Linie ankam, war die Gesetzmäßigkeitund die Rechte des Landtags zu wahren. Um die Frage derTeuerungszulage hat es sich dabei gar nicht gedreht. Deren Be«rechtigung wird wenigstens von sozialdemokratischer Seite durchausanerkannt.Vor Gebrauch tvird gewarnt.Die Mitteilungen über die vorläufigen Ergebnisse der Vieh-Zählung vom 2. Dezember 1912 für Preußen begleitet die„Statist.Korrespondenz" mit der merkwürdigen Warnung, diese Zahlen sowieSchlußfolgerungen über die Fleischversorgung der Bevölkeruug zuverwenden. Zu solcher Beurteilung seien die Ziffern»völlig un-zureichend". Aber die Sorge um die richtige Benutzungist verständlich: bilden doch die Zahlen den statistischenBeleg für die außerordentliche Fleischnot in Preußen.Die Zahl der Schweine ist in einem Jahre(vom Dezember1911 bis Dezember 1912) um 1,792 Millionen Stückoder um 16,4 Proz. zurückgegangen. Der Schweine-bestand ist gegenwärtig nicht größer, als er bereits in den Jahren1966 oder 1967 war. Auch die Zahl der Schafe hat wiederumabgenommen, und zwar um 265 166 Stück oder 6.1 Proz. Gestiegenist nur der R i n d e r bestand, aber lange nicht in dem Maße, um denAusfall von Schweinen und Schafen zu ersetzen. Die Zahl derRinder nahm nur um 173 966 Stück oder 1,5 Proz. zu. Selbstwenn man die geringe Zunahme deS Pferdebestandes, der ja nachHerrn v. Schorlemer immer mehr für die Fleischversorgung inBetracht kommen soll, mit berücksichtigt, bleibt ein großesManko für däS Fleischängcbot. Dieser Rückgang des Vieh-beftandes ist aber nicht etwa nur eine Erscheinung deS verflossenenJahres. Vielmehr ist. er bereits seit 1967/63 deutlich zu beobachten.Es waren vorhanden:Jahr Rinder Söbafe Schweine1966.. 11 646 968 5 435 653 15 865 9591907.. 12 611 584 5 468 867 15 695 8541968.. 12 689 672 5 266 238 13 422 3731911.. 11 682 234 4 372 489 17 244 8551912.. 11856 166 4167 377 15 452 951Vor etwa sechs Jahren war der Viehbestand in Preußen größerals gegenwärtig. Inzwischen hat die Bevölkerung aber um mehrals 7 Proz. zugenommen. Viehmangel, Fleiichnot und Fleisch-teuerung müssen die notwendigen Folgen dieser EntWickelung sein.Die Agrarier trösten sich über ihre geringeren Viehbeslände mithöheren Preisen hinweg. Aber das Volk mutz seinen Konsum ein-schränken oder aus Fleischgenuß völlig verzichten, weil die Viehzuchtden Bedarf nicht decken kann und die Grenzen gegen die Einfuhrkünstlich abgeschloffen werden._Wer boykottiert und terrorisiert?Ein Zivilmusiler in Liegnitz lieferte seit fünfzehn Jahren demKriegcrverein eines benachbarten Dorfes bei Tanz und Begräbnissendie Musik. So war er auch bei der diesjährigen Kaisergeburtstags-seier in der üblichen Weise durch eine Postkarle zum Musizieren ein-geladen worden. Ein paar Tage später aber ging ihm folgenderBrief zu: Greibnig, den 24. 1. 1913.Herrn Musiker.... Liegnitz.Nach erhaltener Zuschrift des LokalvereinS 126 Liegnitz desAllgemeinen deutscheu Mujitcrverbandes gehören Sie und IhreMusiker dem Zentralverband der Zivilmusiker au(sozialvemokra-tischer Verein). Nach eingeholter Information ist es unmöglich,daß fernerhin Sie im hiesigen Kriegervcrein beschäftigt werdenkönnen, und wir müssen auf Ihre Musik nächsten Montag anKaisers Geburtstag im hiesigen Verein verzichten.Der Vorstand deS KriegervereinsGreibnig und Umgegend(Name und Stempel).Die Musik hat dann der Angober aus der gegnerischen Organi-sation geliefert._8turz cles japamfcben JVIimfterumiQ.Das Ministerium K a t s u r a ist z u r ü ck g e-treten. Und das Wichtige an diesem Rücktritt ist. daß essich vor dem Unwillen des Volkes, welches instürmischen Demonstrationen seinen politischenWillen kund gab. zurückziehen mußte. Die gewaltige Umwälzung, die Japan durchgemacht hat, war bisher das Werkkleiner schichten gewesen. Das Volk selbst war politisch un-frei und indifferent. Die Macht lag bei einer kleinenOligarchie. Der Parlamentarismus war ein bloßer Schein.Jetzt haben die Volksmassen handelnd und mit Erfolg selbstin die Politik eingegriffen, getrieben durch die bittere Not,die der Militarismus mit seinen furchtbaren Opfern erzeugthat. Auch j>i Japan hat der Krieg schließlichzurevolutionären Vorgängen gcfüh r.t. Undmögen auch die Demonstranten noch nicht zum klaren Bewußtsein ihrer Interessen gelangt sein, mögen sie auch heutenoch im Gefolge parlamentarischer Gruppen marschieren, dienicht die Vertreter ihrer wirklichen Interessen sein können, soist doch diese Erhebung der gedrückten Masse in Tokio einverheißungsvolles Zeichen für die Zukunft.Ueber die Ereignisse unterrichten folgende Depeschen:Politische Unruhen.Tokio, 11. Februar. Die politische Krise hat gestern zu e r n.sten Tumulten geführt. Die ersten Zusammenstöße fandenzwischen dem Polizeiaufgebot, fc'aS in 5cm ParlamcntSgcbZud'c zusammengezogen war, und der Vollsmengc statt, die sich zur Unter-st ü tz u n g der Op p o s i t i o n angesammelt hatte: Dann'wur-den Angriffe auf verschicdeno BureauS und Zci-t u n g S r e d a k t i o n c n unternommen. In einem oder zweiFällen wurden ernste Versuche gemacht, die Gebäude in Brandzu stecken. Das Personal der Zeitung„Kokumin Shimbun" leisteteenergisch Widerstand und griff auch zu Feuerwaffen. Einer ausder Bienge wurde getötet. 1>iur den angestrengten Bemühungen derPolizei gelang es, den Ausbruch des Feuers zu verhindern. Daraufzog die Menge durch die Stadt, demolierte Polizciivachenund steckte Straßenbahnwagen in Brand. Schließlich wollten dieDemonstranten die Richtung nach dem Hau» des Fürsten Kat-s u r a einschlagen, wurden aber durch ein starkes Polizeiaufgebotdas blank zog, daran gehindert. Es kam wiederum zu einem Zu-sammenstoß. Schließlich wurden die Aufrührer zurückgetrieben.Die Unruhen dauerten bis zum frühen Morgen, wodie Menge sich mangels weiterer Angriffsobjektc und wegen deraußerordentlichen Kälte zerstreute. Es sind sechs Personengetötet, siebzig verwundet worden.Das Kabinett trat heute um 16 Uhr vormittags in denDiensträumen des Premierministers, die durch starke Wachen ge-schützt waren, zu einer Dauersitzmig zusammen. Der Rat derAlten ist zum Nachmittag in den Palast berufen tvorden. DieStadt ist jetzt ruhig: die Patrouillen sind von den Straßenzurückgezogen worden.Demiffiirn dcö Ministeriums.Tokio, 11. Februar.(Meldung des Reutcrschen Bureaus.)Das Ministerium K a t s u r a ist zurückgelrete». Admiral Z) a m a-mo to wird morgen zum M i n i st e r p r ä sid e u t e n ernanntwcrdrn. Baron Kato bleibt Minister des Acußeren.kelgien.Eine Probemobilisicrung für den Generalstreik.Aus Brüssel wird uns gemeldet: Gemäß einemBeschluß der Brüsseler Föderation der Arbeiterpartei werdensich die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter am Montag, den17. Februar, zu einer Art Probemobilisicrung zusammen-finden. Die etwa 20 990 organisierten Arbeiter Brüssels undder Vororte werden sich zwischen 6—8 Uhr in den hierzu an-gewiesenen Lokalen versammeln, um dort von ihre»- Ver-trauensmänncrn über die zu unternehmenden Vor-bereitungen für den bevorstehenden Kampf unterrichtetzu werden. In erster Linie stehen da die Maßnahmen fürdie Kontrolle der Streikenden und für die Sicherung derruhigen und friedlichen Abwickelung des Massenstreiks. Jederder Versammlungen wird ein Delegierter des Föderativ-Komitees beiwohnen.Vänemark.Die Notlage der Konservative».Kopenhagen, 9. Februar.(Eig. Ber.) Die Verfassungsvorlageder dänischen Regierung hat die Konservativen in eine schwierigeSituation gebracht. Die Zweite Kammer hat noch vor Weihnachtendie Vorlage akzeptiert, wie wir seinerzeit mitteilten. Aber in derErsten Kammer, wo die Vorlage seit zwei Monaten liegt, kommtman nicht vom Fleck. Die Junkermehrheit dieser Kammer willnatürlich nicht den Ast absägen, auf dem sie sitzt � aber sie hat auchkeinen anderen Ausweg zur Lösung der VerfaflungSprobleme ge-funden. Ihr Haß konzentriert sich nun gegen das MinisteriumBerntsen, dem sie die Schuld an der radikalen Gestaltung derWahlreform zuschreibt und der Ministerpräsident bekommt in reich-lichem Maße den Zorn der konservativen Kaste zu spüren. AlSman ihm parlamentarisch nicht beikommen konnte, hat manzur Methode der persönlichen Beschimpfung gegriffen undein entlassener General mußte auftreten, um dem alten Berntsendie ganze Verachtung der„Vaterlandsfreunde" inS Gesicht zuschleudern. Wie im neuen Don Quichotte bemühte sich dieserillustre Vertreter des dänischen Militarismus, die Gefahren des Welt-kriegeS von seinem Vaterlande zu bannen.Das ist der mühsam gefundene Ausweg der Wahlrcchtsgegner.Um die Verfassungsfrage zum Scheitern zu bringen, haben die Herr-schaften die LandbesestigungSsrage Kopenhagensaufgeworfen. Die Nordseite muß befestigt werden, um die Ein-nähme der Hauptstadt durch eine feindliche Jnvasionsarmeein dem bevorstehenden Weltkriege zu verhindern. Und zudem Zweck läßt man eS sich sogar etwas kosten. Umdie„Vaterlandsliebe" trotz der verfluchten Verfassungsvorlage zudokumentieren, hat man eine freiwillige E i n s a m m-lung für die Befestigung der Landseite veranstaltet; eineZementfabrik spendet sogar etliche Tausend Sack Zement, umeinem fehlenden Fort die nötige Festigkeit zu geben. Und von derRegierung wird die schleunige Einbringung einer Be-festigungsvorlage in der Zweiten Kammer gefordert. Allesaus Vaterlandsliebe? Weit gefehlt! Eine solche Vorlage würde inder Zweiten Kammer mit Hohngelächter aufgenommen werden, dasMinisterium Berntsen wäre erledigt und mit ihm die Berfafluugs-vorläge. Das ist die zwar tölpelhafte, aber doch sehr.realpolitische"Kalkulation der Reaktionäre.Das Ministerium ist auf den Leim nicht gegangen. GS hat imEinverständnis mit seiner Partei die Aufnahme der BefestigungS-frage zurzeit abgelehnt. Die Konservativen kommen also nichtum die Verfassungsvorlage herum, wobei gleichzeitig viele derjetzigen Senatoren leicht um ihre Mandate kommen können. Denndie Regierung hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß sie eventuellselbst zur Auflösung der Ersten Kammer entschlossen ist.Amerika.Der Bürgerkrieg i» Mexik«.Mexiko, 11. Februar.(Meldung des Reuterschen Bureaus.)Die Lage der Regierung ist im wesentlichen unverändert, ob-gleich 566 Soldaten des treu gebliebenen Generals Blanquet undeine kleine Abteilung von RuraleL in der Hauptstadt angelangtsind. Indessen dürfte General Diaz, wenn es der Regierung nichtgelingt. die noch zögernden Elemente dazu zu bestimmen,sich ihr anzuschließen, mit seiner überlegenen Artillerieeinem Angriff widerstehen können. Es herrscht ausgezeichnete Orb-nung. Alle Banken sind geschlossen, ebenso die Mehrzahl der Läden:die Straßen sind verlasse», die Straßenbahnen haben den Verkehreingestellt. Madero ist in den Palast zurückgekehrt, wo er mit denMinistem eine Konferenz halte. Seine Gattin hält sich in Cha-pultcpek auf. Madero vertraut darauf, daß die Regierung dieOberhand gewinnen werde. Er glaubt, daß eine genügende An-zahl von Truppen bald mobilisiert werden könne, um Diazerfolgreich anzugreifen. Die Diplomaten bemühen sich um die Er-laubnis, aus Ausländem bestehende Patrouillen bilden zu dürfen,um die Fremdenguartiere bewachen zu lassen, bis jetzt jedoch ohneErfolg. 866 Soldaten und acht Kanonen schützen den Palast. Diazerklärt, daß er nicht die Absicht habe, anzugreifen. Er werde dieAktion der Streitkräfte der Regierung abwarten. Diaz scheint i»reichlichem Maße Munition und Geld zu besitzen.