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nicht leimen wollte. Die Kriminalpolizei stellte jedoch fest, daß es sich um einen Schlächter Oskar Stischer und einen Arbeiter und Anarchisten Heinrich Herrinann handelte. Sie ermittelte auch diese und stellte durch weitere Nachforschungen fest, daß es die Spieß- gesellen Werbers waren. Auch sie wurden daraufhin verhaftet und defm Untersuchungsrichter vorgeführt. Mit welcher Dreistigkeit die Bande arbeitete, zeigt folgender Fall: Bei dem Uhrmacher Ähinkch in Moabit war wiederholt Untereinander-eingebrochen worden, so daß dieser einen besonderen Bewachungsdienst ein- richtete. Als er wieder einmal in der Nacht auf der Lauer lag, hörte er, wie der Fußboden angebohrt wurde. Er ging auf die Straße, rief einige Chauffeure und einen Gastwirt herbei und wartete vor der Türe auf das Erscheinen der Einbrecher, um sie abzufangen und der Polizei zu übergeben. Diese hatten aber sein Vorhaben gemerkt, kletterten auf das Nachbargrundstück hinüber, kantelten die Haustür auf und verließen ganz dreist und unan- gefochten das Haus. Sie hatten sogar die Frechheit, einen der Chauffeure zu beauftragen, seinen Wagen anzukurbeln und sie fortzufahren. Mit den beiden stieg ein dritter ein, der sich vorher unter die Chauffeure gemischt hatte. Es war ein Spießgeselle der beiden andern. Zwei gerissene Schwindler, die seit längerer Zeit in Berlin , Neukölln und Treptow auftraten, wurden von der Neuköllner Kri- minalpolizei unschädlich gemacht. Es sind ein 23 Jahre alter Hand­lungsgehilfe Bruno Göhe und ein ebenso alter Tischler Ernst Kohl- schmidt. Sie hatten es hauptsächlich auf Mieter abgesehen, die in einem Hause wohnen, deren Wirt außerhalb wohnt. Zu diesen schickten sie ein Dienstmädchen und baten auf einem Zettel im Namen des Hauswirts um einen Mietvorschuß von 50 bis 70 M. Da sie sich in der Regel an Geschäftsleute und Schankwirte wandten, erhiel-ten sie den Betrag auch anstandslos ausbezahlt. Da beide fortwahrend ihre Wohnungen wechselten, war«s sehr schwer, sie zu ermitteln, bis es der Kriminalpolizei jetzt endlich gelang, ihren Aufenthalt ausfindig zu machen. Nicht weniger als 23 Schwinde- leien dieser Art konnten ihnen bereits nachgewiesen werden. Wie es scheint, haben sie auch noch Hochstapeleien begangen. Darauf läßt auch eine Visitenkarte schließen, die man im Besitz des Götze fand. Götze gibt sich hier als Obersekretär und geheimer Rech- nungsführer der Zentralmilitärkasse in Berlin aus. Beide wurden dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Schlafstellenschwindler. Als Militärinvalide gibt sich ein Schlaf stellenfchwindler aus, der vor Jahresfrist in Schöneberg sein Un- Wesen trieb und jetzt dort wieder an verschiedenen Stellen auf- getreten ist. Der Gauner, der sich früher Kaschke nannte, gibt jetzt an, Hohenstein zu heißen und aus Frankfurt a. O. zu stammen. An der linken Hand fehlen ihm einige Finger. Er zeigt, wenn er sich irgendwo eingemietet hat, diese Verstümmelung der Wirtin und erklärt ihr, daß er Militärinvalide sei und«ine Rente beziehe. Diese Angaben bekräftigt er mit einer Unfallquittung auf seinen Namen. Bald nachdem er ein Zimmer gemietet und die Wirtin durch seine Erzählungen sicher gemacht hat, geht er diese dann um ein Darlehen an, was er um so leichter erhält, als er der Vermieterin auch noch ein von ihm selbst angefertigtes Schreiben vorzeigt, in dem er irgend einen fremden Mann ersucht, ihm den schuldigen Betrag von 73 M. zu zahlen. Nach Erhalten des Geldes verschwindet er dann auf Nimmerwiedersehen. Der gefährliche Schwindler ist ungefähr 45 Jahre alt, etwa 1,00 Meter groß und schlank, hat dunkles Haar, einen kleinen Schnurrbart und trug zuletzt einen schwarzen Paletot mit Samtkragen, einen hellgrauen Jackettanzug und einen schwarzen, steifen Hut. Ein heftiger Zusammenstosi eines Straßenbahnwagens mit einem Brauereiwagen ereignete sich gestern vormittag um 9/4 Uhr an der Ecke der Dorotheenstraße und Neustädtischen Kirchstraße. Als der mit einem Kutscher und einem Mitfahrer besetzte Wagen des Böhmischen Brauhauses, vom Bahnhof Friedrichstraße kommend, durch die Neustädtische Kirchstraße fuhr und den Fahrdamm der Dorotheenstraße kreuzen wollte, kam ein Straßenbahnwagen der Linie O fWilmersdorf Kupfergraben) angefahren und rannte mit voller Wucht dem Brauereiwagen in die Seite. Ter Kutscher und der Mitfahrer wurden vom Bock geschleudert, kamen aber zum Glück beide mit einigen blutenden Hautabschürfungen davon. Die Bier- fässer fielen von dem zertrümmerten Wagen herab und rollten die Straße entlang. Von dem Straßenbahnwagen wurde der ganze Vorderperron eingedrückt; doch blieb der Führer, der sich allein darauf befand, unverletzt. Die akademischen Unterrichtskurse für Arbeiter sind 1004 mit Hilfe des Vereins Berliner Hochschullehrer gegründet worden. Studenten und andere Akademiker erteilen ehrenamtlich Unterricht an Arbeiter, Handwerker, Unterbeamte usw. Der Unterricht umsaht u. a. Deutsch , Rechnen, Schönschreiben, ferner Stenographie, Geographie, Geometrie und Algebra. Jeder Unterrichtskursus be- läuft sich auf 12 bis 16 wöchentliche Unterrickitsabende zu je zwei Stunden. Im Sommer werden durchschnittlich 40 und im Winter etwa 60 Kurse unterhalten mit rund 1500 bis höchstens 2300 Per­sonen. Etwa 150 Studenten sind beteiligt. Auf Antrag will der Magistrat diese Kurse in diesem Jahre mit 1000 M sub­ventionieren. Oeffentliche Bibliothek und Lesehalle zu unentgeltlicher Be- «utzung für jedermann, SO., Adalbertstr. 41. Geöffnet werk- täglich von 5H 10 Uhr abends, an Sonn- und Feiertagen von v 1 Uhr und 36 Uhr. In dem Lesesaal liegen zurzeit 616 Zeitungen und Zeitschriften jeder Art und Richtung aus. Fußballspiele der Arbeiterturn- und Sportvereine. Am kommenden Sonntag spielen folgende Vereine der 1. Klasse Spandau -Fichte XVII in Spandau , Exerzierplatz, Seeburger Straße. Charloltenburg Weißensee in Charlottenburg , Königin-Elisabeth-Strahe. Rummels- bürg Schöneberg in Lichtenberg . Miquel-, Ecke Krätkestraße. Die Spiele beginnen an, Nachmittag um 3 Uhr. Vorort- N ach richten* Lichtenberg . Stadtverordnetenversammlung. Die den Stadtverordneten zu- gestellten Berichte der Schulärzte, dazu die Bemerkungen des M<v- aistrates zu den von-den Aerzlen erhobenen Monitas, wurden auf Antrag unserer Genossen der Gesundheitskommission überwiesen. Sie soll die gesamte Materie prüfen, besonders auch die auffällige Erscheinung einer ganz ungewöhnlichen Differenz in den er- mittelten nicht gesunden Kindern in den verschiedenen Schulen. Die Angelegenheit wird die Stadtverordnetenversammlung noch ein- gehend zu beschäftigen haben. Als Armenkommissar für den 23. Bezirk(Scharnwebcrstr. 3357) wurde, als Ersatz für den zu- rücktretenden Zigarrenhändler Trompa, der Lehrer Hofsmann ge- tvählt. Im 27. Bezirk(Blumenthalstr. 1133, Jungstr. 1132) am- tiert in Zukunft als Armenkommissar Bäckermeister Schwarz. Im November vorigen Jahres beschloß die Stadtverordnetenver- sammlung, auf Antrag der Bürgerlichen , den Abbau des Pestalozzi- Lyzeums. Diesem Beschlüsse ist der Magistrat nicht beigetreten. In einer neuen Vorlage beantragt er die Weiterexistcnz der An- staltz Um den Antrag schmackhaft zu machen, schlägt der Magistrat vor, das Lyzenm durch die Angliederung einer neu zu errichtenden Mädchen-Mittelschule zu ertveitern. Dem Leiter der Anstalt, Di- rektor Lange, hatte der Magistrat die Aufgabe überwiesen, das Projekt in der Stadtverordnetenversammlung zu vertreten. Das geschah in einem sehr langen, mit allerhand Zahlen und Berech- nungen überreich gespickten Vortrage. Er sollte beweisen, daß die Errichtung der geplanten Mittelschuleein Akt ausgleichender Ge° rcchtigkeit" sei und vom finanziellen Standpunkt ein gutes Geschäft. In der Diskussion rüttelten verschiedene Redner recht kräftig an den Berechnungen des Herrn Direktors Lange. Von unserer Seite wurde die Mittelschule rundweg abgelehnt, schon aus dem Grunde, weil sie die Volksschule auf das Niveau der ausgesprochenen Arme- leuteschule herabdrücke und deren EntWickelung ganz zweifellos hemme. Darauf ereignete sich folgendes: Der Wortführer der Bürgerlichen , Stadtverordneter Schachtel, bisher Führer im Kampfe gegen das Lyzeum, erhob sich und erklärte, die Stellungnahme un- serer Genossen gegenüber der Mittelschule veranlasse ihn und seine Freunde, nunmehr die Vorlage doch auf ihre Annehmbarkeit näher zu prüfen. Von unserer Seite konnte darauf mit vollem Recht festgestellt werden, daß, wenn die Vorlage angenommen werde, das aus rein politischen Motiven geschehe. Sachlich seien die Herren von der Rechten Gegner des Lyzeums, sie hätten den Abbau be- schlössen, nun sich die Möglichkeit zeige, die EntWickelung der Volks- schulen zu hemmen, keime auch schon die Neigung zum Umfall in der Lhzeumfrage. Herr Schachtel schwieg! Schließlich wurde die Vorlage einer besonderen Kommission überwiesen. Das gleiche geschah mit einer Vorlage, die die Errichtung neuer Lehrerstellen am Pestalozzi-Lyzeum fordert. Nach kurzer Debatte war dann ein alter Bekannter, eine Vorlage betreffend die Anlage eines Schmuckplatzes auf der Mittelpromenade der Frankfurter Chaussee, unter Dach gebracht. Debattclos genehmigte die Versammlung dann noch die Herstellung verschiedener Regenwasserkanäle, die Schaffung eines zweiten Zeichensaales in der Fortbildungsschule l, eines Vertrages mit der Königlichen Eisenbahndirektion, den Aus- bau vou Kläranlagen auf dem Rieselgut Tasdorf . Zur Vertretung einer Vorlage, betreffend Melioration der Berghofwiesen hatte sich der Magistrat den Inspektor des Gutes kommen lassen. Auch ohne dies hätte die Vorlage kaum Widerspruch gefunden. Für die Mc- lioration eines Gebietes in Größe von 50 Morgen wurden 25 000 Mark bewilligt, obwohl einer der Herren Bürgerlichen meinte, nach den Ausführungen des Kaisers im Landwirtschaftsrat seien die geforderten Mittel etwas sehr hoch. Hierauf erfolgte der Zuruf: Sachverständigen kommen lassen! Ein Briefkaftenschwindel. Das Ortsblättchen veröffentlicht folgende Brieflastennotiz:Herrn O. M., hier. Besten Dank für Jhra Mitteilungen über die' Unterschlagung der 2800 M. in jener freien" Gewerkschaft. Diese Angelegenheit ist schon seit längerer Zeit bekannt. Wir haben die Besprechung aber immer noch zurück- gestellt, weil wir abwarten wollen, ob Mitarbeiter desVorwärts", die doch sonst nicht genug auf diebürgerliche Moral" schimpfen können, den Mut haben werden, über diese Unterschlagung zu be- richten." Zu diesem ebenso läppischen wie feigen Anwurf sei folgendes bemerkt: Die Behauptung von einer Unterschlagung in einer freien Gewerkschaft ist Schwindel. Richtig ist, daß in einem Wirte- verein, der nicht zu den freien Gewerkschaften gehört, eine Unter- schlagung vorgekommen ist. Eine Unterschlagung, wie sie in allen Vereinen, bei allen Parteien passiert oder doch passieren kann. Also selbst wenn es sich um eine freie Gewerkschaft handelte, hätten wir nicht die Verpflichtung, davon großes Aufsehen zu machen. Ebenso- wenig, wie wir von den Lumpereien einer Zierde der bürgerlichen Stadtverordnetenfraktion, des verflossenen erstklassigen Stadtver- ordneten Horstmann, Notiz nahmen und ebensowenig die eigen- artigen Praktiken eines amtierenden Stadtrates in die Oeffentlich- keit schleppten. Das sind für uns persönliche Verfehlungen, die einer Partei an die Rockschöße zu hängen, einfach nichtsnutzig ist. Will das Tageblättchen nach dieser Belehrung seine entgegengesetzte Moralauffassung und seinen beneidenswerten Mut weiter heraus- stecken, dann können wir mit mehr dienen. Friedrichsfelde -Karlshorst . Ucbcr den Bericht vom russischen Fleischverkauf, den der Ge- meindevorsteher in der letzlen Gemeindeverirelersitzung erstattete, halten wir gesagt, daß der Bürgermeister jede Spur von Objektivität habe vermissen lassen, als er auf den Vertrieb russischen Fleisches durch die Konsumgenossenschaft zu sprechen kam. Der Bürgermeister hatte behauptet, daß in der Verkaufsstelle in Kärlshorst höhere Preise gefordert worden seien, als dies nach den genossenen Ver- einbarungen zulässig wäre. Die Art, wie er das faßte, mußte den Eindruck erwecken, daß der Verkäufer damit eine Ueber- Vorteilung der Käufer habe bezwecken wollen. Daß diese Aus- fassung allgemein vorherrschte, bestäligt eine Notiz in der Orts« zeitung. Wen also der Vorwurfeinseitiger Berichterstattung" trifft, ist mithin nicht mehr zweifelhaft, denn die o6ige_ irrige Auffassung konnte eben nur dadurch entstehen, daß der Bürgermeister ob absichtlich oder nicht, ist gleich verschwieg: erstens, daß die Preis- erhöhung nur in wenigen Fällen eingetreten ist und zweitens nur deshalb, weil der Verkäufer einzelnen Käufern gegenüber glaubte ausnahmsweise einen besonderen Wunsch erfüllen zu sollen, indem er z. V. Ronladenfleisch ausgeschält verabfolgte. Für die dabei entstehenden Abfälle hat er dann einen Preisaufschlag eintreten lassen. Man lönnte mithin höchstens den Vorwurf zu großen Entgegenkommens nicht der Uebervorteilung des kaufenden Publikums erheben. Die Art aber, wie derZwischenfall" eingeleitet wurde und jetzt noch ausgesponnen wird, läßt den Verdacht gerechtfertigt erscheinen, daß es hiesige Schlächter gewesen sind, die. mit der Preislabelle genau vertraut, durch Mittelspersonen mit besonderen Wünschen an den Verkäufer herangetreten sind, um ihn so in die Zwangslage zu ver- setzen, die Betreffenden entweder abzuweisen oder ihnen in der geschilderten Weise entgegenzukommen. Um aber dieObjektivität" des GemeindeoberhauptS noch besser zu kennzeichnen, sei darauf hin- gewiesen, daß er immer in gewaltige Entrüstung gerät, wenn ein Ge» meindevertreter in der Diskussion Zahlen- und dergl. Material ver- wendet ohne dem kleinen Ortsgewaltigen vorher von der Absicht Kenntnis zu geben. Im vorliegenden Falle hat er selbst aber nicht einmal dem zumeist interessierten Faktor, der Konsumgenossenschasl vorher Mitteilung gemacht. Es hätte ihm dann freilich an Brenn- stoff für sein Brillantfeuerwerk gefehlt, weil dann die Lücken sogleich ausgefüllt worden wären, die er in seinem Bericht gelassen hatte. Petershagen bei Fredersdorf . In der Gemeindevertretersitzung stand u. a, noch einmal die Ablösung der niederen Küsterdienste durch die polittsche Gemeinde auf oer Tagesordnung. Es blieb im wesentlichen bei dem schon vor einiger Zeit gefaßten Beschluß, daß für eine kleine Sache die polittsche Gemeinde die Kosten trägt; im übrigen die Arbeit, die der Küster nicht mehr zu verrichten braucht, aber von anderen aus- geführt werden muß, aus den Einkünften des Küsters mitbezahlt werden soll. Ferner lag ein Antrag des im Gemeindebureau mit schriftlichen Arbeiten beschäftigten Herrn Bergemann vor, ihm seine Bezüge um 300 M. pro Jahr zu erhöhen. Unsere Genossen wandten sich entschieden dagegen, zumal sie wußten, daß vom Steuererheber ebenfalls ein Antrag kommen würde, der die Bezüge um 400 M. erhöht wissen will. Ein von unseren Genossen gestellter Antrag, beide Posten zu vereinigen und die Stelle mit 1200 M. Airfangsgehalt zu bezahlen, fand einsttmmige Annahme. Der Posten selbst soll ausgeschrieben werden. Nunmehr hielt der Kreis- bau rat Herr Mirau ein kurzes Referat über das vom Kreis Nieder- bavnim am Kalksee zu errichtende Wasserwerk. In der letzten Ge- meindevertretersitzung wurde bekanntlich der Anschluß an das Werk einstimmig abgelehnt. Diesmal stimmte die Vertretung nach den Ausführungen des Baurats, die durch verschiedene Fragen unserer Genossen noch ergänzt wurden, dem Anschluß im Prinzip zu. Es lagen zwei Projekte bezüglich des Wasserbezuges vor. Das Pro- jekt A, wonach die Gemeinde das Röhrennetz selbst legt und das Wasser selbst abgeben soll, kann infolge der finanziellen Verhältnisse nicht in Betracht kommen, sondern nur das Projekt Li hierbei besorgt der Kreis die Verteilung des Röhrennetzes selbst. Der Preis des Wassers soll pro Kubikmeter 30 Pf. betragen, der sich aber bei Entnahme größerer Quanten(bei Häusern mit mehreren Familien) erheblich verbilligt. Zum Anschluß kann niemand ge- zwungen werden; wer denselben bei Legung des Röhrennetzes gleich besorgen läßt, erhält ihn kostenlos bis zum Wassermesser, spatere Anschlüsse gehen auf Kosten des Konsumenten. Wannsee . Der Voranschlag für das laufende Steuerjabr schließt in Ein- nähme und Ausgabe mit 440 000 M. ab, das sind 26 000 M. mehr wie im Vorjahre. Der Steuersatz wurde von der letzten Gemeinde- Vertretersitzung wie im Borjahre auf 92 Proz. festgesetzt. Eine Debatte über den Boranschlag gab es nicht, nur wurden bei den einzelnen Titeln Wünsche laut, die auch ihre Berücksichtigung finden sollen. So soll an der Gemeindeschule ein Schularzt hauptsächlich für Zahnpflege angestellt werden. Dann wurde der Fluchtlinienplan für den sogenanntenGrünen Weg" am See festgesetzt und über die Kanalisationsfrage in Kohlhasenbrück verbandelt. Diese Sache beschäftigt die Gemeindevertretersitzung schon sehr lange; jetzt scheint dieselbe zu Ende zu gehen, nachdem vom Landrat die Genehmigung erteilt ist, die gereinigten Abwässer vorläufig auf zehn Jahre in den Griebnitzsee resp. Teltowkanal zu leiten, wenn die Gemeinde Wannsee die Kläranlage übernimmt. Die Beschlußfassung hierüber wurde aber bis zur nächsten Sitzung verschoben, weil man sich erst noch einmal näher orientieren will. Auf eine Anfrage teilte der Annsvorsteher mit, daß für die geplante Kanalisation jetzt ein Projekt in Ausarbeitung sei. Bei dieser An- gelegenheit kam auch die leidige Sache der Müllabfuhr zur Sprache. Eine Kommisston soll sich wegen Uebernahme in Gemeinderegie resp. Ankauf eines verschlossenen Müllwagens und Verpachtens des- selben beschästigen. Die ganze Sitzung hatte eine halbe Stunde ge- dauert. Die meisten Sachen werden in Wannsee nicht öffentlich verhandelt: das wird erst einmal anders, wenn unsere Genossen auch hier ihren Einzug halten. Hus der frauenbenegimg. Die Mitarbeit der Frauen am Jugendgericht. Der Gesetzentwurf über die Gestaltung der Fugendgerichte, der Mitte Januar im Reichstag debattiert und an eine Kommission ver- wiesen wurde, bedeutet ein Schrittchen vorwärts im Kampfe ums Recht der Frau. Er erhält die Zulassung von Frauen als Beistand für Angeklagte bei Jugendgerichtshauptverhandlungen und als Für- sorgerinnen, wozu Frauenin hervorragendem Maße besonders bei weiblichen Angeklagten" geeignet sein werden. Nun, dieses hervor» ragende Matz von Befähigung, das die Regierung plötzlich den Frauen zutraut, haben sie in Wirklichkeit bei der Jugendgerichtshilfe bereits bewiesen. Der Erlaß des JustizmimsterS vom I. Juni 1908 für das Straf» verfahren gegen Jugendliche brachte unter 8 1 der leitenden Grund- sätze folgenden Passus:Insbesondere haben die Beamten der Staatsanwaltschaft... auch mit... den Bereinen oder sonstigen Organen für Jugendfürsorge wegen Auskunftserteilung über die jugendlichen Beschuldigten in Verbindung zu treten." Auf Grund dieses Satzes wurde in den Städten mit Jugend» geeichten meist den bestehenden Fugendfürsorgevereinen eine Sonderabteilung für Jugendgerichtshilse angegliedert. Auch hier wieder die charakteristische Tatsache, daß die Pflichten einer staat» lichen Einrichtung von Privaten, oft mit städtischer Hilfe, über- nommen werden. In diesem Falle besorgen Wohltätigkeitsvereine die Geschäfte der Staatsanwaltschaft! Dies wird damit begründet, daß auf diese Art das Verfahren gegen Jugendliche in menschlicherer, milderer Weise geführt werde, als es durch Beamte der Staats- anwaltschaft geschehen könnte. Welch trauriges Zeugnis für diese Beamten! Jedenfalls hat man bisher keinen Jugendgerichtshelfer von staatlicher Seite in Preußen angestellt, wie etwa in Amerika den Probation Officer . Die Arbeit der Jugend gerichtshilfe besteht darin, daß auf Ersuchen des Gerichts ein Bericht zu gehen ist über Lebensumstände, Vorleben der jugendlichen Angeklagten; über Tatsachen, die zu dem Vergehen führten. Hier kann sich die Helferin auch als Beistand bewähren. Auf Antrag des Gerichts ist dann eventuell die pflege- rische Fürsorge und Schutzaufsicht über die Verurteilten zu über- nehmen. In Berlin , sowie Lichtenberg , Schöneberg . Tempelhof und Lichterselde wird die Jugendgerichtshilse von der Deutschen Jen- träte für Jugendfürsorge geleistet. Die einzelnen Fälle werden den helfenden Vereinen überwiesen, deren Mitglieder freiwillig die Vorermittelungen und später auch die Schutzaufsicht ausführen. Dies« verantwortungsvolle Arbeit wird also ehrenamtlich getan; oft genug von beruflich belasteten Frauen, die selten eine Frei- stunde für ihve Schutzbefohlenen erübrigen. Niemand fragt, ob die richtige Persönlichkeit an der rechten Aufgabe arbeitet. Di« von Zeit zu Zeit an die Zentrale zu liefernden Berichte können auch kein Bild von der Art des Verkehrs der Helferinnen mit den Schütz- lingen geben, und eine Kontrolle ist kaum vorhanden. Für Char- lottenburg und Wilmersdorf wird die Jugendgerichtshilse von der Vereinigung der Wohliätigkeitsbeftrebungen" geleistet. Es sind zwei Berufshelfer, eine männliche und eine weibliche Person an- gestellt, die von ehrenamtlichen Helkern unterstützt werden. Die zahlenmäßigen Feststellungen über die Tätigkeit der Charlotten- burger Jugendgerichtshilse zeigen die steigende Teilnahme der Frauen an dieser Arbeit. Es wurden angestellt: tm Jahre 1911 1912 Ermittelungen 200 210 von Männern 91 84 von Frauen 109 126 In Neukölln führt derFreiwillige Erziehungsbeirat" die Jugendgerichtshilse aus, in Pankow -Niederschönhausen der Jugend- fürsorgeverein. Ueberall hat sich die Mitarbeit der Frauen bewährt, und der neue Gesetzentwurf unterscheidet sich nicht etwa durch energisches Reformieren von seinen Brüdern! Im Grunde legitimiert er nur längst Bestehendes und baut es ein wenig aus. Die Forderung der Sozialdemokraten um Zulassung der Frauen zum Schöffenamte bei Jugendgerichten würde schon eine erheblichere Rechtserweiterung der Frauen bedeuten. Durch die Teilnahme an der Jugendgerichtshilse hat die Frau ihre Befähi- gung für diese Tätigkeit längst bewiesen. Angeschlossen hat sich dem sozialdemokratischen Redner nur ein nationalliberaler Ab- geordneter. ES bleibt zu erwarten, wie weit die Logik der übri- gen Herren hier reicht. Jugendveranstaltunge«. Köpenick . Morgen Sonntag findet eine Wanderpartie nach Kauls- darf, Biesdorf , Biesdorfer Busch usw. statt. Treffpunkt nachmittag» l'l, Uhr an der Lindenstraße(Post). Teilnahme aller Jugendlichen ist erwünscht. Liederbücher sind mitzubringen.__ WasserstandS-Nachrichte» der LandeSanfialt für Gewäficriunde. milgeteili vom Berliner Weiterbureau Wasserstand Memel. Tilfit Bregel, I, isterburg Weichsel , Schorn Oder. Rattbor » Krassen . Frantturt a r t h e, schrimm , Landsberg Netze, Vordamm Elbe, Leitmetttz , Dresden , Barby , Magdeburg am 13. 2. cm 422») 107») 335») 140 223 218 156 139 80 99 24 827 274 seit 12.2. orn1) +26 16 43 +13 +12 -; 4 +3 10 25 -22 Wasserstand Saale , Grochlltz Havel , Spandau st , Rathenow ») Spree , Spremberg ») , BeeSkow Weser, Münden . Minden Rhein , MaximilianSau . Kaub Köln Neckar , Heikbrorm Main, Hanau Mosel . Trier am 13 2 cm 222 102 120 98 106 270 380 396 260 323 138 248 149 fest 12.2. cm1) -4. 2 0 4 +8 10 15 8 15 83 5 6 12 ')+ bedeutet Wuchs. Fall.«) Unterpegel.*) Eisfrei. ») Eisstand.) Eistreiben._ Briefkarten der Redaktion. Sie knrlstlsche Sprechstunde findet Lt»denftr-M«S, vor« Hier Treppen Fahrstuhl, wochentäglich von 414 bis 7V4 Uhr abends, SonnadrndS, van 4'z> bis 6 Uhr abends statt. Jeder für beu«rirfiaftra bestimmten Aufrage ist ri»«uchiiabr un» eine Zahl als Merkzeichen»rlznsstge». Brirfllche Antwort wird nicht rrtrUt. Anfragen, denen keine AbounementSgutttung beigefügt ist, , erden nicht beantworte«. Eilige Fragen«rage«an tn der Sprechstunde dar. M. S. 18SV. 1. u. 2. Geburtsurkunden beider und Militärpaß be» Bräutigams. 2. ES ist ratsam, zu matten. b>S die von den Gewerkschaften und der Konsmngenossenschast ins Leben zu rusmdr.VoWjürsorge» ihre /