Nr. 41. 30. Jahrgang.
Wirtschaftlicher Wochenbericht.
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Ruhrgebiet nahm sie fast um das dreifache zu. Die Zechenherren aus Arnaville und ein Offizier aus Meß nicht erschienen sind. rühmen, daß das Syndikat die Mentabilität des Bergbaues erst durch Letterer ist erkrankt. Die Verteidiger, Rechtsanwalt Bahn und stete Preise ermöglicht habe. Gewiß, die Preise sind etwas stabiler Dr. Jul. Meyer, erklären, daß sie auf keinen Zeugen verzichten Ergebnisse der Ruhrzeden. Kein Kohleusyndikat. geworden, aber die Preistendenz entwickelt sich stetig nach oben. In können. Der Angeklagte behauptet, daß er die Tat auf dringendes Das vergangene Hochkonjunkturjahr, mit seiner gewaltig ge den Jahren 1880 bis 1890 zahlte man und ernsthaftes Verlangen der Getöteten, welche aus Liebeskummer an der Essener Börse steigerten Produktion in der Schwerindustrie hat den beteiligten pro Tonne 5 bis 6 Mark. in den Tod habe gehen wollen, begangen habe. Bei dieser SachSeit dem Gründungsjahre lage komme es der Verteidigung darauf an, von allen, die die Montanunternehmungen reichlichen Gewinn gebracht. Das tritt in ftieg der Preis mit ganz geringen Schwankungen ständig Getötete noch kurz vor der Tat gesehen, Auskunft über deren den Betriebsausweisen deutlich zu Tage und findet seinen Ausdruck von 8 M. bis auf 10,75 M. im Jahre 1911. Für den Seelenzustand zu erhalten, insbesondere tönne man sich nicht mit auch in den fast durchgängig erhöhten Dividenden. 228 Gesell- Konsumenten haben sich die Preise in diefen zwanzig Jahren ver- einer kommissarischen Aussage des erkrankten Meßer. Offiziers beschaften mit 2472 Millionen Mark Aktienkapital verteilten nach einer doppelt. In Mannheim zahlte man im Jahre 1911 pro Tonne gnügen, denn dieser, der in Beziehungen zu der Getöteten geBerechnung Calwers im Jahre 1912 im Durchschnitt 9,9 Prozent 26 M. gegen 14 M. im Jahre 1893. Für Koks betrug die Steigerung standen, müsse darüber vernommen werden, daß die Getötete, die Dividende gegen 9,1 Proz. im Jahre 1911. Die schein- fogar über 100 Pro3. In ungefähr gleichem Grade sind die Ge- 25jährige Emilie Stein, aus Verzweiflung darüber, daß sich ihrer bar geringe Erhöhung der ausgeschütteten Dividenden ist winne der großen Zechenunternehmungen gestiegen. um so bedeutungsvoller, auch im letzten Jahre starte Betriebserweiterungen in der Montanindustrie vorgenommen wurden, die erft in späterer Zeit Zeit den bollen Ertrag bringen können, trozdem sie das Anlagekonto bereits längere Zeit vorher erheblich belasten. Trotz der Möglichkeit, die
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Vom Banditenprozeß.
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Paris , 13. Februar.( Eig. Ber.) Nach Beendigung des VerDividenden willkürlich durch die Höhe der offenen und stillen Rüd- hörs der Angeklagten sind nun auch die Zeugenvernehmungen so lagen, Abschreibungen usw. zu beeinflussen, bildet die Dividenden- weit fortgeschritten, daß sich ein Urteil, wenngleich nicht über das summe doch einen gewissen Anhalt für Schwankungen der Rentabi- der Anklage fällen läßt. Und man muß sagen, daß man selten voraussichtliche Ergebnis des Prozesses, sp doch über das Gebäude lität. So ist die ökonomische und technische Ueberlegenheit der ge- eines zu sehen bekommen hat, daß derart leichtfertig und schleuder mischten Betriebe, die Förderung und Verhüttung vereinen, gegen haft gezimmert gewesen wäre. Wohl erscheinen einzelne der Anüber den reinen Betrieben( nur mit Förderung) schon daraus abzu lesen, daß die reinen Bergbaugesellschaften nur 8,4 Prozent, die geklagten durch die Aussagen glaubwürdiger Zeugen schwer beHütten und gemischten Betriebe aber 11,1 Prozent Dividende aus- Verein von Uebeltätern" unter einen Hut zu bringen und so dem lastet, aber in der Hauptsache den Versuch, alle Angeklagten als schütteten. Auch die prozentuale Steigerung der Dividende von Prozeß einen politischen Stempel aufzudrücken- hat die Staats1911 auf 1912 fiel bei den gemischten Betrieben größer aus, als bei den reinen Zechen. Trotzdem ist das Dividendenergebnis auch bei antvaltschaft täglich Schiffbruch gelitten. Vielleicht ist sie selbst reinen Betrieben mit 8,4 Proz. noch so hoch, daß die steten Klagen im pseudo- anarchistischen Kreis umhertreibenden Spizelheeres, un aber weniger daran schuld als die Polizei, die sich, troh ihres, sich aus diesen Streisen über mangelnde Rentabilität völlig unmotiviert fähig erwiesen hat, die näheren Umstände der von den Bonnot und erscheinen. Die Kapitalisten dieser Unternehmungen streichen reich- Garnier und ihren lebenden Gehilfen verübten Mordtaten auflichen Profit ein, wenn er auch etwas geringer ausfällt, als bei den zuklären. So wurden denn allerhand Leute zusammengepackt, die gemischten Betrieben. Aus dieser Differenz der Profite entstehen die in näherer oder fernerer Beziehung zu den wirklichen oder vermeintGegensäge zwischen reinen und gemischten Betrieben innerhalb des lichen Hauptschuldigen gestanden haben und das Gericht, das in der Kohlensyndikats, deſſen Vertragsbestimmungen den Interessen der ge- Anklageküche nicht gar werden wollte, wurde, um für die Gemischten Betriebe weit besser angepaßt find. winne auch der reinen Bergbaubetriebe waren. An der Steigerung Gerade die Ergebnisse der Ruhrzechen zeigen, wie groß die Geschworenen schmackhaft zu werden, mit der Sauce der anarchistider deutschen Steinkohlenförderung um 16,3 Millionen Tonnen war der Oberbergamtsbezirk Dortmund mit 9 Millionen Tonnen beteiligt. Diese gewaltige Mehrförderung trugen den einzelnen Zechen folgende Mehrgewinne gegen 1911 ein:
Aplerbed. Alte Haase
217 571 5 908 456 1875 532
1911
500 270
$ 108 276
1912 586 649 203 446
Adler
634 606
$ 759 104
Caroline
Constantin der Große
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665 722 206 100 4918 052
1052 325
Dorstfeld
1 425 507
•
Ewald
3 757 819
•
Gottessegen.
Graf Schwerin
Graf Bismarc
3. Deimelsburg Hibernia
Harpen
Heinrich
König Ludwig.
König Wilhelm Königsborn.
2 219 653
82 217
1 080 301
6 444 146
3 117 844
1912 gegen 1911 +86 379 95 170 124 498 386 603 11 471 +990 404 450 025 -2 686 327 +898 191 2718 +296 932 951 677 5 867 100
84 935+ 1327 233
3 662 238 4618 915
16 012 000 21 879 100
509 862
277 255
615 061
712 806
10 878 986 13 581 088
3 635 278
2 532 477
1987 987
2 400 526
2 298 645
2 779 089
Königin Elisabeth
2 068 000
2 952 127
Langbrahm..
2 675 903
3 002 730
2001 251
2597 497
Müheimer Bergiverk Mont- Cenis
1.630 519
1 093 802
1363 570
162 721 193 241
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Verheiratung mit einem Kaufmann Norschild Hindernisse in den Weg stellten, schwermütig gewesen sei und sich mit Selbstmord gedanken getragen habe. Das Gericht beschließt, vorläufig zu ver handeln und sich die Beschlußfassung über den Antrag vorzubehalten.
Der Angeklagte gibt auf Befragen an, daß er im Jahre 1870 geboren und unbestraft sei. Er ist Vater zweier Töchter im Alter ben 17 und 13 Jahren. Er gibt zu, am 27. Juni 1912 bei dem französischen Dorfe Arnaville seine Nichte erstochen zu haben, bc= langen der Nichte getan habe, da diese habe sterben wollen, aber hauptet aber immer wieder, daß er dies nur auf dringendes Vernicht den Mut zum Selbstmord gehabt habe.
Welt.
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Vorsitzender: Geben Sie zu, die Milli erstochen zu haben? Angeklagter: Mein Wille ist es nicht gewesen. Vorsisender: Messer genommen? Haben Sie sie denn aus Versehen getötet? Haben Sie nicht Ihr Angeklagter: Auf ihr Verlangen. Borsigender: Weshalb denn? Angeklagter: Weil ihre Mutter: gegen die Heiraterei war. Deshalb wollte sie runter von der vorigen Jahres, als seine Frau zu Verwandten nach Pommern ge= Der Angeklagte erzählt zur Tat selbst, daß ihm im Juli fahren war, plötzlich der Gedanke gekommen war, seine Verwandten in Mek zu besuchen. Auf eine Frage, ob nicht die Triebfeder hierzu gewesen sei, daß er die„ Milli" wiedersehen wollte, erklärte der Angeklagte, daß er daran gar nicht gedacht habe, da er annahm, daß die Milli längst verheiratet sei. Er habe auch die Milli gleich nach feiner Ankunft gefragt, ob sie nicht schon verheiratet sei. In den Gauner, die den schmierigen Zwischenhandel in der Verbrecherwelt wohl nicht heiraten können, da dessen Mutter, die alte Here", nächsten Tagen habe sie ihm erzählt, daß sie mit dem Kaufmann schen" Bündelei übergossen. Aber was haben die Hehler und kleinen Norschild und auch mit einem Leutnant ein Liebesverhältnis habe. Den Norschild, den sie immer Paulemann" nannte, werde sie betreiben, mit den leichtfertigen Dilettanten der Julegalität" fie immer beschimpfe. Die Nachte sei immer sehr still und betrübt. zu tun, die in findischem Ehrgeiz und mit der Aufgeblasenheit dann aber ganz plötzlich wieder ausgelassen gewesen. Der Ange des Halbgebildeten in dieser Welt der Enterbten die Theoretiker der klagte schildert dann die Einzelheiten des mit seiner Nichte untersozialen Vollkommenheit spielen wollten? Und nehmen wir selbst nommenen Ausfluges, an dem sich zum Teil auch Norschild bean, was durchaus unbewiesen ist, daß Gauzy, der Bonnot die teiligt hatte. Am 27. Juni habe er mit der Nichte einen kleinen lette Herberge bot, gewußt hätte, mit wem er es zu tun hatte, und Ausflug nach Frankreich gemacht. Sie seien von Novéant nach ein dogmatisches Prinzip, jedem Verfolgten, wer er auch sei, Asyl Arnaville zu Fuß gegangen und hätten hier in einem Café drei zu gewähren, befolgt hätte, wie ist es möglich, diesen tätigen und Flaschen Wein und zwei Flaschen Seft getrunken, wovon ihm der Kopf anständig gebrummt habe, auch die Milli sei etwas angetrunerfolgreichen Gewerbsmann, der mit den Banditen nicht den ge- ken gewesen. Er habe mit der Milli dann einen kleinen Spazierringsten Umgang, und der sicherlich die verhängnisvolle Situation gang durch die Weinberge gemacht. Der Vorsitzende hält ihm nicht herbeigeführt hatte, mit den Verschleißern gestohlener und vor, daß hier zwei Zeugen auftreten werden, die ihn mit dem geraubter Wertgegenstände in eine einzige Anklage aufzunehmen? Mädchen in einer recht heiklen Situation gesehen haben. Das Gewiß, er las anarchistische Zeitungen und jene standen mit den Mädchen habe sich heftig gewehrt und Hilfe gerufen. Ebenso wäre Verbrecher- Anarchisten in geschäftlicher Verbindung. Aber stellt sie nachher ganz zerzaust und offensichtlich verstört in den Gasthof dies schon eine Assoziation von Verbrechern" her? Ganz offenbar zurückgekehrt. Der Angeklagte bestreitet ganz entschieden, daß hat die Polizei so wenig Material über die Mordtaten zusammen er dem Mädchen irgendwie zu nahe getreten sei, muß jedoch auf gebracht, die das Bedürfnis nach Sühne und sozialem Schutz ge- Vorhalt des Vorsitzenden zugeben, daß das Mädchen, als es Beweckt hatten, daß es, in besonderen Prozessen gegen die der ein- fannte traf, diese gebeten hatte, sie in ihrem Auto mit nach Meh zu nehmen, da sie mit ihm nicht allein sein wollte. Auf dem Heinizelnen Verbrechen Verdächtigen vorgebracht, ihre professionelle Tüchivege sei die St. ihm plößlich um den Hals gefallen und habe getigkeit kompromittiert hätte. Und so griff man denn links und rufen: Onkel, ich will herunter von der Welt, töte mich, Onkel, denn rechts beiläufige kleine Diebsaffären, wie sie die Staatsanwaltschaft sonst zu Tausenden zu den Akten legt, zusammen, schichtete sie auf das brüchige Hauptmaterial, fing so viel Leute als nur anging, in einem Netz zusammen und der sensationelle, des Preßrummels würdige Monsterprozeß gegen die tragische Bande" war da.
105 199 505 551 -2 702 152 +1 102 801 462 599 480 444 884 127 326 827 956 246 1 658 483 27 964 Es soll nicht übersehen werden, daß der jetzige Prozeß Probleme 860 940+142 862 sichtbar macht, die von allgemeiner sozialer Bedeutung sind, daß er Helene und Amalie 2148 838+785 263 zwingt, den Begriff der verbrecherischen Entartung in einer anderen Schürbachu. Charlottenbg. 205 320+42 599 als der hergebrachten Weise zu erfassen und daß er das in der Trappe 317 201+123 960 modernen Gesellschaft geschaffene Mißverhältnis zivischen den vorBesonders start war die Steigerung der Betriebsüberschüße im handenen Möglichkeiten und Bedürfnissen des Intellekts einerseits britten Quartal. Das vierte Quartal zeigte eine Abnahme in der und der Verteilung der Genüsse andererseits als eine Quelle antiSteigerung, offenbar eine Folge des Wagenmangels. So sozialer Triebe zeigt, die nur durch einen die alten religiösen Bebetrug der Rüdgang bei der Harpener Bergbaugesellschaft in dem dingungen erseßenden sozialen Jdealismus überwunden werden letzten Vierteljahr allein mehr als 1 Million Mark. Bet den Ziffern können. Davon wird noch gesprochen werden müssen. Heute sei für das ganze Jahr tritt der Ausfall durch den Wagenmangel, mit nur noch eine charakteristische Episode aus der gestrigen VerhandAusnahme der Zeche Mont Ceins, gar nicht in Erscheinung. Die lung hervorgehoben, die darauf hinweist, wie recht wir hatten, als Gewerkschaft Teimelsburg konnte ihre Ueberschüsse um 244 Proz. wir den Verdacht aussprachen, daß der Kreis der Verbrecher- Anarsteigern. Bei den großen Unternehmungen erreichte die Steigerung chisten von allerhand, in anderer Richtung sehr verdächtigen Leuten gegen 1911 ganz bedeutende Summen; so bei Harpen 5,9 Millionen, durchsetzt war. Der Angeklagte i baltschisch wies mit uns bei Hibernia 2,7 Millionen, bei Ewald 2,7 Millionen, bei König Ludwig 1,1 Million, bei Konstantin d. Gr. 0,99 Millionen. Nur die Zeche Mont Cenis hat einen Rückgang zu verzeichnen. Nach dem Bericht der Verwaltung verlor diese Zeche durch den Wagenmangel 31 Schichten. Der Bergarbeiterstreit im Frühjahr 1911 hat dagegen nur einen ganz geringen Einfluß auf die Betriebsergebnisse des Jahres ausgeübt.
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Jm ganzen hat das Jahr 1912 den Zechen außergewöhnlich reichen Gewinn gebracht. Bei den Bergbaugesellschaften konnten erhöhte Dividenden in Aussicht genommen werden: bei Arenberg von 16%, auf 20 Proz., Hibernia 9 auf 10-11, Stonsolidation 19 auf 23, Aplerbed 6 auf 10, Bochumer Bergwerksgesellschaft 5 auf 8, König Wilhelm 15 bezw. 18 auf 20 bezw. 23, Königsborn 15 auf 18, Stonfordia 16 auf 22. Auch die Gesellschaften in Gewerfform erhöhten ihre Ausbeuten: Konstantin um 300 M., Friedrich der Große um 100 M., Lothringen um 150 M., Graf Schwerin, Helene, Amalie, Heinrich und Deimelsburg um je 50 M., Trappe um 40 M.
bestreitbarer Logik auf den Widerspruch hin, der darin liege, daß er als Redakteur der„ Anarchie" eingekerfect und angeklagt worden sei, während sein Vorgänger 2orulot, unter dessen Redaktion die Bonnot und Garnier monatelang in den Lokalitäten des Blattes gehaust hätten, auf freiem Fuß geblieben sei. Lorulot, der als Beuge vorgerufen war, replizierte:" Ich wäre glücklich, wenn man mir sagte, ob es ein Verbrechen ist, Kameraden aufzunehmen." Worauf der Staatsanwalt bemerkte:„ Ich habe keine Lust, darauf zu antworten. Ich habe Gründe dazu. Der Mann an der Zeugenschranke weiß, was ich meine. Und einer der Verteidiger nahm die Gelegenheit wahr, um darauf hinzuweisen, daß just in diesen Tagen ein die Geschworenen bedrohender Artikel, der feinen anderen 3wed haben kann, als das Publikum zuungunsten der Angeklagten zu beeinflussen und wirklich an einen Zusammenhang zwischen den Raubmorden und dem Anarchismus glauben zu machen, in der Anarchie" erschienen ist. Woher der Artikel stammt, tann man sich wohl denken.
Die Erhöhung der Bergarbeiterlöhne ist gegenüber Wie lehrreich wäre es doch, wenn Herr Lépine, dessen Abdieser Steigerung der Kapitalistengewinne gering zu nennen. Die gang jezt mit einiger Wahrscheinlichkeit angekündigt wird, gleich Beigerung der Rechenberren, den Bergarbeitern beffere Arbeits- Herrn Andrieur und mit der Offenherzigkeit dieses Vorgängers bedingungen zu bewilligen, und der Berrat der„ Christen" im Früh- feine Memoiren schreiben wollte! jahr vergangenen Jahres erfährt jetzt von neuem durch die Betriebsausweise die rechte Beleuchtung.
Wieder ein Mädchenmordprozeß.
ich kann nicht leben, die alte Hege will nicht, daß ich den Baulemann heirate." Er habe darauf geantwortet, er könne sich doch nicht unglücklich machen. Sie sei ihm aber immer wieder um den Hals gefallen und habe gerufen: Ich will herunter von der Welt!" Auf eine Frage des Vorsitzenden, weshalb er der St. diese dummen Gedanken nicht ausgeredet habe, erklärt der Angeklagte, daß er zu stark betrunken gewesen sei. Wenn er nüchtern gewesen wäre, wäre es ihm nicht eingefallen, ein so hübsches, freundliches Mädchen tot zu machen. Er bereue es tief, daß er dem Verlangen des Mädchens nachgegeben, als sie ihn umgefaßt und nochmals gebeten hatte, sie zu töten. Er habe dann sein Taschenmesser aus dent Etuis genommen und habe ihr Schnitte in den Hals beigebracht. Soweit er sich erinnern könne, habe sie sich nicht gewehrt und auch keinen Laut von sich gegeben. Da das Mädchen später im Chausseegraben vorgefunden worden, müsse er es doch wohl dorthin gelegt haben. Was er selbst weiter getan, wisse er nicht mehr. Er sei wohl umhergeirrt und sei in ein Wasser geraten und habe auch Wasser geschluckt. Da sei er wieder etwas zur Besinnung gekommen, habe zunächst heftig erbrochen und müsse dann wieder zu der Stelle gekommen sein, wo die Nichte erstochen worden. Wie er dorthin gekommen, wisse er nicht; er sei eingeschlafen und als cr aufwachte, habe er dicht bei der Leiche gelegen. Neben der Leiche habe sein blutbeflecktes Messer gelegen und aus Verzweiflung über diese Tat müsse er wohl das Messer ergriffen und einen Selbstmordversuch gemacht haben, denn am Halse habe er nachher Wunden gehabt. Der Angeklagte hat dann, wie festgestellt wird, die Leiche etwas bedeckt, habe sich am Wasser abgewaschen und sei mit dem nächsten Zuge nach Meß und von dort dann nach Berlin gefahren. Hier haben ihn seine Frau und sein Schwager, die wohl schon gehört hatten, was passiert war, auf dem Bahnhof erwartet. Der Angeklagte wurde bald darauf verhaftet. Vorsitzender: Sind Sie denn sehr betrunken bei der Tat gewesen? Angeklagter: In meinem Leben bin ich noch nie so betrunken gewesen. der: Sie wissen aber doch alle Vorgänge noch ziemlich genau. Auch Ihre Angaben, daß die Milli trübfelig war, scheint doch nicht zu lustig gewesen sein und mit Ihnen zusammen recht lustige Poſtstimmen. Sie soll doch auch noch an dem betreffenden Abend recht farten geschrieben haben. Die Getötete hat auch ein Kind von drei Jahren gehabt, das sie sehr lieb hatte, und eine Mutter, die ihr Kind lieb hat, wird doch nicht den Wunsch haben, daß man sie töte. Sie soll auch beim Weggang von Hause ihrer Mutter zu= gerufen haben:" Mutter, um 10 Uhr halte das Abendbrot bereit, dann sind wir wieder da!" Sie soll sich auch ganz klar darüber gepesen sein, daß sie weder den Kaufmann, noch den Leutnant heiraten könne und soll mit ihrem Zustande ganz zufrieden gewesen sein. Der Angeklagte kann darauf nichts sagen. Vorsitzender: Es sollen sich auch Anzeichen dafür gezeigt haben, daß sie sich ge= tehrt hat. Sind Sie niemals zudringlich zu der Nichte geworden? Angeklagter: Nein, ich würde kein Stück Brot mehr essen, wenn ich meine Familie hintergehen würde. Vorsitzender: Ihre Nichte und soll Ihnen dabei einmal einen Stuß gegeben haben, ebenso hat früher eininal mehrere Tage in Berlin zum Besuch geweilt soll sie Sie bei Ihrer Ankunft in Meß gefüßt haben. Angeflagter: Dahinter steckt gar nichts weiter. Das waren familiäre Küsse, wie sie eine Nichte einem Onkel gibt.
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Beweisaufnahme.
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Vorsitzen
Die Möglichkeit, die Hochkonjunktur in so startem Maße in Gewinne umzusetzen, haben sich die Ruhrzechen durch ihre Organisation im Rheinisch- Westfälischen Kohlensyndikat geschaffen, das französischen Dorf Arnaville abgespielt hat, unterlag gestern der Eine mysteriöse Bluttat, die sich im Sommer 1912 in dem auf ein zwanzigjähriges Beſtehen zurückschaut. Am 16. Februar 1893 Brüfung des Schwurgerichts am Landgericht Berlin III unter fand die konstituierende Versammlung der Zechenbefizer statt und am Vorsiz des Landgerichtsdirektors Seelert. 1. März 1893 begann das Syndikat offiziell seine Tätigkeit. Die auf Totschlag gerichtete Anklage richtet sich gegen den Bei seiner Gründung umfaßte das Kohlensyndikat 106 Zechen mit Eisendreher Paul Stein aus Borsigwalde . Der Angeklagte wird einer Beteiligung von 35,37 Millionen Tonnen. Heute gehören dem beschuldigt, seine 25jährige Nichte, mit der er angeblich ein LiebesSyndikat nur 64 Zechen an, die aber insgesamt mit 79,50 Millionen verhältnis unterhalten haben soll, im Walde von Arnaville durch In der weiteren Verhandlung wurde der französische UnterTonnen beteiligt find. Entsprechend stieg die Kohlenförderung von Messerstiche getötet zu haben. Es sind zahlreiche Zeugen geladen, fuchungsrichter Masson aus Toul vernommen. Der Zeuge schildert 88,5 auf 98,8 Millionen Tonnen, der Kofsabfag von 4,2 auf 13,4 barunter mehrere aus Frankreich , unter ihnen auch der frans dann die ganze Situation, wie er sie am Tatorte vorgefunden Millionen Tonnen, der Brikettabsatz von 0,7 auf 4 Millionen Tonnen. Angeklagten, die gleichfalls als Zeugin geladen ist, bricht beim Be- auf französischem Boden gelegen. zösische Untersuchungsrichter Masson aus Toul . Die Ehefrau des hatte. Die Leiche habe etwa 300 Meter von der Grenze entfernt Die Bedeutung der Ruhrkohle für die deutsche Steinkohlenförderung treten. des Gerichtssaales in Weinfrämpfe aus und ist völlig ge- die in größerer Entfernung von der Leiche liegenden falschen Haare Heruntergetretenes Gras und überhaupt ist damit gewachsen. Die Kohlenproduktion in Oberschlesien brochen. Beim Aufruf der Zeugen stellt sich heraus, daß von den der Toten hätten den Schluß zugelassen, daß ein Handgemenge an und im Saargebiet ist nur etwa um das 2fache gestiegen, im aus Frankreich vorgeladenen Zeugen die Frau Gastwirt Michel dem Tatort stattgefunden hatte. Die einzelnen Bekleidungsstüde,