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Haaresbreite berlafen, sondern in seinem Machtbereich allen Wider« ständen zun, Trotz so resolut durchgesetzt, daß in den preußischen Zuchthäusern auch das DiSziplinarmittel der Prügelstrafe praktisch beseitigt worden ist.Trotzdem und trotz der sonstigen Milderungen in der Anwendung der Disziplinar- strafen stößt die Aufrechterhaltung der Disziplin in den Straf- anstalten(auch Zuckithäusern) auf keine Schwierigkeiten", so konnte er triumphierend in seiner Strasanstaltsstatistik über da? Jahr 1911/12 melden. Auch in den gesunkensten Menschen das Menschliche zu finden, ihr Vertrauen zu gewinnen, sie gerecht zu behandeln das schien ihm dos beste Mittel zur Aufrechterhaltung der Disziplin. Die Herabminderung der Disziplinarstrafe» aus etwa ein Viertel der früheren Höhe war das Ergebnis von KrohneS etwa 20jähriger Wirksamkeit in der Leitung der dem Ministerium des Innern unter« stehenden Gefängnisse. Auch die sanitären Zustände dieser Gefäng- nisse und die Verpflegung der Sträflinge ist durch KrohneS Energie wesentlich gebessert worden. Krahne hatte bei alledem gar manchen reaktionären Zug. Die Rolle, die er den Geistlichen, der Religion in den Strafanstalten beimaß, seine unhaltbare Ansicht über die Art der GeiäiigniSarbeit, die engenmittelständlerischen" Geist atmete, dies und manches andere trug deutlich die Spuren seiner Herkunft, seines Entwickelungs- ganges, der ihn aus orthodox-konservativer Luit, vom Lande her, in die Stadt, von der Pfarrtätigkeit in die Gefängnisverwaltung und schließlich aus der Leitung des Zuchthauses Moabit an die Spitze des preußischen Gefängniswesens führte. Ter Dualismus in der Verwaltung der preußischen Gefängnisie, die zum Teil dem Ministerium des Innern, zum Teil dem der Justiz unterstehen, setzte seiner Wirksamkeit Grenzen. So sehr die Unter- stellung aller Gesängnisse unter das Justizministerium das Natür- liche wäre, die Gerechtigkeit gebietet, anzuerkennen, daß sich die Leistungen der Justizverwaltung auf dem Gebiete des Gefängniswesen» mit denen Krahnes nicht messen können. Auf diesem Gebiete herrschte und herrscht die freie Luft im Polizeiministerium, das auch durch seine vortrefflichen Berichte und Statistiken vorbildlich wirkte. Welche Widerstände Krahne zu überwinden hatte, wird man kaum je erfahren. Am Donnerstag ist der edle und tapfere Mann gestorben. Er hinterläßt«ine ganze Anzahl tüchtiger Männer aus seiner Schule; darunter Dr. Finkenberg, den vortrefflichen Direktor des Straf- gefängnisses Moabit . Werden sie sich aber gegen die immer schroffere Reaktion gegen KrohneS.Humanitätsduselei' zu holten und durch« zusetzen wissen? An Krahne wagt man sich nicht heran, aber nach seinem Tode wird auch hierPreußen wieder Preußen sein,' so hörten wir oft. Wie ihm sei: KrohneS Tod beklagen auch wir aufrichtig, so tief der Abgrund war, der unsere politische Weltanschauung und die seinige trennt. Gehaltszulagen für die Richter. Wie dieLiberale Korr.' auS zuverlässiger Quelle erfahren haben will, soll da« preußische Finanzministerium beabsichtigen, die Gehälter der Richter über den Rahmen deS Besoldungsgesetzes binauS zu verbessern. Was man den schlechtbezahlten Unterbeamten schlechtweg ablehnt, soll also den Richtern gewährt werden, deren Gehalt 3000 biS 7200 M. beträgt, wozu noch ein sehr erheblicher Wohnungsgeldzuschuß kommt. Während da« ausgebeutete Proletariat in den Parlamenten unausgesetzt Dokumente der Klassenjustiz vortrage» zu lassen gezwungen ist. wrll der preußische Klassenstaat, wie es ja auch die bürgerlichen Parteien letzter Tage im Landtage gefordert, den Richtern offenbar seine volle Zufriedenheit bekunden Lehrermangel in Preuhen. Nach der amtlichen Stalistik vom Jahre 1911 hat Preußen 114 vl0 Schulstelleu. Von ihnen sind 879 nicht besetzt, ein Manko, das sich durch die in den letzten Jahren bedeutend erhöhte Lehrer- auSbildüng bald ausgleichen läßt. Dessen ungeachtet besteht der Lehrermangel weiter. Er lugt mit seinem ernsten Antlitz an einer anderen Stelle hervor. Preußen zählte 1911 im ganzen 128 72S SchuUlasien. Es waren jedoch zur Verwaltung derselben nur 116 293 Lehrkräfte(91 643 männliche und 24 650 weibliche) vor- banden. Da nun aber zur ordnungsmäßigen Verwaltung jeder Schulklasse ein eigens für ste angcstellter Lehrer gehört, so fehlen in Preußen zurzeit mindestens 12 432 und 579 gleich 13 311 Lehrkräfte. In Wirklichkeit ist die Zahl uock größer, da an vielen größeren Orten mehr Lehrer als Klassen vorhanden, die olio an anderen Orten auch noch fehlen. Es wird daher zur Bekämpfung dieses Lehrermangels noch recht viel getan werden müssen, um zu erreichen, daß auch nur jede Schulklasie ihren eigenen Lehrer erhält. Die Klasienfrequeuz steht dann noch auf einem anderen Blatt! Die Wirren in Mexiko . Der Streit um die Beute. Mexiko , 20. Februar. Die Parteien H u e r t a L und Diaz' haben weitere Abmachungen für die zukünftige Re- gierung getroffen. Esquival Obregan ist zum Finanzminister ernannt worden und Manuel Garza Aldape zum Ackerbau- minister. Aldape steht mit dem Aufstalid im forden in Ver­bindung. Seine Aufgabe wird es fein, die Lösung der Agrar- frage zu studieren, die eine der stärksten Ursachen des Miß- Vergnügens in Mexiko , im Norden wie im Süden, ift. Von Politikern werden wahrscheinlich de la Barra, Alberto Farzia und Rodolf Oreyes Portefeuilles erhalten. Diaz hat klar zu verstehen gegeben, daß er für die Präsidentschaft kandidieren wird. Man hält eS für wahr­scheinlich. daß Huerta sich seiner Dahl nicht widersetzen wird. Ein Grund, weshalb Diaz keinerlei Anstrengung gemacht hat. die provisorische Präsidentschaft zu übernehmen, scheint der zu sein, daß er für die bevorstehende Wahlkampagne ganz freie Hand in der Leitung seiner Partei haben wollte. Das Schicksal M a d e r o s wird in die Hände des neuen Kabinetts gelegt und sicher vor heute abend entschieden sein. Der frühere Präsident ist jetzt der persönliche Gefangene HuertaS. der jede Verantwortung siir sein Schtcksal ablehnt. Kampf gegen die nene Regierung. London , 21. Februar(Meldung des Reuterschen Bureaus.) Nach cmer Meldung aus Mexiko rüsten sich jetzt die Z a p a t i st e n zu einer Kampagne gegen die neue Regierung. Es wird gemeldet, daß eine kleine Abteilung von Aufständlschen in der Nahe der Hauptstadt sich befinde und daß RegierungS- trupp-n gegen sie ausgesandt worden seien. Einer unbe- stätigten Nachricht zufolge soll Cuernavaca in die Hände ZapataS gefallen fem. Tie Opfer der Straßenkämpfe. Mexiko ,-1. Februar. Die genauesten setzt erhältlichen Verlustschätzungen aeben die G e t ö t e t e n a u f e t w a 3000 an. von denen die Mehrzahl Privatpersonen und Frauen und Kinder sind..Mo Verwundeten werden aus 7 000 angegeben, �n vielen Fällen sind ganze Fa- Milien durch explodierende Granaten und Maschinengewehr- feuer getötet worden. Vielfach liegen verkohlte Leich- « a m e auf Abfallhaufen, die Feuer fingen. Alle Glieder der Familie Madero sind gefluchtet. Cfagarn. Annahme der Wahlvorlage im Ausschuß. Budapest , 21. Februar. Der WahlreformouSschuß hat heute die Wahlvorlage der Regierung angenommen. franhrelcb. Die politische Situation. Paris , 21. Februar.(Privattelegramm des B o r w ä r t s".) Die sozialistische Fraktion be- schloß in Anbetracht der deutsch -französischen Situation, die Einberufung einer Sitzung des Jnternatio- nalen sozialistischen Bureaus zu beantragen. Die Presse beschäftigt sich mehr mit D e l c a s s 6 als mit der Deklaration Poincaräs, in der die Aufrechterhaltung der Rechte der Vollzugsgewalt betont wird.- Tie gemäßigten Blätter drücken sich befriedigt aus. während derTemps " das in der Erklärung Poincaräs enthaltene Versprechen, daß das Parlament sich auf das Kontrollrecht zu beschranken habe, freudig begrüßt. I a u r ä s findet die Erklärung farblos und hält auch die gleichzeuige Ernennung Telcassäs zum Botschafter für zufällig. ImEclair" ist Judet besorgt, weil die russische Allianz vor waghalsigen Kombinationen bewahrt werden müsse. Auch seien in Petersburg ein Militörvertrag und verschwundene Bürgschaften festzulegen. Die Ernennung sei größtenteils ein Zufall, der etwas abenteuerlich anmute. Die Mehrzahl der Presse, auch die radikale, begrüßt die Ernennung Del- cassäs zum russischen Botschafter. TerTemps " bringt die Enthüllung, daß seit dem Jahre 1903 wiederholt Mitglieder der Zarenfamilie die Ernennung Telcasses wünschten. Journal des Tebats" hebt den Ernst der internationalen Situation hervor. In der Orientkrise ständen i�cht nur albanische Dörfer, sondern alle großen europäischen Jnter- essen aus dem Spiele. TerGaulois" nennt die Ernennung eine Antwort an Deutschland und dasEcho de Paris" bringt sie mit einer energischen Erklärung Poincaräs an Deutsch - land in Zusammenhang. Nach der Enthüllung desTemps " darf man die Ernennung als ein weiteres Entgegenkommen Poincares gegenüber Zwßland charakterisieren. Tie nationalistische Stimmung dauert noch immer an. Die Hetzpresse greift die lächerlichsten alldeutschen Torheiten auf, um dem Publikum glauben zu machen, das deutsche Volk wolle ganz Ostfraukreich von Flandern bis Franche Comtä sich aneignen. Preßstimmeu zur Ernennung Delcassäs. Paris , 21. Februar. Jaurss schreibt in derHu- m a n i t s": Delcaffs selbst hat mindestens zwei Jahre lang un- ermüdlich behauptet, daß Kaiser Wilhelm seine ftiedfertigen Absichten kenne. Es wäre ein dreifaches Verbrechen von Delcasss, wenn er nach Petersburg ginge, um dort die Rolle eines Störenfrieds zu spielen. Diejenigen, die ihn für diesen Posten gewählt haben, sind für seine Tätigkeit verantwortlich, und wenn Dclcassö durch verdunkelndes Ränkespiel die europäische Spannung vermehren würde, dann würde auf dem Haupte Poincarss eine furchtbare Verantwortung laste». Figaro" schreibt: Delcasss kann in der Regierung kein Minister des Aeußern sein. Die von ihm begangenen Fehler, die wir noch jetzt schwer zu büßen haben, beweisen dies. Er kann auch kein klardenkender und vorsichtiger Ministerpräsident sein. Aber er hat zahlreiche Eigenschaften. um ein wirklicher Botschafter in der nützlichen Bedeutung dieses Wortes zu werden. Sein einziger Wirkungskreis ist übrigens in Rußland ; die übrigen Hauptstädte sind ihm vcr- schlössen wegen der Erinnerung an seine famose EinkreisungS- Politik gegen Deutschland , die einen so kläglichen Schiffbruch erlitten hat, sowie wegen seiner Sucht, geheime Verträge ab- zuschließen. Lelgien. Die Streikenden sollen aufs Land. Man schreibt uns auS Brüssel : Der Generalstreik wird und muß friedlich bleiben. Seit dem Kongreß am 30. Juni klingt diese Generalstreikparole der belgischen Arbeiterpartei auS allen Manifesten, aus allen Ver- sammlungen. Und es war mit einer der Hauptgründe, die die Partei bewogen, die Frist bis zum Streik nicht zu kurz anzusetzen, um Zeit zu haben, die Arbeitermasten gerade in diesem Punkt aufzuklären, sie mit dem vollen Be- wußtsein der Verantwortung und deS Ernstes der Situation zu erfüllen. Aus der Pourbaix- und klerikalen Agent- provokateur-Prcsse aber klingt es allenthalben: Euer General- streik wird und kann nicht friedlich bleiben...! Indes ist die organisierte Arbeiterschaft unermüdlich am Werk, die Ge- Hirne zu bearbeiten, die Herzen zur K a l t b l ü t i g k e i t zu erziehen. Wie gerne möchte die gewisse Presse vonRe- volverankäufen" berichten und andere beliebte Schauermärchen von der Vorbereitung zur Revolution dem süßen Pöbel auf- tischen. Aber das kommt wohl noch, wie Anno dazumal, als der edle Pourbaix sein schuftiges Handwerk im Dienste deS seligen Ministers Bcernaert trieb. Wie aber wird in Wirklichkeit der Generalstreik der belgischen Arbeiterschaft vorbereitet? Gestern haben sämtliche Brunchenorganisationcil Brüssels Versammlungen abgehalten und andere Städte werden folgen, und die Mitglieder deS Streikkomitees haben zu ihnen daS Wort der Aufklärung über die Lage und den Kampf fürs gleiche Recht gesprochen, die Notwendigkeit auseinandergesetzt, zu sparen, Sou um Sou für die Tage des Kampfes zurückzulegen, sich des Alkohols zu enthalten, die Idee deS friedlichen, grandiosen. unbesieglichen Generalstreiks, wie es im ParteitagSbeschluß heißt, in die Arbeitcrgemüter zu pflanzen. Und wie wird weiter vorbereitet für den friedlichen Streik? Neulich schlug Louis Bertrand in einem Artikel imPeuple " vor, daß die Arbeiter während des Generalstreiks in die benach- karten ländlichen Regionen Exkursionen veranstalten sollen. Schon bei gewöhnlichen Streiks ist eS Sitte, daß in den Kohlcnprovinzen Hennegau und Lüttich die Streikenden zu den begüterten Bauern gehen und dort zu essen und trinken bekommen. Ein bäuerlicher Genosse machte in einem Brief an Bertrand den Vorschlag, dieser Gepflogenheit während des Generalstreiks besondere Austnerksamkeit zu widmen. Die Streikenden mögen dann Pröpagandaschristen und Zeitungen mitbringen, die über den Generalstreik als Mittel zur Erreichung des gleichen Rechts belehren und diese verteilet». Auch wird, meint der bäuerliche Genosse, den arbeitgewohnten Streikenden so die Zeit am besten vergehen. und es sei darum auch zu begrüßen, daß der Generalstreik just mft dem Frühling zusammentrifft. Und statt sich von Gendarmen oder Pourbaix provozieren zu lassen, werden die Arbeiter im Streik, wo die Gelegenheit dazu ist, aufs Land gehen, Propaganda machen und vielleicht mit Beiträgen für die Streikenden heimkommen. In diesem Sinne schlägt BertrandSpaziergänge" der Streikenden vor, und zumal die tapferen belgischen Bergarbeiter dürften sich diesen Rat angelegen sein lassen._ Rußland , Liquidation der Lenamctzelci im Ministerräte. AuS Petersburg wird uns geschrieben: Die eingehenden Beratungen deS Ministerrates über den Revisionsbericht deS Senators M a n u ck i n haben in den letzten Tagen ihren Abschlutz gefunden. Das Resultat ist noch sämmer- licher, als man es bisher vermuten konnte. Bedeutete schon die Vertuschung der Scbuldfrage bei der Arbeitermetzelei und die Forde- rung einiger Minister, den Gendarmerierittmeister T r- s ch- t s ch e n k o w dem Gericht zu übergeben, eine völlige Kapitulation des Ministerrates vor den eigentlichen Urhebern der Lenagreuel, so erweist eS sich nun, daß selbst diese Frage in einem anderen Sinne entschieden worden ist. Wie dieNowoje Wremja' versichert, hat der Minister d«S Innern über die Metzeleineue Angaben" er- halten, die angeblich die Ergebnisse der Senotorenrevision wider­legen. Der Ritimeister Tr e sck tsch en k o w soll deshalb nicht wegen UeberschreitenS seiner Machtbefugnisse, sondern wegen Untätigkeit im Anne gerichtlich belangt werde», obgleich da« Niederknallen von 500 Arbeitern doch wohl ein ausreichendes Argument gegen die ihn nun zugeschriebeneUntätigkeit' ist! Von den übrigen Maßnahmen des Ministerrates in dieser Angelegenheit ist nur zu sagen, daß sie einerseits vollkommen unzulänglich sind, andererseits den elementarsten Forderungen der Arbeiter Hohn sprechen. Gegenüber den unerhörten Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter in den Lenagoldgruben, gegenüber der unbeschränkten Gewalt der Goldgesellschaft und der von ihr ausgehaltenen RegierungSbeamteu. gegenüber der unverhüllten Sklaverei und Verelendung der Gold» arbeiter und ihrer zu Dirneudiensten gezwungenen Frauen und Töchter bedeutet der Beschluß des Ministerrates, die neuen Versicherungs­gesetze auch auf die Minenarbeiter auszudehnen, einige Punkte des Lohnvertrages abzuändern und die Strafen für die Verletzung des Bergreglements zu erhöhen, weniger als nichtSl Hierzu kommt noch der Beschluß des MimsterrateS: die Polizei im Minen- gebiet zu verstärken und die Aemter einiger neuer Polizeigewaltigen im Lcnarevier zu lreieren! Hierin liegt der eigentliche Kern der vom Ministerrate beschlossenenReformen'. Vergegenwärtigt man sich noch, daß diese Beschlüsse gefaßt worden sind nach einer Senatoreu-. revisio». die alle Anklagen der Arbeiter bestätigt hat. erwägt man noch, daß der Ministerrat aus Furcht vor den Ergebnissen dieser Revision daS Gesuch deS Senator» Manu ch in hinsichtlich der Ver- öffentlichung seines Berichtes abgelehnt hat, so kommt man zu dem Schluß, daß der Ministerrat vollkommen bewußt seinen Eut- schluß kundgibt, alles beim alten zulassen. Die russische Arbeiterllasse wird nicht zögern, aus dieser Kundgebung die nötigen Konsequenzen zu ziehen._ Em Induftrie und Handel. Hochkonjunktur im Kohleubergban. Trotz aller politischen Verwickelungen hat der deutsche Kohlen- bergbau im Januar d. I. neue Rekordzissern erreicht. Im Bericht des Rheinisch-Westfälifchen ÄohtensyndikalS heißt eS: Die günstig« Entwickelung, welche die Abfatzverhältniss« im Monat Dezember v. I. genommen hatten, hat im Berichtsmonat angehalten. Die arbeitstäglichen Durchschnittsergebnisse haben die Ergebnisse de» Vormonats sowie alle bisher erzielten Höchstergebnisse erheblich überholt. Der rechnungsmäßige Absatz mit 110,98 Proz. der Beteiligungsanteile überholte das bisherige Höchstergebnis im Dezember v. I. um S,8S Proz. und das im Januar 1912 um 18,74 Prozent. Der auf die Koksbeteiligung der Mit- glieder anzurechnende Koksabsatz beziffert sich im Berichtsmonat auf 96,95 Proz., gegen 92,68 Proz. im Dezember und 82,49 Proz. im Januar vorigen Jahres, wobei zu berücksichtigen ist. daß die Beteiligungsanteile im Januar 1913 gegen 1912 noch eine Erhöhung von 9,23 Proz. erfahren haben. Auch die Förderung des Berichts- monats stellt sowohl in ihrer Gesamtmenge wie auch im arbeitS - täglichen Durchschnitt eine zuvor noch nie erreichte Höchst- leistung dar. Die Gesamtmenge der Förderung betrug bei SS'/, Arbeitstagen 8810 343 Tonnen, während die bisherige Höchst- leistung mit insgesamt S 501 212 Tonne» im Monat August vorigen JahreS bei 27 Arbeitstagen erreicht wurde. Die Fördermenge von 8 810 343 Tonnen hat zur Deckung des Absatzes, der sich einschließ- lich deS Verbrauchs für eigene BetricbSzwecke der Zechen auf 9 044 489 Tonnen belief, nicht ausgereicht, so daß ein Teil der vorhandenen Lagerbe stände herangezogen werden mußte. Mit Rücksicht auf die günstigen FörderungS- und Lbsatzziffern setzte der Beirat deS Syndikats die Umlagen(Beiträge der Mit- glieder) um je 2 Proz. herab, für Kohlen und Koks auf 7, für Koks auf S Proz. In der Beiratssitzung suchte sich der Vorstand gegen den Vor- Wurf zu verteidigen, daß vom Syndikat seit Jahren gelieferte Sorten häufig nicht mehr geliefert würden, weil da» Syndikat die im In- lande fehlenden Sorten im Auslände verkaufe. Der Borstand erklärte, daß diese Aenderungen durch die Fortschritte der Technik begründet seien. Da die GaSflammkohlenzechen immer mehr dazu übergingen, Koks herzustellen, seien die verfügbaren Mengen von GaSflammkohlen usw. beschränkt worden. Für einige früher von den Verbraucher» bezogene minderwertige Sorten seien bessere Sorten eingeschoben worden, woher auch die Preissteigerungen zu er- klären seien.(?) Syndikatsbestrebungeu in der Röhrenindnstrle. Am 28. d. M. wird eine Sitzung der an der Röhrenkonbention beteiligten Werke stattfinden, die sich wahrscheinlich auch mit der Umwandlung der Preiskonvention in ein festes Syndikat beschäftigen wird. Bisher sind die Bestrebungen zur Syndizierung hauptsächlich an dem Widerstand der ManneSmannröhrenwerke ge- scheitert. Allerdings ist die Stellung der ManneSmannwerke zu der SyndikatSfrage in letzter Zeit insofern eine andere geworden, als die ManiieSmalinwerke den Verkauf für kleinere und größere Werke aufgenommen haben und sich zum gemischten Betriebe entwickeln. Da« hat ihre Position gegenüber der Syndikats- bestrebungen etwa« geändert, et ist ober noch fraglich, ob die Verwaltung der ManneSmannwerke sich nun zu«wem An- schluß an ein festes Röhrenfhndikat entschließen wird. Der General- direltor der ManneSmannwerke. Nikolaus Eich, wandte sich gegen die Nachteile der Syndikate, gegen die nach feiner Anficht durchaus un- gesunde Preispolitik und gegen die immer wieder neue Konkurrenz. Herr Eich sprach offen aus, daß die alte Form des Röhrensyndikars für die ManneSmannwerke kein Interesse mehr habe. Er erklärt« sich dagegen für eine Verkaufsgemeinschaft, und zwar für eine Berkaufsgemeinschast, wie sie die ManneSmannwerke ins Leben gerufen haben.