Nr. 48.
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Mittwoch, den 26. Februar 1913.
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Wegen in Ichter Zeit vorgekommener schwerer Anwerberausschreitungen und der dadurch verursachten
Zur Arbeiterfrage in den Kolonien.eunruhigung der Eingeborenen wird das Gebiet
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II.
von Montagu- Hafen bis Kap Gloucester, Südneupommern, für die Anwerbung von Arbeitern gesperrt.
Der unternehmertreue Minifter.
Die weitere Debatte über den Etat der Handels- und In Deutsch Südwestafrika begeisterte die VerUm die völlige Auflösung des Sula- und Gewerbeverwaltung, die auch noch die Dienstagsigung des heißung Dr. Solfs in Tanga die Farmer nicht weniger. Auch Mengenstammes auf der Gazellenhalbinsel Abgeordnetenhauses ausfüllte, brachte eine ganze Reihe dort tauchten sofort bestimmt formulierte Forderungen auf, zu verhindern, ist die Anwerbung auch in den reaktionärer Wünsche zutage. An der Spike stand wiederum das Verlangen der konservativ- klerikalen Mehrheit auf Einaus deren Anführung allein sich bereits ergibt, in welcher Niederlassungen dieser Eingeborenen am St. führung des Religionsunterrichts in den Lehrplan der FortWeise die deutschen„ Kulturpioniere" sich die Hebung" der Georgskanal in Zukunft untersagt." bildungsschulen. Nicht die Ausbildung und Erziehung der Lage der Eingeborenen und deren Ueberführung zur abend- Diese Verfügung läßt trog ihrer Trockenheit und jungen Leute für ihren späteren Beruf ist es, was dieser rüidländischen Kultur denken. Der südwestafrikanische Farmer Nüchternheit, die aus Furcht, der Oeffentlichkeit vielleicht zu schrittlichen und muckerischen Gesellschaft am Herzen liegt, berläßt sich dabei nicht so sehr auf das Eingreifen der Regie- viel sagen zu können, absichtlich gewählt ist, zu den weitest- sondern die Stärkung der Autorität der Lehrherren, und alsrung, er möchte die Sache am liebsten selbst in die Hand gehenden Bermutungen Raum. 3wei Bölferstämme Mittel zur Erreichung ihres Zweckes dient ihnen die Renehmen. Für ihn kommt daher der zweite Punkt der Forde- stehen bereits vor der Auflösung! Wie müssen ligion. Hoffen wir, daß der Wunsch des Freiherrn v. Richtrungen zuerst in Betracht: Einschränkung der Rechte der Ein- da die Anwerber gehaust und welche furchtbaren Zustände hofen( Rp.), daß doch noch einmal ein Fortbildungsschulgeset geborenen und Erweiterung der Willfür des Arbeitgebers müssen jahrelang unter den Augen der Behörden geherrscht im Sinne des Zentrums und der Konservativen zustande gegenüber dem farbigen Arbeiter. Die Regierung soll dazu haben. Denn unbekannt können der Regierung solche Ver- kommt, nicht in Erfüllung geht! nur die gesetzlichen Unterlagen schaffen und sich im übrigen hältnisse nicht geblieben sein. Verhältnisse, die in der„ Frankf. um die Eingeborenen gar nicht weiter fümmern. Allenfalls 3tg." von einem folonialen Fachmann geschildert werden: fönnte es ihr überlassen bleiben, die nicht zur Arbeit tauglichen amd für die Zwangsarbeit nicht verwendbaren Schwarzen mit Stumpf und Stiel auszurotten.
Alles in allem verlangen diese Kulturförderer die baldige Erfüllung folgender Wünsche:
Die bisherigen Rechte, welche den Eingeborenen noch auf Grund ihrer besonderen Gerichtsbarkeit zustanden, werden aufgegeben. Alle Angelegenheiten auch die reinen Eingeborenen Angelegenheiten werden der staatlichen Gerichtsbarkeit unterste II t.
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AIIe strafbaren Handlungen, die Eingeborene gegen Weiße begehen, müssen von Amts wegen verfolgt werden.
Ueber die Eingeborenen sind fühlbare, emp= findliche Strafen zu verhängen, die auch eine entsprechende Vollstredung finden müssen. Ebenso sind die Strafen für Viehbeschädigung, die sich die Eingeborenen zuschulden kommen lassen, bedeutend schärfer zu gestalten. Des= gleichen muß das komplottartige Verlassen der Arbeit und die frivole Schädigung des Arbeit= gebers biel härter als bisher bestraft werden. Die Vertragsfreiheit und die Freizügigkeit der Eingeborenen ist zu beschränken.
Das Büchtigungsrecht des Farmers gegen den Eingeborenen, das frei von jeder Prüderie sein muß, ist gesehlich anzuerkennen.
Die der Staatshoheit sich entziehenden Busch kaffern und Feldhereros sind auszurotten und sei es auch durch eine vollständige Bernichtung.
Gegen den Mißbrauch der Fortbildungsschule zum parteipolitischen Kampf gegen die Sozialdemokratie erhob Genosse Borchardt in wirksamer Rede, die von wirklicher Liebe für die Erziehung der heranwachsenden Generation Sittiert war und unsere programmatischen Forderungen an den Fortbildungsschulunterricht kurz zusammenfaßte, energischen Protest.
„ Die zum Eingehen eines Arbeitskontraktes bewogenen oder gewaltsam gepreßten Gingeborenen haben ja keine Ahnung davon, in was für Verhältnisse sie gelangen! Man vergegenwärtig sich nur: Menschen, die bisher in zwanglosem Dasein nach den Gesezen der Natur dahinlebten und deren körperBei einem späteren Titel des Etats entwickelte der konliche Widerstandsfähigkeit bei einer Verpflanzung in eine andere fervative Abgeordnete Lieneweg ein ganzes SammelUmgebung anerkanntermaßen außerordentlich gering ist, werden surium mittelständlerischer Wünsche: Verbot des Haufierauf einem kleinen Transportschiff, das zudem der Ersparnis handels, Schutz der Arbeitswilligen, Beseitigung der Bäckereiwegen meist unter Segel geht, zusammengepfercht, bis sie nach verordnung und was dergleichen alte Ladenhüter mehr find langer Reise in dem, Tausende von Seemeilen entfernten Sa Maßnahmen, die angeblich dem Mittelstand helfen, tatsächlich moa ans Land gesetzt werden! Hier haben sie mindestens drei aber ganz wirkungslos bleiben werden. In einer kurzen ErJahre lang unter dem 3wange schwerer Pflan widerung konnte Genosse Borchardt dem Schwärmer für zungsarbeit bei gänzlich veränderten Verhältnissen und eine neue Zuchthausvorlage mit unanfechtbarem Material einer ihnen ungewohnten Kost zu leben oder zu sterben; denn von Terrorismus dienen, wie er von Innungsbrüdern geübt eine Lösung des Kontrattes, den der Schwarae wird. Widerlegen konnten die Reaktionäre die Ausmit seinem Daumenabbrud oder mit drei Kreugen unterzeichnet hat, und vorzeitige Rüdbe- führungen unseres Genossen nicht, und so wählten sie den förderung gibt es nicht, es sei denn, daß zufällig das besseren Teil der Tapferkeit, sie schwiegen, und diese Taktik beobachteten sie auch angesichts des geradezu erdrückenden Arbeiterschiff zu neuer Anwerbung auf Reisen geht, um die Materials über den Terrorismus von Innungen und ArbeitLüden auszufüllen und Nachersatz zu beschaffen. Wie wenig geberberbänden, das Liebknecht zur Ergänzung der find je bor Beendigung der Kontraktzeit noch Borchardtschen Rede vortrug. Allerdings muß zur EntschuldiIebend in ihre Heimat befördert worden, wie biele aber sind berendet als Kulturdünger für gung des Verhaltens der Mehrheit gesagt werden, daß ihnen der Handelsminister Dr. Sydow die Arbeit abnahm. Nach die samoanischen Pflanzungen." der ministeriellen Verteidigung des Terrorismus der InMan fann nicht glauben, daß diese furchtbaren Zustände nungen hatten die Reaktionäre nicht mehr nötig, auch nur der Ausbeutung der Eingeborenen der Gouverneursbehörde ein Wort zu sagen. Hatte es doch der Handelsminister auf Neuguinea noch der auf Samoa unbekannt geblieben sein fertig bekommen, das gesetzwidrige Vorgehen der Man sieht, die Farmer gehen aufs ganze und getreu fönnen. Was aber haben die Behörden bis zum Erlaß des Magdeburger Bäderinnung gegen solche Bäckermeister zu ihren ostelbischen Junkervorbildern in der Heimat machen sie Gouverneurs Dr. Hahl getan, um dieser unter ihren Augen billigen, die in einen Tarifvertrag mit den Bäckergesellen bei der Regierung auch Dampf hinter ihren Forderungen. fich vollziehenden Verstlabung und ausbeuterischer Vernichtung willigen wollten und deshalb von der Innung in Strafen Offen drohten sie in dem„ Südwestboten" der Regierung, die der unglücklichen und völlig wehrlosen Eingeborenen zu ver- bon 5 bis 6000 M. genommen worden waren. Dabei hatte nicht will, wie sie wollen, den Krieg an, indem sie erklären: hindern? Die Antwort hierauf steht noch aus. Trotzdem der Minister den innersten Schrein seines kapitalistischen Kampfoder Verständigung! Lehnt die Regierung sich das Verlangen der jamoanischen Farmer bereits nach Herzens dadurch erschlossen, daß er auf der einen Seite eine Berständigung ab, dann Farmer hebe den Fehde- neuer Menschenbeute geltend machte. Als nämlich der Zu- von dem sozialdemokratischen Bäckerverband", auf der handschuh auf und kämpfe den Kampf um Deine strom der Südseeinsulaner versiegte, führte man chinesi anderen Seite immer von den„ st aatstreuen" BäderExistenz mit dem Mute, der der Verzweiflung sche Kulis nach Samoa ein. Aber nun weigert sich die meistern und den meistertreuen" Gesellen sprach. Der meister- und unternehmertreue Minister hatte freiborausgehf." drinesische Regierung, die weitere Amverbung von Kulis für Samoa zu gestatten. Es sei denn, daß den Chinesen nicht nur lich noch eine böse Stunde, als ihm Genosse Reinert in Und zweifellos wird auch hier die Regierung zum Nach höhere Löhne als bisher, sondern daß sie auch den Weißen feiner Rede über die Arbeitsnachweise seine ungeheuerlich geben bereit sein und fich bemühen, dem Verlangen der Far- rechtlich gleichgestellt werden. Ferner soll den chinesischen einseitige unternehmerfreundliche Haltung vorhielt und in mer so weit wie möglich entgegenzukommen. Arbeitern nach Erlöschen ihrer dreijährigen Dienstverpflichtung wirksamem Kontrast dazu ein ministerielles EinWie sich denn auch die Regierung ähnlichen Wünschen das Recht der Ansiedlung auf Samoa zustehen. Diese an fchreiten stellte, das in Hannover stattgefunden hatte der Farmer auf Samoa gefügig gezeigt hat. Auch dort sich durchaus verständlichen und berechtigten Forderungen der einem Tarifvertrag gegenüber, der unter dem Vorsitz greift die Not des Arbeitermangels Plat. Die„ Samoanische chinesischen Regierung vergällen aber den Farmern jede Freude eines Magistratsbeamten unter Zustimmung sowohl der ArZeitung" ist voll von Klagen darüber; denn die Arbeiter an der Einfuhr chinesischer Kulis und heulend verkündet darum beitgeber wie Arbeitnehmer des Malergewerbes abgeschlossen verhältnisse auf Sanwa find folgende: Als eingeborene die Rhein - Westf. 3tg." den Zusammenbruch der Eristenz worden war. Dieser Vertrag war von dem Miniſter angeArbeiter kommen die Samoaner in Betracht. An sich sind zahlreicher deutscher Ansiedler auf Samoa . Wobei aber fochten worden, weil ihm der Verdacht aufgestiegen war, daß dieselben ein kulturell verhältnismäßig hochentwickelets Natur zu bemerken ist, daß nach den letzten amtlichen Angaben nur dadurch eventuell auch den freien Gewerkschaften ein Vorteil Der Samoaner ist auch durchaus nicht arbeitsscheu, 60 deutsche Ansiedler, Pflanzer, Farmer und Gärtner auf erwachsen könnte. Derselbe Minister aber, der hier aus sondern er verlangt nur für seine Arbeit entsprechende Be- Samoa lebten!- iFeindschaft gegen die freien Gewerkschaften einschritt, duldet zahlung. Das aber macht ihn in den Augen der Farmer zur Arbeit untauglich. Um so mehr als man den Samoaner Silfe. Und wenn auch die Chinesen versagen, soll sich die unternehmerarbeitsnachweise. Genosse Leinert In ihrer Not schreien diese Leute nun nach weiterer nicht nur die schreienden Gesetzwidrigkeiten der Innungen, sondern auch alle Erzesse der nicht durch Hunger oder Steuerdruck zur Arbeit auf den Regierung bemühen, die holländische Regierung zur Er- nagelte die Arbeiterfeindlichkeit des Handelsministers ebenso Farmen zwingen kann. Denn einmal besigen die Samoaner laubnis der Anwerbung ia vanischer Arbeiter zu verfest, wie dessen geschäftige Dienstfertigkeit gegenüber den noch genügend Stammesland und zum anderen bekommen fie das Geld zu ihren Steuerleistungen durch den Verkauf von anlassen. Ob das geschieht und ob der Versuch von einem Er- Unternehmertum. Arbeitsnachweise, die nach einer solch Cobra immer zur rechten Zeit zusammen. Deswegen mußten folg begleitet ist, bleibt abzuwarten. Anscheinend hat die feindseligen Stellungnahine gegenüber dem organisierten sich die Farmer auf andere Weise zu helfen versuchen. Sie holländische Regierung keine große Lust dazu, ihren kapita- Proletariat noch die Gunst des Handelsministers erführen, fordern daher die Regierung zur Herbeischaffung willige Ausbeutungsmaterial auf den javanischen Besitzungen unzerstörbaren Mitßtrauen der Arbeitnehmer behaftet sein! listischen Kolonieausbeutern das vorhandene billige und würden von vornherein, und zwar von Rechts wegen, mit dem fremder Arbeiter auf. Zuerst unternahm man da zu vermindern; so daß die den Versuch, Eingeborene der Südseeinje In nach Samoa Samoa nicht so bald gelöst sein wird. zu vermindern; so daß die Arbeiterfrage" auch für Der Minister blieb am Dienstag die Antwort schuldig. zu verschleppen. In welcher Weise das aber geschah und von welchen Folgen das für die unglücklichen Eingeborenen Vor allen Dingen aber wird der Reichstag bei der vernichtenden Anklagen unserer Redner abzuschwächen. Abc: begleitet war, darin gewährt eine Schilderung, die vor kurzem Besprechung des Kolonialetats Gelegenheit alle Ausreden werden die provozierende Tatsache nicht zu berin der Frantf. Zeitung" erschien, einen grauenvollen Ein- nehmen müssen, die Arbeiterfrage in den Roschleiern vermögen, daß auch Herr Sydow nichts ist, als der blid." In amerikanischen Blättern erschienen bereits Ionien eingebend zu erörtern. Die Regierung junge Mann des Unternehmertums, ein unternehmertreuer vor Monaten eingehende Darstellungen über unerhörte Grau- wird ja dann in verschiedener Beziehung mit der Sprache Minister! famfeiten, die bei der Anwerbung von eingeborenen Arbeitern heraus müssen. Die Sozialdemokratie wird dann aber von auf dem Bismardarchipel und auf den Salomons neuem mit aller Schärfe gegen diese Art der Arbeiterpolitik"
bolf.
inseln paffiert sein sollen. Jest nahm die„ Granfi. 3tg."
=
zu
Er wird sich wohl inzwischen nach Ausreden umsehen, um die
Geldfack.
in Kolonien und damit zugleich gegen ein Kolonialſyſtem au Das Fünfzigmillionengeschenk an den diese Gerüchte, über die sich unsere gesamte Rolo protestieren haben, das sich aufbaut auf brutaler Vernichtung nialpreise bezeichnenderweise böllig aus unentwickelter Menschenrassen, auf offener, gefeßlich gestigter geschwiegen hatte, wieder auf und teilte als teilweise Menschensklaverei und zügelloser Ausbeutungssucht unserer Bestätigung derselben folgenden Erlaß des deutschen, folonialen„ Kulturpioniere". Gouverneurs für Neuguinea , Dr. Hahl, mit:
Die reisinnige Zeitung" hat auf unsere legte Kennzeichnung ihrer Aftion zugunsten der preußischen Geldsäde, ihrer Forderung auf Aufhebung der Steuerzuschläge auch für die