fefcung des wirklichen Rechts allen Partcinteresscn zumTrotz bis zur Selbstverleugnung kämpfen. Hat sich dochGenosse Haupt am Dienstag mit Rücksicht darauf, daßhernach seine eigene Wahl zur � Entscheidung stand, beider Entscheidung über die Wahl des auchnational-liberalen Becker. des bekannten Reichsverbändlers,der Stimme enthalten und dadurch— cS wirkt wieein Treppenwitz der Geschichte!— dem Reichsverbändlerdas Mandat gerettet. In namentlicher Abstimmung wurden159 Stimmen für die Gültigkeit, 168 gegen die Gültigkeit desBeckerschen Mandats abgegeben. Freilich hätte diese sozial-demokratische Anständigkeit nicht so sonderbar belohnt zu werdenbrauchen, wenn nicht zehn fortschrittliche Abgeordnete gefehlthätten. Dabei handelte es sich bei dem zu Unrecht unter-legenen Gegenkandidaten Beckers um den Freisinnigen PfarrerKorrell! Der Freisinn bleibt sich in seiner Direktionslosigkeitund Zerfahrenheit doch immer gleich!Der lange umstrittenen Prüfung der Wahl Beckers gingdie Prüfung der Wahl deL Nationalliberälen Kölsch vorher.Die Angelegenheit wurde noch einmal an die Wahlprüfungs-kommission zurückverwiesen. Das gleiche geschah in namcnt-licher Abstimmung mit dem Mandat des Genossen Haupt,nachdem besonders unsere Genossen R e i ß h a u s undSchmidt- Meißen mit überzeugenden Gründen den An-trag der Wahlprüfungskommission auf Ungültigkeitserklä-rung der Wahl zurückgewiesen hatten.Am Mittwoch soll wieder ein Schwerinstag statt-finden. Zur Erörterung gelangt ein Initiativantrag derNationalliberalen über das Submissionswesen und ein kon-servativer Initiativantrag über die Vermehrung kleinerGarnisonen und Bewilligung freier Fahrt für Soldaten, diein Urlaub fahren.—_An die falsche Adresse.Das.Berliner Tageblatt" kommentiert den Beschluß, den dieGeneralversammlung des Zcntralwahlvereins Teltow-Beeslow inSachen der Stichwahltaktik für die bevorstehende Ersatzwahl pro-klamiert hat, keineswegs beifällig. Daß die Sozialdemokratie ent.schlössen ist, den fortschrittlichen Kandidaten Herrn Traub durch-fallen zu lassen, wenn der Freisinn nicht seinerseits bindende Ver-pflichtungen übernimmt, erscheint dem„Berliner Tageblatt" zwarkonsequent; aber die Konsequenz, die Wahl eines Reaktionärs aufKosten eines„entschiedenen Demokraten", wie eS der PfarrerTraub sei, zuzulassen, hält es gleichwohl für„absurd".Uns will es absurd erscheinen, daß das„Berliner Tageblatt"so gar nicht zu begreifen vermag, daß Herr Traub als Personfür. die Sozialdemokratie natürlich keine Rolle zu spielen vermag,sondern nur als Angehöriger seiner Partei, der Fortschrittspartei.Ob ein Reaktionär mehr im Abgeordnetenhause sitzt,, ist vollständiggleichgültig. Nicht gleichgültig dagegen ist, daß der Fortschritt sich mit erklärten WahlrcchtSfeinden wie den National-liberalen verbunden hat, um einem Bündnis mit der Sozialdemo-kratie aus dem Wege zu gehen und auf Kosten der Sozial-demokratie WahlrechtSfeinde in den"Landtaghineinzubringen. Wenn der Fortschritt solcher Verräte-' reien am Wahlrecht, also an seinen eigenen prinzipiellen Forde.rungen, fähig ist, so kann und muß es auch der Sozialdemokratiegleichgültig sein, wieviel Freisinnige in den Landtag hineinkommen.Dabei ist es natürlich unvermeidlich, daß der Gerechte mit demUngerechten leiden mutz. Als Person vermag Herr Traub trotzaller persönlichen Vorzüge nicht das geringste zu nützen... Alt abersein Einfluß auf seine Partei so gering, daß erderen reaktionäres Gebaren nicht zu verhindern vermag, so mutzer sich eben bei seinen eigenen Parteigenossen dafür be-danken, daß ihm der Eintritt in da? Dreiklassenparlament ver-schlössen bleibt. Auch daS„Berliner Tageblatt" sollte sich mitseinen Schmerzen lieber an die entscheidenden Instanzen derFortschrittlichen Volkspartei selbst wenden.Ter Cassel-Quassclwird jetzt wicht wur von der„Volkszeitung", sondern auch vom„Berliner Tageblatt" preisgegeben. Schreibt doch. das Moste-blatt über den Zusammenistoß in der Schöneberger Stadt-verordnetenversammlung:„Patriotische und monarchische Gchmrnmgpathetisch und vordringlich zur Schau zu stel-1 e n und sich auf diese Weise bemerkbar zu machen, ist nichtnach jedermanns Geschmack. Und es entspricht ganz g e-tv i tz n i ch t dem Geiste jerer schlichten, tapferen, unabhängigen— und auch vor Königsthronen unabhängigen—Männer, die dem poeutzischen Volke vor hundert Jahren denWeg zum Siege gezeigt."___Nationalliberale Wahlparole in Baden.Der„Frankfurter Zeitung" wird aus Karlsruhe gemeldet:„In der Sitzung des engeren Ausschusses der nationalliberalenPartei wurde auch die Taktik bei den kommenden Landtägswahlenerörtert. Die Mehrheit der Vertreter sprach sich für einen Groß-block im ersten Wahlgange aus. Die endgültige Entscheidung indieser Frage wurde auf später vertagt.Vaterlandsliebe, die nichts kostet.Seit langem forderten die konservativen und national-liberalen Blätter unter der glorreichen Führung der„Post"und der„Rheinisch-Westfälischen Zeitung'» eine möglichst starkeVermehrung des Heeres und der Flotte. Unter Aufgebot derschönsten Phrasen wurde erklärt, dem deutschen Volk, be-sonders den sogenannten gebildeten und besitzenden Volks-kreisen, sei kein Opfer zu groß für Deutschlands Ehre undMachtstellung. Noch lebe im deutschen. Bürgertum der Geistseiner Ahnen von 1813. Wenn es Deutschlands Wehrfähig.keu, seine Zukunft, seine nationale Größe gelte, d ü r.f e u n dwerde kein echter deutscher Mann dem Vater-lande Gut und Blut verweigern. In allenVariationen wurde bis.zum Ueberdruß Schillers„Ans Vater-lans, ans teure, schließ dich an!" zitiert..Jetzt ist die Heeresvorlage ausgearbeitet und soll inkurzem zusammen mit den neuen Steuervorlagen, die zurDeckung der Ausgaben unbedingt erforderlich sind, demReichstag zugehen. Nötig sind ungefähr 180 Millionen Mark,von denen ungefähr 50 oder 60 Millionen durch eine so-genannte Besitzsteuer, eine Vermögenszuwachs- oder Erb-anfallsteuer, aufgebracht werden sollen— und nun fährt die-selbe Presse des„gebildeten" und„besitzenden" Bürgertums,'die sich vor wenigen Wochen noch in vaterländischen Phrasenberauschte und patriotische Gedichte deklamierte, wie voneiner Tarantel gestochen auf. Futsch ist die ganzenationale Begeisteru.ng! So hatte man die Sachesticht gemeint.Was. von den 180 Millionen Mark sollen, 60 oder 60Millionen den Wohlhabenden aufgebürdet werden? Nein,öa» hatten die Zeitungen vom Kaliber der„Post" nicht ge-««du. als sie von der Opferwilligkeit und dem heiligenVaterlandsgefühl der Bcsisteuden räsonmerten.� Wie bisher.so sollte auch diesmal verfahren werden. Wohl wollte inan inpatriotischem Pflichtgefühl bewilligen, was die Regierungan neuen Truppen forderte— aber die Aufbringung dernötigen Geldmittel, die mochte den ärmerenV o l k s k r e i s e u überlassen bleiben. Neben dem Be-willigen auch noch selbst den eigenen Geldbeutel zu belasten— das ist allzu viel verlangt. So weit reicht die gepriesenevaterländische Opferwilligkett nicht, und mehren sich�denn inder konservativen und nationalliberalen Presse die Stimmen,die dringend die Regierung ermahnen, doch um Gottes willennicht die Heeresvorlagen mit der Teckungsfrage zu verquicken.Erst m.ü ßtendieneuenH e er e s vorlagen a n g c-nommen werden— d a n n später könne mandarüber reden, wie sich am besten die nötigenMittel zur Deckung der entstandenen Aus-gaben aufbringen ließen. Man kalkuliert eben,daß später, nachdem einmal die Heeresvermehrung durch-gesetzt ist, sich schon die Gelegenheit bieten wird, den weitausgrößten Teil der Lasten auf die breite Volksmasse abschiebenzu können.Gestern haben wir zwei Stimmen aus dem national-liberalen Läger zitiert, die sich gegen die sogenannte Ver-quickung der Hceresvorlage mit der Deckungsvorlage wenden;heute folgt die„vaterländische"„P o st" mit der gleichenMahnung. Oktavio Freiherr von Zedlitz und Neukirchschreibt dort:„Nachdem bekannt ist, daß mit der Hceresvorlage dieDeckungsvorlage zugleich eingebracht werden soll, wird in einemTeil unserer Presse die Forderung erhoben, daß auch die Ver-abschiedung beider Vorlagen gleichzeitig erfolgen solle.- Manweist dabei auf eine formelle Verbindung beider Vorlagen durchein sogenanntes Mantelgcsetz hin. Dieses eifrige Ver-langen ist etwas verdächtig. Man bezweckt dabei anscheinend,die Militärvorlage als Vorspann für dieLösung der Deck u n g L f r a g e nach einer bestimm-ten Richtung hin zu benutzen, vornehmlich aber nichtallein zu dem Zwecke, um dem sogenannten schwarzblauen Blockdie Erbanfallsteuer aufzuzwingen, sondern auch um den Sozial-demokraten die Rolle des Helfers in. der Finanznot zuzuweisen.Man wird indessen erwarten dürfen, daß diese Liebesmühe um-sonst aufgewendet ist, denn die Verbündeten Regierungen wer-den doch nicht so töricht sein/ die Verabschic-dung einer unbedingt dringlichen Vorlage,wie die Hecresverstärkung, von der Lösungeines so schwixrigcn Problems, wie es dieDeckungsvorlage ist, abhängig zu-machen."Es ist doch etwas Erhabenes um die Vaterlanidsliebe—vorausgesetzt, daß sie nichts kostet.Ein gemaßregelter Lehter.Aus Bremen wird uns noch geschrieben:Der Staatsanwalt mußte in seinem Plaidohcr anerkennen, daßdie„Arbeiter-Jugcnd" ein außerordentlich' geschickt und inhaltreichredigiertes Blatt sei, daß sie eine Reihe von Artikeln mit allgemeinwissenschaftlichem Inhalt bringe, daß sie daneben aber eine Fülle vonArtikeln enthalte, die darauf abgestimmt seien,' die Jugend zum Ein-tritt in den sozialdemokratischen Klassenkampf zu erziehen. Daß. dieArbeiterjugendbewegung an sich vom Sozialismus durchtränkt sei,ergebe sich aus ihrer ganzen Struktur.' Er sei überzeugt, daß derAngeschuldigte bewußt in sozialdemokratischen Jugendversammlungenals Hauptredner aufgetreten sei, um mit sozialistischen Ideen auf dieJugend einzuwirken und sie vorzubereiten auf den späterenAnschlust- an: die gtoßm Organisationen, die den Klassen-kämpf führen. Der Angeschuldigte werde nicht sagenkönnen, daß eS ihm unbekannt gewesen sei, daß es sich mit denPflichten eines Staatsbeamten nicht vereinbaren lasse, sich mit. derSozialdemokratie und ihren Tendenzen solidarisch zu erklären. Ausdiesen Gründen beantrage er die Dienstentlassung des Angeschuldigten.— Der Verteidiger vertrat in seinem wirkungsvollen Plaidoyer dieAnsicht, daß eine ehrliche Ansicht, die auf gesetzlichem Bodenbegründet sei— und das sei hier der Fall— niemals achtungS-unwürdig sei. Es sei dies achtungswürdiger und edler, wenn manmitkämpfe für die notleidenden Brüder und Schwestern, als wennman den Dingen ihren Lauf lasiei Bezeichne das. Gericht die sozial-demokratische Agitation für achtungsunwürdig, dann breche eS denStab über Millionen von Bolksgenosien, die derselben Ansicht seien,wie der Angeschuldigte. Eme Bewegung wie die sozial-demokratische könne man mit Gewalt nickt niederhalten. AnPreußen seien bestimmte Verbote erlassen, wonach stch'ein Lehrer nicht im sozialdemokratischen Sinne betätigen dürfe, inBremen beständen derartige Verbote aber nicht, daß SonnemannSozialdemokrat sei, habe die Behörde seit Jahren gewußt. AchtungS-unwürdig sei eine derartige Ueberzeugung nicht. Der Verteidigerschloß seine.Ausführungen mit der Bitte um Freisprechung.Abends um K'/z Uhr wurde das Urteil verkündet. Daß die freieJugendbewegung darauf hinausgehe, die Ziele der Sozialdemokratiezu verwirklichen, meint da« Gericht,. Ergebe stch einmal ausihrer Entstehungsgeschichte und ferner aus den KundgebungendeS Nürnberger Parteitages. Der Angeschuldigte habe zuge-geben, daß in der Jugendbewegung für die sozialdemokra-tische Partei vorgearbeitet werden solle. DaS Ziel derSozialdemokratie sei darauf gerichtet, die heutige Gesellschaftsformvollständig zu beseitigen und eine neue an ihre Stelle zu setzen.Es sei klär, daß das durchaus nicht unehrenhaft sei, was der An-geschulpigte getan habe, es komme aber für die Disziplinarkammerdarauf an, zu entscheiden, ob ein B e a m l e n v e r g e h e n vorliege.Es komme für das Gericht darauf an, zu entscheiden, ob sich derAngeschuldigte der Achtung würdig gezeigt habe, die seinBeruf erfordere, oder ob er die Achtung seines Standes gefährdethabe. Das sei nach Ansicht der Disziplinarkammer der Fall. Wennein Beamter durch sein Auftreten mit dazu beitrage, daß derbürgerliche Staat in seinen Grundlagen erschüttert werde,und zwar des bürgerlichen Staates, in dessen Dienster stehe(!), der ihm sein Gehalts und sein Ruhegehaltgebe, ein solcher Beamter gefährde die Achtungseines Standes. Allerdings müsie hinzukommen, daßder Beanite schuldhaftcr Weise gehandelt habe. Ein sübjeötiveS Verschulden liege hier vor. Sonnemann habe keinen Grundgehabt, anzunehmen, daß die Behörde sein Verhallen billigen werde.Das Urteil lautet, wie bereits gemeldet, dahin: Der Ange«schuldigte wird aus dem Dien st entlassen. DieHälfte seines Ruhegehalts wird ihm auf ein Jahr zugebilligt.l>lc fVanzöfifcbc Bozialdemohratlcgegen den Krieg.Der Kongreß der sozialistischen Seines öde-r a t i o n/ der'am Sonntag im Pariser Vorort St. Denistagte, beschloß nach Reden von Vaillant. Sembät undRenaudel eine große A g i t atidn gegen dieRüstungen einzuleiten und gegen. die Bestrebungen,' diedreijälfrige. Dienstzeit wieder für alle Waffengattungen einzuführen. Es soll unverzüglich ig, ganzen Seinedepqrdementeilt Aufruf an die Arbeiterklasse angeschlagen werden, dessenText vom Kongreß selbst angenominen wurde. Darin werdendie Arbeiter aufgefordert, sich aus allen Kräften den verbrecherischen Plänen der deutschen und' französischen Chau-vinisten zu widersetzeut„Zur wahren Rctiung' Frankreichs, für die Unabhängigkeit'der' Nationen, für den Weltfrieden fordern wir, im vollsten Ein-Verständnis mit' den deutschen Sozialisten: 1. Die frauzö-s i s ch- d e u t s ch e Annäherung. 2. DaS internationale Schiedsgerichtsverfahren für alle Konflikte.3. Die N a t i o n a l m i l i z zum Ersatz für die Kascrnenarmecn.4. Den privilegierten Klassen die Verpflichtung aufzuerlegen,durch eine B e s i tz st e u e r die ungeheuren militärischen Lasten,von denen das Volk erdrückt wird, zu bezahlen."Zur Propaganda für diese Forderungen wird die Seine-föderatton von all ihren Sektionen Versammlungen veran-stalten lassen.Das Manöver der bürgerlichen Presse Frankreichs, dieglaubte, durch die ungeheuerlichen Verleumdungen, die sieseit einiger Zeit gegen die deutsche Sozialdemokratie aus-streut, die französischen Sozialisten einzuschüchtern und voneinem aktiven Kampf gegen die neuen Rüstungen abzuhalten,ist also mißglückt. Wie die deutschen, so sind auch die frauzö-fischen Sozialisten dem Geschrei der Nationalisten zum Trotzentschlossen, wie bisher dem Militarismus in der energischstenWeise entgegenzutreten.Die halbe Milliarde für Rüstungen.Paris, 2S. Februar. In der Budgetkommission der Deputierten-kan!l',:cr erklärten heute der Finairzminister und der Kriegsminister,sie würden am Montag eine Kreditvorlage im Betrage vonüll» Millionen Frank einbringen, die dazu bestimmt sei, gewisse fürKriegszwecke erforderliche Arbeiten zu be-schleunigen.Lucacs, der panamikt.Budapest, 26. Februar.(Privattelcgramm des„Vorwärts".) Um Herrn Lukacs will es Abend werden.Mit dem Panamisten will auch der eigene MinisterkollegeGraf Zichy, nichts mehr zu tun haben. Er war gestern inWien und hat seine Demission überreicht. Pressevertretern er-klärte der Unterrichtsminister, nachdem er abgelehnt hatte,sich über die Demission selbst zu äußern, folgendes:„Solange die durch die Führer der Opposition gegen denMinisterpräsidenten erhobenen, das ganze Kadinett berührenden,schweren Beschuldigungen bei voller Freiheit der Be-weise und Gegenbeweise nicht widerlegt sind, bin ich s ii rkeinerlei politische oder parlamentarischeBetätigung zu haben."Diesen ministeriellen Streik wird der Panamist wohlnicht lange aushalten.Der Wahlkrechtskamps.Budapest, 25. Februar.(Privattelegramm deS„Vorwärts".) Die sozialdemokratische Par-t e i l e i t u n g hat bei der hauptstädtischen Plakaticrungs-gesellschast für den 10 März besonderen Raum an den Plakat-säulen bestellt: das hat zu der Annahme geführt, daß derallgemeine Streik an diesem Tage publiziert wird und amnächsten Tage, also am 11. März, beginnt. Die städtischeAbteilung für die Verproviantierung der Hauptstadt hat so-fort Maßnahmen getroffen, um die Hauptstadt im Falle desGeneralstreiks mit Lebensmitteln versorgen zu können. DieMaßnahmen sind sicher gut, aber verfrüht. Für Mittwoch-abend, ist in dem größten Saal der Hauptstadt erst eine großeVersäminlung einberufen worden, zu welcher nur die Dele-gierten sämtlicher Fabriken, größerer Werkstätten und dersozialdemokratischen Organisation Zutritt haben. Die Partei-leitung dürfte in dieser Vorsammlung die Erklärung ab-geben, daß alle Vorbereitungen für den Streikgetroffen sind und die Arbeit in dem Momenteingestellt werden soll, in welchem das Wahlrechts-gesetz im Reichstage zur Verhandlung kommt.Auch die O p p o s i t i o n, die seit Juni vorigen Jahresden Reichstag nicht betreten hat, will zu den Wahlrechtsver-Handlungen wieder im Reichstage erscheinen. Man glaubt,die Opposition im Reichstage und der Generalstreik der ge-samten Arbeiterschaft in allen Städten des Landes werde dieRegierung dahin treiben, den Belagerungszustandzu erklären, und man hofft, daß der Belagerungszustand dannendlich das M i n i st e r i u ,n wegfegen wird.Die«Klirren in JMexiho.Massenhinrichtüngen.New Jork, 26. Februar. Aus El Paso wird gemeldet, daß95 Freiwillige von delr Bundestruppen am Montagbei Juarez erschossen worden sind. Sie waren Mitgliederder Garnison und hatten am Sonntag gemeutert, weil siemit der Erschießung Madcros nicht einverstanden waren.Maßnahmen der Vereinigten Staaten.Washington, 25. Februar. Kriegssekretär Stimson hatdem Generalmajor Carter Befehl erteilt, die ganze zweiteKavalleriedivision zu mobilisieren, damit sie, wenn nötig, so-fort nach Galvestan gehen kann.franhmeb.Demonstrierende Schutzleute.Paris, 25. Februar. Der Polizeiuntcroffizicr Rigail wurdevom DiSziPlinarrat der Polizeipröfektur mit einer fünftätigcnGehaltscntziehung bestraft, weil er in einem Blatte die Willtürder Polizeiverwaltung getadelt hatte. Eine von mehr als 20 0 0Schutzleuten besuchte Versammlung beschloß darauf, sich mitRigail solidarisch zu erklären. Gleichzeitig wurde eineSammlung eingeleitet, um Rigail für die Gchaltscntzichung zuentschädigen.Portugal-Gegen die Abtretung der Kolonien.Lissabon, 24. Februar. In der K a m m c r erklärte heute derMinister des Aeußern, daß die Nachrichten über angebliche deutsch-englische Verhandlungen betreffend portugiesische Interessen un-richtig seien, und siigte hinzu: England denkt nicht daran, eineinternationale Konferenz über koloniale Angelegenheiten zu veran-lassen. England weiß, daß seine Gefühle gegenüber seinen Ver-kündeten ihm nicht gestatten, in Unterhandlungen einzutreten übereinen Vertrag, eine Konvention oder ein Abkommen, die so be-schaffen wären, daß sie die Souveränität und Integrität der portu-giesischcn Kolonien antasten könnten. Zwischen England undDeutschland besteht kein Vertrag, keine Konvention und kein Ab-kommen solcher Art.. Es ist unrichtig, daß Unterhandlungen indiesem.. Sinne angeknüpft worden sind. Deutschland befaßt sichdurchaus nicht mit einer internationalen Konferenz zur Beratungder Kolonialfrage und es weist den Gedanken zurück, eine Ver»letzung unserer SouveränitätSrechte ins Auge gefaßt zu habe».