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Kr. 48. ZV. Zthrsmz. 3. Kkilme Ks Jonnärts" ßttlintt II0II10I1I1II. Mtwsch. 36. ftbraat 1913. Die Denen Itädtitcljcn Steuern. Am SKontagaberiö hat der mit der Vorberatung der Steuer- vorlagen betraute Staotverordnetenausschuß seine Arbeiten be- e»cket. DaS Ergebnis ist folgendes: Auher der Biersteuer, die für Lagerbier 30 Pf., für Weißbier 10 Pf. pro Hektoliter betragen soll, wird auch eine Steuer auf Lustbarkeiten eingeführt. Der Besteuerung sollen in Zukunft unterliegen: 1. Kinematographische Borstellungen; 2. Spezialitätenvorstellungen, Varietevorstellungen, Panto­mimen und Kunstlaufvorführungen auf Eisbahnen in ge- schlosienen Räumen, auch wenn sie nur Bestandteile anderer nicht steuerpflichtiger Veranstaltungen sind, ferner Revuen, Kabarettvorstellungen sowie solche Theatervorstellungen, bei denen im Zuschauerraum das Ramchen gestattet ist oder Getränke verabreicht werden; 3. Zirkusvorstellungen; 4. Tanzbeluftigungen. Im Ausschuß wurde von sozialdemokratischer Seite dargelegt, daß in einer Großstadt wie Berlin   das Vergnügungsleben eine Entwickelung genommen hat, die eS vielfach gar nicht ermöglichen wird, die in dem oben mitgeteilten Steuerparagraphen festge- legten Begriffe fest zu umgrenzen. Die Folge ist eine Willkür in steuertechnischer Beziehung, die gar nicht abzusehen sein dürfte. Soweit eS sich um die Steuersätze handelt, so wurde nach langer Debatte beschlossen, bei kinematographischen Vorstellungen bei einem Satze von 30 Pf. 5 Pf. Steuer zu erheben, bei 50 Pf. 10 Pf., bei 76 Pf. 15 Pf., bei 1 M. 25 Pf. und so fort. Ein Antrag, erst von 50 Pf. ab Steuern zu erheben, wurde abgelehnt, ebenso ein solcher, 40 Pf. als niedrigsten steuerbaren Satz festzu- setzen. Bei der Beratung der ftüheren Lustbarkeitssteuervorlage hatte man 40 Pf. als unterste Grenze der Steuerobjekte festgesetzt. Man sieht, wie der Freisinn nnt den Jahren.fortschreitet". Be- merkt werden soll, daß der Magistrat noch weiter gehen wollte, indem er bereits von 10 Pf. an Steuern erheben wollte. Prak- tisch sieht die Sache allerdings fo aus, daß der größte Teil der Kinos schon 30 Pf. Eintrittsgeld erhebt und damit auch die breite Masse der Bevölkerung von der Steuer betroffen werden wird. Das will auch der Magistrat, der da meint, daß nur d i e Steuer etwas einbringt, die die breiten Mafien trifft. DaS wurde im Ausschuß auch ganz offen gesagt. Für die unter 2 aufgeführten Veranstaltungen, wie Variete-, Spezialitätenvorstellungen usw. beginnt die Steuer mit 10 Pf. bei einem Eintrittsgeld von 40 Pf., bei 1 M.-15 Pf., bei 1,50 M. 20 Pf. usw. Wie ersichtlich, werden hier ganz unglaublich hohe Prozentsätze erhoben. Für die Zirkusvorstellungen hat der Ausschuß im Gegensatz zum Magistrat eme besondere Besteuerung beschlofien. Um ermöglichen, daß außer der Galerie auch der zweite Platz, der sogenannte Markplatz ftei bleibt, wurde bestimmt, daß erst von 1,10 M. ab eine Steuer von 10 Pf. erhoben wird, steigend für 1,50.Mark-Plätze auf 15 Pf., für 2-Mark-Plätze 30 Pf. bis 70 Pf. für b-Mark-Plätze. Der Kämmerer wendet sich entschieden gegen dies« Beschlußfassung, weil die fteigelafienen Plätze einen erheblichen Teil der Zirkufie ausmachten und dann zuviel Steuern verloren gingen; zum Glück fand der städtisch« Finanzverweser aber keine Gegenliebe. Wa« die Besteuerung der Tanzbelustigungen betrifft, so beschloß der Ausschuß im Gegensatz zur Magistrats- Vorlage, die bei einem Eintrittsgeld von 1,50 M. eine nach Quadratmetern der Räumlichkeiten festzusetzend« Pauschalsteuer er- heben wollte, folgenden Tanzsteuertarif: a) bei einem Eintrittsgeld von 1,25 und darüber 0,15 M. b)..,, 2,00,. 0.25. v)»»» f 2,50 m 0 0,30 m d) 3,00 0,50 e) 4,005,00 0,75. Bei höherem Eintrittsgeld für jede weitere angefangene Mark 25 Pf. mehr. Mit dieser Bestimmung glaubt der Ausschuß auch die brannten Alpen  - und Gefindebälle treffen zu können. Außer dieser Karteusteuer soll auch eine sogenannte Pauschal st euer erhoben werden, die nach Quadratmetern der benutzten Räumlichkeiten berechnet wird, wenn Eintrittsgeld nicht erhoben wird. Hierüber entspann sich im Ausschuß eine ausge­dehnte Debatte. Es wurde dargelegt, daß diese Pauschalsteuer der eben beschlofien en Kartensteuer direkt widerspreche. Was solle eS für einen Sinn haben, erst bestimmte Grenzen für die Höhe der Besteuerung festzusetzen und dann zu beschließen, alles, was hierunter nicht mehr falle, fei im Pauschalwege zu besteuern. Nach der vorgeschlagenen Fassung würde ja jeder Gastwirt mit un- geheuren Lasten bepackt, der eine Tanzlustbarkeit abhalte. DaS sei unangängig. Nach eingehender Debatte wurde dann be- schlössen, durch einen Satz im§ 4 zum Ausdruck zu bringen, daß bei Veranstaltungen, die nach der Steuerordnung nicht steuer- pflichtig sind, auch keine Pauschalsteuer erhoben wird. Soweit eS sich um Vergnügungen handelt, die im§ 2 auf- geführt find und in Gartenlokale» stattfinden, so beträgt die Steuer bei Räumen bis zu 500 Quadratmetern 5 M.. für je weitere angefangene 500 Quadratmeter 5 M. mehr. Besonders festgelegt wurde, daß die Steuer nur gelte für öffentliche Veranstaltungen, so daß Vereinsveranstaltungen verschont bleiben, obwohl der Begriff der Oeftentlichkeft auch umstritten ist. Unentgeltlich ausgegebene Eintrittsnachweise(Freikarten. Passepartouts) find von der Steuer befreit, wenn sie als solche bezeichnet find. Befreit von der Steuer sollten nach der Magistrat Svorlage sein Veranstaltungen, die ausschließlich den Zwecken der Wissen- schaft oder der bildenden Kunst dienen. Auf Antrag unserer Ge- nossen wurde beschlossen, daß von der Steuer befteit find Veran- staltungen, die Zwecken der Wissenschaft, der Unter. Haltung und der Belehrung dienen; außerdem kine» mat»graphische Veranstaltungen, die von hiesigen Unterrichtsan- stalten oder von Instituten veranstaltet werden, die mit Rücksicht auf ihren gemeinnützigen Zweck aus Mitteln der Stadt Berlin  unterstützt werden. Die beschlossene Steuervorlage enthält noch zahlreiche Unklar- heften und dürste in der Praxis zu recht unliebsamen Weiterungen führen. Die sozialdemokratische Fraktion hat die Steuervorschläge in der entschiedensten Weise bekämpft und wird dies auch wieder tun, wenn die nunmehr beschlossene Steuerordnung in der Stadt- verordnetenversammlung zur endgültigen Verabschiedung gelangen soll. Die Kommunalfteisinnigen wollen alles aufbieten, um die neuen Steuern zur Annahme zu bringen, schon deshalb, weil diese Steuern vom Magistrat bereits in dem neuen Etat als Einnahme eingestellt warben sind. l Partei- Hngelecjenbeltern Erster Wahlkreis. Heute Mittwoch, abends pünktlich ll'/z Uhr: Deffentliche Versammlung imMarinebaus", Brandenburger Ufer 1: Napoleon I.   und das Jahr 1813". Referent Reichstagsabgeordneter Hermann Wendel  . Neukölln. Am Freitag, den 28. Februar und am Dienstag, den 4. März, veranstaltet der Bildungsausschuß in Kliems Festsälen, großer Saal, Hasenheide 14, je eine Operettenvorstellung unter Leitung des Hofopernsängers Herrn Eugen Wolff. Zur Aufführung gelangt an beiden Abenden:Die Fledermaus," Operette in drei Akten von Joh. Strauß  . Anfang 8 Uhr abends. Billetts a 85 Pf. inklusive Garderobe find außer bei den Funttionären und in den Parteispeditionen Reckarstr. 3 und Siegfriedstr. 28, noch bei den Genossen Th. Gemmecker, Kaiier-Friedrich-Stt. 232/33, Fritz Pfeiffer, Hermannstr. 49, Meici, Nächst. Richter, Prinz-Handjery- Straße 3, Karl Richter, Mahlower Str. 7/8, Ecke Weisestraße, zu haben. Friedrichsfelde  . Heute Mittwochabend wichttge Flugblattver- breitung von den bekannten Stellen aus. Ober- Schöneweide  . Freitag, den 28. Februar, von abends 7 Uhr ab: Ftugblatlverbreitung von den bekannten Lokalen aus. berliner IVacbrlcbten. Bolkskouzerte des Philharmonischen Orchesters in Berlin  . Eintrittskarten sind zu haben im Bureau der Gewerkschafts- kommission, Zimmer 13(vormittags 91 und nachmittags 48 Uhr, außer Sonnabendnachmittags) in der Zigarren- Handlung von Horsch, Engelufer 15 in den Bureaus der Wahlvereine des 4. und 6. Kreises, Sttalauer Platz 1 2 und Neue Hochstt. 23. sowie in der Zeitungsspedition von Schmidt, Kirchbachstraße 14. Das Programm für alle drei Konzerte ist erschienen und kann in den genannten Verkaufsstellen beim Kauf von Ein- trittskarten mit in Empfang genommen werden. Bei dem billigen Eintrittspreis von 30 Pf. sollte niemand versäumen, von der künstlerischen Darbietung Gebrauch zu machen. Die Mißhandlungen von Berliner   Ausflügler» durch eine« Förster im Forst bei Stolpe haben jetzt zu einer Meineidsaffäre geführt. Unter dem dringenden Verdacht der Verleitung zum Meineid wurde der in den Diensten des Barons von Veltheim stehende Förster Groß verhaftet und in das Oranienburger Unter- suchungsgefängnis eingeliefert. Es handelt sich dabei um folgende Vorgänge: Im vergangenen Sommer wurden eine Reihe von Ber  - liner Ausflüglern auf einem Spaziergange durch den Stolper Forst von einem Förster in der schwersten Weife mißhandelt. Als mutmaßlicher Täter wurde G. ermittelt und von den Mitzhan- betten sofort wiedererkannt. Trotzdem beschwor ein Zeuge bei der Schöffengerichtsverhandlung gegen G., daß dieser nicht als Täter in Frage kommen könne, weil er zur fraglichen Zeit mit ihm, dem Zeugen, jenseits der Havel   an einer weit vom Tatort abgelegenen Stelle zusammengewesen sei. Auf Grund dieser Be- kundungen mutzte G.. der das Opfer einer Verwechstung gewesen sein wollte, fteigesprocheu werden. Die mißhandelten Berliner  ließen o»e Sache jedoch nicht ruhen und ließen weitere Erwitte  - lungen anstellen. Dabei wurde jetzt festgestellt, daß der von Groß benannte Entlastungszeuge von diesem zu einer falschen Aussage verleitet worden war. Kein anderer als Groß war der Urheber der Mißhandlungen gewesen, G. ahnte Wohl, daß ein Verhängnis ihn erreichen werde. Er gab plötzlich sein« Stellung auf und wollte nach Rußland   fahren. Kurz vor der Abreise wurde er je- doch verhaftet. Auch wurde die Verhaftung des zum Meineid verlefteten Entlastungszeugen angeordnet. Der Prozeß, der da- mal» großes Aufsehen eregte, wird nun von neuem ausgenommen werden. Ei» großes Fragezeiche» muß man hinter folgendes Inserat, das am letzten Sonntag im.Berliner Lokal-Anzeiger" stand, setzen: .Lebensstellung kann evangelische Witwe erhalten für Kontorreinigung, wenn auch ein Kind von 14 bis IS Jahren vorhanden ist. Angebot muß ausführlich sein und ist zu richten I. 7204 Hauptexped. d. Bl." Vermutlich ift die Arbeit so umfangreich, daß das Kind mit­helfen soll; aber nur die Mutter wird bezahlt. Schade, daß nicht gleich die Höhe der Entlohnung angegeben ist. Bielleicht lann man von Leuten, die sich gemeldet haben, näheres erfahren. Die Klammer in der Bauchhöhle. Eine eigenarttge Feststellung wurde gestern bei einer Operatton gemacht, die an dem Bierfahrer Mottkau vorgenommen worden war. Mottkau hatte vor sieben Jahren und zuletzt vor drei Jahren eine Operation durch- zumachen. Seit Jahren klagte»un Moltkau über heftige Magen- schmerzen, und alle Mittel, die er anwandte, versagten. Zuletzt wurde er mit Röntgenstrahlen durchleuchtet, und e« wurde fest- gestellt, daß in der Bauchhöhle sich ein zangenähnlicher Fremd- körper befinde. Gestern wurde an Moltkau in einer Privatklinik in der Derfflingersttatze eme erneute Operation vorgenommen. Dabei kam eine kleine Schere zutage, die bei einer der früheren Opera- tion dem Moltkau versehentlich in den Körper geraten war. Nach einer anderen Mtteilung soll es sich um eine bei der Blütstillung zur Anwendung kommende Arterienllammer handeln, die gestern aus der Bauchhöhle entfernt wurde. Der ärztliche Mitarbeiter der.Vosfischen Zeitung" erklärte die Angelegenheit so:.Es handelte sich das erstemal um eine höchst schwierige Operatton am Magen, das zweitemal um eine durch viele Bauchfellverwachsungen sehr komplizierte Bauchoperation. Bei solcher Operatton wird daS abgeschnittene Blutgefäß sofort mit einer metallenen Klemme gefaßt, um größeren Blutverlust zu ver- meiden. Um den Fortgang der Operatton und damit die Dauer der Narkose nicht zu verzögern, bleiben die Klemmen, von denen oft Dutzende in Anwendung kommen, zunächst liegen. Da muß eine solche sich unbemerkt in die Bauchhöhle gesenkt haben und blieb dann in einer der ttefen Nischen verborgen. Bei welcher der beiden Operationen dies geschehen, dürfte schwer festzustellen sein. Be- merkenswert ist übrigen« für die relative Unschädlichkeit solcher Zu« fälle, daß der Kranke, wenn auch unter Schmerzen, doch immerhin in der Lage war. noch mehrer« Jahre dem gewiß nicht leichten Be- ruf eines BierfahrerS nachzugehen." Dies erklärt, aber entschuldigt natürlich das»ersehen nicht; bei solchen komplizierten Operationen werden sonst besondere BorsichtS- matznahmen genaue Abzählung der zur Verwendung gekom- menen Instrumente usw. angewendet, die damals offenbar unter- lassen worden find. Ein Ehedrame, das mit einem Mord und Selbstmord endete. hat sich in der Nacht zum Dienstag im Südosten der Stadt abge- spielt. In der Reichenberger Str. 144 tötete der 45 Jahre alte, aus Wilsnack   gebürtige Lagerverwalter Robert Coßmann aus Eifersucht seine 43 Jahre alte Ehefrau Minna, geb. Lieste, die aus Güstrow  stammt. Bevor der Mord entdeckt wurde, begab C. sich dann nach seiner Wohnung in der Eisenbahnstr. 28, öffnete hier die Gas- Hähne, legte sich eine Schlinge um den Hals und erschoß sich. Coßmann und seine Frau lernten sich vor Jahren in der Maison de Santa in Schöneberg   kennen, wo er Pfleger und sie Pflegerin war. Im Jahre 1891 heirateten sie und lebten ein- trächtig miteinander. Aus der Ehe ging' ein Sohn hervor, der jetzt 20 Jahre alt und Mechaniker ist. Die Familie wohnt« zu- letzt in der Eisenbahnstr. 26, wo sie im ersten Stock des Vorder­hauses eine aus drei Stuben und Küche bestehende Wohnung innehatten. Sie hatte ein sehr gutes Auskommen. Der Mann war Lagerverwalter bei der A. E. G. in Oberschöneweide   un» der Sohn hatte auch ständige Arbett. Das Familienglück aber wurde getrübt durch die Eifersucht des Mannes und endlich so unleidlich, daß sie sich am Anfang dieses Jahres trennten. Frau Coßmann zog mit ihrem Sohne zu Verwandten in der Löwestraße. Nach vergeblichen Bemühungen der Verwandten, die häusliche Gemein- schaft wieder herzustellen, mietete sie sich die Wohnung in der Reichenberger Straße, die sie am vergangenen Sonnabend bezog. Coßmann, der allein blieb, gab ihr für sich und den Sohn einige Möbel heraus. Viel brauchte sie für die kleine Wohnung, die nur aus einer Stube im ersten Stock des Seitenflügels bestand, nicht. Montag nachmittag kam Coßmann auch selbst, um mir seiner Frau die Sachen zurechtzustellen. Als der Sohn um 6 Uhr von der Arbeit kam und die Eltern bei dieser gemeinsamen Be- schästigung traf, glaubte er zu seiner Freude, daß die Eltern sich gütlich auseinandergesetzt batten, und ging nach einer halben Stunde wieder weg, um sie nicht zu stören. Kurz nach 11 Uhr kam er wieder nach Hause. Weil er keinen Schlüssel besaß, so klopfte er an. erhielt aber keine Antwort. Von seinem wieder- holten Klopfen erwachten die Flurnachbarn, die ihm jetzt öffneten. Zu seinem Erstaunen brannten in der Stube und in der Küche noch die Lampen. Als er jetzt eintrat, bot sich ihm ein schrecklicher Anblick. Seine Mutter lag regungslos mit dem Rücken auf einem Reisekorb und blutete ans Nase und Mund. Der Vater war nicht mehr da. Der junge Mann schlug Lärm und die Nach- barn holten die Polizei, während er selbst sich um die Besinnungs- lose kümmerte. Der Reviervorstcher Polizeihauptmann Mund kam mit einem Arzt, der nur noch feststellen konnte, daß die Fran er- schössen und wt war. Eine Kugel hatte ihr den rechten Arm durchbohrt, eine zweite war ihr in die rechte Brustseite einge- drungen. Di« Schüsse waren aus nächster Nähe gefeuert worden. Niemand im Haus« hatte sie gehört, auch die Flurnachbarn nicht. Die Kriminalpolizei vermutete gleich, daß Coßmann, der ohne Zweifel der Täter, auch sich selbst irgendwo das Leben genommen haben werde. Beamte eilten sogleich noch seiner Wohnung und fanden die Annahme bestätigt. Die Tür war verschlossen und niemand ließ sich hören. Die Beamten drangen deshalb mit Gewalt ein und fanden Coßmann als Leiche auf. Er hatte die Gashähne geöffnet, an einem Haken einen Strick befestigt, sich eine Schlinge um den Hals gelegt und sich dann mit demselben Revolver, mit dem er seine Frau getötet hatte, erschossen. Beide Leichen wurden beschlagnahmt und- nach dem Schauhause gebracht, nachdem die Kriminalpolizei an beiden Stellen den Befund und den Tatbestand festgelegt hatte, Zwei Stunden ohne Hilfe lag am Mdntag früh ein Mann auf der Straße, der, wie wir schon gestern mitteitten, in der Schön- hauser Allee besinnungslos aufgefunden wurde. Wie uns von Augenzeugen berichtet wird, sei der Mann kurz nach 6 Uhr morgen? umgefallen. Ein vorbeikommender Wachtmeister, der auf den bewußtlos Daliegenden aufmerksam gemacht worden sei, habe ge- meint, der Kerl ist ja besoffen, lassen sie den liegen! Als ein Passant nach der Unfallstation in der Gaudystraße um einen Arzt telephoniert habe, sei geantwortet worden, ein Arzt könne nicht kommen. Auch das Anrufen verschiedener Aerzte sei erfolglos ge- Wesen. Schließlich sei eS l/�8 Uhr geworden, als ein Arzt kam und Polizeibeamte den Mann nach der Unfallstation in der Gaudystraße gebracht hätten. Dort sei aber der Mann, der von morgens ö Uhr bis Vj8 Uhr hilflos dagelegen hatte, gestorben. Auf dem Eise eingebrochen. Ein ähnlicher Unfall, wie er sich am Sonntag auf dem Grunewaldsee ereignete, hat sich in Lichten- rade zugetragen. Sonntagnachmittag tummelte sich aus dem Dorf- teich eine große Anzahl von Schlittschuhläufern. In der Mitte des Gewässers befand sich eine brüchige Stelle und als die sechzehn- jährige Tochter des Maurers Eifert darüber hinweglaufen wollte, brach sie ein und verschwand vor den Augen der anderen Schlitt« schuhläufer in der Tiefe. Sofort wurden Rettungsversuche unter- nommen. Mehrere junge Leute sprangen der Verunglückten nach, bemühten sich aber vergeblich, die Gefährdete zu retten. Ein Ghm- nasiast und ein Modellttschler legten sich nun platt aufs Eis, um auf diese Weise an die Eingebrochenen heranzukommen und sie zu retten. Aber auch diese beiden brachen ein und stürzten in die eisigen Fluten. Ein Herr Löier, der sich ebenfalls an den Rettimgs- arbeiten beteiligte, legre sich gleichfalls lang aufs Eis und er konnte auch die E. ergreifen. Mehrere Schüler reichten nun dem L. ihre Hände, bildeten eine Kelle und konnten beide ans Ufer ziehen. Auch die anderen Verunglückten konnten auf die Weise unter größter Gefahr der Retter geborgen werden. Die Gefahr war für die Be- teiligten um so größer, als der Teich viel Schlingpflanzen aufweist und stark morastig ist. Geistesgestört scheint die 36 Jahre alte Näherin und Austvärterin Frau Marie Genz aus der Marienstr. 5 zu sein, die Montagabend um 9'/, Uhr ihrem 12 Jahre alten Sohn Willi und ihrer 6 Jahre alten Tochter den Hals abschneiden wollte. Die Frau, die gestern auf dem Polizeipräsidium eingehend verhött wurde, sagt, daß sie sich selbst das Leben habe nehmen wollen, weil ihr Mann, ein Schmied, der von ihr getrennt lebte, sie früher mißhandelt und jetzt mit den Kindern Not leiden lasie. Um den Kindern den Anblick ihrer Leiche zu ersparen, sei sie plötzlich auf den Gedanken ge- kommen, sie vorher zu töten. Sofort habe sie das Messer, ein Schlächtermesier, das sie eigens gekaust hatte, ergriffen und dem schlafenden Knaben auf die Kehle gesetzt. ES sei aber so stumpf gewesen, daß der Knabe erwachte, bevor der Schnitt lebensgefährlich wurde. Als sie nun Blut fließen sah und den Sohn und die jetzt ebenfalls erwachte Tochter schreien hörte, habe sie von ihrem Bor  - haben Abstand genommen. So gut sie konnte, habe sie jetzt den Knaben verbunden und dann die Nachbarn herbeigerufen. Nach dem Verhör war die Frau ganz erschöpft, Sie fieberte auch stark und macht den Eindruck einer geistig nicht ganz gesunden Frau. Wahr- scheinlich wird sie vom Untersuchungsrichter der Charilö überwiesen werden müsien. Dort liegt bereit« der Knabe, der aber bald wieder hergestellt sein wird.__ Panik bei einem Brande. Aufregende Szenen spielten sich in der Nacht zum Dienstag bei einem Brande im Hause S ch l i e m a n n st r. 6 ab. DaS Feuer war vermutlich durch einen defekten Ofen in einer im ersten Stock befindlichen Schneiderwerkstatt entstanden und hatte einen großen Posten Tuche und Stoffe erfaßt. Als die Mieter des HauseS durch laute Feuerrufe aus dem Schlaf erschreckt wurden, schlugen die Flammen auf der Straße schon bi» zur Dach- höhe empor. Da das Treppenhaus auch bereits stark verqualmt