Pathos den RegiemngZentwurf. Mit besonderem Rachdruck betonteer, daß durch das privilegierte Mandat der Arbeitskam m e r n(die bekanntlich noch gar nicht existieren) die Möglichkeit geschaffensei, daß ein wirklicher Arbeitervertreter in den Landlageinziehe. Die Sozialdemokratie habe bisher nicht Arbeiter,sondern nur Parteiführer geschickt.— Der Agrarierv. Krosigk wünschte die Beibehaltung der indirekten Wahl aufdem Lande. Ferner suchte er noch ein privilegiertes Mandatfür die Landwirtschaftskammer herauszuschlagen.Da die Agrarier mit den sich nationalliberal nennendenFreikonservativen die Mehrheit im Landtage haben, istes nicht ausgeschlossen, daß die direkte Wahl aufdem Lande fällt.— Geradezu begeistert von der Re-gierungsvorlage war der nationalliberale Führer Dr. Leonhardt.Er bezeichnete den Wahlgesetzentwurf als einen Schatz, den man hütenund bewahren müsse!— Nicht sehr glücklich operierte der Freisinns-führer Dr. Cohn, der den Konservativen die Porlage dadurchzu verekeln suchte, daß er eine nationalliberale Mehrheit und einüberaus starkes Anwachsen der freisinnigen und sozialdemokratischenMandate prophezeite. Diese Taktik wird vielmehr dazu beitragen,daß die Vorlage noch verschlechtert wird. Der einzige Vertreter derSozialdemokratie, Genoffe Voigt, lehnte die Vorlage rundweg ab.Der Regierungsentwurf wurde an eine Isgliedrige Kommissionverwiesen._Das franzönrcbe Volk und die dreijährigeDienstzeit.Paris, 9. März.(Eig. Ber.) Wenn man die natio-nalistische und imperialistische Presse liest, möchte man glauben,die ganze Nation in allen ihren Schichten sei Feuer undFlamme für die Verlängerung der Dienstzeit. Da finden»vir„Enqueten", die von der Begeisterung oder doch von heroischerResignation Zeugnis geben, Resolutionen von Kriegervereinenund Turnern und ganz besonders von Gymnasiasten. InWirklichkeit ist's mit der Begeisterung doch nicht so weit her,mag man auch eine gewisse Erregung der durch die Hetzpresseirregeführten Bevölkerung zugeben. Die„objektiven" Enquetendes„Temps" sind schon zum Teil als phantastische Erfindungenund Entstellungen demaskiert. Bei den Bourgeoisspröhlingenin den Mittelschulen hat begreiflicherweise die chauvinistischeMache mehr Erfolg, indes sind die Abstimmungen, die dazum Teil von Professoren und Direktoren der-anstaltet werden, nicht eben unangreifbare Kundgebungen derwirklichen Gesinnung. Richtig ist, daß die Meldungen zum.freiwilligen" Dreijahrdienst in den letzten Tagen sehrzugenommen haben. Das kommt aber einfach daher,daß ein großer Teil der Stellungspflichtigen nach den Dar-stellungen der Patriotenprcsse, die das dritte Dienstjahrals unabwendbar und vom Parlament schon so gut wie be-schlössen bezeichnet, es für praktischer hält, sich freiwillig zuengagieren und sich so wenigstens die materiellen Vor-teile zu sichern, die das Engagement mit sich bringt. Der„Matin" selbst schreibt heute:„Viele junge Leute beeilen sich,so lange es noch Zeit ist, die Vorteile des Gesetzes von 1995und den doppelten Sold zu erlangen, den er für dasletzte Dienstjahr gewährt." Nun, für patriotischen Enthusiasmusist da etwas zu viel Buchhaltung.Auf der anderen Seite kann man schon von sehr ansehn-lichen Kundgebungen gegen die Reform berichten. Gesternabend wurden die gegen sie gerichteten Erklärungen der Rednerin einer Wählerversammlung des GemeinderatskandidatenM i ch a u d in Grenelle stürmisch applaudiert. Geradezu gewaltig aber war die Manifestation im 12. Arrondissement, woDeputierter Genosse Colly vor 4<XX) Personen seinen Rechen-schaftsbericht erstattete. Eine Resolution gegen die Vorlagewurde mit Akklamation angenonimen.Aus Lille meldet die„Humanits" heute Kundgebungender Stellungspflichtigen in HellemmeS im Ostkanton dieserStadt. Am letzten Mittwoch zog dort, nach Schluß derAssentierung, die große Mehrzahl der Konskribierten, mit einerMusikkapelle vor die Präfektur und st i m m t e die„I n t e r-nationale" an. Das angesammelte Publikum aber be-grüßte die Demonstranten mit sympathischen Zurufen.,»chDie Gewerkschaften gegen den Militarismus.Paris, 9. März.(Eig. Ber.)Die von uns schon telegraphisch angekündigte Kundgebungdes Gewerkschaftsverbandes des Seine-Tepartenrents findetSonntag, den 16. d., auf dem Gelände von Prs-Saint-Gervais statt, wo im Dezember die denkwürdige inter-nationale Manifestation der geeinigten Partei, bei der GenosseS ch e i d e m a n n für die deutsche Sozialdemokratie sprach,stattgefunden hat. Der in der Arbeiterpresse veröffentlichteAusruf fordert alle Elemente der arbeitenden Bevölkerung zurTeilnahme aus.chJauris in Nizza.Paris, 9. März.(Eig. Ber.) Die reaktionäre Preffefaselt heute von einer Niederlage, die Jaurös gestern in dervon der sozialistischen Parteiabteilung in Nizza veranstaltetenProtestversammlung gegen die militaristische Hetze und diedreijährige Dienstzeit erlitten haben'soll. Richtig ist nur, daßetliche Dutzend junger Royalisten und Nationalisten, die sichmit Pfeifen bewaffnet, im Saal verteilt hatten, unserenGenossen durch ihr wüstes Konzert und den Zins„NachBerlin I" am Sprechen verhinderten. Aber die ungeheuereMehrheit der Teilnehmer— eS waren an 19(XX) Menschenzusammengeströmt— brachte Jaurss stürmische, anhaltendeOvationen dar und hrach in Hochrufe auf die Internationaleaus, als Jaures, den Lärm durchdringend, einige, die Gegnerkennzeichnende Worte an die Versammlung zu richten der-mochte. Die Depesche der offiziösen„Agence Havas" sprichtselbst von„Manifestationen verschiedener Tendenz" im Saalund von nachfolgenden Kundgebungen in der Stadt, bei denenjunge Leute patriotische Lieder gesungen und eine Fahne ge-tragen haben. Aber sie verschweigt, daß Jaurss auf derStraße von einer gewaltigen Menge mit Hochrufen begleitetwurde. Daß in der Hochsaison von Nizza, die einen großenTeil der jeunesse doree von Paris an der Riviera versammelt,eine„patriotische" Manifestation der geschilderten Art, dieübrigens durch Plakate und Aufforderungen der lokalen Pressevorbereitet wurde, möglich war. kann nicht gerade wunder-nehmen. Sie zu einem Triumph der militaristischen Reaktionumzulügen, gehört die ganze Schamlosigkest deS„Temps" undseiner würdigen Fälscherkollegen.*«*Ei» charakteristisches Wahlergebnis.Paris, 19. März.(Pr�ivattelegramm des„Vor-w ärtL".) Der gestrige Stichwahlsieg bei der Gemeindcwahlin Grenelle bezeugt die UnPopularität der dreijährigenDienstzeit. Genosse Michaud erhielt 4132, der Reaktionär3396 Stimmen. 709 Radikale stimmten für den sozialistischenKandidaten. 999 fltr den reaktionären. Abends durchzogenManifestanten unter dem Rufe„Nieder mit dem Krieg" denBezirk. Die reaktionäre Presse schweigt.Oesterreich.Schwarz-gclbes Schuleleud.Nach einer Zusammenstellung des Abgeordneten GenoffenWinarsky Hatten 1910 in Oesterreich 63,4 Proz. aller Volks-schulen nur eine oder zwei Klassen und 177 658 schulpflichtigeKinder besuchten keine Schule, weil für sie keine vorhandenwar! 153 758 dieser Kinder sind in dem SchlachzizenparadiesG a l i z i e n. Dort haben 83,19 Proz. der Volksschulen nur einebis zwei Klassen, aber selbst in Niederösterreich beträgt dieserProzentsatz� 40,9 Proz.Der Staat aber hat keine Zeit, sich darum zu kümmern.Wenn nur genug Kanonen da sind.Belgien.Rüstungsfieber überall.Nach telegraphischen Meldungen aus Brüffel hat Sonn-abendnacht unter dem Vorsitz des Königs ein Ministerratstattgefunden, der sich nicht bloß mit der Jnlandskrise, sondernauch mit Belgiens Stellung in der Weltlage beschäftigte.Nach der„Jnpendance Belge" kündigt der belgische General-stab eine Verstärkung der Streitkräfte an der deutschenGrenze um ein ganzes Armeekorps an.Spanien.Wahluuruheu.Madrid, 10. März. Gestern fanden die Wahlen der Arrondiffe-mcntsräte statt, die in Madrid ohne Zwischenfälle verliefen. EinigePersonen wurden verhaftet, da sie unberechtigterweise zu wählenversuchten. An den Wahlen beteiligten sich zahlreiche Mönche.—Aus Bilbao wird gemeldet, daß es in verschiedenen Städten derbaskischen Provinzen bei den Wahlen zu Zusammenstößen kam, beidenen mehrere Personen, darunter der Friedensrichter von Sestao,verwundet wurden. Die Polizei beschlagnahmte mehrere Revolverund nahm eine Anzahl Verhaftungen vor.In San Pedro Daldave kam es zu einem Zusammenstoßzwischen Republikanern und Monarchisten. Dabei wurde einePerson getötet und zwei verletzt. Die Gendarmerie gab Feuer, umdie Streitenden zu zerstreuen.Nach den jetzt bekannt gewordenen Ergebnissen find in derProvinz LS Liberale, SS Konservative, 8 Republikaner und 20 Katho.liken gewählt worden. Ministerpräsident Graf RomanoneS hat sichzum König begeben, um ihm von dem Triumph der MonarchistenBericht zu erstatten.England.Tie Thronrede über die innere Politik.London, 10. März. Die Thronrede, mit der daS Parlamenteröffnet wurde, äußerte sich über die schwebenden Fragen derinneren Politik folgendermaßen: Der König kündigt an, daß dieVorlagen, über welche in der letzten Session zwischen beidenHäusern keine Einigung erzielt wurde, nochmals eingebracht werdensollen. Schließlich sagt der König, daß in Anbetracht der anstren.genden Arbeit des letzten Jahre? die weitere gesetzgeberische Tätig-keit eingeschränkt werden soll, und kündigt folgende Vorlagen an:eine Bill betreffend den Landerwerb in Irland; serner Bills, welchedie Beschäftigung von Kindern in der Industrie weiter einschränken,die Pluralstimmen ausheben und ein nationales Unterrichtssystemschaffen sollen.Rußland.Die gelbe Gefahr.Die südrussischen Großgrundbesitzer, die zu den gebotenen Hunger-löhnen nicht mehr genug Arbeiter finden, haben mit der Einsuhr vonChinesen begonnen, die unter den traurigsten Bedingungen undohne jede Sorge gegen Iliifall oder für den Krankheitsfall belchäftigtwerden. Das sind dieselben Leute, die die.nationale" Agitationgegen die.gelbe Gefahr" unterstützt haben. Bei dieser handelle eSsich freilich nicht um die Einfuhr tierisch verkümmerter Lohndrücker,sondern um die Einwanderung freier Chinesen in die ostasiatischenBesitzungen, die denn auch von der Regierung eingeschränktworden ist.Mexiko.Fortdauer des Bürgerkrieges.New Aork, g. März. Aus Mexiko wird von Aufftänden auSverschiedenen Teilen des Landes berichtet. Die Rebellen rüsten sichzu einem Angriff auf Agua Prieta. Das amerikanische Kriegs-departement bereitet die eilige Entsendung von weiteren 8000 Mannan die Grenze vor, um mögliche Zusammenstöße mit den amerika-irischen Truppen zu verhindern. Nach einer Depesche aus LaredoS�TexaS) haben gestern 1200 Mann Regierungstruppen unterGeneral Blanquet den ganzen Tag mit den Rebellen um den Be»sitz von Saltillo-Coahuila gekämpft. Schließlich gaben die Rebellendie Stadt preis und flüchteten ins Gebirge.Hus der Partei.Konferenz ber BezirksbildungSauSschüsse.Sonnabend, den 8.. und Sonntag, den S. März, fand in Berlindie erste vom Zentralbildungsausschuß einberufene Konferenzder Bezirtsbildungsausschüsse Teutschlands statt.Anwesend waren 4g Delegierte von 2S BezirksbilduimSauSschüssen,ö Mitglieder des Zentralbildungsausschusses, ein Vertreter beiParteivorstandes und 4 Wanderredner.Zum ersten Punkt der Tagesordnung, die Organisationder Bildungsarbeit, gab Genosse Heinrich Schulz, derGeschäftsführer des Zentralbildungsausschusses, einen Ueberblicküber die Entwickelung der Bildungsarbeit seit dem MannheimerParteitag. Der Zentralbildungsausschuß habe von Anfang an be-tont, daß er nicht schablonisieren wolle; das beste müsse der Jnitia-tive der einzelnen Orte u>ü> der einzelnen Parteigenossen cnt-springen. Währe, ch eS 1006 nur wenige OrtSbildungSauSschüssegegeben habe, hätten sie sich bis heute auf etwa 400 vermehrt; derKultuSctat der deutschen Arbeiterklasse betrage im verflossenenJahre trotz der Wahl 647 139 M., so daß eine Million bald erreichtsein werde. Im Dienste der Bilduiigsorganisatwn als Mitgliederder Bildungsausschüsse ständen über 2000 Genossen. ZahlreicheLehrkräfte wären ebenfalls vorhanden; etwa 10 Genossen würdenals Wanderredncc vom Zentralbildungsausschuß durch ganzDeutschland entsandt, und eine große Zahl geigneter Kräfte dereinzelnen Orte, Redakteure, Sekretäre u. a. nähmen sich derBildunysarbeit am Wenn früher künstlerische Kräfte nur mit Mühezu gewinnen gewesen seien, so sei heute ein Ueberangebot an Kräf-ten vorhanden, doch müsse sehr vorsichtig geprüft werden.Die Grundlage für die Organisation der Bildungsarbeit seider örtliche Bildungsausschuß, der paritätisch aus Partei- und Gewerkschaftsmitgliedern zusammenzusetzen sei. Es sei eine wcsent-lichc Hilfe gewesen, daß 1011 der Gewerkschaftskongreß dieser pari-tätischen Zusammensetzung zugestimmt habe. Der örtliche Bildung»-ausschuß habe zunächst cm Programm mit Kostenanschlag aufzu-stellen und eS nach Genehmigung der beiden Instanzen selbständigdurchzuführen. Zur Erleichterung der Bildungstätigkeit bcnach»barier Orte habe sich der KreiSbildungZausschutz hcrauSgebildek.Die praktische Arbeit habe aber auch über den Kreis hinausgewiesenzum Bezirksbildungsauschutz, der als Bindeglied zwischen demZentralbildungsausschuß und den einzelnen Orten die wichtigsteArbeit zu leisten habe. Es sei zweckmäßig, die Bezirke nicht mitFinanzfragcn zu belasten; sie könnten dann besser ihre vermittelndeTätigkeit ausüben. Die Teilnehmer an den Veranstaltungen muß-ten aus pädagogischen Gründen durch geringe Ausgaben zu denKosten beisteuern. Die Organisation der Bildungsarbeit sei lang«sam aus der Praxis heraus erwachsen, sie sei nichts künstlich Aus-gepfropftes, sondern ein wesentlicher, integrierender Bestandteil derPartei- und Gewerkschaftsbewegung. Der ZentralbildungSaus-schuß sei mit seiner Tätigkeit dem deutschen Parteitag verantwort-lieh. Bei künstlerischen Veranstaltungen seien in erster Limeheimische Kräste heranzuziehen, die der öffentlichen Kritik unter»stehen. Ucberall seien Zcntralbibliothekcn zu erstreben. � TieBibliotheksfrage werde auf einer der nächsten Konferenzen erörtertwerden müssen. Ein Wegweiser für Bibliotheken werde vorbereitet.Für die praktischen Bedürfnisse der gesamten Bildungsarbeitwürden von Fall zu Fall Mitteilungsblätter durch die Zentraleherausgegeben werden.An das Referat schloß sich eine lebhafte Debatte an, die eineFülle von Anregungen zutage förderte und zugleich von dervollen Einmütigkeit der erschienenen Bezirke Deutschlands über dieernste Bedeutung der Bildungsarbeit Zeugnis ablegte. Von jünerReihe von Rednern wurde die Finanzfrage der Bezirke erörtertund in der Mehrzahl zur Vermeidung von Schwierigkeiten dieNichtfinanzierung befürwortet, ohne daß ein Zwang dazu für alleBezirke anerkannt wurde. Zur ersten Einführung kleiner Orte indie Bildungstätigkeit wurde die Veranstaltung von elmentar ge-haltencn Einzelvorträgcn wissenschaftlichen Charakters gewünscht.Ein Verzeichnis empfehlenswerter Künstler, das vielfach gewünschtwurde, will der Zentralausschuß in Aussicht nehmen. Warm wurdedie schon in Vorbereitung befindliche Lichtbilderzentrale befürwortet.In der Regel soll ein belehrender, von dem Redner selbständig aus-gearbeiteter Vortrag dem Vorzeigen der Bilder vorangehen. DieBilderserien werden von der Zentrale zum Selbstkostenpreis aus-gegeben werden. Von vielen Seiten wurde die Schaffung einesBitdungsorgans gewünscht. Man erklärte sich aber vorläufig miteinem Mitteilungsblatt, das vorwiegend der Technik der Bildungs-arbeit dienen soll, einverstanden. Es wurde ferner die Wichtigkeitder Heranziehung der Arbeitersänger zu Veranstaltuinzen betontund ein Hinwirken auf eine Verschmelzung der kleinen Vereine zugroßen Chören und auf den Anschluß aller Bereine an den Arbeiter-sängerbund empfohlen. Elternausschüsse zur Bildungsarbeit auchunter der schulpflichtigen Jugend, größere Wanderfahrten undSpielleiterkurse wurde befürwortet. Ueber die LustbarkeitSsteuersoll Material gesammelt werden. Begrüßt wurden Anregungenzur Veranstaltung von Museumsführungen und besondere Führun-gen und Vormittagsvorträge für Arbeitslose. Am Schluß derDebatte hob der Vertreter des Parteivorstandes, Genosse Scheide-m a n-n, das segensreiche Wirken der Bildungsarbeit, die Partei»arbeit im besten Sinne des Wortes sei, hervor; er wies auf daSvolle Einvernehmen zwischen Zentralbildungsausschuß und Partei-vorstand hin, und stellte auch für die Zukunft die Bereitwilligkeitdes Parteivorstandes, die wertvolle Bildungsarbeit zu unterstützen,in Aussicht.Bei Punkt 2, die wissenschaftlichen Wanderkurse, wies GenosseSchulz auf die organisatorische Entwickelung der Kurse hin, undgab verschiedene Neuerungen bekannt. So soll in Zukunft ein füralle Orte gleicher Pauschalpreis einzelner Kurse festgesetzt werden. �Die Wichtigkeit der statistischen Feststellungen durch die Personal»karten und Fragebogen wurde mehrfach betont. Im weiteren wurdevon den Delegierten zum Ausdruck gebracht, daß die Besucherzahlnicht so hoch sein dürfe, daß es wichtig sei, einen Eintrittspreisfür die Kurse zu fordern, daß für pünktlichen Ansang gesorgt wer-den müsse, daß ein Kursusabend mit Einschluß einer Pause nichtüber zwei Stunden auszudehnen sei, daß Bier- und Tabaksgenußwährend der Vorträge grundsätzlich nicht zuzulassen sei. Mit Rück»sich auf die gegenwärtigen Gedenkfeiern wurden historische Kurse,namentlich über die Zeit vor hundert Jahren, gewünscht. Fernerwurden naturwissenschaftliche Experimentalvorträge empfohlen.Die Beratung bei dritten Punktes, die Jugendschriften-AnS-stellungen, gab Anregungen zur Veranstaltung von Wanderaus»stellungen durch die Bezirke unter Mitwirkung der Parteibuchhänd«jungen.Mit einem anfeuernden Schlußworts beendet« der stell,vertretende Leiter der Konferenz, Genosse S e b a l d- Dresden, dieergebnisreichen Verhandlungen.Schiedsgericht.Am Sonnabend tagte in Göppingen unter dem Vorsitz desGenossen Müller- Berlin auf Antrag des SozialdemokratischenVereins Göppingen ein Schiedsgericht gegen den GemeinderatJulius Brückner in Göppingen. Brückner hatte im Maivorigen Jahres, nachdem Genosse Kinkel an Stelle des bisherigenAbgeordneten Lindemann von der Bezirkskonferenz für den Land»tagswahlkreis Göppingen zum Kandidaten proklamiert worden war,an den Plakatsäulen erst durch einen sachlichen Anschlag eine Ijr-abstimmung gefordert und, nachdem sich der Kreisvorstand und eineGöppinger Ortsvereinsversammlung hiergegen gewandt hatten,durch einen zweiten Anschlag die schärfsten Angriffe gegen dieMehrheit der Göppinger Genossen und den neuen Kandidaten ge-richtet. Den ersten Anschlag ließ Brückner plakatieren, nachdemdie Expedition der„Freien Volkszeitung" den Text als Inseratnicht aufgenommen hatte. Brückner glaubte sich zu solchem Vor-gehen berechtigt, weil seiner Auffassung nach der Beschluß der Be-zirkskonferenz nicht ordnungsgemäß zustande gekommen sei. DaSSchiedsgericht war einstimmig der Meinung, daß Brückner trotzdemkeine Anschläge an den Plakatsäulen machen durfte, sondern daßer sich an den Landcsvorstand wenden und auf dessen schnelles Ein»greifen dringen mußte. Das Schiedsgericht glaubte dem GenossenBrückner, daß sein Vorgehen gegen Kinkel nicht von unlauterenMotiven bestimmt war, und«daß er Kinkel für einen sachlich un,geeigneten Kandidaten hielt. DaS Schiedsgericht wies es ab, einUrteil darüber zu fällen, ob das. was von den bürgerlichen� Ge-richten und der Verwaltungsbehörde in Sachen der GöppingerOrtskrankenkasse gegen Kinkel festgestellt wurde, richtig ist odernicht. ES nahm an, daß Brückner an die Richtigkeit der vongegnerischer Seite gegen Kinkel aufgestellten Behauptungen bereitsgeglaubt habe, ehe darüber behördliche Feststellungen gemachtwurden. Das Schiedsgericht stellte fest, daß Brückner durch diebeiden Anschläge an die Göppinger Plakatsäulen sich eines beharr-lichen Zuwiderhandelns gegen die Beschlüsse der Parteiorganisationschuldig gemacht habe. Wer an den öffentlichen Anschlagsäuleupolemische Erklärungen gegen die Partei, der er angehört, losläßt,liefert den Gegnern der Partei Waffen, und schädigt dadurch daSInteresse der Partei. Da Brückner durch die Angriffe in �einemzweiten Plakat die Grenze des innerhalb der Partei Zulässigenüberschritten hat, erkannte das Schiedsgericht mit vier ge�en dreiStimmen auf Ausschluß des Genossen Bruckneraus der Partei.Tod eines Mitbegründers der belgischen Arbeiterpartei.Aus Brüssel wird uuS vom 0. März gemeldet: Heute nach-mittag fand im Brüsseler Vorort Jxelles das Leichenbegängnis einesalten ergebenen Parteimitgliedes und Mitbegründers der belgische»Arbeiterpartei statt. Guillaume Brasseur, Mechaniker vonBeruf, gehörte schon dem alten Verband der Internationale anund war mit Hector Denis, Cesar de Pacpc, Brismce u. a. mit ander Wiege der belgischen Arbeiterbewegung. Brasseur war auchmit besonderem Eifer für seine Berufsorganisation tätig und ge-hörte bis zum Jahre 1007 dem Gemeinderat von Jxelles an, wo exaus Altersgründen zurücktrat. Der Parteiveteran ist 75 Jahre altgeworden. Er war es übrigens, der seinerzeit im Wahlverein vonJxelles Vandervelde als Parteimitglied einführte. DieArbeiterschaft Belgien» bewahrt dem verstorbenen Kampfer dank-bare Anerkennung.