schlag weiter aufklären könnte, und trug weder zur Belastung noch zur Entlastung der Beschuldigten bei. Diese wurden nach der Be- sichtigung in die Untersuchungshaft zurückgebracht, zumal da sie sich auch wegen anderer Straftaten, Jagdvergehen usw. zu verantworten haben. Zu dem Raubanfall auf dem Dcwpclhofcr Felde teilten wir mit, daß eine frühere Kontoristin unter dem Verdachte, den Kaufmann Sponholtz nach dem Tempelhofer Felde hinauSgelockt zu haben, ver« haftet wurde. Dieses Mädchen wurde gestern vormittag dem lieber- fallenen und Beraubten gegenübergestellt. Sponholtz ist soweit wieder gebessert, daß er zu diesem Zwecke das Polizeipräsidium auf- suchen konnte. Er glaubt, daß die Verhaftete seine Bekanntschaft aus der verhängnisvollen Nacht sei, kann es aber nicht mit aller Bestimmtheit behaupten, weil er angetrunken gewesen sei. Die Festgenommene erscheint aber trotz dieser unbestimmten Wieder- erkennung doch so schwer belastet, daß sie in Haft behalten wird. Ihr.Freund", der wahrscheinlich der Räuber ist, konnte noch nicht ermittelt werden. Die roten Kranzschleifen haben eS der Polizei angetan. In einem Blumengeschäft in der Knieprodestraße 113 war am Sonn- abend ein Kranz mit roter Schleife ausgestellt, der vom Werkstatt- personal der städtischen Straßenbahner für die Märzgefallenen ge- stiftet war. In dem Laden erschien ein Kriminalbeamter und ver- langte die Entfernung der Schleife unter Androhung eines Straf- Mandats. Um sich weiteren Ungelegenheiten zu entziehen, leistete der Ladenbesitzer der Aufforderung Folge. Was doch die rot« Farbe bewirkt I Und dabei verioendet die Polizei bei ihren öffentlichen Anschlägen gleichfalls rote Plakate. Renntierjagd an der Millionrnbrücke. Eine ebenso seltsame wie aufregende Jagd gab es in der letzten Nacht im Norden Berlins . In der neuen Revue des Walhalla-Theaters.Parole: Walhalla " .treten" bekanntlich im ersten Akt zwei Renntiere auf, die bis jetzt ihre stumme Rolle stets zur vollsten Zufriedenheit durchführten. Gestern abend zeigten die Tiere jedoch, nachdem sie die Bühne ver- lassen hatten, ein unruhiges, aufgeregtes Wesen, so daß der Wärter nachtS noch einmal nach den Tieren sellen wollte. Aus diesem Grunde verschloß er auch den im Hofe des Theaters errichteten Stall nicht, sondern sicherte die Tür nur mit einem Holzpflock. Gegen 3 Uhr morgens fand der Pfleger zu seiner höchsten Ueberraschung die Tür geöffnet und den Stall leer. Der Wärter benachrichtigte nun den Wächter und beide machten sich aus die«suche nach den Flüchtlingen. Durch wiederholtes Fragen gelang eö ihnen schließlich festzustellen, daß die Renntiere, von zahlreichen Passanten verfolgt, den WcinbergSweg entlang über den ZionSkirchplatz durch die Swinemünder«straße entflohen seien. In der Nähe der Millionenbrücke fand man die beiden Ausreißer, um die sich hunderte später Nachtschwärmer ge- sammelt hatten, friedlich in der Nähe eines Sportplatzes stehen. Die gutartigen Tiere, von denen niemand wußte, wo sie hingehörten, traten dann unter sicherer Führung den Heimweg an. Mehrere.Grünthaler", das sind fehlerhafte Hundertmarkscheine. wie sie der bekannte Reichsdruckereifaktor Grünthal seinerzeit ent- wendet und verausgabt hat, sind jetzt wieder aufgetaucht. In Rathenow und Umgebung sind in den letzten Tagen eine Anzahl derartiger Scheine an öffentlichen Kassen angehalten worden. Bei diejen Hundertmarkscheinen fehlt rechts auf der Vorderfeite der zweite rote Stempel, und auf der Rückseite fehlen oben und unten die roten Zahlenaufdrucke. Die sogenannten.Grünthaler" werden anstandslos von der Reichsbank gegen echte Hundertmarkscheine umgetauscht. Am Sonnabend, de« 2!S. März, fällt die juristische Sprechstunde aus. Vorort-JNachmbtem Lichtenberg . Tie Wohlfahrtspflege hat im Etat der Stadt für das nächste Jahr die Rolle, des Stiefkindes zugewiesen bekommen. Tie ordent- hche Verwaltung schließt gegen daS Vorjahr mit einem Mehr von ~04 175 M. ab. Bei dem Kapitel„Wohlfahrtspflege" ergibt sich eine Steigerung deS Zuschusses von ganzen 333 Ii. Zur Verteilung an Arme zum Weihnachtsfest sind 346,53 M. eingestellt worden, zur Unterstützung verschämter Armer 526�53 M. In großartmer Weise gedenkt man das Klcinwohnungöwescn zu fördern: für diesen Zweck sollen auf einmal 333 M. zur Verfügung gestellt werden. Anscheinend spielen auch wieder Eifersüchteleien unter den Wohlsahrtsdamen in den Etat hinein. Die Stadt besorgt die sehr unzulängliche Speisung„bedürftiger Schulkinder" nicht in eigener Regie, sondern durch rivalisierende Frane.nvereine. Dies- mal hat man dem„Verein Frauenhilfe" 1333 M. abgeknapst und dem Verein..Lichtenberger Frauenhilfe" 1333 M. mehr zugewiesen. Zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit werden gegen das Vor- jähr 733 M- mehr gefordert, insgesamt 2133 M. Davon entfallen 433 M. auf Aerztebonorare. Daß mit solchen Summen etwas Er- sprietzliches geleistet werden kann, ist ausgeschlossen. Eine sehr mangelhafte Ausstattung weist der Armenetat ans. Trotz der starken Bevölkerungszunahme ragt der vorgesehene Zuschuß nur um 7625 M. über den vorjährigen hinaus. Dabei erfordern die Er- stattungen an fremde Armenverbändc allein 15 333 M. mehr. Mit anderen Worten: für die OrtSarmen wird weniger aufgewendet! Tatsächlich sind für Geldunterstützungen 4533 W. weniger angesetzt worden. An Naturalleistungen sollen 2533 M. mehr eingestellt werden. Bei den Naturalleistungen haben sich auch schon Mißstände ergeben; in dieser Beziehung scheint eine Reform dringend ge- boten. Insgesamt ergibt sich bei den Armenpslegekosten gegen das Vorjahr eine Ersparnis in Höhe von 1553 M. Für die geschlossene Armenpflege sollen 1l 475 M. mehr aufgewendet werben. Von dieser Summe entfallen allein 7333 M., insgesamt 52 333 M., auf die Position: Aufwendungen für Geisteskranke, Taubstumme, Blinde, Fallsüchtige und Sieche. Zweifellos ist einer der Faktoren, die den Armenetat belasten, der Alkohol. Man sollte annehmen, für die Bekämpfung des Alkoholmißbrauches habe der Magistrat endlich eine, wenn auch nur bescheidene Summe eingesetzt. Das ist aber nicht geschehen. Wenn man vorbeugende Maßnahmen trifft gegen verschiedene Seuchen, dann sollte dabei der Alkoholmißbrauck in erster Linie Berücksichtigung finden. Die Etats der Armenpflege bedürfen zweifellos einer erheblichen Verbesserung. Weisteusee. Aus der Gemeindevertretung. In den Verwaltungsrat des Augustc-Vittoria-Krankenhauses wurde als dritter Beisitzer der Gemeinde Dr. Klamroth und als Stellvertreter der SyndituS Änothc gewählt. Tie Restaurationsräumlichkeiten der Gemeinde- turnhalle wurden auf weitere drei Jahre au die Brauerei Patzen- hofer für den jährlichen Preis von 6533 M. verpachtet. In den Pachtvertrag wurde noch aufgenommen, daß die Benutzung des kleinen Turnsaals soweit als möglich gestattet wird. Ohne Debatte wurden die Kanalisationsgebühren für das Rechnungsjahr 1913 auf 2,2 Proz. festgesetzt. Das Ai�uste-Viktoria-Krankenhaus bc- absichtigt in Walchen see in Qberbaycrn eine Schwesternlehranstalt zu erricksten; eS wurde beantragt, daß die Gemeinde für den hiesigen Enweiternngsbau jetzt schon eine fällige Bauratc von .33333 M. zinsfrei überweist. Dieses Geld soll für den Bau in Walchensee Verwendung finden. Nach dem Vertrage braucht die Gemeinde das Krankenhaus erst in 13, spätestens aber in 15 Jahren zu übernehmen, so daß durch die Hergabe des Geldes ein Zinsvcrlust von 15 333 bis 23 333 M. entsteht. Ngch kurzer Debatte wurde diese Vorlage mit 13 gegen 12 Stimmen angenommen. Die Festsetzung eine« neuen Tarifs für daS Elektrizitätswerk sowie die Zustim- mung zu einen? Nachtrage zur Grundsteuerordnung war der Hauptpunkt der Tagung. Tic Verbilligung des SlcktrizitätStariscS verursacht einen Einnabmeaussall von 58 333 M., der durch Erhöhung der Grundwcrtsteuer wieder eingebracht werden sollte. Herr Fechner, als Vertreter der Grundbesitzer, war erstaunt, daß Verantwortlicher Redakteur: Alsretz Wirlepp, Neukölln. Für bei man einer kleinen Gruppe von Industriellen so entgegenkomme auf Kosten der Grundbesitzer, die unter ihrer Last zusammen- brechen. ES sei nur ein Schreckschuß der Industriellen, im anderen Falle abzuwandern, die große Industrie bringe dem Ort nur soziale Lasten, die iviederuul auf die Schultern der Grundbesitzer abgewälzt würden. Mit diesen Ansichten vereinigten sich noch die Herren Schwartz und Teichert. Anders dachte ihr FrakiionSvorsitzender Herr Könitz, der seine Kollegen zu überzeugen suchte, daß der eventuell geplante Zuschlag zur Einkommensteuer um ca. 23 Proz. verhängnisvoller für den Grundbesitzer werden würde. Er rate daher zur Einsicht, verlange aber, daß ein späterer lleberschuß aus dem Elektrizitätswerk dem HauS- und Grundbesitzer wieder zugute kommen solle. Hiergegen wandten sich natürlich unsere Genossen, die bei der Abstimmung jedoch allein standen. Nachdem die Haus- besitzer die Erklärung abgegeben, die Erhöhung der Grundwert- steuer zugunsten der Verbilligung der Elektrizität auf sich nehmen zu wollen, wurde der Antrag gegen die drei Stimmen der Erst- genannten angenommen. Ter Einheitspreis für Strom wurde von 13 Pf. aus 13 Pf. ermäßigt, wenn der Verbrauch bis 36 333 Kilowatt beträgt, bei einem Verbrauch bis 133 333 Kilowattstunden tritt eine weitere Ermäßigung auf 3 Pf. und über 133 333 auf 8 Pf. ein. Außerdem treten noch Rabatte ein für größere Bc- nutzungsstunden, so daß der billigste Strom pro Kilowattstunde 5 Pf. beträgt. Die Kassierung der verlängerten Elsaßstraße nach der Gürtelstraße gab ebenfalls Anlaß zu längeren Ausführungen. Die AutoomnibuSgesellschaft hat in dortiger Gegend ein Gelände erworben zur Unterbringung von 233 Autoomnibussen. Um nun in ihrem Vorhaben nicht gestört zu werden, soll die geplante Wetterführung der Elsaßstraße verhindert uno der spätere Ver- kehr um einen zu errichtenden Platz an der Gürtclstraße geführt werden. Unsere Genossen hielten das Entgegenkommen für die zukünftige Ausgestaltung der Gegend für falsch, doch die Mehrheit folgte dieser Ansicht nicht. Die Gesellschaft kann daher für Regu- lierung der Straße verschiedene tausend Mark in der Tasche be- halten. Kriedrichsfelde. Die Gasanstaltsfrage dürste jetzt endgültig zugunsten der Ge- meinderegie erledigt sein. Der KreisauSscbuß hat nach mehrmaliger Lokalbesichtigung und nach eingehender Erörterung aller Protest- gründe die Konzession erteilt und die Einsprüche der Herren SanitätSrat Dr. Seticgast, Prof. Dr. Trampe und Kaufmann Heine- mann auS Karlshorst zurückgewiesen. Den Einsprucherhebenden steht zwar noch die Anrufung deS Handelsministers offen: der Er- folg_ kann nach den eingehenden Feststellungen deS KreiSauSschuffeS indessen nur derselbe sein wie in der Borinstanz. Die Besiegten wollen jedoch(weil aussichtslos) der Gemeinde weitere Schwierig- ketten nicht bereiten, wenn die Gemeinde ihnen die entstandenen Kosten ihrer verlorenen Klage— 333 M.— erstattet. Diese etwas starke Zumutung führte in der geheimen Sitzung der Gemeinde- Vertretung zu einer ziemlich deutlichen Aussprache. Selbst die Bürgermeisterpartei wagte diese Sache nicht mehr zu verteidigen. Um aber das Projekt nicht noch weiter verschleppen zu lassen, mußte wohl oder übel diesem Ansinnen entsprochen werden. An den Ge- meindevorstand wurde die Frage gerichtet, ob er von dem Vorgehen der Einsprucherheber unterrichtet war. und ob er versucht babe, dies zu verhindern: bemerkenswerterweise hüllte sich der Gemeinde- vorstand in eisiges Schweigen. Eine andere Hoffnung der Gas- anstaltsgegner. daß es zurzeit nicht gelingen werde. Geld für eine Anleihe aufzutreiben, ist auch ins Wasser gefallen. Dem Gaswerks- auSschuß war eS gelungen, für diese werbende Anlage sofort Geld zu bekommen. Die Gemeindevertretung gab hierzu ihr« Ge- nehmigung. Ferner wurde beschlossen, einige Rachbargrundstücke deZ Gasanstaltsgrundstückes anzukaufen. Hohen- Schönhause». AuS der Gemeindevertretrrsitzung. Ein Beitrag von 153 M. zu einer Stiftung aus Anlaß des Regierungsjubiläums des Deutschen Kaisers wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokraten an- genommen. Die durch die erfolgten Einsprüche vorläufig nicht in Kraft tretende Beitragsordnung für Kanalisationsabgaben macht eine Gebührenerhebung notwendig. Mt S Proz. Kanalisationsgebühren hofft man auszukommen. Doch wird das nur dadurch ermöglicht, weil die allgemeine Steuerkasie 22 533 M. zuschießt. Von bürger« licher Seite wurde, da die Gebühren nur vom bebauten Grundbesitz erhoben werden können, angeregt. daS unbebaute Bauland durch Er- böhung der Grundwertsteuer mit zu den Kosten heranzuziehen. Unsere Genossen unterstützten die Anregung. Den Hausbesitzern sollen nach Erledigung der Einsprüche 6 Proz. der Gebühren zurück- erstattet werden, jedoch nur so weit, als der Nutzertrag eines HaufcS nicht unter 1530 M. ausmacht. Genosse Thiele trat dem entgegen. Wenn schon den HauS- besitzern Kosten zurückerstattet werden sollen, dann dürften die kleine» Hausbesitzer nicht übergangen werden. Genosse Oberweyer beleuchtete das reaktionäre Treiben der Grundbesitzer, die mit ihrer Forderung— der Gemeindesäckel hätte den Ausbau der Kanalisation zu bezablen— den gesamten Steuerzahlern rund 770 000 M. aufbürden möchten. Kaulsdorf . In der Generalversammlung des Bahlverein« erstattete der Vor- sitzende, Genosse Arnold, den Tätigkeitsbericht, der sich auf S Monate erstreckt. In dieser Zeit fanden 7 ordentliche und eine außerordent- liche Mitgliederversammlung statt. Außerdem wurden 2 Flugblatt- und 4„Fackel"-Verbreitungen in Hönow vorgenommen. Der Besuch der Verlammlungen sowie die Beteiligung an den Flugblatt- Verbreitungen ließ vielfach zu wünschen übrig. Die Wabl der Be- zirkSleitung hatte folgende» Ergebnis: Lamla erster, Beyer zweiter Vorsitzender. Seyfert Kassierer, Hübner Schriftführer. Di« bisherigen Beisitzer und Revisoren wurden wiedergewählt. Die Landagitation liegt in den Händen der Genossen Arld und Jhschke, den Jugend- ausschuß bilden die Genossen Reich, Reetz und Himpel jun. Der Kassenbericht sowie der Bericht des Genossen Schmidt aus der Ge- meindevertretung sollen in der nächsten Mitgliederversammlung er- stattet werden. Die Maifeier soll durch eine nachmittags 2 Uhr in Mahlsdorf bei Linke stattfindende Versammlung begangen werden. Die Genossen treffen sich zum gemeinsamen Abmarsch bei Bobey, Hönower Straße. Von der Veranstaltung eine» Vergnügen» wurde Abstand genommen. Statt dessen vereinigen sich die Genossen noch Schluß der Versammlung zu einem gemütlichen Beisammensein im Lokale deS Genossen Wolff.Zum wilden Eber". Genosse Seyfert berichtete au» der vorletzten Kreiskonferenz u. a.. daß vom 7. April ab die langersehnte MontagSauSgabe de».Vorwärts" erscheint. Mit der Mahnung an die Genossen, mehr wie bisher namentlich in An- betracht der kommenden LandtagSwahl ihre Pflicht zu tun, schloß Genosse Arnold die Versammlung. Eue der frauenbewegung. Die PflichtsortbildungSschuIe für Mädchen. Als späte Frucht der GewcrbeordnungSnovelle vom Jahre 1311 beginnt laut Beschluß der Stadtverordnetenversammlung vom 28. November 1912 am 1. April 1913 die FortbildungSschulpflicht für junge Mädchen. Leider aber nicht für allel Denn einmal sind die„höheren Töchter", denen die Wohlhabenheit ihrer Eltern die neunklassige höhere Mädchenschule öffnet, von ihrem Besuch bc» freit, andererseits sind auch leider nicht einmal alle auS der Ge- meindeschula hervorgehenden jungen Ilädchen zum Besuch der Fort- bildungtschule verpflichtet. Diese Verpflichtung erstreckt sich nur auf alle im gewerblichen und kaufmännischen Berufe stehenden Ar- beilerinnen. obne Unterschied, ob sie die Absicht haben, einen be- stimmten Beruf zu erlernen oder als ungelernte Arbeiterin tätig zu sein. Nicht verpflichtet zum Besuch der Fortbildungs- schule sind die Dienstmädchen, ferner die H c i in a r b c i t e- rinnen und die sogenannten Haustöchter, diejenigen Mäd- che», welche vorerst oder überhaupt«inen Beruf nicht ergreifen. Lnjeratenteil veranlw.: kh. Glocke, Berlin . Druck».Verlag: vorwärt« '_ Welch ungeheuren Nachteil gerade die jugendlichen Dienst» mädchen hierbei erleiden, geht heroor aus der Eingabe, die der Zentralvcrband der Hausangestellten zu Berlin an den Magistrat richtete. Danach waren nach der letzten Beruf?» zählung vom Jahre 1937 53 333 Dienstboten in Berlin in Stellung» davon 81 Kinder unter 14 Jahren, 2862 Jugendliche von 14 bis 16 Jabrcn und 6229 Jugendliche von 16 bis 18 Jahren, also über 9333 junge Mädchen, die einer allgemeinen und berufsmäßige» Ausbildung um so mehr bedürfen, als sie häufig von völlig un- genügenden Landschulen nach den Großstädten in Dienst gehen und iede Möglichkeit einer Weiterbildung, wenn ein gesetzlicher Zwang nicht besteht, für alle Dienstmädchen durch ihre ArbeitSvcrhält- nisse vollständig ausgeschlossen ist.— Nicht viel besser sind die Haustöchter dran, bei denen der Besuch der FortbfldungS- schule keinem Zwang unterliegt. Manche von ihnen sind srob. der lästigen Schulpflicht entronnen zu sein und besuchen die Fort- bildungSschula freiwillig nicht. Andere— und es sind deren nicht wenige— würden sehr gern die Gelegenheit wahrnehmen, sich Kenntnisse anzueignen, die ihnen später Nutzen bringen können— doch sind die Eltern nicht in der Lage, das Schulgeld für den Besuch der Wahlfortoildungsschule zu zahlen. Bon den Pflichtfortbildungsschülerinnen wird ein Schulgeld nicht erhoben, doch alle diejenigen, welche zum Besuch der Fort- bildungsschule nicht verpflichtet sind, können nur in Wahlfort- bildungsschulen Aufnahme finden, wo das Schulgeld je nach der Art de» belegten Kursus schwankt zwischen 2 bis 6 M. pro Halb- jähr und Kursus. Daß gerade lugen dlichc Hausangestellte. selbst wenn sie von einer einsichtsvollen Herrschast die Erlaubnis zum Besuch der Schule erhielten, nicht in der Lage sind, diese Mittel aufzubringen, ist bei den Löhnen, wie sie junge Dienst- mädcheil durchwegs erhalten, ohne weiteres klar. Die Ausdehnung der Fortbildungs schul- Pflicht auf alle die Gcincmdeschule verlassenden jungen Mädchen hätte ganz gewiß dem Beruf der Hausangestellten viele neue Kräfte zugeführt; so werden sich gerade die strcbi'amsten und besten mebr noch wie bisher von ihm abwenden, weil er ihnen nicht ein- mal den Borteil einer unentgeltlichen Weiter- und Ausbildung gewährt. Ebenso ist zu bedauern, daß nach dem Berliner Ortsstatut all« vor dem 1. Oktober 1898 geborenen Mädchen vom Besuch der Fortbildungsschule befreit bleiben. Es wäre hier ein Zwang auf alle zurzeit noch nicht 18 jährigen jungen Mädchen in ihrem Interesse sehr zu begrüßen gewesen. Immerhin ist allen Mädchen, die das 18. Jahr noch nicht erreicht haben, zu empfeblen. sich bei der in ihrem Bezirk gelegenen Pflichtfortbildungsschule unter ge- nauer Angabc von Alter und Beruf zu melden und unentgeltliche Zulassung zur städtischen Pflicht« fortbildungs schule zu beantragen. Gesuche wer- den. soweit nur möglich, berücksichtigt werden! Der Unterricht ist so geregelt, daß bei den einem festen Berufe angehörigen Arbeiterinnen drei Viertel deS Unterrichts auf die berufliche und ein Viertel auf die Hauswirtschaft- liche Ausbildung entfällt, indes bei den ohne festen Beruf arbeitenden Mädchen der Unterricht in zwei gleiche Hälften sich teflt. Im übrigen sind die Bedingungen ganz die gleichen, wie bei den männlichen Fortbildungsschülern, nur mit der Einschränkung, daß der Unterricht für Mädchen in die Zeit bis 7 Uhr abends fallen muß. indes cr für Jünglinge ausnahmsweise auch bis 8 Uhr abends stattfinden kann; Sonntags darf überhaupt kein Unterricht erteilt werden. Gegen die Einführung des Hauswirtschaft- lichen Unterrichts wendeten sich sowohl kaufmännische wie gewerbliche Vereine mit der Begründung, daß dieS eine Beeinträchtigung der beruflichen Ausbildung und damit eine Benach- teiligung der jugendlichen Arbeiterinnen und Angestellten gegen- über ihren männlichen Kollegen sei. Da aber die jugendliche Proletarierin nickt nur lebenslang AuSbcutungsobjekt bleiben, sondern auck Hausfrau werden will. kann sie diesen Unterricht in der Fortbildungsschule durchaus nickte entbehren, solange ihr nicht in anderer Form und an anderer; Stelle«ine gründliche hauswirtschastlicke Unterweisung zuteil wird."'" Wenn der freisinnige.«Stadtverordnete Cassel von den jungen Mädchen erwartet, daß sie.„trotzdem ein Viertel der Zeit auf den hauswirtschaftlichen Unterricht verteilt wird, durck doppelten Eiser in der Berufsbildung das Manko von Zeit ersetzen werden. daS allerdings vorhanden ist", so liegt zu diesem„doppelten Eifer", der gleichbedeutend ist mit einer Ucberanstrenguna der im EntWicke. lungSalter befindlichen jungen Mädchen nicht die geringste Vera»- lassung vor. Mögen die Herren Unternebmcr für eine gründliche Berufs- auSbildung ihrer jugendlichen männlichen und weiblichen Lehrlinge Sorge tragen. Aufgabe der Fortbildungsschule ist, die allgemeinen Kenninisse der Jugendlichen zu fördern, die Lücken anSzusüllen, die die Volksschule gelassen Hai, und dazu ge- hört für die Mädchen auch der praktische und wissenschaftliche HauS- wirtschaftliche Unterricht.__ Jugendveranstaltuugea. Pankow . Nieder< Schö»Hausen. Die Arbeiterjugend non Pankow « Nieder-Schönhausen veranstaltet am Sonntag, den 23. März(l. Osteriag), einen Autflug nach AdlerSbos. Köpenick , Müggelbergc. verbunden mit Öfter- eiersuchen. Trefivunkt pünktlich srüh 7 Uhr Pankower Kirche, von dort mit der Siemens. Bahn nach Bahnhos Friebrichstrasie. Nachzügler trefien sich 8'/) Uhr im Jugendheim Adlectbof. Kocher und Liederbücher nicht ner« gehen. Die Arbeiterichaft von Ponkow.Nieder-Schönhausen wird gebeten, die Lehrling« und jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen aus diese Beranstaltung ausmcrlsam zu machen. Tegel . Die Arbeiterjugend von Tegel , Borsigwalde und„Freie Scholle" unternimmt am Karfreitag eine Partie nach Dermsdorf— Blrkenwerder— Bernau. Fahrgeld für Jugendliche 23 Pf. Treffpunkt stütz 7 Uhr an der Endstation. lSäste sind willkommen. Am t. Osterseiertag um 1 Uhr Treff« Punkt mit Angehörigen im Juqendkeim zum Ostereierfuchen bei Schulzen- darf. Nachdem in Hennigsdorf Kaffeeiochen. Lankwitz . Am Freitag, den 21- März, abend» 8 Uhr. findet im Lokal von Schulz, Mühlenstr. 21, ein Bortrag des Genossen Neumann über Berg- bau. Kohle und Erz bei sreiem Eintritt statt. Jugendliche und Erwachsene find willkommen.________ Arbetter-Wauderbund„Die Naturfreunde". Sitz verlin. Wander- sabrten am 2l. d. M.: I. Friedrichshaaen—Krummelanie— Grünau. Abfahrt Schlesischer Bahnhos 7�- Ilhr vorm. II. Kaulsdorf — Köpenick . Abf. Schief. Bahnb. 2"- Uhr nachm.—- Wanderfahrten am Sonntag, den 33. d. Ml».: I. Rangsdorf — Throw. Abf. Potsd. Babnh. 6" vorm. ll. Lehnitz— Nasien- h cid«. Abf. Stettincr Borortbahnhos 6" vorm. III. Eichwaldc— Müggel- heim— Küpenick. Abs. yörl. Bahnh. I«" nachm. Arbeiter- Touristenverein�„Tie Naturfreunde". Ortsgruppe Berlin . Wanderungen an den Osterseicrtaaen. I. Pom 28. bis 24. März durch die sächfischc Schweiz . Dresden . Wehlen , Schandau , Schrammsteiu. tebiet. Prcbifchtor. HcrrnSkrey'chcn, Bodenbach . Abfahrt nach Dresden am ionnerStag nachtS 12 Ubr vom Anh. Bahnhof<4. Kl.). II. Pom 28. bis 22. März. 1. Tag: Schwedt a. O., Tal der Liebe, Königsberg t. d. N-M.; 2. Tag: Mohrin. Schlippetal, Zäckerick: 3. Tag: Zäckerick — Wrcezen a. d. O. Abfahrt nach Schwedt a. O. am 23. März vom Stettmer Bahnhof früh 2" (4. Klaffe)._ WttterungSüberficht vom 19. März 1913. i /ooi*p iiromg u i 1 i I Wetterprognose für Tonnerstag, den 29. Marz 1913. Zunächst etwas wärmer, vorwiegend trübe mit Niederschlägen und starken südwestlichen Winden: nachher wieder zeitweise aufklarend und neue Abkühlung.________ vuchdruckerei u. verlagScmsstflt Paul Singer u. Co.. Berlin
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